bibelecke

Ich habe mich entschieden, in dieser Rubrik vor allem Bibelarbeiten zu veröffentlichen. Ich möchte Bücher der Bibel fortlaufend erklären.

 

Der Brief an die Philipper

 

Zuerst ein Überblick.

 

Die Gemeinde in Philippi war die erste Gemeindegründung in Europa. Die Purpurhändlerin Lydia hatte Herz und Haus geöffnet und die Apostel, Paulus und seine Mitarbeiter, aufgenommen. Hier entstand diese Gemeinde. Es ist auch die Gemeinde die über lange Zeit den Paulus unterstützte.

 

Paulus sitzt in römischer Gefangenschaft. Er sieht den Märtyrertod vor sich. So gesehen ist der Philipperbrief sein Testament an die Gemeinde, ein Abschiedsbrief.  Wenn ich ihn so lese habe ich den Eindruck, Paulus möchte der Gemeinde noch möglichst viel von seinem Herzen mitgeben. So als ob er sagen möchte: „Schaut, so ist Jesus und das alles möchte ich euch jetzt schenken!“

 

Aber betrachten wir doch, was hier alles geschrieben steht.

 

 

Phil. 1,1-2 Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu,  an alle Heiligen in Christus Jesus in Philippi samt den Bischöfen und Diakonen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus!

 

Welch ein Gruß! Paulus und Timotheus stellen sich als Diener, Knechte, Leibeigene des Christus vor.

Ein Leibeigener ist ein erkaufter Sklave. Er kann durchaus hohen Anforderungen genügen und einen verantwortungsvollen Posten bekleiden. Aber sein Herr hat für ihn bezahlt, ihn erkauft, damit er in seinem Dienst steht. Im Korintherbrief mahnt Paulus die Gemeinde: „Ihr seid teuer erkauft mit dem Blut Jesu Christi. Darum preiset Gott mit euern Leibern.“

 

Dieser Brief richtet sich an die Gemeinde, an die Heiligen. Heilig bedeutet nichts anderes als für Gott abgesondert, herausgeholt aus dem alten Leben um Gott allein zur Verfügung zu stehen. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: das hat nichts mit Absonderung und komische Heiligen zu tun, die sich abkapseln um nicht mit der unreinen Welt in Berührng zu kommen. Schon Jesus wusste, dass solche Tendenzen die Gemeinde ergreifen würden. So betete er: „Vater, ich bitte nicht, dass Du sie von der Welt nehmest. Sondern, dass Du sie in der Welt bewahrst.“  Heilig heißt niemals ewig-gestrig und weltfremd. Es heißt mit beiden Füßen im Alltagsleben zu stehen und mit Gott Gemeinschaft zu haben.

 

Dann spricht Paulus aber gleich auch die Gemeindeleitung an, die Vorsteher (Bischöfe) und Diakonen. Diese bilden zusammen die Ältesten der Gemeinde. Dieser Brief geht also die Gemeindeleitung nicht weniger an als das Fußvolk, die hier Heilige genannt werden.

 

Gnade und Frieden werden uns angeboten.

 

Pauls weiß. Wie viel Gnade es braucht um eine Gemeinde zu führen und in der Gemeinde Einheit zu halten. Einheit erträgt durchaus selbständiges denken. Somit hat das nichts mit Gleichschaltung zu tun.

 

Vor Jahren erlebte ich einen Pastor, der das nicht kannte. Jeder sollte gleicher Meinung sein. Die Folge war, dass jeder in der Gemeinde bespitzelt wurde, damit alles, was diese Einheit störte eliminiert wurde. So hat Gott die Einheit der Gemeinde niemals gedacht. Vielmehr einig aufs Ziel gerichtet, Menschen dem Satan zu entreißen und ins Reich Gottes zu bringen. Und da sind Individualisten gefragt und nicht Anpasser.

 

Frieden ist nicht weniger wichtig. Der Friede Gottes ist höher als mein Verstand. Wie oft halte ich mit meiner Meinung zurück um des Friedens willen. Nicht dass ich kusche. Aber, so lange es nicht um die Wahrheit geht kann ich um des Friedens willen gern nachgeben. Gnade und Frieden sind unsere Begleiter. Auch jetzt, wenn wir den Philipperbrief betrachten wollen.

 

Dank, Fürbitte und Zuversicht

Phil. 1, 3-11

Als erstes dankt Paulus für die Gemeinde. Sicher, die Gemeinde in Philippi war eine Gemeinde besonderer Art. Sie steht übrigens auch meinem Herzen, meinem Empfinden sehr nahe.

