Home
e-Mail an uns
Unser Engel Madleen
Sternchenfreunde
Gedichte
nützliche Links
Mitmenschen
Selbsthilfegruppe
Kinderpatenschaft
Hoffnung
40 Wochen, die uns keiner mehr nehmen kann

 
Unser Engel Madleen Schwangerschaft Geburt
Abschied Leben "danach" euer Garten

 

Im Herbst 1998, wir waren grad 1 1/2 Jahre verheiratet und unser Haus war fast bezugsfertig, da haben wir uns entschlossen, das nun die richtige Zeit ist um mit der Kinderplanung anzufangen, schließlich klappt es ja auch nicht immer gleich. Wir waren uns immer einig, daß wir am liebsten drei Kinder haben wollten und wir wollten gerne junge Eltern sein und mit 23 das erste Kind, das war o.k. Leider sollte alles ganz anders kommen...

Nachdem ich die Pille abgesetzt hatte, bekam ich nur ein einziges Mal meine Regelblutung und dann nichts... Keine Monatsblutung und auch kein Baby... Fast 6 Jahre schluckte ich Hormone, probierte es mit Naturheilkunde und legte mich zweimal für eine Bauspiegelung unters Messer. Nach der 2. Bauspiegelung Anfang Dezember 2003 bekam ich endlich eine fast regelmäßige Monatsblutung, allerdings nur dreimal. Das letzte mal am 01.03.2004.

Gemäß Berechnung bist du um den 14./15. März rum entstanden, also am Geburtstag von deinem Patenonkel André. Mir war es von Anfang an ziemlich schwindelig und als dann Ende März meine Regel ausblieb, da war ich mir schon recht sicher. Aber falsche Hoffnung hatten wir uns in den letzten 6 Jahren schon genug gemacht, also erstmal abwarten. Als mir die Leute am 9.4. zum Geburtstag gratulierten, da stieg unsere Hoffnung schon ins Unermessliche, aber noch warst du unser kleines, süßes Geheimnis...

Am 14. April 2004 dann endlich die ersehnte Nachricht: „Herzlichen Glückwunsch, sie bekommen ein Baby." JA ! Endlich, wir bekommen ein Baby ! Wir sind die glücklichsten Menschen auf der Welt und könnten vor Freude an die Decke hüpfen. Sofort fahren wir zu deinen Großeltern und teilen Ihnen mit, daß wir noch ein Osterei für sie haben. Aber das muß ich noch 9 Monate ausbrüten... Sie freuen sich sehr, können es noch garnicht richtig glauben.

Am 26.04. haben wir den 1.Vorsorgetermin beim Frauenarzt. Jetzt bekommen wir unseren Mutterpaß und das erste Foto von dir. Und sind schon total verliebt in dich !

Der Muttertag am 09.05.2004 und ich bin eine werdende Mama. Ich schwebe schon wie auf Wolken. Bis ich abends eine kleine Zwischenblutung habe und wir Angst haben dich zu verlieren. Bitte nicht, wir haben doch so lange auf dich gewartet... Wir fahren sofort ins Krankenhaus Hünfeld. Gottseidank ein Fehlalarm, nur eine Vernarbung von der Bauchspiegelung. Aufatmen...

Wir gehen immer schön regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen (am 27.5. / 24.6. / 22.7. / 18.8.). Du entwickelst dich prächtig, wächst und gedeist, alles im grünen Bereich. Sagt der Frauenarzt und wir sind glücklich. Aber wir sind neugierig. Darauf wie du aussiehst und darauf ob wir einen Prinz oder eine Prinzessin bekommen. Und darum melden wir uns für den 15.09. zur Feindiagnostik mit 3D-Ultraschall im Krankenhaus Hünfeld an. Niemals hätten wir mit dem gerechnet, was uns dort erwartete. Der Doktor machte erst eine ganze Zeit den Ultraschall, bis er endlich etwas sagte. Ich höre noch heute seine Worte in meinen Ohren: „Da ist etwas nicht so, wie es sein sollte..." und „Es ist was im Brustkorb, was da nicht hingehört. Und da ich den Magen nicht finden kann, nehme ich an, daß es der Magen ist..." Ich falle und falle... Das Loch ist bodenlos... Ich will mich wieder fangen und meine, daß wir für dich jetzt schon so viel überstanden haben, da schaffen wir das auch noch. Und der Doktor will mich vorsichtig darauf vorbereiten, was unausweichlich vor uns liegt: „Sie schaffen es sicher, aber ich hoffe, daß Kind schafft es auch..." Das kann doch nicht sein. Das darf nicht sein !!! WIESO ??? Zur endgültigen Diagnose und Weiterbehandlung überweist er uns an die Uniklinik Würzburg, weil es dort die beste Kinderchirurgie gibt.

