Gabriel Garcia Marquez - Hundert Jahre Einsamkeit

 

Eine Blutspur zieht sich quer durch Macondo vom sterbenden Sohn bis zu seiner Mutter; ein unauslöschliches Aschenkreuz zeichnet die Stirn der Menschen, die einem politischen Mord zum Opfer fallen werden; ein geisterhafter Zug durchfährt den nächtlichen Ort, voller Leichen der tags zuvor auf offenem Platz erschossenen streikenden Arbeiter, die nun "wie Abfallbananen ins Meer geworfen" werden sollen und von denen schon am nächsten Morgen niemand mehr wissen will, dass es sie je gegeben hat.

Wie in den Bildern, so spiegelt sich auch in den immer wiederkehrenden Familieneigenschaften der Sippe Buendia all das, was Gabriel Garcia Marquez für die besondere Gefährdung seines Weltteils hält: zerstörerische Lethargie, wahnhafte Übersteigerung, menschenverachtende Gewalt, blinde Verfallenheit, sei es an Liebe oder Kampf.

Am folgerichtigsten wird das Scheitern des Rebellenobersten Aureliano gestaltet, an der sinnentleerten Steigerung und Verselbständigung seines Kampfwillens und an der Entwertung der Ziele: Nach zweiunddreißig Bürgerkriegen erkennt er, dass der blutige Kampf um Fassaden gegangen ist, nicht um den Bau einer neuen, lebenswerten Gesellschaft:"Wir haben gekämpft, damit man unsere Häuser nicht blau anpinselt."

Auf den ersten Blick mag es fatalistisch erscheinen, wenn sich die Familiengeschichte der Buendia am Ende als das Nachleben von Ereignissen enthüllt, die ein Zigeuner hundert Jahre zuvor aufgezeichnet hatte. Doch die Bilder des Romans lassen sich nur im Zusammenhang richtet deuten. Der Sturm, der dem stagnierenden Dasein Macondos ein Ende macht und es, zusammen mit dem vorherbestimmenden Manuskript des Zigeuners, aus und Zeit und Raum hinwegfegt, ist kein Bild der Resignation, sondern des Zorns der Befreiung.

Die zu "hundert Jahren Einsamkeit verdammten Sippen" bekommen "keine zweite Chance". Aber wird damit nicht auch der Herrschaft des Fatums, dem sie nichts entgegenzusetzen hatte, das Ende angesagt?

Der Schluß des Romans kann als Herausforderung gelesen werden.

 

Meine Gedanken

 

Ich habe einige Zeit gebraucht, um erstens dieses Buch zu Ende zu lesen und zweitens, es zu verstehen. Aber als ich begann, mich mit der Materie auseinander zu setzen, wurde es für mich zu einem wunderbaren Roman der "Offenbarung". Spannend (nicht nach den heutigen Maßstäben), und vor allem ein Ende, das man in dieser Form nicht wirklich erwartet hätte.

Zum Lesen dieses Schmökers braucht man viel Zeit und einen ungestörten Platz. Wenn man nach einer Weile nicht mehr weiter kann, weil es einem vielleicht zu langweilig wird - liegen lassen, ein paar Nächte drüber schlafen und dann weiter lesen.Es lohnt sich auf jeden Fall.

 

Der Autor

 

Gabriel Garcia Marquez wurde 1928 als Ältester von 16 Geschwistern in Kolumbien geboren. Nach der Schulzeit begann er - äußerst lustlos - Jus zu studieren und beginnt zeitgleich für Zeitungen zu schreiben.  1951 beendet er seinen ersten Roman "Laubsturm", für den er zunächst keinen Verleger findet. 1958 heiratet er seine Jugendliebe Mercedes, mit der er später zwei Söhne bekommt. 1961 erhält er den ersten Preis in einem Literaturwettbewerb für den Roman "Die böse Stunde".

Erst 1965/66 kommt GGM zu Weltruhm. Sein Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" erscheint und erreicht in den ersten beiden Jahren zwölf Auflagen. Weltweit wurden inzwischen über 30 Millionen Exemplare verkauft. Immer wieder schenkt er der venezolanischen Bewegung für Sozialismus (MAS) Teile seiner Honorare. 1981 muß er Kolumbien wegen politischer Verdächtigungen verlassen. 1982 erhält er den Nobelpreis für Literatur. 1986 erscheint "Die Liebe in Zeiten der Cholera"; von dem 15.000 Exemplare am Hafen von Valparaiso beschlagnahmt und verbrannt werden. 1986 gründet er auf Kuba die "Internationale Schule für Kino und Fernsehen".

 

 


   

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