Norddeutsche Art von Bübi Gerdau


Es wird oft behauptet, der norddeutsche Mensch und der Eckernförder im besonderen, ist stur und ungesellig. Zu diesem Vorurteil möchte ich mich an dieser Stelle einmal äussern.

Der Eckernförder ist zwar kein Redetalent, muss er auch nicht sein, denn er snackt plattdüütsch. Mit dieser Sprache kann man ohne viel Worte unendlich viel sagen.

Ein paar Beispiele:
Sagt er kurz und knapp "Moin", meint er: Ich begrüsse dich, aber das soll auch alles sein.
Zieht er das "Moin" in die Länge und zieht am Ende die Betonung etwas nach oben, meint er: 
 
Ich begrüsse Dich und freue mich, dich mal wieder zu sehen. Aber das soll es auch gewesen sein.
Sagt er gar "Moin, moin" mit einem Abfall der Betonung,meint er: Ich begrüsse dich mein Freund und bin bereit zu einem kleinen Gespräch.
Wenn er dann noch das "Moin, moin" mit einem Anstieg der Betonung ausspricht, meint er damit: Hallo mein Freund, ich freue mich ehrlich mit dir mal wieder ein paar Worte wechseln zu können.

Dann das Wort "Jo"! Das kann "Ja" bedeuten, es kann mit der richtigen Betonung aber auch "Nein" heissen. Zieht er das "Jooo" lang, meldet er Zweifel an. Sagt er gar "Jo, Jooo", dann heisst das: Jetzt hast du mir aber einen Bären aufgebunden, dass glaube ich dir nicht. Und sagt er das "Jo, Jo" kurz und knackig, dann meint er: Ach leck mich doch am A.... !

So ähnlich ist es auch mit dem "Nee". Es kann "nein" bedeuten, kann aber auch  Verwunderung ausdrücken.

Ein typisches Gespräch zwischen zwei Freunden, die sich lange nicht gesehen hatten:

Peter steht am Hafen und Fiete kommt dazu:
Fiete:  "Moin"                                                                 
Peter: "Moin, moin"                                          
Fiete:  "Wie geiht"?
Peter:  "Ach jo, un sölbst"?
Fiete:  "Ok! Un to Huus"?
Peter:  "Jo"!
  
Fiete:   "Allns klor un tschüss"!
Peter:   "Jo, tschüss"!
 

Damit hatten sie alles gesagt was wichtig war!

Bei den Hochdeutschen würde sich dieses Gespräch wohl so anhören:


Fiete:  "Guten Tag Peter, wir haben uns ja lange nicht gesehen. Wollen wir ein    wenig miteinander plaudern?

 

Der Eckernförder und seine Mütze.

In Eckernförde trägt der Mann, der etwas auf sich hält, die echte Eckernförder Schippermütze. Das Besondere daran ist der etwas grössere Deckel und der grössere Mützenschirm.

Diese Mütze setzt er nur in der Kirche oder als Ehrbezeugung am Sarg eines Verstorbenen ab.
Sonst scheint ihm dieses gute Stück auf dem Kopf angewachsen zu sein. Böse Zungen behaupten sogar, er nimmt seine Mütze nicht einmal zum Schlafen ab. Sollte sie ihm, Gott möge es verhüten, einmal vom Kopf wehen, käme das einem Beinbruch gleich.
Das zeugt aber auch von der Bescheidenheit des eckernförder Mannes, denn er will seinen "Heiligenschein" nicht zeigen. - Nimmt er mal die Mütze ab, ist das Wettergegerbte Gesicht bis zum Mützenrand tiefbraun und von da ab Babypopo weiss.-

Eine Eigenart kann man bei den Norddeutschen auch noch beobachten. Geht man einmal in eine Hafenkneipe, kann man sehen, es sitzt an jedem Tisch meist nur eine Person. Auch am Tresen bleibt meist ein Barhocker zwischen den Leuten leer.
Das bedeutet aber nicht, dass die Leute sich nicht kennen oder gar erzürnt hätten.
Nein, sie nehmen nur Rücksicht auf das Ruhebedürfnis des Anderen. Da ist es auch egal ob derjenige seine Ruhe haben will oder nicht. Da jeder diese Rücksicht nimmt, kommt man selten einmal zusammen.
Ausnahmen gibt es nur zu Festen und Feiern.
Dann aber erkennt man den Eckernförder kaum wieder. Hat er erstmal ein paar Lütt un Lütt (das ist ein Korn mit einem achtel Lieter Bier) oder ein paar Grog (Zucker darf, heisses Wasser kann und Rum muss hinein) im Körper, redet er wie ein Wasserfall. Dann kann man auch seinen feinsinnigen Humor erleben. Die Worte hören sich für Aussenstehende zwar manchmal sehr derb an, sind aber nicht so gemeint.
 
