Der Mars - schon immer im Gespräch !


Der Mars - eine neue Heimat ?

Der Mars entstand - wie die Erde - vor etwa viereinhalb Milliarden Jahren. Seine Frühzeit war geprägt von vulkanischer Aktivität. Zudem scheint es auf dem Planeten einst sehr viel Wasser gegeben zu haben. Nach Ansicht mancher Marsforscher reichte die Menge aus, um ganze Ozeane zu füllen. Im Laufe der Jahrmillionen ist das Wasser jedoch verschwunden. Ein Teil dürfte sich in den Weltraum verflüchtigt haben. Die Ursache dafür ist die geringe Anziehungskraft des Mars: sie beträgt nur etwa ein Drittel der irdischen Schwerkraft.

Die Sonde Mariner 4 funkte 1965 erste Bilder - und der Mars war wüst und leer.
Erst weitere Missionen liefern Indizien, dass es hier früher Wasser gab - Strukturen, die an ausgetrocknete Flusstäler erinnern. Einmal mehr taucht die Frage auf, ob auf dem Mars einst Leben entstanden sein könnte. Mögliche Hinweise finden sich an unerwarteter Stelle.

Die Antarktis gilt als letzter "weißer Fleck" der Erde. Aber sie bietet nicht nur extremes Klima und Naturwunder. Forscher entdeckten hier in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche fremdartige Objekte. Meteoriten aus Metall und Gestein, die aus dem Weltall stammen und irgendwann auf die Erde stürzten. Auf den Eisflächen sind die dunklen Brocken leicht auszumachen.

Im Labor werden die Meteoriten aus dem ewigen Eis untersucht. Es stellt sich heraus, dass einige nicht aus den Tiefen des Alls stammen - sondern vom Mars. Durch kosmische Einschläge vom Planeten losgesprengt, gelangte das Marsgestein schließlich auf die Erde.

1996 behaupten NASA-Forscher, sie hätten in einem der Marsbrocken Spuren einfachster Lebensformen gefunden. Doch diese Frage ist umstritten - und lässt sich wohl nur an Ort und Stelle klären. Da trifft es sich gut, dass derzeit Erde und Mars einander so nahe kommen wie noch nie in der Geschichte der Menschheit: ein Starttermin für Marsmissionen, wie er günstiger nicht sein könnte.

2. Juni 2003 - vom Raumfahrtbahnhof Baikonur in Kasachstan startet die Sonde "Mars Express" ins All. Die erste europäische Mission zum Roten Planeten hat begonnen. Vom Beginn der Planung bis zum Start von "Mars Express" vergingen nur sechs Jahre.

Der Name ist Programm: durch die derzeit besonders geringe Entfernung zwischen Erde und Mars verkürzt sich der Flug auf etwa sechs Monate oder rund 400 Millionen Kilometer. Bemerkenswert dabei: die gesamte Mission wird von einem Österreicher geleitet.

Rudolf Schmidt, Projektleiter "Mars Express": "Als Projektleiter werde ich Schweißhände haben, um zu sehen, ob alles so erfolgreich vor sich geht, wie es geplant ist. Und als ehemaliger Wissenschafter - oder vielleicht auch als Normalverbraucher - möchte ich eine Antwort auf die Frage hören: Gibt es Leben außerhalb der Erde? Oder umgekehrt formuliert - sind wir allein im Weltraum?"

Kurz vor dem Ziel koppelt eine kleine Kapsel namens "Beagle" von der Hauptsonde ab - und rast der Marsoberfläche entgegen. Fallschirme bremsen den Sturz der Forschungssonde. Der "High Tech-Spürhund" Beagle soll auf dem Mars nach Anzeichen von Leben fahnden. Bei der Landung kommen große Airbags zum Einsatz. Sie sollen den Aufprall auf die Planetenoberfläche soweit dämpfen, dass der weit gereiste Kundschafter diese kritische Situation unbeschadet übersteht. Aber erst wenn sich die Sonde vom Mars meldet, wissen die Techniker und Ingenieure: "The Beagle has landed".

Rudolf Schmidt, Projektleiter "Mars Express": "Die Landung ist der riskanteste Teil der Mission. Wir haben versucht, das mit allen möglichen Computersimulationen zu überprüfen. Wir haben die Airbags in einem großen Testzentrum in Amerika getestet - es sind die gleichen Airbags, die die NASA verwendet. Aber es ist tatsächlich so, dass die Landung ein stressreicher Teil wird - und das zu Weihnachten. Also, Landung und Rückmeldung von Beagle "ich bin bereit zur Messung" - das könnte das schönste Weihnachtsgeschenk werden."

