antikerituale

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Antike Beschwörungen

 

Orphische Hymmne
Ich preise die an den Wegen thront, des Kreuszwegs Schattenherrscherin Hekate,
Himmelskönigin, Erdenfürstin, Meeresgöttin im Safrangewand,
Herrin der Gräber mit Seelen der Toten, fahrend im nächtlich schweifenden Zug.
Perseia, Freundin der Einsamkeit, von schnellfüßigen Hirschen erfreut,
Freundin der nächtlichen Meute, furchtbare Herrscherin!
Ungegürtete, Tierverschlingende, unbezwinglichem Angesichts fährst du mit Stieren dahin,
Schlüsseltragende Herrin des Alls.
Höre mein Gebet.
 
Medeas Beschwörung
Nacht, vertrauteste du der heimlichen Dinge, ihr Sterne die ihr der tragenden Glut nachvolgt mit der goldenen Luna;
Und du Hekate mit dreifachen Kopf, du weißt was sich jetzt anhebt,
komm und hilf mir mit murmelnden Spruch und kunstvollen Zauber.
Und du Erde du gibst den Hexen die mächtigen Kräuter.
Lüftchen, Winde und Berge, ihr Flüsse und all ihr Teiche,
Göttin der Heine, eile herbei!
Oh helft mir, ihr Götter der Nächte.
 
Um ein Zaubermittel wirksam zu machen
Mond schein hell;
leise will ich für dich singen, und für die Göttin Hekate in der Unterwelt.
Die Hund zittern vor ihr, wenn sie über die Gräber der Toten und das dunkle Blut kommt.
Sei mir gegrüßt Hekate, Grimmige, und bleib bei mir bis zum Ende.
Mach dieses Zaubermittel so wirksam wie die der Kirke, der Medea und der blonden Perimede.


Merseburger Zaubersprüche


Weihspruch für Schutzamulette

Schwarzmagie und Bosheitskraft
sei gebannt für alle Zeit
Beschützen sollst du
Tag und Nacht
Dieser Zauber sei
vollbracht!


Zur Stärkung des Selbstbewusstseins

Mächte des Wassers und Mächte der Luft -
stärkt meinen Glanz, betört meinen Duft.
Mächte des Feuers und Mächte der Erde -
auf das mein Wunsch Wirklichkeit werde!



Unfallfluch

Wenn ein Weib mit deinem Freund geschlafen hat dann verfluche die Olle :
Ich rufe dich komm zu mir nieder
den Fluch sprech ich und zu ihr bieder
Sie soll meine Rache spüren
so einfach meinen ...... zu verführen
sie soll an einen Unfall leiden
Blut soll aus den Gliedern scheiden
Unglück wünsch ich ihr herbei
Lass es geschehn, so soll es sein!

 

Weitere Merseburger Zaubersprüche

 

I
Eiris sâzun idisi, sâzun hera douder.
suma hapt heptidun, suma heri lezidun,
suma clûbôdun, umbi cuoniouuidi:
insprinc haptbandun, invar vîgandun!


II
Phol ende Uuodan vuorun zi holza.
dû uuart demo Balderes volon sîn vuoz birenkit.
thû biguolen Sinthgunt, Sunna era suister;
thû biguolen Frîia, Volla era suister;
thû biguolen Uuodan, sô hê uuola conda:
sôse bênrenkî, sôse bluotrenkî, sôse lidirenkî:
bên zi bêna, bluot zi bluoda, lid zi geliden,
sôse gelîmida sîn!

gefunden im Domkapitel zu Merseburg in einer Handschrift aus dem 10. Jahrhundert aus Fulda,
die Sprüche sind jedoch älter

Hochdeutsche Übersetzung

I
Einst setzten sich die Disen hierhin und dorthin.
Manche hefteten Haftfesseln, manche lähmten das feindliche Heer,
manche klaubten um heilige Fesseln (d.h. sie bannten die Feinde mit Zaubersprüchen)
Entspring den Haftfesseln, entfahr den Feinden!


II
Phol (=Baldur) und Wotan ritten in den Wald.
Da wart dem Fohlen Baldurs der Fuß verrenkt.
Da besprach ihn Sinthgunt, Sunnas Schwester;
Da besprach ihn Freyja, Fullas Schwester;
Da besprach ihn Wotan, der es wohl konnte:
So wie Beinrenke, so wie die Blutrenke, so wie die Gliedrenke:
Bein zu Bein, Blut zu Blut, Glied zu Glied,
sollen sein, wie geleimt!

