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Meme Agge Klaashen, mein väterlicher Großvater, wurde am 27. August 1897 in Manslagt, wie wie zwei Jahre zuvor (*08. September 1895) sein älterer Bruder Agge Maenen Klaashen, als Sohn der Antje Aggen Klaashen, vorehelich geboren!

 

Als ich die Kopien der Personenstandsregister aus Pewsum in den Händen hielt (1993), vermutete ich dass der Vater beider Kinder ein Agge Mehmen Klaahsen gewesen war. Ich konnte aber ein Wort in den Pewsumer Aufzeichnungen nicht lesen und stellte später fest, dass jeweils der Großvater die Geburt der Kinder anmeldete. Dieses eine, schwer lesbare Wort war: „unverehelicht“ in Zusammenhang mit der Kindsmutter.
Im Manslagter Kirchenbuch findet sich zu beiden Kindern der Hinweis, dass der Großvater (Agge Mehmen Klaahsen) den Kindern die Taufe verweigerte, weil sie „keinen“ Vater hätten. Meme Agge Klaashen, mein Großvater wurde erst am 16. März 1913, kurz vor seiner Konfirmation, mit fast 16 Jahren getauft.

 

 

 

Am 27. Januar 1894 heiratet in Manslagt ein gewisser Enne Heeren Stomberg die Gretje Gerdes Beekhuis aus Rechtsupweg. Als Trauzeuge fungiert der Vater von Antje Aggen Klaashen. Waren der Bräutigam und Klaashen Freunde oder Arbeitskollegen? Verwandt oder verschwägert waren sie jedenfalls nicht. Noch nicht!
Vor dem 19. Mai 1900 muss diese Gretje Gerdes Stomberg geb. Beekhuis als mittlerweile zweifache Mutter verstorben sein. An diesem Tag heiratete Enne Heeren Stomberg nämlich ein zweites Mal.
Diesesmal, ebenfalls in Manslagt, war seine Braut die unverehelichte Mutter des Meme Agge Klaashen, Antje Aggen Klaashen. Deren Vater war erneut als Trauzeuge anwesend.
Hatte Agge Mehmen Klaahsen seinem Freund oder Arbeitskollegen und Vater zweier kleiner Kinder, Enne Heeren Stomberg, die eigene Tochter, ebenfalls mit zwei kleinen Kindern angepriesen oder war das damals eine reine Vernunftehe.
Die Familie Stomberg/Klaashen bestand am Tag nach der Hochzeit bereits aus sechs Personen. Mutter, Vater und vier Kinder im Alter zwischen 3 und 5 Jahren. Dieser Partnerschaft entsprangen noch acht weitere Kinder ehe Antje Aggen Stomberg geb. Klaashen am 30. März 1916 verstarb.

 

Das Grab von Antje befand sich noch 1993, blumengeschmückt auf dem Manslagter Friedhof und zeugte von der großen Liebe der Stombergschen Kinder gegenüber ihrer Mutter.

 

 Meme Agge Klaashen wird um 1903 in Manslagt zur Schule gekommen sein. Aus dieser Zeit existiert noch ein altes Foto auf dem neben Meme Agge (mittlere Reihe, 3. v.re.) auch sein älterer Bruder Agge Maenen Klaashen (stehend, 6.v.re.) und Jakob Stomberg (sitzend, 2.v.li.) aus der Ehe des Enne Heeren Stomberg mit Gretje Gerdes Beekhuis zu erkennen sind.


Ob Meme Agge Klaashen einen Beruf erlernte, kann ich nicht sagen. Ich vermute ehr nicht. Er wird, wie es damals für die ärmeren Bevölkerungsschichten der Krummhörn üblich war, sein Brot durch Arbeiten bei größeren Bauern oder bei der Sicherung des Landes vor den Fluten des „blanken Hans“ verdient haben.

Am 12. Juni 1920 heiratete er die Johanna Hinderks, Tochter von Gerhard Harler Jürgens aus Greetsiel. Im Rahmen meiner Forschungen erzählte mir ein mittlerweile verstorbener Verwandter, dass Meme Agge vor dieser Ehe bereits einmal verheiratete gewesen sein soll. Aus dieser, ersten Ehe soll eine Tochter entstanden sein, die ebenfalls zu Beginn ihres Lebens den Namen Klaashen getragen haben soll, diesen aber ablegte als ihre Mutter erneut heiratete. Einen Beweis für diese Ehe konnte ich bis heute nicht erbringen.

Aus der Ehe Klaashen/Jürgens gingen zwischen 1920 und 1928 drei Töchter und zwei Söhne hervor.
Meme Agge Klaashen tat seinen Soldatendienst im 2. Weltkrieg wohl zuerst auf der Insel Norderney und später in Frankreich.

Das Ehepaar Klaashen/Jürgens lebte über vierzig Jahre bis zum Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Hauen, zwischen Pilsum und Greetsiel.

