Wie konntest Du nur???

Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen Possen und brachte Dich zum Lachen.

Du nanntest mich Dein Kind, und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so manchem abgeschlachteten Sofakissen wurde ich Dein bester Freund.

Immer, wenn ich böse war, erhobst Du Deinen Zeigefinger und fragtest mich

"Wie konntest Du nur?"

aber dann gabst Du nach und drehtest mich auf den Rücken, um mir den Bauch zu kraulen.

Mit meiner Stubenreinheit dauerte es ein bisschen länger als erwartet, denn Du warst furchtbar beschäftigt, aber zusammen bekamen wir das in den Griff.

Ich erinnere mich an jene Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest, und ich glaubte, das Leben könnte schöner nicht sein.

Gemeinsam machten wir lange Spaziergänge im Park, drehten Runden mit dem Auto, holten uns Eis (ich bekam immer nur die Waffel, denn "Eiskrem ist schlecht für Hunde", sagtest Du), und ich döste stundenlang in der Sonne, während ich auf Deine abendliche Rückkehr wartete.

Allmählich fingst Du an, mehr Zeit mit Arbeit und Deiner Karriere zu verbringen und auch damit, Dir einen menschlichen Gefährten zu suchen.

Ich wartete geduldig auf Dich, tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg, tadelte Dich niemals wegen schlechter Entscheidungen und überschlug mich vor Freude, wenn Du heimkamst und als Du Dich verliebtest.

Sie, jetzt Deine Frau, ist kein "Hundemensch" - trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen, versuchte ihr meine Zuneigung zu zeigen und gehorchte ihr.

Ich war glücklich weil Du glücklich warst.

Dann kamen die Menschenbabys, und ich teilte Deine Aufregung darüber.

Ich war fasziniert von ihrer rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie genauso bemuttern.

Nur, dass Du und Deine Frau Angst hattet, ich könnte ihnen wehtun, und so verbrachte ich die meiste Zeit verbannt in einem anderen Zimmer oder in meiner Hütte.

Oh, wie sehr wollte auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem "Gefangenen der Liebe".

Als sie aber größer waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackligen Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase.

Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührung denn Deine Berührung war jetzt so selten geworden.

Und ich hätte sie mit meinem Leben verteidigt, wenn es nötig gewesen wäre.

Ich kroch heimlich in ihre Betten, hörte ihren Sorgen und Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch Deines Wagens in der Auffahrt.

Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du auf die Frage, ob Du einen Hund hättest, ein Foto von mir aus der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich.

In den letzten Jahren hast Du nur noch mit "Ja" geantwortet und das Thema gewechselt.

Ich hatte mich von "Deinem Hund" in "nur einen Hund" verwandelt, und jede Ausgabe für mich, wurde Dir ein Dorn im Auge.

Jetzt hast Du eine neue Berufsmöglichkeit in einer anderen Stadt und Du und sie werdet in eine Wohnung ziehen, in der Haustiere nicht gestattet sind.

Du hast die richtige Wahl für "Deine" Familie getroffen, aber es gab einmal eine Zeit, da war ich Deine einzige Familie.

Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir am Tierheim ankamen.

Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit.

Du fülltest die Formulare aus und sagtest "Ich weiß, Sie werden ein gutes Zuhause für sie finden".

Mit einem Achselzucken warfen sie Dir einen gequälten Blick zu.

Sie wissen, was einen Hund oder eine Katze n "mittleren" Jahren erwartet, auch mit "Stammbaum".

Du musstest Deinem Sohn jeden Finger einzeln vom Halsband lösen, als er schrie "Nein, Papa! Sie dürfen mir meinen Hund nicht wegnehmen!"

Und ich machte mir Sorgen um ihn und um die Lektionen, die Du ihm gerade beigebracht hattest,

über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung, und über Respekt vor allem Leben.

Zum Abschied hast Du mir den Kopf getätschelt, meine Augen vermieden und höflich auf das Halsband und die Leine verzichtet.

Du hattest einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen.

Nachdem Du fort warst, sagten die beiden netten Damen, Du hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem bevorstehenden Umzug gewusst und nichts unternommen, um ein gutes Zuhause für mich zu finden.

Sie schüttelten den Kopf und fragten

"Wie konntest Du nur?".

Sie kümmern sich um uns hier im Tierheim so gut es eben geht.

Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon vor Tagen verloren.

