Unsterblichkeit?

 

Titel: Unsterblichkeit?
Autor: Barbara (
barbarella_1970@yahoo.de)
Disclaimer: Angel, Lindsey & Co. gehören mir nicht... blablabla, na ihr wisst schon!
Aber die Situation und Cordelia's Kinder sind auf meinem Mist gewachsen - wobei man wohl nicht lange überlegen muss, dass Cordy's jüngste Tochter nach einer gewissen Schauspielerin in unserem Universum benannt worden ist! *smile*
Pairing (Status Quo): Angel/Lindsey und Cordelia/Wesley/Gunn
Summary/Inhalt: Lindsey ist trotz seines augenscheinlichen Todes auf wundersame Weise wieder gesund und munter - aber warum eigentlich? Und ist er wirklich noch ein Mensch oder wie oder was?
Beunruhigenderweise scheinen auch gewisse Wächter das Rätsel um seine plötzlich wiedererlangte Jugendliche Frische sehr interessant zu finden...
Rating: NC-17 (Achtung, nicht nur Sex, sondern auch Gewalt!)
Spoiler: AU! - Spielt über 13 Jahre, nachdem eine Amayra-Hexe in
"Alles Gute kommt von oben?" in Sunnydale vom Himmel gefallen ist... und beginnt somit fast nahtlos da, wo AGKVO aufgehört hat! ;-)
Datum: August 2002
Feedback: Gerne!
Notes: Sorry, ich konnte es mir nicht verkneifen, eine Fortsetzung zu schreiben... Und ich kann noch nicht mal versprechen, dass ich's nie wieder tue... *seufz* ;-)

 
LEBENDIG ODER UNTOT, DAS IST HIER DIE FRAGE!

"Au, hast du ne Meise?!" beschwert sich Lindsey und reisst sich von Angel los, der ihn doch tatsächlich gerade mit einem Messer geschnitten hat, dieser Verrückte. Seit dem Autounfall heute Abend - oder was auch immer das eigentlich war - benimmt sich der Vampir wirklich merkwürdig und starrt ihn die ganze Zeit an, als wäre ihm dabei ein zweiter Kopf gewachsen und er seitdem das Siebte Weltwunder. Dabei hatte er ja noch nicht mal nen Kratzer, also kann's ja wohl so schlimm nicht gewesen sein, wie Charisma getan hat, die sich wohl einfach nur furchtbar erschreckte. Glück gehabt!
"Da, schau doch mal!" erklärt Angel und deutet auf Lindsey's Arm. Der Schnitt ist wirklich nicht sehr tief gewesen, eigentlich mehr ein Ritzen denn ein Schneiden. Gerade tief genug, dass es etwas blutet, wirklich ganz harmlos. Und nun kann man förmlich zusehen, wie es einfach wieder heilt, ohne dass eine Spur zurückbleiben würde. Allerdings hat Angel mit so einem 'Test' doch lieber gewartet, bis er mit Lindsey wieder allein war, er wollte schliesslich Charisma nicht mit sowas erschrecken... die es im übrigen wohl für völlig normal hält, wenn Tote durch Magie wieder zum Leben erweckt werden. Na ja, was soll man schon erwarten von einem Kind, das es bei Angel Investigations schon von klein auf mit äusserst seltsamen Sachen zu tun bekommen hat und das einen grünhäutigen Dämon mit rubinroten Augen 'Onkel' nennt...
"Oh..." murmelt Lindsey fasziniert und streicht sachte mit einem Finger über die Stelle, doch es tut auch nichts mehr weh, als wäre nie etwas gewesen; er hatte nur kurz in prickelndes Gefühl, als ob Ameisen drüberlaufen würden. "Was zum Teufel geht hier vor?"
"Glaubst du mir jetzt endlich?" fragt Angel triumphierend. "Charisma hat recht: Du warst tot. Dann hat plötzlich die Kette angefangen zu glühen und du wurdest geheilt. Sieh dich doch mal genau im Spiegel an... findest du nicht, dass du plötzlich wieder etwas jünger aussiehst?" Immerhin spiegelt sich Lindsey tatsächlich, er ist trotz des Blutes und Angel's verzweifelten Bisses kein Vampir geworden... fast scheint es, als hätte das erst diesen seltsamen 'Zauber' aktiviert.
Lindsey starrt nun angestrengt in den Spiegel, schneidet Grimassen und dreht den Kopf hin und her, um sich von möglichst allen Seiten zu betrachten. "Na ja... ich sehe ziemlich frisch aus..." Er dreht sich zu Angel um. "Aber was soll das jetzt heissen? Etwa dass ich... äh... unsterblich geworden bin oder sowas in der Art?"
Angel zuckt die Schultern. "Zumindest scheinen irgendwelche Verletzungen jetzt bei dir sehr schnell zu heilen. Und vielleicht alterst du nicht mehr. Allerdings kann man dich wohl trotzdem töten... wenn man dir den Kopf abschlägt oder so."
"Ich schätze mal, mit Kopf abschlagen kann man so ziemlich jeden töten, oder?!" Lindsey fasst sich unwillkürlich an den Hals und hofft, dass sein Kopf noch lange Zeit auf seinen Schultern sitzt.
"Was denkst du wohl, warum ich die Französische Revolution und die Guillotine so gehasst hab..." grinst nun Angel und macht sich daran, Lindsey auch endlich noch die übrige Wäsche auszuziehen - während dieser nun auch Angel's Hemd aufzuknöpfen beginnt.
"Wäre ja auch wirklich schade gewesen um deinen Kopf..." murmelt Lindsey und küsst ihn heiss und innig. Hey, wenn er jetzt selbst unsterblich ist, kann er ja wirklich ewig mit ihm zusammensein... ohne dass er als Mensch alt und schrumplig wird und irgendwann einfach so an Altersschwäche wegstirbt. Es war immer eine Horrorvorstellung von ihm, dass ein ewig junger Angel ihn eines Tages verlassen würde... und im Geiste hatte er sogar schon mal den Plan gefasst, sich lieber umzubringen, bevor aus ihm ein alter Tattergreis geworden wäre, der Angel oder sonst wem nur noch zur Last fallen würde. Aber jetzt... oh mein Gott, es ist wirklich, als wäre sein grösster Wunsch in Erfüllung gegangen. "Ist dir klar, dass du mich jetzt wirklich nie wieder loswirst?" haucht er dem Vampir ins Ohr und knabbert sanft an seinem Ohrläppchen.
Es klopft.
Angel und Lindsey verdrehen beide die Augen und stöhnen leicht entnervt auf.
Es klopft nochmal, diesmal etwas drängender.
"Was denn?!" ruft Angel und geht zur Tür, während der nun nackte Lindsey geistesgegenwärtig ins Bett hechtet und sich zudeckt. Das Klopfen hört sich zwar nur nach Cordelia an, die ihn ja weiss Gott schon mehr als einmal nackt gesehen hat, aber trotzdem...
Nicht nur Cordelia steht vor der Tür, sondern auch Wesley und Gunn. In Schlafanzügen und Morgenmänteln. Und mit gezückten Pflöcken.
"Was soll *das* denn?" erkundigt sich Angel mit hochgezogener Augenbraue.
"Charisma hat erzählt, was passiert ist!" erklärt Cordelia und sieht Lindsey misstrauisch an, der sich nun eins der Seidenlaken um die Hüften wickelt und sich wieder zu ihnen gesellt. Er sieht wirklich verdächtig gut aus, so frisch und jugendlich... "Angel hat dich gebissen und dich trinken lassen, Lindsey, nicht wahr?!"
"Ja, das hat er mir jedenfalls erzählt, auch wenn ich mich nicht daran erinnere. Aber ich bin kein Vampir, verflixt nochmal!" erklärt Lindsey und findet es irgendwie eine seltsame Ironie des Schicksals, dass seine besten Freunde ihn jetzt womöglich pfählen wollen, weil seine eigene Tochter ihn 'verraten' hat.
"Charisma hat euch doch dann aber sicher auch von diesem Zauber erzählt, oder?" Angel verschränkt die Arme und stellt sich halb vor Lindsey. Wenn er dabei nicht nur Unterhosen trüge, würde er wohl noch etwas bedrohlicher wirken. "Es stimmt, ich habe ihn mein Blut trinken lassen und ihn gebissen, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dass er einfach so stirbt." Seine Stimme klingt plötzlich sehr sanft, als er Lindsey nun kurz ansieht. "Aber die Magie in der Halskette hat ihn geheilt... und nicht mein Biss. Er ist kein Vampir und hat seine Seele noch. Seht doch nur: Er spiegelt sich!"
Cordy, Wes und Gunn stellen sich nun so, dass sie Lindsey im Spiegel sehen können. Um ganz sicher zu gehen, zückt Wes auch noch ein Kreuz, was Angel etwas zurückweichen lässt...
... doch Lindsey nur ein müdes Lächeln entlockt, der das Kreuz sogar anfasst und sich gegen die Wange drückt, um zu beweisen, dass ihm das gar nichts ausmacht. "Willst du mich vielleicht noch mit Weihwasser bespritzen?" fragt er so liebenswürdig wie möglich und zeigt sich kooperativ.
"Lindsey McDonald war schon zu Lebzeiten nicht besonders religiös..." sinniert nun Wesley und räuspert sich kurz, als ihn nun alle anstarren. "Es gibt die Theorie, dass nicht-christliche Vampire sich deshalb von einem Kreuz ohnehin nur schwer beeindrucken lassen. Allerdings gibt es auch die weitverbreitete Meinung, dass es nicht auf das Kreuz an sich ankommt, sondern mehr auf den Glauben... und so gesehen bin ich ja auch nicht sehr religiös..." Mit einem Seufzen packt Wesley das Kreuz wieder weg. Und den Pflock steckt er sich auch wieder in die Bademanteltasche.
"Wes, wenn ich ein Vampir wäre, würde ich dich jetzt beissen!" schmollt Lindsey. "Aber wehe, jemand rammt mir einen Pflock ins Herz oder sowas, dann werde ich aber echt sauer!"
"Oh Gott, du hast wirklich deine Seele noch!" Cordelia ist offensichtlich überzeugt und umarmt ihn nun erleichtert - worauf Wes und Gunn ihn auch noch drücken und ihm auf die Schulter klopfen.
"Die Kette hat also geglüht und dann... Schwupp?!" Cordelia wedelt mit ihren Händen rum.
"Genau!" bestätigt Angel. "Magie."
"Äh..." Lindsey räuspert sich etwas. "Ich kann mir ja denken, dass ihr das alle schrecklich interessant findet, aber könnte ich dann vielleicht jetzt endlich einfach schlafen?" erkundigt sich Lindsey und sieht demonstrativ zur Türe. "Darf ich euch daran erinnern, dass wir morgen alle nach London fliegen?"
"Na schön... Gute Nacht!" Cordelia lächelt nun verschwörerisch, zupft Wes und Gunn an den Ärmeln - und sie gehen wieder, jetzt doch ziemlich beruhigt.
"Ach herrje..." seufzt Lindsey, als sie endlich wieder alleine sind, und lehnt sich an Angel. "Wesley hat mich angesehen, als wollte er mich schon für das Dämonen-Lexikon katalogisieren!"
Angel streichelt seinen Rücken und wuschelt ihm durch die Haare. "Sowas kommt eben nicht alle Tage vor."
"Bin ich jetzt ein Freak?"
"Warst du das nicht schon immer?" spöttelt Angel liebevoll und drückt ihm einen sanften Kuss auf die Stirn.
Es bleibt nicht dabei...
... und wenig später liegen sie auch schon im Bett und küssen sich leidenschaftlich, während sie ihre Leiber aneinander pressen. Es ist fast so, als wollte der Vampir erst mal ausgiebig testen, ob bei Lindsey noch alles funktioniert... und *diese* Tests lässt sich Lindsey gerne gefallen.
"Du wolltest mich also wirklich zum Vampir machen... dir einen Gefährten erschaffen!" murmelt Lindsey und küsst an Angel's Hals herum.
"Du bist schon mein Gefährte."
"Ich weiss..." Lindsey saugt sich einen Moment an Angel's Lippen fest. "Aber ich bin... war... was-weiss-ich... nur ein Mensch."
"Ich weiss..." murmelt nun Angel und knabbert seinerseits sanft an Lindsey's Hals herum. "Aber ich hab dich trotzdem zum Fressen gern..."
"Weisst du, Angel..." Lindsey sieht ihn für einen Moment ernst an. "Ich habe immer irgendwie mit der Angst gelebt, dass ich eines Tages irgendwo auf der Strasse aufwache und alles nur ein Traum war. Oder dass du mich vielleicht mal irgendwann wegen was jüngerem verlässt oder sowas in der Art." Lindsey kann gut damit leben, dass sie es gelegentlich auch mit Cordelia, Wesley und Gunn treiben, doch das ist innerhalb der Familie und es macht ihm auch nichts aus, dass der Vampir an so gewissen Tagen im Monat besonders scharf auf ihre Alpha-Wölfin ist, was dieser zwar anfänglich eher peinlich schien, woran sie aber schliesslich doch irgendwie Gefallen gefunden hat, auch wenn sie ihn einen perversen Verrückten schimpft... Er kann auch damit leben, dass Angel es auch mit Spike treibt, wenn die sich gelegentlich über den Weg laufen, denn immerhin gehört Spike für Angel ja auch irgendwie zu seiner Familie. Aber bei dem Gedanken, dass sich Angel vielleicht einfach so mit irgendeinem dahergelaufenen wildfremden Menschen einlassen könnte, packt ihn sowas wie Eifersucht... und er hatte Angst, dass er seinem Lover eines Tages nicht mehr genügen würde, besonders wenn er erst mal alt und grau geworden wäre. "Schau mich nicht so an, du musst dir seit Jahrhunderten um Falten und all sowas keine Sorgen mehr machen, aber ich..."
"Du bist doch eigentlich so ein kluges Köpfchen... aber auch so ein Idiot!" erklärt Angel überzeugt und fügt geradezu zärtlich hinzu: "Aber du bist mein süsser Idiot und ich würde dich gegen keinen anderen Idioten auf der Welt eintauschen wollen..."
"Oh, heissen Dank auch!" schmollt Lindsey, kann sich aber ein Lächeln nicht verkneifen.
"Und ich liebe dich."
Lindsey lächelt nun überglücklich, denn der Vampir gebraucht diese Worte nicht gerade inflationär und es will immer was heissen, wenn er es sagt. "Ich liebe dich auch, Angel!" haucht er. "Und wie! Oh Gott, du wolltest mich wirklich zu deinesgleichen machen... das ist wohl so ungefähr ziemlich das netteste, was irgendjemand jemals für mich tun wollte... und ich liebe dich dafür..."
"Halt den Mund und küss mich lieber!" unterbricht Angel den plötzlichen Redefluss seines Gefährten und gibt ihm einen Kuss. Zum Glück lässt Lindsey sich sowas nicht zweimal sagen und deshalb sind sie schnell wieder in eine wilde Knutscherei vertieft, obwohl der Gute ja vorhin noch behauptet hat, er wolle schlafen... Aber schlafen und 'schlafen' sind eben zwei Paar Stiefel.
"Nimm mich!" flüstert Lindsey und umschlingt den Vampir leidenschaftlich, denn nach all dem Gerede über seinen Tod heute will er sich lebendig fühlen... und er fühlt sich selten lebendiger als wenn er es mit Angel treibt. "Jetzt gleich... Bitte, Angel!"
Na schön. Angel hebt seine Hüften an und stösst mit schlafwandlerischer Sicherheit zu, was Lindsey ein lautes Stöhnen entlockt - und er verkrallt seine Finger in den dunklen Haaren seines Lovers. Schon nach ein paar Sekunden nickt der Mensch (?) und fordert ihn auf weiterzumachen, also beginnt der Vampir sich zu bewegen und langsam zu stossen - und nicht nur Lindsey sondern auch ihm selbst entringt sich nun mit jedem Stoss lustvolles Keuchen und Stöhnen. Schon bald wird Tempo zugelegt, ein gemeinsamer Rhythmus, schneller, härter, wilder... sie kennen einander gut und streben zusammen ihrem Höhepunkt entgegen, der sie schon bald überrollt wie eine grosse Welle. Immerhin darin scheint sich bei Lindsey nichts geändert zu haben.
Eng aneinandergekuschelt schlafen sie schliesslich ein.


WENN EINER EINE REISE TUT...

Hut mit breiter Krempe; irgendwie sieht Angel damit immer aus, als wäre er gerade einem Western entsprungen, da fehlt eigentlich nur noch der silberbeschlagene Colt. Handschuhe. Sonnenbrille. Regenschirm... geht Lindsey im Geiste weiter die Checkliste durch. Ausweise... "Hast du deine Ausweise?" fragt er fürsorglich, doch Angel nickt ganz cool. Es ist gar nicht so leicht, in der heutigen Zeit noch gut gefälschte Ausweise zu bekommen, die eine internationale Passkontrolle überstehen würden, aber Anya hat da anscheinend so ihre Connections. "Vergiss nicht, du heisst jetzt John Monroe!"
Angel wirft ihm diesen leicht genervten Blick zu, der wohl bedeuten soll, dass er sich diesem Jahrhunderte alten Vampir gegenüber mal wieder wie eine Glucke aufführt, aber Lindsey kann nicht aus seiner Haut, er hat irgendwie immer das Gefühl, er müsste Angel vor der Modernen Welt beschützen so wie dieser ihn weitgehend vor Dämonen beschützt, dabei kommt der Vampir mit den Technischen Errungenschaften eigentlich sehr gut zurecht. Seit er damals gehört hatte, dass sich Spike nun plötzlich auch mit Computern und dem ganzen Schnickschnack auskannte, liess Angel nicht locker, bis er das auch drauf hatte. Seitdem ist auch der Akku seines jeweiligen Handys immer schön brav geladen...
Lindsey kann sich nicht helfen, doch er ist total aufgeregt, denn er ist mit Angel noch nie geflogen. Na ja, ist ja nicht so, dass er davon träumen könnte, sich mit seinem Liebsten an irgendwelchen exotischen Sandstränden unter Palmen an der Sonne zu aalen... Er weiss nicht, ob Angel überhaupt schon mal geflogen ist. In einem Flugzeug. Als Passagier. Das letzte Mal ist der Gute womöglich noch mit einem Segelschiff über den Ozean gekommen...
"Nun reg dich mal ab, Lindsey, wir alle werden schon dafür sorgen, dass Angel nicht nur als ein Häufchen Asche in England ankommt!" meint Cordelia grinsend. "Und neben Leuten, die Lindsey McDonald oder Wyndham-Pryce heissen, fällt doch ein John Monroe gar nicht weiter auf, selbst wenn er Sonnenallergie hat..." Schliesslich haben heutzutage viele Leute Sonnenallergie (und sie würde zu gerne wissen, wie viele davon eigentlich verkappte Vampire sind) - auch wenn beispielsweise das Ozonloch nicht mehr so ein grosses Problem ist wie noch vor 13 Jahren, denn schliesslich tut man endlich was für die Umwelt... und trotzdem häufen sich irgendwelche Allergien, denn irgendwie werden die Menschen wohl immer empfindlicher.
C'est la vie.
Sie quetschen sich alle zusammen schliesslich in drei Taxis und lassen sich zum Flughafen bringen. Wesley zückt die Tickets für die ganze Truppe und nach der üblichen Gepäckaufgabe und Warterei sitzen sie irgendwann endlich im Flugzeug nach London, das tatsächlich pünktlich abhebt.


BLUT IST DICKER ALS WASSER...

In London regnet es. Wunderbar, so fällt es gar nicht weiter auf, wenn insbesondere Angel seinen schwarzen Regenschirm aufspannt, der für ihn ja eher ein Sonnenschirm ist.
Am Flughafen werden sie schon erwartet und in zwei grossen Wagen zum Anwesen der Familie Wyndham-Pryce gebracht...
... einem noblen Herrschaftssitz etwas ausserhalb von London.
Cordy pfeift leise durch die Zähne - doch Wes scheint nicht gerade sehr begeistert, nach all den Jahren in sein Elternhaus zurückzukehren, in dem er die dunkelsten Stunden seiner Kindheit verbracht hat.
"Kommt doch rein!" meint er schliesslich, als sie da sind, und sieht dabei insbesondere Angel an...
... der ihn dankbar anlächelt. Dieser Typ vom Anwaltsbüro, der sie abgeholt hat (So ein alter verknöcherter Kerl - sooo muss ein richtiger Anwalt aussehen!), würde wahrscheinlich etwas komisch gucken, wenn Mr. John Monroe ohne Einladung einfach draussen stehen bleiben würde. Andererseits würde es ihn auch nicht wundern, wenn dieser Typ, der geradezu ein 'Wächter' auf die Stirn tätowiert haben könnte, ihn schon längst erkannt hätte.
Carolyn, Carmen, Connor, Charlotte und Charisma sehen sich gleich mal neugierig alles an und finden dabei zielstrebig auch herumstehende Ritterrüstungen und an den Wänden hängende alte Waffen und lauter solchen Schnickschnack, denn hier wimmelt alles von Antiquitäten, so dass hier solch technische Errungenschaften wie Fernseher, Bildtelefon oder Computer fast schon fehl am Platze wirken.
Die anderen werden von Wesley und Mr. White (diesem verknöcherten Anwalt, der wohl ein Freund des alten Mr. Wyndham-Pryce gewesen sein muss) etwas langsamer durch das Haus geführt... und Cordy ist schwer beeindruckt, als sich sogar ein Dienstmädchen - so richtig stilecht in schwarzem Kleid mit weisser Schürze - blicken lässt.
"Du hast mir nie erzählt, dass ihr sogar Dienstboten hattet?!" wispert sie Wes zu, stockt dann aber kurz, als sie Wesley's unglückliches Gesicht sieht, dem es wirklich ganz und gar unbehaglich ist, hier in diesem Haus zu sein. Am liebsten hätte er sich in einem Hotel einquartiert, doch sogleich haben alle protestiert, weshalb er schliesslich seufzend zugestimmt hat, hier zu wohnen. Er hofft, dass der ganze Papierkrieg möglichst schnell über die Bühne geht, um dann schleunigst wieder zu verschwinden... als wäre das hier wirklich die buchstäbliche Höhle des Löwen. Nur dass der Löwe jetzt tot ist, was es für Wesley aber offensichtlich auch nicht viel einfacher macht.
"Mein Vater hatte Dienstboten. Ich wurde ins Internat geschickt, damit ich ja nicht von meiner Nanny verhätschelt werde..." murmelt Wesley, während sein Blick nun wie hypnotisiert auf einem Rohrstock kleben geblieben ist, der im Arbeitszimmer seines Vaters an der Wand hängt. Vielleicht sogar noch der selbe Rohrstock, mit dem ihm damals immer der Hintern versohlt wurde, wenn er mal wieder irgendwas falsch gemacht hatte.

Irgendwie ist Wesley froh, mit Mr. White endlich über 'Geschäftliches' reden zu können... und dass er Lindsey dabei hat, der sich dafür extra noch ein wenig über die Britischen Gesetze schlau gemacht hat.
Und die anderen sind froh, dass sie mit diesem Papierkram nichts zu tun haben.

Alles wunderbar... abgesehen davon, dass Cordy beim Auspacken ihres Koffers in helle Panik ausbricht, als sie erfährt, dass die Beerdigung erst morgen stattfinden wird, denn sie hat eigentlich gedacht, die wäre schon gewesen.
"Aber Mylady, da kann der junge Herr auch nichts dafür, dass er Ihnen nichts davon gesagt hat!" erklärt Rosie, das Dienstmädchen, nachdem Cordelia etwas grummlig erscheint und seufzt, dass sie für eine Beerdigung nicht die richtigen Sachen dabeihätte. "Eigentlich war die Beerdigung schon für gestern geplant... doch Mr. White hat verfügt, dass damit gewartet wird, bis der junge Herr hier ist."
"Aha..." Cordy fühlt sich mit dem 'Mylady' geschmeichelt und findet es wirklich zu putzig, dass Wes hier ständig als 'der junge Herr' tituliert wird... und die Zwillinge können sich das Lachen darüber offensichtlich nur mit Mühe verkneifen und verziehen sich lieber schnell wieder, bevor ihre Mutter womöglich auf die Idee kommt, dass sie auch noch schwarze Sonntagskleidung für die Beerdigung bräuchten. Na ja, schwarze Kleidung haben sie zwar tonnenweise, doch ob sich das für eine Gesellschaft von so feinen Pinkeln eignet, die wohl alle da aufkreuzen werden?
"Ihre Kinder sind wirklich ganz reizend, Mylady!" erklärt Rosie und sieht den Zwillingen lächelnd hinterher, die nur schnell ihre Köpfe hereingesteckt haben. "Alle fünf! Ich weiss gar nicht, wieso sich der alte Herr so darüber aufgeregt hat..."
Cordelia zieht eine Augenbraue hoch und fragt sich, ob ein Mensch wirklich so farbenblind sein kann. Oder ob die gute Rosie tatsächlich so tolerant ist. "Es hat den alten Herrn vermutlich ein wenig gestört, dass nicht alle fünf von Wesley sind..."
"Am Anfang dachte er ja auch noch, dass Sie eigentlich eine normale Ehe führen würden. Aber nachdem Mr. Giles das auf seine Nachfragen endlich aufgeklärt hat, da hat es doch schon ganz anders ausgesehen..." erklärt Rosie in verschwörerischem Ton, weil es sich ja eigentlich nicht ziemt, über die Herrschaften zu tratschen. Allerdings ist der alte Herr ja schliesslich tot und da stellt sie sich lieber mit der lebenden Mrs. Wyndham-Pryce gut, wie auch immer deren seltsame Familienverhältnisse eigentlich aussehen mögen. "Ich finde es ja fabelhaft, dass Sie damals den jungen Herrn vor der Ausweisung gerettet haben, Mylady... aber der alte Herr war ja doch nicht so begeistert und hat viel geflucht."
"Ich dachte, er hätte es endlich kapiert..." grübelt Cordelia. "Ich habe eigentlich angenommen, dass es so eine Art Zeichen der Versöhnung hätte sein sollen, dass er Wesley wieder als seinen Erben eingesetzt hat."
"Das war wohl eher ein Zeichen des schlechten Gewissens..." meint Rosie und seufzt, während sie das letzte Kleid von Mrs. Wyndham-Pryce sorgfältig auf einem Bügel in den Schrank hängt.
"Wie lange waren Sie eigentlich schon hier angestellt?" fragt Cordelia neugierig, die sich langsam wundert, weshalb die gute Frau eigentlich so regen Anteil nimmt. Na ja, vermutlich fragt sie sich, wer ihr den nächsten Lohn bezahlt, da der alte Herr ja jetzt tot ist, und will sich deshalb bei allen einschleimen... aber sie klingt wirklich richtig mitfühlend.
"Oh, schon meine Mutter war in diesem Haus angestellt. Sie hat früher sogar auf den jungen Herrn aufgepasst, nachdem ja seine Mutter so früh gestorben ist."
"Ihre Mutter war Wesley's Nanny?" vergewissert sich Cordelia.
"Ja."
"Dann haben Sie sich also auch gekannt, als sie noch Kinder waren?" fragt Cordelia neugierig die Frau weiter aus, die wohl etwa gleich alt sein muss wie sie selbst.
"Soweit ich mich zurückerinnern kann... Nun ja, als ich laufen lernte, war der junge Herr wohl schon im Internat und kam höchstens in den Ferien oder an den Feiertagen nach Hause. Und dem Hausherrn hätte es wohl nicht sehr gefallen, wenn sein Sohn da mit der unehelichen Tochter seines Dienstmädchens gespielt hätte..." Eine leise Bitterkeit schwingt nun in diesen Worten mit.
"Oh..." Irgendwie ist Cordelia jetzt klarer, warum Rosie so tolerant ist. "Irgendwie klingt das aber nicht danach, als ob sie hier in diesem Haus besonders glücklich gewesen wären... warum sind Sie nicht einfach weg?"
"Wohin denn?"
"Hmmm... Was ist denn mit ihrer Mutter?"
"Vor zwei Jahren gestorben. Krebs."
"Oh... das tut mir leid."
"Sie hat ihn bis zuletzt immer wieder angefleht, sich mit seinem Sohn endlich wieder zu versöhnen... Doch erst als er selber unheilbar krank war, hat er sich endlich dazu aufgerafft, dieser alte Narr..."
"Hmmm... ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten..." druckst Cordelia herum, weil sie doch nicht einfach so mit irgendwelchen Vermutungen herausplatzen will. "Irgendwie kommt mir das so vor, als wären sie sich sehr nahe gestanden. Ich meine Ihre Mutter und dieser alte Narr..."
"Sie hatten ein Verhältnis."
"Oh." Cordelia sieht Rosie lange an und plötzlich fällt der Groschen. "Ooooh!" Sie klatscht sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Sie sind Wesley's Schwester!"
Rosie zuckt die Schultern. Eigentlich hat sie doch gar nichts erzählen wollen und das Geheimnis mit ins Grab nehmen, so wie ihre Eltern; doch diese Cordelia hat irgendwas an sich, dass man ihr einfach alles erzählen muss. "Gar nichts bin ich. Nur die uneheliche Tochter eines Dienstmädchens."
Guter Gott, als ob man hierzulande noch nie was von Genetischen Fingerabdrücken und Vaterschaftsklagen gehört hätte, ist ja fast wie im Mittelalter... wirklich seltsame Kreise das! "Weiss Wesley etwa davon?"
"Ach, woher denn!" Rosie macht nun ein leicht entsetztes Gesicht. "Bitte sagen Sie ihm nichts davon, Mylady!"
"Hör mal Rosie... Erstens: Nenn mich doch einfach Cordelia. Zweitens: Wesley ist bitteschön nicht der junge Herr, sondern einfach Wesley. Und er ist dein Bruder. Und er sollte das wissen." Sie sieht Rosie mit einem Blick an, der keinen Widerspruch duldet. Der Blick einer Alpha-Wölfin... "Was ist eigentlich mit dem Testament? Warst du vorher begünstigt?"
"Um Gottes Willen, nein. Er hatte alles dem Club vermacht."
"Club?"
"Na Sie wissen schon..." erklärt Rosie in verschwörerischem Ton. "Der Club, hinter dem sich eigentlich der Rat der Wächter verbirgt."
"Ach sooo... *der* Club." Cordelia legt den Kopf etwas schief und fragt sich, inwieweit wohl Rosie in alles eingeweiht ist.
"Mr. White gehört auch zum Club. Nehmen Sie sich vor dem in Acht..."
"Warum?" Cordelia zieht eine Augenbraue hoch.
"Ich weiss auch nicht... irgendwie habe ich den Kerl noch nie gemocht. Ich habe immer das Gefühl, dass er was im Schilde führt... Aber das sind vielleicht nur Hirngespinste."
"Ach... vielleicht sollten wir trotzdem mal darüber reden..." Irgendwie hat Cordelia das Gefühl, dass sie sich mit Rosie noch gut verstehen wird.
Also gehen sie zusammen Tee trinken. Oder besser gesagt Tee und Kaffee...