Wenn alles gut geht, entfaltet Beagle zielstrebig seine Aktivitäten. Solarzellen versorgen die kleine Sonde von nicht einmal einem Meter Durchmesser mit Energie.
Ein Teleskoparm trägt mehrere wissenschaftliche Instrumente. Stereokameras liefern dreidimensionale Bilder der Umgebung. Zudem hat Beagle ein Mini-Chemielabor an Bord, das an Ort und Stelle nach Spuren von Leben fahnden soll.

Das wichtigste Gerät jedoch ist "Pluto" - ein eigens entwickelter Spezialbohrer, der Proben der "Marserde" sammeln soll. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Bohrer mit seinem sperrigen Gestänge dreht sich Pluto nicht etwa in den Untergrund. Wie der Labortest zeigt, hämmert ein Gewicht in seinem Inneren diesen "mechanischen Maulwurf" in den Boden. Anschließend wird die gewonnene Probe freigegeben.

Unter Steinen soll der Marsboden noch seine ursprüngliche Zusammensetzung aufweisen. Auf freien Flächen hingegen wurde er chemisch verändert - durch kosmische Strahlung und die Atmosphäre, die zu 95 Prozent aus Kohlendioxid besteht.

Die Bodenproben werden in Beagles Chemielabor langsam erhitzt und die dabei freigesetzten Gase analysiert. Sollte bei etwa 100 Grad Methan darunter sein, so wäre dies ein deutliches Indiz für biologische Substanzen.

Rudolf Schmidt, Projektleiter "Mars Express": "Wenn man also Methangas findet, und mit dem Mikroskop noch ein Bild machen könnte von einem Gegenstand, der wie eine Lebensform auf der Erde aussieht - dann hätten wir wohl den überzeugenden Beweis, dass es auf dem Mars Leben gibt."

Der Mars bietet spektakuläre Landschaften: Valles Marineris - ein gewaltiger Canyon, 4.000 Kilometer lang und mehrere Kilometer tief.
Die Tharsis-Ebene ist geprägt von gigantischen Vulkanen, darunter Olympus Mons - der höchste Berg im Sonnensystem ist dreimal so hoch wie der Mount Everest.

Die Oberfläche des Planeten entspricht etwa der Fläche der irdischen Kontinente. Der Landeplatz von Beagle wurde daher sorgfältig ausgesucht, denn die Sonde ist nicht mobil - ihr "Einzugsgebiet" beträgt nur wenige Meter im Umkreis. Und so werden die Wissenschafter wohl auch eine gehörige Portion Glück brauchen.

Rudolf Schmidt, Projektleiter "Mars Express": "Stellen Sie sich vor, Außerirdische landen auf der Erde, und sie landen in der Sahara. Also - es ist unwahrscheinlich, dass man in der Sahara Leben finden kann, wenn man zwischen den Dünen landet. Hätte man sich eine Wasserstelle ausgesucht in der Sahara, hätte man auch Leben gefunden. Die Schlussfolgerung ist: vermutlich wird man mit der ersten oder mit einer einzigen Landung kein positives Resultat bekommen können. Umso größer wäre daher der Überraschungseffekt, wenn es tatsächlich bei der ersten Landung funktioniert."

Der Mars ist ein Wüstenplanet - staubtrocken und eiskalt. Selbst am Äquator beträgt die Durchschnittstemperatur minus 50 Grad. Sollte Beagle hier tatsächlich auch nur einfachste Lebensformen ausfindig machen - es wäre wohl die wichtigste Entdeckung in der Geschichte der Menschheit.

Rudolf Schmidt, Projektleiter "Mars Express": "Jeder - oder fast jeder - erwartet, dass es irgendwo im Weltraum Leben gibt. Aber dann plötzlich die Gewissheit zu haben: man hat die Messung gemacht, man hat ein positives Resultat, und es gibt Leben - das hat für mich unabsehbare Konsequenzen. Und ich kann mir eigentlich im Augenblick diese Konsequenzen gar nicht richtig vorstellen - vielleicht auch, weil ich dieses Ergebnis gar nicht erwarten kann, weil es so überraschend sein wird."