Anfangs rannte ich immer vor ans Gitter, sobald jemand an meinen Käfig kam, in der Hoffnung, das seiest Du - dass Du Deine Meinung geändert hättest - dass all dies nur ein schlimmer Traum gewesen sei ...oder ich hoffte, dass es zumindest jemand wäre, der Interesse an mir hätte und mich retten könnte.

Als ich einsah, dass ich nichts aufzubieten hatte gegen das vergnügte Um-Aufmerksamkeit-Heischen unbeschwerter Welpen, ahnungslos gegenüber ihrem eigenen Schicksal, zog ich mich in eine ferne Ecke zurück und wartete.

Ich hörte ihre Schritte als sie am Ende des Tages kam, um mich zu holen und trottete hinter ihr her den Gang entlang zu einem abgelegenen Raum.

Ein angenehm ruhiger Raum.

Sie hob mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, es sei alles in Ordnung.

Mein Herz pochte vor Aufregung, was jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl der Erleichterung.

Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit abgelaufen.

Meiner Natur gemäss war ich aber eher um sie besorgt.

Ihre Aufgabe lastet schwer auf ihr, und das fühlte ich, genauso wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte.

Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an, während eine Träne über ihre Wange floss.

Ich leckte ihre Hand, um sie zu trösten, genauso wie ich Dich vor vielen Jahren getröstet hatte.

Mit geübtem Griff führte sie die Nadel in meine Vene ein. Als ich den Einstich fühlte und spürte, wie die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen und flüsterte

"Wie konntest Du nur?".

Vielleicht verstand sie die Hundesprache und sagte deshalb "Es tut mir ja so Leid".

Sie umarmte mich und beeilte sich mir zu erklären, es sei ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich bald einem besseren Ort wäre, wo ich weder ignoriert noch missbraucht noch ausgesetzt werden könnte oder auf mich allein gestellt wäre - einem Ort der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als dieser irdische Ort.

Und mit meiner letzten Kraft versuchte ich ihr mit einem Klopfen meines Schwanzes zu verstehen zu geben, dass mein "Wie konntest Du nur?" nicht ihr gegolten hatte.

Du warst es, mein geliebtes Herrchen, an den ich dachte. Ich werde für immer an Dich denken und auf Dich warten.

Möge Dir ein jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen.

© Jim Willis 2001

Wie konntest Du nur???

Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen Possen und brachte Dich zum Lachen.

Du nanntest mich Dein Kind, und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so manchem abgeschlachteten Sofakissen wurde ich Dein bester Freund.

Immer, wenn ich böse war, erhobst Du Deinen Zeigefinger und fragtest mich

"Wie konntest Du nur?"

aber dann gabst Du nach und drehtest mich auf den Rücken, um mir den Bauch zu kraulen.

Mit meiner Stubenreinheit dauerte es ein bisschen länger als erwartet, denn Du warst furchtbar beschäftigt, aber zusammen bekamen wir das in den Griff.

Ich erinnere mich an jene Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest, und ich glaubte, das Leben könnte schöner nicht sein.

Gemeinsam machten wir lange Spaziergänge im Park, drehten Runden mit dem Auto, holten uns Eis (ich bekam immer nur die Waffel, denn "Eiskrem ist schlecht für Hunde", sagtest Du), und ich döste stundenlang in der Sonne, während ich auf Deine abendliche Rückkehr wartete.

Allmählich fingst Du an, mehr Zeit mit Arbeit und Deiner Karriere zu verbringen und auch damit, Dir einen menschlichen Gefährten zu suchen.

Ich wartete geduldig auf Dich, tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg, tadelte Dich niemals wegen schlechter Entscheidungen und überschlug mich vor Freude, wenn Du heimkamst und als Du Dich verliebtest.

Sie, jetzt Deine Frau, ist kein "Hundemensch" - trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen, versuchte ihr meine Zuneigung zu zeigen und gehorchte ihr.

Ich war glücklich weil Du glücklich warst.

Dann kamen die Menschenbabys, und ich teilte Deine Aufregung darüber.

Ich war fasziniert von ihrer rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie genauso bemuttern.

Nur, dass Du und Deine Frau Angst hattet, ich könnte ihnen wehtun, und so verbrachte ich die meiste Zeit verbannt in einem anderen Zimmer oder in meiner Hütte.

Oh, wie sehr wollte auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem "Gefangenen der Liebe".

Als sie aber größer waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackligen Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase.

Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührung denn Deine Berührung war jetzt so selten geworden.

Und ich hätte sie mit meinem Leben verteidigt, wenn es nötig gewesen wäre.