Sagt er zum Beispiel zu seiner Frau oder Freundin: "Ach Du min lütt Schietbüddel" (Auf hochdeutsch übersetzt "Scheissbeutel") heisst das: "Du bist für mich mein Liebling und ich liebe Dich"!
Oder sagt er zu jemanden: "Du heßt jo in de Büx scheten". (Du hast ja in die Hose geschissen) bedeutet es: "Du hast unrecht und ich glaube es Dir nicht"! Sagt er: "Ach, hool doch blos Din dusselige Muul". (Halte Deinen dummen Mund) bedeutet das: "Erzähle bitte keine Lügengeschichte, ich glaube Dir das sowieso nicht"

Jetzt möchte ich noch ein wenig über die eckernförder Frauen berichten. Die Frauen hier waren schon immer für ihren Fleiss bekannt. Viele Fischerfrauen mussten früher mitverdienen um die Familie ernähren zu können. Zehn und mehr Kinder waren keine Seltenheit und die Fangerträge der Männer reichten meist nicht alle Mäuler zu stopfen.
Eine Verdienstmöglichkeit für die Frauen war die Arbeit in der Fischindustrie als Aufsteckfrauen. Sie mussten dort die Fische für den Räuchervorgang herrichten.

Da die Hauptfangzeiten für Fische in den Herbst und Wintermonaten war, war diese Arbeit bei Gott kein Zuckerschlecken. In den Aufsteckhallen war es eisig kalt und um sich ein wenig zu wärmen stellten sie sich kleine Zinkeimer mit heisser Asche unter die Röcke.
Damals gab es auch noch keine Duschmöglichkeit um sich nach der Arbeit von dem Fischgeruch zu befreien. Deshalb rochen nicht nur die Frauen selbst, sondern auch die Wohnungen und alle Familienmitglieder nach Fisch. Eigendlich roch ganz Eckernförde so!

Einige Frauen verkauften aber auch die Fische, die Ihre Männer gefangen hatten. Manche Frau lief mit einem Fischkorb über den Arm von Haus zu Haus. Andere hatten eine Blockwagen und zogen damit über die umliegenden Dörfer.

Und wieder Andere hatten in Ihrem Haus einen kleinen Fischladen eingerichtet. Überhaupt war fast in jedem zweiten Haus ein kleines Geschäft oder ein kleiner Handwerksbetrieb.

Ökelnamen. (Necknamen)

Der Eckernförder hat die besondere Gabe, aus kleinen Schwächen, Gebrechen, Gewohnheiten oder Redensarten, sofort einen Ökelnamen abzuleiten, der sich oft über Generationen vererbt.

Einige möchte ich mit ihrer Entstehungsgeschichte vorstellen:

Marmeloog: (Murmelauge)
hatte eine Räucherei und riß beim Schimpfen immer die Augen weit auf.

Ooloog:(Aalauge)
war ein Fischermeister, der ein trübes Auge hatte.

Von Baum zu Baum:
war ein Yachtmatrose, der sich im betrunkenen Zustand von Baum zu Baum nach Hause hangelte.

Kogge:
hatte ein Holzbein und schwankte beim Gehen wie eine Hansekogge bei Seegang.

Slog Druff:
war ein Schmiedemeister, der zu einem Helfer "Slog Druff" gesagt hatte und dieser ihm den Hammer an den Kopf schlug.

Hacke:
war ein Schrotthändler, der beim Fußball mal ein Tor mit der Ferse geschossen hatte.

Paster Suurmuul:
war ein Fischermeister, der immer mit einer Trauermiene herum lief.

Zwerg Nase:
war ein Klempnermeister, klein von Statur aber mit einer großen Nase.