Betrachten wir diese Gemeinde. Schon ihre Entstehung war ungewöhnlich. In der Apostelgeschichte wird uns eine ganz besondere Art von Gottes Leitung und Führung gezeigt. Paulus wollte eigentlich die Provinz Asia in der heutigen Türkei durchwandern. Das ließ der Geist Jesu nicht zu. Ein anderes Ausweichmanöver wurde auch vereitelt. Schließlich wandert Paulus mit seinem Team hinunter ans Meer. Hier träumte er von einem Mazedonier, der ihn bat nach Mazedonien zu kommen und diesem Volk zu helfen. Erster Halt in Mazedonien war Philippi, ein Handelsflecken mit römischer Garnison. Hier am Ort sind scheinbar noch nicht viele Juden niedergelassen. Sie besitzen noch keine Synagoge. Deshalb sucht Paulus den Gebetsplatz am Flussufer auf. Lydia, eine Purpurhändlerin aus Tyatira öffnet Haus und Herz für die Botschaft von Jesus und die Sendboten.

Das war der Start dieser Gemeinde.

 

Hier gab es bald Widerstand, nachdem eine Wahrsagerin durch den Dienst der Apostel von diesem Wahrsagergeist freigesetzt wurde. Ins Gefängnis gesperrt und ausgepeitscht sangen Paulus und Silas Anbetungslieder, bis Gott sie befreite und der Gefängnisdirektor das Evangelium annahm.

 

Paulus freut sich also in diesem Abschnitt an der Gemeinschaft mit dieser Gemeinde. Und er gibt sich zuversichtlich. Der, der in euch das Werk begonnen hat, wird es zu Ende führen! Diese Gewissheit ist in meinem Leben sehr wichtig. Gott hat in mir ein Werk angefangen. Er will mich total erneuern. Traue ich es ihm zu? Wage ich mich auf diesen Ast hinaus. Er hat es begonnen und er wird es fertig machen. Meine Totalerneuerung.

Paulus erwartet die Frucht dieses neuen Lebens. Da ist kein Zweifel, kein Kleinglaube. Jesus hat es begonnen und macht ganze Arbeit.

 

Gallus, ein Mann in der Gemeinde musste von einem Freund die Bemerkung hören: „Du bist und bleibst immer der gleiche!“ „Nein, protestierte er. Sag das bitte nicht. Vielleicht hat sich bei mir erst wenig geändert, aber Jesus ist immer noch dran. Er verändert mich.“

 

Wirklich, das tut er. Aber er ist durchaus ein Gentleman und tut nichts ohne meine Einwilligung. Auch die Veränderung meines Charakters ist von meiner Zustimmung abhängig.

 

Und wozu dient der ganze Aufwand? Ich darf ein Lobpreis Gottes werden, durch die Frucht, die der Geist Gottes in meinem Leben wirken darf. Ist das nicht ein lohnendes Lebensziel?

 

Oh doch!

 

Es tut gut zu sehen mit welcher Zuversicht Paulus von dieser Gemeinde spricht. Wir haben gesehen, dass gerade diese Gemeinde, kaum war sie im entstehen, auch schon sehr stark angegriffen wurde. Wie leicht hätten die Geschwister sagen können:

„Richten wir uns doch mit den Römern und den Juden einfach ein. Machen wir überall einige Zugeständnisse, dann sind wir aus dem Schneider. Gott weiß ja wie hart unser Leben ist.“ Nein. Paulus kann dieser Gemeinde vertrauen. Sie hat sich bewährt, hat die Nagelprobe bestanden und wird sich auch weiterhin zu Paulus und zu Christus halten.

 

An der Gemeinde in Philippi zeigt sich, was eine klare Entscheidung für Jesus bewirkt: Menschen, die ein Zeugnis für ihren Glauben sind. Paulus betet aber auch für diese Gemeinde dass die Liebe immer wachsen kann, damit sie Gottes Wege jederzeit erkennen können. Seht Ihr hier die Wechselwirkung? Wächst die Liebe, nimmt das unsichere tappen nach Gottes Wegen ab. Denn aus dieser Liebe heraus erkenne ich den Willen Gottes für mich. Daraus folgt, dass ich auch im Alltag mit all seinen Widerwärtigkeiten unanstößig und rein leben kann. Und das bewahrt mich auch bis zu dem Tag, an dem Christus mich zu sich holt.

 

Nicht selten hege ich den Wunsch hier alles zu verlassen um mit Jesus Gemeinschaft zu haben. Anderseits ist es notwendig, dass ich noch hier bin, damit Menschen zugerüstet werden und lernen mit Jesus zu leben. So bin ich hin und hergerissen. Aber in allem will ich Jesus verherrlichen – hier oder in der Ewigkeit.

 

Gott segne Euch

 

Willy

  

Philipper 1, 12 -18


Paulus ist ja im Gefängnis. Das müssen wir uns sicher nicht so bequem vorstellen, wie unsere Gefängnisse in Westeuropa heute sind. Hier geht es eher um feuchtkalte Rattenlöcher in denen man Gefangene festhielt, sei es um sie hungrigen Tieren vorzuwerfen oder sonst wie umzubringen oder um sie zu einer Aussage zu bringen, die den Herren von Rom in den Kram passte.