Ich kroch heimlich in ihre Betten, hörte ihren Sorgen und Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch Deines Wagens in der Auffahrt.

Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du auf die Frage, ob Du einen Hund hättest, ein Foto von mir aus der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich.

In den letzten Jahren hast Du nur noch mit "Ja" geantwortet und das Thema gewechselt.

Ich hatte mich von "Deinem Hund" in "nur einen Hund" verwandelt, und jede Ausgabe für mich, wurde Dir ein Dorn im Auge.

Jetzt hast Du eine neue Berufsmöglichkeit in einer anderen Stadt und Du und sie werdet in eine Wohnung ziehen, in der Haustiere nicht gestattet sind.

Du hast die richtige Wahl für "Deine" Familie getroffen, aber es gab einmal eine Zeit, da war ich Deine einzige Familie.

Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir am Tierheim ankamen.

Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit.

Du fülltest die Formulare aus und sagtest "Ich weiß, Sie werden ein gutes Zuhause für sie finden".

Mit einem Achselzucken warfen sie Dir einen gequälten Blick zu.

Sie wissen, was einen Hund oder eine Katze n "mittleren" Jahren erwartet, auch mit "Stammbaum".

Du musstest Deinem Sohn jeden Finger einzeln vom Halsband lösen, als er schrie "Nein, Papa! Sie dürfen mir meinen Hund nicht wegnehmen!"

Und ich machte mir Sorgen um ihn und um die Lektionen, die Du ihm gerade beigebracht hattest,

über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung, und über Respekt vor allem Leben.

Zum Abschied hast Du mir den Kopf getätschelt, meine Augen vermieden und höflich auf das Halsband und die Leine verzichtet.

Du hattest einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen.

Nachdem Du fort warst, sagten die beiden netten Damen, Du hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem bevorstehenden Umzug gewusst und nichts unternommen, um ein gutes Zuhause für mich zu finden.

Sie schüttelten den Kopf und fragten

"Wie konntest Du nur?".

Sie kümmern sich um uns hier im Tierheim so gut es eben geht.

Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon vor Tagen verloren.

Anfangs rannte ich immer vor ans Gitter, sobald jemand an meinen Käfig kam, in der Hoffnung, das seiest Du - dass Du Deine Meinung geändert hättest - dass all dies nur ein schlimmer Traum gewesen sei ...oder ich hoffte, dass es zumindest jemand wäre, der Interesse an mir hätte und mich retten könnte.

Als ich einsah, dass ich nichts aufzubieten hatte gegen das vergnügte Um-Aufmerksamkeit-Heischen unbeschwerter Welpen, ahnungslos gegenüber ihrem eigenen Schicksal, zog ich mich in eine ferne Ecke zurück und wartete.

Ich hörte ihre Schritte als sie am Ende des Tages kam, um mich zu holen und trottete hinter ihr her den Gang entlang zu einem abgelegenen Raum.

Ein angenehm ruhiger Raum.

Sie hob mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, es sei alles in Ordnung.

Mein Herz pochte vor Aufregung, was jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl der Erleichterung.

Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit abgelaufen.

Meiner Natur gemäss war ich aber eher um sie besorgt.

Ihre Aufgabe lastet schwer auf ihr, und das fühlte ich, genauso wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte.

Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an, während eine Träne über ihre Wange floss.

Ich leckte ihre Hand, um sie zu trösten, genauso wie ich Dich vor vielen Jahren getröstet hatte.

Mit geübtem Griff führte sie die Nadel in meine Vene ein. Als ich den Einstich fühlte und spürte, wie die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen und flüsterte

"Wie konntest Du nur?".

Vielleicht verstand sie die Hundesprache und sagte deshalb "Es tut mir ja so Leid".

Sie umarmte mich und beeilte sich mir zu erklären, es sei ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich bald einem besseren Ort wäre, wo ich weder ignoriert noch missbraucht noch ausgesetzt werden könnte oder auf mich allein gestellt wäre - einem Ort der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als dieser irdische Ort.

Und mit meiner letzten Kraft versuchte ich ihr mit einem Klopfen meines Schwanzes zu verstehen zu geben, dass mein "Wie konntest Du nur?" nicht ihr gegolten hatte.

Du warst es, mein geliebtes Herrchen, an den ich dachte. Ich werde für immer an Dich denken und auf Dich warten.

Möge Dir ein jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen.

© Jim Willis 2001

 

Lea

Die nachfolgende Geschichte kommt aus Amerika.