Weniger überraschend wäre es, sollte die Hauptsonde "Mars Express" bei ihrer Wassersuche aus dem Orbit erfolgreich sein. Ein Radarsystem durchleuchtet den Marsuntergrund bis zu vier Kilometer tief nach Wasservorkommen, die dort vermutet werden - Hinweise darauf hat bereits eine andere Mission geliefert.

Im April 2001 startet die amerikanische Weltraumbehörde NASA ihre Sonde "Mars Odyssey" zu unserem Nachbarplaneten. Die Messgeräte von "Odyssey" registrieren Wasserstoffatome im Marsboden - die Forscher halten das für Eisvorkommen.
Mögliche feuchte Regionen der Marskruste sind blau dargestellt. Solche Falschfarbenbilder liefern spezielle Informationen - aber keine naturgetreue Ablichtung des Roten Planeten.

Für "Mars Express" wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin eine Superkamera entwickelt. Die Forscher setzen sie einem Wechselbad aus. Simuliert wird die Hitze der Sonneneinstrahlung, ebenso wie die Eiseskälte des Weltraums - während der Mission treten Temperaturunterschiede von 300 Grad auf. Die neue Kamera soll schärfere Bilder des Mars liefern als je zuvor - und das in Farbe und 3D.

Am Himmel über Berlin wird sie vom Flugzeug aus getestet. Das Ergebnis: vom Brandenburger Tor den Boulevard "Unter den Linden" entlang, werden bereits beim ersten Überflug alle Bauwerke exakt und wirklichkeitsgetreu dargestellt - bis hinunter zu den Gehsteigen.

Einmal in der Umlaufbahn um den Mars, wird die Kamera erstmals dreidimensionale, echte Farbfotos von seiner Oberfläche machen - und das bis auf zwei Meter genau.
In regelmäßigen Abständen soll "Mars Express" die gewaltigen Datenmengen zur Erde funken.

An der Technischen Universität Wien macht man sich ein neues Bild vom Roten Planeten. Die Wissenschafter können sogar Marsaufnahmen bisheriger NASA-Missionen deutlich verbessern. Grundlage ist eine Software, die normalerweise Geländemodelle der Erde erstellt.

Valles Marineris füllt sich auf Knopfdruck mit Wasser. Die Grafik basiert auf Höhenmessungen mittels Laserstrahlen. Aus den Daten entstehen im Rechner dreidimensionale Bilder des Mars - digitale Modelle können echte Fotos jedoch nicht ersetzen.

Die Wiener Experten haben eine Datenbank entwickelt, in der alle künftigen "Mars Express"-Fotos gespeichert werden. Sie dient als weltweite Drehscheibe: Wissenschafter können über die TU Wien direkt auf den Mars zugreifen.
Dem Computer entspringen Marslandschaften mit Flüssen, Seen, ja sogar Ozeanen. Die Vorstellung einer "zweiten Erde" beflügelt die Fantasie. Schon die erste "richtige" Marsmission sollte nach Wasser suchen - und nach Leben.

20. Juli 1976: Forscher der NASA fiebern der Landung von "Viking 1" entgegen.
Es wäre die erste erfolgreiche Landung einer Sonde auf dem Mars - und so recht weiß niemand, was Viking dort erwartet. Die verantwortlichen Wissenschafter durchleben bange Momente. - Aber schließlich ist es soweit. Viking sollte zu einem Meilenstein in der Erforschung des Mars werden.

Zu einer Zeit, als der Begriff "High Tech" eher unbekannt und der "Personal Computer" noch ein Wunschtraum ist, entwickeln NASA-Ingenieure bereits Apparate, die Hunderte Millionen Kilometer weit durchs All fliegen und sicher auf einem anderen Planeten landen. Viking 1 und 2 sollen nach Marsbewohnern Ausschau halten. Soviel ist sicher: es geht nicht um "kleine grüne Männchen", sondern um Mikroorganismen. Bodenproben werden an Bord analysiert. Dann die Sensation: drei verschiedene Experimente melden biologische Aktivität - die Forscher sind perplex.

Zugleich findet ein weiteres Experiment keine Spur organischer Materie - ein Widerspruch. Am Ende scheint klar, dass die vermeintlich biologischen Vorgänge wohl geochemische Prozesse sind. In Windeseile verbreitet sich die Neuigkeit. Die Frage bleibt: was ist Leben?

