Seniorengemeinschaft Dogern

60plus




Für viele Senioren hängt die Lebensqualität im Alter entscheidend mit der Mobilität zusammen.
Zum Vortrag „Autofahren im Alter“  konnte Wilhelm Hermann 
eine überraschend große Zuhörerzahl begrüßen.
Die Verkehrssicherheit und das Verkehrsrisiko im Alter war am Donnerstag 8. Nov. 2018 im Sitzungssaal der Gemeindehalle Thema des
Referenten, Rechtsanwalt Christian Schürmann aus Görwihl. 

Ein 84 Jahre alter Autofahrer will eigentlich bremsen - tritt aber versehentlich aufs Gaspedal. Sein Fahrzeug rast in eine Gruppe vor einem Straßencafé in Bad Säckingen. Zwei Menschen sterben, weitere Personen werden zum Teil schwer verletzt. Am Beispiel des schrecklichen Unfalls im Mai 2016 verstand der Herr Schürmann (damals Anwalt der Nebenklage des getöteten Radfahrers) die Problematik des Autofahrens im Alter umfangreich zu beleuchten und analytisieren.
Wer kann besser Autofahren – junge oder alte Menschen? Eine Frage, die immer wieder und viel diskutiert wird. Ein Blick in die Unfallstatistik kann hilfreich sein.
Laut Bundesamt für Statistik ist der Anteil der Senioren unter den Hauptverursachern von Unfällen mit Personenschäden in den vergangenen 25 Jahren nahezu kontinuierlich gestiegen. 1991 lag er noch bei 5,4 Prozent, 2016 schon bei 15,4 Prozent. Auch die absoluten Zahlen stiegen im selben Zeitraum entsprechend an, von 14.735 auf 32.476. Allerdings ist auch der Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung in den vergangenen 20 Jahren gestiegen: von 15,6 Prozent auf 21,1 Prozent (2015). Als Senioren werten die Statistiker Menschen, die 65 Jahre und älter sind.
In Deutschland gibt es keine verpflichtende Tests für Pkw-Fahrer – In vielen anderen europäischen Ländern müssen ältere Autofahrer ihre Fahrtauglichkeit nachweisen – in den benachbarten Niederlanden zum Beispiel mit 75 Jahren, in Portugal sogar schon mit 50 Jahren. Dafür sind etwa medizinische Untersuchungen oder auch nur Sehtests gefordert. In Deutschland dagegen gibt es solche Regelungen nur für Lkw- und Busfahrer ab dem 50. Lebensjahr. Dass solche Regeln auch für Autofahrer eingeführt werden könnten, ist in Deutschland derzeit nicht in Sicht

Fahreignung – (K)eine Frage des Alters ?  „Im Alter lässt die Leistungsfähigkeit nach.“ Das wird jedoch durch Erfahrung kompensiert: „Ältere Menschen fahren vorausschauender, jedoch kann man das Hirn mit einer Computer- Festplatte vergleichen: Mit zunehmendem Alter wird sie immer voller an Erfahrung - aber leider auch immer langsamer in der Verarbeitung (Reaktion)
Entscheidend für eine unfallfreie Teilnahme am Straßenverkehr sei nicht das Alter, sondern der Gesundheitszustand des Fahrers. Aber wann stößt das Fahren im Alter tatsächlich an Grenzen? Meist erkennen das Außenstehende eher, als es sich der Betroffene selbst eingestehen möchte. Deshalb sollten Angehörige den Mut haben diesbezüglich ein Gespräch zu führen.
Nur mit Fingerspitzengefühl kritisieren. "Sie sind ja 50, 60 Jahre Auto gefahren. Subjektiv haben sie eine Mobilitätsgeschichte, die ganz eng und erfolgreich mit dem Auto verbunden ist",. Wer diese Fahrkompetenz infrage stelle, der ernte nicht selten Wut und Abwehr.

Angehörige brauchen deshalb viel Fingerspitzengefühl. Angehörige müssten versuchen, die eigene Einsicht des Betroffenen zu fördern. Der Führerschein gilt in Deutschland zwar ein Leben lang. Die Fahrerlaubnisbehörde kann die Fahrerlaubnis allerdings vorübergehend oder dauerhaft entziehen, wenn sich der Inhaber des Führerscheins als ungeeignet erweist, ein Kraftfahrzeug zu führen. Das ist der Fall, wenn er erheblich oder wiederholt gegen verkehrsrechtliche Vorschriften oder Strafgesetze verstoßen hat.
Diese und viele weiter nützliche Tipps bekamen die Zuhörer vom Referenten Schürmann, auch in der abschließenden fleißig genutzten Diskussionsrunde.