 

Das sächsische (altniederdeutsche) Taufgelöbnis

Forsachistû diobolae?
(et respondeat):
ec forsacho diobolae.
end allum diobolgeldae?
(respondeat):
end ec forsacho allum diobolgeldae.
end allum dioboles uuercum?
(respondeat):
end ec forsacho allum dioboles uuercum end uuordum,
Thunaer ende Uuôden ende Saxnôte
ende allum thêm unholdum, thê hira genôtas sint.
Gelôbistu in got alamehtigan fadaer?
ec gelôbu in got alamehtigan fadaer.
Gelôbistu in Christ godes suno?
ec gelôbu in Christ godes suno.
Gelôbistu in hâlogan gâst?
ec gelôbu in hâlogan gâst.

ca. 10. Jahrhundert
mit diesem Taufgelöbnis mußten die von Kaiser Karl besiegten sächsischen Stämme dem Glauben ihrer Väter abschwören und sich taufen lassen
wer sich weigerte, oder weiterhin den alten Göttern opferte, verlor Haus und Hof, später auch sein Leben

Hochdeutsche Übersetzung

Sagst Du ab dem Teufel?
(und er soll antworten):
Ich sage ab dem Teufel.
Und allem Teufelsopfer?
(er antworte):
Und ich sage ab allem Teufelsopfer.
Und allen Teufelswerken?
(er antworte):
Und ich sage ab allen Teufelswerken und -worten,
Donar und Wotan und Saxnot
und allen den Unholden, die ihre Genossen sind.
Glaubst Du an Gott, den allmächtigen Vater?
Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater.
Glaubst Du an Christ, Gottes Sohn?
Ich glaube an Christ, Gottes Sohn.
Glaubst Du an den heiligen Geist?
ich glaube an den heiligen Geist.

 


Und hier ein paar Zaubersprüche als Beispiele für das Vermischen des alten heidnischen mit dem neuen christlichen Glauben

Contra rehin

Primo dic pater noster. in dextram aurem.

Marh phar.
niene tar.
mvnt was.
marh was.
war come du do.
var in dinee
ciprige.
in dine
marisere.
daz dir ze bvoze.

ter. et pater noster.

aus dem 12. Jahrhundert

Gegen die Rähe

Zuerst sprich ein Vaterunser ins rechte Ohr.

Geh weg, Dämon!
Schade nirgendwo.
Schutz war(?).
Dämon war(?).
Wo kommst Du her ?
Geh in dein
Gebirge,
in deine
Meere.
Das dir zur Heilung.

Und drei Vaterunser.

 

Pro nessia

Gang uz Nesso, mit niun nessinchilinon
uz fonna [demo] marge. In deo adra
vonna den adrun In daz fleisk.
fonna demu fleiske. In daz fel.
fonna demo velle In diz tulli.

Ter Pater noster similiter.

aus dem 9. Jahrhundert

Gegen Würmer

Geh hinaus, Wurm, mit neun Würmchen,
hinaus aus dem Marke in die Adern,
aus den Adern in das Fleisch
aus dem Fleische in die Haut,
aus der Haut in diese Pfeilspitze.

Ebenso [bete] drei Vaterunser.

 

Es ist ein Schnitter

Es ist ein Schnitter, heißt der Tod, hat Gwalt vom großen Gott.
Heut wetzt er das Messer, es schneidt schon viel besser,
bald wird er dreinschneiden, wir müssens nur leiden.
Hüt Dich, schön's Blümelein!

Was heut noch frisch und grün da steht, wird morgen weggemäht.
Die edel Narzissel, der englische Schlüssel,
der schön Hyazinth, die türkische Bind.
Hüt Dich, schön's Blümelein!

Viel hunderttausend ungezählt, was unter die Sichel fällt:
Rot Rosen, weiß Lilien, beid wird er austilgen;
ihr Kaiserkronen, man wird euch nicht schonen.
Hüt Dich, schön's Blümelein!

Trutz Tod kom her, ich fürcht dich nit! Trutz! eil daher, tu einen Schnitt!
Wann Sichel mich letzet, so werd ich versetzet
in den himmlischen Garten, darauf will ich warten.
Freu Dich, schön's Blümelein!

nach einem fliegenden Blatt von 1638, aus der Zeit des 30jährigen Krieges und der "Hexenbrände"

 

Es war ein König in Thule

Es war ein König in Thule gar treu bis an das Grab,
dem sterbend seine Buhle einen gold'nen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber, er leert ihn jeden Schmaus,
die Augen gingen ihm über, so oft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben, zählt er seine Städte im Reich,
gönnt alles seinen Erben, den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle die Ritter um ihn her,
im hohen Vätersaale, dort auf dem schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher, trank letzte Lebensglut
und warf den heil'gen Becher hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen, trinken und sinken tief ins Meer.
Die Augen täten ihm sinken, trank keinen Tropfen mehr.

aus dem Faust von Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832

 

Kirche

Es webt und rausch ein uralt heil'ger Hain,
Die Kräfte steigen schaffend auf und nieder,
Die ew'gen Wasser steigen aus dem Stein,
Und aus den Lüften tönen Frühlingslieder.

