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Die Brüder Nimroth - Auszüge

 

 

Diese Texte stammen aus der Tour 2006 zum Buch"Straßenköter" das Anfang 2007 mit meinen eigenen Illustrationen und Karrikaturen erscheint.

 

Aus der Kurzlyrik:

 

Für alle Fußgängerzonen – Musiker, deren Wunsch es ist mir den Kaufrausch und die Schnäppchenjagd zu verschönern.

 

Eines Sonntagnachmittags, als ich mit meiner Tochter im Park spazieren ging, entdeckten wir unter einem großen Lindenbaum eine Flötistin.

 

Flötistin

 

Sommerwind lächelt hellblau

streichelt sanft über ruhig glitzerndes Wasser

treibt beschwingt tanzend gelbe Blüten

aus frischen Tönen

in den Nachmittag.

 

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Tanz

Du bewegst mich

du schlägst mich

zerrst an meinem Herzen

siehst nicht meine Schmerzen

du quälst mich

beseelst mich

lässt meinen Körper fliegen

 

mein Seelchen ist dein.

 

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Das Reh

 

In ein zerknittertes Laken gehüllt

schläft ein Reh-

mit zarten Gliedern, die Beine

und Arme etwas zu lang,

der Mund ein bisschen schief.

 

Hörner wachsen manchmal

aus seiner Stirn.

 

Das Popochen wackelt beim Gehen.

Blaue Flecken hat es, vom Herumtoben,

vom sich Lieben und Verbiegen,

vom Wagen und Zurückschlagen.

 

Es räkelt sich genüsslich-

die Haut ein wenig zu blass,

die Finger unmerklich zu kurz

für das Geigespiel.

 

Die Augen blinzeln etwas zu müde,

die Ohren lauschen nicht gespannt genug

auf das tröge Hämmern der Uhr

in dessen Werk es mit dem

ein wenig zu ungeschickten Fuß trat-

 

bei dem Versuch sein zweitbestes Kleid

über die geringfügig zu strammen

Schenkel zu streifen.

 

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Handwerker kennen…

 

Einen Handwerker müsste ich kennen,

einen, der weiß, wie man hämmert.

Der weiß, wie man sägt und der einen schönen Bohrer hat.

Der weiß, wann die Zarge gerade gerückt werden muss.

Der nagelt, wenn´s Not tut

und seine Arbeit gut macht.

Der erst ordentlich abschleift,

ehe er mit seinem Pinsel drüber geht.

Einen, der weiß, wie er mit seinem Silikon verfugen muss…

Ja, den müsste ich kennen.

Ich hab da nämlich eine Tür, die quietscht,

die könnte er mir mal ölen.

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Animation

 

Dreidimensionale Pferde auf Zelluloid, mit unwirklich geschmeidigen Bewegungen.

Wie zauberhaft sind doch Gemälde.

Huf um Huf,

Schweif um Schweif.

Fleißiger Pinselstrich

verwehrt durch eilige Rechnerei.

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Melancholie

 

Der Herbst ist für Melancholie geboren

 und wir sind Berufsmelancholiker.

Und die Flasche Rotwein ist schon fast leer-

alles dreht sich warm und weich um meinen Bauchnabel,

so tief.

Brief und Siegel sind zerbrochen-

vergessen,

liegen dahinten auf dem Stroh,

wo´s nach dir riecht.

hier seufzen die Tage wortlos im Takt der Straßenbahnen.

Am Schienenstrang stehen Prinzen mit Sternen in den Augen und warten...

auf Zucker...

aus meiner Tasche.

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Leidenschaftlich

Einst liebt´ ich so sehr,

dass ich darüber weinte.

 

Und wünschte zu besitzen so viel,

dass ich mich davor fürchtete.

 

Ich erinnerte mich so tief,

dass Traurigkeit mich lähmte.

 

Und empfand Freude so hoch,

dass ich ehrfürchtig niedersank.

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Vergleichen

Ihr könnt mich mit Susanne Schmitt vergleichen

-         doch die ist netter

oder mit Kate Moss

-         ich bin fetter.

Vergleicht mich mit ner alten Fregatte:

Im Gegensatz dazu

Kriegt bei mir mancher ne Latte!

