Seniorengemeinschaft Dogern

60plus


20 Jahre Seniorengemeinschaft Dogern

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

liebe Seniorinnen und Senioren,

Herr Knoblauch hat es soeben angekündigt, mir obliegt es, Ihnen einiges aus der 20-jährigen Geschichte der Dogerner Seniorengemeinschaft zu berichten. Genau genommen sind es ja 21 Jahre, denn die Gründungsversammlung fand am 13. November 1986 statt, doch so richtig in Schwung gekommen ist das Rad erst 1987. Gründervater, Mutter und Hebamme zugleich war unser geschätzter Alt-Bürgermeister Karl-Heinz Wehrle. Seine Idee war es, die Älteren Menschen des Dorfes zu einer losen Gemeinschaft zusammenzufassen und dieser die Eigenverantwortung für die Gestaltung von Veranstaltungen zu Übertragen. Dabei fing man nicht bei Null an, denn eine Seniorenarbeit gab es bis zu diesem Zeitpunkt bereits schon. Nur trug eben die Gemeinde die Verantwortung. Zur Hauptsache waren es Jahresausflüge und je eine Veranstaltung an Fasnacht und in der Adventszeit, die sie zusammen mit den beiden Kirchengemeinden organisierte. Bei letzteren sei das unermüdliche Engagement der katholischen Frauengemeinschaft besonders hervorgehoben.

Am 13. November 1986 fand also die Gründungsversammlung statt, im in der Zwischenzeit schon fast legendären Gasthaus "Leber". Interessant lesen sich heute die Ausführungen, die Karl-Heinz Wehrle damals machte. "Der Ruhestand hat sich", so führte er aus, "gegenüber früher geändert. Er beginnt früher neuere politische Erwägungen tendieren eher zum Gegenteil und er dauert länger. Ein Mehr an Freizeit kommt auf die Ruheständler zu, und für viele stellt sich die Frage, wie diese sinnvoll auszufüllen ist. Ziel eines Seniorenkreises ist es, hierfür mit Angeboten aufzuwarten. Gleichzeitig soll die Gemeinschaft sich, soweit notwendig, gegenseitig Hilfe anbieten, was besonders den Alleinstehenden zugute kommt. Die Gemeinde bleibt weiter hin im Boot, zum einen durch finanzielle Unterstützung, zum anderen durch die Mitwirkung der Gemeinderätin Martha Tröndle und durch den Rathausbediensteten Rolf Stoll." Soweit der Bürgermeister damals.

Nach intensiver Diskussion wählte man ein siebenköpfiges Leitungsteam. Ihm gehörten Martha Frommherz, Luise Müller, Frieda Albüz, Dr. Fritz Kaiser, Eugen Tröndle, Eugen Dambach und Hermann Rylka an. Letzterer übernahm auch das Amt des Vorsitzenden.

Die erste, nach außen sichtbare Amtshandlung des Vorsitzenden stand beim Neujahrsempfang des Jahres 1987 an, damals noch am 1. Januar und im Sitzungssaal des Rathauses: Er durfte die Neujahrsbrezel anschneiden. "Wir machen den Weg frei", lautete auch damals schon der Werbeslogan der Volksbank, und geradezu symbolisch mag es uns heute erscheinen, dass die erste Veranstaltung im Januar 1977 eine Besichtigung der Raiffeisenbank war, wo die Seniorinnen und Senioren von Franziska Tröndle und Gebhard Renner begrüßt wurden. Mit bemerkenswertem Engagement brachten sie sich im gleichen Jahr in die Aufführung des Freilichttheaters "Die Weiber von Dogern" ein. Sie übernahmen auf dem Rathaus die telefonischen Kartenbestellungen und erteilten Auskünfte zu anfallenden Fragen. Auch an den Theaterkassen erwiesen sie sich als unentbehrliche Helfer.

