Fuldatal - Simmershausen
Das Tor zum Reinhardswald
„Simanneshusun“ und „Simareshusun“ sind die beiden ersten urkundlichen
Hinweise auf das Dorf Simmershausen. Sie sind in den Gründungsurkunden
des Klosters Hasungen aus dem Jahr 1074 zu finden.
Neben vielen anderen Orten wird hier auch der Ort Simmershausen erstmals erwähnt,
da zwei Männer mit Namen Huch und Aeluericus (= Ullrich)
dem Kloster Land in Simmershausen schenken .
Es ist sicher, daß die Ortsgemarkung schon viel früher besiedelt worden ist.
So wurden u.a. Reste vorgeschichtlicher Besiedlung bei Bauarbeiten in den Fluren
„Im Kamp“ und „Der Waidberg“ aus der Zeit der Bandkeramiker (etwa um 3000 v. Chr.) gefunden.
Der Dorfname sagt oft etwas über die Entstehung, die Lage
oder die ursprüngliche Bedeutung des Ortes aus.
Dabei sind die Endungen der Dorfnamen von besonderer Bedeutung.
Sie können auf die Entstehungszeit der Siedlung hinweisen.
Die Gründung Simmershausens erfolgte höchst wahrscheinlich
am Ende der Völkerwanderung.
Über die Deutung des ersten Teiles des Ortsnamens
gibt es verschiedene Erklärungsversuche.
So ist es durchaus möglich, daß die Ersterwähnung „Simanneshusun“
auf einen Simann oder Simon hinweist, der als erster mit seinen Gefolgsleuten
in der Ortslage den Wald rodete und sich dann hier niederließ.
1240 taucht in Klosterurkunden der Name „superiore Simonshusen“
(= Ober-Simmershausen) und 1377 die Bezeichnung „Nedirn Symeshusen“
(= Nieder-Simmershausen) auf, so dass man davon ausgehen muss,
dass es zeitweise 3 Siedlungen in der heutigen Simmershäuser Ortslage gab.
Seit der Ersterwähnung im Jahre 1074 und in der Folgezeit waren in dem
kleinen Ort hauptsächlich verschiedene Klöster begütert.
Seit dem 12. Jahrhundert gelang es den hessischen Landgrafen ihr Herrschaftsgebiet
durch Erbschaft, Tausch, Kauf und Krieg zu sichern und zu erweitern.
So ging 1395 das Pfarrpatronat über die Kirche von „Symetshusen“
vom Kloster Ahnaberg auf den hessischen Landgrafen über,
der 1397 schließlich Besitzer von ganz Simmershausen
wurde.
Simmershausen gehörte zum landgräflichen Verwaltungsbezirk
„Amt auf der Ahna“ zu dem anfangs auch die Orte
Wolfsanger, Ihringshausen, Frommershausen, Nieder- und Obervellmar,
Heckershausen und Weimar zählten.
Nur langsam erholte sich, wie alle vom 30-jährigen Krieg heimgesuchten Gebiete,
auch unser Heimatdorf von den Leiden dieses langen Krieges. So hatte
Simmershausen 1748 wieder 284 Einwohner und damit
die Kriegsverluste an Menschen ausgeglichen.
Dies erfahren wir aus der sogenannten Katastervorbeschreibung,
die auf Anordnung Landgraf Friedrichs I. (1730 – 1751) für fast
alle hessischen Orte und damit auch für Simmershausen aufgestellt wurde.
Simmershausen hatte damals ein Pfarr- und ein Schulhaus
sowie 63 Häuser, die steuerpflichtig waren. Im Ort lebten 62 Männer,
76 Weiber, 62 Söhne, 75 Töchter, 4 Knechte und 5 Mägde,
insgesamt 284 Menschen.
An Vieh gab es 58 Pferde, 24 Ochsen,
88 Kühe und 486 Schafe.
Durch den Ort führte keine Landstraße, sondern nur
ein Fußweg von Rothwesten nach Kassel.