Nach einem äusserst anregenden Plauderstündchen mit Rosie macht sich Cordelia auf die Suche nach ihren Kindern... und sie findet die ganze Bande in der Bibliothek.
Carol und Carmen spielen Schach. Connor hat sich in einen alten Wälzer vertieft, wo es bestimmt um irgendwelche Monster geht. Gunn und Charlotte schlafen einträchtig auf der Couch. Und Charisma hat sich auf Angel's Schoss gesetzt und ist dort eingeschlafen, während der Vampir ein Buch liest.
Alle Kinder mögen Angel - was diesem anfänglich völlig unverständlich war - doch ihre Jüngste liebt ihn besonders heiss und innig. 'Wie der Vater, so die Tochter!' geht es Cordelia manchmal durch den Kopf. Zuweilen hat Angel einen etwas melancholischen Blick drauf, wenn er die Mädchen und insbesondere Charisma ansieht... vielleicht weil sie ihn an seine eigene kleine Schwester erinnern, die er als Angelus ermordet hat.
"Habt ihr's auch schon gehört? Die Beerdigung ist erst morgen!" flüstert Cordelia leise, um Charisma nicht aufzuwecken.
Angel nickt nur. Carol und Carmen, die ja ein Bisschen lauschten, haben es schon erzählt. Um schwarze Trauerkleidung muss er sich keine Sorgen machen. Er hofft nur, dass es morgen regnet.
"Und weisst du was? Der alte Herr hatte ein Verhältnis mit Wesley's Nanny und Rosie ist die uneheliche Tochter aus dieser Verbindung!"
Nun hebt Angel verblüfft eine Augenbraue.
"Jawohl, die gute Rosie ist Wesley's Schwester. Ist das nicht drollig? Der ehrenwerte Mr. Wyndham-Pryce hatte also seine leibliche Tochter als Dienstmädchen im Hause..." Sie sieht kurz bedeutungsvoll zu Gunn und Charlotte rüber, die im Schlaf so verdammt friedlich aussehen. "Da passt jemand wie Charlotte Wyndham-Pryce natürlich wie die Faust aufs Auge!" Sie grinst fast sadistisch, als sie an die ganze verlogene 'Moral' der Patriarchalen Gesellschaft denkt, die ja inzwischen glücklicherweise immer mehr bröckelt... Kinder sollten so heissen wie die Mutter, alles andere ist einfach unlogisch, das sollte man doch wirklich langsam einsehen, denn sonst gibt es immer nur Durcheinander. Wenn sie selbst ledig geblieben und ihren 'Mädchennamen' behalten hätte, würde wohl kein Hahn danach krähen, wie ihre Kinder heissen oder wem sie ähnlich sehen... aber da sie jetzt nun mal Wyndham-Pryce heisst, schauen viele recht blöd und werfen gerade auch Wesley irritierte bis mitleidige Blicke zu, der inzwischen jedoch wunderbar ausdruckslos zurückstarren kann... Ach was soll's, sollen doch alle denken, was sie wollen, was kratzt sie das.


Nachdem die Formalitäten alle geregelt sind, verabschiedet sich Lindsey McDonald dezent - zumal er das Gefühl hat, dass der gute alte Mr. White mit dem Sohn seines guten alten Freundes gerne noch ein paar Wörtchen unter vier Augen reden möchte.
Was auch stimmt.
"Tja, Wesley... die Zeit hat es offenbar gut mit dir gemeint!" erklärt White und spielt damit nicht nur auf den Lottogewinn vor 13 Jahren an. "Zu uns war sie eher gnadenlos. Der Rat der Wächter ist nicht mehr das, was er einmal war... aber der gute alte Giles hat dir sicher davon erzählt."
Oh ja, vor 13 Jahren kam einiges durcheinander. Seltsamerweise wurden gleich mehrere Jägerinnen aktiviert, das allein hat schon ziemliches Chaos und Verwirrung gestiftet. Auch aus Dawn ist eine Jägerin geworden, wobei sie allerdings eher von Hexen ausgebildet worden ist als nach den Regeln des Rates, um die sie sich offenbar einen feuchten Kehricht schert, noch schlimmer als ihre Schwester Buffy... Und dann hat ja Anya - ausgerechnet Anya, der man sowas früher gar nie zugetraut hätte - gewissermassen so ganz nebenbei ihr eigenes 'Netzwerk' auf die Beine gestellt, wobei es dem Rat wohl nicht sonderlich behagt, dass da auch Dämonen und sonstige obskure Gestalten dabei sind. Wie nebst der Sunnydale Midnight Inc. etwa auch Angel Investigations - und nicht zuletzt beispielsweise auch ein Werwolf namens Oz oder ein gewisser grünhäutiger Dämon mit rubinroten Augen, der gerne singt... Und der Rat der Wächter kann froh sein, dass man dank Giles überhaupt noch Kontakt dazu hat.
"Wollen Sie auf etwas bestimmtes raus?" erkundigt sich Wesley und muss daran denken, dass ihn dieser Mann während seiner Ausbildung immer ganz schön geplagt hat. Und so wie er als Wächter und Mensch damals in Sunnydale versagte, war die ganze Ausbildung wohl so ziemlich für die Katz.
"Buffy ist seit 13 Jahren verschwunden... Sie wissen auch nicht, was mit ihr passiert ist?" Natürlich nehmen alle an, dass sie tot ist und nicht zuletzt darum plötzlich andere Jägerinnen aktiviert wurden... doch darüber spricht man höchstens hinter vorgehaltener Hand.
"Warum sollte ausgerechnet ich etwas wissen?"
"Sie waren immerhin ihr Wächter."
"Ich war *niemals* ihr Wächter!" widerspricht Wesley. "Nicht wirklich." Und er war als Wächter ja so eine Katastrophe, gerade weil er sich an das halten wollte, was ihm der Rat immer alles eingebläut hatte. Wenn er an damals denkt, schaudert es ihn zuweilen heute noch. Und so im nachhinein betrachtet hätte ihm eigentlich gar nichts besseres passieren können, als dass der Rat ihn damals rauswarf.
White zuckt die Schultern. "Wie auch immer... Sie wissen also auch nicht mehr darüber? Über das, was vor 13 Jahren passiert ist?"
"Was sollte ich denn wissen?" erkundigt sich Wesley vorsichtig.
"Ob es vielleicht etwas ungewöhnliches gab, was das ganze Chaos erklären könnte..." White räuspert sich kurz, als Wesley nicht antwortet. "In Sunnydale wurde Glory ja damals unter ziemlich mysteriösen Umständen besiegt; wir haben jetzt noch etwas von dem Götterstaub... Wenig später verschwindet Buffy spurlos... und sie alle haben plötzlich im Lotto gewonnen, was ich Ihnen natürlich von Herzen gönne. Und dann noch dieser mysteriöse Stromausfall in Los Angeles..."
"Was hat denn der Stromausfall damit zu tun?" Wesley runzelt die Stirn. Er kann sich noch gut an den Stromausfall erinnern. Das war die Nacht, als Wolfram & Hart den Pakt gebrochen hatten und Holland Manners dafür sterben musste. Die Nacht, als sie Lindsey zurückholten und Angel ihn nach Hause trug. Die Nacht, als sie wirklich zu einer fünfköpfigen Familie wurden... und ihre Glücksfee aus dem Fenster sprang und auf Nimmerwiedersehen verschwand.
"Vielleicht gar nichts... ich hielt es damals nur für einen äusserst bemerkenswerten Zufall." White sieht Wesley prüfend an, doch im Gegensatz zu früheren Zeiten erwidert dieser den Blick ganz gelassen. Nicht so wie damals, als man den jungen Wyndham-Pryce nur anzusehen brauchte und er dann nervös auf seinem Stuhl herumzurutschen begann. Jetzt hat der Mann sogar locker die Beine übereinandergeschlagen. Er trägt einen Ehering. Guter Gott, er trägt sogar einen Ohrring. Wesley Wyndham-Pryce hat sich wirklich sehr verändert.
"Zufälle gibt es viele!" meint Wes und bemüht sich, lockerer zu wirken als er sich hier eigentlich fühlt. Er überlegt sich, ob er seine Lesebrille abnehmen soll... doch er will sich keine Fragen darüber anhören müssen, warum er auf einmal auf seine Brille verzichten könnte. Seit 13 Jahren. Ja, zu der Zeit gab es in der Tat noch einige ungewöhnliche Dinge, aber das würde er White bestimmt nicht auf die Nase binden, zumal er es sich selbst nicht mehr so recht erklären kann. Und vor allem auch nicht erklären will... irgendwie kommt es ihm immer so vor, als sollte er lieber keine schlafenden Hunde wecken, indem er zuviel darüber nachgrübelt und er weiss, dass es seinen Freunden genau so geht.
"Mal wieder etwas von eurer Glücksfee gehört?"
"Wie bitte?"
"Na die gute Seele, die Ihnen damals die richtigen Lottozahlen vorausgesagt hat..." Man hat Giles mit Fragen über diese nebulöse Glücksfee damals sogar so sehr genervt, dass dieser damit gedroht hat, den Kontakt auf der Stelle wieder abzubrechen, wenn man ihn nochmal darüber ausfragen würde. Und nach den Chaotischen Zuständen, die ja dann auf Jägerinnen-Seite weltweit ausbrachen, wollte der Rat der Wächter den Kontakt zu Giles und Sunnydale auf keinen Fall wieder verlieren. Zumal sich ja eben auch Dawn als Jägerin entpuppte, die sich allerdings mehr mit diesen seltsamen Hexen herumtrieb, zu denen ja auch noch diese Frau mit den Dämonischen Kräften gehört, die sich in ihren Kreisen offenbar gerne Alpha nennt. Anya! Wenn er nur schon den Namen hört, beginnt White's Blutdruck zu steigen, denn Anya und ihr Netzwerk macht dem Rat der Wächter schon längst nicht mehr nur Konkurrenz, sondern lässt seinen Club dabei auch noch ziemlich alt aussehen... was ihn natürlich entsprechend wurmt, ganz gewaltig sogar - und er wünscht sich manchmal, Anyanka wäre lieber wieder ein Rache-Dämon geworden, anstatt sich plötzlich als Kämpferin für das Gute aufzuspielen wie der sprichwörtliche Weisse Ritter in schimmernder Rüstung: und *so* hat sie auf dem Lottogewinn-Foto tatsächlich ausgesehen in ihrem verführerischen goldenen Kleid... Da fragt man sich wirklich, wo sie nur plötzlich diese Ideen herhatte - aber andererseits sind ja schon viele merkwürdige Sachen passiert, warum also nicht Dämonen oder Vampire mit Seele, die Hand in Hand mit Menschen gegen den Weltuntergang kämpfen.
Wesley bemüht sich, auch weiterhin locker und gelassen zu bleiben, obwohl sein Puls bei der Erwähnung der 'Glücksfee' unwillkürlich in die Höhe geschnellt ist. Er will lieber gar nicht wissen, was dieser angeblich so nette Mr. White tun würde, wenn er von der Halskette um Lindsey's Hals wüsste, die auch ein Geschenk der Glücksfee war... Also versichert er, dass sie alle keine Ahnung haben, wo diese Glücksfee abgeblieben wäre und redet sich dann damit raus, dass er nun von der Reise doch etwas müde wäre und überhaupt blablabla sie sehen sich ja dann morgen wieder, wenn sie zur Beerdigung gehen.
Seufzend verlässt Mr. White schliesslich das Haus...
... und Wesley atmet wieder etwas auf.
Und nachdem er etwa zwei Minuten lang draussen in der frischen Luft vor der Haustür rumgelungert ist, geht er endlich wieder rein - und prallt dabei fast mit Cordelia zusammen.
"Was machst du denn da draussen?" fragt Cordy und starrt ihn besorgt an. Sie hängt sich bei ihm ein und führt ihn in die Bibliothek, wo die anderen immer noch versammelt sind.
Wesley erklärt, dass es mit dem Nachlass wohl keine Probleme gibt, was Lindsey bestätigt, aber dass der gute alte Mr. White, der nicht nur ein alter Freund seines Vaters war sondern auch zum Rat der Wächter gehört, leider ziemlich neugierig ist.
"Aha..." Alle sehen sich bedeutungsvoll an, wobei sie sich insbesondere fragen, ob dem guten alten Mr. White wohl schon klar ist, dass es sich bei Mr. John Monroe um Angel handelt... "Aber wir haben auch Neuigkeiten!" verkündet Cordelia und erzählt ihm dann lang und breit von ihrem Gespräch mit Rosie.
Wesley's Gesicht wird dabei immer länger und fassungsloser... doch andererseits fügen sich nun einige Puzzleteile zusammen und es fällt ihm wie Schuppen von den Augen... "Die kleine Rosie ist meine Schwester?"

~

Über die Weihnachtsfeiertage war Wesley nach Hause gekommen, wünschte sich jedoch nach dem ersten Streit mit seinem Vater, er hätte im Internat bleiben können. Dabei tat er doch wirklich nichts schlimmes, er besuchte nur Rosemary in der Küche; er mochte sie sehr, sie war immerhin seine Nanny gewesen und hatte ihm in seinen ersten Lebensjahren die Mutter ersetzt. Aber Vater wollte nicht, dass er mit den Dienstboten sprach oder - schlimmer noch - sowas wie fraternisierte. Als sein Vater ihn also in der Küche erwischte, wie er Rosemary beim Plätzchenbacken zusah und sich mit ihr unterhielt, da verpasste er ihm so eine Ohrfeige, dass Wesley's Brille in hohem Bogen davonflog, packte ihn dann am Ohr und schleifte ihn wutschnaubend auf sein Zimmer. Stubenarrest. Kein Abendessen.
Da sass Wesley nun, ein schlaksiger 14jähriger, der von seinem Vater für aufsässig gehalten und deshalb in seinem Zimmer eingeschlossen worden war. Dabei wollte er doch immer alles richtig machen, ehrlich... Und nun sass er zusammengekauert auf seinem Bett, unfähig seine Gefühle richtig einzuordnen, geschweige denn zu artikulieren. Männer redeten sowieso nicht über Gefühle und solche Sachen, das gehörte sich nicht, und richtige Männer weinten natürlich auch nicht...
Plötzlich klopfte es leise an der Tür. Wes sah irritiert auf und schlich leise zur Tür. "Wer ist da?" flüsterte er dicht beim Schlüsselloch.
"Hi, Wes! Ich bin's, Rosie!" flüsterte ein leises Stimmchen zurück.
"Was machst du denn hier?! Geh lieber weg, wenn mein Vater dich erwischt, gibt's Ärger!" Er mochte Rosemary's Tochter und wollte nicht, dass die Kleine Ärger bekam, denn er sah sie fast als seine kleine Schwester an, so wie er seine Nanny gewissermassen als Mutter betrachtete, zumal er sich ja an seine echte Mutter nicht erinnern konnte, da sie ja im Kindbett gestorben war. Manchmal kam es ihm so vor, als würde sein Vater ihm dafür die Schuld geben... und oft genug fühlte er sich deswegen wirklich schuldig.
"Keine Angst, dein Vater ist beim Essen. Ich habe Plätzchen für dich dabei! Ich schieb sie unter der Tür durch..." flüsterte Rosie und quetschte die extra dünnen Plätzchen, die ihre Mutter gebacken hatte, durch den Spalt unter der Tür durch. Was für ein Glück, dass die Türen in diesem Haus nicht so dicht schlossen.
"Danke!" flüsterte Wesley und begann schon am ersten Plätzchen zu knabbern. "Aber jetzt verschwinde lieber, bevor du noch erwischt wirst!" Er fragte sich, ob sein Vater es auch wagen würde, sogar Dienstbotenkinder zu schlagen, doch riskieren wollte er es nicht, denn er könnte den Gedanken nicht ertragen, dass ein achtjähriges Mädchen wegen ihm Prügel bezog.
"Soll ich dir noch was bringen?" erkundigte sich Rosie hilfsbereit, die sich wenig Sorgen darum machte, ob sie nun erwischt wurde oder nicht. Der Herr wagte niemals, sie zu schlagen. Weil ihre Mutter sonst nicht mehr für ihn kochen würde, jawohl! Rosie hörte es mal mit eigenen Ohren, wie ihre Mutter dem Herrn wegen irgendwas gedroht hatte, dass sie ihm dann nie wieder ein *Dessert* machen würde; da wurde der Herr plötzlich wieder ganz zahm, obwohl er doch eigentlich gar nicht so wild auf Süsses war... aber egal.
"Danke, Rosie, aber das reicht wirklich. Sag deiner Mutter einen Gruss von mir - aber natürlich nur, wenn er nicht in der Nähe ist..." Wesley war wirklich gerührt. So gerührt, dass ihm die Tränen kamen, während er die Plätzchen ass.

~

Wesley kommt es plötzlich ziemlich seltsam vor, jetzt Rosie in der Küche gegenüberzusitzen, so wie er früher oft Rosemary gegenübersass und dabei seiner Nanny beim Kochen zuschaute. Rose Richardson. Seine Schwester. "Seit wann weisst du es schon?" fragt er schliesslich, um mit irgendwas anzufangen.
"Von der Affaire weiss ich schon lange, ich habe die beiden als Teenie durch Zufall mal gesehen. Durchs Schlüsselloch." Sie zuckt etwas verlegen die Schultern. "Aber dass er mein Vater ist... das hat mir meine Mutter erst erzählt, als sie schon im Sterben lag."
Wesley fährt sich nervös durch die Haare. "Es tut mir so leid... Ich habe Rosemary sehr gemocht."
"Ich weiss." Etwas schüchtern legt sie eine Hand auf seine. "Sie hat dich auch sehr gemocht. Du warst wie ein Sohn für sie. Sie hat sich immer für dich eingesetzt und ihn gedrängt, dass er sich wieder mit dir versöhnen soll... doch er wollte nicht hören. Sturer Kerl."
"Warum hast du dich nicht bei mir gemeldet, nachdem du es gewusst hast?" erkundigt sich Wesley.
"Nun ja... Nachdem du verständlicherweise von England nichts mehr wissen wolltest, wäre es mir komisch vorgekommen, plötzlich aus heiterem Himmel damit herauszuplatzen. Eigentlich hatte ich auch jetzt nicht vor, es zu erzählen... aber irgendwie..."
Einen Augenblick muss Wesley wirklich grinsen. Cordelia hat schon hartgesottene Dämonen dazu gebracht, irgendwelche Dinge zu erzählen... im Laufe der Zeit hat es sich bei ihr zu einer wahren Kunstform entwickelt, Leuten beim Smalltalk alle möglichen Geheimnisse aus der Nase zu ziehen. Aber dass sie dabei gewissermassen das Dienstmädchen als seine Schwester enttarnt hat, setzt dem ganzen wirklich die Krone auf. "Im Testament ist für dich eine Abfindung bestimmt. Aber du hast mehr verdient. Ich gebe dir das Haus hier... du hast hier sowieso mehr Zeit verbracht als ich. Wohn weiter darin, mach ein Museum draus oder verkauf es einfach!"
"Aber Wesley!" Sie sieht ihn fast schockiert an. "Ich will doch kein Geld!"
"Du hast es dir aber redlich verdient, wenn du's hier so lange ausgehalten hast..." murmelt Wesley. "Es ist nur recht und billig, dass du auch deinen Anteil bekommst." Jetzt legt er seine Hand auf ihre und lächelt sie an. "He, Schwester! Willst du nicht endlich mal diese Schürze ausziehen?"


Es klopft etwas zaghaft an der Tür. Angel macht auf. Charisma steht vor ihm, im Pyjama und mit ihrem Teddy im Arm. "Komm rein, Sonnenschein!" erklärt er lächelnd. Weil die Kleine natürlich weiss, dass echte Sonnenstrahlen ihn als Vampir verbrennen würden, ist sie früher nicht so begeistert gewesen über diesen Kosenamen, bis er ihr erklärt hat, dass er ja schon furchtbar gerne mal wieder an die Sonne gehen würde, wenn er könnte... und dass sie eben sein Sonnenschein wäre, wobei es ihm wohl warm ums Herz würde, es ihn aber nicht verbrennt; danach ist sie zufrieden gewesen. Angel fragt sich manchmal, ob Lindsey als Kind wohl ebenso niedlich war... doch der hatte ja leider eine eher furchtbare Kindheit. Vielleicht wird Charisma deshalb nur um so mehr verwöhnt, aber warum auch nicht. Angel ist froh, dass es sie gibt. Es wäre doch fast eine Schande, Lindsey's Gene einfach verkommen zu lassen... und sein süsses Lächeln scheint sich auf jeden Fall vererbt zu haben.
"Wo ist Lindsey?" fragt Charisma, nachdem sie ihn nirgendwo entdecken kann. Trotzdem klettert sie schon mal ungeniert aufs Bett und legt sich in die Mitte.
"Der ist noch im Bad und kommt gleich." Angel setzt sich zu ihr aufs Bett und stellt sich schon mal darauf ein, diese Nacht nicht nackt und leidenschaftlich, sondern keusch und kuschelig in Shorts und T-Shirt zu verbringen. "Willst du hier bei uns schlafen?"
"Ja... Nachts ist das Haus hier irgendwie gruselig..." verteidigt sie sich. Zuhause hat sie im Dunkeln keine Angst, aber im Hyperion kennt sie ja schliesslich auch jeden Winkel und versteht sich auch mit dem Hausgeist sehr gut. Aber hier... direkt unheimlich!
Da kommt auch schon Lindsey rein. "Oh, wir haben heute einen Ehrengast in unserem Bett!" feixt er, wirft sich neben ihr auf die Matratze und fängt an zu kitzeln, was ihr ein quietschendes Kichern entlockt.
Nach einer Kitzel- und Kissenschlacht sind sie dann alle etwas ausser Puste... und Charisma kommt langsam darauf zu sprechen, über was sie sich so Gedanken macht: "Gehört Rosie jetzt eigentlich auch zu unserer Familie?"
Gute Frage! Lindsey wechselt einen kurzen Blick mit Angel und erklärt ihr dann, dass Rose Richardson als Wesley's Schwester zumindest mit ihrer Familie verwandt ist. - "So ungefähr wie Tante June aus dem Fernsehen?" - Nun, June McDonald ist als Lindsey's Schwester ja sogar mit Charisma blutsverwandt... aber kratzt das eigentlich irgendjemanden? "Ja, so ungefähr." - "Okay." Charisma ist wieder zufrieden.
"Familienbande können manchmal ganz schön kompliziert und nervig sein. Darum werden Wahlverwandtschaften auch oft bevorzugt..." murmelt Angel und für einen Moment legt sich ein Schatten auf sein Gesicht, wenn er daran denkt, dass er als Angelus seine ganze Blutsverwandtschaft ja selbst ausgerottet und damit gewissermassen seine Gene eigenhändig vernichtet hat - eingetauscht gegen eine andere Art der Unsterblichkeit. Als Vampir mag er mit etwas Glück zwar ewig leben bzw. untot sein, doch er ist dabei so steril wie ein Brocken Plutonium, auf dem nicht mal Moos wachsen würde; er hat sich als Vampir aus dem Kreislauf des Lebens ausgeklinkt und ist nur noch Raubtier oder Parasit, je nach Sichtweise... und kann dabei seine eigenen Gene nie mehr weitergeben. Wenn er allerdings bedenkt, was für ein Nichtsnutz er zu Lebzeiten war, ist es vielleicht noch nicht mal allzu schade darum... Und doch wünschte er sich schon oft verzweifelt, dass er damals wenigstens seine kleine Schwester am Leben gelassen hätte. Dann gäbe es jetzt vielleicht irgendwo noch Nachfahren von ihr. So wie es eines Tages womöglich Nachfahren von Charisma geben wird, Kinder und Kindeskinder... doch von sowas will der süsse Sonnenschein heute sicher noch nichts hören.


MAN SOLL DIE FESTE FEIERN, WIE SIE FALLEN... EINE BEERDIGUNG IST SO GUT WIE JEDER ANDERE VORWAND!

Für die Beerdigung am Morgen herrscht ideales Wetter. Es regnet... und alle haben ihre Schirme aufgespannt, so dass Mr. John Monroe mit seiner Sonnenallergie gar nicht weiter auffällt.
Wesley Wyndham-Pryce ist umringt von seiner Familie...
... wobei er auch Rosie fast schon demonstrativ an seine Seite gezogen hat. Die neu gefundenen Geschwister werfen sich dabei einen Blick zu, der wohl zu besagen scheint: Er war zwar ein verdammter heuchlerischer Mistkerl und alles, doch er war nun mal unser Vater...
... während der Priester erzählt, was für ein guter Mensch der alte Mr. Wyndham-Pryce doch gewesen wäre, ein wertvolles Gemeindemitglied und blablabla.
Fast der gesamte Rat der Wächter hier in London ist erschienen, um zu kondolieren und dem Ratsmitglied die letzte Ehre zu erweisen.
Und ein paar dieser Herrschaften sind so hartnäckig, dass Wesley sich genötigt sieht, sie noch in sein Haus einzuladen.
Zum Glück hat Rosie sowas schon vorausgesehen und genug Getränke und Knabberzeugs bereitgestellt, wie sie ihn mit verschwörerischem Lächeln beruhigt.

Sobald geklärt ist, dass ja alle hier eingeweiht sind, wird in der Bibliothek ausgiebig über Dämonenkram im allgemeinen und Wächter und Jägerinnen im besonderen getratscht. Und natürlich fragt man Wesley auch, warum er denn eigentlich nie wieder mit dem Rat der Wächter Kontakt aufgenommen habe...
"Warum hätte ich das wohl tun sollen?" fragt Wes im Gegenzug und löst damit betretenes Schweigen aus... wenigstens für ein paar Augenblicke.