 


Das Heim von Meme Agge Klaashen (1966)

 

Im Laufe seines Lebens entwickelte Meme sich wohl zu einer Art ostfriesischem Original. Auch wenn ich ihn nur noch in seinen letzten Lebensjahren kennen lernen durfte, erinnere ich mich doch an manche lustige Begebenheit mit meinem Opa. Von älteren Krummhörnern durfte ich die ein oder andere lustige Geschichte über ihn erfahren. Einige möchte ich hier wiedergeben:


  1. Die Tochter seines älteren Bruders Agge Maenen Klaashen, Wüpkea (genannt: Keikei) aus Wybelsum traf bei einer Gelegenheit in den fünfziger Jahren, gemeinsam mit ihrem Mann (Gretus Gaiken) und den zwei Töchtern, in Greetsiel meinen Großvater. Nach einem kurzen Gespräch auf der Straße hat Opa die gesamte Familie zu einem Kööm und einem Sprudelwasser, wohl in die damals bereits existierende Gaststätte „Artz“ eingeladen. Nachdem der kurze Plausch beendet war wollte Gretus Gaiken für seine Familie zahlen. Opa konnte das verhindern. Auch in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es bereits Touristen in Greetsiel.Wenn Meme Agge Klaashen zeitgleich mit einem Touristen in der Wirtschaft war, muss es vorgekommen sein, dass der Tourist, um weiter den lustigen Geschichten meines Opas lauschen zu können und um Opas Aufenthalt in der Wirtschaft zu verlängern, der Tourist das ein oder andere Getränk spendierte. Der Wirt führte dazu hinter dem Tresen ein „Kontobuch“ für meinen Opa. Als die Familie Gaiken nun ihre Getränke bezahlen wollte, wurden von Opas Konto nur die entsprechenden Getränke abgezogen und keiner hatte etwas zu bezahlen!
  2. Eine andere Geschichte mit oder über Meme Agge Klaashen spielt hinter dem Deich. Zu Zeiten, als das Vieh in den Sommermonaten noch frei am Deich weidete, war Meme dort als Landarbeiter tätig.  Die Bauern welche ihr Vieh ziemlich nahe an der Küste weideten, hatten nicht wie heute oft üblich, hunderte von Tieren. Jede Kuh und jedes Rind hatte keine Nummer, sondern vielmehr einen liebevoll, meistens von den Kindern des Hauses erwählten Namen, auf den das einzelne Tier auch durchaus hörte. Opa hatte nun einen Heidenspaß daran, wenn er die Sommermonate nutzte um einzelnen Tier en bei seiner täglichen Arbeit am Deich einen neuen Namen zu geben. Am Ende der Weidezeit, wenn das Vieh wieder in den heimischen Stall sollte, muss es vorgekommen sein, dass der Bauer oder Viehhirte auf der einen Seite mit dem alten Namen nach einzelnen Tieren rief und mein Ahn  von der anderen Seite, den neuen Namen rufend, den Viehabtrieb verhinderte.
  3. Eine letzte Geschichte über Meme Agge Klaashen begab sich zu einer Zeit, als er bereits im Rentenalter war. Am 10. November 1994 berichtete die Ostfriesenzeitung über ein Bild welches im Rahmen einer Ausstellung des Malers Kramer-Hinte ausgestellt wurde. Dieses Gemälde zeigte Meme Agge Klaashen mit seinen Freunden Jan Müller, Jacob Boomgaarden und Wilm Bakker vor der Greetsieler Kirche sitzend, wo diese sich im Alter oft zu treffen pflegten. Als Kramer-Hinte die Männer damals malen wollte, soll Meme Agge Klaashen das Management der vier Freunde übernommen haben. Ohne eine anständige Gage wollten sie dem Künstler nicht Modell sitzen. Kramer musste bevor er seinen Skizzenblock zücken durfte, aus dem nächsten Laden eine Flasche Schnaps für die Senioren organisieren. Nicht ohne liebevolle Rachegedanken stellte Kramer meinen Opa mit einem Schnapsgläschen in der Hand dar.

 

Als in den sechziger Jahren das langjährige Heim von Meme Agge Klaashen in Hauen verkauft wurde, musste dieser mit seiner Frau Johanna umziehen. Einen alten Baum soll man nicht mehr verpflanzen! Opa wäre sicher gern bis zum Ende seines Lebens Hauener geblieben! Nachdem das Ehepaar Klaashen/Jürgens kurz bei ihrer ältesten Tochter in Pilsum untergekommen war, alle Kinder waren mittlerweile verheiratet und hatten das Elternhaus verlassen, zogen sie nach Greetsiel.In einer kleinen Wohnung der damals ungefähr hundertjährigen Witwe DeBeer in der Greetsieler Mühlenstrasse verlebten sie ihre letzten gemeinsamen Jahre. Meine Oma übernahm wohl auch die Pflege der damals bereits bettlägerigen „Oma-DeBeer“. Als ich später einmal in Greetsiel war, befanden sich in der ehemaligen Wohnung meiner Großeltern die Räumlichkeiten einer Gemäldegalerie.

Der Geruch meiner Großeltern, in deren Bett ich bei meinen Ostfrieslandaufenthalten schlief, war mir sofort wieder gegenwärtig und das Herz wurde mir schwer.  Am 10. April 1970 verstarb im Schlaf, Meme Agge Klaashen im Hause DeBeer.


Seine Witwe verzog noch ein letztes Mal in das kleine Doppelhaus am Greetsieler Mahlbusen, in unmittelbarer Nähe zur Schule. Am 07. Juli 1981 verstarb auch Johanna Hinderks Klaashen geb. Jürgens.

 

 

Meme Agge Klaashen und Ehefrau Johanna vor dem Hintereingang zum Hause DeBeer in der Greetsieler Mühlenstraße, ca. 1970.



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