Rudolf Schmidt, Projektleiter "Mars Express": "Wenn wir zum Mars fliegen, dann gehen wir im wesentlichen davon aus, dass dort Lebensformen vorkommen, wie wir sie gewohnt sind - und wir suchen danach. Sollten wir in hundert, in tausend Jahren woanders hin fliegen, dann ist es durchaus denkbar, dass wir uns auf völlig andere Lebensformen einstellen müssen und entsprechende Messgeräte mitnehmen müssen. Aber um diese Messgeräte zu entwickeln, muss man irgend eine Idee haben, was man erwartet - und diese Frage ist natürlich völlig offen."

Offen bleibt auch, ob es auf dem Mars nicht vielleicht doch Leben gibt, wie wir es kennen. Mit der "Pathfinder"-Sonde begann 1997 eine neue Phase in der Marsforschung. So erfolgreich diese Mission auch war: sie diente lediglich als Test für neue Technologien - etwa die erste Landung per Airbag. Aber weder Pathfinder selbst, noch der kleine Rover, der die Umgebung erkundete, waren dafür ausgerüstet, Wasser oder gar Leben zu erkennen.

Diese Aufgabe sollte nach den Plänen der NASA den folgenden Missionen vorbehalten bleiben. Zwei Jahre später gibt es bei der NASA lange Gesichter und verzweifelte Techniker. Was war geschehen?

Die Sonde "Climate Orbiter" sollte das Wettergeschehen auf dem Mars verfolgen. Der Plan scheitert durch eine peinliche Panne: die NASA hatte die Flugdaten in Meter und Kilogramm berechnet - die Herstellerfirma jedoch in amerikanischen Fuß und Pfund. Die Folge: der "Climate Orbiter" flog den Mars zu tief an - und dürfte verglüht sein.
Damit nicht genug: eine parallel gestartete, zweite Sonde soll in der Südpolregion des Mars landen. Aber das Triebwerk schaltet zu früh ab - und aus dem "Polar Lander" wird ein "Polar Crasher".

Die Fehlschläge kosten 350 Millionen Dollar - ganz abgesehen vom Imageschaden für die größte Raumfahrtbehörde der Welt. "Schneller, besser, billiger": das neue Motto der NASA erweist sich als fataler Irrtum.
Eine Kurskorrektur war notwendig, sollten nicht weitere geplante Missionen ebenfalls Gefahr laufen zu scheitern. Bei den beiden "Mars Exploration Rovers" halten die Ingenieure daher besonders sorgfältig Ausschau nach technischen Problemen - dann erst geben sie grünes Licht.

10. Juni 2003: Start einer "Delta"-Rakete. In 30 Sekunden ist sie von 0 auf 1.000, nach einer Minute sind die Zusatzraketen ausgebrannt. Die zweite Stufe zündet. Die Sonde wird in Rotation versetzt, das stabilisiert ihre Fluglage.
Dann nimmt sie Kurs auf Mars.

Sieben Monate später, Anfang Jänner 2004, erreicht die Sonde den Roten Planeten. Ein Feuerball rast durch die Atmosphäre. Für die geplante Landung kommt die bewährte "Pathfinder"-Methode zum Einsatz. Es dauert einige Zeit, ehe die Sonde zur Ruhe kommt, doch dann wird die wertvolle Fracht enthüllt - und der Mars Rover erwacht.

Um die Erfolgschancen der Mission zu erhöhen, schickt die NASA gleich zwei dieser Roboterfahrzeuge zum Mars. Sie sollen in unterschiedlichen Regionen des Planeten landen. Bei ihren Erkundungsfahrten werden die Zwillingsrover von der Erde aus ferngesteuert. Doch es dauert bis zu 20 Minuten, ehe die Signale die Fahrzeuge erreichen. Kurzfristige Ausweichmanöver übernimmt daher eine eigene Software an Bord der Rover. Ihre Hauptaufgabe ist es, nach eindeutigen Hinweisen dafür zu suchen, dass hier einst Wasser floss. Eine Art Fräse entfernt den Staub und die oberste Gesteinsschicht von Felsbrocken.
Ein Spektroskop analysiert die Zusammensetzung, denn manche Gesteine entstehen nur in Verbindung mit Wasser.

Die Dauer der Mission ist auf drei Monate veranschlagt. Langfristig werden Roboter auf dem Roten Planeten jedoch an ihre Grenzen stossen.
Um die komplexen Vorgänge auf unserer Nachbarwelt eingehender zu erforschen, steht daher die erste bemannte Marsmission im Raum - trotz aller Probleme.