Dummerweise scheint Mr. White einen totalen Narren an ihm gefressen zu haben und unterhält sich mit ihm über Juristenkram und allen möglichen Quatsch - was Lindsey wieder mal sein übliches nichtssagendes Smalltalk-Lächeln entlockt, wobei er währenddessen lieber an einen romantischen Mondscheinspaziergang mit Angel denkt.
"Mr. John Monroe scheint mit seiner Sonnenallergie ja gut zurechtzukommen..." grübelt White auf einmal und sieht sein Gegenüber lauernd an.
"Man gewöhnt sich an alles..." erklärt Lindsey vage und vergewissert sich unwillkürlich mit einem Blick, dass Angel in Cordelia's Nähe bei den Kindern ist und sich dezent im Hintergrund hält.
"Offensichtlich." White sieht den jungen Amerikanischen Anwalt prüfend an, der mit Angel Investigations wohl buchstäblich unter einer Decke steckt und auf eine verquere Art und Weise zu Wesley's Familie gehört... die ja wohl eher Cordelia's Familie ist, zumindest nach dem was er vom Hörensagen weiss und bislang beobachtet hat; man braucht sich ja nur mal ihre Kinder anzusehen. Wirklich eine interessante Konstellation, man könnte direkt eine Diplomarbeit darüber schreiben... und er würde wetten, dass infolge des schon fast sprichwörtlichen Besitzdenkens von Vampiren der gute Angelus wohl der Meinung ist, dass es eigentlich *seine* Familie wäre. "Einige Menschen scheinen sich sogar daran gewöhnen zu können, ihr Bett mit einem Vampir zu teilen..."
Lindsey bemüht sich, nicht mal mit der Wimper zu zucken... was aber wohl irgendwie nicht so ganz gelingt, denn White kann bestimmt erkennen, dass es ihn nicht so unberührt lässt, wie er gerne tun würde. In ihm kriecht die Angst hoch, dass Angel enttarnt wird... Guter Gott, das hier sind alles Wächter, vermutlich haben sie John Monroe schon auf den ersten Blick als Angelus, die Geissel Europas, erkannt und sie warten nur auf einen geeigneten Zeitpunkt, den Vampir nach draussen ins Tageslicht zu zerren oder sowas in der Art. Allerdings wissen sie ja schliesslich auch, dass Angel schon lange zu den Guten gehört... und das es ziemlich bescheuert wäre, einen solchen Verbündeten killen zu wollen.
"Ich bitte Sie, Mr. McDonald, machen Sie doch nicht so ein Gesicht! Selbstverständlich habe ich Angelus gleich erkannt... ich habe in den Akten des Rates schon genug Portraits von der Geissel Europas gesehen. Und überdies haben wir ja sowieso alle gehofft, dass der Angel von Angel Investigations uns ebenfalls besuchen kommt. Auch wenn auf seinem Pass John Monroe steht."
"Ach." Lindsey weiss nicht, was er dazu sagen soll.
"Offen gestanden..." White sieht Lindsey wieder mit so einem Blick an, als würde er ihm am liebsten die Kleider vom Leib reissen, um zu sehen, was darunter ist. "Ich war eher überrascht, Sie zu sehen, Mr. McDonald. Sie sehen noch genau so aus wie damals auf dem Gewinner-Foto von der Lotterie... zuerst hab ich schon gedacht, er hätte Sie auch zu einem Vampir gemacht. Aber es muss etwas anderes sein. Und ich frage mich, was es wohl ist..."
O oh! Nun ist Lindsey definitiv beunruhigt. "Ich weiss nicht, was Sie meinen..."
"Ach kommen Sie! Es muss doch einen Grund dafür geben!"
"Keine Ahnung!" erklärt Lindsey nun geradezu trotzig.
"Wie Sie wollen..." White lächelt ein tiefgefrorenes Lächeln und lässt es wie eine Drohung klingen, bevor er sich mit dem Drink in der Hand von dem Amerikanischen Anwalt abwendet, der noch so verblüffend jung aussieht, obwohl er inzwischen auch schon bald vierzig sein müsste... Okay, auch Wesley, Cordelia und dieser Gunn sehen noch sehr frisch und gut erhalten aus - aber bei Lindsey McDonald ist es schon besonders krass. Kommt es daher, dass er sein Bett mit einem Vampir teilt? Es gibt wohl nur wenige Menschen, die hätten berichten können, wie es eigentlich ist, über längere Zeit mit einem Vampir zusammenzusein - und was das möglicherweise für Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Man sollte das wirklich mal wissenschaftlich untersuchen...

"Lindsey, du machst ein Gesicht, als hättest du einen Geist gesehen..." raunt Angel ihm leise ins Ohr und legt ihm dann beruhigend eine Hand auf die Schulter, als er erschreckt zusammenzuckt. Offenbar ist der Gute so in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht mehr viel von dem Partytrubel ringsherum mitbekommen hat.
Und das ist es in der Tat: Partytrubel. Statt eines 'Leichenschmauses' scheint man hier dem Toten vor allem durch Alkohol die letzte Ehre erweisen zu wollen.
"Sie wissen es, Angel..." flüstert Lindsey. "Man hat dich als Angelus erkannt."
"Das war ja zu erwarten..." meint Angel gelassen.
"Und er hat sich gewundert, warum ich noch so jung aussehe. Er scheint zu vermuten, dass dies vielleicht was damit zu tun hat, dass ich mit einem Vampir ins Bett gehe..."
"Hmmm..." Angel drückt ihn an sich und es ist ihm verdammt egal, wenn irgendjemand zusieht - und schliesslich weiss ja offensichtlich sowieso jeder hier, dass er mit Lindsey zusammen ist, wenn White schon sowas sagt. Um so besser. Man weiss, dass er Angelus ist und jeden töten wird, der seiner Familie zu nahe kommt. "Es wird hier schon niemand so dumm sein, sich an uns vergreifen zu wollen. Vitamin B! Sonst bekommen sie es auch noch mit Anya zu tun. Und vor der guten alten Anya zittern sie alle."
Oh ja, die gute alte Anya hat sich nicht nur zum Schrecken von irgendwelchen Dämonischen und sonstigen Fieslingen gemausert, sondern jagt bestimmt auch dem Rat der Wächter kalte Schauer über den Rücken. Ausser Dawn hat Anya's Netzwerk auch noch zwei andere Jägerinnen unter ihren Fittichen, was diesem Londoner Club hier bestimmt schon ziemliche Bauchschmerzen beschert hat.
"Ich will dich trotzdem morgen lieber nicht allein lassen, Angel..." flüstert Lindsey.
"Ach was, geh ruhig mit den anderen mit auf die Sightseeingtour, immerhin kommen wir nicht jeden Tag nach London." Der Vampir lächelt ihn verschwörerisch an. "Wir machen dann dafür zusammen einen Mondscheinspaziergang..."

HIER GEHT'S ZU WIE IM ZOO...

Eine der ersten Stationen auf der Sightseeingtour ist ein Zoo - v.a. weil die Kinder nie eine Gelegenheit versäumen, exotische Tiere zu sehen... die sie dann immer gerne mit noch exotischeren Dämonen vergleichen.
Während Lindsey noch am Geländer lehnt und ins Krokodilbassin starrt, spürt er plötzlich, wie sich der Lauf einer Pistole in seine Rippen bohrt. Er zuckt zusammen und starrt den Mann neben ihm an, der so tut, als würde er durch seine dunkle Sonnenbrille gebannt den Krokodilen zusehen.
"Sagen Sie Ihren Begleitern, dass Sie sich nicht wohlfühlen und deshalb lieber wieder nach Hause gehen, um sich hinzulegen. Na los!"
"Das muss ein Missverständnis sein!" protestiert Lindsey flüsternd. Cordy, Wes und Gunn stehen nur ein paar Meter entfernt und bewundern ein paar grosse Python-Schlangen.
"Kein Missverständnis, Mr. McDonald. Man erwartet Sie zu einem kleinen Plauderstündchen. Also los. Und bloss keine Heldentaten, guter Mann. Wir wollen doch nicht, dass mein Kollege diesem netten kleinen Mädchen ein Loch in den Kopf schiesst, oder?"
Lindsey bemerkt mit leiser Verzweiflung, wie ein Mann mit ebenso dunkler Sonnenbrille nur ein paar Schritte von den Kindern entfernt herumlungert und mit seiner Zeitung auf Charisma zielt. "Wenn Sie den Kindern oder sonst wem was tun, bring ich Sie um!" zischt Lindsey leise, während das Adrenalin durch seine Adern schiesst.
"Wenn Sie kooperieren, wird niemand umgebracht, Mr. McDonald!" erklärt der Mann gelassen und stupst ihn zur Erinnerung nochmal unauffällig mit der Pistole an.
"Schon gut, schon gut!" murmelt Lindsey leise. Laut ruft er dann zu den anderen rüber: "Hey, ich fühl mich irgendwie schwummrig... Kommt vielleicht noch vom Jetlag oder so... ich glaube nicht, dass ich den Tag mit euch mithalten kann. Darum gehe ich lieber zurück und leg mich etwas hin."
"Ach so... na dann... leg dich ruhig etwas hin... und viel Spass!" Cordy geht mit süffisantem Lächeln davon aus, dass Lindsey sich zuhause wohl kaum einfach so alleine hinlegen wird.
"Danke!" meint Lindsey mit gequältem Lächeln - und ihm bleibt fast das Herz stehen, als Charisma auf ihn zugelaufen kommt. Doch sie drückt ihn nur kurz, gibt ihm einen Schmatz auf die Wange und gesellt sich dann wieder zu ihren Geschwistern.
"Wirklich rührend!" kommentiert der Mann mit der Pistole leise und deutet dann mit seinen Blicken an, wohin Lindsey gehen soll.
Raus aus dem Zoo.
In einen Wagen... wo man ihm eine Spritze verpasst, worauf er bewusstlos zusammenklappt.


AUF DIE FOLTER GESPANNT

Lindsey wird von zwei starken Männern durch einen dunklen Gang geschleift. Als er langsam zu sich kommt und sich zu wehren beginnt, spürt er plötzlich wieder einen Stich. Erneut eine Betäubungsspritze... das kann unmöglich gesund sein... Seine Muskeln erschlaffen und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich weiter mitschleifen zu lassen, doch diesmal bleibt er halbwegs bei Bewusstsein.
Irgendwann landen sie in einem hellerleuchteten weissgekachelten Raum. Wie in einem Krankenhaus. Oder in einer Metzgerei... In der Mitte steht so eine Art Zahnarztsessel, nur viel schlimmer... sieht verdächtig nach Folterwerkzeug aus. So ungefähr muss es wohl im Labor der Initiative gewesen sein, zumindest nach dem, was Spike mal erzählt hat (Riley und Graham scheint es so peinlich zu sein, mal zu diesem Verein gehört zu haben, dass sie darüber kein Wort mehr verlieren)... aber andererseits erinnert es ihn auch an Wolfram & Hart, besonders dass ständig an seiner Halskette rumgezupft wird.
Lindsey will erneut protestieren, doch nicht mal seine Zunge gehorcht ihm und er kann nur etwas lallen und sabbern, es ist echt entwürdigend. Beim Näherkommen bemerkt er, dass dieser 'Stuhl' in der Mitte nicht mal ne richtige Sitzfläche hat... jedenfalls weiss er ganz genau, dass er ganz bestimmt *nicht* in diesen Sessel will.
Doch natürlich kümmert es hier keinen, was er will oder nicht will. Man schneidet ihm seine verbliebenen Kleider vom Leib und setzt ihn dann nackt auf diesen Folterstuhl, wo man ihn festschnallt. Stabile Riemen um die Fussknöchel, die Knie, die Handgelenke, die Oberarme, die Taille und um seinen Hals verurteilen ihn zur Bewegungslosigkeit. Und dass die zwei Nasen hier sowas ähnliches wie Arztkittel und Mundschutz tragen, ist nicht gerade dazu angetan, ihn zu beruhigen.
Als einer der Weisskittel sich gerade daranmachen will, der Halskette mit einem Bolzenschneider zu Leibe zu rücken (Was für ein Déja-vu! Wie damals bei Wolfram & Hart, nur dass er da stehend festgekettet und nicht an einen Folterstuhl gefesselt war!), ruft endlich einer lauthals "Stop!"
Es ist Mr. White, der nun eilig näher kommt und die Halskette mit leuchtenden Augen zu untersuchen beginnt - und ebenfalls keinen Verschluss entdecken kann. "Sind Sie verrückt?" schilt er den Mann mit dem Bolzenschneider. "Das ist eine Magische Kette! Oh mein Gott, da haben wir ja einen richtigen Fang gemacht!" Er sieht Lindsey endlich ins Gesicht und scheint sich über dessen hasserfüllte Miene köstlich zu amüsieren. "Wissen Sie, Mr. McDonald... Eigentlich wollte ich Sie nur etwas unter die Lupe nehmen, um zu untersuchen, wie sich der enge Kontakt mit Vampiren auf die Menschliche Physis auswirkt... doch das hier... hätte ich mir nie zu träumen gewagt! Wo haben Sie die Kette her?"
Lindsey will ihn beschimpfen, bekommt jedoch nur unartikulierte Laute heraus und fängt wieder an zu sabbern. Es ist so verdammt entwürdigend, nackt auf diesem Präsentierteller festgeschnallt zu sein und zu wissen, dass die mit einem tun und lassen können, was immer sie wollen.
"Was ist mit ihm los?" fragt White den anderen Weisskittel, der wohl sowas wie einen Arzt darstellen soll.
"Er hat eine Ladung Betäubungsmittel erhalten, die einen Elefanten umwerfen würde... eigentlich sollte er bewusstlos sein." Der Mann kratzt sich am Kopf und scheint vor einem Medizinischen Rätsel zu stehen.
"Oh... Widerstandskraft gegenüber Betäubungsmitteln... na das fängt ja schon gut an. Mal sehen, ob er auf Gift auch so reagiert..."
"Aber Sir!" protestiert nun der Arzt.
"Nur keine Sorge, Dr. Spencer! Wenn meine Theorie stimmt, wird er es überleben. Aber fangen Sie ruhig schon mal mit den harmloseren Tests an... Sie werden dann schon sehen!"
"Darf ich fragen, was für eine Theorie, Sir?"
"Aus unserer Geschichte sind mehrere Fälle von Zusammenstössen mit Wesen in Menschlicher Gestalt bekannt, die aus dem Nichts aufgetaucht sind, irgendwelchen Leuten geholfen haben, und dann ebenso plötzlich wieder spurlos verschwunden sind... und diese besonderen Wesen, von denen ich hier spreche, lassen sich eben nicht so ganz einordnen, da sie zwar offensichtlich über Magische Kräfte verfügen, aber in kein uns bekanntes Schema passen. Und die einzige Gemeinsamkeit in der Beschreibung scheint darin zu liegen, dass sie alle als aussergewöhnlich ja geradezu überirdisch schön beschrieben wurden. Deshalb hat man sie Engel genannt. Hexen. Oder Gute Feen. Na das übliche halt... Nur selten haben sie Spuren hinterlassen. Doch es ist zumindest ein Fall überliefert, wo so eine mysteriöse Gute Fee einem Mann eine Halskette geschenkt hat, die ebenfalls keinen Verschluss hatte. Der Mann wurde kurz darauf bei einem Duell getötet... ist aber nicht gestorben! Er ist seitdem offenbar nicht mehr gealtert und hat alles mögliche überlebt, was jeden normalen Menschen längst ins Grab gebracht hätte."
"Und dann?!"
"Das war den Leuten damals unheimlich und eines Tages hat ihm jemand den Kopf abgeschlagen, weil er die Halskette wollte. Da ist der Körper zu Staub zerfallen... und die Halskette hat sich gleich darauf ebenfalls in Rauch aufgelöst."
O oh... Lindsey hat natürlich ebenfalls interessiert zugehört.
"Was auch immer wir mit ihm tun: Die Halskette bleibt dran!" erklärt White kategorisch. "Fangen wir mit den Tests an. Es wird ja wohl alles aufgezeichnet?"
"Aber sicher, Sir, das Video läuft bereits." Dr. Spencer befestigt noch ein paar Sensoren an Lindsey's Körper, so dass auf einem Monitor Atmung, Puls und sogar Gehirnströme überwacht werden können.
"Gut, gut. Na dann fangen Sie mal an!" White setzt sich auf einen Stuhl, der ihm der Handlanger-Weisskittel gebracht hat und sieht Dr. Spencer interessiert zu, wie der nun ein Skalpell nimmt und die Haut an einem Arm vorsichtig anfängt zu ritzen, bis Blut fliesst. Lindsey's leises Wimmern wird geflissentlich ignoriert, dafür schaut man um so gebannter zu, wie sich die kleinen Wunden innerhalb von ein paar Sekunden wieder zu schliessen beginnen.

Kleine Kratzer heilen innerhalb von Sekunden, grössere Wunden brauchen schon ein paar Minuten... Als man dem Versuchsobjekt das Skalpell schliesslich mal etwas tiefer in den Bauch rammt, hallt es durch den Raum, als würde ein Schwein abgestochen, und es dauert über fünf Minuten, bis sich diese Wunde wieder geschlossen hat.
Aber besonders lustig findet es White, dass sogar mit dem Feuerzeug abgefackelte Härchen wieder ruck-zuck nachwachsen, das probiert er selbst an mehreren Stellen aus, während Dr. White mit seinen Experimenten weitermacht...
"Aaaaaaah!" Inzwischen kann Lindsey ja nun schon wieder schreien, ohne mit tauber Zunge zu sabbern. Er flucht und schimpft... und kann manchmal vor Schmerz einfach nur noch unartikuliert Schreien. Momentan rüttelt er vergeblich an seinen Fesseln, um seine zitternde rechte Hand vor der Flamme des Bunsenbrenners in Sicherheit zu bringen.
Doch inzwischen scheint dieser Dr. Spencer von White's Theorie überzeugt und geht nicht mehr so vorsichtig vor wie noch am Anfang. "Das Schmerzempfinden und die Reaktionen des Versuchsobjektes sind - abgesehen von der beschleunigten Heilung - immer noch auf menschlichem Niveau... ja das Versuchsobjekt scheint sogar besonders sensibel zu sein!" gibt er ungerührt zu Protokoll... und stellt erst dann die Flamme ab, um fasziniert zu beobachten, wie sich die furchtbaren Brandblasen innerhalb von zwei Minuten zurückbilden und die Haut wieder schön glatt wird... und wenig später tritt auch schon wieder Schweiss aus den Poren der gesunden Haut.
"Ihr verdammten Mistkerle!" brüllt Lindsey, nachdem das ständige Gefühl, Ameisen würden auf ihm rumkrabbeln, mal wieder etwas nachgelassen hat. "Warum tut ihr das?!" Sein Gesicht ist schon ganz nass vom Schweiss und von den Tränen, die ihm der Schmerz schon in die Augen getrieben hat. Er atmet nur noch flach, sein ganzer Körper ist schon ganz verkrampft und er wünschte sich, er könnte einfach ohnmächtig werden. Wo bleibt immer die gnädige Ohnmacht, wenn man mal eine braucht, hä?! "Was zum Teufel wollt ihr eigentlich von mir?"
"Antworten, Mr. McDonald!" erklärt White gelassen und lächelt ihn sogar an. "Antworten! Beispielsweise auf die Frage: Wer hat Ihnen die Halskette gegeben?" Er greift nach der Kette und streichelt dabei über Lindsey's Hals. "War es etwa eure geheimnisvolle Glücksfee, ja?"
"Wenn Sie es schon wissen, warum fragen Sie dann erst?" giftet Lindsey ihn an und rüttelt wieder an seinen Fesseln, natürlich vergebens.
"Wie war ihr Name?" erkundigt sich White ungerührt, als sässen sie hier beim Kaffeekränzchen. Aber das hier ist definitiv besser als Teestunde oder sowas, denn er geniesst es, seinen Blick ungeniert über den nackten Körper des Versuchsobjektes gleiten zu lassen. Dass Mr. McDonald ihn dabei so hasserfüllt anstarrt, macht es nur noch reizvoller.
"Ich weiss nicht! Ich weiss nicht mal mehr, ob sie überhaupt einen Namen genannt hat, ich hab's vergessen!"
"Aber Mr. McDonald! Sowas vergisst man doch nicht!"
"Ich weiss es aber nicht mehr! So geht es uns allen... deshalb sprechen wir ja nur noch von unserer Glücksfee, wenn überhaupt! Ehrlich, ich weiss so gut wie nichts mehr über sie, ob sie nun ein Engel oder sonstwas war!" Lindsey's Stimme überschlägt sich fast, denn er sieht Dr. Spencer nun mit einem beunruhigenden Sortiment an Spritzen auf sich zukommen. "Lassen Sie mich endlich in Ruhe!" Die erste Spritze wird in seine Armvene gestochen. "Angel wird Sie alle töten, wenn er dahinterkommt!" brüllt er noch, als das Gift wie ätzende Säure in seinen Adern brennt... dann wird ihm schwarz vor Augen.
"Angelus wird gar nichts!" raunt White dem nun Bewusstlosen mit dreckigem Lächeln zu.

Als Lindsey wieder zu sich kommt, sieht er aus den Augenwinkeln, wie White, Dr. Spencer und der Kerl, der ihn im Zoo mit der Waffe bedroht hat, verschwörerisch miteinander flüstern.
"Oh, Sie sind ja schon wieder wach... Für einen Moment waren wir wirklich besorgt. Ihr Herz hat für ein paar Sekunden lang aufgehört zu schlagen." White klingt geradezu vergnügt, als er näher kommt. "Und was höre ich denn da... Sie haben eine Tochter!"
Oh mein Gott! Lindsey schüttelt vehement den Kopf.
"Na na na... Nun seien Sie doch nicht so bockig, Mr. McDonald. Müssen wir etwa die süsse kleine Charisma erst hierher holen, um einen Gentest zu machen?" Das ist eine unverhohlene Drohung... und es macht Spass, das Gesicht des Mannes zu beobachten. Es ist nun plötzlich das Gesicht eines besorgten Vaters. Richtig rührend...
"Wenn ihr sie auch nur anrührt, seid ihr tot!" brüllt Lindsey ausser sich, obwohl er momentan kaum in der Verfassung ist, seine Drohungen auch selbst wahr zu machen. "Ihr lasst gefälligst eure dreckigen Finger von ihr, ihr kranken sadistischen Bastarde!"
"Nun, ich schätze mal, das beantwortet unsere Frage..." sinniert White, nachdem das Versuchsobjekt wieder etwas ruhiger geworden ist oder ihm vielmehr wieder mal langsam die Puste ausgegangen ist. "Aber das ist wirklich interessant... Es kommt höchst selten vor, dass Unsterbliche Kinder haben, schliesslich sind Vampire ja auch steril, sobald sie untot sind... Oder..." Er sieht Lindsey scharf an. "Hat die Halskette vielleicht ihren Zauber erst danach entfaltet? Naaa?"
Lindsey presst störrisch die Lippen aufeinander, denn selbstverständlich hat er nicht die geringste Lust, mit diesen Irren zu kooperieren... zumal die ja offenbar sowieso ihre kranken Experimente mit ihm durchführen wollen. Und am Schluss schlagen sie ihm dann den Kopf ab... oder was sonst haben sie mit ihm vor? Wollen sie ihn etwa für immer gefangen festhalten und an ihm rumdoktern? Angel wird nach ihm suchen, sobald sich herausstellt, dass er verschwunden ist; spätestens wenn die anderen abends von ihrer Stadtrundfahrt zurückkommen und erzählen, dass er angeblich nach Hause wollte... Oder wird man vielleicht seinen Tod vortäuschen?! Beunruhigt folgt er White mit den Augen, bis der aus seinem Blickfeld verschwindet. Und als er wieder auftaucht, hält er wieder mal etwas in der Hand... eine Reitgerte.
"Oh, interessant!" meint White nach einem Blick auf den Monitor, wo Lindsey's beschleunigter Puls deutlich zu erkennen ist, auch wenn sich das Versuchsobjekt nichts anmerken lassen will. "Sie haben schon Reitgerten zu spüren bekommen? Steht Angelus auf sowas?" White grinst und mustert ihn abschätzig. "Ich wette, Angelus steht auf Sado-Maso-Spielchen, die ihn an die gute alte Zeit erinnern. Muss wirklich ganz reizend sein, den Bettwärmer für einen Vampir zu spielen..."
"Was wissen Sie schon!" murmelt Lindsey und wünschte sich wirklich, dass seine Blicken töten könnten. Denn was anderes als Blicke bleiben ihm in dieser Lage ja nicht. Angel hat ihn nie mit einer Reitgerte geschlagen; und falls er jemals so etwas mit ihm im Sinn gehabt haben sollte, so hat er jedenfalls darauf verzichtet, als Lindsey ihm anno dazumal mal gestand, wie er von seinem alten Chef ständig total verstriemt und grün und blau geschlagen worden war... Und er hat jetzt gewiss keine Lust, den Leuten hier etwas über die damalige 'Mitarbeitermotivation' bei Wolfram & Hart zu erzählen, die zum grossen Teil mit eben einer solchen Reitgerte erfolgte, weswegen er solche Dinger heute noch nicht ansehen kann, ohne dass ihm unwillkürlich ein kalter Schauer den Rücken runterläuft. Na ja, sollte er hier jemals lebend rauskommen, würde ihm wohl auch kaum jemand glauben, dass der Rat der Wächter - oder zumindest dieser durchgeknallte White - ihn einfach entführen und foltern liess...
White wendet sich an Dr. Spencer, während er geistesabwesend mit der Reitgerte über Lindsey's Beine streichelt. "Was macht eigentlich seine Blutanalyse?"
"Das Labor ist noch dran."
"Wir sollten ihm unbedingt auch noch eine Spermaprobe abnehmen."
"Was?!" kreischt Lindsey nun leicht hysterisch.
Doch Dr. Spencer nickt nur zustimmend und fragt sich, warum er da nicht schon längst selbst drauf gekommen ist.

