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Interview am Montag: Mary Meister, Punkrock und Expressionismus

geschrieben von: Redaktion am Montag, 11. September 2006

 


Mary Meister.Volly Tanner sprach mit der Thüringer Punkrockerin Mary Meister über ihre Auftritte, ihre ersten Veröffentlichungen und ihren Versuch, jetzt auch in de Leipziger Untergrund-Szene Fuß zu fassen. Was nicht leicht ist. Und auch mit dem ersten eigenen Buch will es für die 28jährige nicht so recht klappen, weil die junge Dame selbst bei Independent-Verlagen irgendwie in keine Schublade passen will.

Hallo, Mary Meister! In Thüringen bist Du ja nun schon eine literarische Berühmtheit und nun steht der Sprung ins Leipziger Subkulturschaffen an - da muss das Volk ja erstmal etwas von Dir erfahren - also, was sind Deine Wurzeln? Literarisch & persönlich?

Hallo Volly, erst einmal Dank an dich für die Einladung. Das Leipziger Subkulturschaffen hat mich wirklich überrascht, schön bei euch, könnte mir gefallen ... Aber zu deiner Frage: Ich bin ja ein thüringer Mädel, also geboren und aufgewachsen in Gotha. Aber schon kurz nach meinem 16. Geburtstag habe ich gespürt, dass da draußen noch viel mehr ist und bin losgezogen. Mit einer Horde Punx durchs Bayrische, um zu musizieren und zu lernen.

Die Malerei begeisterte mich seit dem Kindergarten, das und Schreiben ist das einzige, was ich wirklich kann und machen will. Deshalb habe ich mich bei verschiedenen Meistern herumgedrückt. Lehre des Lebens, wenn man so will. War in Marburg, Würzburg, Bad Windsheim, Nürnberg, Neusiedel am See in Österreich und Cean in Nordfrankreich und habe dort den Malern/Grafikern/Bildhauern über die Schulter geschaut. Seit 2000 gings literarisch richtig ab. Texte bei Abyssum, Maskenball, ein Interview beim U-Magazin mit Placebo (was aber nie veröffentlicht wurde, weil ich Mr. Molko zu sehr auf den Zahn gefühlt hatte) und schließlich verschiedene Anthologien. Und dann traf ich ja dich und das war gut so.

Wie würdest Du deine Art Texte zu schreiben, charakterisieren?

Expressionismus in Wort und Bild. Kurz und prägnant. Ich rede nicht gern um den heißen Brei, das ist wohl der Punkrock in mir.

Und wo wir schon beim Punkrock sind - was sagt eine so frisch um die Ecke schauende Dame wie Du zu den derzeit grassierenden Jugendsubkulturen - darfst ruhig ausholen und dreinschlagen.

Mary Meister.Ich denke, dass sieht aus unserer Sicht alles ein wenig schlimmer aus, als es eigentlich ist. Perspektivlos waren wir oder ich ebenso und Zusammenrottung liegt in der Natur des Menschen. Vor zweihundert Jahren wären du Volly und ich schon Großeltern gewesen, haha. Leider ist der springende Punkt nicht die Jugendsubkultur sondern die mangelnde Bildung und das fehlende Interesse der Eltern und der Gesellschaft. Und was dabei herauskommt sieht man kahlköpfig an zu kurzen Fäden hinter genau denen hermarschieren, die wir schon vergeblich versuchten in die Flucht zu schlagen. Dummheit findet immer Nährboden.

Hm, leider hast Du recht. Du organisierst im thüringer Raum ja auch Kulturveranstaltungen - wie ist denn die Publikumsresonanz???

Glücklicherweise werde ich sehr professionell vom hiesigen Kunstverein Art der Stadt e.V. unterstützt, was die Presse und Organisation betrifft. Diejenigen, die sich in diesen kulturarmen Zeiten tatsächlich auf eine meiner Veranstaltungen verlaufen sind froh darüber und sehr dankbar. Allein die Ausstellungsreihe DADO in Gotha hatte in der letzten Woche mehr als 70 Besucher. Es geht also doch was im Wald der Ahnungslosen.

Zurück zum Punk - man hört da hin und wieder etwas von Kontakten zum Otzeumfeld - den Schleimkeimern - wie war das denn?