Ein Programm im Detail liegt uns aus dem Jahre 1988 vor. Stellvertretend für viele nachfolgende sei es erwähnt:

19. 02.: Seniorenfasnacht

10. 05.: Ausflug mit dem Zug nach Wangen

07. 06.: Besuch der Mainau

11. 08.: Ganztagesausflug

14. 09.: Besuch des Atomkraftwerks

04. 10.: Suserfahrt

17. 11.: Besichtigung der Rothaus-Brauerei

14. 12.: Adventsnachmittag

und alle zwei Wochen: Bastelnachmittag

An einem nicht genau benannten Tag hielt Georg Papenhoff einen Vortrag zum Thema "Atemtechnik". Dies führt uns mitten hinein in eine Neuerung des Jahres 1989. Damals entstand nämlich ein aus 14 Sängerinnen und Sängern bestehender Seniorenchor. Bei der Adventsfeier dieses Jahres stand er erstmals auf der Bühne. Die Badische Zeitung schrieb damals: "Der Chor überraschte die Gäste im Saal mit exakt vorgetragenen vierstimmigen Lieder. Dass diese auch moderner Art waren, erbrachte den Nachweis dafür, dass Dogerns Senioren im Herzen jung geblieben sind."

Am Dirigentenpult stand zunächst Georg Papenhoff, der 1993 von Maria Kaiser abgelöst wurde. Bei allen großen Veranstaltungen der Folgejahre war der Chor dabei und wusste immer wieder zu gefallen. Ein Highlight sei besonders hervorgehoben: Bei der Adventsfeier des Jahres 1992 kreierte der Chor ein neues Dogerner Heimatlied. Der Text stammte von Eugen Tröndle, und die Intonation besorgte Georg Papenhoff. Der Refrain "Oh Heimet, oh Heimet, mi Dog're am Rhy, wa cha denn schöner no si!" fand die ungeteilte Zustimmung der Zuhörer, die mit Spannung auf die Uraufführung gewartet hatten. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang Lothar Kuner, der als Klavierbegleiter und Moderator mit zündenden Ideen die Auftritte immer wieder bereicherte. Leider musste der Chor seine Aktivitäten vor einigen Jahren einstellen. Die Zahl der Sängerinnen und Sänger war geschrumpft, und Maria Kaiser musste, bedingt durch die Pflege ihres Mannes, kürzertreten.

Zurück zur Führungsspitze. Aus gesundheitlichen Gründen stellte sich Hermann Rylka bei den Wahlen des Jahres 1989 nicht mehr zur Verfügung. Seine Nachfolgerin wurde Martha Tröndle, die bis 1995 in diesem Amt verblieb. Ihr folgte Leo Huber nach, der neue Akzente setzte. Das Programm erfuhr eine Ausweitung durch eine Steigerung des Angebots an Vorträgen, und auch die bis heute noch bestehenden Spargel- und mehrtägigen Ausfahrten, sowie die Grillpartys gehen auf Leo Huber zurück. Noch einmal sei ein Jahresprogramm genannt, nämlich jenes aus dem Jahr 1999:

19. 01.: Seniorenplausch

19. 02.: Seniorenfasnacht

02. 03.: "Indien", Lichtbildervortrag mit Lothar Kuner

10. 03.: "Südamerika", Lichtbildervortrag mit Lothar Kuner

23. 03.: Halbtagesfahrt in den Frühling

22. 04.: Vortrag zum Thema "Patientenverfügung"

17. 05.: Spargelfahrt und Besuch der Schnapsbrennerei "Schladerer"

18. 06.: Fahrt nach Ötigheim mit Besuch des Musicals "My fair Lady"

07. 07.: Grillparty

13. - 18. 09.: Mehrtagesfahrt in den Bayrischen Wald

04. 10.: Suserfahrt

20. 10.: Lichtbildervortrag mit Willi Scheuble

08. 12.: Adventsfeier

Ein weiteres Mal möchte ich Karl-Heinz Wehrle zitieren, der bei der Amtsübernahme von Leo Huber im Jahre 1995 sagte: "In Dogern wohnen in der Zwischenzeit 330 Mitbürgerinnen und Mitbürger, die 60 Jahre und Älter sind." Diese Aussage erscheint mir im Hinblick auf heute bemerkenswert. Mittlerweile sind es über 600!