Oh Gott, es ist so verdammt entwürdigend... Dr. Spencer war der Meinung, dass sie dem Versuchsobjekt erst noch einen Einlauf machen sollten und kam dann auch noch auf die gloriose Idee, dazu erst noch etwas Rizinusöl zu verabreichen - doch Lindsey war davon gar nicht begeistert und weigerte sich, den Mund aufzumachen, um das Zeug zu schlucken. Man brach ihm kurzerhand einen Finger - und als er dann aufschrie, leerte man ihm die bittere Medizin in den Rachen und beobachtete fasziniert, wie das Versuchsobjekt würgen und husten musste und fast erstickte... Als dann die Röntgenansicht bestätigte, dass der Finger wieder zusammengewachsen war, zeigte auch das Rizinusöl langsam Wirkung - und sosehr Lindsey auch gegen alles ankämpfte, er konnte es sich nicht länger verkneifen.
Nicht umsonst ist dieser Folterstuhl an der Sitzfläche zum Teil offen, so kann man jemanden ewig hier anbinden, ohne ihn jemals extra aufs Klo lassen zu müssen. Ausserdem ist die Konstruktion extrem flexibel und beweglich...
... was Lindsey bald darauf zu spüren bekam, als seine Beine gespreizt wurden, so dass er dalag wie bei einer Gynäkologischen Untersuchung beim Frauenarzt. Da er soviel fluchte, verpasste man ihm nun kurzerhand einen Knebel... und machte sich dann ungerührt daran, ihm einen Einlauf zu verpassen, wobei sie seine Gedärme mit soviel Wasser füllten, dass seine Bauchdecke schon merklich spannte und er glaubte, bald platzen zu müssen. Und nachdem die ganze Sosse irgendwann endlich wieder rausgelaufen war, spritzten sie ihn zur Reinigung einfach mit einem Schlauch ab, so wie man ein Auto wäscht.
Danach hat man sich mit Feuereifer darangemacht, seine Genitalien eingehend zu betatschen, doch da hat sich gar nichts gerührt. White ist dann auf die Idee gekommen, dem Versuchsobjekt am besten die Augen zu verbinden, da die Atmosphäre hier für Mr. McDonald wohl nicht gerade antörnend wäre...
Und nun liegt Lindsey also da wie ein aufgeschlagenes Buch, gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen - und muss sich fragen, wessen Hand es wohl ist, die jetzt über seinen Körper streicht. Diese Irren sind doch total plemplem! Glauben die im Ernst, dass ihn in dieser Situation noch irgendwas erregen könnte?! Man hat ihn gefoltert mit sinnlosen Experimenten... doch in gewisser Weise fühlt es sich jetzt viel schlimmer an, wie man ihn nun mit blossen Händen betatscht und streichelt... und er kann nicht das geringste dagegen tun, nur hilflos daliegen.
Und er hat dabei das dumpfe Gefühl, dass es diese verdammten perversen Schweine - im Gegensatz zu ihm - durchaus antörnt, ihn zu quälen und so leiden zu sehen. Flüchtig muss er daran denken, dass Angelus wohl auch so sadistisch war, doch von einem Vampir erwartet man sowas ja irgendwie auch, wenigstens wenn er keine Seele hat... Aber diese verdammten Drecksschweine geilen sich hier auf und nennen das ganze dann auch noch ein Wissenschaftliches Experiment; und dabei tun diese Wächter auch noch, als wären sie ja soviel besser als die Vampire und Dämonen, die sie bekämpfen... So ungefähr muss es wohl auch bei Hexenverfolgungen zugegangen sein, wo man von irgendwelchen Leuten Geständnisse erpressen wollte und das meist auch noch im Namen Gottes... Verdammt nochmal, doch wenigstens diesen Gefallen will Lindsey ihnen nicht tun - die sollen auf ihre verdammte Spermaprobe warten, bis sie schwarz sind, diese verdammten Vollidioten!
"Vielleicht ist er ja impotent?" sinniert White nach einer Weile. "Ich nehme an, für Angelus muss er ja sowieso nur als Fickfleisch hinhalten... Er ist doch nur ein Bettwärmer für den Vampir, eine lebendige Wärmflasche für ein wechselwarmes untotes Wesen, dessen Körpertemperatur sich der Umgebung anpasst..."
Es macht Lindsey unglaublich wütend, White so reden zu hören... wie dieser verdammte Bastard dort seine wunderbare Liebesbeziehung mit Angel in den Dreck zieht, als wäre es in Wahrheit nur 'ne total schmutzige Geschmacksverirrung. Und ja, es tut ihm irgendwie weh, wie White und bald auch Dr. Spencer und sogar der namenlose Handlanger-Weisskittel dreckige Witze reissen und wilde Spekulationen äussern, was Mr. McDonald als Angel's Betthäschen wohl alles so tun und lassen würde. Angel... wann kommt er endlich?!
Vielleicht aus reiner Wut - oder denkt hier etwa jemand, dass sowas für einen vermeintlichen Masochisten wohl erregend wäre? - schlägt irgendwer Lindsey mit der Reitgerte schliesslich auf die empfindlichen Oberschenkelinnenseiten. Mehrmals. Nur die Mitte wird ausgelassen, weil sie sich sonst ihre Spermaprobe wohl abschminken können. So fest, dass es bestimmt Striemen gibt... die natürlich gleich wieder heilen. Purer Sadismus. Und sie lachen darüber und sinnieren, dass Lindsey McDonald doch wirklich das perfekte Opfer wäre, an dem Angelus oder sonst wer wunderbar sein Mütchen kühlen kann, und danach wäre der Sexsklave doch wieder so vorzeigbar, dass man sich mit ihm auf jeder Party sehen lassen könnte, also wirklich der ideale Liebesdiener...
Irgendwann verstummen aber die dummen Sprüche sowie auch die Schläge endlich wieder und Lindsey spürt, wie ihm nun offenbar eine Penismanschette angelegt wird. O oh... Sobald durch die winzigste Erregung Blut ins Glied schiesst, wird es gestaut, so dass sich fast zwangsläufig irgendwann eine Erektion ergibt; er kennt sowas... Danach fühlt er wieder Hände auf seinem Körper, die an ihm rumgrabschen und ihn wohl erregen sollen. Widerlich! Dann hört er auf einmal ein verdächtiges Summen und spürt wenig später, wie ihm langsam ein Vibrator in den Hintern geschoben wird. Und auf diese Reizung der Prostata reagiert sein Körper nun praktisch mechanisch, auch wenn er es gar nicht will... Verdammt, schon allein bei dem Gedanken, dass dieser grässliche White da an ihm rumgrabbelt, könnte er sich vor Ekel übergeben. Er rüttelt an seinen Fesseln, beisst auf seinem Knebel herum - und während er spürt, wie die Penismanschette nun langsam aber sicher etwas zu spannen beginnt, wird die Augenbinde langsam nass von seinen Tränen der Verzweiflung...
Da Lindsey nicht wirklich erregt ist, dauert es qualvoll lange, bis man ihn endlich zu einem mechanischen Samenerguss gereizt hat, der nur den rumstehenden Männern Freude macht, ihn jedoch in tiefe Depression stürzt. Er fühlt sich so furchtbar... gedemütigt, besudelt, schmutzig, missbraucht, vergewaltigt... und dabei auch noch von seinem eigenen Körper verraten. Spätestens jetzt ist ihm klar, wie hilflos er der Gnade von Leuten ausgeliefert ist, die anscheinend keine Gnade kennen.
Als ihm die Augenbinde wieder abgemacht wird, lässt Lindsey die Augen geschlossen, denn er will nicht White's dreckiges Grinsen sehen müssen.
"Na sieh mal an!" White deutet auf die Tränen, als hätte er sowas noch nie gesehen. "Vielleicht sollten wir davon auch eine Probe nehmen..."
Sofort ist der Handlanger-Weisskittel mit einer Pipette zur Stelle... und sticht Lindsey dabei fast ein Auge aus, weil er sich so ungeschickt anstellt.
White nimmt dem Versuchsobjekt jetzt auch den Knebel ab. Und scheint regelrecht enttäuscht, dass nicht gleich wieder Fluchen laut wird. Er streichelt über Lindsey's Wange, worauf dieser natürlich gleich den Kopf wegdreht so weit es geht, was jedoch natürlich nicht sehr weit ist, wenn er sich nicht selber strangulieren will. "Na na na, Mr. McDonald... so schlimm kann's doch nicht gewesen sein!"
"Lassen Sie mich doch endlich in Ruhe!" flüstert Lindsey und bemüht sich, jetzt nicht auch noch laut loszuschluchzen, denn sowas würde diesen abartigen Typen wohl gerade noch so passen... aber er kann nicht verhindern, dass ihm weiter unkontrolliert Tränen übers Gesicht laufen und er nun unweigerlich wieder mal etwas zu hyperventilieren beginnt, weil er ja nicht die ganze Zeit die Luft anhalten kann, um sein Schluchzen zu unterdrücken.
"Ooooh..." meint White mit falschem Mitleid und tätschelt ihm die Wange. "Sie sind wohl ziemlich fertig mit den Nerven, was? Fragen Sie sich langsam, wo Ihr guter alter Angel bleibt, um Sie zu retten?" White fährt mit seinem Daumen über Lindsey's Lippen und muss lächeln, als Mr. McDonald bei der Erwähnung von Angel's Namen endlich wieder die Augen einen Spalt aufmacht. "Angel wird nicht kommen."
"Angel wird kommen!" flüstert Lindsey mit Bestimmtheit.
"Nein."
Lindsey starrt in White's Gesicht mit dem falschen Lächeln und beobachtet beunruhigt, wie dieser nun mit den Fingern schnippt - worauf der Typ mit der Pistole wieder auftaucht und einen Plastikbeutel mit Aschestaub präsentiert.
"Angelus ist Geschichte. Angel wird Sie nicht retten, Mr. McDonald, denn er wird nie wieder kommen!"
"Nein!" Lindsey's Blicke wandern entsetzt von der Asche zu White's Gesicht und wieder zurück. Er schüttelt ungläubig den Kopf. "Nein! Das ist unmöglich! Das kann nicht sein!" flüstert er und brüllt dann lauthals: "Neeeiiinnn!!!" Immer und immer wieder.
White und die anderen beobachten fasziniert, wie das Versuchsobjekt hysterisch schreiend und kreischend nun von krampfartigem Schluchzen geschüttelt wird und jetzt offenbar vollkommen gebrochen scheint.

Apathisch liegt Lindsey da, während ihm wieder mal irgendwelches Zeug injiziert wird. Ihm ist kotzübel und er will am liebsten sterben... und das nicht nur, weil ihm so schlecht ist. Wenn Angel tot ist... was soll er dann noch? Oh ja, er denkt auch an Charisma und die anderen... doch solange er Versuchskaninchen für White's Experimente ist, nützt er seiner Tochter und den anderen ja schliesslich auch nichts. Und die werden ihn nie wieder gehen lassen... also will er lieber sterben, als hier ewig herumzuhängen. Er fragt sich, ob er sich selbst umbringen könnte - oder ob die Wunden dann auch wieder auf wundersame Weise heilen würden. Tja, aber wo sollte er eine Guillotine herbekommen, um sich selbst den Kopf abzuschlagen?!
Mittlerweile hat Lindsey jedes Zeitgefühl verloren und weiss nicht mehr, wie lange er schon auf diesem Folterstuhl festgeschnallt ist. Stunden oder gar Tage? Es kommt ihm wie eine Ewigkeit vor.
White hat ihm gesagt, dass sein Sperma laut Laborbericht so tot wäre wie das eines Vampirs. Falls er daraufhin eine Reaktion des Versuchsobjektes erwartet hat, ist der Wächter wohl enttäuscht worden... denn Lindsey hat weiterhin die Decke angestarrt. Nun, er hat ja sowieso nicht vorgehabt, noch mehr Kinder zu zeugen, also was soll's.
Nachdem Lindsey in Apathische Lethargie verfallen ist, machen die Experimente wohl irgendwie keinen so grossen Spass mehr... obwohl man sich wirklich alle Mühe gibt, irgendwelche Reaktionen von ihm zu provozieren. Okay, er zuckt auch weiterhin zusammen, ächzt und schreit vielleicht sogar hin und wieder, wenn man ihm beispielsweise Knochen bricht um zu beobachten, wie sie wieder zusammenwachsen...
Doch kein Fluchen mehr, keine Beschimpfungen, nichts, als wollte er einfach alles ignorieren... als wäre er innerlich schon gestorben...
"Iss!"
Lindsey will nicht essen. Selbst wenn das hier nicht einfach so in widerlicher Brei wäre, den man ihm einzulöffeln versucht, würde er nichts essen wollen, denn Appetit hat er sowieso nicht und irgendwie klingt 'verhungern' plötzlich irgendwie ziemlich reizvoll für ihn. Er dreht seinen Kopf so weit wie möglich in die andere Richtung.
"Wir könnten dem Versuchsobjekt was abhacken, um zu sehen, ob es nachwächst!" schlägt Dr. Spencer vor, dem das alles ganz offensichtlich inzwischen überaus Spass macht, denn er zögert keine Sekunde mehr, dem Versuchsobjekt irgendwie weh zu tun oder möglicherweise sogar bleibende Schäden zu verursachen oder Verletzungen, die zum Tode führen können, falls dieser ominöse Heilzauber nicht mehr mitspielt... "Bei manchen Eidechsen wächst ja auch der Schwanz wieder nach..."
Okay, sie haben ihn erwischt - Lindsey gibt seine Apathische Haltung für einen Moment auf und starrt sie hasserfüllt an. Sie wollen ihm was abhacken? Warum schlagen sie ihm nicht einfach den Kopf ab, damit endlich Schluss ist?!
"Ich muss feststellen, dass Sie nicht sehr kooperativ sind, Mr. McDonald!" stellt White zum wiederholten Male fest. "Haben Sie sich inzwischen an den Namen ihrer Glücksfee erinnert? Nicht? Können Sie uns dann wenigstens beschreiben, wie sie ausgesehen hat?"
Lindsey dreht den Kopf wieder weg. Selbst wenn er noch etwas über die Glücksfee wüsste, würde er es diesen Bastarden schon aus reinem Trotz nicht verraten. Schon beim blossen Gedanken an die Glücksfee kommen ihm immer Tausend andere Dinge in den Sinn; und wenn er sich gewissermassen mit Gewalt darauf konzentrieren will, bekommt er davon Kopfschmerzen... weswegen er sich mal geschworen hat, nie wieder darüber nachzudenken. Er spürt wieder eine Injektion. Diesmal kein Gift... sondern Sodium Penthatol, ein sogenanntes Wahrheitsserum.
White beobachtet, wie sich Mr. McDonald unfreiwilligerweise etwas entspannt... und beginnt dann langsam mit der Fragerei. Aber entweder taugt das Mittel bei diesem Versuchsobjekt nicht viel... oder der Mann kann sich wirklich kaum noch an was erinnern.
Tja, mit was könnte man den guten Mann wohl noch etwas motivieren... "Charisma ist wirklich ein sehr süsses Mädchen!" sagt er plötzlich nach einigen Minuten - und freut sich, dass er nach diesen Worten endlich wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit von Mr. McDonald hat. Die plötzliche Panik in den Augen des Mannes bereitet ihm sichtlich Vergnügen. "Oh ja, Ihre Tochter ist wirklich sehr niedlich. So zarte Haut, so weiches Haar... Es wäre doch zu schade, wenn ihr etwas zustossen würde!"
"Lassen Sie ja die Finger von ihr!" jappst Lindsey, der vom vielen Schreien schon ganz heiser ist. "Anya ist ihre Patentante!" Eigentlich wollte er das gar nicht erzählen, doch es sprudelt nur so aus ihm heraus. "Und Anya wird Sie alle umbringen, wenn Sie Charisma oder ihren Geschwistern auch nur ein Haar krümmen!" Anya wird sie sowieso umbringen, wenn sie erfährt, was die mit Angel gemacht haben... und mit ihm... und es wird ihnen ganz recht geschehen, diesen perversen Irren!
"Regen Sie sich doch nicht so auf, Mr. McDonald... Niemand wird der süssen kleinen Charisma auch nur ein Haar krümmen..." Allerdings klingt das nicht unbedingt beruhigend. "... wenn Sie kooperieren." Na also: Eine unverhohlene Drohung.
"Verdammt!" Lindsey hebt seinen Kopf ein paar Mal leicht an, um ihn mit voller Wucht gegen das Metall des Folterstuhls zu schlagen, und ihm treten erneut Tränen in die Augen. Hilflose Wut und Frustration über seine Lage hier. "Was zum Teufel wollt ihr denn noch von mir?! Ich weiss nichts mehr über diese verdammte Glücksfee, die mir mal diese verdammte Kette geschenkt hat, verdammt nochmal!" Er wird von einem neuen Weinkrampf geschüttelt. Wenn das Sodium Penthatol nicht wäre, würde er jetzt vielleicht White endlich einfach mal das Blaue vom Himmel runterlügen... dass die geheimnisvolle Glücksfee schwarzes Haar und grüne Augen hatte und ihr Name vielleicht Xenia war oder irgendsowas in der Art.
White sieht sich das eine Weile mit diabolischem Lächeln an und weidet sich geradezu an den diesmal eher emotionalen Schmerzen von Lindsey McDonald. Er streckt sogar seine Hand nach ihm aus, und leckt sich dann geniesserisch die Tränen vom Finger, die wirklich ganz normal salzig schmecken... Er wechselt dann einen verschwörerischen Blick mit Dr. Spencer - so von Sadist zu Sadist. "Vielleicht wäre es endlich an der Zeit für Elektroschocks? Würde mich wirklich interessieren, wie er darauf reagiert..."

Jeder Knochen tut ihm weh, jede einzelne Faser seines Körpers... Nach den Qualen der Elektroschocks schnallte man ihn schliesslich vom Folterstuhl ab. Er konnte nicht einmal mehr stehen, fiel zu Boden und kroch schliesslich in die nächste Ecke, wo er sich hinkauerte und so klein wie nur irgend möglich machte, um jetzt nur noch möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
Boden und Wände sind kalt, doch das kümmert Lindsey nicht, wie er sich in die Ecke drückt, unkontrolliert zitternd und zähneklappernd wegen der Kälte der Welt... Wie ein Irrer wippt er dabei leicht vor und zurück, während er in seinem Kopf ein Lied für Angel singt. Nichts kümmert ihn noch. Na ja, fast nichts...
Schritte kommen näher.
White. Mit einer Reitgerte in der Hand und einem dreckigen Grinsen im Gesicht.

Selbst wenn er wollte, hätte Lindsey keine Kraft mehr, sich zu wehren, als sie ihn schliesslich irgendwann in einen durchsichtigen Behälter verfrachten, der verdächtig nach einer Mischung aus Aquarium und Gaskammer aussieht. Sie ketten ihn wieder an. Dann wird der Deckel des Tanks geschlossen und Lindsey kommt sich nun vor wie ein Tier im Zoo... aber immerhin kann so niemand mehr an ihm rumgrabschen.
Kohlenmonoxid wird in den Tank geleitet - der lautlose Tod. Rauchvergiftung ist ziemlich eklig, wenn man es mit Feuer zu tun hat, doch bei einer Kohlenmonoxidvergiftung merkt man im Schlaf nichts davon, dass der Sauerstoff im Blut immer weniger wird und man dabei erstickt... und Lindsey ist sowieso schon ziemlich schläfrig...
Nach einer Weile fängt sein Herz jedoch wieder an zu schlagen und er wacht wieder auf... um sich im nächsten Moment auch schon zu wünschen, dass es endlich ein Ende hat.
"Wie wär's mit Senfgas?"
"Ich schätze, das Resultat wäre das gleiche. Versuchen wir doch etwas anderes." White macht ein Handzeichen...
... worauf nun Wasser in den Tank geleitet wird.
Unwillkürlich beginnt Lindsey nun doch zu zappeln und schnappt reflexartig nach Luft, als das Wasser langsam über Mund und Nase steigt und schliesslich ganz über seinem Kopf zusammenschlägt... Oh ja, seine ganzen Instinkte wollen trotz seiner Todessehnsucht Luft und sich gegen den qualvollen Tod durch Ertrinken wehren, doch die Ketten halten und so ist er schon nach wenigen Minuten vollständig unter Wasser, ohne dagegen etwas tun zu können, sosehr er sich auch sträubt und daran rüttelt.
Nach einer Weile Todeskampf bewegt er sich nicht mehr und auch sein Herz hat wieder aufgehört zu schlagen... sein Mund ist zu einem stummen Schrei geöffnet, seine Lungen voll Wasser und seine Augen starren anklagend in die Welt.
Eine Minute... fünf Minuten... nichts rührt sich. White wendet sich mit grimmigem Gesicht ab und spaziert davon.

 

 


FAMILIENBANDE

"Hier entlang!" ruft Wesley. Es ist lange her, dass er das letzte Mal in diesem geheimen Laboratorium war, aber nun kommt es ihm plötzlich so vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass er dort seinem ersten Vampir gegenüberstand... unter Laborbedingungen.
Cordelia hält sich dicht hinter ihrem angetrauten Ehemann, das Gewehr im Anschlag und in voller Kampfmontur - von ihrem zu einem skorpionschwanzartigen Zopf geflochtenen Haar bis zu den eisenbeschlagenen Stiefelspitzen sagt ihr Outfit in schwarzem Leder: Ich bin gemeingefährlich und wer sich mir in den Weg stellt, wird platt gemacht!
Gunn wirkt dagegen in seiner normalen Strassenkleidung richtig harmlos - auch wenn dieser Eindruck natürlich täuscht...
"Und?!" fragt Angel ungeduldig, als sie nun vor einer verschlossenen Tür stehen.
"Moment..." murmelt Wesley und fummelt an dem elektronischen Schluss rum.
Angel geht das entschieden zu lange und so wirft er sich mit aller Kraft gegen die Tür, die tatsächlich nachgibt und aufspringt.
"Oder so..." murmelt Wesley um daraufhin gleich hinter Angel den weissgekachelten Raum zu betreten, in dem keine Menschenseele zu sehen ist, weil die Vögel wohl ausgeflogen sind.
Angel schnuppert herum und verzieht grimmig das Gesicht. "Er war hier, ich kann ihn riechen. Was zum Teufel haben die mit ihm gemacht?!" Dieser seltsame Folterstuhl in der Mitte des Raumes sieht nicht sehr einladend aus - und der Vampir kann Lindsey's Qualen fast spüren, wenn er jetzt über das Metall streicht.
"Oh mein Gott!" ruft Cordelia und erregt damit die Aufmerksamkeit der anderen. Sie deutet entsetzt auf einen grossen Wassertank in der Ecke neben dem Eingang...
... in dem Lindsey's nackte Leiche in Ketten liegt.
Angel eilt herbei und drückt sich ein paar Sekunden lang am Glas das Gesicht platt. Dann schwingt er seine Streitaxt und zertrümmert damit kurzerhand die Frontscheibe, weil er jetzt sowieso nicht die Nerven hätte, sich erst noch lange mit dem Schliessmechanismus des Deckels auseinanderzusetzen.
Das ganze Wasser schwappt heraus, so dass Cordelia unwillkürlich einen Satz rückwärts macht - und trotzdem noch etwas nass wird, so wie die anderen.
Angel schlägt vorsichtig das restliche Glas beiseite und macht sich daran, Lindsey von den Ketten zu befreien, was sich als knifflige Aufgabe entpuppt. Danach hebt er ihn vorsichtig raus und trägt ihn erst mal in die andere Ecke des Raumes...
... wo keine Glassplitter rumliegen und es auch nicht so nass ist, denn das Wasser läuft in der Mitte des Raumes unter dem Folterstuhl in einen Gully.
Angel schüttelt Lindsey kopfüber durch und will ihm wohl geradezu mit Gewalt das Wasser aus den Lungen pressen. "Komm schon, Lindsey!" ruft er die ganze Zeit und bearbeitet verbissen den leblosen Körper.
"Wer weiss, wie lange er da schon im Wasser war..." flüstert Wesley und wechselt einen betrübten Blick mit Cordelia und Gunn. Dann fällt ihm was ein und er deutet auf die über dem Folterstuhl angebrachte Kamera. Rasch geht er in den Nebenraum, von wo aus alles überwacht werden kann, und kommt wenig später mit einer DVD zurück, auf der die letzten 24 Stunden hier aufgezeichnet sein sollten.
"Oh!"
Aus Lindsey's Mund kommt endlich ein Schwall Wasser und er beginnt sich langsam zu rühren, hustet, würgt und spuckt noch mehr Wasser. Als er wieder einigermassen normal atmet, schlägt er mit flatternden Lidern kurz die Augen auf und starrt geradewegs in Angel's Gesicht. Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, bringt jedoch keinen Ton heraus... danach verliert er in den Armen des Vampirs wieder das Bewusstsein, scheint aber plötzlich wie ein Idiot zu lächeln, als wäre er im Himmel.
Cordelia rückt näher und legt eine Hand auf seine Stirn und fasst ihn stirnrunzelnd auch sonst ein Bisschen an. "Meine Güte, der ist ja eiskalt! Noch kälter als du, Angel!"
"Bringen wir ihn hier weg." Angel zieht seinen Mantel aus und wickelt Lindsey darin ein, dann hebt er ihn hoch... déja-vu!

Wesley fährt den Wagen seines Vaters, der sich wohl im Grabe umdrehen würde, wenn er wüsste, wie sein missratener Sohn mit dem Auto durch das nächtliche London jagt, als wäre der Teufel hinter ihnen her.
Bald sind sie da.
Rosie öffnet ihnen die Tür und starrt entsetzt auf Lindsey, der von Angel gleich ins nächstbeste Zimmer getragen wird - die Bibliothek.
"Ist er tot?" fragt Rosie leise - doch Cordelia schüttelt den Kopf und lächelt. Und Rosie wird es ganz warm ums Herz, wenn sie daran denkt, wie sich diese Familie umeinander kümmert. Zu gerne hätte sie sowas in ihrer Kindheit auch gehabt und auf alle Konventionen gepfiffen... Und zu gerne wäre sie jetzt ein Teil davon. Na ja, wer weiss...

