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Die Geschichte des Belgischen Schäferhundes Teil 1

 

Um aus der Vergangenheit zu lernen hat der CBS eine Vielzahl von Unterlagen aus dem inzwischen zimmerfüllenden Archiv aufgearbeitet und übersetzen lassen. Aus dem CLUB JOURNAL, der Mitgliederzeitschrift des CBS e.V. haben wir zwei Berichte zur allgemeinen Information ausgewählt.

F.E. Verbanck zum 50-jährigen Bestehen der Rasse - veröffentlicht in der damals unregelmässig erscheinenden Zeitschrift L'Aboi vom 1. April 1948.

 

Die Entstehung der Rasse

Die Schafhirten in Belgien hielten sich Ende des 19. Jahrhunderts eher kleine, 50 bis 55 cm grosse und ca. 20 kg schwere Schäferhunde, die sehr genügsam im Futter waren. Die Schafzucht in Belgien war damals rückläufig. Die Schäfer legten immer weniger Wert auf das Aussehen der Hunde. Sie verlangten eine gute Arbeit bei möglichst wenig Nahrungskosten. Es war also nicht erstaunlich, dass die heimischen Schäferhunde einen leichtem Knochenbau hatten. Es waren sehr temperamentvolle Hunde, dauernd in Bewegung umkreisten sie unermüdlich die Herden, waren jederzeit bereit anvertrautes Gut gegen jeden und alles zu verteidigen. Gegenüber Fremden waren sie misstrauisch und zurückhaltend, den Hirten jedoch treu ergeben.

Die Geschichte des Belgischen Schäferhundes beginnt am 15. November 1891, als der Tierarzt Professor Dr. Reul über 100 Hirtenhunde im Schlachthof des belgischen Dorfes Cureghem begutachtete. Er hatte die Hirten des Umlandes mit ihren Hunden zusammengerufen, mit dem Ziel einen Gesamtüberblick der in Belgien heimischen Hunde zu erhalten. Unter der Vielzahl der verschiedenen Typen selektierte Professor Reul drei Idealtypen deren Gesamtaussehen eine Ähnlichkeit aufwies, sich aber durch die Haarart und Haarfarbe unterschieden: Langhaar, Kurzhaar, Stockhaar. Nach der Sichtung empfahl Professor Reul die Zucht unter den Tieren derselben Haarart ohne Berücksichtigung der Farbe.

Acht Jahre später veröffentlichte M.L. Vandersnickt, Chefredakteur der Zeitschrift "Chasse et Peche", die Vorgaben des inzwischen in Brüssel entstandenen Club des Belgischen Schäferhundes. Der Club faste die Entscheidung als Standardtyp zuzulassen:
- die Schwarze Fellfarbe für die Langhaarigen,
- die rötlich-braune Farbe mit schwarzem Anflug in den Haarspitzen für die Kurzhaarigen,
- dunkelaschgrau für die Rauhhaarigen,

Eine kleine Gruppe Züchter widersetzte sich diesen Anordnungen. Sie züchteten weiterhin Langhaarige und Rauhaarige mit rötlich-brauner Farbe und schwarzem Anflug in den Haarspitzen. M. Rose, aus dem Dorf Groenendael, begann seine Zucht mit einem schwarzen Langhaarrüden und mehreren Langhaarhündinnen von verschiedener Fellfarbe. Er selektierte die schwarze langhaarige Nachkommenschaft zur Weiterzucht und hatte damit grossen Erfolg. Seine Schäferhunde mit den langen schwarzen Haaren, aus dem Zwinger "Groenendael" fanden vielgeschätzte Anerkennung. Der Name ist ihnen bis heute geblieben.

Der Vorsprung in der Zucht der Groenendael hat die Liebhaber der kurzhaarigen Varietäten nicht entmutigt. Besonders die Brüder Frans und Louis Huyghebaert aus dem Dorf Mechelen scheuten keine Mühe um für die aussergewöhnliche Arbeitsqualität ihrer Hunde zu werben. Frans organisierte Ausstellungen aller typischen Hunde der Gegend um Mechelen. Louis gründete eine Zucht und versuchte das äussere Erscheinungsbild des Kurzhaarigen mit den Vorzügen des Temperaments zu vereinen. Die Varietät erhielt den Namen des Dorfes Mechelen (Malinois).

Aus dieser Zeit sind nur Wenige bekannt, die über ausreichen Freizeit zu verfügten um sich der Zucht zu widmen.
- Groenendaelzucht: Reumon, Drossart
- Malinoiszucht: die Brüder Mairesse, Sporcq und Dana
In dieser Zeit verschwand die aschgraue-rauhhaarige Varietät fast gänzlich.