Stellt den Weihnachtsmann neben mich

Wer ist besser rasiert?

Ich!

Du kannst bei dir suchen

Von heute bis morgen…

Um mit mir gleich zu ziehen

Musst du dir von anderen was borgen.

Ne Axt ist mir ähnlicher als ein Messer.

Aber wenn du dich nicht mit mir vergleichst,

geht’s dir besser!

 

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Ein bisslang nie gelesener Text der Straßenköter-Sammlung aber immer aktuell zur Thematik: Rechtsradikalismus, von dem ich mich ganz klar distanziere-ja ihn verabscheue-nein bekämpfe!

 

In Gotha, da gibt’s ´n Laden… 

Wo es früher Pils auf Raten gab, steht`s jetzt ganz anders um unser Städtchen. Da belagern die Kahlköppe mittlerweile die besten Läden in der Innenstadt mit nichts weiter als einem Kleiderständer voll Pullover. Vorne drauf ein riesengroßes Logo. Wer´s braucht… Kennen wir ja von diesen Solarium gebräunten, Studio blondierten Idioten mit Puma oder Diesel Klamotten. Was mich nur wundert dabei ist die Dreistigkeit mit der diese Herren und natürlich auch Damen ihre Marke zur Schau stellen. Schämen die sich denn gar nicht? Ich sag euch was. Hier ist es doch mittlerweile an der Tagesordnung dass sich jeder andere schämt, der keine Glatze hat, der nicht wie braune Scheiße auf der Welle mit schwimmt. Wie Ungeziefer zieht ein solches Geschäft den Dreck aus allen Winkeln an. Zur Eröffnung an einem Samstag entdeckte ich Autokennzeichen aus dem gesamten Bundesgebiet in langen Schlangen, sich dich an dicht drängend vor dem besagten Laden. Was habe ich gelauert, Bücher gewälzt. Dumm nur, dass es keine Gesetze gibt, die ein Bekleidungsgeschäft für Kahlköppe verbietet. Es ist ja nicht so, dass die nicht wüssten, was sie dürfen und was nicht. Die haben Anwälte, Richter und Politiker auf ihrer Seite, werden von vielen Stellen gefördert, mischen überall mit. Manchmal ohne dass man  es weiß. Wo kommt das Bastelpapier für die Grundschule her? Gesponsert? Von wem? Angelbedarf und Co.? Wo sich die Kollegen jeden Samstagmorgen gegen sieben Uhr treffen, um gemeinsam in die Natur zu fahren. Angeln. Nette Gesellschaft, kleines Bierchen dazu, ein gutes Gespräch mit einem Gesinnungsgenossen über dieses und jenes. Wie die eigenen Interessen am besten vertreten werden? Wie denen – und damit gern gemeint die Bunthaarigen -  beweisen, dass ihr Einfluss größer ist als wir denken? Farbe bekennen, egal wie scheißebraun sie ist.

Unsere Stadt bleibt bunt! Doch wann war sie das zum letzten Mal wirklich? Wer fühlt sich dabei eigentlich noch angesprochen? Kann es genügen, einfach ein Spruchband aus einem alten Abrisshaus zu hängen mit der Aufschrift: Besetzt? Gehört nicht mehr dazu, als abends heimlich ein Knäckerchen zu machen, Bier zu trinken bis man umfällt und die Wände zu beschmieren?

Ein besetztes Haus birgt und verbirgt nicht! Ein besetztes Haus ist ein Objekt, ein Projekt. Ein Raum – Wohnraum wenn es sein muss. Ausdruck einer Idee, Wirkungskreis, Verwirklichung. Stützpunkt, Heimat, Ausgangspunkt mit Eingang. Was nützen uns die Spielereien, während keine zwei Blöcke weiter der Braune Wahnsinn tobt? Die Scheiße, die sich verbreitet, sich niederlässt und alle Blicke auf sich zieht, während das Haus, mit der Aufschrift: Besetzt langsam zu einem Trümmerhaufen zerfällt.