Nachdem sie sich alle die nassen Sachen ausgezogen haben, kuscheln sie sich - inzwischen in Pyjamas - in der Mitte des Raums im aufgeschlagenen Lager in die mitgebrachten Bettdecken, der trockengerubbelte Lindsey in der Mitte, der sich an Angel klammert, seit er wieder halbwegs zu sich gekommen ist.
Im Fernsehen schauen sie sich nun das Überwachungsvideo an, meist im Zeitraffer, denn schliesslich wollen sie jetzt nicht 20 Stunden vor der Glotze sitzen; und der Ton ist so leise gestellt, das höchstens Angel noch alles versteht.
Schockiert betrachten sie die 'Experimente' und wie man Lindsey gefoltert hat - und wenn man Angel dabei ansieht, wie er fürsorglich seinen Liebsten im Arm hält und ihn weiter warm rubbelt, während er sich gleichzeitig die Grausamkeiten auf dem Bildschirm ansieht, wird völlig klar, dass die gemeinen Sprüche über Angel und Lindsey, die da vom Stapel gelassen wurden, wirklich nichts mit der Wahrheit zu tun hatten... dass Angel zu Tränen gerührt ist, wie Lindsey auf seine angebliche Einäscherung reagierte... und dass White wegen all dieser Gemeinheiten wohl nicht mehr lange leben wird.
Plötzlich ruckt Angel's Kopf herum, als er ein leises Geräusch hört. Oh nein, Charisma! Die Kleine starrt entsetzt auf den Bildschirm - wo nun gerade mit Normalgeschwindigkeit zu sehen ist, wie Lindsey mit Elektroschocks gequält wurde, während White mit den anderen wieder dreckige Witze riss. Elektroden waren an seinen empfindlichsten Körperstellen angebracht worden... und Lindsey schrie jedes Mal wie am Spiess, wenn sein Leib sich durch die Stromstösse verkrampfte.
"Oh Gott, Charisma, sieh das nicht an!" ruft Cordelia und winkt die Kleine näher ran - worauf sie mitten ins Menschenknäuel krabbelt und sich zwischen ihre Mutter und den in warme Wolldecken verpackten Lindsey kuschelt, der von Angel gehalten wird.
"Er ist ja ganz kalt! Ist er jetzt auch ein Vampir?"
"Nein. Er ist nur unterkühlt", versichert Angel und sieht die kleine Nachteule sanft an, die nun geradezu panisch darauf bedacht ist, nicht mehr in die Nähe des Bildschirms zu sehen. Es muss sie wohl ziemlich schockiert haben... verdammt, es schockiert ja sogar ihn und er hat ja weiss Gott schon viel gesehen!
"Warum tun wir ihn dann nicht einfach in ein heisses Bad?"
Cordelia - die sich auch mit Medizin und sonstigen Wehwehchen bestens auskennt, seit sie Mutter geworden ist - erklärt daraufhin, dass sich ein heisses Bad für einen unterkühlten Menschen wohl eher wie flüssige Lava anfühlen würde... und dass es deshalb besser wäre, ihn lieber langsam wieder aufzuwärmen.
"Warum haben die bösen Männer ihm so wehgetan?" fragt Charisma nach einer Weile, der das irgendwie total nicht in den Kopf will, denn schliesslich ist doch Lindsey immer lieb und tut niemandem was, man muss ihn doch einfach gern haben! "Waren das vielleicht Dämonen?"
"Nein, Schätzchen, das sind bloss Menschen." Angel sieht sie ernst an. "Du weisst doch: Auch Menschen können sehr böse und gemein sein!"
Charisma nickt und beginnt dann ebenfalls, an Lindsey rumzurubbeln, um seine Blutzirkulation wieder in Schwung zu bringen und seinen Körper zu wärmen. Sie achtet nicht mehr auf den Bildschirm, sieht jedoch an Angel's finsterem Gesicht, dass es wohl immer noch ziemlich hässlich sein muss.
Sehr hässlich.
"Es ist alles meine Schuld... ich hätte niemals zulassen dürfen, dass ihr mich nach England begleitet..." meint Wesley auf einmal, nachdem auf dem Bildschirm Lindsey's Todeskampf im Wassertank zu sehen war.
"Ach, nun fang doch nicht schon wieder mit irgendwelchen Komplexen an - oder willst du dir etwa auch noch dafür die Schuld geben, dass dein Vater gestorben ist?" grummelt Cordelia und verdreht dabei die Augen.
"Du kannst doch nichts dafür... es hat ja niemand ahnen können, dass dieser White so verrückt ist!" meint auch Gunn und legt Wesley eine Hand auf die Schulter.
"Ich hätte es wissen müssen..." murmelt Wesley unbeirrt, während er Lindsey's Füsse bearbeitet. Seit Cordelia's erster Schwangerschaft ist er ein wahrer Meister in Sachen Fussmassage geworden. Wenigstens etwas, das er gut kann, ohne dass es jemals in einem Fiasko geendet hätte wie etwa die ganze Wächter-Sache... "White hat mich auch schon nach unserer Glücksfee gefragt und ob ich nicht noch was darüber erzählen könnte. Ich hätte eigentlich gleich wissen müssen, dass er nicht locker lässt. Der immer mit seinen verdammten wissenschaftlichen Experimenten... Für ihn ist Lindsey gar kein Menschliches Wesen mehr!" Er wechselt einen kurzen Blick mit Angel. "Na ja, nicht dass es soviel besser wäre, wenn er sowas mit einem Vampir gemacht hätte..."
"Wenn sich jemand schuldig fühlen muss, dann ich!" murmelt Angel. "Lindsey wollte heute... gestern... eigentlich lieber zuhause bleiben... Himmel, er hat sich solche Sorgen gemacht, dass die *mir* was tun würden! Aber ich hab ihm gesagt, dass er doch ruhig auch auf Tour gehen soll... und dann das..." Er küsst Lindsey sanft auf die Stirn, der immer noch erschöpft zu schlafen scheint.
"Wie hat man ihn denn überhaupt gekidnappt?" erkundigt sich Cordelia schliesslich neugierig. Dass er verschwunden ist, haben sie erst gemerkt, als sie von ihrer Stadtrundfahrt zurückkamen und Lindsey nicht da war. Dann haben sie gleich geahnt, dass er wohl kaum einfach einen Unfall hatte oder sich verlaufen hat oder sowas in der Art.
"Offenbar schon im Zoo... Ich habe die Typen auf dem Band darüber reden hören. Man hat wohl damit gedroht, eins der Kinder zu erschiessen, wenn er nicht unauffällig mitgeht..." Als die Kleine daraufhin ein schockiertes Gesicht macht (weniger weil sie noch im nachhinein Angst hätte, fast erschossen worden zu sein, sondern weil es ihr nicht gefällt, als Druckmittel eingesetzt worden zu sein), streichelt Angel ihr beruhigend über den Kopf. "Auch später haben sie damit gedroht, Charisma was anzutun, wenn er nicht mitspielt." Der Vampir wechselt einen vielsagenden Blick mit Cordelia: Ja, offenbar wissen sie, dass Charisma Lindsey's kleiner Liebling ist! "Das hat er wirklich nicht verdient!" murmelt Angel und verteilt sanfte Küsschen auf Lindsey's Gesicht, das sich schon nicht mehr so kalt anfühlt.
"Schaut mal!" meint Wesley und deutet auf Lindsey's Füsse, die inzwischen wieder auf Kitzeln reagieren. "Seine Reflexe kommen langsam wieder!"
Und so wie seine Reflexe besser werden, fängt er auch wieder an zu zittern und zu bibbern, da er immer noch nicht seine normale Körpertemperatur erreicht hat. Ergo wird nun noch mehr an ihm rumgerubbelt, damit er wärmer wird.
Angel streichelt ihm übers Gesicht und wuschelt - sinnloses Zeugs flüsternd - durch sein Haar, bis Lindsey endlich die Augen aufschlägt. "Hi, Schätzchen!" flüstert der Vampir mit sanfter Stimme und haucht ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. "Wie du siehst: Ich bin nicht tot! Wir haben dich gesucht und gefunden, du bist jetzt wieder in Sicherheit... und uns allen geht's gut. Charisma ist auch hier!" Damit hat er wohl die dringendsten Fragen beantwortet, die Lindsey auf der Zunge lagen, denn er lächelt erleichtert.
Stunden zuvor hat Lindsey die verdammte Halskette noch aus voller Seele verflucht... doch jetzt ist er doch froh, dass ihn diese Magie am Leben gehalten hat. Sonst könnte er jetzt nicht in Angel's Armen liegen.
"Küss ihn!" schlägt Charisma vor. "Dann wird ihm bestimmt warm!"
Was für ein kluges Kind! denkt sich Angel und macht sich dann auch gleich daran, diesen weisen Ratschlag in die Tat umzusetzen. Und Lindsey's Reaktion nach zu urteilen, ist das wohl wirklich die geeignete Methode, ihn noch weiter aufzutauen. Erst erwidert er die Küsse noch zitternd und zaghaft...
... doch dann wird er buchstäblich von warmen Gefühlen überflutet und er knutscht mit wachsender Leidenschaft mit seinem Liebsten rum. Jawohl, sie lieben sich... und White hat unrecht!
"Ich hatte solche Angst um dich..." haucht Angel ihm ins Ohr und knabbert sanft an seinem Ohrläppchen.
Lindsey erstarrt für einen Moment und kommt sich plötzlich unsäglich schmutzig vor, wenn er daran denkt, was die alles mit ihm gemacht haben. "Angel..." flüstert er fast tonlos, weil er immer noch heiser ist, und hat seltsamerweise das Gefühl, er müsste was beichten.
"Lindsey..." erwidert Angel und sieht in seinem Gesicht, dass er wohl gerade von bösen Erinnerungen überschwemmt wird, die ihm Tränen in die Augen treiben. "Shhhhh... Wir haben auf dem Video gesehen, wie man dich gefoltert hat. Doch du warst so tapfer und hast sie geärgert, wo du nur konntest!" meint er aufmunternd.
Lindsey's Augen weiten sich vor Entsetzen. Sie haben es auf Video gesehen? Oh Gott, sie haben alles gesehen, seine ganze Folter und Demütigung?! All die grässlichen Experimente und wie White ihn dann schliesslich mit der Reitgerte buchstäblich halbtot geschlagen hat, als er doch schon auf dem Boden lag und zu schwach war, um noch auf die Knie zu gehen und das zu tun, was schon Holland Manners damals immer von ihm verlangt hatte, worauf ihm immer so speiübel wurde... Oh, verdammt!
Angel hält ihn fest, küsst ihm die Tränen weg und flüstert ihm ins Ohr: "Ich liebe dich... Du bist mein Gefährte, egal was irgendwer sonst dazu sagt!" Normalerweise macht Angel nicht so viele Worte darum, doch irgendwie hat er das Gefühl, dass sein Liebster es gerade jetzt dringend nötig hat, es gesagt und versichert zu bekommen. "Ich liebe dich!" wiederholt er zur Bekräftigung und küsst ihn erneut, worauf Lindsey ihn nun leidenschaftlich umarmt - und Angel interpretiert die Knutscherei mal als ein 'Ich liebe dich auch!'
"Ach, wie rührend!"
Sofort drehen sich alle nach der Stimme um. Ausser Lindsey, der sein Gesicht in Angel's Hals vergraben hat.
"Drusilla!" Angel hält weiterhin Lindsey fest und bemüht sich cool zu bleiben, obwohl es ihn ziemlich erschreckt, sie hier so plötzlich zu sehen... denn er hat sie schon so lange nicht mehr gesehen, dass er sie kaum wiedererkannt hätte. Sie trägt keins ihrer Kleider, sondern offenbar Jeans unter ihrem Mantel. Und sie trägt kurze Haare, die nach allen Richtungen abstehen, als hätte sie mit dem Finger in der Steckdose geschlafen. "Was machst du denn hier?"
"Man hat mir gesagt, dass du hier bist... also wollte ich dich besuchen! Du hast eine Familie! Wirklich ganz reizend..." Ihr Tonfall lässt keinen Zweifel daran, dass sie davon alles andere als begeistert ist, denn sie spuckt das Wort 'Familie' aus, als wäre es Gift.
Drusilla's Blick bleibt an Charisma kleben, die sich zusammen mit ihrer Mutter hinter Angel verschanzt hat - und Cordelia betet zu Gott, dass ihre anderen vier Kinder die Tür zu ihrem Zimmer verriegelt und verrammelt haben...
"Wie bist du denn hier reingekommen, Dru?" erkundigt sich Angel und bemüht sich um einen freundlichen Plauderton, mit dem man bei dieser Verrückten immer am weitesten gekommen ist.
"Ach, diese nette Lady hat mir aufgemacht, als ich geklopft habe..." erklärt Dru freundlich lächelnd und leckt sich kurz über die Lippen...
... und plötzlich wird klar, dass sie nicht etwa etwas grosszügig mit dem Lippenstift war: Das ist frisches Blut um ihre Mundwinkel!
Wesley wird blass.
"Und sie hat gut geschmeckt, die nette Lady..." sinniert Drusilla, während sie jedoch schon zu überlegen scheint, wen sie zum Dessert aussaugen soll.
Angel steht auf und zieht dabei Lindsey mit sich hoch, um ihn dann zu Cordelia auf die Couch zu setzen, bevor er sich wieder Drusilla zuwendet, die inzwischen ein paar Schritte näher gekommen ist. "Das hättest du nicht tun sollen, Dru!" erklärt er mit gefährlich ruhiger Stimme, während er aus den Augenwinkeln beobachtet, wie Wesley und Gunn sich nach Waffen umsehen. "Sie hat zur Familie gehört..."
"Aber *ich* gehöre zu deiner Familie, Angelus!" schmollt Drusilla protestierend.
"Ich bin Angel, nicht Angelus!" stellt der Vampir mit Seele klar.
"Ach, Angel..." Dru schmollt noch immer.
"Wo zum Teufel hast du denn die letzten Jahre gesteckt?" erkundigt sich Angel, denn solange Dru redet, tut sie nichts dümmeres...
"Sie haben mich gefangen!" schluchzt Dru nun in mitleiderregendem Tonfall. "Sie haben mir die Haare abgeschnitten! Sie haben mir meine Kleider weggenommen! Sie haben mich in Ketten gelegt! Sie haben... viele schlimme Dinge mit mir getan..." Einen Moment lang scheint es sie bei der Erinnerung geradezu zu schütteln. "Sie haben mich mit Schweineblut gefüttert! Es war ekelhaft!"
Huch?! "Wer hat dich gefangen?" fragt Angel interessiert, obwohl er die Antwort schon ahnt: Der Rat der Wächter oder besser gesagt White und sein Team für 'Besondere Operationen'... da würde er fast drauf wetten. Wer (ausser der Initiative) käme schon sonst auf die Idee, einen so durchgeknallten Vampir wie Drusilla zu fangen und dann auch noch in Gefangenschaft zu halten und sonstwas mit ihr anzustellen?!
"Sie haben mich beim Mittagsschlaf überrascht... es war schrecklich... und ihr wart nicht da, um mich zu beschützen!" Sie sieht ihren Sire anklagend an. "Du liebst mich nicht mehr!" Ihr Blick wird noch eine Nuance irrer, wenn das überhaupt möglich ist.
"Aber, Dru..." Angel kommt auf sie zu, bis er sie in den Arm nehmen kann - und wirft dann Wesley und Gunn einen auffordernden Blick zu. "Wer erzählt denn sowas?!" schmeichelt er Drusilla. "Wer hat dich denn gefangengehalten... White?"
"Er hat gesagt, du liebst mich nicht mehr, weil du jetzt eine neue Familie hast!" Und so ist es doch nur logisch, dass diese neue Familie einfach sterben muss, damit er wieder *sie* liebt... ist doch sonnenklar! "Ich bin deine Familie, Angelus!"
"Ja, du bist meine Familie..." murmelt Angel und sieht sie an, wie sie sich nun an ihn schmiegt, wie in der guten alten Zeit. Dann legt er seine Hände um ihren Kopf, als wollte er sie küssen... und bricht seinem Childe dann mit einer schnellen Bewegung das Genick.
Das einzige, was einem Pflock hier halbwegs nahe kommt, ist der Rohrstock, den Wesley nun in der Hand hält... Angel nimmt das Ding und stösst es der nun am Boden liegenden Drusilla ins Herz - die daraufhin zu Staub zerfällt.
Nach einem langen Blick auf Drusilla's Asche und verschwörerischen Blicken eilen sie schliesslich zum Hauseingang.
Ein paar Meter von der Tür entfernt liegt Rosie am Boden. Schon von weitem kann Angel das Blut riechen und er weiss, dass sie tot ist.
Wesley hat seine Schritte immer mehr verlangsamt, als ob er es einfach nicht wahrhaben will, dann geht er vor Rosie's Leiche auf die Knie und starrt sie an. Diese schreckgeweitete Augen. Diese Blässe. Diese blutverschmierte Bisswunde an ihrem Hals... Seine Schwester. Gerade erst gefunden... und schon wieder verloren.
Man hört leise tapsende Schritte, als nun auch noch Carolyn, Carmen, Connor und Charlotte auftauchen - doch die werden von Cordelia gleich in die Bibliothek geschickt zu Charisma und Lindsey... obwohl die Kinder nicht zum ersten Mal eine Leiche zu sehen bekommen. Es ist schon mehr als einmal jemand vor oder im Hyperion tot zusammengebrochen. Aber noch nie jemand, den sie gekannt haben. Und auch wenn sie Rosie nicht sehr lange gekannt haben, irgendwie hat sie ja plötzlich zur Familie gehört...
"Vielleicht bringen wir sie erst mal in ihr Bett?" meint Cordelia und wischt sich ein paar Tränen weg, denn sie hat Rosie sehr gemocht und hat sich sogar schon vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn sie mit ihnen nach Los Angeles käme... und jetzt muss man wohl bald irgendwelchen Behörden erklären, warum Rose Richards auf einmal tot ist.
Als Wesley sich nicht rührt, hebt schliesslich Angel die Leiche vorsichtig hoch und trägt sie in ihr Zimmer, wo er sie dann sanft aufs Bett legt.
Cordelia beobachtet Wesley, wie er sich nun stumm neben Rosie aufs Bett setzt und ihre Hand hält. Und sie braucht keine Hellseherischen Fähigkeiten, um zu wissen, dass er noch unter Schock steht. Irgendwann wird er zusammenbrechen und dann kommen die Tränen... und wenn das passiert, sollte besser jemand bei ihm sein, bevor er sich wieder für alles und jedes die Schuld gibt und ihn der Weltschmerz völlig überwältigt.
Ein Blick auf Gunn genügt, dass dieser nickt und sich neben Wesley setzt, um ihm stumm etwas Trost zu spenden - auch seine Schwester ist damals von Vampiren gebissen worden, er kann sich also ziemlich gut vorstellen, wie sein Freund sich jetzt fühlt.

"Wird Rosie jetzt ein Vampir?" fragt Connor neugierig, der sich masslos darüber ärgert, dass er Drusilla's Auftritt verpasst hat; manchmal wünschte er sich, er wäre auch so eine Nachteule wie Charisma. Und er fragt sich, warum die Zwillinge ihn wegen dieser Bemerkung pieksen - und irgendwas von Pietät murmeln und dass Rosie irgendwie ihre Tante war - dabei ist das doch wohl eine ganz normale Frage, die sich jeder stellt, wenn jemand von einem Vampir tot gebissen wurde, oder?!
"Das wissen wir noch nicht." Angel kann sich jedoch nur schwer vorstellen, dass Drusilla Rosie von ihrem Blut hat trinken lassen. "Wir werden wohl abwarten müssen." Er hält Lindsey im Arm, der wieder eingeschlafen ist, und drückt ihn dabei so fest an sich, als wollte er ihn nie wieder loslassen.
"Angel..." meint Cordelia mit sanfter Stimme. "Du erdrückst ihn noch!" Na ja, Lindsey würde es wohl sowieso überleben, da er ja jetzt buchstäblich kaum totzukriegen ist, aber trotzdem...
Sie beobachtet, wie Angel sich fast mit Gewalt etwas entspannt und lockerer lässt, doch das Gesicht, das er macht, gefällt ihr ganz und gar nicht. Entschlossen macht sie den Staubsauger an, den sie vorhin geholt hat, und entfernt Dru's Spuren, bis der Teppich wieder sauber ist. "Angel, es ist nicht deine Schuld, dass Drusilla..."
"Ich habe sie damals erschaffen!" unterbricht Angel deprimiert und in seinen Augen glüht mal wieder sowas wie Weltschmerz.
"Das war Angelus!" präzisiert Cordelia, die es nicht leiden kann, Angel wieder so in diesem Trip von Schuldgefühlen zu sehen. Sie geht wieder, um den Staubsauger zu versorgen.
Angelus, die Geissel Europas... Warum hat White eigentlich nicht gleich den Vampir für seine Experimente geschnappt, sondern sich an Lindsey vergriffen?
"Wir sollten uns nicht alle verrückt machen!" meint Cordelia mit fester Stimme, als sie wieder in die Bibliothek zurückkommt, und bemüht sich, möglichst gefasst zu sein und sich auf ihre Rolle als Alpha-Wölfin zu besinnen, die das Rudel zusammenhält. "Es nutzt uns nichts, wenn ihr euch mit irgendwelchen Selbstvorwürfen quält, was ihr alles hättet tun sollen..." Mit *ihr* sind wohl insbesondere Angel und Wesley gemeint. "Wenn uns einer dieses ganze Schlamassel eingebrockt hat, dann doch wohl dieser verdammte White! Er hat Lindsey für seine kranken Experimente entführen lassen... und dann hat er Drusilla auf uns gehetzt, die uns wohl seiner Meinung nach alle hätte massakrieren sollen." Sie gesellt sich wieder zu ihren Kindern unter die Decke...
... für die das hier wohl fast so eine Art Pyjama-Party zu sein scheint. Oh, die Kinder wissen durchaus, was los ist, und sind in der Lage, den Ernst der Lage zu begreifen. Doch sie sind sowas gewissermassen gewohnt und verfallen nicht so schnell in Panik, weshalb Cordy auf ihre Schätzchen auch unheimlich stolz ist. Pfeif auf den Schulpsychologen, der sie allesamt für besonders altklug und *zu erwachsen* hält, weil sie sich nicht unbedingt nur für den üblichen Kinderkram interessieren... denn irgendwann einmal wird er froh sein, wenn sie dann zur Stelle sind, um die Welt zu retten!
"Ich werde ihn töten." Eine simple Feststellung. Ein Versprechen.
"Gut." Cordelia nickt.
Die Zwillinge wechseln einen verschwörerischen Blick mit ihren jüngeren Geschwistern und nicken ebenfalls. Selten haben sie ihre Mutter mit so einer kalten Entschlossenheit erlebt, dieser Wut, die sich diesmal gegen kein Dämonisches, sondern ein Menschliches Ungeheuer richtet. Charisma hat berichtet, dass die bösen Männer Lindsey sehr weh getan hätten; und so kaputt wie er jetzt noch aussieht, muss es ja wirklich schlimm gewesen sein. Und dann noch das mit Drusilla... Tja, so ein Mensch, der das auf dem Gewissen hat, der hat wohl den Tod verdient.

"Hey, Mann... komm her! Ich hab damals auch meine Schwester verloren..." Gunn schliesst Wesley in die Arme und hält ihn dann einfach nur fest, während er spürt, wie die Tränen seines Freundes langsam sein T-Shirt aufweichen. Es muss wirklich bitter sein, eine Schwester zu finden und gleich wieder zu verlieren, noch bevor man sie überhaupt richtig hat kennen lernen können.
Wesley Wyndham-Pryce weint sich aus.
Und pfeift auf die Worte seines Vaters, dass richtige Männer nicht weinen würden.

~

Es klopfte an der Tür... also ging Rosie nachsehen, so wie sie es immer tat, seit sie alt genug war, um an die Tür zu gehen.
Da stand eine hübsche junge Frau, die freundlich lächelte und erzählte, sie wäre eine Freundin von Angel.
Rosie liess sie herein.
Dass es ein Fehler war, erkannte Rose Richards zu spät... denn da hatte sie schon Zähne in ihrem Hals und ihre Sinne begannen zu schwinden. Ihre letzten Gedanken galten der Familie und insbesondere ihrem Bruder... und sie war irgendwie froh, dass sie dieses Geheimnis doch nicht mit ins Grab genommen hatte...

~

Schweissgebadet wacht Wesley mitten in der Nacht auf - und fühlt gleich darauf auch wieder Gunn's beruhigende Körperwärme in seinem Rücken, der ihn im Halbschlaf wieder näher zu sich zieht.
Sie schlafen in eine Decke gewickelt auf dem Fussboden, weil Wesley irgendwie das Gefühl hat, er müsste Totenwache halten.
Einen Moment lang wünschte er sich, die ganze Familie wäre hier... doch obwohl sie ja schon so einiges gewohnt sind (Oder wird ihnen damit eigentlich zuviel zugemutet?), wäre es für die Kinder wohl höchst makaber, nein, das wäre nicht gut - und es ist auch klar, dass Cordelia die Kinder heute Nacht nicht alleine lassen will... und Angel natürlich Lindsey im Arm hält und dabei insbesondere über Charisma wachen möchte. Aber Gunn ist ja hier, das genügt ja schliesslich auch schon, um sich nicht so allein und verloren in der Welt zu fühlen.
Die Nachttischlampe taucht alles in eher diffuses Licht und Wesley starrt kurz zum Bett hoch, wo Rosie immer noch so liegt, wie man sie hingelegt hat - die Hände über ihrem Nachthemd gefaltet, ein Kreuz auf der Brust. Sie ist tot... und er hat im Gefühl, dass sie nicht wieder aufwachen wird. Und darüber ist er sehr erleichtert, da er nicht weiss, ob er es fertig bringen würde, ihr notfalls einen Pflock ins Herz zu rammen... so wie Gunn es damals bei seiner Schwester tun musste.
Wesley lehnt sich etwas zurück, um den Körperkontakt mit Gunn zu intensivieren, weil er jetzt geradezu nach Menschlicher Wärme lechzt, und er muss unwillkürlich lächeln, als dieser ihm einen Kuss in den Nacken haucht und irgendwas murmelt, das nach 'Schlaf weiter!' klingt, während er seinen Arm etwas fester um ihn schlingt. Es klingt so *normal*... als wäre heute Nacht gar nichts besonderes passiert. Und es erinnert ihn daran, dass sie irgendwann wieder aufstehen werden und... nun ja... das Leben geht weiter.
Oder zumindest kann das Leben wieder halbwegs normal weitergehen, sobald man diesen verdammten White erledigt hat.
Wesley kann sich irgendwie nicht so recht vorstellen, dass White das alles mit Zustimmung des Rates getan hat... oder vielmehr kann er sich nicht vorstellen, dass White für seine Extratouren den Rat überhaupt um Erlaubnis gefragt hat. Und er wird dafür bezahlen. Damit sie wieder ruhiger schlafen können.


RACHE?

"Wir wollen zu Mr. White!" Wesley's Stimme ist hart und er starrt den Butler unnachgiebig an, der sie abwimmeln will. Ohne sich um dessen entsetztes Gesicht zu kümmern, schubst er den alten Mann beiseite und betritt mit Cordy und Gunn das Haus - Angel muss eben draussen warten, im Schatten des Eingangs, da wohl kaum anzunehmen ist, dass er hereingebeten wird.
Sie sind alle drei noch auf der Treppe...
... als plötzlich ein Schuss fällt.
Schon an der Tatsache, dass Angel das Haus plötzlich betreten kann, wird schlagartig klar, wer sich da wohl gerade erschossen hat, um seiner gerechten Strafe zu entgehen.
Nun zu viert hetzen die Treppe hoch zu White's Arbeitszimmer.
White sitzt in seinem Sessel.
Der Revolver ist noch in seiner Hand. Sein halbes Gesicht ist blutiger Matsch - und Angel fragt sich für einen Moment, was in aller Welt dieser verdammte alte Bastard wohl für ein Kaliber benutzt hat... egal, es war eigentlich noch viel zu gut für ihn, er hätte ihn wirklich zu gerne eigenhändig erwürgt. Verdammt!

"Oh Gott!" Ein älterer Herr, dessen Wagen gerade mit quietschenden Bremsen vor dem Haus stehen geblieben ist, kommt nun die Treppe rauf und muss erst mal verschnaufen, bevor er White's Arbeitszimmer betritt. "Waren Sie das?" meint er mit einem Blick auf die Leiche.
Angel deutet auf den Revolver, den White's rechte Hand immer noch umklammert hält.
"Oh... das ist gut. Hatte er wenigstens doch noch einen Funken Anstand..."
"Anstand?!" wiederholt Angel wütend. "Dieser verdammte Mistkerl hatte nur Angst davor, was wir mit ihm machen würden!"
"Vermutlich..." gibt der Lord zu. "Oder davor, was der Rat mit ihm machen würde, wenn Sie was von ihm übriggelassen hätten..." Er seufzt schwer. "Ich hätte nie gedacht, dass White so weit gehen würde mit seinen verdammten Forschungen. Wir hätten ihm besser auf die Finger sehen müssen. Wir wussten ja nicht mal, dass offenbar diese Drusilla sein spezielles 'Geheimprojekt' war... und das ist unverzeihlich." Er sieht wirklich sehr unglücklich aus - noch unglücklicher als er vor einer halben Stunde am Telefon geklungen hat, als er plötzlich Wesley Wyndham-Pryce an der Strippe hatte, der ihm ja ganz unglaubliche Sachen erzählt hat.
"Was ist mit diesem Dr. Spencer?" erkundigt sich Angel.
"Den haben wir. Er hat schon angefangen, alles zu gestehen..." Der Lord sieht Angel und die anderen entschuldigend und etwas hilflos an. "Es tut mir wirklich schrecklich leid, was da passiert ist." Er fürchtet sich zu Tode, dass Angel aus Rache den ganzen Rat abmurksen und mit ihm den Anfang machen könnte. "Wenn wir irgendetwas für Sie tun können..."
"Wir brauchen einen Totenschein für Rose Richards." Wesley sieht den Lord an, denn er weiss, dass der Rat sowas regeln kann, damit Vampirbisse nicht an die Grosse Glocke gehängt werden.
"Oh... das Dienstmädchen, das von Drusilla gebissen worden ist?"
"Sie war meine Schwester."
"Wie bitte?" Der Lord schaut einen Moment ziemlich entgeistert, dann meint er nur: "Oh!" Er räuspert sich etwas verlegen. "Mein herzliches Beileid, Wesley."
Wesley würdigt ihn keiner weiteren Antwort.
"Wir wollen Dr. Spencer." Angel hat die Arme verschränkt und sieht den Lord herausfordernd an. "Und dessen Handlanger."
Der Lord starrt Angel lange an und man kann förmlich in seinem Kopf die Räder drehen hören, wie er die möglichen Folgen abwägt... und schliesslich nickt er. Denn lieber wirft man Dr. Spencer und seinen Assistenten diesem Vampir zum Frass vor, als dass Angel und seine Verbündeten womöglich aus Rache den ganzen Rat der Wächter in Stücke reissen...

Als Lindsey wach wird und nur noch die Kinder da sind - und Rosie's Leiche im gleichen Haus - ist er erst einmal ziemlich irritiert... aber noch zu verschlafen, um über alles nachdenken zu wollen, also was soll's.
Er stellt mit Erleichterung fest, dass er sich zwar noch ziemlich erschöpft fühlt, doch ansonsten schon ziemlich aufgetaut - wobei nun so ein schöner heisser Kaffee dazu auch nicht schaden kann, um etwas wacher zu werden; wie rücksichtsvoll, dass eine Thermoskanne gleich auf dem Nachttischchen steht...
Als er dann aber von Charisma erfährt, dass Angel, Cordy, Wes und Gunn sich aufgemacht haben, um mit White abzurechnen, wird er plötzlich ganz krank vor Sorge, weil er überall Fallen und Verschwörungen wittert... Und irgendwie ist er auch wütend, denn wie können sie es wagen, einfach ohne ihn loszuziehen?!

Sobald sie die Tür aufschliessen, springt Lindsey seinem Liebsten förmlich an den Hals. "Was hast du dir nur dabei gedacht?!" schreit er wütend mit tränenerstickter Stimme und hämmert mit seinen Fäusten auf Angel's Brust ein, um ihn jedoch gleich darauf erleichtert zu umarmen. "Ich bin fast gestorben vor Sorge!" keucht er und presst sich schluchzend an ihn.
"Ooooch... tut mir leid, Schätzchen!" Angel umarmt ihn fest, wuschelt ihm durch die Haare und küsst ihn. "Keine Sorge!"
Natürlich erzählen sie Lindsey und den Kindern gleich mal alles. Dass White tot ist. Dass der Rat der Wächter wohl in Panik ist und deshalb alles tun würde, um sie wieder gnädig zu stimmen. Dass ihnen Dr. Spencer und sein Assistent ausgeliefert werden...
Angel bemerkt, wie Lindsey leicht zu zittern beginnt, als von seinen Peinigern die Rede ist, und nimmt ihn deshalb noch fester in den Arm. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis sein Liebster sich von seinen Folterqualen erholt hat... denn sein Körper mag zwar durch die Zauberei wieder heilen, doch sein Geist steckt das wohl nicht so einfach weg, deshalb ist er momentan auch noch ein Emotionales Wrack. Es ist normal, dass Opfer irgendwie einen Sprung in der Schüssel haben, schliesslich ist es ja wohl oft genug gerade der Sinn der Sache, dass Menschen durch Folter und VerGEWALTigung gebrochen werden sollen - auch wenn man es einfach als 'Wissenschaftliche Experimente' bezeichnet.
"Du musst nicht mit zu Dr. Spencer, wenn du nicht willst..." flüstert der Vampir sanft und streichelt Lindsey, der sich an ihn geklammert hat... was ihm immerhin viel lieber ist, als wenn er keine Berührung ertragen könnte.
Doch Lindsey schüttelt den Kopf. "Ich *muss*... und ich will auch zu White's Beerdigung oder wenigstens seine Leiche sehen." Er war damals auch auf Holland Manner's Beerdigung, sah zumindest aus der Ferne zu... aber so, dass ihn alle von Wolfram & Hart bemerkten. Auch der Rat der Wächter wird einsehen müssen, dass man keinen Pakt bricht und es Unglück bringt, sich an ihm zu vergreifen, weil er nämlich einflussreiche Freunde hat, die ziemlich wütend werden könnten, jawohl!
Wenig später...
... klopft es an der Haustür. Ein Arzt, der mit zwei Begleitern in einem Leichenwagen vorgefahren ist. Nach einem kurzen Blick auf Rose Richards und die Bisswunde an ihrem Hals nickt er und stellt einen Totenschein aus. Offizielle Todesursache: Herzinfarkt.
"Sie soll neben ihrer Mutter beerdigt werden!" bestimmt Wesley.
"Wir werden alles veranlassen. Sie können sich auf uns verlassen, Sir!"