Nach einem Zeitabschnitt grosser Aktivität trennte sich der "Club des Belgischen Schäferhundes" von der königlichen St. Hubertus-Gesellschaft und erhielt immer weniger Unterstützung bis er von der kynologischen Bildfläche verschwand. Sein Platz wurde vom neugegründeten "Club Berger Beige" eingenommen, unter dem Vorsitz von Präsident De Mulder. Dieser Club erkannte die rot-braunen Langhaarigen (Tervueren) und rot-braune Rauhharige als Vahetät an. Die Zucht dieser beiden Varietäten wurde durch den 1. Weltkrieg (1914 - 1918) unterbrochen. Belgien wurde von den Deutschen besetzt und unter jenen Bedingungen war es den Züchtern nicht möglich mehrere Zuchthunde in Verstecken zu halten und zu ernähren.

Auf einer Versammlung in Brüssel am 8. Februar 1920 wurde zur baldigen Wiederherstellung des heimischen Zuchtbestandes folgendes beschlossen:

1. alle Farbschattierungen zuzulassen ( von grau, über rot-braun bis schwarz)
2. Kreuzungen zwischen Kurz- und Rauhhaar zu erlauben,
3. Kreuzungen zwischen Lang- und Kurzhaar jedoch nicht zu gestatten

Im Gegensatz zu der Erwartung hat dieser Beschluss zu keiner Erneuerung geführt. Groenendael und Tervueren blieben, mit ein bis zwei Ausnahmen, die einzigen Vertreter der Rasse auf den Ausstellungen. Es dauerte lang bis die Zucht wieder Anschluss an die Vorkriegsjahre fand. Groenendael von guter Abstammung wurden in der Gegend von Leuze-Lessines aufgefunden. Hanappe setzte die vor dem Krieg begonnene Züchtung fort und führt die Blutlinie der Zwingers von Crunette ein. Dieser wiederum züchtete mit der Hündin "NINON" aus dem bekannten Zwinger "I'Encius" weiter.

Die Tervueren verschwanden fast gänzlich von den Ausstellungen. Gleichzeitig wetteiferten die Malinois aus den Zuchten von Hanappe, Crunelle, Van de Kerckhove, Huge, Lemoine und Verbanck um die ersten Plätze bei den verschiedenen Arbeitsprüfungen. Der Malinois gewann dadurch noch grössere Anerkennung.

Der zunehmende Erfolg der Malinois veranlasste einige Liebhaber der Groenendael wieder bei Ausstellungen zu erscheinen um den Platz wieder einzunehmen, den die einheitliche Farbe und die Stattlichkeit dieser Varietät verdiente. Boudart und dann Beaudoux ist ein grosser Verdienst an der Verbreitung der Rasse zuzuschreiben, insbesondere in Frankreich und der Schweiz. Überall fanden die Groenendael begeisterte Anhänger.

Nach und nach machte sich beim Tervueren eine Weiterentwicklung bemerkbar. Man sah zunehmend rot-braune Tervueren, die aus Malinois-Zuchten, selektiert wurden. Man erkannte bei zufälligen Paarungen die erblich bedingte Tendenz zu langen Haaren. Oft fehlte jedoch bei diesen Tervueren die warme Farbe auf die vormals soviel Wert gelegt wurde. Im Jahr 1938 gab es 8 verschiedene Varietäten. Im Jahr 1939 wurde dem von F. Verbanck ausgearbeitete Rassestandard mit 4 Varietäten zugestimmt.

Die Ereignisse des 2. Weltkriegs ( 1939 - 1945 ) setzten den vorläufigen Schlusspunkt für die gesamte Zucht des Belgischen Schäferhundes. Aufgrund des Massakers der deutschen Besetzer an über 400 Belgischen Schäferhunden konnten lange Jahre nach Kriegsende keine Malinois gefunden werden, die als zuchttauglich bezeichnet werden konnten. Nur Groenendael liessen, aufgrund des Einfallsreichtumes und der Beharrlichkeit der Besitzer während der Besatzungszeit, keinen Zweifel über die Zukunft dieser Varietät aufkommen. Nach Ende des 2. Weltkrieges lag die Zucht in den Händen von erfahrenen Züchtern in der Umgebung des Dorfes Binche.

Aus dem Grenzgebiet zu Frankreich kamen einige wenige Tervueren zu den Züchtern zurück, so dass die Hoffnung bestand, bald diese Varietät in dem Haarkleid gewohnte Haarkleid wiederzusehen.

Aus dem benachbarten Holland wurden zwei ausgesuchte Laeken importiert und damit wieder die Zucht aufgenommen.

Der Belgische Schäferhund dessen natürliche Vorzüge von Anfang an seinen besonderen Reiz ausmachte, musste viele Rückschläge hinnehmen:


- die schweren Eingriffe während der Besatzungszeit in den beiden Weltkrie-gen,
- und nun das Fehlen eines Clubs der alle vereinigt, die den, guten Willen haben, an der Verbesserung der Rasse mitzuarbeiten.