Rudolf Schmidt, Projektleiter "Mars Express": "Wenn ich mich jetzt in die Lage versetzen würde, dass auf Mars Express oder auf einer ähnlichen, viel größeren Mission Leute wären, und das Hauptziel der Mission ist, die Leute wieder gesund zurück zu bringen, dann sehe ich gigantische technische Schwierigkeiten vor mir. Das sind Schwierigkeiten, von denen ich erwarten würde, dass es -zig Jahre dauert, bis man sie lösen kann."

Im All schweben Astronauten in ständiger Gefahr. Wenn sie im freien Weltraum arbeiten, sind sie der kosmischen Strahlung besonders ausgesetzt. Bei einem zwei Jahre dauernden Marsflug würde auch die Raumschiffhülle kaum Schutz vor Strahlenschäden bieten.

Dazu kommt, dass der menschliche Körper auf das Fehlen der Schwerkraft reagiert: hier ist er sehr viel weniger gefordert als auf der Erde. Ohne Training bilden sich Knochen und Muskeln zurück. Mediziner untersuchen, wie stark dieser Effekt ist - und wie man ihm entgegensteuern kann.

Und eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft...
Der Mensch errichtet den ersten Außenposten auf einem anderen Planeten - auch wenn dies nicht ganz so einfach sein dürfte, wie es diese Bilder suggerieren.
Dennoch: das Mega-Projekt kommt langsam in Fahrt. Amerikaner wie Europäer arbeiten bereits ernsthaft an einer bemannten Marsmission.

Leben auf dem Mars ?

Der Mars hat die Vorstellungen der frühen spekulativen Astrobiologie noch weit mehr beflügelt als die Venus. Der Mars ist, was schon früh erkennbar war, offensichtlich der der Erde ähnlichste Planet, auch wenn er wesentlich kleiner und leichter ist. Seine durchsichtige Atmosphäre, die es schon immer erlaubte, auch mit kleineren Teleskopen Einzelheiten der Oberfläche auszumachen, dachte man sich etwas dünner als die der Erde, ansonsten aber weitgehend gleich. Die mit den Jahreszeiten ihre Größe ändernden Polkappen hielt man für Wassereis, lokale temporäre Verfärbungen ins Grünliche gar für ausgedehnte Vegetationsflächen, kurz, der Mars war in der Vorstellung eine kleine, etwas trockene und kalte Erde.
1877 glaubte der italienische Astronom Schiaparelli Kanäle auf dem Mars entdeckt zu haben, die in der Folge die öffentliche Phantasie derart erregten, dass man vermeinte, darin sogar ein künstliches Bewässerungsnetz einer marsianischen Zivilisation sehen zu dürfen. Die Vorstellung, der Mars sei von intelligenten Wesen bewohnt oder zumindest bewohnt gewesen, wurde zu einer allgemein verbreiteten Idee. In seinem berühmten Roman Krieg der Welten liess H. G. Wells Anfang des 20. Jahrhunderts die Marsianer auf der Erde einfallen, während in den 20er Jahren ein deutscher Ingenieur im Ernst vorschlug, mittels starker Leuchtsignale mit den Marsianern in Kontakt zu treten. 1938 verursachte ein auf dem genannten Buch basierendes Hörspiel von Orson Welles im Radio eine Panik in New York, weil die Nachricht von der angeblichen "Invasion vom Mars" für echt gehalten wurde.
Bis auf den heutigen Tag gibt es eine ganze Reihe von pseudowissenschaftlichen Theorien, die auch weiter eine versunkene Zivilisation auf dem Mars propagieren wollen. Als Zeugnisse werden immer wieder das so genannte "Marsgesicht", die "Marspyramide" und diverse "Marsruinen" ins Feld geführt, obwohl vollkommen klar ist, dass es sich dabei in jedem Fall um natürliche geologische, nicht einmal besonders bemerkenswerte Formationen handelt. Die oben erwähnten "Marskanäle" indessen haben sich als optische Täuschung herausgestellt, so weit es sich nicht wenigstens zum Teil um tatsächlich vorhandene natürliche Talsysteme handelt.
Noch bis in die 50-er Jahre hielten auch ernstzunehmende Wissenschaftler den Mars für wenigstens so weit lebensfreundlich, dass auf ihm die Existenz einer Flora aus Flechten und Moosen für gut möglich, wenn nicht gar für wahrscheinlich gehalten wurde.