Man drückt Carol und Carmen Waffen in die Hand und schärft ihnen ein, jeden zu erschiessen, der ins Haus einbricht... und die Zwillinge nicken nur; sie sind gute Schützen und haben auch schon auf Vampire und Dämonen geschossen.
Dann macht man sich auf den Weg zum Nobelclub, hinter dem sich der Rat der Wächter versteckt...
... und wo die Fünf Leute aus Los Angeles von den Wächtern mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt werden. Zumal man genau weiss, dass man Anya's ganzes Netzwerk am Hals hat, wenn ihnen hier auch nur ein Haar gekrümmt würde.
Angel kann ihre Angst riechen.
Es wird darüber geredet, dass es dem Rat natürlich ausserordentlich leid tut, was da alles passiert ist blablabla... aber ob man denn... nun ja... nicht auch irgendwie neugierig darauf wäre, zu erfahren was es denn eigentlich mit dieser Glücksfee auf sich hat.
"Selbst wenn sie als Engel mit Blitz und Donner vom Himmel gefahren sein mag oder was auch immer... ich schätze, es ist besser, sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Ehrlich gesagt ist es uns so ziemlich egal, ob sie nun wirklich ein Engel oder sonstwas war. Ohne den Lottogewinn, der uns immer wieder daran erinnert, hätten wir unsere Glücksfee vermutlich sowieso schon längst vergessen... so wie es sein sollte." Angel unterstreicht seine Worte mit einem Nicken, das deutlich macht, dass er von diesem Thema nun wirklich langsam die Nase gestrichen voll hat.
"Und was ist mit der Halskette?" wendet der Lord nun etwas zaghaft ein und deutet flüchtig auf Lindsey McDonald.
"Was soll damit sein?!" faucht Angel, der beschützend seinen Arm um seinen Freund gelegt hat. "Sie lassen Lindsey und diese verdammte Halskette gefälligst in Ruhe, sonst werden wir seeeehr böse!"
Mit abwehrend erhobenen Händen erklärt der Lord nun rasch: "Schon gut, wir haben verstanden!"
"Na dann ist ja gut." Angel kann beim Lord nun wieder Todesangst riechen. "Und jetzt würden wir gerne mal diesen Dr. Spencer sehen und seinen Handlanger."
"Dieser Handlanger... ist sein Sohn." Der Lord führt sie in ein Kellergeschoss, das wohl nicht von ungefähr ein Bisschen an ein Gefängnis erinnert, denn dort hat man Dr. Spencer und seinen Sohn untergebracht.
Der Doktor wird blass, als er Lindsey zu sehen bekommt, als wäre er überrascht, dass er doch wieder zum Leben erweckt werden konnte. Doch dann packt ihn jedoch plötzlich wieder sowas wie Wissenschaftliches Interesse und man sieht ihm förmlich an, dass er sich am liebsten erneut auf sein Opfer stürzen würde, um ihn zu untersuchen und darüber auszufragen, wie es sich wohl angefühlt hat, zu ertrinken... Jedenfalls scheint es ihm kein Bisschen leid zu tun, denn schliesslich ist in seinen Augen ja alles im Dienste der Wissenschaft geschehen.
Erst als Angel ihn wütend anfunkelt, zuckt Dr. Spencer zurück. "Oh!" meint er dann aber spöttisch. "Angelus passt es wohl nicht, dass wir ein Bisschen mit seinem Spielzeug gespielt haben!" Worauf Angel's wütende Faust in seinem Gesicht landet.
Danach sagt Dr. Spencer gar nichts mehr. Nie mehr.
Nicht nur Lindsey ist zusammengezuckt und starrt nun auf Angel's blutige Hand... weil er nicht Dr. Spencer's blutigen zermantschten Schädel ansehen will.

 


OUR HOME IS OUR CASTLE!

Schweigsam starrt Cordelia aus dem Fenster des Flugzeugs und denkt über die vergangene Woche nach, während die Zwillinge neben ihr etwas dösen.
Eigentlich wollten sie nur den Nachlass von Mr. Wyndham-Pryce regeln... doch dann waren sie nicht nur auf der Beerdigung von Wesley's Vater, sondern auch noch auf der seiner erst gefundenen Schwester. Und sogar bei White und Spencer, die vom Rat ziemlich sang- und klanglos unter die Erde gebracht wurden. Drusilla's Asche hat sie eigenhändig mit dem Staubsauger weggemacht. Und ohne den Heilzauber in der mysteriösen Kette hätten sie Lindsey wohl auch noch begraben könnten... wobei sie eigentlich fast alle Rosie's Schicksal hätten erleiden können, wenn Drusilla voll losgelegt und sich nicht noch etwas von ihrem Sire  hätte einwickeln lassen. Tja, Angelus hat sie erschaffen... Angel hat sie getötet.
Die Kinder scheinen die ganze Aufregung relativ gut verkraftet zu haben - wenn man mal davon absieht, dass Charisma nun Lindsey kaum noch aus den Augen lässt, als befürchte sie, dass er wieder entführt werden könnte oder sowas in der Art.
Wesley ist noch ziemlich in sich gekehrt und grüblerisch, doch irgendwie war er das ja schon früher - und Cordy ist froh, dass er sich von Gunn trösten lässt und nicht alles in sich hineinfrisst.
Lindsey hängt wie eine Klette an Angel - oder umgekehrt, so genau lässt sich das kaum sagen. Und sie braucht keine Hellseherischen Fähigkeiten, um zu erkennen, dass der Anwalt noch völlig durch den Wind ist... und sie wünscht ihm wirklich, dass er bald darüber hinwegkommt.

Erleichtert stellen sie in Los Angeles fest, dass das Hyperion noch steht, worauf sich die meisten gleich noch etwas hinlegen, weil sie müde von der Reise sind... und weil es sich im eigenen Bett eben doch am besten schläft.

 

 


THERAPIE

Lindsey McDonald sieht ganz schlicht in Jeans und weissem T-Shirt so gut aus, dass man sich fragt, warum der Mann überhaupt jemals etwas anderes trägt...
... und er weiss, dass dieses Outfit Angel gefällt, vielleicht weil er darin immer so süss, jung und unschuldig aussieht. Er setzt ein verführerisches Lächeln auf und flüstert seinem Liebsten ins Ohr: "Wollen wir es uns nicht lieber zuhause gemütlich machen und... na ja... na?"
Angel küsst ihn sanft. "Du siehst wirklich zum Anbeissen aus, Schätzchen... Aber du weisst, was der Doktor gesagt hat. Es wird dir bestimmt gut tun..."
"Was weiss der schon!" schmollt Lindsey trotzig. Okay, dieser spezielle Psychologe weiss eine ganze Menge... Opfer von Vampir- und Dämonenüberfällen sind sogar gewissermassen seine Spezialität, seit sie ihn vor Jahren mal kennengelernt haben und seitdem immer wieder Leute zu ihm schicken, die irgendwelche Begegnungen mit dem Übernatürlichen nicht so gut verkraften. Und dieser Psychologe - Bob - hat gemeint, dass Lindsey eine Gruppentherapie vielleicht ganz gut tun würde, wo er sich mit anderen Gewaltopfern austauschen könnte. Wobei er denen nur nicht unbedingt was von Vampiren und Dämonen auf die Nase binden sollte...
Angel seufzt kurz und nimmt seinen Liebsten in den Arm. Lindsey benimmt sich ja fast noch schlimmer als Charisma am ersten Schultag, doch das sagt er ihm lieber nicht. "Nun komm schon. Du kannst ja einfach mal zuhören. Die werden dich schon nicht beissen..." Er sieht kurz in den Raum, wo sich schon ein paar Leute versammelt haben, um sich zu vergewissern, dass da wirklich nur gewöhnliche Menschen sind. "Ich hole dich hinterher wieder ab." Er gibt ihm noch einen Kuss auf die Stirn...
... worauf Lindsey mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern in den Raum trottet und sich auf eins der Sitzkissen in einer Ecke setzt, obwohl er wirklich nicht die geringste Lust zu dieser bescheuerten Therapie hat.

"Ah, wir haben ein neues Gesicht unter uns!" Bob, der auch diese Gruppe leitet, sieht Lindsey McDonald aufmunternd an, nachdem sich alle versammelt haben und die Türe geschlossen worden ist. "Würdest du dich bitte vorstellen?"
"Äh..." Er sieht sich kurz um. "Ich bin Lindsey."
"Hi, Lindsey!" erschallt es daraufhin im Chor.
"Willst du uns erzählen, warum du hier bist?" fragt Bob - und alle sehen ihn neugierig an.
Warum er hier ist?! Na weil Bob darauf bestanden hat und sogar Angel davon überzeugt hat, dass er unbedingt hierhin soll, also was fragt er denn so blöd? "Nein, eigentlich nicht..." grummelt er, findet dann aber, dass er wohl nicht so unhöflich sein sollte. "Äh... ich würde gerne einfach erst etwas zuhören, wenn's recht ist."

Als die Sitzung zu Ende ist und die Leute gehen, wartet Angel nur ein paar Meter von der Zimmertür entfernt, um Lindsey wieder in Empfang zu nehmen. Glücklicherweise schmollt er nicht mehr so, also war die Gruppentherapie wohl doch kein totaler Reinfall.
Danach erzählt Lindsey ein Bisschen von den anderen. Gut ein Dutzend Leute sind sie jetzt in der Gruppe. Leute, die brutal überfallen und ausgeraubt wurden oder auch vergewaltigt; eine Ehefrau hat sich endlich aufgerafft und ist ihrem prügelnden Ehemann davongelaufen... alles in allem ein buntes Sammelsurium von mehr oder weniger kaputten Typen.


Nächste Woche stäubt sich Lindsey schon nicht mehr so, zu der Gruppentherapie zu gehen, und kann sich schon nach einer flüchtigen Umarmung von Angel trennen, um ins Zimmer zu gehen und sich auf seinen Eckplatz beim Ausgang zu setzen.


Die Woche darauf hat sich Lindsey sogar schon selbst für seine Gruppentherapie fertiggemacht und steigt freiwillig in den Wagen, um sich von Angel hinfahren zu lassen. Zum Glück finden die Sitzungen abends nach Sonnenuntergang statt, so dass es keine Probleme damit gibt, im Cabrio rumzufahren.
Nach einem Abschiedskuss geht Lindsey wieder ins Zimmer und wird von einigen 'Leidensgenossen' schon begrüsst.

"Nun, Lindsey, möchtest du uns nun einmal deine Geschichte erzählen?" fragt Bob mitten in der Sitzung - nachdem sie sich zuvor ein ellenlanges Gesülze darüber angehört haben, warum das Leben so Scheisse ist und alle Männer Schweine sind - und wirft ihm einen auffordernden Blick zu.
"Nun... äh... ich weiss nicht so recht, wie ich anfangen soll..." meint Lindsey leise. Noch während der ersten Sitzung hat er sich geschworen, hier niemals etwas von sich preiszugeben, damit die anderen dann alles zerpflücken, doch inzwischen ist er etwas aufgetaut, so dass er ja zumindest ein paar Andeutungen fallen lassen könnte...
"Wer ist der heisse Typ?" fragt eine Frau geradeheraus.
"Wie bitte?"
"Na der gutaussehende Kerl, der dich immer herbringt und wieder abholt. Dein Freund?"
"Ja, das ist mein Freund."
"Schlägt er dich?" fragt Gloria, die schwer auf dem 'Die Welt ist schlecht!'-Trip ist und deshalb auch überall Schmutzige Geheimnisse wittert und sowieso prinzipiell alle Kerle für potentielle Vergewaltiger und Schlägertypen hält... worauf sich jedoch sofort gemurmelter Protest erhebt, dass dieser schnuckelige Typ aber nicht gerade wie ein Schläger aussehen würde und so wie die sich immer umarmen, also neee...
"Nein!" meint auch Lindsey ganz entsetzt. "Er liebt mich!"
"Das sagen sie alle..."
"Jedenfalls werde ich ganz bestimmt nicht von Angel verprügelt oder sowas in der Art!" stellt Lindsey klar und sieht Gloria scharf an. Irgendwie versetzt es ihm schon einen leichten Stich, dass sogar jemand so wildfremdes wie diese Gloria, die überhaupt Null Ahnung hat, überhaupt auf so einen Gedanken kommt. Steht auf seiner Stirn irgendwo: 'Tritt mich!' eingraviert oder sowas in der Art, dass immer alle meinen, es wäre völlig normal, auf ihm rumzutrampeln?! "Doch vor etwa drei Monaten... da bin ich von ein paar sadistischen Irren entführt und gefoltert worden. Es sind keine Körperlichen Narben zurückgeblieben... aber..." Er fasst sich kurz ans Herz. "Es tut irgendwie noch weh hier drin. Ich fühle mich manchmal immer noch so verdammt schmutzig. Und... ich... äh..." Er atmet tief durch. "Ich glaube, das reicht fürs erste!"
Er legt seine Stirn auf seine angezogenen Knie und muss feststellen, dass es ihm wirklich immer noch verdammt schwer fällt, darüber zu sprechen, obwohl er doch sonst eine richtige Quasselstrippe sein kann, wie Angel manchmal lächelnd anmerkt. Aber er will nicht darüber sprechen, weil ihn sonst wieder Erinnerungen überkommen und womöglich neue Panikattacken überfallen. Und es ist glücklicherweise nicht mal nötig, dass er im Familienkreis darüber spricht, da sie ja alles auf Video gesehen haben und wissen was los war; und falls die Kinder neugierig sind, was da im Detail abgegangen ist, so lassen sie es sich wenigstens nicht anmerken... Es hat ihn schon die grösste Überwindung gekostet, Bob davon zu erzählen. Der hat es zuerst nicht geglaubt. Da hat man ihm Ausschnitte aus dem Video gezeigt. Sobald er sich von seinem Schock erholt hat, ist er dann mit der Idee gekommen, dass in diesem Fall so eine Gruppentherapie vielleicht ganz nützlich wäre.
"Was haben sie mit dir gemacht?" - "Haben sie dich danach einfach wieder laufen lassen?" - "Warum haben die ausgerechnet dich entführt; waren das vielleicht auch Schwulenhasser?" und so weiter und so fort...
Lindsey wird mit Fragen bombardiert, bis Bob endlich wieder um Ruhe bittet. "Ich bin sicher, Lindsey wird uns davon erzählen, wenn er soweit ist. Bis dahin haltet eure Neugierde bitte im Zaum!"
"Es ist sowieso eine lange Geschichte..." murmelt Lindsey leise.
"Psssssss!!!" macht darauf Alice - die Frau, die am nächsten von ihm sitzt. "Er will was erzählen, also seid leise und hört zu!"
Lindsey starrt in die neugierigen Gesichter und fragt sich, ob er das wirklich tun soll. Na ja, die ganze Wahrheit kann er ihnen sowieso nicht erzählen, sonst würden sie ihn vermutlich für komplett irre halten. "Warum man mich entführt hat? Nun ja... die dachten, ich wüsste etwas, was ich aber nicht wusste... und da sind sie eben ziemlich wütend geworden und haben mich gefoltert." Er muss schwer schlucken. "Und seitdem... komme ich mir eben immer noch so schmutzig vor." Er hofft, dass diese Kurzfassung genügt.
Einige hier kennen das Gefühl, sich schmutzig zu fühlen, nur zu gut... "Hat man dich während dieser Folter auch vergewaltigt?" fragt eine leise Frauenstimme, als Lindsey offenbar nicht weitererzählen kann oder will.
"Sowas in der Art..." bestätigt Lindsey leise nach ein paar Sekunden. Er hat in den letzten drei Monaten genug Literatur und Erfahrungsberichte über all sowas gelesen, dass er durchaus sagen kann, sich wohl auch wie ein Vergewaltigungsopfer zu fühlen, auch wenn es technisch gesehen vielleicht fraglich ist, ob man das so bezeichnen würde. Da er so leise spricht, sind die anderen mit ihren Sitzkissen näher zu ihm gerückt, doch zu seiner Erleichterung halten sie dabei noch einen genügenden Sicherheitsabstand ein; es hat schon seine Gründe, weshalb es in dieser Gruppe keine kollektiven Umarmungsorgien und dergleichen gibt, weil viele hier eine Scheu vor Berührungen haben. "Jedenfalls... seitdem habe ich nachts wieder Alpträume und schlafe schlecht, kann mich kaum auf die Arbeit konzentrieren und bin deshalb gewissermassen beurlaubt... Ich zucke sogar jedes Mal zusammen, wenn meine Tochter plötzlich ankommt und mich abknuddelt."
"Moment mal, du hast ne Tochter? Ich denke, du bist schwul?!" ertönt die irritierte Stimme eines Mannes. "Habt ihr etwa ein Kind adoptiert?"
"Oh Gott... äh... erstens würde ich mich als bisexuell bezeichnen... und dann ist das so..." Lindsey räuspert sich kurz und schildert dann in groben Zügen die Familienverhältnisse, natürlich ohne Namen zu nennen... worauf der eine Mann, der vorhin gefragt hat, etwas fassungslos den Kopf schüttelt, während die meisten anderen diese Art von 'Gruppenehe' eigentlich ziemlich cool zu finden scheinen.
"Sag mal, Lindsey... du hast vorhin erwähnt, du hättest *wieder* Alpträume. Ist dir früher etwa schon mal was schlimmes passiert, dass du Alpträume hattest?"
Lindsey lacht kurz etwas bitter auf. "Ich bin schon als Kind verprügelt worden..." Als er Bob, vor Jahren, zum ersten Mal von seiner Kindheit erzählte, meinte dieser noch scherzhaft, dass es da ja geradezu ein Wunder wäre, dass er doch noch so normal geworden sei... "Doch ich wollte unbedingt aus dem Sumpf raus und nie wieder arm sein, also habe ich gelernt und geackert wie ein Irrer und bin dann bei einer angeblich ziemlich tollen Firma gelandet. Allerdings musste ich feststellen, dass die Firma gar nicht so toll war, doch ich kam dann nicht mehr raus... und ich musste... na egal, mein Chef war jedenfalls ein ziemlich fieser Kerl." Plötzlich erscheint ein Lächeln auf seinem Gesicht. "Aber Angel hat mich dann da rausgeholt und seitdem sind wir fest zusammen."
"Wie lange geht das denn schon so mit euch beiden?"
"Äh..." Angesichts der Tatsache, dass er ja nun wieder wie 26 aussieht, kann er jetzt schlecht mit 13 Jahren antworten, sonst halten sie ihn für einen Lügner oder, noch schlimmer, Angel für einen Kinderschänder. "Ein paar Jahre. Gute Jahre... Doch jetzt..." Er fährt sich nervös durch die Haare.
"Probleme im Bett?" wagt eine Frau mal einen Schuss ins Blaue.
Lindsey sieht hoch. "Ja, so könnte man es nennen."
"Aber ich hab euch rumknutschen sehen!" meint eine andere Frau verwirrt, die seit einem schlimmen Erlebnis überhaupt keine Körperliche Nähe mehr zulassen kann und deshalb nicht mal mehr jemandem die Hand geben mag.
"Oh... ich hänge fast wie eine Klette an ihm. Ohne ihn bekomme ich schon regelrecht Entzugserscheinungen..." Angel ist wie eine Droge für Lindsey. Oder wie die Luft zum Atmen. "Wir umarmen uns, kuscheln rum, küssen uns... doch sobald es dann irgendwie *weiter* gehen soll, na ihr wisst schon, da blockiert plötzlich irgendwas in mir und ich komme mir wieder so schmutzig vor und überhaupt..." Er atmet ein paar Mal tief durch. "Ich habe ihm sogar schon gesagt, dass er doch einfach mal weitermachen soll, vielleicht kommt's ja mit der Zeit wieder... aber sowas will er nicht, weil er mich ja eben nicht auch noch vergewaltigen will..." Er muss sich eine Träne abwischen. "Das ist eben Angel. Er ist so gut zu mir... und deshalb hatte White auch unrecht..."
"Wer ist White?"
Verdammt, da ist ihm ja wieder was rausgerutscht! "Dieser Kotzbrocken, der mich entführen liess..." erklärt er etwas zögerlich. "Und der mich dann zusammen mit den anderen gefoltert hat."
"Was hat er denn gesagt?" bohrt Gloria weiter.
"Ich weiss nicht, wie ich es erklären soll..." murmelt Lindsey und strubbelt sich wieder durch die Haare, als könnte er auf diese Weise sein Hirn zu guten Ideen anregen. "Angel hat in manchen Kreisen... einen gewissen Ruf... Na wie auch immer, jedenfalls hat White eine Menge dumme Sprüche abgelassen, die mich offensichtlich mehr verletzt haben, als ich zunächst dachte. Dass ich nur Angel's kleines Spielzeug wäre und lauter solche Sachen. Er wollte mich damit demütigen und quälen... und es ist ihm gelungen. Obwohl ich weiss, dass es natürlich Unsinn ist, aber trotzdem tut es irgendwie weh, wenn so über einen gedacht wird... als wäre man nur ein Stück Fleisch." Er muss hart schlucken. "Ich meine, die Erinnerungen an die Körperlichen Schmerzen verblassen mehr und mehr, doch die Erinnerungen an die Worte haben sich wie Gift in meine Gehirnwindungen geätzt." Er schnieft kurz. "Denn ich bin nicht nur einfach Angel's kleines Spielzeug, verdammt nochmal, sondern sein Gefährte..."
"Wie lange hat dich denn dieser White eigentlich in der Mangel gehabt?" erkundigt sich eine neugierige Stimme, als Lindsey wieder aufgehört hat zu reden.
"Es waren fast zwanzig Stunden... aber mir ist es wie eine Ewigkeit vorgekommen."
"Oh Gott, zwanzig Stunden?! Was hat man mit dir gemacht?!"
"Man hat mich verprügelt..." Unmöglich kann er hier was von den 'Wissenschaftlichen Experimenten' erzählen und dass er dabei buchstäblich gestorben ist! "Und an mir rumgegrabscht... mit Elektroschocks gefoltert... mit einer Reitgerte geschlagen..." Er stellt fest, dass er unwillkürlich wieder ein Bisschen zu wippen angefangen hat, und kaut auf seiner Unterlippe herum.
"Elektroschocks?!"
Lindsey nickt.
"Wie ist denn das gegangen?!" erkundigt sich eine neugierige Stimme. Irgendjemand findet sich immer, der er übernimmt, nach möglichst schrecklichen Details zu fragen, von denen die meisten ganz schrecklich fasziniert sind.
"Die haben Elektroden festgemacht... an meinem Körper... auch an meinem... na ihr wisst schon..." nuschelt er und verzieht schon bei der Erinnerung daran schmerzlich das Gesicht. "Und dann Strom drauf. Ich weiss nicht genau, wie viel Saft die da drauf gegeben haben, aber es hat gereicht, dass ich... äh... mehrfach das Bewusstsein verloren habe. Ich hab geschrieen wie am Spiess."
"Oh Gott, das ist ja furchtbar!" ächzt jemand so laut, dass er aus dem allgemeinen Gemurmel hervorsticht. "Und dann hat er noch an dir rumgegrabscht?"
"Na ja... er hat gemerkt, dass ich es nicht mag, wenn er mich anfasst, also hat er mich natürlich erst recht angefasst..." Lindsey senkt den Kopf. "Und er... er hat..."
"Dir einen runtergeholt?" rät jemand als Vervollständigung des Satzes. - "Dir einen geblasen? Oder dir seinen Schwanz zum lutschen gegeben?" - "Dich gefickt?" tippt jemand anders.
"Man hat mir mal eine Weile die Augen verbunden und dann an mir rumgefummelt... Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich dabei die ganze Zeit splitterfasernackt und auf so eine Art Folterstuhl gefesselt war?" Nervös strubbelt er sich wieder durch die Haare. "Jedenfalls... man hat... wie auch immer. Man hat mich zu einem Samenerguss gereizt, was eine ziemlich Quälerei war... und danach hab ich mich so unglaublich schlecht gefühlt. Fast noch schlimmer als wenn man mich geschlagen hat... Und dann..." Er stellt fest, dass er sich schon wieder Tränen abwischen muss, doch seltsamerweise kann er jetzt einfach nicht aufhören zu erzählen. "White hat mir erzählt, sie hätten Angel getötet... und ich war schon so durch den Wind, dass ich es geglaubt habe. Da ist irgendwie alles zerbrochen und ich hatte dann wohl sowas wie einen hysterischen Weinkrampf... und die haben darüber gelacht. Und später haben sie mich weiter gefoltert und mir Fragen gestellt, die ich nicht beantworten konnte, und sie haben damit gedroht, dass sie meiner Tochter was antun würden..." Er schnieft und greift nach einem Papiertaschentuch aus der grossen Packung, die bei diesen Sitzungen immer griffbereit rumsteht und inzwischen natürlich in seine Nähe gerückt ist. "Irgendwann haben sie mich dann losgebunden... da konnte ich eh nur noch kriechen... und da wollte dann White irgendwann von mir... na ihr wisst schon..." Ihm wird schon schlecht, wenn er nur daran denkt. "Aber ich war schon zu schwach, um noch *irgendwas* zu tun... und da hat er mich wieder mit der Reitgerte geschlagen, bis ich bewusstlos war..."
Einige Zeit herrscht betroffenes Schweigen.
"Dann hat man dich einfach so liegen lassen?" fragt schliesslich eine zaghafte Stimme.
"Man hat mich irgendwann... ins Wasser geworfen."
"Die wollten dich also ertränken?"
Lindsey nickt. "Ich war..." Seine Stimme ist nur noch ein verschnieftes Flüstern, doch er kann ihnen ja ohnehin nicht erzählen, dass er wirklich ertrunken war und stundenlang in eiskaltem Wasser lag. "Na ja, Angel hat mich gerettet." Bei der Erwähnung dieses Namens erscheint wieder ein leises Lächeln auf seinen verweinten Gesicht.
"Kein Wunder, dass du ihn 'Engel' nennst und so verdammt an ihm hängst..." meint schliesslich eine Frau - und eine andere Frau fragt schliesslich: "Was sagt denn dein Angel so zu der ganzen Sache?"
"Zu was?"
"Wie geht er damit um, was dir passiert ist? Weiss er überhaupt alles, was du durchmachen musstest?"
"Oh, er weiss es. Er hat alles auf dem Überwachungsvideo gesehen..."
"Das ist alles auf Video?!" ertönt es entsetzt.
"Ja. Und ich Trottel wollte es mir unbedingt auch noch ansehen... doch seitdem mache ich mir nicht nur Gedanken darüber, wie verdammt  beschissen ich mich gefühlt habe, sondern auch noch darüber, wie ich dabei aussehe... ist das nicht verrückt?!" Er muss sich wieder schnäuzen. "Er weiss es also. Irgendwie hat er sich wohl ziemlich Vorwürfe gemacht, dass er mich mal einen Moment allein gelassen hat und das dann passiert ist..."
"Machst du ihm denn Vorwürfe?" erkundigt sich Gloria geradezu unbarmherzig. "Unbewusst machst du ihn womöglich dafür verantwortlich... denn immerhin kannten diese Typen ja seinen gewissen Ruf? Na?! Und er hätte ja wohl ruhig ein Bisschen früher kommen können, um dich zu retten, oder? Ist es nicht so?"
"Hör auf!" Lindsey schüttelt den Kopf und hasst es, dass Gloria hier ständig den Advocatus Diaboli spielen muss. "Angel kann nichts dafür und schliesslich kann er mich doch nicht den lieben langen Tag auf Schritt und Tritt bewachen! Er hat mich gerettet und wiederbelebt! Und er hat diese verdammten Bastarde dafür verflucht." Dass er sogar einen davon eigenhändig umgebracht hat, muss man den Leuten hier ja nicht unbedingt auf die Nase binden.
"Und wie geht er mit den Folgen um?" Manche Männer von vergewaltigten Frauen sind ja sowas von unsensibel, dass sie entweder so tun, als wäre nichts gewesen und sich dann womöglich wundern oder gar beklagen, warum ihre angetraute Gattin im Bett nur noch starr wie eine Leiche daliegt, oder dass sie im Gegenteil von ihr gar nichts mehr wissen wollen, so als hätte schon jemand anders vom Sandwich abgebissen und deshalb würden sie's bestimmt nicht mehr anrühren... Oh ja, alles schon da gewesen hier in dieser Gruppe.
"Er ist so lieb zu mir... und macht sich Sorgen wegen meiner Alpträume und dem ganzen Kram. Darum hat er mich ja auch zu dieser Therapie geschleppt, zu der Bob geraten hat..." Er wechselt einen kurzen Blick mit Bob. "Obwohl ich ja davon nicht so begeistert war."
"Und wie reagiert dein Angel darauf, dass im Bett nichts mehr läuft ausser Kuscheln?" erkundigt sich eine Wundernase.
"Er kommt damit klar. Ich meine... er versteckt nicht, dass er immer noch scharf auf mich ist, wenn ihr versteht, was ich meine..." Er errötet leicht. "Aber eben: er bedrängt mich nicht, sondern ist einfach nur lieb zu mir, weil er mich nicht überfordern oder verletzen oder sonstwas will." Für einen Moment gleitet ein schwärmerisches Lächeln über sein Gesicht, wenn er daran denkt, dass Angel ihn trotz allem noch will. "Oh Gott, ich liebe den Kerl!"
"Fühlst du dich irgendwie schuldig, wegen dem, was passiert ist? Ich meine, weil du dir doch so *schmutzig* vorkommst?" Irrationale Schuldgefühle, das was einem widerfahren ist, irgendwie provoziert zu haben, und somit selbst schuld zu sein, sind auch nichts neues in dieser Gruppe.
"Schuldig?" wiederholt Lindsey, schüttelt dann aber leicht den Kopf. "Ich *weiss* genau, dass ich nichts dagegen tun konnte. Gerade die verdammte Hilflosigkeit hat mich ja fast wahnsinnig gemacht..." Aber hin und wieder gibt es so kurze Augenblicke, da könnte er es fast *glauben* - nämlich dass er wegen seines schlechten Karmas sowas vielleicht sogar verdient hat; so wie er manchmal so Anwandlungen hatte, dass er das Glück mit Angel und der Familie eigentlich gar nicht verdient hätte... "Und schmutzig fühle ich mich allemal..."
"Weil sie dich angefasst haben?"
"Sie haben mich nicht nur angefasst... White, dieses verdammt Arschloch... er... er hat..."
"Was hat er?"
"Als ich da auf dem Boden lag, da hat er..." Er schluckt kurz. "Er hat mich auch angepinkelt... über den Körper und auch voll ins Gesicht... um mir zu zeigen, was für ein wertloses Stück Scheisse ich doch bin..." Man sieht jetzt noch in seiner Miene den unbeschreiblichen Ekel. "Und dann hat er auch noch gewichst... und mich ein dummes Stück Fickfleisch genannt... und ich hab ihn so gehasst!" Er muss sich wieder schnäuzen und stellt unschwer fest, dass wohl eine Panikattacke im Anmarsch ist, weil er wieder zu hyperventilieren beginnt. "Ich... ich..." Er kann nicht mehr weiterreden, weil er schluchzen muss. Flüchtig geht ihm durch den Sinn, dass ja immer alle sagen, es würde einem besser gehen, wenn man einfach mal alles rauslässt und sich von der Seele redet, doch er findet es jetzt eigentlich einfach nur peinlich und schämt sich auf einmal ganz entsetzlich. Ohne es richtig zu merken, hat er sich mehr an die Wand gelehnt und schlägt nun sachte mit dem Kopf gegen die Mauer, immer und immer wieder...
Die anderen starren ihn nur mitleidig an, denn auch irgendwelche Panikattacken sind hier an der Tagesordnung, so dass deswegen also niemand in Panik ausbricht.
Als Bob näherrückt, um Lindsey ein Bisschen zu beruhigen und ihn davon abzuhalten, weiterhin mit dem Kopf gegen die Wand zu knallen, wehrt ihn dieser aber hysterisch ab und schlägt seinen Kopf nur noch fester auf.
"Alice, geh doch bitte mal raus und sieh nach, ob Angel vielleicht in der Nähe wartet... wenn ja, dann bring ihn her!" erklärt Bob schliesslich zu der jungen Frau, die am nächsten bei der Tür ist.

