2006:

 

 

Die Ziele für 2006:  (Stand: Januar 2006)

 

Nachdem die Mission „Schneller, höher, weiter“ sich 2005 nur teilweise erfüllte, bleiben einige Ziele unverändert zum Vorjahr bestehen.

Insbesondere das Frühjahr sollte unter dem Zeichen der Verbesserung der Bestzeiten auf 10 Kilometer (Ziel: unter 50 Minuten) und im Halbmarathon (Ziel: unter 1:50:00) stehen.

Und ich wollte endlich mal beim Halbmarathon in Hagen-Emst an den Start gehen, was bisher nicht klappte.

Eigentlich wollte ich im Mai den Menden-Marathon laufen, las dann aber einen Bericht über den caritativen „Run-for-Help“- 24 Stunden - Lauf, der einen starken Reiz auf mich ausübte. Nachdem ich dann festgestellt hatte, dass Ulli und Andre, meine Laufbekanntschaften vom Kölner 12er 2005, und Gregor (gnies) auf dem Laufen-Aktuell-Forum auch dort starten wollten, plante ich um.

Einen Marathon wollte ich gerne mit dem „unter 4 Stunden“-Ziel laufen.

Zufällig stieß ich auf den Gorch-Fock-Marathon in Wilhelmshaven, der terminlich gut zu passen schien.

 

In der zweiten Jahreshälfte wollte ich dann eher den Schwerpunkt bei den Ultra-Strecken setzen. Eventuell und urlaubsplanungsabhängig zum Einstieg den Härdlerlauf, dann den „Fünfziger“ in Arnsberg.

Hauptziel war jedoch die Teilnahme am Kölner 12er, bei dem ich die kompletten 12 Stunden unter die Füße nehmen wollte (Ziel: 100 Kilometer), und ansonsten im 6-Stunden-Lauf nahe an die 60 Kilometer herankommen wollte.

Für den Herbst peilte ich an langen Läufen noch die Teilnahme am 6-Stunden-Lauf in Troisdorf an.

 

Ich wollte auch abendliche Fernsehstunden aktiver mit regelmäßigen Kräftigungs- und Dehnungsübungen, insbesondere für den Oberkörper, gestalten.

Und damit die Wünsche nach neuen Bestzeiten und -weiten leichter erreichbar sind, nahm  ich mir (mal wieder) eine gesündere Ernährung und die Reduzierung meines Gewichtes um (mindestens) 10 kg vor.

Wobei dieses Ziel wohl das am schwierigsten erreichbare sein dürfte...

 

 

Laufplanung 2006 (Stand: 30.01.06)

 

Hier können sich je nach Zeit, Gesundheitszustand, Ferienplanungen, Leistungsstand und so weiter natürlich noch Änderungen ergeben.

Manchmal schließt natürlich auch die Teilnahme an einem Lauf die Teilnahme an einem anderen aus, wenn die Läufe zu nahe aneinander liegen oder es „trainingsmethodischer Humbug wäre“.

Es sieht also umfangreicher aus, als es am Ende tatsächlich sein wird.

 

29.01. / „Krötenwanderung“ / Bochum/Kemnader See / 50 km

Wahrscheinlich nur ein Teilstück, da die langen Trainingsläufe fehlen.

12.03 / Railway-Run / Hattingen / 21,1 km

Endlich mal wieder einen Halbmarathon laufen… Ziel: unter 1:55

01.04. / Frühjahrslauf Hoeschpark / DO-Barop / 10 km

Eventuell.

08.04  / 3. Bochumer Uni-Run / Bochum / 21,1 km

Vielleicht, wenn der Kurs bestzeitentauglich ist.

15.04 ./ 59. Int. Paderborner Osterlauf  / Paderborn / 10 oder 21,1 km

Wenn ich nicht im Urlaub bin und wieder einige Läufer aus dem Forum mit dabei sind.

30.04. / Rhein-Ruhr-Marathon / Duisburg / 42,2 km

Eventuell, wenn ich den Gorch-Fock-Marathon nicht laufe.

06.05. / 4. Ennepetal-Lauf / Ennepetal / 10 km

Hier fing 2003 alles an - auch bei der 4. Veranstaltung möchte ich wieder dabei sein. Ziel: vielleicht schon unter 50:00.

14.05 / 14. Glückauf-Halbmarathon / Unna / 10 oder 21,1 km

Nur ganz vielleicht und auch nur, wenn ich nicht in Wilhelmshaven starte

14.05 / 1. Gorch-Fock-Marathon / Wilhelmshaven / 42,2 km

Der Lauf in frischer Seeluft  durch das Hafengebiet klingt sehr interessant. Vielleicht mit verlängertem Wochenende. Ziel: unter 4 Stunden, wenn der Wind mitspielt.

20.05. / 32. Willi-Comin-Lauf / Ennepetal / 12 km (profiliert)

Der Lauf auf schöner, aber nicht einfacher Strecke liegt fast vor der Haustür. Falls ich in Wilhelmshaven laufe, fällt er für mich aber wohl flach.

25.05. / 39. Int. Hagener Volkslauf / Hagen-Emst / 21,1km (profiliert)

Zum Genießen. Sozusagen ein „Lauf durch die Kindheit“.

03.06. / 3. City-Lauf / Herdecke / 10 km auf und ab

Eher unwahrscheinlich.

17.06.-18.06. / Run for Help  / Bad Lippspringe / 24 Std. auf 620 Meter-Kurs

Das Highlight des ersten Halbjahres. Ziel: die ersten 50 km bzw. 6 Std. auf Bestzeit, danach ruhiger. Weitere Ziele: Minimal 2 x Marathon (84,4 km), besser 100 km, optimal 3 x Marathon (126,6 km). Und dabei Lauf-Pausen-Ernährungs-Rhythmus testen und laufend helfen (Charity-Lauf).

26.06. / 4. Hombrucher Straßenlauf / Dortmund-Hombruch / 10 km

Wenn ich dann schon wieder laufen kann…

08.07. / Härdlerlauf / Schmallenberg / 44,5 km (389 Höhenmeter)

Möglicherweise, wenn die Beine mitspielen und ich nicht im Urlaub bin.

09.07 ./ Nordsee-Meeresboden-Marathon /Cuxhaven / 42,2 km

Möglicherweise, wenn die Beine mitspielen und ich dort im Urlaub bin.

05.08. / 20-Km-Waldlauf / Menden / 20 km (ca. 365 Höhenmeter)

Ziel: deutlich unter 1:55 

20.08. / Volkslauf „Durch die Haardt“ / Haltern am See / 20 km

Vielleicht, wenn es gut in den Plan paßt

27.08. / 4. Seilersee-Cup/Iserlohn / 21,1 km

Eher unwahrscheinlich, wenn ich in Arnsberg laufe – und dann höchstens locker

03.09. / Internationaler Arnsberger Ultramarathon / Arnsberg / 50 km

Der Lauf findet eventuell zum letzten Mal statt. Trotzdem sollte mir der „Bambinilauf“ über 50 km reichen. Die 100 km überlasse ich anderen.

17.09. / 21. Dortmunder Citylauf / Dortmund / 10 km

Mal sehen.

24.09. / Hans-Sichelschmidt-Gedächtnis-Lauf (Sterntalerlauf) / Herdecke / ca. 9,5 km profiliert

Wäre schön, wenn es dieses Jahr wieder klappt.

15.10. / 3. Kölner 12er / Köln-Weiden / 12 Std.

Das Highlight des 2. Halbjahres. Nach meiner Ultra-Premiere 2005 über 6 Stunden möchte ich gerne über 12 Stunden starten und 100 km schaffen. Angemeldet bin ich schon.

28.10. / Rund um den Mühlenberg / Iserlohn / ???

Über den Lauf weiß ich leider noch gar nichts.

05.11. / Bottroper Herbstwaldlauf / Bottrop / 25 oder 50 km

Wenn ich am 15.10. in Köln gelaufen bin und/oder am 12.11. in Troisdorf laufen will dann wohl höchstens eine lockere 25 km-Runde. Ansonsten vielleicht die kompletten 50 km.

05.11. / Rund um Ennepetal / Ennepetal / Verschiedene Etappen bis insgesamt 54,5 km

Gruppenlauf. Vielleicht ein paar Teiletappen, wenn ich nicht in Bottrop laufe.

12.11. / Troisdorfer 6 Std.-Lauf / Troisdorf / 6 Stunden

Ziel: 60 km, wenn ich sie bis dahin nicht schon geschafft habe.

25.11. / 19. Herbstwaldlauf Elsey / Hagen-Elsey / 10 km profiliert

Mal sehen. Das wird wohl eine kurzfristige Entscheidung.

??.??./ Parklauf „Rund um den Fernsehturm“ / Dortmund (Westfalenpark)  / 10 km leicht profiliert

Mit diesem Lauf habe ich noch eine „Rechnung offen“…

02.12. / 23. Nikolauslauf / Herdecke / 9,6 km

Der Lauf ist für mich eigentlich ein „Muß“, könnte aber mit Bertlich-Planungen kollidieren

03.12. / Bertlicher Straßenläufe / Herten-Bertlich / verschiedene Distanzen von 5 – 42,2 km

Hier wird voraussichtlich wieder das jährliche Treffen der Laufen-Aktuell-Foris sein. Wenn ich beim Nikolauslauf gestartet bin, werde ich aber wohl nur ein lockeres Läufchen machen.

10.12. / Weihnachtslauf / Witten / 10 km

Nur ganz, ganz vielleicht. Wahrscheinlich ist an diesem Tag auch der Glühweinlauf der Dortmunder Endorphinjunkies.

31.12. / Silvesterlauf / Werl -> Soest / 15 km

Auch schon ein „Muß“. Ziel: unter 1:20 oder vielleicht schon 1:15

 


 

„Krötenwanderung“, Bochum/Kemnader See, 29.01.2006

 - Zwischen Steppenhühnern und Käsesuppe -

 

Nach dem Ausstehen zeigte das Thermometer 10,8 Grad. Unter Null. Ganz schön knackig für westfälische Verhältnisse.

Es war der Tag der „Krötenwanderung“, einem Ultra-Traininglauf mit Wettkampfcharacter. Oder doch ein Wettkampf mit Trainingscharacter? Wie auch immer.

 

Da die Strecke drei Mal um den Kemnader See führt mit Zwischenstopps in der Küche des Veranstalters Stephan (www.steppenhahn.de), konnten auch Teilstrecken gelaufen werden.

Da ich 2006 bis dahin an längeren Läufen gerade mal einen Zwanziger gelaufen bin, meine neuen Treter noch leichte Kniebeschwerden verursachten und ich am Vortag beim Umzug meines Bruders noch etliche Möbelteile aus dem 5 Stock transportiert hatte, war für mich klar, dass ich wohl spätestens nach der 32 km-Variante an Stephans Küchentisch Platz nehmen würde.

Bei mir stand aber auch nicht die sportliche Leistung im Vordergrund, sondern das gesellige Beisammensein, das Wiedersehen mit Bekannten und das Kennenlernen von Unbekannten.

 

Leider kam ich, wie so oft, zu spät zu Hause los und verfuhr mich dann noch, so dass ich es nicht rechtzeitig zum Start schaffte. Bei der Parkplatzsuche in Reichweite von Stephans Haus sah ich den Läuferpulk starten.

Ich kannte die Streckenführung von dort zum See nicht und hatte auch keine Lust, zwei Stunden auf Mitläufer meines Tempos zu warten, also fuhr ich den Weg ein Stück zurück und stieß in der Nähe des Botanischen Gartens zum Feld.

Von dort ging es noch ein Stück Straße hinab bis zum See.