Die wenig lebensfreundliche Umwelt des Mars

Mit der genaueren Erforschung des Mars durch interplanetare Sonden erhielten solche Vorstellungen einen Rückschlag. Man erkannte, dass auf dem Mars doch deutlich andere Umweltbedingungen herrschen, als man sich vorgestellt hatte.
Zunächst sah der Mars auf den ersten, noch schwarz-weissen Bildern der frühen Mariner-Sonden aus der Nähe sogar dem Mond ähnlicher als der Erde. Die Oberflächentemperaturen betragen zwischen eisigen minus 130 Grad Celsius und höchstens 15 Grad Celsius, dies aber nur zur Mittagszeit im Sommer am Äquator. Der atmosphärische Druck entspricht nicht etwa, wie man früher dachte, vielleicht einem Zehntel dessen auf der Erde, sondern nur einem Hundertstel, die Atmosphäre besteht aus Kohlendioxid und Wasser schien zunächst weitgehend zu fehlen. Die Polkappen schienen hauptsächlich aus Trockeneis, also gefrorenem Kohlendioxid, zu bestehen. Darüberhinaus musste man feststellen, dass der Mars im Gegensatz zur Erde kein Magnetfeld besitzt, so daß die durch die vergleichsweise extrem dünne Atmospäre ohnehin kaum geschützte Oberfläche der Weltraumstrahlung, dem UV und dem Sonnenwind voll ausgesetzt ist. Höhere Organismen können an der Oberfläche allein deshalb jedenfalls nicht überleben. Es war damit zusammenfassend schon ziemlich unsicher, ob Leben auf dem Mars überhaupt existieren konnte.
Erst mit zunehmender Erkundung konnte man feststellen, dass der Mars eine ganze Welt verschiedenster geologischer und metereologischer Phänomene beherbergt. Mit der Landung der Viking-Sonden 1975 erlebte die Marsforschung einen ersten Höhepunkt und konsequenterweise hatten die Viking-Sonden auch Experimente an Bord, die fähig sein sollten, biologische Aktivität im Marsboden zu entdecken, sollte sie vorhanden sein. Es erwies sich dies als falsch, die Experimente zeigten zwar chemische Reaktionen an, deren Natur ist aber bis zum heutigen Tag nicht wirklich geklärt, und es wird verschiedentlich immer noch behauptet, die Sonden hätten in der Tat biologische Stoffwechselvorgänge gefunden.
Jedenfalls war man bis zu einem gewissen Grade enttäuscht, dass der Mars scheinbar so trocken und kalt war, dass Leben auf ihm wohl eher doch nicht zu erwarten war.

Neueste Erkenntnisse

Aber weit mehr noch als für die Venus hat sich dieses Bild deutlich gewandelt und die Suche nach Leben auf dem Mars wird weiter intensiviert. Inzwischen sind seit der Landung der Viking-Sonden bald 30 Jahre vergangen, und eine Unmenge neuer Daten zahlreicher Missionen über den Mars lassen erkennen, dass die Verhältnisse auf diesem Planeten unerhört differenziert sind und es zahlreiche Hinweise auf potenzielle ehemalige und auch rezente Lebensräume gibt.
Da ist zunächst die sichere Erkenntnis, dass es auf dem Mars doch Wasser in ganz bedeutenden Mengen gibt, zum Teil ist es an den Polkappen konzentriert, zum anderen Teil liegt es gefroren im Boden vor. Zahlreiche geologische Merkmale der Oberfläche, Täler, Schwemmfächer, chemische Sedimente und andere, zeigen, dass das Wasser in der Vergangenheit sogar weiträumig in Form regelrechter flacher Seen oder gar Ozeane flüssig an der Oberfläche vorgelegen haben muss und vielleicht bis auf den heutigen Tag wenigstens lokal auftaut und fließend die Oberfläche formt.
Des weiteren wird neuerdings klar, dass es auch hydrothermale Quellen gegeben haben muss und an den Hängen der riesigen Schildvulkane des Mars vielleicht weiterhin gibt, so dass wenigstens lokal im Boden auch nicht nur Wasser flüssig vorkommen kann, sondern auch Temperaturen herrschen, die dem Leben zuträglicher sind, als die minus 130 Grad des marsianischen Winters.
Kostenlose Webseite erstellen bei Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!