Robert Musil - Die Verwirrungen des Zöglings Törless

 

In diesem Roman liegt das Hauptaugenmerk auf dem Institutszögling Törless, einem Jungen aus gutbürgerlicher Familie, sensibel, intelligent, zu passiver Melancholie neigend, ausgestattet vor allem mit einem "Talent des Staunens". Er agiert nicht, sondern ist scheinbar unbeteiligter Beobachter der Ereignisse um ihn her, ohne sich zunächst Klarheit über deren allgemeinere Zusammenhänge zu verschaffen.

Törless' Verlassenheit und Neugier treiben ihn neuen Freunden und Bekanntschaften zu. Er hat Umgang mit Beineberg, der in den Quälereien Basinis seinen Hang zu fernöstlicher Schwärmerei adäquat umsetzen zu können meint. Dann gibt es noch Reiting, der Menschen der Gewalt, der bewußt Konflikte innerhalb der Klasse schürt, um Anlässe zur skrupellosen Auslebung seiner Triebe zu erhalten. Basini, das Objekt der Grausamkeiten, ist selbst keineswegs frei von perversen und masochistischen Veranlagungen. Bei einer Gelegenheit verführt er Törless sexuell, ergibt sich ansonsten jedoch schweigend und ohne jegliche Gegenwehr in seine Leiden.

Als Törless dann den Folterungen Basinis beiwohnt, konzentriert sich sein Interesse in fast unpersönlicher, abstrakt anmutender Weise auf die Zwiespältigkeit des menschlichen Wesens schlechthin. Am Beispiel Basinis, der von einer Stunde auf die andere unvollstellbarsten Demütigungen ausgesetzt ist, erkennt Törless die unheimliche Macht der alltäglichen Umstände. Diese scheinen letztlich dafür verantwortlich zu sein, ob die Normalität im Sinne der gewohnten Lebensabläufe erhalten bleibt oder ob die im Verborgenen stets vorhandenen Wirbel unvereinbarer Gegensätze hervorgekehrt werden.

Am Ende des Romans faßt Törless die lapidare resignative Äußerung, die ins Ungeheuerliche zielende Bedeutung: "Alles geschieht: Das ist die ganze Wahrheit."

 

Meine Gedanken

 

Dieser Roman ist alles andere als leicht zu lesen; man muß sich zuerst in die Denk- und Sprachweise des beginnenden 20. Jahrhunderts hinein versetzen.

Über die Pubertät sind schon viele Bücher geschrieben worden, doch dies ist eines der anspruchvollsten, die ich je gelesen habe.
Man sollte sich viel Zeit dafür nehmen und Ruhe haben.

Aber alles in allem kann ich dieses Buch nur weiter empfehlen - vor allem, wenn man etwas "schwerere Kost" bevorzugt.

 

Der Autor

 

Robert Musil wurde 1880 in Klagenfurt geboren und starb 1942 in Genf. An dem oben beschriebenen Roman beginnt er 1902 "aus Langeweile" zu arbeiten, um ihn 1905 zu beenden. er studierte Philosophie, Physik und Mathematik, arbeitet als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitschriften. Seine Bücher waren unter der Naziherrschaft verboten.

 


   

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