SK Otze, Dieter Ehrlich oder Peter Lügen, wie er sich gerne nannte, war mir von Anfang an unheimlich. Es gab einige Titel, die ich wirklich mochte und mitsang und gehörte auch zu der Liga, die dem einen oder anderen Auftritt beiwohnten, wenn Otze voll wie tausend Russen seine Texte nicht mehr kannte. Aber mal ehrlich: Der war doch total verrückt! Hin und wieder sogar für uns aus dem lebensgefährlich, wenn er die Freund-Feind-Kennung verlor. Als Musiker ein Stück weit genial, als Mensch ein verfluchter Teufel! Man kannte ihn eben.

Und nun zur nächsten Frage: wann kommt denn das erste Buch von Dir raus und bei wem - oder wo kann man denn deine Sachen lesen?

Tja, das dachte ich mir schon...irgendwann kommt die Frage nach mehr. - Nach der Homoerotik-Anthologie Herrenreiter und dem Zwei-Kurz-Geschichten-über-schwule-Jungs-Band "Swinging Loveshag" beide erschienen im Deadsoft-Verlag, der Rattenfänger-Anthologie erschienen im Blitz Verlag, kündigt sich Untergrundliteratur an. "Straßenköter" die Sammlung punkiger Lyrik mit selbstgestrickten Comics und Karikaturen, sollte dieses Jahr schon in Druck gehen. Deadsoft wills nicht machen, weil zu teuer wegen den Bildern und Blitz hält es für das falsche Genre. Ich hoffe noch auf einen Engel, denn 2007 muss es sein! Aber wer nicht so lang warten will, sollte die Auszüge auf meiner Internetz-Seite verfolgen oder er gehe zu einer Lesung. Mehr darüber auch im Netz. Denn ich bin ja auf Tour mit Dir - zauberhafter Volly und dem reizenden Hauke. Also drei Mal pure Erotik...

Das stimmt, beste Mary - möchtest du noch irgendein abschließendes Sätzchen ins Tafelrund werfen - damit die Menschen neben deiner Grazie auch deine Intelligenz bewundern können???

Die größte Intelligenz liegt für mich in der Unschuld und der Unbedarftheit - in Wissen aus Instinkt. Die oftmalige Betriebsblindheit mancher diplomsüchtiger Dozenten lässt mich höchstens müde lächeln. Denn immerhin ist der Gescheitere immer noch der, den der Dümmste versteht.

Danke, Mary, wir sehen uns….



Info: www.marymeister.beep.de

 

Anmerkung der Autorin: Vielen lieben Dank Volly! Jeder Tag mit dir ist Sonne!

Info: www.volly-tanner.de

 


 

 

 

 


 

 

 

www.lizzy-online.de

 

 

Junge Künstler am Werk

Mal- und Kreativkurs für Kinder in der Mönchelsstraße 6

Gotha(tlz/mor)

"Die Kinder sollen Farben erfühlen und verstehen. Außerdem stärkt die kreative Arbeit ihr Selbstvertrauen." Mary Meister, Leiterin des derzeit in der Mönchelsstraße stattfindenden Mal- und Kreativkurses, möchte Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren mit ihrem Projekt an die Malerei heranführen. Die Mini-Picassos gestalten ihre Kunstwerke mit Handabdrücken und malen ihre Bilder mit Hilfe von Schablonen und Schwämmen. "Alle sind mit Elan bei der Sache und auch ihre Eltern machen mit." lobt Mary Meister ihre kleinen Künstler. Initiator der Aktion ist der Gothaer Kunstverein "Art der Stadt". Obwohl der Kurs noch bis zur nächsten Woche, jeweils montags, mittwochs und freitags von 10 bis 11.30 Uhr läuft, plant Mary Meister schon das nächste Projekt. In Kürze soll an gleicher Stelle ein Comic-Kurs für Kinder ab sieben Jahre stattfinden.

(Quelle: TLZ)

Mit eigener Signatur

Beim Art der Stadt Gotha können Kleinkinder und deren eltern gemeinsam kreativ werden

Gestern experimentierten im Vereinshaus vom Art der Stadt Gotha beim Mal- und Kreativkurs "Muki" Jungen und Mädchen ab zwei Jahren zusammen mit ihren Eltern mit Farben.