Bis zum ersten Pipistopp lief ich mit Deutschlandlauf-Finisher Rainer Wachsmann. Danach dann mit Jens (Vieler), der auf mich wartete und sich notgedrungen von mir bremsen ließ, obwohl ich bereits im Tempodauerlauftempo lief.

Aber so hatte er wenigstens einen Ortskundigen dabei, denn die Kemnade-Runde kannte ich ja von den sonntäglichern Lauftreff-Runden.

Diesmal umliefen wir den See jedoch gegen den Uhrzeigersinn.

Die Strecke war nicht einfach zu laufen. Ein Großteil war festgetretener Schnee. Teilweise war es aber auch vereist und rutschig. Viel los war am See um diese Uhrzeit noch nicht.

 

Am Parkplatz, wo die Strecke wieder bergan zum Step führt, hatte Sigi Bullig sein Wohnmobil als Verpflegungsstation platziert.

Nach einem kurzen Stopp liefen Jens, ein weiterer Läufer und ich die Strecke hoch. Ich lief allerdings nur bis zum Auto und fuhr dann den Rest bis zur warmen Küche, in der ich mich erst einmal häuslich niederließ und heißen Tee trank.

Obwohl die von mir gelaufene Strecke gerade mal 12 Kilometer betrug, wollte ich keine Runde mehr dranhängen.

Aber irgendwann juckte es doch in den Beinen und ich ging mit einem kleinen Grüppchen „Steppenhühner“ die zweite Runde an, musste sie aber ziehen lassen und legte bei Sigi eine kleine Verpflegungspause ein, da ich schwächelte.

Die Seerunde musste ich dann ohne Laufpartner absolvieren.

Inzwischen hatte die strahlende Wintersonne hunderte von Ausflüglern an den See gelockt, so dass als Zusatzdisziplin neben Eislaufen jetzt auch noch Slalom angesagt war.

Die zweite Runde führte unter der Autobahnbrücke her und war deshalb kürzer.

Die umzugsmüden Beine machten sich immer mehr bemerkbar; erstaunlicherweise blieben jedoch die Knie friedlich. Trotzdem war ich froh, als ich wieder Sigi’s Verpflegungsmobil sah.

Nach einem Becher Tee machte ich mich mit Rainer Wachsmann an den Anstieg. Er wurde mir dann aber irgendwann zu schnell, so dass ich die letzten zwei Kilometer wieder alleine lief und auch mal eine Gehpause einlegte.

Als ich wieder in Step’s warmer Küche war, hatte ich ungefähr 28 Kilometer mit einigen Höhenmetern in ungefähr 3:07:15 Netto hinter mir – das reichte mir für den Tag aber wirklich. Das Laufen war bei diesen Bedingungen doch spürbar anstrengender als auf freiem Boden.

Frisch geduscht stärkte ich mich mit leckerer Käsesuppe und Kuchen, plauderte noch ein wenig mit den anderen Ultras und machte mich dann auf den Heimweg. Nette Kontakte, ein schöner, anstrengender Trainingslauf – mir hatte es gefallen.

 

 


13. Frühjahrslauf, Hoeschpark, Dortmund, 01.04.2006

- Durch den Schlamm ins Frühjahr -


Der Frühjahrslauf sollte eine Standortbestimmung für mich werden; mit einer neuen Bestzeit war (noch) nicht zu rechnen.
Der Lauf sollte in 2 Gruppen stattfinden. Die erste sollte aus den Männern bis einschließlich AK 40 bestehen, die zweite aus den Männern ab AK 45 und den Frauen. Gleichzeitig waren es Dortmunder Kreismeisterschaften.
Dies hieß für mich, dass ich in der ersten Gruppe laufen müßste, darin einer der alten Säcke wäre und mich zahlreichen ambitionierten Jungspunden geschlagen geben müßte, ohne wohl selbst viel überholen zu können.
Auf dem Weg zum Hoeschpark gabelte ich in Dortmund Daniel (wuf) auf und hegte dabei die Hoffnung, dass er wüßte, wie wir zum Hoeschpark kommen. Leider wußte er auch nur die ungefähre Gegend.
Um den Dortmunder Ring herum war es jedoch ziemlich voll, wir kamen in zeitlichen Verzug und mussten uns durchfragen. Irgendwann sahen wir den Hoeschpark und das Startbanner dann schräg links vor uns. Die nächste Straße links abbiegen, und wir wären da - dachten wir. Wir landeten jedoch auf einer Art Schnellstraße, von der es kein links ab gab. Also nächste Abfahrt raus, über die Straße und auf der Gegenfahrbahn zurück - dachten wir.
Wir kamen wieder auf eine Straße, von der es kein Entrinnen gab, mußten den Tunnel in Dortmund-Wambel durchfahren, landeten dann wohl auf der B 236 und fanden uns dann auf der B 1 Richtung Bochum wieder. Also nochmals durch den dichten Verkehr der Dortmunder Innenstadt. Den Start unserer Gruppe um 14:45 Uhr konnten wir inzwischen abhaken, aber wenigstens konnten wir kurz frohlocken. Als es anfing wie aus Kübeln zu gießen saßen wir im Trockenen, während die pünktlich anwesenden Sportfreunde wohl gründlich durchgeweicht wurden.
Nach weiteren verkehrstechnischen Irrungen und Wirrungen erreichten wir dann doch irgendwann den Parkplatz.
Zum Glück zeigte man sich bei der Wettkampfleitung flexibel. Wir durften im zweiten Lauf bei den Älteren und den Frauen starten und waren auch nicht die einzigen Zuspätkommer.
Leicht verspätet wurde das kleine Läuferfeld im Regen auf die 10 km - Strecke geschickt. Es mußte zunächst eine kleinere Runde um die alte Radrennbahn gelaufen werden, danach folgten 6 größere Runden, die auch durch ein Waldstück mit einem kleinen Tümpel führten.
Zum Teil führte die fast flache Strecke über eine Art Asche, die vom Regen total aufgeweicht war, und durch zahlreiche Pfützen jeglicher Größenordnung. In diesen Bereichen war es schon eher ein Crosslauf - und dementsprechend sahen die Läufer hinterher aus wie die Schweine.
Ich hatte mir einen Läufer ausgeguckt, an dessen Fersen ich mich heftete, diente aber wohl auch ein bis zwei anderen als Lokomotive. Ein paar Runden ging dies gut, aber dann mußte ich meinen Pacemaker ziehen lassen, nachdem bereits ein Hintermann vorbeigezogen ist. Daniel und andere Läufer hatten mich bereits einmal überrundet. Kurz vor Schluß zog auch mein zweiter Schatten an mir vorbei und ich war nicht traurig, als ich dann auch im Ziel war.
Wenigstens einmal konnte ich auch überrunden und war somit sicher, zumindest nicht letzter geworden zu sein.
Meine gestoppte Zeit von 53:46 wurde offiziell noch 3 Sekunden nach hinten korrigiert.
Ein paar Sekunden blieben sicher im Matsch hängen, aber zufrieden war ich mit der Zeit natürlich nicht. Unzufrieden jedoch auch nicht; im Vorjahr war ich nur ein Mal schneller und die Saison war ja noch jung.
Erwartungsgemäß belegte ich hier einen der hinteren Plätze.
Von 68 Männern aus beiden Läufen konnte ich nur einen hinter mir lassen, in meiner neuen Altersklasse M40 als 14. leider niemanden. Von 81 Startern und Starterinnen insgesamt war es Platz 74.
Daniel belegte in seiner AK den dritten Platz, verpaßte aber während seiner Auslaufrunde die Siegerehrung.
Nachdem wir unsere Urkunden erhalten hatten, düsten wir wieder nach Hause. Eigentlich gab es nur für die ersten drei eine Urkunde, aber im Wettkampfbüro fragten sie netterweise, ob ich auch eine haben wollte. Da sagt man nicht nein.
Fazit: der Lauf scheint eher ein Kräftemessen der schnellen Hirsche und Vereinsläufer zu sein, bei dem mittelmäßig ambitionierte Freizeitläufer mit zahlreichen Überrundungen rechnen müssen. Sicher kein Lauf der Muß-Kategorie, aber auch nicht übel.


 

 

 4. Ennepetal-Lauf, Ennepetal-Altenvoerde, 10.05.2006
- Zu verhalten? -

Mein Ziel für den diesjährigen, für mich fast schon traditionellen Zehner in Ennepetal war, schneller zu laufen als im letzten Jahr (53:26) und als im April im Dortmunder Hoeschpark (53:46).
Eine Zeit unter 52 Minuten hielt ich für unrealistisch, zumal es bei ungefähr 22 Grad nicht gerade mein ideales Läuferwetter war.
Vor dem Start noch ein kurzer Plausch mit Stefan Vorberg und Jörg Schürmann und um 15:00 Uhr wurde das Feld auf die erste Wendestreckenrunde geschickt.
Zunächst hielt ich mich im Bereich eines älteren Läufers auf, von dem ich später erfuhr, daß er der älteste Teilnehmer im Feld war, und schwamm im Feld mit.
Den ersten Kilometer stoppte ich mit 5:01, die nächsten vier mit Zeiten zwischen 5:21 und 5:30, also für mein angestrebtes Ziel zu langsam. Die 5-km-Wende erreichte ich nach 26:44.
Spätestens von da an können die Kilometer nicht mehr korrekt markiert gewesen sein, da die Schilder für km 1 und 6, 2 und 7, 3 und 8 sowie 4 und 9 parallel standen, Start und 5 km-Wendemarke jedoch nicht nebeneinander lagen.
Vielleicht erklärt sich daher auch die gestoppte Zeit von 5:49 für Kilometer 6. Kurz nach der Wende ließ ich den älteren Herrn dann hinter mir, verlor aber auf den nächsten Kilometern (5:38, 5:42) leicht an Tempo. Trotzdem habe ich wohl mehr überholt als daß ich selbst überholt wurde.
Auf den letzten zwei Kilometern (5:21 und fragwürdige 4:58) erreichte ich sogar noch Läufer, die schon ein deutliches Stück vor mir waren. Der Volkslauf wurde langsam zum Wettkampf. Eine Läuferin gab Gas und wollte sich nicht überholen lassen. Beide erreichten wir noch einen Läufer, der zunächst vor uns lief. In einer Straßenkurve nutzte ich taktisch die engere Innenbahn und zog an der Läuferin vorbei, die sich an meine Fersen heftete. Stück für Stück konnte ich mich absetzen, aber der zuvor überholte Läufer drehte kurz vor dem Ziel noch einmal auf und lief wieder an beiden vorbei. Zumindest konnte ich den zweiten Platz des kleinen Dreikampfes behalten.
Nach 54:15 (offiziell 54:19) und somit in einer Zeit, die schlechter war als erhofft, war das Rennen für mich vorbei.
Direkt nach dem Zieleinlauf war ich zwar etwas geschafft, denke aber, daß mehr drin gewesen wäre, wenn ich im Mittelteil mehr Gas gegeben hätte und wenn es etwas kühler gewesen wäre. In der AK M40 landete ich auf Platz 15 von 19 Finishern (also diesmal keine rote Laterne), bei den Männern auf Platz 60 von 84 und insgesamt auf Platz 73 von 114, also zumindest noch im zweiten Drittel.

 

 

1. Gorch-Fock-Marathon, Wilhelmshaven, 14.05.2006

- Wasser, Watt und Gegenwind -

 

Vorgeplänkel:

 

Als ich die Ausschreibung las, war ich von der Streckenführung sehr angetan. Zwei leicht voneinander abweichende Schleifen sollten unter anderem an verschiedenen Häfen, am Ems-Jade-Kanal, am Jadebusen und am Südstrand entlang führen.