Angel, der die ganze Zeit an der Tür gelauscht hat, setzt sich rasch auf eine Bank im Gang dieses Zentrums und holt ein Buch aus seiner Manteltasche. Man soll nicht denken, dass er lauscht - obwohl man wohl sowieso nicht glauben würde, dass er etwas hören, geschweige denn verstehen kann. Und Lindsey soll sich ja nicht kontrolliert vorkommen...
"Angel?" Die Frau ist irgendwie doch verblüfft, den Typen gleich hier in der Nähe vorzufinden. Meine Güte, er wartet hier tatsächlich die ganze Zeit auf seinen Freund... das muss Liebe sein! "Bob sagt, du sollst reinkommen... Lindsey geht's nicht so gut."
Sofort springt Angel auf und geht hinein.
Als Lindsey endlich Angel's kühle Hand an seiner Wange spürt, beruhigt er sich fast augenblicklich und presst sich an seinen Gefährten, der sich neben ihn auf den Boden gesetzt hat und ihn beruhigend umarmt.
"Schon gut, Schätzchen, du bist in Sicherheit..." murmelt Angel und streichelt ihm mit einer Hand durchs Haar, während er ihn mit der anderen fest an sich gedrückt hält. Er schaut sich in der Runde um und meint dann zu Bob: "Er hat es also erzählt?" Eher eine rhetorische Frage, die Bob gleichwohl mit einem Nicken beantwortet. "Und was jetzt?" erkundigt sich Angel. "Soll ich ihn jetzt nach Hause bringen?"
"Er wäre schön, wenn du mit ihm noch eine Weile bleiben könntest!" schlägt Bob vor, dem klar wird, dass Angel ein unverzichtbarer Teil der Therapie ist.
"Ich hoffe, dieser White schmort hinter Gittern!" meint jemand und sieht Angel fragend an.
"White ist tot... Er hat sich selbst erschossen", fügt er hinzu.
"Oh... weil er Angst davor hatte, was du mit ihm machst, wenn du ihn in die Finger kriegst?"
"Schon möglich..."
"Lindsey hat erzählt, du hättest da so einen gewissen Ruf... Gehört ihr vielleicht zur Mafia oder sowas in der Art?"
"Mafia?" Angel zieht eine Augenbraue hoch. Na ja, vermutlich immer noch besser, für einen Mafioso als für einen Vampir gehalten zu werden, oder?! "Nein, mit sowas haben wir eigentlich nichts zu tun. Allerdings geht es bei uns zuweilen auch gefährlich zu."
"Du bist Top, er ist Bottom... das ist ja ziemlich offensichtlich. Darum hat dieser White ihn wohl auch dein Spielzeug genannt. Bist du so wütend gewesen, weil man sich an deinem Spielzug vergriff?" meint Gloria und wirft ihm einen provozierenden Blick zu.
"Ich bin wütend gewesen, dass man sich an meinem Gefährten vergriff, den ich liebe." Er sieht die Frau scharf an. "Und ich bin auch jetzt noch wütend darüber, wenn ich sehe, wie er darunter leidet. Es zerreisst mir schier das Herz, wenn er nachts im Traum zu schreien anfängt." Er gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. "Und gleichzeitig fühle ich mich auch schuldig... denn... wenn er nicht mein Freund wäre, dann wäre White gar nicht erst auf ihn aufmerksam geworden. Und ich fühle mich ziemlich hilflos, weil ich nicht so recht weiss, wie ich ihm helfen kann..." Schüttet er gerade wirklich vor diesen wildfremden Leuten sein Herz aus? Wenn das bekannt wird, geht noch sein Ruf als grosser Schweiger vor die Hunde... aber pfeif drauf.
"Du bist für ihn da... das ist die Hauptsache!" meint Alice mit sanfter Stimme. "Damit hilfst du ihm am meisten. Ich wünschte, ich hätte so eine Familie..." Und die anderen nicken zustimmend.
"Was ist mit Sex?" platzt plötzlich Gloria heraus, der dieses ganze Gesülze irgendwie ziemlich verdächtig erscheint. Der Kerl ist ja viel zu gut, um wahr zu sein, da muss es irgendwo einen Haken geben!
"Was soll mit Sex sein?" fragt Angel irritiert und beginnt Gloria langsam wirklich lästig zu finden.
"Was machst du, wenn er nicht kann? Du siehst nicht so aus, als würde dir ein Mönchsleben bekommen..."
"Wenn's mich juckt, dann hab ich immer noch zwei gesunde Hände..." grummelt Angel, der früher schon lange Jahre fast wie ein Mönch lebte. "Und wenn's mir einfach um Sex gehen würde, da gäbe es genug Möglichkeiten, danke." Oh ja, Möglichkeiten namens Cordy, Wes, Gunn, praktischerweise gleich im Haus. Und das wäre sogar Sex mit Sympathie, denn schliesslich mögen sie sich alle und gehören zur Familie. Und da wären auch noch Spike, wenn der auf Besuch kommt... oder wenn Angel sich zu einem Besuch in Sunnydale aufraffen würde. Allerdings würde er Lindsey jetzt ganz gewiss nicht alleine lassen, um in Sunnydale bei Anya irgendwelche Orgien zu feiern oder sich sonstwo zu vergnügen.
"Und was ist, wenn's *ihn* juckt?"
Eine interessante Frage, die sich Angel auch schon gestellt hat... Er schüttelt ein Bisschen an Lindsey, der sich inzwischen wieder beruhigt hat, und flüstert ihm ins Ohr: "Die Frage ist wohl an dich gerichtet..."
Lindsey schüttelt unmerklich den Kopf. "Ich kann nicht..." murmelt er.
"Ach, nun erzähl schon!" meint Gloria, denn schliesslich haben sie hier schon des öfteren lang und breit über Auswirkungen auf das Liebesleben bzw. über das oft gestörtes Verhältnis zur Sexualität diskutiert. "Holst du dir jetzt nur noch heimlich unter der Dusche einen runter oder wie oder was?"
Lindsey verzieht irgendwie schmerzlich das Gesicht. "Ich *kann* nicht!"
"Oh... du bist impotent?" vergewissert sich Gloria - und so wie sie das sagt, klingt das irgendwie ziemlich brutal.
"Vielleicht sollte er mal zum Urologen gehen... kann ja sein, dass irgendwie was kaputt gegangen ist..." meint einer der Männer.
"Körperlich ist alles in Ordnung mit ihm!" versichert Angel.
"Und woher willst du das wissen, bist du Arzt?"
"Nein, aber ich bin der Typ, neben dem er immer aufwacht, wenn ihr versteht, was ich meine..." erklärt Angel, der ja schlecht erzählen kann, dass Lindsey infolge irgendwelcher Magie einfach in guter, ja geradezu exzellenter körperlicher Verfassung sein *muss*...
"Oh... ne Morgenlatte hat er also immer noch..." Gloria scheint es irgendwie Spass zu machen, über solche Themen zu reden.
"Das gibt sich irgendwann wieder!" murmelt Angel in Lindsey's Haar. "Das ist bestimmt wie bei Hysterischer Blindheit oder sowas in der Art." Er sieht, wie Lindsey fragend zu ihm hochsieht. "Ich meine... wenn deine Alpträume aufhören, ergibt sich alles andere sicher von ganz alleine. Und dann geht's dir bald wieder so gut, dass du singst, rumalberst, den ganzen Tag mit diesem schelmischen Grinsen rumläufst und nichts als Flausen im Kopf hast..."
Heftig schluchzend vergräbt Lindsey seinen Kopf in Angel's Schulter.
"Hab ich was falsches gesagt?"
"Nein, Angel, ich schätze, du hast genau das richtige gesagt!" erklärt Bob, der stark vermutet, dass Lindsey jetzt eher vor Freude und Erleichterung schluchzt. Er wirft Gloria einen strafenden Blick zu, als die schon wieder den Mund aufmachen will. "Ich vermute mal, Lindsey macht sich vor allem solche Sorgen um den Sex, weil er Angst hat, dich zu verlieren. In eurer Beziehung ist Sex schon immer sehr wichtig gewesen, nicht wahr... Aber gerade auch deshalb haben White's Unterstellungen über euer Liebesleben ihn ja so schwer getroffen... weil in seinem Unterbewusstsein wahrscheinlich die tiefe Furcht steckt, bestraft zu werden, wenn er was falsch macht bzw. nicht gefällt. Oder in diesem Fall wohl die Furcht, abgeschoben und verlassen zu werden, wenn's mit dem Sex mal nicht so klappen sollte." Bob nickt, als müsste er sich selbst überzeugen. "Doch damit und mit seinem ganzen Trauma und den wohl verständlichen Versagensängsten... mit diesen ganzen Selbstzweifeln blockiert er sich letztendlich selbst. Dabei will er doch einfach nur geliebt werden."
Angel's Augenbrauen sind beim Zuhören immer höher geklettert. Okay, irgendwie war ja der Anwalt schon immer ein etwas komplizierter Fall... aber sowas?! Nun küsst er wieder Lindsey auf den Kopf und fragt leise: "Na, Lindsey, ist da was dran?"
"Hä?" nuschelt der nur.
"Was Bob zu sagen versucht, ist vermutlich folgendes: Unbewusst testest du deinen Freund, ob er nur den Sex liebt oder dich!" erklärt Gloria in ihrer unnachahmlichen Direktheit. "Weil du nämlich völlig durcheinander bist und nicht mehr weisst, was du glauben sollst, jawohl!"
"Aber..." Lindsey erhebt seinen Kopf und sieht Angel tränenüberströmt an. "Angel, ich hab dich bestimmt nicht testen wollen oder so!" In seiner Stimme schwingt fast etwas Panik mit.
"Er hat Angst vor ihm!" meint Gloria geradezu fasziniert und sieht dann Angel herausfordernd an, der ja irgendwie wohl ganz schön gefährlich sein muss. "Was hat es eigentlich mit diesem gewissen Ruf auf sich, den du hast, na? Bist du eigentlich Rausschmeisser, Polizist, Soldat oder hast sonstwie mit Waffen zu tun oder sowas ähnliches?"
"Ich bin Privatdetektiv!" erklärt Angel und hofft, dass Gloria nun endlich Ruhe gibt, damit er sich ungestört Lindsey zuwenden kann. "Schätzchen, ich weiss doch, dass du nichts dafür kannst. Du kannst nichts dafür, dass dir das passiert ist... und du kannst auch bestimmt nichts für deine Albträume!" Er beginnt ihm die Tränen wegzuküssen. "Ich liebe dich, Lindsey. Selbst wenn du die nächsten Hundert Jahre mitten in der Nacht mit Albträumen aufwachen solltest... das ändert daran nichts."
"Oh Angel, ich liebe dich..." haucht Lindsey und gibt ihm einen Kuss auf den Mund - und es ist ihm verdammt egal, dass die ganze Gruppe dabei zusieht.
Alice nimmt sich ein Taschentuch... denn im Kino muss sie bei irgendwelchen Liebesschnulzen auch immer weinen - und so eine rührende Szene hier mal live zu erleben, oder zumindest zuzusehen, ist wirklich was besonderes.
"He, Schätzchen, wir sind hier nicht alleine!" wispert Angel schliesslich leise, als Lindsey den Kuss unterbricht, um nach Luft zu schnappen.
"Äh... die Sitzung ist beendet. Ihr könnt nach Hause gehen!" erklärt Bob lächelnd.

"Lindsey, Schätzchen..." meint Angel, als sie zuhause in ihrem Zimmer angekommen sind und er merkt, dass sein Gefährte wieder ziemlich nervös geworden ist. "Ich möchte, dass du weisst... na ja... wir müssen gar nichts. Entspann dich einfach! Okay?" Er haucht ihm einen Kuss auf den Mund und bemerkt in seinem Gesicht sowas wie Erleichterung. "Soll ich dir den Rücken schrubben?"
Lindsey nickt und verschwindet dann schon mal lächelnd in der Dusche.

"Mmmmh..." schnurrt Lindsey und geniesst endlich mal wieder in vollen Zügen eine schöne Ganzkörpermassage, ohne dass er bei jeder Berührung von irgendwelchen schrecklichen Erinnerungen heimgesucht wird; und er hat auch aufgehört, sich ständig zu verkrampfen, wenn ihm Angel dabei an den Hintern fasst... und schliesslich weiss er, wie gerne Angel ihm an den Hintern fasst.
"Das gefällt dir wohl..." murmelt Angel und knetet sanft an Lindsey's Muskeln herum, die Wirbelsäule rauf und runter, was er schon viel zu lange nicht mehr getan hat; doch die letzten drei Monate hat sein Freund ja immer abgewehrt, selbst wenn er ihm nur eine harmlose Fussmassage angeboten hat... deshalb wertet Angel es jetzt mal als gutes Zeichen. Und er massiert sehr gerne an ihm rum - nicht nur, weil sowas ein schönes Vorspiel ist. "Du hast so schöne, zarte, seidenweiche Haut." Er streichelt mit den Fingerspitzen nun von den Füssen bis zum Genick hoch und muss über Lindsey's wohliges Seufzen lächeln.
Irgendwann legt sich Lindsey sogar freiwillig auf den Rücken und muss schwer schlucken, wenn er dem nackten Vampir zusieht, wie er ihn sanft massiert, und die wohligen Berührungen spürt, die trotz Angel's kühlen Händen wie Feuer brennen und ein Verlangen entfachen, von dem er schon geglaubt hat, er würde es nie wieder fühlen können. Obwohl sein Liebster sich alle Mühe gibt, ihn nur ganz 'normal' zu massieren, fühlt es sich verdammt erotisch an, wie er bald feststellen muss. Er fühlt, wie ihm doch tatsächlich eine Erektion wächst und muss schneller atmen.
Angel sieht ihn erfreut, doch auch etwas unsicher an und fragt dann einfach: "Tantra?" Und da Lindsey nickt und bereitwillig seine Beine etwas mehr spreizt, beginnt er langsam mit seinen Fingern Richtung Genitalien zu wandern, den Bereich, den er bislang bei seiner Massage ausgespart hat; wobei er Lindsey scharf beobachtet und auf das kleinste Zeichen von Unwohlsein achtet, doch jetzt scheint er wirklich ganz entspannt zu sein. Sehr gut. Der Vampir kennt sich auch mit Tantra-Massagen aus und dieses Wissen bringt er jetzt an den Mann, wobei er grosszügig noch etwas von dem Massageöl nimmt. Und Lindsey scheint es wirklich zu gefallen - wobei er ihm die ganze Zeit über sehr aufmerksam zusieht, obwohl er schon bald vor Lust die Augen verdrehen muss.
"Angel..." seufzt Lindsey und krallt seine Hände in die Laken, während er seinen Gefährten betrachtet, der ihn mit einem Lächeln auf den Lippen zärtlich massiert und streichelt. Sanft und ruhig... doch das fühlt sich so verdammt gut an, dass er bestimmt gleich kommt. Er bemerkt, wie Angel nun nicht nur seine Hände, sondern auch seinen talentierten Mund einsetzt und die Lippen um seine Eichel schliesst... und dann diese Zungenschläge... "Oh mein Gott!" keucht er und spürt, wie ihn gleich darauf die Orgasmus-Welle überrollt. Jawohl, nach drei Monaten endlich mal wieder ein richtiger Orgasmus, nicht bloss ein Samenerguss.
Angel hat alles geschluckt und leckt ihn noch sauber, bevor er sich nun neben Lindsey legt, der sich glücklich an ihn kuschelt und ihn in einen tiefen Kuss zieht, um sich selber noch zu schmecken. Er fährt dem Menschen durch die Haare und zieht ihn dann in ihre typische Einschlafhaltung in Löffelchenstellung, denn Lindsey sieht jetzt so richtig schön müde aus.
"Was ist mit dir?" murmelt Lindsey, dem nicht entgangen ist, dass Angel das ganze auch recht anregend gefunden hat, denn er kann die Erektion des Vampirs an seiner Rückseite spüren, ein vertrautes Gefühl.
"Mir geht's gut, Schätzchen. Schlaf jetzt lieber..." flüstert Angel ihm ins Ohr und lächelt.


"Na wen haben wir denn hier!" meint Gloria grinsend, als Angel und Lindsey händchenhaltend ankommen. "Ihr seht so aus, als würdet ihr die Therapie bald nicht mehr brauchen..."
"Oh, da seid ihr ja!" meint auch Bob und scheint erleichtert, sie zu sehen. "Ich war mir nicht sicher, ob ihr nochmal kommen würdet... Angel, komm ruhig auch mit rein!"
Also setzen sich die beiden schliesslich in die Ecke.
Und die anderen scheinen es ja irgendwie kaum abwarten zu können, ihnen Fragen zu stellen.
Lindsey's Albträume haben sich gelegt - letzte Woche hatte er nur noch zwei davon.
Und im Bett läuft auch wieder was...
"Na das sind doch mal positive Neuigkeiten!" meint Alice und freut sich wirklich für die beiden.

"Nichts gegen Bob und die ganze Bande... aber ich will da nicht wieder hin, diese Gloria ist mir zu unheimlich." Lindsey hat seinen Arm und Angel's Hüfte geschlungen, als sie nach der Sitzung wieder zum Wagen spazieren.
"Wenn du nicht willst, musst du nicht... Und diese Gloria könnte mit ihrer Art noch Dämonen in die Flucht schlagen. Vielleicht sollten wir sie engagieren?" Angel grinst und meint es natürlich nicht ernst. "Gehen wir noch ins Caritas?"
"Ach... Du willst wohl, dass ich was singe. Damit Lorne in meiner Seele lesen kann, ob's mir auch wirklich wieder gut geht, was?"
"Tja, dir kann man auch nichts vormachen, bist eben ein schlaues Köpfchen!" Angel gibt ihm lachend einen Schmatz auf die Wange. "Es wird Zeit, dass du mal wieder singst, er vermisst dich sicher schon... und bestimmt ist niemand unglücklich, wenn das Niveau der Darbietungen mal wieder etwas angehoben wird..."
"Angel, hör auf zu sülzen, ich bin ja schon einverstanden!" versichert Lindsey lächelnd und gibt ihm einen Kuss. Oh ja, irgendwie hat er sogar grosse Lust dazu. Nicht umsonst hat er in der letzten Woche wieder mit dem Gitarrespielen angefangen, wenn Angel auf Patrouille war. Es wird Zeit, dass er mal wieder singt!

 


OUTING

June McDonald ist schon seit zwei Tagen ziemlich aufgeregt. Seit ihr Bruder sie endlich mal wieder angerufen hat. Als sie vor ein paar Wochen mal anrief, zeigte er sich nicht mal am Bildschirm und erklärte einfach, er wäre krank, was ihr schon sehr verdächtig vorkam. Auch diesmal war er am Bildtelefon kaum zu sehen, weil alles so verdammt dunkel war. Aber immerhin hat er ein Treffen vorgeschlagen. In Los Angeles. Sogar im Hyperion.
Seit er sich vor gut 13 Jahren endlich mal wieder persönlich bei ihr gemeldet hatte, nervte sie ihn mehr als einmal damit, dass sie ihn doch so schrecklich gerne mal besuchen käme, weil sie natürlich neugierig war, wie er so lebte... und mit wem. Doch Lindsey bestand kategorisch immer darauf, dass er sie besuchte oder sie sich an einem neutralen Ort trafen.
Hmmm...
Wer zum Teufel ist eigentlich dieser Angel? Und warum gibt es keine Fotos von ihm? Lindsey hat ihr Familienfotos gezeigt, doch dieser Angel muss wohl sehr kamerascheu sein, wenn er sich nirgends verewigen lässt... was natürlich ein gefundenes Fressen für die Phantasie einer Reporterin ist. Vielleicht ist er ja Undercoveragent, Drogendealer, ein bezahlter Killer der Mafia oder aus sonstigen Gründen vielleicht auf den Fahndungsfotos von "America's Most Wanted" - was natürlich recht plausibel erklären würde, weshalb er nicht will, dass man ihn auf irgendwelchen anderen Fotos womöglich wiedererkennen könnte. Bislang hat sie nur Kinderzeichnungen von diesem mysteriösen 'Engel' gesehen, doch wenn Charisma es richtig gezeichnet hat, muss der Typ wohl etwas grösser als ihr Bruder sein, dunkles Haar haben und mit Vorliebe einen langen schwarzen Mantel tragen.
Tja...
... und jetzt steht sie mit ihrer Reisetasche in der Hand vor dem berühmt-berüchtigten Hyperion und fragt sich, was ihr Bruder wohl damit gemeint hat, dass er ihr einiges zu erzählen hätte. Will sie es *wirklich* so genau wissen? Wenn sie wirklich so neugierig wäre, hätte sie ja eigentlich schon längst irgendwelche Nachforschungen anstellen können, als wenn es um eine heisse Story ginge. Doch das hat sie nicht getan... weil sie nicht wollte, dass Lindsey dabei auch noch in die Schlagzeilen geriet. Und er scheint ja mit diesem Angel sehr glücklich zu sein, egal was sie davon halten mag.

"Ist sie das?" fragt Charlotte und starrt mit Charisma zum Fenster raus. "Deine Tante June?" Hoffentlich wird die nicht auch noch von irgendwelchen Vampiren gebissen so wie damals Gunn's Schwester und vor noch nicht allzu langer Zeit die arme Rosie. Eine Tante, die noch am Leben ist, wäre schon was feines...
"Das muss sie wohl sein!" meint Charisma. Ihr gefallen June's blonde Haare und sie fragt sich, ob die wohl echt oder gefärbt sind. "Vielleicht sollte ich sie einfach reinlassen, sonst traut sie sich vielleicht nicht!"
"Und wenn sie vielleicht schon ein Vampir ist?" meint Charlotte vorsichtig. "Wenn du sie reinbittest, haben wir sie buchstäblich am Hals!" Die Sonne ist bereits untergegangen, es wäre also durchaus möglich, dass da ein Vampir vor dem Haus steht. Gerade als Charlotte noch überlegt, Angel, Lindsey oder wenigstens Carol und Carmen zu holen...
... geht Charisma schon an die Tür und öffnet.
"Hi!" meint June und unwillkürlich geht ein Strahlen über ihr Gesicht, weil die Kleine ja wirklich zu niedlich ist. "Du musst Charisma sein!" Die Kleine nickt. "Ich bin June. June McDonald." Da die Kleine weiter nichts sagt, geht sie einfach mal rein und schliesst die Tür hinter sich.
Charisma wechselt einen verschwörerischen und auch ziemlich erleichterten Blick mit Charlotte: Aha, June ist ohne Einladung ins Haus reingekommen, ohne zurückzuprallen, also kann sie wohl kein Vampir sein.
"Ich freue mich ja so, dass Lindsey mich endlich mal hierher eingeladen hat!" erklärt June und stellt ihre Reisetasche ab.
Nun sind die Blicke von Charisma und Charlotte eher wieder panisch: Verdammt, Lindsey hat sie ja schon längst eingeladen gehabt, sowas gilt ja auch!
"Oh, du musst Charlotte sein!" meint June lächelnd und ist etwas irritiert, als das Mädchen ein paar Schritte zurückweicht. Okay, es war ziemlich heiss auf der Fahrt und sie hat geschwitzt wie ein Schwein, weil die Klimaanlage ihres Wagens den Geist aufgegeben hat, aber ist es denn sooo schlimm?!
"Hi, June!" erklärt dafür Charisma und ergreift todesmutig ihre Hand. "Oh, du bist ja ganz warm! Und du hast Puls!" verkündet sie dann strahlend...
... was Charlotte doch ungemein beruhigend findet, die nun ungeniert wieder ein paar Schritte näher kommt.
June zieht ihre Augenbrauen hoch, doch dann denkt sie sich, dass die liebe Kleine wohl nur gerne Doktor spielt, wenn sie allen Leuten den Puls misst.
Da kommt Lindsey die Treppe runtergelaufen. Barfuss. In Jeans und mit weissem T-Shirt. Mit verstrubbeltem noch feuchten Haar. Gott sieht er jung aus...
"June!" ruft er erfreut. "Warum bist du schon so früh da?!" Er umarmt sie und gibt ihr ein Begrüssungsküsschen. "Wie ich sehe, hast du Charisma und Charlotte schon kennengelernt..." Als er bemerkt, wie seine Schwester ihn etwas entgeistert anstarrt, wird ihm wieder bewusst, warum eigentlich geplant war, die Begegnung bei schummrigen Dämmerlicht stattfinden zu lassen. Er wollte ihr zuerst alles erklären, bevor sie ihn zu genau ansieht und dann womöglich einen Schreck bekommt. Doch jetzt stehen sie genau im Licht einer Stehlampe im Flur.
"Hast du dich liften lassen oder sowas in der Art?" fragt sie ihn mit gerunzelter Stirn. Hat er deshalb behauptet, er wäre krank, weil er sich da noch von der Operation erholen musste oder von den Collagen-Spritzen noch entstellt war?
"Äh... ich werde dir alles erklären!" versichert Lindsey etwas verlegen. "Versprochen! Komm, ich zeig dir erst mal dein Zimmer."
"Willst du mich nicht erst deinen Freunden vorstellen?" fragt sie mit hochgezogener Augenbraue und fast kommt es ihr so vor, als würde sich ihr Bruder für sie schämen.
"Cordelia, Wesley und Gunn sind noch unterwegs. Und die anderen Kinder..." Er wendet sich kurz an Charisma und Charlotte: "Wo sind die eigentlich?" - "Trainieren!" - "Ah ja... bei denen können wir ja schnell reinschauen, Schwesterherz!"
"Und wo ist Angel?" fragt June, der es nun erst recht verdächtig vorkommt, dass ihr Bruder offenbar immer noch so ein Geheimnis drum macht. Denkt er etwa, sie würde seinen Freund an die Polizei verraten oder die Story im Fernsehen breitwalzen?
"Angel ist noch in der Badewanne!" flüstert Lindsey in verschwörerischem Ton.

