Aldous Huxley - Schöne neue Welt

 

"Heutzutage ist jeder glücklich"

 

Die Geschichte wurde aus dem Bewußtsein der Menschheit getilgt - wer über Shakespeare, Mütter und Väter, Geburt und ähnliches spricht, wird unweigerlich als seltsam, ja gefährlich, angesehen.

Die heutigen Menschen werden nicht geboren - sie werden entkorkt, nachdem sie künstlich gezeugt wurden. Schon in der Fetalphase werden sie geprägt - soll der Fötus ein Alpha-Mensch werden, wird er z.B. mit extra Sauerstoff und besonderer Nahrung versorgt. Oder ist er zum Epsilon-Kretin prädestiniert: dann wird er z.B. in Alkohol getränkt und es mangelt ihm an Sauerstoff. In der Kindheit beherrschen auch weiterhin Normung und Schlafschulen das Leben der Kleinen.

Während man billige Arbeitssklaven - Gammas, Deltas oder gar Epsilons - braucht, die kaum über Eigenbestimmung bzw. eigenes Denken verfügen, muss man den Alpha-Menschen ein hohes Mass an Intellekt und Individualität mitgeben - und bei diesem Maß gibt es unkontrollierbare Schwankungsbreiten.

Gefährlich schlägt das Pendel bei dem Werbetexter Helmholtz aus, der sein Problem auf den Punkt bringt: "Kann man etwas über nichts sagen?"

Auch Sigmund Marx denkt ähnlich, der sich wegen eines Fehlers während der Aufzucht ebenfalls ausgeschlossen und unverstanden fühlt.

Dann treffen sie auf einen Wilden, der sein Dasein einem Planungsfehler verdankt, der als einziger die "altmodische" Individualgeschichte mit Mutterbindung, Ödipuskomplex, Pubertät und Randgruppenproblemen hat.

Aber auch der Wilde ist Opfer einer - selbst vorgenommenen - Konditionierung. Wo den Neuweltlern ein früh suggerierter Slogan einfällt, zitiert er Shakespeare, dessen Worte ihm Norm sind. Dabei selektiert er verhängnisvoll. Und er beharrt auf seiner Vorstellung von unwandelbaren Gefühlen und ewigen Werten; dabei ist er nicht weniger geschichtsblind als die neue Welt. 

Er reagiert - mit der Realität menschlicher Beziehungen konfrontiert - verstört und lieblos: Unbarmherzig gegen seine sterbende Mutter, die nicht nach seiner Vorstellung erbaulich stirbt. Und grausam gegen Lenina in ihrer unschuldigen Promiskuität.

Wenn der Wilde scheitert, ist er nicht Oper der neuen Welt, sondern falsch verstandender Ideale der Alten.

 

Meine Gedanken

 

Einer der besten utopischen Romane die ich jemals gelesen habe. Eindringlich, teilweise erschütternd. Die unvorstellbarsten Dinge werden mit einer Selbstverständlichkeit geschildert, dass man sich selbst schon in dieser "schönen neuen Welt" wähnt. Man kann sich in jede einzelne Person ohne Probleme hinein versetzen, die Landschaft ist in gut vorstellbaren, einfachen Bildern geschildert.

Dieser Roman gehört auf jeden Fall zur Weltliteratur und sollte von jedem einmal gelesen werden.

 

Der Autor

 

Aldous Huxley wird 1894 inSurrey/GB geboren. Die Eltern sind Pädagogen und er erhält die traditionelle Erziehung der Oberschicht. Später studiert er in Frankreich, Deutschland und England; danach ist er für kurze Zeit Lehrer in Eton. Danach arbeitet er bei verschiedenen Zeitschriften und verfaßt Werbetexte.

Seit 1937 wohnt er in den USA, doch sein Einbürgerungsgesuch wird nicht genehmigt, da er nicht bereit ist, seine Ablehnung jeder Art des Kriegsdienstes mit religiösen Überzeugungen zu begründen. Er stirbt nach langem Krebsleiden 1963 in Los Angeles.

 


   

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