Es tut gut zu sehen mit welcher Zuversicht Paulus von dieser Gemeinde spricht. Wir haben gesehen, dass gerade diese Gemeinde, kaum war sie im entstehen, auch schon sehr stark angegriffen wurde. Wie leicht hätten die Geschwister sagen können:
„Richten wir uns doch mit den Römern und den Juden einfach ein. Machen wir überall einige Zugeständnisse, dann sind wir aus dem Schneider. Gott weiß ja wie hart unser Leben ist.“ Nein. Paulus kann dieser Gemeinde vertrauen. Sie hat sich bewährt, hat die Nagelprobe bestanden und wird sich auch weiterhin zu Paulus und zu Christus halten.
An der Gemeinde in Philippi zeigt sich, was eine klare Entscheidung für Jesus bewirkt: Menschen, die ein Zeugnis für ihren Glauben sind. Paulus betet aber auch für diese Gemeinde dass die Liebe immer wachsen kann, damit sie Gottes Wege jederzeit erkennen können. Seht Ihr hier die Wechselwirkung? Wächst die Liebe, nimmt das unsichere tappen nach Gottes Wegen ab. Denn aus dieser Liebe heraus erkenne ich den Willen Gottes für mich. Daraus folgt, dass ich auch im Alltag mit all seinen Widerwärtigkeiten unanstößig und rein leben kann. Und das bewahrt mich auch bis zu dem Tag, an dem Christus mich zu sich holt.
Nicht selten hege ich den Wunsch hier alles zu verlassen um mit Jesus Gemeinschaft zu haben. Anderseits ist es notwendig, dass ich noch hier bin, damit Menschen zugerüstet werden und lernen mit Jesus zu leben. So bin ich hin und hergerissen. Aber in allem will ich Jesus verherrlichen – hier oder in der Ewigkeit.
Gott segne Euch
Willy
Philipper 1, 12 -18
Paulus ist ja im Gefängnis. Das müssen wir uns sicher nicht so bequem vorstellen, wie unsere Gefängnisse in Westeuropa heute sind. Hier geht es eher um feuchtkalte Rattenlöcher in denen man Gefangene festhielt, sei es um sie hungrigen Tieren vorzuwerfen oder sonst wie umzubringen oder um sie zu einer Aussage zu bringen, die den Herren von Rom in den Kram passte.
Es gibt wenig Hinweise darüber. Wir wissen, dass Paulus mehr als einmal in Rom vor Gericht stand. Beim ersten mal war der Grund offensichtlich. Er hatte sich auf den Kaiser berufen und durfte auf sein Recht hoffen. Es wurde ihm dabei erlaubt seine eigene Mietwohnung zu halten, in der er wohl unter Hausarrest stand. Bei diesem Mal aber, als er den Philipperbrief schrieb, sehen wir ganz andere Umstände: es muss vor Einbruch des Winters gewesen sein, als Paulus im Haus des Karpus in Troas überfallen und nach Rom geschleppt wurde. Jedenfalls hat er dort nicht mal seinen Wintermantel mitnehmen können. Auch seine Bücher blieben dort. Darum bittet er Timotheus (1.Tim. 4, 13) ihn möglichst bald mit diesen Sachen aufzusuchen.
Paulus ist auch als Gefangener nicht untätig. Ich denke, dass die Zeiten, die Paulus im Gefängnis verbrachte wohl die segensreichtsen Jahre in seinem Leben waren. In dieser Zeit schrieb Paulus ein Großteil seiner Briefe. Also wären Teile des Neuen Testaments kaum je geschrieben worden, wäre Paulus ein freier Mann geblieben.
Das erste, was wir zur Lage des Paulus lesen: das Evangelium ist durch meine Gefangennahme nicht aufzuhalten. Paulus sieht aber klar: es gibt Leute, die durch das Leiden des Paulus ermutigt wurden nun erst recht die Botschaft vom Auferstandenen zu verkündigen. Sie tun es aus Liebe. Aber wie auch immer, es sind auch hier Leute am Werk die durch ihre Verkündigung Paulus das Leben noch schwerer machen wollen. Paulus hat hier allen Grund zu klagen. Darauf warten die Feinde vergeblich. Er sagt aber dazu: wenn nur Christus verkündigt wird! Ich will mich freuen.
Ich denke an die Zeit, als in Frankreich die Hugenotten verfolgt wurden. Auf Geheiß des Papstes wurden Verwandte von Predigern eingekerkert und jeder blutig verfolgt der irgendwelchen Kontakt zu den Hugenotten pflegte. Aber das Evangelium war dadurch nicht aufzuhalten. Immer mehr Menschen wagten es zu ihrem Glauben zu stehen. So wurde die Schwester von Pfarrer Paul Durand, Marie Durand in einen nassen Turm in Aigues Mortes in der Camargue gesteckt. Dort litt sie 38 Jahre lang. Dabei ermutigte sie immer wieder ihre Mitgefangenen zum Widerstand und zum festhalten an Jesus. Ich besuchte jenen Turm. Unheimlich, wie der Mistral durch die Schießscharten und die Dachöffnung pfiff! Und an einer Sandsteinbrüstung las ich das Schlagwort jener Frauen; résistez! -- widersteht!
Niemand weiß, wie lange wir unsere Glaubens- und Gewissensfreiheit noch genießen werden. Frankreich hat bereits ein anti-Sekten-Gesetz. Je nach Auslegung kann es wohl auch gegen jede Gemeinschaft angewendet werden, die sich nicht an die offizielle Staatskirche hält... Da wird es darauf ankommen aus welcher Herzenshaltung heraus ich Jesus verkündige. Halbheiten reichen da nicht weit.
Der Weg mit Jesus wird zusehend enger. Es kostet bald wieder was, wenn ich mit Jesus leben will. Aber billiger ist Erweckung nicht zu haben.
Willy
Philipper 1, 18 b-26
Aber ich will mich freuen! Ich will dieses oder jenes – aber will ich mich freuen? Paulus steht vor schwierigen Gerichtsgängen in einer Zeit, da Rom langsam aber sicher im Sumpf der Korruption versinkt. Und da will Paulus sich freuen. Klar ist, dass er einen anderen Grund zur Freude hatte als seine Umgebung. Der Grund seinenr Freude lag nicht in dieser Welt sondern schwappte quasi aus der Herrlichkeit in seine Gefängnissituation über.
Paulus hat zwei Wege vor sich. Beide sind nicht leicht zu gehen. Wie oft denke ich doch, möchte ich meinen krummen Körper hier verlassen um in alle Ewigkeit bei Jesus zu sein. Aber ist das wirklich richtig? Um mich herum gibt es scharenweise Menschen, die keine Ahnung haben, was ein Leben mit Jesus bringt. Sie wissen schlicht nichts davon. Für die wäre es doch besser ich würde weiterleben und könnte vielleicht noch einigen helfen Jesus zu finden. So bin auch ich manchmal hin und her gerissen.
Paulus hat ein großes Vertrauen in das Gebetsleben der Gemeinde: durch die Gebete der Gemeinde und das Wirken des Geistes wird sich Gott in Paulus verherrlichen. Und alll das Schwere, was er gerade durchmacht wird ihm zum Segen gereichen, ob er nun weiterleben darf oder hingerichtet wird. Es wird fürs Evangelium förderlich sein.
Bin ich wirklich bereit alles loszulassen, auch die Arbeit im Reiche Gottes? Darf Jesus in meinem Leben wirklich alles bestimmen? Oder habe ich noch eine kleine Ecke für mich behalten?
Volle Freiheit gibt’s nur über ganze Hingabe!
Willy