Sieben Jahre lang, bis 2002, lenkte Leo Huber die Geschicke der Seniorengemeinschaft. Sein Nachfolger wurde Karl-Heinz Rech, der leider zwei Jahre später an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls ums Leben kam. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich als äußerst mühsam. "Wie soll es weitergehen?", diese Frage stellte sich auch Bürgermeister Matthias Guthknecht. Zu Beginn des Jahres 2005 lud er zu einem "runden Tisch" ein, doch auch dieser schien zunächst ratlos. Mit dem Vorschlag aus der Mitte der Tischrunde, auf eine Vorstandschaft in der bisherigen Form zu verzichten und stattdessen die drei Arbeitskreise "Mobilität", "Feste und Feiern im Jahreskreis" und "Bildung und Kultur" zu bilden, brachte man schließlich die Kuh vom Eis. Als Verantwortliche stellten sich Manfred Ling ("Mobilität"), Priska und Erhard Knoblauch ("Feste und Feiern") und Meinrad Winkler und Alfred Lins ("Bildung und Kultur") zur Verfügung, und hinter jeder Gruppe stehen weitere Personen. Als Rechner konnte Willi Scheuble gewonnen werden. Die von manchem Diskussionsteilnehmer eingebrachte Frage, ob es ohne einen Vorsitzenden denn auch gut gehen würde, erwies sich bald als nichtig.

Ich komme zurück auf eines der Ziele, die Karl-Heinz Wehrle 1986 benannt hat, nämlich "helfen, stützen, besuchen". Auch dies lief während der letzten 20 Jahre, im Hintergrund zwar und wenig spektakulär, doch nicht weniger effizient und wertvoll.

Zum Schluss einige heitere, zum Schmunzeln anregende Erinnerungen. Zwar sind wir heute zu einer besinnlichen Feier zusammen gekommen, doch bin ich davon überzeugt, dass der liebe Gott auch in der Adventszeit fröhliche Menschen um sich mag. Ein Fixpunkt in den Jahresprogrammen war immer die Fasnachtsveranstaltung. Zahlreiche Sketche gingen über die Narrenbühne, herzhaftes Lachen war angesagt. Ohne andere Akteure hintenan stellen zu wollen, auf diese Feststellung sei Wert gelegt, möchte ich einige Namen nennen. Da sinniert beispielsweise mein lieber Mitstreiter in Sachen "Bildung und Kultur", Meinrad Winkler, im Jahre 1989, über das beschwerliche Rentnerleben. Im Vergleich zu den vorangegangenen Lebensabschnitten macht er Zeitdruck und Stress als die vorherrschenden Elemente aus, und er stellte fest: "Lieber schaffe, als Rentner si!". Man fragt sich, wie alt Meinrad heute ist, wo er doch damals schon, im Jahre 1989, über reichlich Rentnererfahrung verfügte.

Das gleiche Thema veranlasst Martha Tröndle im Jahre 1992 zu der Bemerkung: "'s isch nümmi des " aber mir sin wenigstens no do!" In ausgefallenen Rollen glänzte immer wieder Ernst Wagner, ob als Marktfrau, die Zwiebeln als Wunderheilmittel anpries, im Jahre 1991, als Bürstenhändler 1992, als um die Figur besorgte Schönheitskönigin 1993 und als Discosänger 1994.

Unvergesslich sind auch die Auftritte von Clemens Frommherz, so etwa 1992 als "Metzger vom Chutzebach", und von Eugen Tröndle. Beide beherrschten das Reimen aus dem FF, und in entsprechend geschliffenen Versen präsentierten sie ihre Fasnachtsbeiträge. Die moderne Zeit mit all ihren Tücken hatte es Eugen im Jahre 1989 angetan. Fast resignierend klang seine als Kehrvers formulierte Feststellung von damals: "Sache git's hüt " do chunnt unsereim nümmi mit!" Des Dorfgeschehens nahm er sich 1992 an, als im Dorf die Verkehrsberuhigung anstand. "'s sin Rentner, wo raset, die hän jo nie Zit" klagte er, und auch der Zeit, da die katholischen Gottesdienste wegen der Kirchenrenovation im evangelischen Gotteshaus stattfanden, trauerte er hinterher: "In de evangelische Chirche isch es viel schöner gsi, dät hüt mer it bruche chneue!" Eine tiefgreifende Weisheit tat er ein Jahr später kund. Angesichts der Finanznöte der Gemeinde empfahl er den Gemeindeoberen, es den Kängurus gleichzutun: "Die chönnet auch mit eme leere Beutel grossi Sprüng mache!"

Zurück zur Gegenwart. Wir erinnern uns heute an das 20-jährige Bestehen der Dogerner Seniorengemeinschaft. Es war eine schöne, wertvolle Zeit, und dass dies so bleiben möge, ist unser aller Wunsch.

Alfred Lins
05. 12. 07