Trotzdem ist es dem Belgischen Schäferhund gelungen in mehreren Ländern Liebhaber zu finden.
Ein Zusammenschluss der belgischen Züchter, mit dem Willen Geld- und Freizeit zu opfern, würde genügen um die schönen Varietäten des belgischen Schäferhundes wieder zu einer solchen Beliebtheit zu führen, wie wir sie erleben durften und wie sie die Rasse verdient hat.

Die Geschichte des Belgischen Schäferhundes Teil 2

Entwicklung und Verbreitung der Rasse

Die Grenzlage Belgiens zu Frankreich hat die Liebe zum Hund und den Austausch von Zuchthunden begünstigt. Bis ca. 1970 nahm die Population von Groenendael ständig zu, danach haben die Tervueren sich zahlenmässig angeglichen. Die Zucht von Malinois war weit verbreitet, da die Franzosen eine besondere Vorliebe für Arbeitshunde haben.

Neben Frankreich, dem Land mit den wohl zahlenmässig grössten Zucht von Belgischen Schäferhunden , haben sich auch andere Länder der Züchtung der Rasse verpflichtet. Die Schweiz ist eines der Länder, die bereits kurz nach dem 1. Weltkrieg den Groenendael eingeführt haben. Kurz nach dem 2. Weltkrieg kamen Tervueren aus belgischer Spitzenzucht in die Schweiz. Die Zuchtverantwortlichen bevorzugten jedoch den Nutzen vor dem Typus und die sportlichen Eigenschaften vor dem Aussehen, so dass die belgischen Schäferhunde ein eher schwerfälliges Aussehen mit schweren Köpfen angenommen haben. Zusammengefasst, die Schweiz steht heute in einem Tief, ohne baldige Aussicht einer versprechenden Zukunft.

Die Zucht von belgischen Schäferhunden in Österreich wurde von dem Zwinger "Haus Hansl + Gretl" geprägt, mit einigen Erfolgen in der Zucht von Groenendael und Tervueren. Dabei ist es geblieben. Die heutige österreichische Zucht, als Nachahmer der Schweiz findet keinen wirklichen Auftrieb.

In Deutschland wird die Zucht durch den Vorrang der (Eigen-) Nutzung beeinflusst, ohne dass jemals eine gutüberlegte Rasseauslese stattgefunden hat.

In den Niederlanden besteht seit langen Jahren eine Zucht, die sich ständig verbessert und einer eigenen Groenendael- und Tervuerenzucht auf hohem Niveau.

In England wurde die Zucht lange von amerikanischen Importhunden beeinflusse. Gezielte Importe von Zuchthunden aus Frankreich und Belgien scheiterten daran, dass der Wert der Zuchthunde nicht anerkannt wurde. In England wird, bis auf wenige Ausnehmen, immer noch der amerikanische Typus des Belgischen Schäferhundes bevorzugt.  Die Entwicklung der belgischen Schäferhunde in Skandinavien bleibt abzuwarten. Quarantäne und die grossen Entfernungen waren in der Vergangenheit zuchtbehindemd. Es bleibt zu hoffen, dass die Einführung von Zuchthunden aus Belgien und Frankreich zum Erfolg führen wird.

Die Einführung und Verbreitung des Groenendael hat in Italien nach dem 2. Weltkrieg begonnen. Der Zwinger "Di Camerano" war mit seinen Groenendael sehr erfolgreich. Zu nennen sind auch die Tervueren-Zwinger "Di Vildor' und "Casa Colomba". Die italienische Zucht wird von einem Club gelenkt, dessen Vorgaben keine einschränkende Wirkung haben und dadurch die Züchter freie Hand haben um Gutes zu verwirklichen.

In Spanien nimmt die Zucht der Belgischen Schäferhunde nach Ende des Franco-Regiemes ständig zu. Unter den Fittichen eines rührigen Clubs mit leidenschaftlichen Züchtern wurden Zuchthunde aus Belgien und nun auch Frankreich importiert. Die Zucht verbessert sich ständig.

In Belgien, dem Ursprungsland der Rasse findet man glücklicherweise viele Züchter und viele gute Zuchthunde. Belgien bleibt, nach der Rückgewinnung verschiedener Blutlinien, das Land mit dem besten Zuchtpotential. Auch in der Zukunft - wenn es die Züchter dort wollen und wenn die Zucht nicht durch inkompetente Weisungen von Clubfunktionären behindert wird. Der Austausch mit französischen Züchtern ist fruchtbar für diejenigen belgischen Züchter, die versuchen, den guten Belgischen Schäferhund zu erhalten und zu verbessern, ohne einem ursprünglich intelligentem Standard untreu zu werden. Dieser Standard ist präzise genug um rasseschädliche Abweichungen zu vermeiden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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