Das versprach maritimes Seightseeing auf flacher Strecke und so entschloss ich mich, den Marathon mit einem verlängerten Wochenende zu verbinden.

Am Vortag reiste ich an, bezog mein Zimmer in einem Hotel direkt am Wilhelmshavener Südstrand mit Blick auf den Jadebusen und trabte ein halbes Stündchen an Promenade und Deich entlang.

Im Gorch-Fock-Haus traf ich dann später, nach einem kurzen Stadtbummel, wie vereinbart auf  Jens und Julia Vieler mit zwei ihrer Kids.

Gorch Fock hieß übrigens eigentlich Johann Wilhelm Kinau (* 22. August 1880 in Finkenwerder; † 31. Mai 1916 in der Seeschlacht am Skagerrak) und war ein deutscher Dichter. Nach ihm wurden nicht nur zwei Segelschiffe der deutschen Marine und das Gorch-Fock-Haus benannt, sondern jetzt auch der Marathon in Wilhelmshaven.

Eines der Schiffe zierte das Funktionsshirt, das es bereits zusammen mit der Startnummer gab. Im Starterpack fanden sich neben der üblichen Werbung auch noch ein kleines Brot, eine Zeitung und der Transponder für die Zeitmessung, den man während des Laufs am rechten Handgelenk tragen musste.

Im großen Saal des Gorch-Fock-Hauses fand auch die Nudelparty statt. Mit 5 Euro für Nudeln und Salat war man dabei.

 

Nachdem die Hochrechnungen aus meinen letzten 10 km-Läufen eine Endzeit von um 4:15 Stunden möglich scheinen ließen, richtete ich meine Taktik darauf aus. Ich wollte versuchen, ein gleichmäßiges Tempo um 5:55 min/km zu laufen und mit einem Schnitt knapp unter 6:00 im Ziel einzulaufen. Dabei war mir klar, dass dafür alle Voraussetzungen stimmen mussten: wenig Sonne, kaum Wind, gute Verpflegung und keine muskulären Probleme.

Da mir die Anzahl und die Ausstattung der Verpflegungsstände recht dürftig erschien, richtete ich mir eine kleine zusätzliche Versorgungsstation für „Notfälle“ am Hintereingang des Hotels ein, da der Lauf daran vorbeiführte.

 

M-Day:

 

Nach einer angenehmen Nacht, zwei Honigbrötchen und den obligatorischen Besuchen in der Keramikabteilung fuhr ich zum Gorch-Fock-Haus , wo die Marathon- und Halbmarathonstarter auf die Strecke geschickt werden sollten.

Im Startbereich traf ich nur auf Julia, die ihren ersten Marathon laufen wollte; Jens musste kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen auf einen Start verzichten und sich mit der Rolle des fotografierenden Supporters begnügen.

Bei angenehmem Wetter um 15°C im Schatten setzte sich das 600-700 Läufer starke Feld um 9:00 in Bewegung. Da die evangelische Soldatenbetreuung und die Bundeswehr Mit-Veranstalter waren, sah man viele Läufer in Laufshirts ihrer Truppeneinheit.

Über Straßen und durch einen Park ging es hinunter zum  Bontekai.

Nachdem es anfangs etwas eng war und man ausgebremst wurde, konnte man hier bereits gut laufen.  Immer am Wasser her ging es am Großen Hafen entlang zur Deichbrücke, danach weiter am Handels- und Kanalhafen entlang zur Mariensieler Schleuse am romantisch-verschlafen wirkenden Ems-Jade-Kanal.

Nach einem ersten, langsameren Kilometer pendelte ich mich schnell auf Kilometerzeiten zwischen 5:48 und 5:55 ein und schoss beim Laufen mit der Handykamera ein paar Fotos von der interessanten Strecke.

In Mariensiel, ungefähr bei Kilometer 6, verließ das Läuferfeld den Kanal und erreichte über Nebenstraßen den Jadebusen. Die Strecke führte dann ungefähr 6 km an der Nationalparkgrenze Wattenmeer entlang zur Strandhalle am Südstrand. Auf der linken Seite hatte man auf diesem Teilstück den Deich, kleine Ferienhütten, ein paar eifrig klatschende Zuschauer, Strandkörbe und etwas oberhalb die Promenade am Südstrand; auf der rechten Seite Watt und Wasser und unter sich teils leicht schräge Asphaltwege und Schafschitte.

Alles war bestens, das Tempo in Ordnung und das Lächeln für’s Foto ehrlich gemeint.

Weiter ging es vorbei am Helgolandkai und einem kleinen Yachthafen und danach auf dem Deich der Schleuseninsel bis zur Westwache des Marinestützpunktes. Knapp 15 Kilometer waren hier vorbei und meine Kilometerzeiten lagen jetzt um 6:00 Minuten herum.

Am Ausrüstungshafen, am Marinemuseum und am Großen Hafen vorbei ging es zurück zur Deichbrücke. Die Halbmarathonis wurden hier nach rechts Richtung Ziel geschickt, die Marathonis nach links in Runde 2.

 

Das Feld dünnte sich dadurch stark aus und bei mir wurde es langsam schwergängiger. Ein kurzer Anflug von „Ach wäre ich doch auch schon im Ziel“ verschwand aber schnell wieder.

Eine Pipipause wurde auch fällig. Die 2. Runde wurde nicht langweilig, aber zusehends mühsamer und es stellten sich die ersten Problemchen an den Oberschenkeln und an der rechten Knieaußenseite ein. Da war Vorsicht geboten, um sich mit dem Knie keine ernsthaften Probleme einzuhandeln. Die Sonne verschaffte sich auch immer mehr ihren Platz am Himmel und ich wurde langsam, aber sicher, kraftloser und langsamer. Hier hätte ich gut häufigere Verpflegungsstände und die erste Cola gebrauchen können; mein Energy-Gel, der Gelchip und die von Jens angereichte Apfelschorle konnten dies nicht ausgleichen. Die ersten Geh- und Dehnpausen waren fällig. Ich verabschiedete mich zunächst von der sub 4:15 und später auch von einer neuen persönlichen Bestleistung.

Die Endzeit wurde mir dann irgendwann ziemlich egal, denn ich wollte mich nicht unnötig quälen, sondern den Spaß am Lauf behalten. An Aufgabe verschwendete ich - anders als im Jahr zuvor in Münster - keinen einzigen Gedanken. Ich war mir zu jeder Zeit sicher, dass ich den Lauf auf jeden Fall mit Anstand zu Ende bringen würde, denn „richtig“ schlecht ging es mir ja nicht.

 

An der Westwache ging es diesmal auf das Areal von Deutschlands größtem Marinestützpunkt. Auf dem Weg zum Wendepunkt an der Ostmole, der direkt an mehreren Schiffen der Marine vorbeiführte, blies ein heftiger Gegenwind, der das Laufen nicht gerade einfacher machte. Nach der Wende war ein weiterer kurzer Stopp fällig, da sich ein Stein in den Schuh verirrt hatte. Von der Westwache ging es den gleichen Weg wie in der ersten Runde zurück zur Deichbrücke.

Läufer waren hier nur noch vereinzelt. Eine junge Frau lief noch durchgehend, die restlichen Läufer vor mir legten auch immer mal Gehpausen ein.

Und so langsam bekam der Lauf für mich noch einen Renncharakter. Die Endzeit, das war bereits absehbar, würde jenseits von Gut und Böse sein. Aber ein paar Plätze weiter vorne im Feld waren ohne große Quälerei noch drin. Die junge Frau, die mich zuvor überholt hatte, konnte ich trotz diverser Gehpäuschen wieder einholen und lief auf den Läufer davor auf. Der roch den Braten wohl, fand auch wieder regelmäßiger in den Laufschritt, hielt dagegen und behielt zunächst einen kleinen Vorsprung. So liefen wir auf den nächsten Teilzeit-Walker auf, der plötzlich wach wurde und sich auch nicht kassieren lassen wollte. Im Bereich der Deichbrücke zeigte sich aber, dass ich von uns Leichtinvaliden wohl noch der fitteste war, zog vorbei und bog als erster auf das Schlussstück ein. Ein Stück vor mir sah ich dann zwei junge Läufer, die auch wieder mehr ins Laufen fanden, als sie bemerkten, dass ich herankam. Sie zogen noch einmal kurz weg, aber ich legte noch einen verhältnismäßig flotten Schlusskilometer hin und konnte sie doch noch überholen. Der Transponder piepste im Ziel am Gorch-Fock-Haus bei 4:42:41. Meine selbst gestoppte Nettozeit lag bei 4:42:19. Die Differenz erklärt sich daraus, dass beim Start keine individuelle Startzeitmessung erfolgte, sondern die Startzeit für alle einheitlich gesetzt wurde. Ein Nachteil für die, die sich, wie ich, weiter hinten einsortiert hatten.

 

Nach dem Zieldurchlauf war man schnell bei der recht gut sortierten Zielverpflegungsstelle.

Sogar alkoholfreies Weizenbier gab es. Alles lag hier dicht beisammen; die Verpflegung für Zuschauer und Läufer, die Urkundenausgabe und das Massagezelt.

Ich gönnte mir ein kühles Weizen, wartete Julias Zieleinlauf ab und ließ mir später noch

vom engagierten Massageteam die Beine durchkneten.

 

Die Vielers verabschiedeten sich dann wieder Richtung Heimat, ich Richtung Hotel.

Frisch geduscht fuhr ich dann noch nach Hooksiel, ein bisschen spazieren gehen.

Es kann ja schließlich nicht schaden, wenn man sich mal ein wenig die Beine vertritt…

 

Am nächsten Morgen lief ich mich noch ein paar Minuten barfuß im Watt aus, frühstückte ausgiebig und trat dann nach einem Abstecher nach Jever auch die Heimreise an, womit mein Marathon-Wochenende im Norden zu Ende ging.

 

Fazit:


Mit meiner Endzeit war ich natürlich nicht zufrieden und auch ein bisschen enttäuscht, dass ich das angestrebte Tempo nicht länger halten konnte.

Eine bessere Zeit, zumindest wohl unter 4:30, wäre aber sicher drin gewesen, wenn vielleicht die Versorgung auf der Strecke besser gewesen wäre und ich mich mehr gequält hätte.

Aber das wollte ich nicht, und auch das Risiko langwieriger Probleme war mir zu groß; schließlich hatte ich für den Juni bereits einen 24-Stunden-Lauf auf dem Plan.

Pinkelpause und Schuhausleeren haben auch etwas Zeit gekostet. Aber was soll’s.

Der Lauf war schön - und das war die Hauptsache.

 

Die Organisation und Durchführung war (bis auf die etwas dürftige Verpflegungsstellenversorgung) gut, die Strecke schön und interessant, das Wetter spielte recht gut mit – insgesamt also eine nette, familiäre und empfehlenswerte Veranstaltung und ein schönes Wochenende an der See.

Leicht kurios bleibt bei mir weiterhin, dass meine Marathonbestzeit nicht aus einem Marathon, sondern aus einem Ultralauf stammt.

 

Vielleicht war der hohe Soldatenanteil „Schuld“ daran, dass der Frauenanteil im Feld recht gering war. Von den 283 Marathon-Finishern waren gerade mal 17 weiblich.

Dies führte dazu, dass der Damen-Gesamtsieg „erst“ bei einer 3:40:xx weg ging und der Altersklassensieg in der W35 sogar erst bei 4:40:xx..