Die nette Lederjacke, die Mutti vom Nebenverdienst gekauft hatte, die Nieten, die, im Headshop um die Ecke gekauft und notdürftig draufgeklebt wurden, der Gegen – Nazis – Aufnäher und die roten Schnürsenkel in den Stiefeln von kleinen Mädchen, die Punk sein ja ach so cool finden und es für einen Ausdruck von Chick sein und große Klappen haben dürfen verstehen. Gehören die nicht bei der nächsten Gelegenheit zur besten Kundschaft in einem solchen Laden?

Fahr doch in die Randgebiete, schau dir die Leute an, die Jungs, die Mädchen, die nichts mit sich an zu fangen wissen. Sag ihnen, dass du sie verstehst, erzähl ihnen von einem tollen Club, wo jeder sie versteht, jeder sie mag. Schon hast du ein paar Deppen mehr. Es stellt sich nicht die Frage, wer die Ehrvolleren Absichten hat, sondern wer schneller ist.

Wenn ich raus gehe und mich frage, was ich tun könnte, spüre ich immer mehr, dass ich in diesem Städtchen ziemlich allein da stehe mit dem Plan eines Boykotts. Höre: Ja ja, wir wissen, wir haben gehört, wir haben gesehen, wir waren dort, doch was sollen wir tun?

 

Ich sag euch was wir tun:

Wenn es Nacht wird und still in den Straßen, reißen wir das Spruchband von diesem Abrisshaus, holen Eimer voller Farbe her, putzen die Fenster dort, stellen Blumentöpfe hinein und ein Sofa, einen Tisch, ne Kiste Bier und vielleicht ein paar CDs mit guten alten Liedern. Wir werden reden, wie wir es früher so oft getan haben, wir werden singen bis unsere Herzen in Flammen stehen und dann malen wir ein neues Spruchband:

In Gotha, da gab´s ´n Laden, da gab´s braune Scheiße auf Raten!

 

Und damit, meine Freunde, dekorieren wir deren Schaufensterscheibe. Und wenn es sein muss jede Nacht aufs Neue.

 

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Zu diesem Text muss ich zuvor gestehen, ich ließ mich hinreißen, eine meiner ehemaligen Arbeitskolleginnen zu verreißen und mich selbst strahlen zu lassen. Wer tut das nicht gern?

 

Der Schmetterling und die Wölfin

„Schlau bist du!“ sagte die Wölfin und spürte dabei, dass sie selbst schlau war. Denn etwas stimmte nicht mit ihm.

So schön bunt und faszinierend, so leicht und luftig.

Der Schmetterling flatterte um die Nase der Wölfin und flüsterte mit seiner süßen, betörenden Stimme: „Was siehst du in mir?“

Die Wölfin lächelte: „Die Punkte auf deinen Flügeln sind der Spiegel jeder Seele, doch nicht deiner. Deine Fühler strecken sich und spüren jeden kleinen Hauch, doch du fragst nicht ob ich in den Spiegel blicken möchte, ob ich aufgespürt werden will.

Ich bin eine Wölfin, alt, weise, mit tiefen Narben, wie du siehst. Ich beiße um mich, ich sorge mich um mein Rudel und mein Rudel sorgt sich um mich.

Ich sehe von meiner Höhle aus viele Dinge und erdulde viel. Jedoch eines gibt es, was mich aus dem Dämmerschlaf holt, etwas das das Gleichgewicht stört und mein Rudel verletzt. Dann komme ich hervor und beiße.

Du, kleines Ding bist flatterhaft. Du verwirrst das Rudel und beinahe verwirrtest du auch mich. Doch deine Farben, deine süße Stimme sind nur Schein. Blendwerk, auf das niemand sieht, was hinter all dem steckt.“

Der Schmetterling schwebte ein Stückchen weiter, zu einer Blüte und schaukelte sich:

„Niemand machte sich die Mühe dahinter zu sehen.“

Geduldig legte sich die Wölfin zu Füßen der Blüte und sprach:

„Ich glaube, du möchtest gar nicht gesehen werden. Vielleicht bist du ohne Flügel klein und unscheinbar? Vielleicht ist Flattern nur dein Traum?“

„Aber willst du denn nicht fliegen?“ fragte der Schmetterling erstaunt.