Sie handelt von einem Welpen in einem Petshop, einer Tierhandlung.

Sie darf - ja sie soll - weiterverbreitet werden, da auch bei uns immer noch viel zu viele Tiere von gewissenlosen Händlern auf Märkten zum Verkauf angeboten werden und sich leider auch immer wieder Käufer dafür finden. Oft sind diese Tiere krank. Auch wenn es nicht immer gleich so schlimm ausgeht, wie in Lea´s Geschichte, so sind doch Kummer und Leid bei Tier und Halter groß. Wir alle werden dringend dazu aufgerufen, zukünftige Hundehalter/Tierhalter zu informieren und aufzuklären. Wenn wir ein Tier erwerben wollen, sollten wir uns an einen wirklich verantwortungsvollen Züchter wenden. Und denkt bitte stets daran, auch in den Tierheimen warten unzählige Tiere darauf, wieder in liebevolle Hände zu kommen.

Ich weiß nicht mehr viel von dem Ort, wo ich geboren bin. Es war eng und dunkel und nie spielte ein Mensch mit uns. Ich erinnere mich noch an Mama und ihr weiches Fell, aber sie war oft krank und sehr dünn. Sie hatte nur wenig Milch für mich und meine Brüder und Schwestern. Die meisten von ihnen waren plötzlich gestorben. Als sie mich meiner Mutter wegnahmen, hatte ich furchtbare Angst und war so traurig. Meine Milchzähne waren kaum durchgestoßen und ich hätte meine Mama doch noch so sehr gebraucht. Arme Mama, es ging ihr so schlecht.

Die Menschen sagten, dass sie jetzt endlich Geld wollten und dass das Geschrei meiner Schwester und mir ihnen auf die Nerven ginge.

So wurden wir eines Tages in eine Kiste verladen und fortgebracht. Wir kuschelten uns aneinander und fühlten, wie wir beide zitterten - ohnmächtig vor Angst.

Niemand kam, um uns zu trösten. All diese seltsamen Geräusche und erst noch die Gerüche - wir sind in einem "Petshop", einem Laden, wo es viele verschiedene Tiere gibt. Einige miauen, andere piepsen, einige pfeifen. Wir hören auch das Wimmern von anderen Welpen.

Meine Schwester und ich drücken uns eng zusammen in dem kleinen Käfig. Manchmal packt uns jemand und hebt uns hoch um uns zu begutachten. Einige sind freundlich und streicheln uns, andere sind grob und tun uns weh. Oft hören wir sagen "Oh, sind die süß, ich will eines", aber dann gehen die Leute wieder fort.

Letzte Nacht ist meine Schwester gestorben.

Ich habe meinen Kopf an ihr weiches Fell gelegt und gespürt, wie das Leben aus dem dünnen Körper gewichen ist.

Ich sollte verbilligt nun abgegeben werden, damit ich bald wegkomme. Niemand beachtet mein leises Weinen, als meine kleine Schwester weggeworfen wird.

Heute ist eine Familie gekommen und hat mich gekauft! Jetzt wird alles wieder gut. Es sind sehr nette Leute, die sich tatsächlich für mich entschieden haben. Sie haben gutes Futter und einen schönen Napf dabei und das kleine Mädchen trägt mich ganz zärtlich auf den Armen. Ihr Vater und ihre Mutter sagen, ich sei ein ganz süßes und braves Hundchen.

Ich heiße jetzt Lea.

Ich darf meine neue Familie auch abschlabbern, das ist wunderbar.

Sie lehren mich freundlich, was ich tun darf und was nicht, passen gut auf mich auf, geben mir herrliches Essen und viel, viel Liebe.

Nichts will ich mehr, als diesen wunderbaren Menschen gefallen und nichts schöneres als mit dem kleinen Mädchen herumzutollen und zu spielen.

Erster Besuch beim Tierarzt. Es war ein seltsamer Ort, mir schauderte.

Ich bekam einige Spritzen. Meine beste Freundin, das kleine Mädchen, hielt mich sanft und sagte, es wäre OK, dann entspannte ich mich.

Der Tierarzt schien meinen geliebten Menschen traurige Worte zu sagen, sie sahen ganz bestürzt aus.

Ich hörte etwas von schweren Mängeln und von Dysplasie E und von Herz zwei.

Er sprach von wilden Züchtern und dass meine Eltern nie gesundheitlich getestet worden seien.

Ich habe nichts von alledem begriffen, aber es war furchtbar, meine Familie so traurig zu sehen.