Ich fand mich auf Gesamtplatz 259 und auf Platz 62 in der M 40 wieder (Netto-Zwischenzeiten 10 km 58:47, 20 km 1:59:21, 30 km 3:08:33, 40 km 4:27:05)

 

(Fotos) 

 

 

39. Internationaler Hagener Volkslauf; Hagen-Emst, 25.06.2006

- Ein Halbmarathon durch die Kindheit -

 

Hagen-Emst. Hier bin ich aufgewachsen. Mit diesem Stadtteil von Hagen verbinden mich besondere Erinnerungen. Vom vierten bis zum zwölften Lebensjahr habe ich hier gewohnt, gespielt, gelernt, gelebt.

Die Turnhalle, in der sich Startnummernausgabe, Duschen und Umkleiden befinden: hier hatte ich damals Schulsport.

Im Park, in dem die Schülerläufe stattfinden, habe ich früher viel Freizeit verbracht.

Fußball gespielt auf der Wiese, mein grünes Bonanzarad über die Wege getrieben und mich damit auch einmal auf der 100-Meter-Aschenbahn ordentlich lang gemacht.

Hier hatte ich vor ewigen Zeiten als Schüler auch meinen ersten Volkslauf gemacht.

In Fußballschuhen! Nachdem ich auf den ersten Metern, die über Asphalt führten, kaum Halt gefunden habe, konnte ich hinterher auf dem weicheren Boden gut aufholen. Das weiß ich noch. Irgendwo muss auch noch die alte Medaille sein...

Direkt neben dem Park meine alte Penne. Hier haben mich die ersten Schritte als Schüler hingeführt. Und hier werden mich die letzten Meter des Halbmarathons vorbeiführen.

 

Der Marktplatz ist, wie seit Jahrzehnten am Himmelfahrtstag, wieder mal zu einem großen Biergarten mit Essens-, Getränke- und Verkaufsständen für die Läufer und Zuschauer geworden. Eine Band versuchte sich an Oldies.

Im Hintergrund der Fußballplatz von Hagen 11. Hier haben wir uns früher mit der Concordia-Fußballjugendmannschaft meistens eine Packung abgeholt.

Die Ergebnisse weiß ich wohl noch: 0:15, 0:12, 0:7, 0:2, 0:0. Dann habe ich mit Fußballspielen aufgehört. Vielleicht hätten wir das nächste Spiel ja gewonnen? Egal.

 

Zurück ins Jahr 2006. Nachdem ich vor drei Jahren noch nicht so weit war und die letzten zwei Jahre passen mußte, stand ich jetzt endlich am Start des Emster Halbmarathons. Im Ausschreibungstext stand „einer der schönsten und schwierigsten Läufe“. Na ja. Das ist vielleicht ein bißchen hoch gegriffen, aber dass es die Strecke vor allen Dingen im Mittelstück in sich haben würde konnte ich ahnen, da mir einige Teilstücke bekannt waren. So kam ich dann auch gar nicht auf den Gedanken, Bestzeit laufen zu wollen, sondern wollte mal sehen, wie nahe ich mit halbwegs lockerem Laufen wenigstens an zwei Stunden komme.

Quälen wollte ich mich nicht großartig; schließlich bin ich ja eineinhalb Wochen vorher noch Marathon gelaufen.

 

Bei regnerischem, aber angenehm kühlem Wetter reihte ich mich kurz vor 10.00 in die Startaufstellung ein und traf auf „Schritti“ (Marcus) aus dem Laufforum, der den zeitgleich gestarteten Zehner anging und mit dem ich die ersten Kilometer gemeinsam absolvierte. Startschuss. Das Feld bewegte sich aus Emst heraus in Richtung Haßley, wo es ländlich wurde und die Strecke zwischen Feldern und dem Steinbruch entlang führte, bevor der Wald des Naturschutzgebietes die bunte Meute verschluckte. Nun wurde es profiliert. Über aufgeweichte, matschig-rutschige Wald- und Wiesenwege mit Steinen und Wurzeln ging es knapp 100 Höhenmeter bergab Richtung Holthausen. Hier trennten sich die Läuferfelder.

Die Halbmarathonis wurden erst leicht, dann stärker bergauf über Nebenstraßen auf den Raffenberg Richtung Märchenwald geschickt, bevor es dort wieder in den Wald ging. Kurz vor dem Märchenwald gönnte ich mir dann auch die erste Phase aktiver Erholung – also eine Gehpause.

Im Wald ließ es sich dann auf leicht welliger Strecke wieder ganz gut laufen. Das Feld hatte sich in meinem Tempobereich schon etwas entzerrt. Überholvorgänge waren selten.

Den Verpflegungsstand Nähe Wesselbach erreichte ich nach ungefähr 1:05 Stunden.

Ein Betreuer meinte, dass ungefähr die Hälfte geschafft sei. So hatte ich wenigstens mal einen kleinen Anhaltspunkt, denn Kilometermarkierungen gab es leider nicht. Hinter dem Verpflegungspunkt ging es kurz etwas steiler bergauf, so dass ich mein Wasser im Gehen trank. Ein Läufer, der sich auskannte, meinte, dass noch ein paar dieser Anstiege kommen würden. Er hatte Recht. Immer wenn ich dachte, jetzt langsam oben zu sein, kam wieder ein Anstieg – mancher wieder mit aktiver Erholung. Und so lief, ging und schlitterte man sich nach und nach von 127 Meter in Holthausen auf ungefähr 375 Meter über Null im teils nebligen Wald, bevor es wieder, am Windrad in Brechtefeld vorbei, wellig, aber mehr bergab, über offeneres Gelände und asphaltierte Strassen Richtung Staplack ging.

Die Autobahnunterführung am Staplack läutete die letzten 2,5 Kilometer ein. Hier wusste ich wieder genau, was mich erwartete. Ich erreichte wieder bewohnteres Gebiet, lief die Cunostraße lang und an der Straße „Am Großen Feld“ vorbei. Hier habe ich damals gewohnt und im Kiosk von Gustel Voß nach dem Motto „Bitte für 5 Pfennig davon, für 10 Pfennig davon und drei von diesen da“ Veilchenpastillen, Knöteriche, Nappos und sonstigen Naschkram gekauft.

Ein paar Meter weiter führt die Strecke wieder in den Emster Park, vorbei zwischen Spielplatz und alter Schule. Vor mir nichts, nach mir nichts. Ein Endspurt musste nicht sein, zügig laufen tat’s auch. Ich hatte keine Ahnung, wo ich zeitlich lag, da ich zwischendurch nicht mehr auf die Uhr gesehen habe. Ich tippte auf eine Endzeit von 2:10 und war eher angenehm überrascht, als ich kurz vor dem Ziel eine 05 hinter dem Doppelpunkt sah.

Im Ziel drückte ich die Stoppuhrtaste nach 2:06:04 und nahm die Medaille entgegen.

In Anbetracht der Streckenverhältnisse war ich einigermaßen zufrieden mit der Endzeit. Ganz so profiliert hatte ich die Strecke nicht erwartet.

 

Mit „running marcus“, einem anderen Marcus aus dem Laufforum, wollte ich hinterher noch ein Bierchen trinken, wenn er seinen 6-km-Lauf beendet hatte. Bisher hatte es irgendwie nie geklappt. Und diesmal auch nicht. Kurz nach seinem Zieleinlauf war er weg und ward nicht mehr gesehen. Nach einem Stückchen Zupfkuchen und längerer Warterei trat ich dann den Heimweg an.

 

Fazit: es war ein schöner, empfehlenswerter, aber recht anstrengender Landschaftslauf, der auch Stellen in den Beinen ansprach, die sonst nicht so oft gebraucht werden und die ich noch ein paar Tage spürte. Auch meine „Zeigezehen“ wurden ordentlich gestaucht.

Publikumszuspruch gab es fast nur im Start- und Zielbereich. Den vermisste ich aber nicht so wie Kilometermarkierungen. Der zwischenzeitliche leichte Regen störte mich gar nicht; er war eher erfrischend.

In der Ergebnisliste fand ich mich hinterher auf Platz 80 von 95 Finishern wieder; in der M 40 wurde ich 16. von 18.

 

 

  

 “Run for help“, 24-Stunden-Lauf, Bad Lippspringe, 17./18.06.2006

- Senkrecht überleben -   oder   - Die Chronologie eines Experiments -

 

Monate vorher:

 

Eigentlich wollte ich ja im Juni 2006 den Marathon in Menden laufen. Bis ich dann irgendwie, irgendwo, irgendwann einen Laufbericht über den caritativen 24-Stunden-Lauf  „Run for Help“ in Bad Lippspringe las.

Die darin beschriebene lockere, nicht leistungsbetonte Atmosphäre der Veranstaltung, insbesondere die bei Nacht mit kleinen Kerzenlichtern beleuchtete Strecke, übte einen starken Reiz auf mich aus.

Dass ich mit Andre und Ulli dort nette Laufbekanntschaften wieder treffen würde, sprach auch für eine Teilnahme. G. aus dem Laufen-Aktuell-Forum und der Steppenhahn wollten auch kommen.

 

Alles was ich über den Lauf las und hörte bestärkte mich in dem Gedanken, dieses kleine Abenteuer, zu versuchen. Viel mehr: ich war wie infiziert von dem Gedanken, in geselliger Campingatmosphäre meine physischen und psychischen Grenzen auszuloten und mich auf das „Experiment 24-Stunden-Lauf“ einzulassen.

Wie würde es sein, stundenlang bei Nacht zu laufen? 24 Stunden lang auf einer 620-Meter-Runde? Was würde mich jenseits meiner bisher längsten gelaufenen Strecke von 55 Kilometern erwarten? Würde mein Körper mitspielen? Würde der Wille mir weiterhelfen, wenn die Beine nicht mehr wollen? Würde ich eine dreistellige Kilometerzahl schaffen können oder gar einen Dreifach-Marathon?

 

Wochen und Tage vorher:

 

Nach dem Gorch-Fock-Marathon in Wilhelmshaven richtete sich die Konzentration auf den 5 Wochen später stattfindenden 24-Stünder. Statt Kilometerfresserei war in den Wochen bis dahin eher Regeneration angesagt. Ein Dreißiger drei Wochen und ein geplanter (jedoch auf 13,3 km verkürzter) Zwanziger zwei Wochen vor dem R4H sollten und mußten an halbwegs längeren Läufen reichen.

 

Ich wollte zwar während des Laufes ausprobieren wie sich der Wechsel von Lauf-, Geh- und Pausenphasen bei mir am besten gestalten lässt und welche Ernährung sich während so eines Laufs als sinnvoll erweist, zur entsprechenden Vorbereitung aber auch vom Erfahrungsschatz altgedienter Ultraläufer profitieren.

In den Foren der DUV (Deutsche Ultramarathon Vereinigung) und beim „Steppenhahn“ bat ich deshalb um Tipps zu Taktik, Ernährung, Logistik und sonstigem und erhielt auch viele hilfreiche Rückmeldungen.

Den Tipp von Ilona Schlegel – „Senkrecht überleben“ – machte ich für mich zum Motto des Laufes.

 

Eigentlich hatte ich mir zunächst vorgenommen, zwischenzeitlich mal ein Schläfchen zu halten. Davon wurde mir jedoch von den meisten Tippgebern abgeraten. Ich wollte deshalb versuchen, mit kürzeren Pausen im Sitzen auszukommen und die Nacht ansonsten durchzulaufen und zu -gehen. Für den Fall der Fälle wollte ich jedoch auf jeden Fall eine Liegemöglichkeit mitnehmen.

Ernährungsmäßig kaufte ich reichlich und vielseitig ein, da man sich während des Laufs größtenteils selbst verpflegen musste und ich ja nicht abschätzen konnte, wonach mein Körper nach im Laufe der 24 Stunden lechzen würde.