Der Schock sitzt tief. Auch unseren Eltern teilen wir gleich mit, daß unser Schatz nicht nur ein Mädchen wird, sondern auch, daß sie nicht in Ordnung ist. Wir haben am nächsten Tag (16.09.) den Termin für die 6.Vorsorgeuntersuchung bei unserem Frauenarzt. Er macht das erste CTG und wir hören das erste Mal dein kleines Herz schlagen. Es ist wie Musik in unseren Ohren. Dann macht er noch Ultraschall und kann absolut keine Probleme entdecken. Aber wir sollen ruhig nach Würzburg fahren. Könnten uns ja positiv überraschen lassen...

Am 20.09. haben wir unseren erste Termin in der Uniklinik Würzburg und erhalten hier die endgültige Diagnose: linksseitige Zwerchfellhernie mit Verschiebung des Herzens auf die rechte Seite, deine linke Herzkammer ist ein bisschen zu klein (macht aber wahrscheinlich nichts) und deine linke Hand soll eine Fehlstellung haben. Die Ärzte geben dir eine Chance von max. 50 %. Das ist die Hälfte, damit können wir leben... Dieser Wert steht aber nur, wenn kein Gendefekt (z.B. eine Trisomie) vorliegt. Daher entscheiden wir uns eine Fruchtwasseruntersuchung machen zu lassen, gleich sofort und an Ort und Stelle. Nur um diese 50 % sicher zu haben. Das wir bei einer negativen Nachricht evtl.vor die Wahl gestellt werden, ob du überhaupt die restliche Zeit der Schwangerschaft noch bei uns bleibst, davon wissen wir damals noch nichts... Und das ist auch gut so...

Der Kinderarzt erklärt uns, sollte kein Gendefekt vorliegen, daß das Loch in deinem Zwerchfell dann „nur eine Laune der Natur" ist. Er erklärt uns, was mit dir geschehen wird nach der Geburt. Sie werden dich sofort abnabeln und versorgen. Und wenn die Atmung eine gewisse Zeit stabil ist (ein paar Stunden oder vielleicht auch bis zu 2 Tage), dann wirst du operiert. Ich frage ihn, was diese kleinere Lunge für dein weiteres Leben bedeutet. Er erklärt mir, WENN die Lunge zum Leben reicht und man die Atmung stabilisieren KANN, dann wird diese kleine Lunge zu 95% das leisten können, was eine normale Lunge auch kann. Das heißt, du kannst keine Marathonläuferin werden, aber ansonsten ein normales Leben führen. Und wer wünscht sich schon für sein Kind, daß es Marathon läuft ?

Am 22.09. müssen wir zur Kontrolle ins KH Hünfeld, das bei der Fruchtwasseruntersuchung auch nichts mit dir passiert ist. Aber es ist alles in Ordnung. Die quälende Ungewissheit bringt uns aber fast um den Verstand. WARUM ??? Nachts liege ich wach und male mir schon aus, wie ich auf deiner Beerdigung vor deinem Grab stehe oder wie die Anzeige aussehen soll... Warum muß ich mir um sowas Gedanken machen ? Ich will doch einfach nur dein Zimmer schön zurechtmachen, dir hübsche Sachen kaufen, mir dein Leben ausmalen...

Als wir am 23.09. grad beim Frühstück sitzen (obwohl ich kaum was gegessen habe zu der Zeit, nur dir zuliebe...), da klingelt das Telefon. Ich weiß sofort, daß es die Uniklinik ist und habe Angst. Das Ergebnis vom Schnelltest der Fruchtwasseruntersuchung ist da... Heiko geht ran und stellt auf Mithören: die 4 am häufigsten vorkommenden Chromosomenschäden können ausgeschlossen werden. Aufatmen, aber noch keine Entwarnung. Noch ist nicht klar, ob du vielleicht einen seltenen Gendefekt hast. Doch wenn es die am meisten vorkommenden nicht sind, warum sollte es da ein seltener sein ? Es ist doch so schon schwer genug...

Wir fahren am 27.9., am 11.10. und am 25.10. nochmal zu Untersuchungen nach Würzburg. Du entwickelst dich ansonsten normal weiter. Und die restlichen Tests der Fruchtwasseruntersuchung waren auch in Ordnung. Wir hoffen ganz sehr, daß du das Alles gut überstehst und bei uns bleiben darfst...

