Epilepsie 

Epilepsie ist eine Krankheit, die meist sehr überraschen und mit unter völlig unvorbereitet eintritt. Wir selbst haben - Gott sei Dank - noch keine Erfahrungen mit dieser Krankheit machen müsen, aber da wir wiederholt von Freunden zu hören bekamen, wie diese eines Tages aus heiterem Himmel einem solchen Anfall ihrer Katze völlig hilflos gegenüberstanden, haben wir uns entschlossen, einen Erfahrungsbericht einer betroffenen Katzenhalterin auf dieser Seite aufzunehmen, der uns alle vielleicht ein klein wenig auf ein solch erschreckendes Erlebnis vorbereiten kann. Bitte lest diese Zeilen gründlich und prägt Euch vor allem den Ablauf ein, damit Ihr im Fall der Fälle ruhig und besonnen reagieren könnt! Denn beim richtigen Umgang mit Epilepsie, ist diese gut in den Griff zu bekommen. Die betroffene Katze kann bei der richtigen Medikation gut mit dieser Krankheit leben!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Biggi, die so freundlich war, uns ihre Erfahrungen im nachfolgenden Bericht zur Verfügung zu stellen! (Auf Biggi´s Homepage könnt Ihr übrigens mehr über ihr “Sorgenkind” Katy lesen.)


Was ist eigentlich Epilepsie?

© Brigitte Bodmann

Epilepsie ist eine Anfallserkrankung, die vom Gehirn ausgeht. Die Anfälle zeigen sich als Muskelkrämpfe, als anhaltende Muskelanspannung oder als Schüttelkrämpfe. Bewußtseinsverlußt, Halluzinationen, Verhaltens- und Wesensänderungen, Harn- und Kotabsatz sowie Speicheln können gleichzeitig beobachtet werden.
Dies ist jedoch von Fall zu Fall ganz unterschiedlich. So können die sogenannten "Grand-mal" und die "Petit-mal" Anfälle auftreten.

Grand-mal sind die großen auffälligen Anfälle, die mit Ruderbewegungen der Gliedmaße sowie "Schaum vor dem Maul" auftreten, während die Petit-mal-Anfälle nur kleine Absenzen sein können, also kleine "Abwesenheiten", die häufig lange Zeit unbemerkt bleiben.

Man unterscheidet zwischen zwei Arten der Epilepsie. Es gibt die primäre Epilepsie, die eine angeborene Krankheit ist und an der die Tiere oft erst im zweiten oder dritten Lebensjahr erkranken.

Die sekundäre Epilepsie ist nicht angeboren, sondern tritt in Folge von anderen Erkrankungen auf. Die Ursachen hierfür können sehr vielfältig sein. Andauernde Gehirnentzündungen und andere Krankheitsbilder können dafür Auslöser sein.

Typisch ist, daß ein Anfall ganz plötzlich beginnt. Dem aufmerksamen Tierbesitzer fällt auf, daß das Tier plötzlich nicht mehr ansprechbar ist, oder sich folgende Szenen zeigen: Schwanzbeißen, Raserei, Angstzustände. Die Tiere stürzen auf die Seite und es entwickeln sich nach Sekunden oder gar Minuten rhythmische Krämpfe und Ruderbewegungen in denen ungeahnte Kräfte frei werden können. Der Anfall dauert insgesamt nur wenige Minuten, danach erschlafft die Muskulatur, das Tier liegt ruhig auf der Seite und erhebt sich bald darauf. Bei Katy habe ich danach oft Gleichgewichtsstörungen beobachtet, die sich aber nach Nahrungsaufnahme, um die verlorene Energie wieder aufzunehmen, wieder gelegt haben.

Für die Therapie werden Anti-Epileptika eingesetzt, also Medikamente, die die Anfälle unterdrücken sollen. Häufig handelt es sich um Barbiturate wie Phenobarbital, das eines der wirksamsten Mittel auf Grund der geringen Giftigkeit und der langjährigen Erfahrung bei seinem Einsatz, sein soll.

Aber natürlich können auch andere Medikamente zum Einsatz kommen - je nach Tier individuell unterschiedlich und nach dem Ermessen des Tierarztes.

Das Phenobarbital wird aufgenommen über den Darmtrakt, abgebaut über die Leber und größtenteils über die Nieren wieder ausgeschieden.

Bei Beginn der Therapie wird erst bis zwei Wochen nach Einsatz des Mittels ein konstanter Wirkstoffspiegel erreicht. Während dieser Zeit muß noch mit Anfällen gerechnet werden, bis das Tier völlig auf das Medikament eingestellt ist.

