DVB-T

DVB-T ist die englischsprachige Abkürzung für Digital Video Broadcasting – terrestrial und bezeichnet die terrestrische (=erdgebundene) Verbreitung der Fernsehsignale in der Atmosphäre und ist eine Variante des DVB, die vor allem in verschiedenen europäischen Staaten sowie in Australien als Standard für die Übertragung von digitalem Fernsehen und Hörfunk (Radio) per Antenne verwendet wird. Das nordamerikanische Pendant zu DVB heißt ATSC, das japanische ISDB. In Großbritannien wird die Bezeichnung „Digital Terrestrial Television (DTT)“ und auch, soweit nicht Pay-TV, „Freeview“ verwendet.


Technik:
Die für DVB-T genutzten Übertragungs-Frequenzen entsprechen den schon vom analogen Rundfunk bekannten UHF- und VHF-Kanälen, von denen in Europa im VHF-Bereich jeder 7 MHz und im UHF-Bereich jeder 8 MHz umfasst. Bei der digitalen Ausstrahlung lassen sich diese Kanäle effektiver ausnutzen als bei analoger Technik, da mehrere Sender pro Kanal übertragen werden können. Das funktioniert, indem durch das verwendete Modulationsverfahren COFDM die Bandbreite in mehrere tausend Einzelträger aufgeteilt wird. Jeder dieser Einzelträger wird dann wiederum mit einem der drei für DVB-T festgelegten Modulationsverfahren QPSK, 16-QAM oder 64-QAM moduliert.

Die Modulation mit COFDM ist nötig, da sich die bei DVB-S und DVB-C verwendeten Verfahren QPSK bzw. QAM für die Ausbreitungscharakteristik terrestrischer Wellen im VHF/UHF-Bereich als ungünstig erwiesen haben. Hinzu kommt, dass Kabel- und Satellitenempfänger weder darauf ausgelegt sein müssen, dass sich die Empfänger bewegen, noch mehrere Sender im Empfangsbereich aktiv sind. Da bei DVB-T häufig mehrere Senderstandorte dasselbe Programm auf derselben Frequenz abstrahlen (so genannter Gleichwellenfunk), unterscheiden sich regional einzelne Kodierparameter der Ausstrahlung, wie zum Beispiel die Länge des Schutzintervalles. Diese Einstellungen wirken sich direkt auf die Nutzdatenrate der Aussendung aus.

Die praktisch erreichte Datenrate pro Kanal liegt je nach eingestellten Parametern zwischen ca. 12 und 20 Mbit/s. Hierbei stellt z. B. Nordrhein-Westfalen auf Grund der höheren Senderdichte und der damit einhergehend notwendig höheren Länge des Schutzintervalls nur 12,75 Mbit/s bereit, wohingegen in Berlin 14,25 Mbit/s erzielt werden. Nach Angaben der DVB-T-Mitteldeutschland erreicht man dort bei 64-QAM bis zu 20 Mbit/s. Die Datenrate eines Kanals (nicht zu verwechseln mit einem Bouquet) wird hierbei auf mehrere (meistens vier) Programme aufgeteilt. Jedes einzelne Programm bekommt somit eine mittlere Bitrate von ca. 3 bis 3,5 Mbit/s. Zum Vergleich: Für eine dem heutigen analogen PAL-Fernsehsignal gleichwertige Bildqualität werden bei digitaler Übertragung ca. 3 bis 5 Mbit/s benötigt, auf DVDs werden maximal Datenraten bis zu 9,8 Mbit/s erreicht.

Bei der Übertragung von Bildern mit hohem Bewegungsanteil (z. B. Action- oder Sportszenen) mit nur 3,5 Mbit/s kann es zur Bildung von sogenannten Blockartefakten (Klötzchenbildung) kommen. Das Playoutcenter hat jedoch die Möglichkeit, die Datenrate jedes Kanals innerhalb des Multiplexes dynamisch zuzuweisen. Rein statistisch betrachtet wird nicht auf allen Kanälen gleichzeitig die volle Bandbreite benötigt. In der Praxis sind jedoch nur wenige Sender in der Lage, diese Möglichkeit auszuschöpfen. Die Sender reduzieren lieber die Auflösung der Übertragung und liefern so ein unscharfes Bild, das jedoch weniger Artefakte enthält. Da Artefakte wesentlich auffälliger sind als unscharfe Bilder, haben auch die meisten Zuschauer kein Problem mit diesem „Kunstgriff“.

Wie bei den anderen DVB-Varianten auch wird bei DVB-T der sogenannte „Multiplex“ (gesamte Daten, die auf einem Kanal übertragen werden, beinhaltet in der Regel mehrere Programme) als MPEG-2-TS (Transport Stream) übertragen. Dies darf nicht verwechselt werden mit der Kodierung der einzelnen Videostreams der enthaltenen Programme, diese können unabhängig davon mit einem beliebigen Videocodec komprimiert werden. Bisher wurde dafür immer MPEG-2-Video verwendet. Es wäre aber (wie bei DVB-S bereits der Fall) technisch auch problemlos möglich, mit MPEG-4-AVC (H.264) kodierte Videostreams zu versenden, etwa zur Bandbreitenersparnis bei HDTV-Inhalten. Für die Spezifikation dieses neunen Standards, der auch DVB-T2 genant wird, wurde bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Alte Geräte können DVB-T2 jedoch nicht empfangen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass neue Geräte DVB-T2 und den alten Standard nach MPEG2 decodieren können.

Insbesondere in einigen Ländern Osteuropas, in denen sich DVB-T zur Zeit erst in der Planung bzw. Testphase befindet, ist das Interesse an MPEG-4-AVC-kodiertem DVB-T deutlich größer als an der in Westeuropa üblichen älteren MPEG2-Kodierung. Somit dürfte sich mittelfristig ein „Bruch“ zwischen Ost- und Westeuropa ergeben, was die grenzüberschreitende Nutzung entsprechender Set-Top-Boxen angeht.


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