Zur mentalen Unterstützung setzte ich mir neben meinen beiden Wunschzielen 100 km / Dreifach-Marathon einige Zwischenziele. In einem leichten Anfall von Größenwahn dachte ich auch schon einmal an 150 km, nahm mich aber nicht so ernst.

Die erste längere Pause wollte ich frühestens nach 12 Stunden machen.

Mit Ulli und Andre, denen  man auch die immer größer werdende Vorfreude und Aufregung anmerkte, herrschte in der „heißen Phase“ reger E-Mail-Verkehr, um abzusprechen, wer was mitbringt. Ulli bot einen Pavillon an, Andre ein Zelt. So kümmerte ich mich dann um Tische.

Neben den zwei Tischen stopfte ich dann noch Faltstühle, ein Reservezelt, eine Decke, den Schlafsack, 2 Kisten Lebensmittel, einige Getränkegebinde, die Sporttasche, Wechsel-Kleidung, Wechsel-Laufschuhe, eine Mega-Thermoskanne Kaffee, Kanister mit abgekochtem Wasser und noch Kleinkram ins Auto. Bei der Abfahrt sah es so aus, als ob ein Rudel Pfadfinder über das Wochenende ins Zeltlager fahren würde.

  

 

Samstag, 17.06.06, gegen 10:45:

Nachdem ich auf der Hinfahrt bei Jörg und Sabine noch das neue, orange-silberne KLR-Shirt abgeholt habe, treffe ich in Bad Lippspringe an der Laufstrecke ein. Andre und Ulli sind schon da, der Pavillon und das Zelt stehen auch schon – ich muß nur noch „einziehen“. 

In direkter Nachbarschaft haben die Familie Isringhausen-Bley (Steppenhahn & Co.) und Familie Schulte aus Bremen ihre Unterkünfte aufgeschlagen. Auch G. aus dem Laufen-Aktuell-Forum, den ich dort erstmals persönlich getroffen habe, „wohnt“ nebenan. Conny und Sigi Bullig lassen sich auch dort sehen, ziehen zum Schlafen aber wohl das Wohnmobil vor.

Christian Müller (Müllitsch) aus Freudenstadt findet bei uns Unterschlupf für Leib und Gepäck. Der Himmel über dem Arminiuspark zeigt sich zu diesem Zeitpunkt noch dicht bewölkt, die Temperaturen sind noch halbwegs angenehm.

Bei der Anmeldung kann ich, nachdem mein „Geburtstag“ gerade weggegangen ist, zumindest noch meine Glückszahl 32 als Startnummer ergattern und werde gebeten, so eine Art läuferischen Lebenslauf abzugeben, der später bei der Moderation und Vorstellung der Langstreckler eine Rolle spielt.

 

Samstag, 13:02:

Nach dem Vorstartgeschwafel diverser Offizieller geht es endlich auf die erste 620-Meter-Runde. Es geht direkt leicht bergauf und an der kleinen Ultraläufer-Zeltstadt vorbei. Die Strecke führt dann durch einen Terrassengarten etwas mehr bergauf auf ein kleines Palais zu und schwenkt dann 90° Grad nach links. Ganz leicht wellig führt der Weg dann auf durch ein baumbestandenes Parkstück zu einem ganz kurzen Anstieg, bevor es nach einer scharfen Linkskurve an einem künstlichen Bachlauf entlang leicht bergab geht. In einer langgezogenen Kurve geht es aus dem Schutz der Bäume heraus in den unteren Teil des Parks, flach vorbei an einem weiteren Bachlauf zur Rechten und einer großen Grünfläche mit nebelspeienden Stahlsäulen zur Linken. Rechts kommen dann die ersten Verpflegungsstände für die Zuschauer, wenige Meter weiter erreicht man die Bühne, den Startbereich und den Verpflegungsstand für die Läufer. Nach ungefähr 4 ¼ Minuten in lockerem Trainingstempo ist die erste Runde vorbei. So geht es Runde für Runde weiter.  

 

Samstag, 15:59:

Die ersten 40 Runden, also 24,8 km, habe ich hinter mir. Der Himmel hat sich aufgelockert, die Temperaturen sind leicht angestiegen. Schönes Laufwetter, aber für mich ein wenig zu warm. Ungefähr seit Runde 30 schmerzen die Knie. Ich befürchte, mich um eine Runde verzählt zu haben und rechne mit dem niedrigeren Wert weiter.

Zum Rundenzählen hatte ich mir drei Papier-Maßbänder aus dem Baumarkt besorgt. Alle 5 Runden wollte ich das Knöpfchen an meiner Uhr drücken und 5 cm vom Band abreißen. Aber manchmal ist es nicht einfach, bis 5 zu zählen. Irgendwann später bin  ich deshalb dazu übergegangen, zusätzlich nach jeder Runde einen Zentimeter am Maßband einzureißen.

So hatte ich eine verlässliche Zählmaschine und konnte meine Gedanken anderem widmen.

Die nachträgliche Kontrolle der Laufzeiten ergab jedoch, dass ich wohl doch korrekt gezählt habe.

Auf der Strecke war volle Aufmerksamkeit gefragt. Kindergärten und Schulen schickten ihre Kiddy-Teams auf die Strecke; auch viele Einzelläufer und Walker waren unterwegs. Kreuz und quer laufende Kinder erforderten abrupte Brems- und Ausweichmanöver, nebeneinander gehende und walkende Grüppchen machten Überholvorgänge über die Wiese erforderlich. Das nervte – wobei man den Kindern da keine großen Vorwürfe machen kann. Aber die Erwachsenen, die vor der Nase die Laufstrecke kreuzten, die abgesperrte Strecke für Spaziergänge nutzen oder die gesamte Breite im Pulk schleichend blockierten – die hätte ich verwursten können.

 

Samstag, irgendwann zwischendurch:

Ich laufe in Höhe der Terrassengärten auf die Steigung am Palais zu. Ein Stück vor mir ein alleine laufender Knirps, vielleicht 4 oder 5 Jahre alt. Um mich herum ein Grüppchen etwas älterer Kinder, die beschließen, Gas zu geben und den Kleinen zu überholen. Gesagt, getan – das Grüppchen gibt bergauf Gas und der Zwerg versucht mitzuhalten. Er hat natürlich keine Chance und wird gnadenlos überlaufen. Das Grüppchen verschwindet hinter der Kurve. Ich laufe zu dem Kleinen auf und sage zu ihm: „Lass Dich nicht verrückt machen. Das ist schon richtig so, wie Du das machst.“ oder so ähnlich. Da schaut mich der kleine Kerl von unten an und schenkt mir eines der dankbarsten und strahlendsten Kinderlächeln, die ich je gesehen habe. 

Alleine für diese kleine Szene hat sich der Lauf schon gelohnt.

 

Samstag, 16:48:

50 Runden und somit 31 km liegen hinter mir. Meine Knie tun immer noch weh, irgendwas im Bereich der Bauchmuskulatur schmerzt auch. Ich lege eine kurze Pause ein.

 

Samstag, 17:42:

Nachdem ich die 59. Runde komplett gegangen bin, lege ich eine erste längere Pause ein. Meine Füße brennen; ich fette die Füße neu ein und wechsel die Socken.

Um 18:07 geht es wieder auf die Strecke.

 

Samstag, 19:10:

6 Minuten Pause. Ich bin zu diesem Zeitpunkt 6:08 Stunden unterwegs – so lange wie noch nie zuvor. Den ersten der drei angepeilten Marathons habe ich hinter mir. Nach ungefähr 5:55:50 Stunden Lauf-, Geh- und Pausenzeit.

Für einen Einzelmarathon natürlich eine seeehr langsame Zeit. Aber ich habe ja andere Ziele und muß mir die Kräfte einteilen. Deshalb bin ich gelegentlich die Anstiege oder eine ganze Runde nur gegangen und habe mich aktiv erholt und Getränke zu mir genommen.

 

Samstag, 19:59:

Nach Laufen und Gehen im unorganisierten Wechsel lege ich wieder eine kleine Pause ein. Eine Runde später erreiche ich die 50 Kilometer, eine weitere Runde später muss ich nochmals die Füße nachfetten.

 

Samstag, 22:21:

Runde 103 ist absolviert. Somit habe ich 1 ½ Marathons und die Hälfte meines angestrebten Ziels hinter mir. Zwischenzeitlich habe ich irgendwann die 55 km - Marke überschritten und bin dabei für mich in läuferisches Neuland eingetaucht. Weiter bin ich noch nie gelaufen.

 

Ich gönne mir eine längere Pause bis 23:20 und setzt mich zum quatschen zu den „Nachbarn“.

Vor Beginn der Dämmerung haben zahlreiche helfende Kinderhände weit über 1000 Windlichter (gesponsort von einem Beerdigungsinstitut!) an der Strecke verteilt und angezündet.

Bis dahin lief es ganz gut. Ich machte zuletzt nur kurze Gehpausen. Die Füße brannten weiter, Knie- und Bauchmuskelschmerz waren aber schon längere Zeit wieder weg. Oberschenkel und Waden ließen sich nichts anmerken. Auch die allgemeine Müdigkeit hielt sich in Grenzen. Allerdings hatte ich mir schon seit geraumer Zeit einen Wolf gelaufen, der mir die Zähne zeigte.

 

Sonntag, 00:20

Auf der Strecke waren in der letzten Zeit kaum noch Läufer unterwegs. Ich drehte fast einsam meine Runden. Der Bierstand war weiterhin gut besucht; das Publikum war aber eher an Gesprächen und dem Inhalt der Gläser interessiert als an den Sportlern, die ihre Runden drehten. Nur eine einzelne Zuschauerin motivierte immer wieder unermüdlich durch Applaus und aufmunternde Gesten. Ein Dank an Dich, Unbekannte in der Nacht!

Die Musik drang durch den ganzen Park. Nachdem nachmittags ein paar Kapellen ein Stelldichein gaben, war jetzt Konservenmusik angebracht. Nicht immer ganz mein Geschmack, aber o.k..

Die Stirnlampe konnte ich getrost im Gepäck lassen. Selbst im oberen Teil des Geländes, wo keine Straßenlaternen Licht spendeten, reichten der Schein der Kerzen und das Mondlicht aus, um sicher laufen zu können. Gerade dort wirkte die Kerzenbeleuchtung links und rechts am Wegrand wie eine Landebahn und es war eine schöne Erfahrung, zwischen den Lichterreihen zu laufen.

Langeweile oder Einsamkeit traten hier zu keinem Zeitpunkt auf.

Es lief sich gut, die Temperaturen waren angenehm. Aber am linken Fuß hatte sich inzwischen eine ordentliche Blase gebildet und ich lief mit Schmerzen. Nach Runde 112 stoppte ich, um die Socken und von den Asics auf die Pumas zu wechseln.

 

Sonntag, gegen 0:35

Runde 114. Es ging nicht mehr, die Schmerzen wurden zu stark. Ziemlich unerfahren im Umgang mit Blasen fragte ich im Zielbereich nach einem Sani und wurde Richtung Anmeldung geschickt. Sanis gab es nicht, aber ein Arzt war vor Ort. Der war jedoch noch beschäftigt mit einem Läufer, der sich im Dunkeln ans Wasser herangepirscht hat und gestürzt ist. Der Ellenbogen war zwar noch geschlossen, sah aber sehr ungesund verformt aus. Ich musste eine Weile warten, bis sich der Doc meinen linken Treter besah. Von Aufstechen wollte er nichts wissen, schmierte mir eine desinfizierende Salbe darauf, überklebte das Ganze mit Mull und Pflaster und riet mir in Anbetracht des anstehenden Urlaubs und der Entzündungsgefahr nicht weiter zu laufen.

Frustriert und ratlos humpelte ich zum Pavillon. Andre war auch gerade da.