Jetzt bin ich sechs Monate alt. Meine gleichaltrigen Artgenossen sind wild und stark, aber mir tut jede Bewegung weh.

Die Schmerzen gehen nie weg. Außerdem kriege ich gleich Atemnot, wenn ich nur ein wenig mit dem kleinen Mädchen spielen will.

Ich möchte so gerne ein kräftiger Hund sein, aber ich schaffe es einfach nicht. Vater und Mutter sprechen über mich.

Es bricht mir das Herz, alle so traurig zu sehen.

In der Zwischenzeit war ich oft beim Tierarzt und immer hieß es "genetisch" und man kann nichts machen".

Ich möchte draußen in der warmen Sonne mit meiner Familie spielen, möchte rennen und hüpfen. Es geht nicht.

Letzte Nacht war es schlimmer als eh und je.

Ich konnte nicht einmal mehr aufstehen, um zu trinken und nur noch schreien vor Schmerzen.

Sie tragen mich ins Auto. Alle weinen. Sie sind so seltsam, was ist los? War ich böse? Sind sie am Ende böse auf mich?

Nein, nein, sie liebkosen mich ja so zärtlich. Ach, wenn nur diese Schmerzen aufhörten !

Ich kann nicht einmal die Tränen vom Gesicht des kleinen Mädchen ablecken, aber wenigstens erreiche ich ihre Hand.

Der Tisch beim Tierarzt ist kalt. Ich habe Angst. Die Menschen weinen in mein Fell, ich fühle, wie sehr sie mich lieben.

Mit Mühe schaffe ich es, ihre Hand zu lecken. Der Tierarzt nimmt sich heute ganz viel Zeit und ist sehr freundlich, und ich empfinde etwas weniger Schmerzen.

Das kleine Mädchen hält mich ganz sanft, ein kleiner Stich......Gott sei dank, der Schmerz geht zurück.

Ich fühle tiefen Frieden und Dankbarkeit.

Ein Traum: Ich sehe meine Mama, meine Brüder und Schwestern auf einer großen grünen Wiese.

Sie rufen mir zu, dass es dort keine Schmerzen gibt, nur Frieden und Glück.

So sage ich meiner Menschenfamilie "Auf Wiedersehen" auf die einzig mir mögliche Weise:

Mit einem sanften Wedeln und einem kleinen Schnuffeln.

Viele glückliche Jahre wollte ich mit euch verbringen, doch es sollte nicht sein.

Statt dessen habe ich euch so viel Kummer gemacht.

Es tut mir ja so sehr Leid, aber ich war halt nur eine Händlerware.

_________ Lea____________

©1999 J. Ellis - bewilligte Übersetzung von E. Witter



Geliebtes Herrchen

Am Morgen bist Du sehr früh aufgestanden und hast die Koffer gepackt.

Du nahmst meine Leine, ich war glücklich !

Noch ein kleiner Spaziergang vor dem Urlaub. Hurra !

Wir fuhren mit dem Wagen und Du hast am Straßenrand angehalten.

Die Türe ging auf und Du hast einen Stock geworfen !

Ich lief und lief, bis ich den Stock gefunden und zwischen meinen Zähnen hatte, um ihn Dir zurückzubringen !

Als ich zurück kam warst Du nicht mehr da !

In Panik bin ich alle Richtungen gelaufen, um Dich zu finden, aber vergebens !

Ich lief Tag für Tag, um Dich zu finden und wurde immer schwächer.

Ich hatte Angst und großen Hunger.

Ein fremder Mann kam und legte mir ein Halsband um und nahm mich mit.

Bald befand ich mich in einem Käfig und wartete dort auf Deine Rückkehr.

Aber Du bist nicht gekommen !

Dann wurde der Käfig geöffnet.

Nein, Du warst es nicht.

Es war der Mann der mich gefunden hat.

Er brachte mich in einen Raum, es roch nach Tod !

Meine Stunde war gekommen.

Geliebtes Herrchen, ich will, das Du weißt, dass ich mich trotz des Leidens das Du mir angetan hast,

noch stets an Dein Bild erinnere

und falls ich noch einmal auf die Erde zurück kommen könnte,

ich würde auf Dich zulaufen, denn ich hatte Dich lieb !

- Dein Hund.

Dieser Brief ist in einer belgischen Zeitung erschienen mit der ausdrücklichen Bitte um Verbreitung und Nachdruck.

Er regt sicher viele Menschen zum Nachdenken an.

Verantwortlich für den Text ist ausschließlich die Autorin

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