In der Zeit vom 27.09. bis 25.10. nehmen wir am Geburtsvorbereitungskurs bei unserer Hebamme und ehemaligen Nachbarin Barbara teil. Wir sind so froh, daß wir die haben !!! Sie hat selbst von 2 Kindern sehr früh Abschied nehmen müssen und kennt die Angst und den Schmerz... Sie baut uns immer wieder auf und gibt mir Bachblüten, damit es mir psychisch wieder besser geht. Den Anderen in unserem Kurs erzählen wir aber nur, daß du nicht o.k. bist und wir deshalb öfters nach Würzburg in die Uniklinik müssen, wo wir auch entbinden werden. Damals war ich noch der Meinung, daß sich Schwangere unbeschwert auf ihr Baby freuen sollten ohne über Risiken nachzudenken. Heute bin ich mir da nicht mehr ganz so sicher...

>>> Liebe Barbara, vielen Dank für Alles, was du für uns getan hast und bis heute tust. Ohne dich wäre Vieles noch schwerer zu ertragen.

Du bist uns eine große Stütze und wir sind sehr froh, daß wir dich haben !!! <<<

 

Am 01.11. war ich mit Oma Geli nochmal einkaufen. Die letzten Besorgungen für dich, falls es doch ein bisschen früher losgehen sollte. Ich habe einen wunderschönen rosa Zweiteiler für dich gekauft, den sollst du von uns zu Weihnachten bekommen... Dachte ich...

Einen Tag später, am 02.11. habe ich einen Teil vom Schleimpfropf verloren. Ich bin sofort zu unserer Hebamme Barbara und die meinte, daß du wohl in den nächsten 2 Wochen kommen willst. Außerdem soll ich spätestens am nächsten Tag nach Würzburg fahren, zur Kontrolle. Ich habe sofort für den nächsten Morgen einen Termin gemacht, denn nachmittags hätten wir es von der Zeit her nicht mehr geschafft. Aber für alle Fälle haben sie im Kreißsaal und bei den Kinderärzten Bescheid gesagt. Wenn in der Nacht irgendetwas ist, dann rufen wir sofort einen Krankenwagen ! Doch die Nacht bleibt ruhig. Erst als ich mich morgens zurechtmache, merke ich ein leichtes Ziehen im Oberbauch und ich vermute, daß es Wehen sind. Heiko sage ich nichts davon, schließlich haben wir noch 150 km zu fahren vor uns.

Wie vermutet, habe ich leichte Wehen (heute weiß ich, es waren nur sog. Senkwehen). Aber da wir ja soweit weg wohnen, behalten sie mich zur Sicherheit gleich vor Ort und nehmen mich am 03.11. stationär auf. Ich habe 5 lange Wochen dort im Krankenhaus verbracht, aber ich habe jeden Tag davon genossen. Denn da warst du noch da, hast gestrampelt, auf meine Streicheleinheiten reagiert... Zwischendurch immer wieder Untersuchungen, am 09.11. und 19.11. bekommen wir auch nochmal 3D-Fotos von dir. Du bist so wunderschön ! Und einmal hast du richtig gelächelt, deine kleinen Mundwinkel schelmisch nach oben gezogen...

 

Dein einigstes, aber das wunderschönste Lächeln für uns...

Und auf der Station habe ich auch einen „bleibenden" Eindruck hinterlassen. Denn da es die Adventszeit war, habe ich jede Menge Window-Color-Bildchen gemalt und damit die ganze Abteilung verschönert. Ich habe Witze gemacht, daß ich ja schon zum Inventar gehöre und daß ich es mir gemütlich machen muß, da ich ja nicht weiß, wieviele Wochen sie mich noch ertragen müssen. Schließlich könnte es ca. 8 Wochen dauern, bis wir unsere kleine Maus mit nach Hause nehmen können...

>>> Ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmal ganz herzlich beim Personal der Uniklinik Würzburg für die fürsorgliche und liebevolle Pflege bedanken !!! <<<


 

Am Tag vor deiner Geburt unterhielten wir uns mit meiner Zimmernachbarin darüber, daß ihre Tochter ihren Bauch mal angemalt hatte. Ich sagt, daß ich auch gerne meinen Bauch mal angemalt hätte und wir überlegten, womit wir das jetzt noch machen könnten. Wir haben dann spontan meine Schminksachen genommen und ein Gesicht auf meinen Bauch gemalt. Papa hat den Spiegel gehalten und ich habe gemalt. Und dann haben wir die arme Hebammenschülerin erschreckt... Als sie zum Mittags-CTG kam, habe ich zu ihr gemeint, daß du raus willst. Dein Kopf würde schon gucken... Sie hat total erschrocken geschaut und erstmal einen Schritt zurück gemacht. Doch bevor sie rausrennen konnte um den Doktor zu rufen, habe ich schnell das Tuch von meinem Bauch weggenommen. Und dann haben wir alle zusammen richtig herzhaft gelacht.

 

Und am Nikolaustag, dem 06. Dezember 2004 wurdest du dann geboren, aber das steht auf einer anderen Seite:



Eigene Webseite von Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!