Er erzählte, wie er sich immer die Blasen aufmacht. Ich erinnerte mich an die Bundeswehrzeit, als ich mir die nervenden Blasen auch immer aufgestochen habe.

Ich wog ab: sollte ich den kleinen Quälgeist mit einer Nadel piesacken, um den schmerzenden Druck unter dem Fußballen loszuwerden? Oder sollte ich wirklich nach gerade mal 70 Kilometern den Lauf abbrechen und vernünftig sein?

Aber wenn ich vernünftig wäre – wäre ich dann da und würde 24 Stunden im Kreis laufen???

Mit aufgestochener und neu abgeklebter Blase ging es also schmerzreduziert mit einem Zeitverlust von 45 Minuten weiter durch die Nacht.

 

Sonntag, 03:14:

130 Runden und über 80 Kilometer lagen hinter mir. Zeit für eine kurze Pause.

Danach geht es weiter in die Dämmerung. Die ersten Vögel begrüßen den Tag und ich genieße die Runden in den neuen Morgen.

Das Laufen mit Blase ist schmerzhaft, aber es geht. Der Wille ist stärker.

 

Sonntag, 04:34:

Runde 140 ist im Sack. Zwischenzeitlich habe ich den Doppel-Marathon geschafft.

Ich gönne mir eine Sitzpause von 25 Minuten, ziehe mir eine Jacke über, setzte mich in meinen Liegestuhl und decke mich mit einer Wolldecke zu.

Mein Kreislauf macht derweil eine Aufzugfahrt ins Erdgeschoss und gegen Ende der Pause kann ich gar nicht so schnell frieren wie ich zitter.

Erst als ich wieder eine Weile in Bewegung bin ist alles wieder im Lot.

 

Sonntag, gegen 06:00:

Es soll Frühstück für die Läufer geben. Ich greife jedoch lieber auf meine Vorräte zurück. Mir ist nach Rosinenstuten mit Nutella und einem Schluck Kaffee.

Nach kurzem Frühstück geht es wieder auf die Strecke, die schon wieder mehr bevölkert ist als in der Nacht.

 

Sonntag, 07:54:

Inzwischen stecken 163 Runden in den Beinen. Eine Runde vorher habe ich die 100 km vollgemacht. Erstmals dreistellig! Das Minimalziel ist erreicht. Von dem Optimalziel 150 km hatte ich mich inzwischen verabschiedet. Aber mein Hauptziel, den dreifachen Marathon, habe ich im Blick und bin entschlossen, dies auch zu schaffen.

Da kann jetzt auch die Blase am rechten Fuß, die sich inzwischen gebildet hat, nichts  daran ändern.

Knapp 30 Kilometer in 5 Stunden – das sollte auch so zu schaffen sein. Oder?

 

Sonntag, gegen 12:30:

Auf der Strecke waren wieder in den letzten Stunden wieder viele unterwegs, auch  Kindergarten- und Schulgruppen. Und auch eine Musikkapelle drehte ihre Runde.

Laufen war schmerzhaft, gehen noch mehr. Aber der Körper forderte zwischenzeitliche Gehpausen, die auch mal 1 ½ Runden dauern konnten. So wechselte ich immer von Gehen ins Laufen und zurück.

Ulli hatte sein Ziel, den dreifachen Marathon, inzwischen erreicht. Auch Andre hatte seine geplanten 100 km erfolgreich erwalkt. Beide hatten sich in der Nacht eine Schlafpause genehmigt.

Es war inzwischen wieder richtig warm geworden und ich soff wie ein Kamel. Während des ganzen Laufes habe ich Unmengen von Apfelschorle, Isogetränk, Cola und Wasser in mich reingekippt und nur verhältnismäßig wenig gegessen.

Aber es hatte funktioniert: der Akku war nie leer, keine großartige Erschöpfung oder Müdigkeit, kein Einbruch, keinerlei Krampfneigung in den Waden und, völlig erstaunlich für mich, kaum müde Beine.

 

Jetzt hätten die Beine müde werden dürfen. Denn gegen 12:30 lief ich in meine 205. Runde und erreichte mein Ziel: Dreifach-Marathon!

Zur Sicherheit, um auch bei einem eventuellen Zählfehler den Dreifachen zu haben, absolvierte ich noch 2 Runden und hörte dann erleichtert und zufrieden ein paar Minuten vor dem Ende auf. Die Euphorie blieb jedoch aus. Vielleicht würde ich erst nach Wochen richtig verstehen was ich da gerade gemacht habe.

Mit intakten Füßen und ohne die Auszeiten wegen der medizinischen Versorgung und einer zwischenzeitlichen Sitzpause in der Keramikabteilung wären vielleicht sogar 135 km möglich gewesen. Aber egal.

 

Ich hatte es geschafft. 207 Runden. 128,34 Kilometer. Drei Marathons. Senkrecht überlebt. Experiment geglückt.

 

Sonntag, ab 13:00:

Vor der Bühne wurden die etwa 20 teilnehmenden Ultraläufer versammelt. Wir beglückwünschten uns und wurden zum Teil persönlich dem Publikum vorgestellt.

Dies geschah an beiden Tagen auch schon während des Laufes, wenn die Ultrarenner am Publikum vorbeiliefen.

Neben Applaus und Dankesworten wurden wir auch noch mit einem Fläschchen „Knappen’s Diederich“, einem Bad Lippspringer Kräuterlikör, bedacht.

Ulli und ich dürften rundengleich in der inoffiziellen Rangliste auf Platz 3, 4 oder 5 gelandet sein. Aber das war hier nicht so wichtig.

Nachdem wir unseren Spenden-Obolus gezahlt und die Urkunde in Empfang genommen hatten, bauten wir unsere Lagerstätten ab und trugen den ganzen Krempel mit mehr oder weniger unrunden Schritten zurück in die Autos.

Auf der Rückfahrt machte sich dann doch die Schlaflosigkeit bemerkbar, so dass ich am ersten Parkplatz 20 Minuten die Augen schloss. Dann war’s wieder ok.

 

Die Tage danach:

Die Füße sahen ziemlich übel aus. Eine eiergroße Blase unter jedem Fußballen, ein paar kleinere Blasen an den Füßen verteilt, zwei rote gestauchte Zehen und eine pralle blutunterlaufene Blase am linken Mittelzeh, die mich wohl den Zehennagel kosten wird. Ansonsten war ich fit. Nicht einmal ein Muskelkater machte sich breit.

Laut Veranstalter waren insgesamt 1801 Teilnehmer am Start, die über 25.000 Kilometer zusammenliefen. Mit den zusätzlich eingehenden Spenden ist wieder ein ordentliches Sümmchen für den Guten Zweck zusammen gekommen.

 

Fazit:

Es war ein gelungenes Experiment, bei dem ich einiges gelernt und einige Erfahrungen gesammelt habe. Der Lauf zwischen den Lichtern, das Wiedersehen von Lauffreunden, das Kennenlernen neuer Gesichter wie G. und Walter (wb), die kurzen Gespräche mit anderen Läufern während des Laufes,  die kleine Szene mit dem strahlenden Steppke und nicht zuletzt der Erfolg – all das hat mir viel Freude gemacht.

Langeweile und Hamster-Syndrom traten zu keinem Zeitpunkt auf und ich bin erstaunt, wie gut ich die Belastung trotz der eher mäßigen Vorbereitung weggesteckt habe.

Vermutlich wird dies nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in Bad Lippspringe meine Runden drehe.

Auf ein nächstes Mal, „Run for Help“!

 

(Fotos)

 

 

 

Mendener Waldlauf, Menden, 05.08.2006

DNF beim MCM

 

Bei trockenem und etwas zu warmen Wetter  stand für mich die zweite Teilnahme beim Waldlauf des Marathon-Club Menden (MCM) an.

Seit dem 24-Stunden-Lauf Mitte Juni hatte ich keine längeren Läufe mehr in den Beinen und insgesamt nur wenig trainiert. Meine Erwartungshaltung war deshalb nicht sehr hoch.

Nachdem ich im Vorjahr eine 1:58 geschafft hatte, wollte ich wenigstens unter 2 Stunden bleiben.

Im Vergleich mit dem profilierten Halbmarathon in Emst, den ich im Mai in 2:07 gelaufen bin, schien mir dies noch realistisch, obwohl die 20 Kilometer in Menden ja auch über 350 Höhenmeter beinhalten.

Nach einem nervenaufreibenden Morgen kam ich leicht verspätet in Menden an, erhielt für 7 Euro meine Startnummer und ein Regencape aus  Restbeständen der Fußball-WM-Merchandising-Artikel und traf dann auf ein Rudel der Dortmunder Endorphin-Junkies, die sich ein Jahr zuvor gegründet hatten und zu einer Art Geburtstagslauf antraten.

Auf dem Fußweg hoch zum Startplatz im Wald merkte ich bereits, dass die Beine sich nicht sehr kooperativ zeigten.

Nach dem Start ging ich gefühlsmäßig recht langsam an. Doch bereits auf dem ersten längeren Anstieg bekam ich nicht gut Luft und verspürte den Wunsch, die Steigung zu gehen und nicht zu laufen. Das war erschreckend und erstaunlich, da ich zumindest einige Male an Steigungen trainiert hatte und dies recht problemlos lief.

Die Blöße, jetzt schon gehen zu müssen, wollte ich mir aber nicht geben. Ich quälte mich also den Anstieg hoch und wurde oft überholt. Es war klar, dass dies nicht mein Tag werden würde. Die Reihenfolge der nächsten Geschehnisse ist nicht mehr ganz klar. Die Beine machten dicht - der Kopf war „zu“ -  richtig durchatmen ging nicht - Olli von den Endorphinjunkies lief ein Stück mit, bis ich nicht mehr folgen konnte – die Anstiege wurden größtenteils gegangen – ich hatte keine Lust mehr – die Motivation war weg, der Kampfgeist auch –  ich wurde ständig überholt – die angebotene Cola schmeckte grauenhaft -Zwischenzeiten lagen deutlich über denen des Vorjahres - ich dachte darüber nach, den Lauf abzubrechen. Und nach reiflicher Überlegung tat ich das dann auch nach 2 Runden (ca. 12,3 km, 1:18:xx). Eine dritte Runde wollte ich mir nicht mehr antun – ich hatte fertig. Nachdem ich ein Weilchen mit Andreas Dersch plauderte, der am Wegrand stand, trottete ich mit abgenommener Startnummer hinunter zum Zielbereich am Sportplatz und traf dort wieder auf die E-Junkies, die schon im Ziel waren oder nach und nach eintrafen und mit denen ich abends in geselliger Runde im Schwerter „Freischütz“ noch den Junkie-Geburtstag feierte.

 

Das Elend des Mendener Waldlaufes setzte sich dann einen Tag später beim 10 km-Trainingslauf mit den KemnadeLakeRunners fort. Nichts war es mit lockerem Laufen oder Endbeschleunigung auf den letzten 500 Metern; es lief sich deutlich anstrengender als sonst.

Gründe für das grottige Laufwochenende kann es mehrere geben: Kopf nicht frei, zu wenig trainiert, nicht vernünftig ernährt, vielleicht Samstag doch zu schnell angegangen, Verspannungen im Körper, die mich nicht richtig durchatmen ließen. Welche davon zutreffen weiß ich bis heute nicht.

Jedenfalls habe ich in den nächsten zwei Tagen eine ziemlich verspannte Rücken- und Nackenmuskulatur gespürt – eine mögliche Erklärung..

Erst am Mittwoch, als ich mit Jens an Lenne und Hengsteysee lief, war alles wieder im Normalbereich.