Die Blumen sprießen schön und farbenrein,
Die Wipfel breiten aus ihr Laubgefieder-
Doch immer dringt der Priester Rotte ein
Und fällt das freie Gottesleben nieder.

Sie fügen aus den Bäumen sich ein Haus
Und jagen Liebe, Lenz und Licht hinaus:
Hier muß der Gott nach ihrem Willen leben!

Dem Geist, der sich sein Wohnhaus selber schafft,
erbauen sie die enge Kerkerhaft-
Ein Totenhaus, dem Leben Raum zu geben!

Ludwig Pfau (1821 - 1894)

 

Gesang der Toten

Du Wandrer, der im Lichte
Ob unsern Häuptern geht,
Auf dessem Angesichte
das rote Leben steht-
O wolle nicht vergessen
In deinem Sonnenschein
Der Toten, die indessen
Bedeckt ein kalter Stein.

Wir haben auch dort oben
Voreinst wie du gelebt,
Von all dem Drang umwoben,
Gelitten und gestrebt.
Wir haben unsre Hände,
Die fleißigen, geregt,
Eh' man in diese Wände,
Die engen, uns gelegt.

Die Wege, so du schreitest,
Die haben wir geweiht;
Die Bahnen, wo du streitest,
Die haben wir befreit.
Wir sind in Nacht gestiegen,
Auf das dir werde Licht;
Drum unter deinen Siegen
Begrab die unsern nicht!

Und wenn, was wir errungen,
Dir klein und dürftig ist,
Nachdem du fortgedrungen
Auf unsern Schultern bist-
Bald werden andre kommen
Und auf den deinen stehn,
Den Berg, den du erklommen,
Nur noch als Hügel sehn!

Drum laß den Kranz der Ehre
Uns unversehrt und ganz,
Damit dir nicht verwehre
Die Nachwelt deinen Kranz!
Und wandelst du dort oben,
So denk, wer dich zum Licht,
Zum Leben dich gehoben-
Vergiß der Toten nicht!

Ludwig Pfau (1821 - 1894)

 

Einheit

Ich bin vom Blut der Heiden
Und kann die Gottnatur
In gut und schlecht nicht scheiden:
Sie ist mir Eines nur.

Ihr prägt viel tausend Namen,
Zerlegt bis zum Atom,
Doch alles ist ein Samen,
Ist eines Lebens Strom.

Die Weltenseele schweben
Fühl ich im Tropfenfall,
Im linden Wipfelbeben,
Im Wetterwiderhall.

Sie grub im Vorweltschweigen
Am Fels die Runenschrift,
Flüstert im Blumenneigen
Der freien Alpentrift.

Sie singt im Föhnsturmsausen
Vom Auferstehn der Saat,
Sie ruft im Sturzbachbrausen:
Erlösung ist die Tat!

Ich hab mich selbst gefunden
In jeder Kreatur,
Bin unlösbar verbunden
Ein Teil der Allnatur.

Ein Funken, nie verknistert
Bin ich vom Urlichtschein,
Von Ewigkeit verschwistert
Mit Wald, Getier und Stein.

Arthur von Wallpach (1866 - ?)

 

Erster Merseburger Zauberspruch:

Eiris sâzun idisi, sâzun hera, duoder.
suma hapt heptidun, suma heri lezidun,
suma clûbôdun umbi cuoniouuidi:
insprinc haptbandun! invar vigandun!

Einst setzten sich Frauen, setzten sich hierhin, dorthin.
Einige knüpften Fesseln, andere hielten das Heer auf.
andere lösten die Stricke auf:
Entspring Haftbanden! Entflieh den Feinden!

Zweiter Merseburger Zauberspruch:

Phol ende Vuodan vuorun zi holza
du uuart demo Balderes volon sîn vuoz birenkit.
thû biguol en Sinhtgunt, Sunna, era suister;
thû biguol en Frîia, Volla, era suister;
thu biguol en Vuodan, sô hê uuola conda:
sôse bênrenkî, sôse bluotrenkî,
sôse lidirenkî:
bên zi bêna, bluot zi bluoda,
lid zi geliden, sôse gelîmida sîn!

Phol und Wodan ritten in den Wald.
Da wurde Balders Fohlen der Fuß verrenkt.
Da besprach ihn Sinthgunt und Sunna, ihre Schwester;
da besprach ihn Frija und Volla, ihre Schwester;
da besprach ihn Wodan so, wie er es gut konnte:
Ob Beinverrenkung, ob Blutstau,
ob Gliederverrenkung:
Knochen zu Knochen, Blut zu Blut,
Glied zu Gliedern, als ob sie geleimt wären!



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