Nebenwirkungen in Form von Müdigkeit, Unlust, vermehrtes Fressen sind häufig zu beobachten.

Was können wir tun?

Wenn Anfälle beobachtet werden, die wiederholt oder länger andauern, sollte schnellstens etwas unternommen werden. Da ich mich inzwischen aus gegebenem Anlaß sehr mit diesem Thema beschäftigt habe, werde ich hier versuchen, einige Tips zu geben.

Meist erschreckt man zu Tode, wenn man zum erstem Mal Zeuge eines epileptischen Anfalles wird. Die Schüttelkrämpfe können sehr dramatisch aussehen, gerade bei den sogenannten "Grand-mal"-Anfällen, die den ganzen Körper erfassen. In solch einem Fall sollte man versuchen zu verhindern, daß das Tier sich verletzen kann.

Man sollte vor allem Ruhe bewahren, möglichst alle Geräuschquellen wie Musik, TV oder anderes ausschalten, das Licht dämpfen und beobachten. Manche Katzen gehen geradezu in die Luft, d. h. sie prallen gegen Möbel oder Wände oder sie rennen wie von Panik getrieben ziellos umher. Dies konnte ich auch bei unserer Katy schon beobachten. Irgendwann fallen sie dann auf die Seite und die eigentlichen Muskelkrämpfe beginnen.

Man muß in so einem Fall ganz genau beobachten, damit man dem Tierarzt später wichtige Informationen geben kann, da dieser die Anfälle in der Regel nicht persönlich beobachten kann. Man sollte versuchen, sich daran zu erinnern, ob irgendetwas Außergewöhnliches auftrat, das den Anfall ausgelöst haben könnte. Hierzu könnte starke psychische Erregung durch laute Geräusche etc. zählen.

Man muß darauf achten, ob der ganze Körper des Tieres beteiligt ist, ob Zuckungen auf den ganzen Körper verteilt sind oder eine Körperseite mehr betroffen ist, ob Speicheln, Kot- oder Harnabsatz dazukommen und ob das Tier auf Zuruf noch reagiert.

Manche Tiere zeigen kurz zuvor ein sonderbares Verhalten, das man "Aura" nennt. Bei wiederkehrenden Anfällen kann man darauf achten und vielleicht einen bevorstehenden Anfall schon voraussehen.

 

Manche Tiere verkriechen sich, kratzen, geben Laute von sich, wirken orientierungslos oder können aggressiv werden. Andere bleiben abrupt stehen und die Pupillen erweitern sich, bevor der eigentliche Anfall beginnt.

Je genauer dem Tierarzt der Vorfall berichtet werden kann, desto sicherer kann er die in Frage kommenden Ursachen eingrenzen. Hinter einem Anfall können sich nämlich auch ganz andere Erkrankungen verbergen, z. B. Infektionsstörungen, Stoffwechselkrankheiten und Erkrankungen der inneren Organe wie Leber, Herz und Nieren. All diese Ursachen können sich auf das Gehirn auswirken, wo die epileptischen Anfälle ihren Ursprung haben.

Wenn sich Anfälle also häufen, sollte unbedingt etwas unternommen werden, denn wenn feststeht, daß es Epilepsie ist, können die Anfälle unbehandelt immer heftiger werden, kürzer aufeinander folgen und schließlich sogar in den "Status epilepticus" übergehen. Dies ist die Bezeichnung für einen Daueranfall ohne eine zwischenzeitliche Erholung, der sogar zum Tode führen kann.

Nur eine wahrscheinlich lebenslange Medikamentengabe kann Abhilfe schaffen. Die Beruhigungsmittel enthalten Wirkstoffe aus der Gruppe der Barbiturate und Benzodiazepine und werden von Katzen in der Regel sehr gut vertragen, aber nicht alleTiere sprechen darauf gleich gut an. Es kann vorkommen, daß die Anfälle damit für immer ausbleiben, aber ebenso gut kann es sein, daß gar nichts bewirkt wird. Bei den meisten aber läßt sich immerhin die Anfallshäufigkeit und -schwere auf ein "erträgliches" Maß reduzieren.

Die Medikamente müssen regelmäßig gegeben werden. Ist dies nicht der Fall, können sehr starke Anfälle provoziert werden. Gleiches gilt auch für eigenmächtige Dosis-Änderungen des Besitzers. Vor Änderungen der Dosierung sollte man deshalb unbedingt Rücksprache mit dem Tierarzt halten. Außerdem sollte regelmäßig der Wirkstoffspiegel im Blut sowie anhand des Blutes die Leberwerte überprüft werden, da die Leber für den Abbau der Wirkstoffe
zuständig ist.

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