  

 

6. Sterntaler-Lauf, Herdecke, und 2. Fun-Lauf, Hagen, 24.09.2006
-Experiment Doppelpack-

Im Lauflöwe-Forum hatte ich als Hinweis gepostet, dass man am 24.09. im Hagener Bereich gut einen Doppelpack laufen könnte, und zwar vormittags den Sterntaler-Lauf in Herdecke und nachmittags den Fun-Lauf in Hagen.
Für den Sterntalerlauf, der bereits liebgewonnene Tradition für mich ist,  war ich bereits gemeldet. An eine Teilnahme beim Fun-Lauf hatte ich bis dahin keinen ernsthaften Gedanken verschwendet. Aber Laufkumpel Andre schlug vor, beide Läufe gemeinsam zu bestreiten. 
Also gut - dann aber den zweiten Lauf nur zum "Auslaufen".
Andre trudelte morgens bei mir ein und zusammen fuhren wir dann nach Herdecke.
Als ich meine Startnummer in Empfang nahm, musste ich schmunzeln. "Viel Spaß, Lauflöwe!" stand auf der Rückseite - ein netter Gruß von Uli Sauer.
Amüsante Sprüche gab es auch auf den Shirts einiger Teilnehmerinnen: vorne in Brusthöhe "Ich hab' auch Augen DU ARSCH" und auf dem Rücken "Die geilen Hühner von Herdecke".
Nach ein paar gewechselten Worten mit Olli von den Endorphinjunkies Dortmund und Markus ("Schritti") von den KLR ging es dann um 11.00 Uhr auf die Piste. Da der Start diesmal vor das Krankenhaus verlegt wurde, war die Strecke etwas kürzer als bisher.
Ich ging den Lauf vorsichtig an, da ich einen Einbruch wie beim Mendener Waldlauf vermeiden wollte. Trotzdem spürte ich schnell meine derzeitigen Grenzen und legte an einer Steigung eine kurze Gehpause ein. Auch das steile Wiesenwegstück kurz vor dem Verpflegungspunkt nahm ich im Walkingschritt. Danach kam ich etwas besser in Tritt und konnte meine Position im Feld ungefähr halten. Ich gab nicht alles, war aber beim Zieldurchlauf trotzdem ziemlich k.o.. Die Zeit stoppte ich mit enttäuschenden 53:46.

Nachdem Andre im Ziel war nahmen wir dankbar bleifreies und kühles Krombacher an und warteten noch die Siegerehrung und die anschließende Startnummerntombola ab, bei der Andre immerhin noch einen Gutschein für ein Fitnesscenter gewann. Für mich war dagegen in Herdecke nichts zu holen. Die Formschwäche hatte sich bestätigt. Auch wenn es für meine Verhältnisse ein paar Grad zu warm und etwas zu schwül war konnte ich wieder nicht zufrieden sein. Zwei Jahre und 8 Kilogramm vorher war ich auf etwas längerer Strecke ungefähr 4 Minuten schneller, allerdings kurz nach einem Marathon mit entsprechender Vorbereitung.
In der Gesamteinlaufliste stand ich auf diesmal auf Platz 137 von 225 Finishern. (2003: 136. von 216, 2004: 81. von 211).

Nach kurzer Regeneration auf der heimischen Terrasse fuhren Andre und ich in die Hagener City, um Teil 2 des Doppelpacks anzugehen. Eigentlich wollte ich die 10,5 km lange Strecke im Trainingstempo angehen. Aber da Andre einen langsameren Schnitt angehen wollte, die Stimmung auf dem Friedrich-Ebert-Platz überraschenderweise gut und motivierend war und einige Bekannte im Bereich der Strecke waren wollte ich zumindest noch einen Tempodauerlauf machen, ohne großartige Wettkampfambitionen an den Tag zu legen. Zu laufen waren 7 flache Runden zu 1,5 Kilometern durch die Fußgängerzone über die Mittelstraße (mit Wendepunkt) und die Elberfelder Straße. Weiter ging es durch den Volkspark, wo sich die Läufer eine Bresche durch Eiscafebesucher, tobende Kinder und Spaziergänger schlagen mussten. Das letzte Stück führte über die Badstraße, unter einem konstant viel zu warme 26°C anzeigenden Thermometer hindurch und dann von hinten durch die Einkaufspassage "Volmegalerie". Da ein Sponsor Tröten und andere Krachinstrumente verteilt hatte, war vor der "Volmegalerie" einiges los. Auf dem Rest der Strecke hielt sich der Publikumszuspruch jedoch in Grenzen.
Ziemlich früh merkte ich, dass mein Körper von der Idee des Doppelstarts wohl nicht so viel hielt. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, dass ich deutlich langsamer werden würde, aber meine Uhr zeigte bei der späteren Auswertung doch einen ordentlichen Verfall der Rundenzeiten (7:51 / 8:24 / 8:55 / 9:00 / 9:17 / 9:27 / 9:25). Nach 1:02:21 lief ich auf Position 72 (von 90) rückwärts durch's Ziel.

Fazit des Experimentes "Doppelpack": meine derzeitigen Grenzen wurden mir aufgezeigt, aber ansonsten hat es wohl zumindest nicht geschadet.

3. Kölner 12er, 12-Stunden-Lauf, Köln-Weiden, 15.10.2006
-Von kleinen Brötchen, großen Läufern und einem Schlüsselerlebnis-


Teil 1 - Die Tage vor dem Tag der Tage

Vorwettkampfgejammer ist ja normal. Aber ich konnte zu Recht jammern. Seit dem 24-Stunden-Lauf im Juni hatte ich keinen Lauf mehr über 27,5 km und nur einen über 3 Stunden. Ich fühlte mich formmäßig in einem Loch, aus dem es nur ganz langsam wieder hinausging. Die letzten 2 Wochen vor dem Lauf hatte ich, auch wegen einer sich anbahnenden Erkältung, fast gar nichts mehr gemacht. Also sicherlich keine guten Voraussetzungen, um bei einem 12-Stunden-Lauf anzutreten.
Aber ich war schon lange gemeldet, freute mich seit Monaten auf die Veranstaltung und wollte auf keinen Fall kneifen.

Kleine Brötchen backen war jetzt angesagt. Nachdem ich im Vorjahr beim 6-Stunden-Lauf 55 km erreichte, hatte ich mir Anfang 2006 als Ziel gesetzt, beim 12er möglichst nahe an die 100 km heranzulaufen. Nun mußte ich froh sein, wenn ich wenigstens 2 x die Marathondistanz schaffen würde.

Ich reiste bereits einen Tag vor der Veranstaltung nach Köln, weil ich an der DUV-Sitzung teilnehmen wollte. Dort traf ich dann auch auf Ulli und Andre. Das "Team USA" (Ulli, Stefan, Andre) war somit wieder komplett und bereit, den dritten gemeinsamen Ultra anzugehen.
Die DUV-Sitzung lief komplikationslos ab. Carmen Hildebrand und Wolfgang Schwerk wurden als DUV-Sportler des Jahres geehrt; Werner Sonntag erhielt einen Ehrenpreis. Nachdem ich anschließend im örtlichen RunnersPoint noch eine 3/4-Hose erstand traf sich das "Team USA" erneut am am Abend im Hotel 1147 bei der Stadtnummernausgabe. Dort wurden bei Gesprächen mit erfahrenen Ultraläufern die Energievorräte auch noch einmal ausgefüllt; bei mir mit Spaghetti Pescaiola und Weizenbier.
Übernachtet wurde anschließend in der Sporthalle des Fitnesszentrums, dass direkt am Startbereich liegt. Für mich war dies die erste Rudelübernachtung vor einem Wettkampf. Nachdem die südländische Fußballtruppe kurz nach 22:00 fertig war, kehrte langsam Ruhe in der Halle ein. Vereinzelt wurden in den Schlafsäcken noch Bäume umgesägt, aber das sollte mich nicht lange vom Schlaf abhalten.

Teil 2 - Der Renntag

Gegen 5:00 Uhr war die Nacht zu Ende. Im Vorraum der Halle war das Frühstücksbuffet bereits aufgebaut. Kaffee, Rosinenbrot mit Nutella, nette Plaudereien und eine familiäre Athmosphäre - ein schöner Tagesbeginn. Ich nutzte die Anwesenheit von Achim Heukemes und ließ mir mein Buch "Born to run" signieren.
Kurz vor 7:00 Uhr ging es hinaus in die Kälte und wenig später wurde das knapp 50 Teilnehmer umfassende Feld der 12-Stunden-Läufer in die erste Runde geschickt. Es war noch dunkel und nebelig. Das erste Teilstück zwischen Wald und Hundewiese war durch Autoscheinwerfer beleuchtet, danach profitierte man schon von den Lichtern der Vorstadt. Nach einigen hundert Metern tauchte das Feld in durch Straßenlaternen orange gefärbten Nebel ein - ein mystisches Bild, wie in Akte X.
Ich hatte mir ein Lauftempo von 6:30 Min/km vorgenommen, dass ich so lange wie möglich durchhalten wollte; also 13 Minuten pro Runde.
Viele Runden lief ich plaudernd mit dem mir bis dahin unbekannten Jens ("Jensen") zusammen, einige mit einem kleinen Grüppchen und nur wenige alleine. So vergingen Runden und Zeit wie im Flug. Das Wetter spielte dabei prima mit. Über den Wiesen lag anfangs immer noch Nebel, durch den die Sonne schien. Ein schönes Bild. Die Temperaturen blieben im läuferfreundlichen Bereich.
Bis ungefähr Kilometer 30 lag ich noch einigermaßen im Plan, aber dann rächten sich die fehlenden langen Läufe. In Anbetracht der noch vor mir liegenden Zeit gönnte ich mir nun kurze Gehpausen, in denen ich mich meist mit Getränken versorgte. Die Rundenzeiten glitten in den Bereich über 15 Minuten, später über 16 Minuten ab.
Die imaginäre Marathonmarke überquerte ich knapp unter 5 Stunden. Somit blieben noch 7 Stunden für den zweiten Marathon, aber ich merkte, dass auch dieses Minimalziel diesmal nur schwer zu erreichen sein würde.    
Nach 44 Kilometern legte ich eine längere Pause ein, aß etwas und fettete meine Füße neu ein, da ich spürte, dass sich unter einem Fußballen langsam Druckstellen und Blasen bildeten. Nach 50 Kilometern ließ ich mir vom Rennarzt Dr. Stefan Hintze den Ballen tapen, aber das Tape löste sich in der folgenden Runde sofort wieder ab. Für diesen Fall riet Stefan zum Abbruch. Da ich keine Lust hatte, wieder, wie nach dem 24-Stunden-Lauf, tagelang mit zerschundenen Füßen herumzuhumpeln und mein Minimalziel nun außer Reichweite sah, fiel es mir nicht sonderlich schwer, diesmal auf den Doc zu hören und nach 52 Kilometern aus dem Lauf auszusteigen.
Ich packte meinen Klappstuhl aus, setzte mich vor mein Auto an die Strecke und genoß Lauf und Sonne als Zuschauer, bis ich auf die Idee kam, mit dem Handy mal ein paar Fotos zu machen. So kamen dann fotografierend, gehend und trabend noch 2 Runden hinzu. Mit 56 Kilometern hatte ich dann wenigstens mehr Kilometer als beim 6-Stunden-Lauf in 2005. Ein kleiner, gedanklicher Trostpreis.
Danach, so kurz vor halb 4, widmete ich mich dann wieder meinem Klappstuhl.
Gegen 17:00 merkte ich, dass sich die Blasen am Fuß wieder zurückgebildet hatten. Sollte ich vielleicht doch noch mal...??
Zwei Stunden würden noch bleiben. Vielleicht jetzt noch mal Gas geben? 15-20 Kilometer könnten noch drin sein. Ich wurde hektisch. Schnell die Fettcreme suchen, um den gelaufenen Wolf einzufetten. Wo ist die blöde Tube nur? Ah, endlich. Rein ins Auto, einfetten, raus aus dem Auto, Tür abschließen, langes Shirt aus und in den Kofferraum, Startnummer wieder um, Kofferraum zu... Als der Kofferraum "klack" machte, machte es in meinem Kopf "klick". Oh, nein - der Schlüssel!!
Den habe ich in all der plötzlichen Hektik tatsächlich im Kofferraum liegen lassen.
Der erneute Einstieg in den Lauf hatte sich damit erledigt. Die folgenden knapp 2 Stunden verbrachte ich dann damit, einen Abschleppdienst zu organisieren, der den Wagen wieder aufmacht, und im kühler werdenden Abend frierend auf den Mann vom Service zu warten.
Als der Wagen wieder offen war, stand das Rennen kurz vor dem Ende. So blieben es dann bei mir 56 Kilometer, während Ulli und Andre mit ihren Ergebnissen zufrieden waren.
Na ja; wenigstens ein Ultra ist es bei mir noch geworden und ein guter Trainingslauf für den 6-Stunden-Lauf in Troisdorf.
Im Restaurant des Fitness-Centers saßen wir hinterher noch ein Weilchen nett zusammen und ich füllte die Energiespeicher mit einem Hähnchenschnitzel in der Größe eines Elefantenfußabdruckes auf.
Nachdem die Sieger geehrt und mit Preisen bedacht wurden, ging es wieder heimwärts.