Gotha.(mh)

Mary Meister, freischaffende Künstlerin aus Gotha, ist beim Art der Stadt für die Kinderbetreuung zuständig. Die Kinder sollen im Malkurs "Muki" Farben fühlen, sehen und erleben und somit lernen, sie auf verschiedene Art und Weise einzusetzen und zu nutzen, sagt sie. "Besonders wichtig ist uns, dass Eltern und Kinder etwas zusammen machen und die erlebten Dinge auch zu Hause wiederholen." Die Kinder gestalten ihre kleinen Kunstwerke mit Finger- oder Wasserfarben, mit Strukturpaste, Muscheln, Steinen und Perlen sowie durch das Bedrucken mit verschiedenen Gegenständen, wie Pappfiguren, Schwämmen oder Blumenkohl. Auch signieren können die kleinen Künstler ihre Werke selbst und sind von ihren Ergebnissen sehr begeistert. Da die Teilnehmer aber noch sehr jung sind, dauern eineinhalb Stunden manchmal zu lang. "Wenn die Kinder keine Lust mehr haben, können sie eher nach Hause gehen, sonst macht es ihnen ja keinen Spaß mehr" sagt Mary Meister. Auf Grund der großen Nachfrage sollen noch mehr Mal- und Kreativkurse stattfinden...

(Quelle: Thüringer Allgemeine)

2006/08 Malkurs Muki Vereinscafé Art der Stadt e.V.

Voller Fantasie

Art der Stadt Gotha läd Kiner zum Mal- und Kreativkurs ein

Gotha.

Vom 7. bis zum 18. August können Kinder ab zwei Jahren jeweils montags, mittwochs und freitags in der Zeit von 10 bis 11.30 Uhr gemeinsam mit ihren Eltern in der Welt der Fantasie abtauchen. Neugier ist Kindern angeboren, und auch die Kleinsten haben schon riesigen Spaß daran, mit Wasserfarben oder Fingermalfarben zu hantieren. Hierbei kommt es nicht aus das Ergebnis, sondern auf das Probieren an. Mary Meister lädt Eltern herzlich ein, mit ihren Kindern an dieser Erfahrung teilzuhaben. Im Vereinshaus von Art der Stadt kann gemeinsam probiert werden, wie sich Farben auf den Händen anfühlen, mit verschiedenen Mitteln gekleckst werden, solche Dinge, wie Pinsel, Schwämme ausprobiert und in einfachsten Mitteln das tollste Werkzeug erkannt werden. Der Mal- und Kreativkurs findet im Vereinshaus von Art der Stadt Gotha in der Mönchelsstraße 6 statt. Der Kurs wird durch das Jugendamt des Landratsamtes Gotha gefördert. Der Gesamtbeitrag für den Malkurs beträgt 15 Euro je Kind (für Malmittel und Materialien). Der Teilnahmebeitrag für einen einzelnen Tag beträgt drei Euro...

(Quelle: Thüringer Allgemeine)

Rezension von Florian Hilleberg

Die Sage vom Rattenfänger von Hameln gehört zu den bekanntesten deutschen Sagen und wird in der ganzen Welt erzählt und bestaunt.
In diesem Buch hat Bernd Rothe achtzehn Geschichten um den Rattenfänger zusammengetragen, die sich aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit der Sage auseinandersetzen.
Alisha Bionda und Marc Alastor E.-E. verbinden den Mythos mit Vampiren und schufen Kurzgeschichten mit einem düsteren, erotisch-morbiden Touch.

?Schattenschläger?, ?Canard ? Liebling? und ?Die Wege des Herrn ...? entführen den Leser in gekonnter Weise zurück ins Mittelalter zu Pest und Lepra.
Die Stories von Barbara Jung und Dirk Taeger erzählen sogar aus der Sicht der Ratten die Geschichte um den Rattenfänger und selbst eine Science-Fiction-Variante fehlt in dieser Sammlung ebenso wenig wie gruselige und märchenhafte Erzählungen.
Dabei wird die Rattenfängersage auch durchaus als Metapher interpretiert.

Was diese Anthologie auszeichnet, ist ihre Vielfalt und der hohe Abwechslungsreichtum der einzelnen Geschichten, sowohl in Schrift und Stil als auch im Handlungsaufbau. Einziger Nachteil ist, dass es dabei natürlich immer Erzählungen gibt, die einem nicht so zusagen.
Eingeleitet wird das Buch von einem Vorwort des Herausgebers, welcher selbst gebürtiger Hamelner ist und von jeher von der Rattenfängersage fasziniert war.
Ein Nachwort über die Stadtgeschichte Hamelns und ein historischer Abriss der Rattenfängersage sowie Veranstaltungstipps in Hameln vervollständigen das Buch. Darüber hinaus gibt es zu jedem Autor Informationen und Internetadressen, wobei leider Veruka Aniko fehlt.
Nicht vergessen werden darf natürlich Pat Hachfeld, der sich die Mühe gemacht hat, alle Kurzgeschichten mit einer innovativen Titelillustration zu versehen. Auch hier sind die einzelnen Werke sehr unterschiedlich ausgefallen: von der Karikatur über kindlich naive Darstellungen bis hin zu melancholisch anmutenden Zeichnungen reicht die Palette.

