Woman
14 Juni 2002 :	Falcos Tochter Sie war acht, als sich herausstellte, dass Pop- star Falco gar nicht ihr Vater ist. Heute ist Katharina Bianca 16. Und weiß jetzt, dass er trotzdem ,,immer mein Papa bleiben wird“

Falcos Tochter

Es war eine der größten medialen Schlamm- schlachten des Landes: Im November 1993, acht Jahre nach der Geburt seiner Tochter Katharina Bianca, unterzog sich Österreichs größ- ster Popstar Hans Hölzel alias Falco (gestorben 1998) einem Vaterschaftstest. Das Ergebnis dieses Tests zerstörte das Leben dreier Menschen: Falco war nicht der Vater. Isabella, Katharinas Mut- ter, fiel aus allen Wolken. Und an die kleine Katharina Bianca, damals war sie in der zweiten Klasse Volksschule, dachte kei- ner. Bis heute ist sie über den Schock nicht hinweg. Gemeinsam mit ihrer Mutter Isa- bella Vitkovic, 40, lebt die 16-jährige in einer 60-Quadratmeter-Miet- wohnug in Zettling nahe Graz.

Schweres Erbe. Katharina Bianca war acht, als sie erfuhr, dass Falco nicht ihr Vater ist. Heute ist sie 16. Und weiß, dass er immer ihr Papa bleiben wird.                                                                                                                        Isabella arbeitet als Kellnerin in ei-                                                                                                                          nem kleinen Kaffeehaus, Katha-                                                                                                                          rin a Bianca ist ein bildhübscher                                                                                                                                              Teenager geworden.                                                                                                                                  Falco wäre stolz auf sie: mit                                                                                                                                   Bauchnabelpiercing, einem                                                                                                                              schwarzweißen Kater, den sie                                                                                                                            „Socke“ nennt, und vielen, vie-                                                                                                                           len Erinnerungsfotos von Falco                                                                                                                           in ihrem Zimmer. Die Schule hat                                                                                                                               sie abgeschlossen, im Herbst                                                                                                                           beginnt sie eine Lehre als Com-                                                                                                                         puterprogrammiererin. Ihren leib-                                                                                                                         lichen Vater, einen Reitlehrer aus                                                                                                                          Graz, konnte sie nie akzeptieren.                                                                                                                            Falco bleibt für sie „ihr“ Papa“. HEILE WELT. 1986: Katharina mit Mutter Isabella und ,,Falco“ Falco.                    MONIKA VANECEK

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,,Falco ist mein Vater"		KATHARINA BIANCA, 16
		Falcos ,,Tochter”
Woman: Was ist deine intensivste Erinnerung an Falco? Katharina: Meine schönste Er- innerung an Falco war, wie er mich zu Bett gebracht hat. Wenn ich nicht einschlafen konnte, hat er mir Lieder vor- gesungen und ist so lange bei mir gesessen, bis ich einge- schlafen war. Woman: Falcos Songs waren aber nicht unbedingt Schlaflieder ... Katharina: Er hat mir ganz ein- fach Kinderlieder vorgesungen. „Schlaf, Kindlein, schlaf“ zum Beispiel hatte ich am liebsten. Woman: Siehst du Falco heute noch als Vater? Katharina: Er ist immer mein Papa geblieben, auch wenn ich lange Zeit sehr zornig auf ihn war. Ich habe ihn sehr lieb ge- habt, auch wenn ich nicht ver- gessen kann, dass er uns alle ins Unglück gestürzt und mein Leben total verändert hat. Woman: Falco hat immer wieder betont, dass dir kein Schadenent- stehen sollte. Katharina: Als feststand, dass  ich nicht seine leibliche Toch- ter bin, ging in der Schule die Hölle los. Ich war damals in der zweiten Klasse Volksschule, und die Kinder waren unglaublich boshaft. Ich wurde beschimpft und ausgelacht. Zum Schluss musste ich sogar die Schule wechseln, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Woman: Bist du noch immer zornig auf ihn, oder hast du ihm ver- ziehen? Katharina: Heute sehe ich die Dinge natür- lich anders als früher und ich kann als früher und kann ihn sogar ein bisschen verste- hen. Ich habe auch nie einen Hass auf ihn gehabt, obwohl er sicher gewusst haben muss, was er uns an- tut. Er konnte aber of- fenbar nicht anders handeln. Woman: Hast du Kon- takt zu deinem leibli- chen Vater? Katharina: Getroffen habe ich ihn erst zweimal, und mehr	wird es nicht werden. Er war mir überhaupt nicht sym- pathisch, und wir hatten uns auch nichts zu sagen, Ich sehe in ihm einfach nicht meinen Va- ter. Biologisch gesehen mag er es zwar sein, moralisch sicher nicht. Das wird immer Falco bleiben. Woman: Wie ist es die gegangen, als du die Nachricht von Falcos Tod erhalten hast? Katharina: Es war ein unglaub- licher Schock für mich. Der An- ruf kam um vier Uhr morgens. Meine Mutter weckte mich und	sagte mir, dass Falco einen schrecklichen Unfall gehabt hätte. Erst konnte ich sei- nen Tod gar nicht realisieren, ich habe in den ersten Tagen auch gar nicht geweint. Die Trauer kam erst später. Woman: Besuchst du sein Grab? Katharina: Ich war einmal dort, aber ich gehe nicht gerne hin. Für mich werden dort viele Erinnerungen wach. Woman: Was empfindest du, wenn ein Falco- Song im Radio gespielt wird?	,,Wenn ich nich einschlafen konnte, hat mir Falco Kinderlieder vorgesungen."   Katharina: Es ist ein sehr ge- mischtes Gefühl. Einerseits bin ich sehr stolz auf meinen Va- ter, andererseits fühle ich eine bittere Traurigkeit. Woman: Hast du noch Kontakt zu Falcos Eltern? Katharina: Mit der Oma habe                         ich gar keinen Kon-                           takt mehr, aber mit                               ihr war es immer                          sehr schwierig und                      anstrengend., sie war                                immer eine sehr                             strenge Oma. Mit                            meinem Großvater                       verstehe ich mich al-                        lerdings sehr gut. Er                          war letztes Jahr bei                         meiner Firmung, wir telefonieren regelmäßig, und in den Sommerferien lädt er mich immer nach Wien ein. Woman: Wie sieht deine Berufs- planung aus? Katharina: Ich habe gerade die Schule abgeschlossen und jobbe im Sommer einen Monat bei Mc Donalds. Im Herbst be- ginne ich eine Lehre als Com- puterprogrammiererin, und bis                           dahin habe ich mir                       dann hoffentlich das                         Geld für ein Moped                           zusammengespart.                   Woman: Hat dir Falco                kein Geld hinterlassen?                            Katharina: Da ich                            rechtlich gesehen                         nicht seine Tochter                           bin, habe ich auch                      kein Anrecht auf sein                                                   Erbe.                   Woman: Falco soll bei                    einem Notar ein Spar-                buch und einen Brief für                   dich hinterlegt haben.                  Beides soll dir an dein-                           em 18. Geburtstag                ausgehändigt werden ...                           Katharina: Davon                       weiß ich nichts. Sein                              Geld ist mir auch                                    nicht wichtig.
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