Geschichten zum nachdenken

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Ich möchte eine Blume sein

 


 


Ich möchte eine Blume sein,möchte stehen an einem Ort voller Ruhe und Glückseligkeit. Der Regen ist mein Wein und die Erde gibt mir Kraft und Energie für die Farben meiner Knospen am nächsten Tag. Kinder beugen sich zu mir herab und strecken mir ihre kleinen Nasen zu, um vorsichtig den Duft meiner Blüten zugeniessen. Mit den ersten Strahlen der Sonne recke ich mich stolz empor, breite meine Blätter aus und sauge die wärmende Kraft in mir auf. Ich drehe mich mitdem Lauf der Sonne, und in der Abenddämmerung erlebe ich einen Sonnenuntergang wie ihn sich mancher Mensch nur erträumen kann.



Ich liege auf einer grünen Wiese, habe die Augen geschlossen und gehe meinen Gedanken nach. Das Leben als Blume könnte mir wirklich gefallen.
Die Gesprächs fetzen einer Picknick gesellschaft reissen mich aus meinen Träumen.Unauffällig beobachte ich wie sie ihre Decken ausbreiten und sich am Rand derWiese niederlassen. Kaum 2 Meter entfernt steht eine einzelne kleine Blume, diesich der Sonne entgegenstreckt und Kraft für die kalte Nacht tankt. Eine Frau rammt einen Sonnenschirm in die Erde und nimmt der kleinen Blume die Sonne. Ichglaube zu sehen wie dieses, im Vergleich zu den Menschen, winzige Geschöpf der Erde sich reckt und streckt, um an die lebenswichtigen Sonnenstrahlen zugelangen, vergeblich. Ein älterer Mann giesst sein durch die Hitze des Tageswarm gewordenes Bier achtlos ins Gebüsch und schmeisst die Flasche gleich hinterher. Der kleinen Blume werden zwei Blätter abgerissen, aber das scheint den Mann nicht zu stören. Ein Pärchen mit Hund gesellt sich zu der Gruppe undnach großem Hallo und wie geht es Euch wird der Hund von der Leine genommen und sich selbst überlassen. Der ältere Mann mit dem Bier schmeisst einen herumliegenden Stock und ruft dem Hund zu such! Der Hund rennt in Richtung Gebüsch, findet den Stock und fängt an ihn zu vergraben.Seine emsigen Pfoten wühlen die Erde auf und die kleine Blume wird mit Erdklumpen und kleinen Steinen beworfen. Fast wirkt es so, als ob die kleine Blume den Dreck abschütteln möchte, doch die tief rote Blüte ist schon so mit Dreck bedeckt, dass der Blumenstängel knickt und sich langsam zur Seite neigt.Als wenn das noch nicht genug Leid wäre, stellt sich der Hund neben sie, gehti n die Hocke, um kurz darauf seinen Darm über der kleinen Blume zu erleichtern.
Als die Gesellschaft sich zum Aufbruch rüstet fällt in der Hektik eine schwere Kühlbox um und begräbt die kleine Blume unter sich. Ich sehe noch ein einzelnes Blatt unter der Box hervorragen
klein gerissen und verdreckt,kein Sonnenstrahl wird sie mehr zu schimmernder Farbenpracht verleiten.


Die kleine Blume ist tot.
Noch Stunden nachdem die Gesellschaft die Wiese verlassen hat sitze ich hier und starre auf das Häufchen Elend, das einmal eine Blume war. Sie wurde beschissen, getreten, beschmutzt, gepeinigt und gebrochen, bis sie sichschließlich in ihr Schicksal ergeben hat. Alles Kämpfen und Aufbäumen gegen die Mächtigen und Großen hat nichts genützt, am Ende hat sie doch verloren.
Dicke Tränen laufen mir übers Gesicht als ich Ziellos durch den Park laufe,denn aus tiefstem Herzen weiß ich eines mit Gewissheit: Ich bin auch eine Blume



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