Fazit: Ein faszinierendes Buch, welches die Rattenfängersage aus den verschiedensten Blickwinkeln her betrachtet.

 

 

1 Review

Die alte Sage vom Rattenfänger ist im Anhang dieses Buches abgedruckt. Sie umfasst nicht einmal eine Seite. Rund 370 Seiten dagegen beanspruchen die 18 Geschichten, die das Thema variieren. Auf Einladung des Herausgebers Bernd Rothe, eines gebürtigen Hamelners, lieferten beim BLITZ-Verlag 18 AutorInnen, die in verschiedenen Bereichen des Phantastischen zu Hause sind, ihren Beitrag zu dem ewig jungen Stoff ab. Entstanden ist eine lesenswerte Anthologie, die bekannten und weniger bekannten Namen auf den Spuren einer der bekanntesten deutschen Sagengestalten folgt.

In der Tat bietet der kleine Ausgangstext viele verschiedene Ansatzpunkte für Phantasien und Phantastisches. Da sind erstens die menschlichen Protagonisten: der Rattenfänger, ein Spielmann, ein Outlaw, aber vielleicht auch der Teufel; das saturierte Bürgertum, das ihn um seinen Lohn betrügt; die Kinder dieser Bürger. Schon vor x Jahren lieferte der Liedermacher Hannes Wader seine Version des Geschehens, die den Rattenfänger entteufelt und die Karten neu mischt ? einige der AutorInnen folgen dieser Lesart, am deutlichsten Stefanie Bense ("Schattenschläger", die Eingangsgeschichte) und Frank W. Haubold ("Der Puppenmacher von Canburg", immer wieder lesenswert, ein Highlight des Bandes). ? Zweitens wäre da die Idee, es doch auch einmal aus der Perspektive der Ratten zu versuchen ? am eindrucksvollsten gemeistert von Barbara Jung in "Die Königin und ihr Gardist". ? Drittens bietet das Wort "Rattenfänger" in seiner übertragenen Bedeutung wundervolle Ansatzpunkte, für die Satire etwa; wer aber könnte die in einem solchen Forum besser meistern als Christian von Aster ("Niederfrequenzmanipulation oder Des großen Rattenfänger Trick")? Aber auch Christian Schönwetter liefert zu dieser Lesart eine gute Story ab ("Die Rattenfänger sind in der Stadt!"). ? Sodann haben wir natürlich das Thema des Betrugs und der darauf folgenden Rache (u. a. in Armin Rößlers SF-Geschichte "Der Verlorene" umgesetzt). Hybriden Gestalten aus Ratte und Menschen entstehen in Alisha Biondas "Mephisto", wobei auch das Teuflische und das Erotische zum Tragen kommen, oder in Dominik Irtenkaufs "Der Lichtfänger", eine Geschichte, die in nahezu schwelgerischen Bildern ein hier oft präsentes weiteres Thema ausschmückt: das des Verfalls nicht nur einer Stadt, sondern auch der sozialen Bindungen zwischen den Menschen. Vielleicht ist dieses Motiv nicht das eigentliche Zentrum der ursprünglichen Rattenfänger-Sage, in der Anthologie jedoch rückt es in den Fokus vieler Erzählungen.

Blieben noch zwei besondere Beiträge zu erwähnen: Marc-Alastor E.-E.s dunkeldüstere Vampir-Novelle "Nicht ohne Wut, sei vom Lamm das Blut", welche sprachlich exorbitant die Sage vom Bingener Mäuseturm mit der Hameln-Geschichte und dem Vampirmotiv verquickt, und Markus K. Korbs spannende Horror-Story "Rattenfänger GmbH", die durch eine außergewöhnliche Hauptfigur und durch einen Showdown in dunklen Gängen überzeugt (Leser mit Ratten- und Klaustrophobie seien vor ihr dringlichst gewarnt).

Auch die übrigen, hier aus Platzgründen nicht genannten VerfasserInnen leisten durchaus Solides, so dass diese Anthologie insgesamt bestens unterhält. BLITZ-Stammillustrator Pat Hachfeld gibt jeder Geschichte per Titelblatt ein eigenes Gesicht; die Autoren zeigen Gesichter in der abschließenden Galerie. Gesamtprädikat: lohnenswert!

www.blitz-verlag.de

© Peter Schünemann

Gastautor [18.02.2006]

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