De Kraih:
war Bäcker Raabe (Rabe auf platt -Kraih-)

Patt:
war ein Radrennfahrer, der so große Füße hatte, dass er mit den Hacken die Pedale treten mußte. (nach Pat & Patterchon, dänische Komiker)

Puschenkalle:
war der Wirt vom Hotel Stadt-Hamburg und trug nur Hausschuhe (platt -Puschen-)

Swuddel:
war ein Maurer, der bei komplizierten Arbeiten immer sagte: "Dat swuddelt wi schon hin" (das bekommen wir zurecht)

Pudelmütz:
war ein Steinsetzer, der Sommer wie Winter immer eine Pudelmütze trug.

Öcke:
hatte ein ziemlich rosa Gesicht und vorstehende Lippen. (Öcke, wie Öckeschwein)

Tische und Dian:
stand für Christian und beide waren Fischer.

Stummel:
war ein etwas zu klein geratener Zahnarzt.

Schnott:
wurde so genannt, weil er als Kind oft eine Rotznase hatte. (Rotz, auf platt Schnott)

Spoki:
hatte recht staksige Beine. (auf platt Spokbeen)

Skunki:
hatte einen Hinkefuß. (auf platt Skunkbeen)

Jetzt noch ein paar Ökelnamen deren Herkunft ich nicht genau beschreiben kann:
De Ilk (Iltis), De Koter (Kater), Puscherump (Pullover), Piep (Pfeife), Schuuvtrompet (Posaune), Schluuf (Siehe GB-Eintrag 778), Acke Nulle (das macht Spaß) und so weiter. Aber nicht nur Männer hatten Ökelnamen.

Hier noch ein paar Frauen: De Stohldamper (Stahldampfer), De swatte Greet (die schwarze Grete), De Bettelolsch (Bettlerin) und Anna Modder (war die Frau von Paster Suurmuul).

Alle diese Leute kannte oder kennt man in Eckernförde nur unter diesem Namen.


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Die Fischerei

Zu Norddeutschland, speziell zu Eckernförde, gehörte seit ewigen Zeiten die Ostseefischerei. Leider ist durch die Überfischung und durch diverse Umweltgifte die Fischerei fast zum Erliegen gekommen. Es gibt in Eckernförde nur noch eine Handvoll Haupterwerbs- und ein paar Nebenerwerbsfischer. Deshalb ist die Fischindustrie hier auch total zum Erliegen gekommen.

Die Blütezeit der Kutterfischerei war wohl nach dem Krieg bis in die siebziger Jahre, denn viele Fischer sind mit ihren Kuttern aus dem Osten nach Eckernförde geflüchtet. Damals gab es eine Fischereiflotte von über 100 grossen und kleinen Kuttern.

Fortsetzung folgt


 

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Das Handwerk

                               

 


Peter:  "Guten Tag mein Freund Fiete, auch ich habe jetzt Zeit und Lust ein kleines Schwätzchen mit dir zu halten.

Fiete:  "Wie ist es dir wärend der ganzen Zeit, die wir uns nicht gesehen haben, so ergangen. Bist du gesund und munter? Erzähl mir das doch einmal!
 

Peter:  "Oh, danke der Nachfage, mir geht es momentan richtig gut und ich bin rundherum mit mir und der Welt zufrieden. Geht es dir denn auch so gut wie mir?
 

Fiete:  "Oh ja, mir ist es auch sehr gut ergangen wärend dieser Zeit. Ist bei dir zu Hause mit Frau und Kindern auch alles in Ordnung?

Peter:  "Ja danke. Auch bei mir ist alles im Lot. Es gibt in meiner Familie keinerlei Probleme. 

Fiete:  "Das freut mich sehr. Schön, dass wir uns einmal wieder so nett unterhalten haben. Grüsse bitte deine Frau und die Kinder von mir, bleibe weiterhin schön gesund und auf Wiedersehen bis zum nächsten Treffen.

Peter:  "Vielen Dank für die netten Grüsse und bestelle das gleiche deiner Familie von mir. Auf Wiedersehen!

Dabei muss man bedenken, das so ein Gespräch sich manchmal bis zu einer Stunde hinziehen kann, denn der Eckernförder will niemals ein falsches Wort sagen. Deshalb überlegt er ziemlich lange und genau, was er auf so wichtige Fragen antworten soll! 
 

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