„Wozu? Mit meinen vier Pfoten auf der Erde erfülle ich meinen Zweck. Wer hoch fliegt, kann tief fallen.“

Der Schmetterling lachte: „Du hast Angst vor dem Fallen?“

„Nein.“ Sagte ruhig die Wölfin. „Ich gehe gemächlich. Ich brauche keine Flügel, mit denen ich hysterisch herumflattere. Ich komme überall hin, ohne einen Traum vom Fliegen. Und auch du bist kein Vogel.“

„Ich fliege von Blüte zu Blüte, überall hin wo es schön ist…“ entgegnete der Schmetterling nervös.

„Du unruhiges Ding!“ knurrte die Wölfin. „Ich sehe, was du bist! Du bist noch kein Schmetterling! Du bist ja noch gefangen in deiner eigenen Haut.“

Der Schmetterling blickte die Wölfin traurig an: „Ja, mein Panzer ist hart, ich kann nicht heraus…“

Wieder lächelte die Wölfin. „Nein! Du bist auch nicht die Puppe, mit der harten Schale. Die fehlt dir noch, um das zu werden, wovon du träumst. Du bist die Raupe, die davon träumt ein Schmetterling zu sein und dabei nagt sie an Blättern, bis sie ganz welk und müde sind.“

Der Schmetterling saß ganz still, seine Flügel klappten zusammen, sein Leib zitterte nur ein wenig.

„Hast du nun genug an den anderen gefressen?“ fragte die Wölfin. „Dann geh und ruh dich aus und schon bald werden dir echte Flügel wachsen.“

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Aus den geheimen Werken:

Asani erwachte…

 

( Mary Meister 11. 09. 06 )

 

Und es war, als sei sie gerade erst geboren.

Als sei die Welt gestern eine andere gewesen.

Als sei Wasser heute dickes Öl und sie führe in einem Boot träge darauf hin.

Die Sonne, brannte sie gestern schon so gnadenlos?

War die Luft so abgestanden?

Ihre Kleider so eng?

Sie blickte herab, wo das Laken sich um ihren Leib spannte, riss es von sich. Atmete…frei…doch etwas plagte sie.

 

Da lagen Schwert und Gürtel.

Da war Verlass auf Streich und Hiebe.

Da war es einfach zu vergessen, wenn tiefe Risse, Schweiß durchdrungen brannten in den starken Händen.

Leichter,   einen Kameraden,   den schwer geschund´nen Körper fort zu hieven.

Doch ohne?

Sagte er nicht: „Lass uns tanzen?“

 

Asani erwachte…

Und sie fühlte ihren Körper schmerzen.

Da brannten Spuren auf ihrer Haut.

Kein Faustschlag ließ sie wanken.

Heute spürte sie Müdigkeit und tiefes Grauen bracht Erinnerung zurück.

Getanzt hatten sie.

Wahrlich!

Halb trug er sie, halb zog sie ihn.

Bat er sie auch, sich Zeit zu lassen.

Zeit?

Nimm´s oder lass es bleiben!

Zeit bedeutet auf dem Kriegspfad wenig.

Entscheide dich, sonst hast du keine mehr!

Zeit?

Heißt warten und wartest du zu lange, wirst du müde und am Ende…Opfer.

 

Sie lächelte.

Seine Augen hatte sie angesehen.

Nur einen Moment.

Da war sie zurück auf dem Schlachtfeld.

Diese Gier!

Dieses Triefen.

Mordlust!

Funkeln…

und dann…Angst.

 

Asani erwachte…

Und wusste nicht mehr, was sie tat.

Er warf sich in die Brust und sang ein wildes Lied.

Doch sie war immer stärker.

Das Blut schoss durch seine Venen, dass sie drohten zu platzen.

Mit weißen Fingerknöcheln krallte er sich röchelnd an ihr fest.

So mancher nannte dies sein letztes Stündlein,

worauf er spuckte,

sie verfluchte,

jaulend brach.

Nicht mehr, nicht weniger war dies.

Schöner war er jedenfalls.

Und als er lag und schlief,

da war´s, als hätte sie ihm ihren Dolch ins Fleisch gerammt.

Nur sein Blut rann schäumend weiß aus ihrem Schoß und hinterließ den gleichen Schauder, wie Blut getränkte Hände sterbender Feinde auf ihren Brüsten.

 

 

 

 

 

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