June hat sich frisch gemacht und umgezogen - und als Lindsey sie dann zum Abendessen abholt, trifft sie in der Stube nicht nur einen gewissen Joe, der hier im Hyperion wohl als Hausmeister und so eine Art Butler fungiert, sondern endlich auch Cordelia, Wesley und Gunn, die ja sehr nett zu sein scheinen. Allerdings kommen die Gespräche irgendwie über Smalltalk nicht viel heraus... weil sie wohl noch nicht in alles eingeweiht ist, wie sie vermutet.
Und endlich kommt auch Angel herunter.
June kann durchaus verstehen, warum sich ihr Bruder in den Kerl verliebt hat, der ist ja wirklich heiss und allerliebst... und sieht auch noch ziemlich jung aus, wenn man bedenkt, dass die beiden ja jetzt schon 13 Jahre zusammen sind. Vielleicht ist er ja ein verrückter Wissenschaftler, der das Geheimnis Ewiger Jugend erforscht und an Lindsey jetzt irgendein Wundermittel ausprobiert hat?
Ihr fällt beim Abendessen auf, dass der gute Angel nur sehr wenig isst... und das scheint wohl bei ihm normal zu sein, denn es kommt erst gar niemand auf die Idee, ihm Salat oder Gemüse zu reichen - er begnügt sich mit einem Stück Steak, das bei ihm allerdings so blutig ist, dass es noch fast roh zu sein scheint... Na ja, solange ihr eigenes Fleisch gut durchgebraten oder wenigstens *medium* ist, geht's ja noch.
Nach dem Essen scheinen es Cordy, Wes und Gunn plötzlich sehr eilig zu haben, den Tisch abzuräumen und sich dann zu verkrümeln mitsamt den Kindern... wobei Charisma deutlich anzusehen ist, dass sie lieber hier bleiben und zuhören würde; doch nach einem Blick ihrer Mutter tappst auch sie davon.
"Also..." fängt June dann an, als sie nur noch zu dritt sind, und sieht von Lindsey zu Angel. "Du wolltest mir doch einiges erklären, Lindsey?"
Und Lindsey fängt an zu erzählen... Von Wolfram & Hart und was dort *wirklich* so abgegangen war. Wie er eines Tages Angel über den Weg lief und sie sich näher kennen lernten. Dass die mysteriöse Glücksfee ihm damals wohl diese Halskette geschenkt haben muss, auch wenn er sich nicht mehr daran erinnert, wie das eigentlich passiert ist...
June's Augenbrauen sind immer höher geklettert, während sich ihre Stirn immer mehr in Falten legt. Okay, sie hat sich ja so einiges ausgemalt, aber was ihr Bruder ihr da alles auftischt, das ist wirklich zu starker Tobak. "Du willst mich wohl verarschen, Lindsey! Dein Freund ist ein Vampir?!" Kaum eine Sekunde später hat Angel ihre Hand ergriffen. Oh Gott, er fühlt sich richtig kühl an... Er hat keinen Puls. Und sie erschrickt fast zu Tode, als er sein Gesicht kurz zu einer Dämonischen Fratze verwandelt.
"Wie schon gesagt, Angel ist also ein Vampir. Darum ist er auch nie auf Fotos zu sehen..." erklärt Lindsey seelenruhig weiter - während seine Schwester mit schreckgeweiteten Augen immer noch Angel anstarrt, der nun wieder Menschliche Gesichtszüge trägt. - Er berichtet schliesslich auch über seinen Unfall vor ein paar Monaten und wie da offenbar plötzlich die Magie der Halskette aktiviert wurde und ihn geheilt hat... und dass sie ja gleich am Tag darauf nach England geflogen sind. Er berichtet auch über seine Entführung und Folterung durch White, ohne dabei jedoch ins Detail zu gehen... und erklärt ihr, dass er sich *deswegen* vor ein paar Wochen noch so verdammt mies und krank gefühlt hat. Doch jetzt ist er darüber so ziemlich hinweg und ihm geht's wieder gut. Wobei er sich jetzt allerdings langsam Gedanken machen muss, wie seine Zukunft aussieht, denn mit seinem plötzlich wieder so jungen Gesicht, kann er sich wohl kaum noch einfach so vor Gericht blicken lassen, weshalb er irgendwelche Juristischen Ratschläge zukünftig wohl nur noch sehr diskret anbieten wird, wenn überhaupt. Eigentlich will er jetzt dann mehr bei Angel Investigations mitmachen und zusammen mit seinem Gefährten auf Dämonenjagd gehen... "So, jetzt weisst du alles!" meint er zum Schluss. "Und ich muss dich bitten, niemanden ein Sterbenswörtchen davon zu verraten."
"Bist du verrückt? Das würde mir doch sowieso kein Mensch glauben! Man würde mich in eine Zwangsjacke stecken, ins nächstbeste ausgepolsterte Zimmer werfen und dann den Schlüssel wegwerfen!" Sie starrt ihn eindringlich an, doch er scheint wirklich alles todernst zu meinen. Es ist alles wahr. Oh Gott, warum hat dieser Angel nicht einfach ein Mafiaboss sein können, mit sowas wäre sie besser zurecht gekommen! Andererseits... Ihr Bruder ist plötzlich unsterblich und sein Freund ist ein Vampir - das ist schon ziemlich cool und abgefahren. "Oh Gott, noch ein paar Jahre, dann wird man dich eher für meinen Sohn als meinen Bruder halten..."
"Egal..." meint Lindsey und schliesst sie in die Arme. "Du wirst immer meine kleine Schwester bleiben!" Er gibt ihr einen Schmatz auf die Wange. "Wollen wir noch ins Caritas? Ein Bisschen feiern? Du siehst so aus, als könntest du ein paar Drinks vertragen!"
"Das ist doch diese Bar, wo du manchmal singst?"
"Genau, Schwesterherz! Äh... ich hab dir doch schon mal erzählt, was Lorne für ein netter Kerl ist... vielleicht sollte ich dir noch sagen, dass er ein Dämon ist."


 


SI VIS PACEM - PARA BELLUM

Es ist mal wieder Kampftraining angesagt... und da Lindsey zwar jetzt gewissermassen unsterblich ist, jedoch damit nicht etwa automatisch über irgendwelche übermenschlichen Kräfte verfügt, trainiert er doch meist lieber mit Wes und Gunn, denn da besteht immerhin eine Chance, während er gegen einen Vampir wohl eher alt aussieht - zumindest gegen einen Meistervampir wie Angel, wenn der mal so richtig loslegen würde. Und mit Angel trainiert der Gute ja schon oft genug, wenn auch oft ganz andere Sachen...
Cordelia muss grinsen, wenn sie daran denkt, wie Wes nach einem Kampf ständig irgendwo blaue Flecken oder sonstwas hat, so dass sie ihn öfters verarzten muss - während sich Lindsey um sowas ja anscheinend keine Sorgen mehr machen muss... weshalb sich der Gute ja jetzt auch vermehrt an der Dämonenjagd beteiligen und weniger mit irgendwelchem Anwaltskram hinter dem Schreibtisch sitzen möchte. Allerdings muss er da wohl schon noch ein Bisschen üben...
... denn sogar die Zwillinge können ihn mit vereinten Kräften auf die Matte legen. Allerdings können die Zwillinge mit vereinten Kräften fast jeden auf die Matte legen, sie würden wirklich mal hervorragende Jägerinnen abgeben. Auch wenn ausgerechnet Wes als ehemaliger Wächter davon nicht sonderlich begeistert scheint, dass Carolyn und Carmen irgendwann ebenfalls ins 'Geschäft' einsteigen wollen, zumindest was wilde Jagden und dergleichen angeht. Aber gegen Recherchen und das Lernen von allen möglichen Sprachen hat er natürlich nichts einzuwenden, da ist er ja selber Meister darin... wenigstens dafür hat seine Ausbildung beim Rat damals was getaugt. Na ja, aber der Rat der Wächter ist ja schliesslich auch nicht mehr, was er mal war... denn man hat dort sogar eingesehen, dass es wohl von Vorteil wäre, mit Anya's Netzwerk endlich zusammenzuspannen. Kann sein, dass man wegen der Sache mit White immer noch so in Panik war und deshalb gewissermassen äusserst grosszügige 'Friedensangebote' machte.
"Was treibt ihr denn da?" ruft Cordelia nun mit hochgezogener Augenbraue, denn Wes und Lindsey haben sich mit irgendeinem exotischen Ringergriff so ineinander verschachtelt, dass sie ein totales Knäuel bilden, wie ein zweiköpfiges Monster auf vier Beinen.
"Sieht nach einer Patt-Situation aus!" erklärt Gunn grinsend, der sich neben Cordelia an die Wand gelehnt hat und auf dem Boden seine Beine ausstreckt. Das linke Knie ist bandagiert, weil er sich bei der Dämonenjagd vorgestern was gezerrt hat. Es bekommt einem Menschen eben meist nicht so gut, von hohen Mauern zu springen, solche akrobatischen Einlagen sollte er wohl in Zukunft lieber lassen.
Von den beiden Kontrahenten in der Mitte des Trainingsraumes kommt nur unverständliches Gebrummel. Jeder versucht den anderen zu Boden zu werfen, doch zusammen haben sie dabei so einen stabilen Stand, dass man sie glatt als Brückenpfeiler verwenden könnte.
"Unentschieden!" entscheidet Cordy, weil sie langsam Hunger hat und nicht ewig warten will, bis sich die beiden einig geworden sind, wer nun gewonnen hat.
Einen Moment lang kommt ihr der Gedanke, dass Lindsey die anderen beiden eines Tages bestimmt besiegen wird, weil Wes und Gunn ja immer älter werden, während dieser verdammte Anwalt mit seinem charmanten Lächeln einfach jung und stark bleiben wird - von der Kampferfahrung, die er im Laufe der Jahre mitbekommt, ganz zu schweigen. Der Typ kann irgendwann mit Angel auf ihren Gräbern tanzen, wenn ihm niemand den Kopf abschlägt. Irgendwann wird er am Grab seiner Tochter stehen und dabei vermutlich wie sein eigener Urenkel aussehen... Nein, Cordy will nicht mit ihm tauschen. Ihre Gene werden in ihren Kindern weiterleben und deren Kindern und Kindeskindern, sollten sie welche haben - und sie selbst in der Erinnerung der Menschen, die sie gekannt haben, auch in der Erinnerung von Unsterblichen wie Anya, Angel, Spike oder eben Lindsey. Vielleicht würde man eines Tages Geschichten über sie erzählen, wie es einst war bei Angel Investigations... und wenn an der Reinkarnation doch was dran ist, wird sie eines Tages vielleicht als ihre eigene Nachfahrin wiedergeboren, wer weiss...
"Was treibt ihr denn da?" erkundigt sich Angel, sobald er in den Trainingsraum kommt und Wes und Lindsey immer noch wie die Salzsäulen herumstehen und sich gegenseitig in ihren Ringergriffen halten. "Hört doch auf mit den Kindereien!"
"Schrecklich gerne..." ächzt Wesley und klingt äusserst unglücklich und dabei peinlich berührt. "Aber ich glaub fast, ich hab mir irgendwas am Rücken verrenkt..."
Cordelia springt natürlich sofort auf und trennt die beiden dann vorsichtig mit Angel's Hilfe - worauf Lindsey seinen Rücken wieder gerade streckt und betroffen zusieht, wie Wesley mit schmerzverzerrtem Gesicht in gebückter Haltung stehen bleibt. Scheint ja ein klassischer Fall von Hexenschuss zu sein...
O oh.
"Verdammt, ich werde langsam alt..." stöhnt Wesley, nachdem er sich mit Hilfe der anderen schliesslich auf sein Bett hat sinken lassen. "Oder zumindest meine Bandscheiben!" Er hat sich schon oft genug verletzt oder besser gesagt wurde er verwundet; doch dass er es jetzt einfach so im Rücken hat, ist ihm wirklich geradezu peinlich.
Zumal Cordelia natürlich schnurstracks Willow in Sunnydale angerufen hat, die sofort zugesagt hat, noch heute vorbeizukommen; und da Alex offenbar auch mitkommen will, werden sich die Kinder sicher freuen, mal wieder mit ihrer 'Cousine' rumzutoben... so hat die Sache immerhin noch was Positives... okay, und wenn er ehrlich ist, vertraut er sich doch lieber Willow an als irgendeinem wildfremden Doktor.


Während Willow noch mit Cordelia und Gunn bei Wesley ist, tobt ihre Tochter natürlich mit den Kindern im Hyperion rum.
Deshalb sind Angel und Lindsey etwas überrascht, als Connor sich zu ihnen ins Büro setzt und etwas zu schmollen scheint, wo er doch sonst immer furchtbar gerne mit Alex rumtollt.
"Was ist denn los? Freust du dich nicht über Alex' Besuch?" erkundigt sich Lindsey.
"Doch, schon... aber... die quatschen gerade nur über Weiberkram!" beklagt sich Connor.
"Weiberkram?!" Angel wechselt einen Blick mit Lindsey...
... und verschwindet dann unauffällig, um die Mädchen zu belauschen, denn er ist wirklich zu neugierig, was Connor unter 'Weiberkram' versteht.
Tja... Alex überlegt sich, ob sie sich ihre braunen Haare vielleicht mal rot tönen soll, doch irgendwie passt das dann wohl irgendwie seltsam zu ihren grossen dunklen Augen... Und dann grübeln sie noch darüber nach warum die kleine Charisma eigentlich mit blonden Locken auf die Welt gekommen ist, die allerdings mit den Jahren immer dunkler werden; und sie fragen sich, ob Cordelia's jüngster Spross irgendwann wohl genau so dunkelhaarig ist wie die Mama... oder wenigstens bis zu so einem 'strassenköterbraun' abgedunkelt wie Lindsey. Worauf Charisma meint, dass sie ihre Haare ja immer noch färben könnte, so wie Tante June, wenn's ihr nicht mehr gefällt... hmmm, violett würde ihr eigentlich auch ganz gut gefallen...
Na wenn sowas der ganze 'Weiberkram' ist, kann man ja noch beruhigt sein, meint Angel...
... und kehrt wieder ins Büro zurück, wo er Lindsey dann eindringlich mustert. Strassenköterbraun?!
"Was ist denn?" meint Lindsey irritiert und fragt sich besorgt, ob er vielleicht irgendwo 'nen Popel im Gesicht hängen hat oder sowas in der Art, weil Angel ihn so seltsam anstarrt.
"Nichts. Alles in Ordnung!" versichert Angel lächelnd.

Später ist Wesley schon wieder so schmerzfrei, dass er zum Abendessen mit am Tisch sitzen kann, was besonders Lindsey ungemein erleichtert, der sich wegen der Rangelei schon schwere Vorwürfe gemacht hat.
Danach spielen sie noch diverse Ratespiele, wobei die Erwachsenen im Vergleich zu den Kindern ziemlich alt aussehen - buchstäblich und im übertragenen Sinne.
Als Alex und die Zwillinge zusammen mit Angel, Wesley und Willow dann auch noch in irgendwelchen toten Sprachen zu fachsimpeln anfangen, verdreht Cordelia nicht als einzige kurz die Augen.
Bei dem lateinischen Sprichwort "si vis pacem - para bellum" wird Lindsey wieder wach, der schon fast weggedöst ist (denn das berühmte "errare humanum est" - Irren ist menschlich! - kennt er natürlich schon im Schlaf, auch wenn Alex nie müde wird, allen Leuten grinsend zu erklären, dass die Abkürzung dafür einfach "EHE" ist, hihihi!)... und er gibt sogar die richtige Antwort: "Wenn du Frieden willst, dann bereite dich auf den Krieg vor!"
"Das ist doch unlogisch!" erklärt Charisma, die 'unlogisch' zu ihrem derzeitigen Lieblingswort erkoren hat. "Wie soll es Frieden geben, wenn alle für den Krieg rüsten?!"
"Na ja... einerseits hast du schon recht... aber andererseits... wir leben nun mal in einer gefährlichen Welt, ob's uns nun gefällt oder nicht!" erklärt Angel mit sanfter Stimme. "Deshalb ist es besser, für den Notfall gerüstet zu sein... denn nicht alle Leute sind so nett wie wir. Aus diesem Grund habt ihr beispielsweise auch besser einen Pflock dabei, wenn ihr es mit Vampiren zu tun habt..." Dass ausgerechnet *er* das sagt... "Aus diesem Grund gibt es ja auch Anya's Netzwerk. Weil wir Frieden wollen... aber irgendwelche Scherzkekse ja ständig den Weltuntergang heraufbeschwören wollen... und gegen sowas sollten wir nun mal bestmöglich gewappnet sein. So dass es sich irgendwelche Halunken zweimal überlegen, uns anzugreifen, wenn sie wissen, dass sie dann fürchterlich eins auf die Nase bekommen!"

Als Angel und Lindsey schliesslich in ihr Zimmer gehen, sind sie irgendwie immer noch in Spiellaune... allerdings eine andere Art von Spiel.
"Ojeeemineee!" seufzt der Mensch übertrieben theatralisch. "Jetzt hab ich's doch tatsächlich mit einem Vampir zu tun... und hab meinen Pflock vergessen!"
Angel schleicht um ihn rum wie ein Raubtier. "Tsss tsss tsss, na sowas... das ist aber überaus leichtsinnig von dir!" haucht er ihm von hinten ins linke Ohr und leckt kurz über den Hals, worauf er zusehen kann, wie sich Lindsey's Nackenhaare vor Erregung sträuben und ihn ein Schauer durchläuft. Er fasst von hinten um ihn rum und beginnt vorne Lindsey das bequeme Seidenhemd aufzuknöpfen - während der sich nun wie ein willenloses Opfer gegen ihn lehnt, als wäre er Dracula's hypnotischen Verführungskünsten verfallen.
Lindsey fängt fast an zu schnurren, als Angel ihm nun von hinten über seine Vorderseite streichelt, und er kann fühlen, wie sich seine Nippel unter der liebkosenden Berührung versteifen, während er den Kuss des Vampirs an seiner Halsschlagader spüren kann... und da versteift sich noch viel mehr, denn plötzlich wird es eng in seinen Jeans. Sehr eng. Als er Angel's Zähne spürt, die sanft ein Bisschen knabbern, entweicht ihm ein wohliges Seufzen. Er greift mit seinen Händen nach hinten, um an Angel's Pobacken zu fassen, worauf der sich noch etwas mehr gegen ihn presst, was deutlich macht, dass der Vampir wohl auch schon total erregt ist.
Angel lässt eine Hand nun weiter nach unten wandern und legt sie auf die Beule in Lindsey's Hose. "Na was haben wir denn da... etwa doch ein Pflock?"
"Hmmm... da musst du wohl nachsehen müssen!" murmelt Lindsey verführerisch, worauf seine Jeans aufgeknöpft werden und der Reissverschluss mit quälender Langsamkeit nach unten gezogen wird. Als er endlich die kühle Hand seines Lovers auf seinem Glied fühlt, stöhnt er auf - und ist nun wirklich den Verführungskünsten eines Vampirs verfallen. "Nimm mich!" flüstert er mit vor Erregung heiserer Stimme und presst sich auffordernd gegen ihn.
Angel beisst kurz ein Bisschen fester zu - zum Zeichen, dass er verstanden hat und den Wunsch gerne erfüllt - dann bringt er kurz etwas Abstand zwischen sie, damit er ihm das Hemd von den Schultern streifen und die Hosen runterziehen kann, aus denen Lindsey barfüssig steigt. Irgendwie bringt Angel es fertig, sich selbst auszuziehen, während er Lindsey in Richtung Bett bugsiert und mit Schwung reinschubst, bevor er selber auf die grosse Matratze hüpft, in ihre höchstpersönliche kleine Spielwiese... wo der Mensch sich nun schon auf allen vieren hingekniet hat. Na schön, wenn er es *so* haben will...
Sobald Angel schnell in den Topf mit dem Massageöl gelangt hat, erklärt Lindsey ebenso schnell, dass er ruhig sofort loslegen solle, also schmiert Angel nur Lindsey's Hintereingang, den dieser ihm einladend entgegenstreckt, und setzt gleich seinen Penis an... worauf sich die beiden Männer schliesslich wie von selbst mit einem lustvollen synchronen Stöhnen aufeinander zu bewegen, so dass Angel in einem Rutsch voll drin ist.
Im Schlafzimmer hängen erstaunlich viele Spiegel... insbesondere weil Angel es bevorzugt, Lindsey *dabei* ins Gesicht zu sehen - er will immer wissen, wie viel Spass es seinem Lover macht - und das kommt ihm nun *a tergo* natürlich sehr gelegen, so dass er sehen kann, wie Lindsey's Lippen schon nach wenigen Sekunden ein stummes 'Okay!' formen.
Oh ja, anfangs war Lindsey ziemlich verwirrt über die Spiegel, als sie sich dieses Zimmer eingerichtet hatten. Er schien irgendwie plötzlich Hemmungen zu haben, sich so gespiegelt wie auf einem Präsentierteller zu sehen, worauf Angel ihm jedoch versicherte, dass es ihn einfach geil macht, ihn anzusehen... und zudem würde er in jeder Lebenslage einen hinreissenden Anblick abgeben. Auch wenn es vielleicht etwas seltsam aussieht, Lindsey beispielsweise so wie jetzt auf allen vieren im Bett zu sehen, wie er sich bewegt und dabei keucht und stöhnt wie ein Schmusekater auf Extasy, ohne dass sich der Grund für diese Geilheit ebenfalls spiegeln würde...
Lindsey drückt seine Stirn auf ein Kissen, während Angel seine hochgereckten Hüften festhält und kraftvoll in ihn stösst. "Ja, ja, ja!" keucht er dabei immer wieder, bis er kurz vor dem Kommen ist - doch sein Lover scheint einen Sechsten Sinn für sowas zu haben... denn er macht einfach ne Pause. "Oh Gott!" jammert Lindsey und schimpft den Vampir in Gedanken ein sadistisches Biest, während er ihn gleichzeitig dafür liebt, dass er ihn immer so in den süssen Wahnsinn treiben kann.
Angel bringt ihn dazu, seinen Oberkörper aufzurichten und sich so zu drehen, dass er sich nun in kniender Stellung am praktischerweise ziemlich hohen Bettgestell festhalten kann, während Angel so dicht an seinem Rücken klebt wie eine zweite Haut... und Lindsey nun wieder am Hals rumknabbert, während er ihn umarmt und ihn im Spiegel betrachten kann: sichtlich erhitzt, mit vor Erregung geröteter Haut, schon ein paar glänzende Vortropfen auf seinem steil aufgerichteten Penis, die Augen geschlossen, der Mund halbgeöffnet... wunderschön! Eine leckere Sahneschnitte... Er kann seine Geilheit riechen und fühlt irgendwie sogar sein blindes Vertrauen. Er lässt seine linke Hand an ihm herumwandern, auch über sein Gesicht, worauf Lindsey spielerisch nach seinen Fingern schnappt und an ihnen herumlutscht. "Du bist so heiss!" wispert er ihm ins Ohr und leckt ihm dafür über den zarten Hals. "Schön..." Wieder ein Lecken und ein Kuss. "Intelligent..." Ein spielerischer Biss, während er nun seine linke Hand auf Lindsey Bauch legt; und das erregte Stöhnen des Menschen macht ihn unglaublich an. Noch ein paar solche Komplimente und nicht nur Lindsey könnte vermutlich einfach so kommen... "Und sooo süss!" Er schliesst seine rechte Hand um Lindsey's Penis und knabbert dabei auch noch liebevoll an seinem Ohrläppchen.
"Ooooh..." stöhnt Lindsey und zittert schon geradezu vor Lust. Dann versucht er, gegen Angel zu stossen. "Bitteee!" jappst er und ist erleichtert, als Angel nun seinen Rhythmus wieder aufnimmt... obwohl er sein Gesicht ja im Spiegel nicht sehen kann, selbst wenn er die Augen offen hätte, sieht er förmlich Angel's Grinsen vor sich, dieses verräterische Lächeln, das er so liebt... Durch sein Stöhnen spornt er den Vampir zu noch härteren Stössen an und geniesst es, jede Faser seines Körpers vibrieren zu fühlen, als sich nun bald schon wieder sein Orgasmus aufbaut... und diesmal würde es kein Halten geben... - da... er ist schon über den Rand und fühlt sich, als würde er von einer Klippe springen, das Meer irgendwo meilenweit unter sich, und er *fliegt* regelrecht, hält währenddessen den Atem an... und dann taucht er mit einem Aufschrei ins Wasser - lässt sich von der Orgasmuswelle überrollen... und sinkt danach erschöpft in den starken Armen seines Lovers zusammen, der mit ihm gekommen ist...
... und seinem Gefährten dabei einen gewaltigen Knutschfleck verpasst hat, der allerdings innerhalb einer Minute wieder verschwindet. Schade eigentlich, denn er hat seinen Liebsten eigentlich immer ganz gerne mit solchen Verzierungen versehen... und der Anwalt hat oft grinsen müssen, wenn er daran dachte, dass irgendwelche Leute wohl kaum glauben würden *wo* er unter seinen teuren Anzügen oder sonstiger Kleidung überall mit Knutschflecken markiert war.
Aber wie auch immer... jetzt sorgt Angel erst mal wieder dafür, dass sie bald wieder gemütlich liegen können, ohne sich dabei was zu verrenken... Der Vampir legt sich bequem ein paar Kissen unter Kopf und Rücken - und holt sich dann gewissermassen seine lebendige warme Decke namens Lindsey, der sich nur zu gerne an ihn schmiegt. Oh ja, zum Kuscheln soll ruhig immer er oben liegen, schliesslich muss er ja atmen.
Und dann wird geknutscht.
Angel streichelt durch Lindsey's Haare und hält dabei zärtlich seinen Kopf, während er mit seiner Zunge über die warmen weichen Lippen fährt...
... und Lindsey öffnet sie sofort einladend und saugt die Zunge des Vampirs herein, um sie mit seiner eigenen sanft zu massieren, während er seine Hände über den kühlen Körper seines Lovers wandern lässt und dabei seine Finger auch kurz in die Oberschenkel krallt - worauf Angel kurz seine Beine um Lindsey's Hüften schlingt... wie eine Venusfliegenfalle oder sonst eine fleischfressende Pflanze. Doch dabei schnürt er ihm nur für einen kurzen Moment die Luft etwas ab, dann kichern sie wieder beide...
... denn sie mögen es, auch einfach sinnlos herumzualbern, so wie sie auch leidenschaftlich gerne kuscheln und knutschen nach dem Sex... vor dem Sex... oder wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet.
'Wenn er eine Katze wäre, würde er jetzt schnurren!' denkt sich Angel und streichelt glücklich und zufrieden über Lindsey's Rückseite, vom knackigen Hintern bis zum Genick, und wuschelt ihm weiter durch die Haare. Strassenköterbraun. Er muss unwillkürlich lächeln... und zieht seinen Gefährten erneut in einen langen Kuss.

 

ENDE 

B.B. / August 2002


Tja, da war Lindsey hier einst wirklich ein "Geschenk" für Angel... nur haben die zwei Hübschen das inzwischen natürlich längst vergessen und lieben sich - während andere wiederum den Anwalt nur für ein "Spielzeug" des Vampirs halten und sich mit ihrer schmutzigen Phantasie alles mögliche ausmalen... während man sich handkehrum wohl schwerlich vorstellen kann, dass Lindsey McDonald eher von seinem Vater, seinem Chef bei Wolfram & Hart oder einem durchgeknallten Irren vom Rat der Wächter gequält worden ist - und nicht von Angelus, der Geissel Europas!

Ätschi-bätschi! ;-P

Was die Kinder angeht... ja, ich weiss, Kinder können ungemein nervend sein (Bin selber Tante und weiss das! *ggg* Ich wünschte, mein Neffe und meine Nichte hätten etwas mehr Ähnlichkeit mit Cordy's Kindern *smile*) - aber irgendwoher muss die neue Generation ja schliesslich kommen, wenn die ganze Bande nicht einfach aussterben soll, was doch um die Gene unserer Lieblinge wirklich schade wäre. Tja und die werden nunmal nicht einfach so vom Storch gebracht, da braucht's immer noch auf die eine oder andere Art Interaktionen zwischen Männlein und Weiblein... Und nur ganz selten fällt mal ne erwachsene Person einfach so vom Himmel... *lol* ;-)

Hin und wieder hab ich auch so pseudo-philosophische Anwandlungen, die dann auch immer reinrutschen... gerade auch in dieser Geschichte. Leben und Tod oder eben Unsterblichkeit ist ja irgendwie schon auch ein interessantes Thema... ;-)

So, jetzt sind's wohl genug Anmerkungen... *kicher* ;-)



 

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