Teil 3 - Der Rückblick

Sportlich gesehen blieb meine Leistung, wenn auch teilweise aufgrund ungünstiger Umstände, weit hinter den Erwartungen und noch weiter hinter den Hoffnungen zurück.
Gelohnt hat es sich trotzdem, schon allein weil ich wieder nette Läufer jeder Leistungsklasse kennengelernt habe. Neben den reinen Hobbyläufern war mit Australiendurchquerern, 3.100 Meilen-Läufern, Deutschlandläufern und so weiter auch reichlich Ultra-Prominenz am Start. Kreisklasse meets Champions League. Das Schöne war, dass niemand von den Topläufern Allüren zeigte, sondern das Ganze sehr locker und familiär ablief. Das ist das Tolle an solchen Veranstaltungen.
Es hat mal wieder Spaß gemacht in Köln.

(Fotos) 

  

 

6. Troisdorfer 6h-Lauf, Troisdorf, 12.11.2006
-Trostlos in Troisdorf-


Sonntag, 5:45 Uhr. Der Wecker bimmelt und ich öffne müde meine Augen. It's Ultra-Day. In solchen Momenten frage ich mich schon einmal, was der Scheiß eigentlich soll. Aber nur kurz, denn ich freue mich auf den Sechsstünder in Troisdorf und Ultralaufen erfordert nun mal kleine Opfer - auch beim Schlaf. Also schäle ich mich aus dem Bett.

Der Optimist in mir hat sich 55 km + X als Ziel gesetzt. Der Realist tippt sich aufgrund der schlechten Vorbereitung diesbezüglich an die Stirn und hält das Ziel für derzeit kaum erreichbar, aber so 52-53 Kilometer für machbar.
Neue Schuheinlagen und doppellagige Socken sollen helfen, diesmal das Fußballenblasenproblem in den Griff zu bekommen.

In Troisdorf angekommen treffe ich unter anderem auf Laufkumpel Andre und Christian Müller (Müllitsch), unsewren "Pavillon-Untermieter" vom 24-Stunden-Lauf in Bad Lippspringe.
Beim Umziehen erkenne ich "Frett" von Laufen-Aktuell und treffe kurz danach draußen auch das "Greenhörnchen", das mir aufgeregt entgegengehüpft kommt. Im Startbereich sind dann noch weitere "Aktuelle".

Um 10:00 wird dann das Feld bei gut 10°C auf die erste, 2,5 km lange Runde geschickt. Es geht aus dem Aggerstadion hinaus und dann nach rechts am Waldrand vorbei, bevor es, wieder rechts, auf einen etwas matschigen Deich geht.
Hier ist die Musik aus dem Stadion noch gut zu hören, die aus Wunschtiteln der Läufer zusammengestellt wird. Nach ein paar hundert Metern geht es, wieder auf Asphalt, durch ein Wohngebiet und kurz nach der Hälfte der Runde rechts auf eine Straße, aus der einem die ganze Zeit kräftiger Wind entgegenbläst. In der Ausschreibung steht etwas von "Strecke nicht windanfällig", aber das weiß der Wind wohl nicht.
Am Ende der "Windgasse" wieder ein Rechtsknick und man läuft geradeaus und auf das Stadion zu. Nachdem man das Verpflegungszelt durchläuft geht es ein Stück auf die Tartanbahn, um eine Wendepuppe herum und über die Zeitnehmermatte.
Nach dieser ersten Runde höre ich bereits "Eye of the tiger" von Survivor aus den Stadionlautsprechern; einen meiner zwei Wunschtitel.

Ich habe mir vorgenommen, in einem 6er-Schnitt zu laufen, so lange es gut geht - also 15 Minuten pro Runde. Die erste Runde habe ich nach 14:22 hinter mir; zu schnell. Ich bremse mich etwas und werde von Runde zu Runde etwas langsamer. Nach 5 Runden liege ich noch etwa im Soll, werde aber weiterhin immer langsamer. Beim Beenden der 6.Runde höre ich "Played-a-live" vom Safri Duo, meinen zweiten Wunschtitel. Zufall? Ich blicke hoch zum DJ in der Sprecherkabine. Aus dem Aquarium wird mir ein Daumen entgegengestreckt. Ich grinse und strecke dankend zurück. Gutes Timing, Mr. DJ! Aber später (oder ist es doch schon vor de 6. Runde?) passiert etwas, was mir bei Rundenläufen noch nie passiert ist: mir wird langweilig. Ich habe einfach keine Lust mehr, fühle mich müde in den Beinen, leer und unmotiviert.Der Kampfgeist ist flöten, mein Wunschziel auch. Zwischendurch schauert es passend dazu mal mehr, mal weniger heftig vom Himmel. Früh greife ich bereits zur Cola, aber der Wurm ist drin. Ich nehme mir immer häufiger Gehpausen und versuche mich an der Ursachenforschung. Habe ich einfach einen schlechten Tag erwischt? Habe ich seit dem letzten Ultra, 4 Wochen vorher, zu wenig getan oder war die Pause zu kurz?
Ich finde keine eindeutige Lösung und keinen Weg aus dem Tief. Leichte Magenschmerzen kommen hinzu und ich verliere 8 Minuten in der Keramikabteilung. Neue Ziele werden gesteckt. Selbst 50 Kilometer habe ich gestrichen und ich überlege, nach dem Marathon auszusteigen. Oder nach 45 Kilometern. Aber kurz nach der Klopause geht es mir etwas besser und ich nehme wieder mehr Fahrt auf.
Jetzt sind es verkrampfende Waden, die ein Durchlaufen der Runden verhindern und weiterhin kurze Gehpausen erforderlich machen. Inzwischen ist ein Teil des Kampfgeistes wieder zu mir zurückgekehrt und ich weiß, dass ich auch nach 45 Kilometern nicht aussteigen werde, sondern bis zum Schluß versuche, das Ergebnis nicht ganz so blamabel zu gestalten.
Bevor ich das letzte Mal über die Zeitnehmermatten laufe, hole ich mir eine Jacke und ein Fläschchen Schorle aus dem strategisch an der Strecke geparkten Wagen und höre dann kurz nach der Streckenhälfte den Schuß, der das Rennen beendet.
Andre kommt dazu, während ich auf die Streckenvermesser warte, die recht fix vor Ort sind.
Auf dem Rückweg zum Stadion treffen wir auf "Greenhörnchen", die ihren ersten Marathon und ersten Ultra geschafft hat und nach dem Duschen sitzen wir noch mit einem Teil der "Laufen-Aktuell-Foris" nett zusammen, bevor es dann mit Urkunde wieder heimwärts geht.

Fazit: mit erreichten 48,815 Metern bin ich Weit hinter meinen Erwartungen und noch viel weiter meinen Hoffnungen geblieben. Viel Positives kann ich diesem Tag in Troisdorf nicht abgewinnen. Ein Ultra mehr für die Statistik, auch wenn es nur ein "Ultra light" geworden ist - aber das ist nicht das, was ich eigentlich wollte. Es gab zumindest keine Blasen am Fuß, die neuen Einlagen scheinen was gebracht zu haben. Aber wie die muskulären Probleme der Tage danach zeigen, müssen sich die Beine wohl erst noch darauf einstellen.
Im Nachhinein ärgere ich mich deshalb noch manchmal über mich selbst, denn Wenn ich mich etwas mehr zusammengerissen hätte, wären zumindest 50 Kilometer sicher möglich gewesen. Über die weiteren Ursachen des kleinen, persönlichen Desasters rätsel ich noch immer. Persönliche Fehler in der Vorbereitung und Pech haben sich wohl gut ergänzt.
Vielleicht bleibt ja wenigstens ein Lerneffekt, was die Vorbereitung künftiger Ultras angeht.
Denn wie heißt es so schön: war der Lauf nicht Dein Freund, so war er Dein Lehrer.

Fotos von Andre 

 

 


2006 - Das Fazit

Ein Laufjahr mit einem absolvierten Marathon auf interessanter Strecke und drei Ultraläufen kann ich sicher nicht als völlig verkorkst bezeichnen.
Aber das Laufjahr 2006 war doch eher arm an Erfolgen und von diversen Problemchen und nicht erfüllten Erwartungen gekennzeichnet.
Auf den wenigen Wettkämpfen auf kürzeren Strecken (10 km) war ich von einer neuen Bestzeit deutlich entfernt. Auch der Marathon in Wilhelmshaven verlief, was die Endzeit betrifft, eher suboptimal.
In der zweiten Jahreshälfte hatte ich durchweg Probleme mit dem linken Fuß und kam nicht mehr richtig in Tritt. Ich hatte ein DNF beim Waldlauf in Menden, mußte beim 12-Stunden-Lauf in Köln abbrechen und hatte beim 6-Stunden-Lauf in Troisdorf ein körperliches und mentales Tief, aus dem ich nicht so schnell hinausfand.
Einziges, wirkliches Highlight war der 24-Stunden-Lauf im Juni, bei dem ich mein Ziel, einen Dreifach-Marathon, erreicht und wichtige Erfahrungen gemacht habe. Allerdings kann ich nicht ausschließen, dass dieser Lauf der Auslöser meiner Fußprobleme war.

Aber es gab auch Positives außerhalb des Wettkampfgeschehens.
Im Januar trat ich in die DUV (Deutsche Ultramarathonvereinigung) ein. Später bin ich "Präsident" beim satirisch die Ultraszene begleitenden FVUMP (Verein zur Förderung der Ultramarathonpräsident/innen in Deutschland) geworden (wo wir sind, sind alle Präsident ;-) ). Mit Ulli, Andre und mir bildete sich, angelehnt an die Anfangsbuchstaben unserer Vornamen, das lockere "Ultra-Team USA" und im September kam zur Lauflöwe-Homepage ein Forum dazu.
Mit Pete bildete sich im Laufe des Jahres bei zahlreichen Läufen, meist um den Hengsteysee, eine gute Lauffreundschaft.
Und auch sonst lernte ich in der (Ultra-)Laufszene wieder einige interessante Leute kennen.

2006: ein Auge lacht, ein Auge weint.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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