Bürgerfest Hanau

oder

Der Krieg und das Fest

 

Auch in Hanau wurden die falschen, braunen Kriegsgötter verehrt -
Und so wurde unsere Stadt unter den Bombenteppich gekehrt!
Vier Uhr früh, es brach das Inferno über Hanau herein
Und tatsächlich blieb fast kein Stein auf einem Stein!
Erst mit Sprengbomben die ganzen alten Dächer abgedeckt,
dann mit Phosphor- und Brandstabbomben das Gebälk in Brand gesteckt,
ohne Vorwarnung, die Menschen wurden aus dem Schlaf gesprengt -
auf dem Weg zum Keller hat es mehr als nur die Kleider angesengt:
Aus Menschen wurden Fackeln, Keller zu Todesfallen,
all die Schreie der Verschütteten, die ungehört verhallen,
das Ersticken in der brennenden, rauchverseuchten Stadt,
so mancher Zeitzünder, der seinen Tod noch nicht abgegeben hat…

Und deshalb feiern wir hier heute dieses kleine Bürgerfest -
auch als Mahnung - vergiss nie ganz Deine Geschichte!

Als Brand und Rauch sich verzogen wurde den Überlebenden gewahr,
dass da keine Heimat, ganz einfach kein Hanau mehr war!
Zerlumpte, Ausgebrannte, Besitzlose, kaum mehr als das Hemd am Leibe
Auf der verzweifelten Suche nach einer neuen, warmen Bleibe!
Keine zehn Tage nachdem der Himmel Blut und Feuer gespieen,
sah man jene Piloten in Panzern an den Trümmern vorüber ziehen.
Manch ehrlich entsetzte GI hat sich bei all dem Schutt gedacht,
dass da ein Wiederaufbau doch wohl keinen Sinn mehr macht…
Doch Heimat heißt nicht Heimat um sie einfach aufzugeben,
wo Tote noch geborgen regt sich schon wieder neues Leben,
um einen ausgeglühten Ofen in einem kleinen Kellerloch -
Hanau - ein zerfetztes Lebewesen, doch das Herz schlägt immer noch!

Und deshalb feiern wir hier heute dieses kleine Bürgerfest -
auch als Mahnung, vergiss nie ganz Deine Geschichte!

Noch sind hier Männer Mangelware, meist nur Alte und Versehrte,
und allzu Wenige, gebrochene, vom Kriege heimgekehrte,
auch die Frauen müssen Schaufeln packen, soll es doch weitergehen -
blutigen Fingern und Schmerz zum Trotze - es muss doch Hanau neu entstehen!
Am 18. August, mehr als zweieinhalbtausend Menschen sind gekommen,
haben voller Zuversicht die Zukunft in die Hand genommen
Schulter an Schulter, gemeinsam für eine neue, alte Stadt
In der Recht, Freiheit und Toleranz eine neue Heimat hat!

Und deshalb feiern wir hier heute dieses kleine Bürgerfest -
teils als Mahnung - vergiss nie ganz Deine Geschichte!
Wenn sich auch das Leid nur noch schwer ermessen lässt,
so steht es heute doch noch mal im Rampenlichte!