Es gibt wenig Hinweise darüber. Wir wissen, dass Paulus mehr als einmal in Rom vor Gericht stand. Beim ersten mal war der Grund offensichtlich. Er hatte sich auf den Kaiser berufen und durfte auf sein Recht hoffen. Es wurde ihm dabei erlaubt seine eigene Mietwohnung zu halten, in der er wohl unter Hausarrest stand. Bei diesem Mal aber, als er den Philipperbrief schrieb, sehen wir ganz andere Umstände: es muss vor Einbruch des Winters gewesen sein, als Paulus im Haus des Karpus in Troas überfallen und nach Rom geschleppt wurde. Jedenfalls hat er dort nicht mal seinen Wintermantel mitnehmen können. Auch seine Bücher blieben dort. Darum bittet er Timotheus (1.Tim. 4, 13) ihn möglichst bald mit diesen Sachen aufzusuchen.


Paulus ist auch als Gefangener nicht untätig. Ich denke, dass die Zeiten, die Paulus im Gefängnis verbrachte wohl die segensreichtsen Jahre in seinem Leben waren. In dieser Zeit schrieb Paulus ein Großteil seiner Briefe. Also wären Teile des Neuen Testaments kaum je geschrieben worden, wäre Paulus ein freier Mann geblieben.


Das erste, was wir zur Lage des Paulus lesen: das Evangelium ist durch meine Gefangennahme nicht aufzuhalten. Paulus sieht aber klar: es gibt Leute, die durch das Leiden des Paulus ermutigt wurden nun erst recht die Botschaft vom Auferstandenen zu verkündigen. Sie tun es aus Liebe. Aber wie auch immer, es sind auch hier Leute am Werk die durch ihre Verkündigung Paulus das Leben noch schwerer machen wollen. Paulus hat hier allen Grund zu klagen. Darauf warten die Feinde vergeblich. Er sagt aber dazu: wenn nur Christus verkündigt wird! Ich will mich freuen.


Ich denke an die Zeit, als in Frankreich die Hugenotten verfolgt wurden. Auf Geheiß des Papstes wurden Verwandte von Predigern eingekerkert und jeder blutig verfolgt der irgendwelchen Kontakt zu den Hugenotten pflegte. Aber das Evangelium war dadurch nicht aufzuhalten. Immer mehr Menschen wagten es zu ihrem Glauben zu stehen. So wurde die Schwester von Pfarrer Paul Durand, Marie Durand in einen nassen Turm in Aigues Mortes in der Camargue gesteckt. Dort litt sie 38 Jahre lang. Dabei ermutigte sie immer wieder ihre Mitgefangenen zum Widerstand und zum festhalten an Jesus. Ich besuchte jenen Turm. Unheimlich, wie der Mistral durch die Schießscharten und die Dachöffnung pfiff! Und an einer Sandsteinbrüstung las ich das Schlagwort jener Frauen; résistez! -- widersteht!


Niemand weiß, wie lange wir unsere Glaubens- und Gewissensfreiheit noch genießen werden. Frankreich hat bereits ein anti-Sekten-Gesetz. Je nach Auslegung kann es wohl auch gegen jede Gemeinschaft angewendet werden, die sich nicht an die offizielle Staatskirche hält... Da wird es darauf ankommen aus welcher Herzenshaltung heraus ich Jesus verkündige. Halbheiten reichen da nicht weit.


Der Weg mit Jesus wird zusehend enger. Es kostet bald wieder was, wenn ich mit Jesus leben will. Aber billiger ist Erweckung nicht zu haben.


Willy

 

 

Philipper 1, 18 b-26


Aber ich will mich freuen! Ich will dieses oder jenes – aber will ich mich freuen? Paulus steht vor schwierigen Gerichtsgängen in einer Zeit, da Rom langsam aber sicher im Sumpf der Korruption versinkt. Und da will Paulus sich freuen. Klar ist, dass er einen anderen Grund zur Freude hatte als seine Umgebung. Der Grund seinenr Freude lag nicht in dieser Welt sondern schwappte quasi aus der Herrlichkeit in seine Gefängnissituation über.


Paulus hat zwei Wege vor sich. Beide sind nicht leicht zu gehen. Wie oft denke ich doch, möchte ich meinen krummen Körper hier verlassen um in alle Ewigkeit bei Jesus zu sein. Aber ist das wirklich richtig? Um mich herum gibt es scharenweise Menschen, die keine Ahnung haben, was ein Leben mit Jesus bringt. Sie wissen schlicht nichts davon. Für die wäre es doch besser ich würde weiterleben und könnte vielleicht noch einigen helfen Jesus zu finden. So bin auch ich manchmal hin und her gerissen.


Paulus hat ein großes Vertrauen in das Gebetsleben der Gemeinde: durch die Gebete der Gemeinde und das Wirken des Geistes wird sich Gott in Paulus verherrlichen. Und alll das Schwere, was er gerade durchmacht wird ihm zum Segen gereichen, ob er nun weiterleben darf oder hingerichtet wird. Es wird fürs Evangelium förderlich sein.


Bin ich wirklich bereit alles loszulassen, auch die Arbeit im Reiche Gottes? Darf Jesus in meinem Leben wirklich alles bestimmen? Oder habe ich noch eine kleine Ecke für mich behalten?


Volle Freiheit gibt’s nur über ganze Hingabe!


Willy

 

 

 
     

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