Eine wichtige Quelle für die Ortsgeschichte sind auch die Kirchenbücher.
Die ältesten Simmershäuser Kirchenbuchaufzeichnungen stammen aus dem Jahre 1682.
Noch älter sind sogenannte Kirchenkastenrechnungen aus den Jahren 1658 und 1667.
Hier finden wir auch die ersten Hinweise, dass in Simmershausen
schon „schul gehalten“ wurde, dass es eine „schulstub“
gab und dass der Opfermann einen Gulden für das „schul halten“ bekam.
Die erste namentliche Nennung eines Simmershäuser Schulmeisters
finden wir auch im Kirchenbuch. Im Jahre 1682
wird Hans Heinrich Eberhardt „selbständiger Schulmeister“ als Pate genannt.
Seit dieser Zeit sind alle „Schulmeister“ namentlich bekannt.
Am Ende des 18. Jahrhunderts verfasste der Holzhäuser
Pfarrer Johann Christian Martin seine
„Topographisch Statistischen Nachrichten von Niederhessen“,
die auch eine Beschreibung Simmershausens enthalten.
Dort erfahren wir u.a., dass im Jahre 1787 in Simmershausen
70 Männer, 83 Weiber, 79 Söhne, 75 Töchter, 6 Knechte und 10 Mägde lebten
und es damals 29 Ackerleute, 4 Schneider, 1 Wagner, 1 Schreiner,
4 Leineweber, 2 Schmiede, 2 Wirte und 29 Tagelöhner im Ort gab.
„Die Zahl der Häuser beträgt 69, von denen ein großer Teil sehr verfallen zu
sein scheint und ein nachteiliges Zeugnis für die
Glücksumstände und Wirtschaft der Besitzer ablegt.“
Auch dies ist wieder ein Hinweis, dass die soziale Situation der meisten
Einwohner Simmershausens nicht gut war, Simmershausen ein armes Bauerndorf war.
In Folge der Industrialisierung fanden immer mehr Simmershäuser
in den Fabriken in Kassel Arbeit. Aus dem ursprünglich rein
bäuerlichen Dorf wurde mehr und mehr eine Arbeiterwohngemeinde.
Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte Simmershausen 700 Einwohner,
davon waren 356 männlich, 699 Einwohner waren evangelisch,
einer katholisch. Es gab 101 Wohnhäuser.
Im neuen Jahrhundert hielt nun auch langsam aber
unaufhaltsam der Fortschritt in Simmershausen Einzug.
Eine neue Schule wurde 1900 eingeweiht, ein öffentlicher Fernsprecher
aufgestellt, ein neues Pfarrhaus gebaut und 1912 eine Wasserleitung verlegt.
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 unterbrach diese Entwicklung jäh.
27 junge Simmershäuser Männer fielen in diesem Krieg.
Schwer hatte es auch die Bevölkerung in der Heimat,
wie in den Chroniken von Schule und Pfarrei zu lesen ist.
Der Kriegsausbruch im Jahre 1939 traf den Ort sofort unmittelbar,
da infolge der Evakuierung des Saarlandes zahlreiche Saarbrücker
Familien in Simmershausen einquartiert wurden.
Die Not der Bevölkerung war groß. Besonders Flüchtlinge und Evakuierte litten.
1948 lebten in Simmershausen 239 Flüchtlinge und 61 Evakuierte.
Nach der Währungsreform im Juni 1948 verbesserte sich die
wirtschaftliche Lage langsam aber stetig.
So konnte als erste wichtige Maßnahme schon
im Januar 1949 der Bau einer neuen Schule
(heute: Haus der Vereine) beschlossen werden.
Im Oktober 1950 wurde die im Krieg völlig
zerstörte Kirche wieder eingeweiht.
Straßenbau, die Verbesserung der Wasserversorgung,
die Bereitstellung von Bauland im Ellenbach,
der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses waren wichtige Maßnahmen,
die in den folgenden Jahren in der Gemeinde durchgeführt wurden
und die Infrastruktur des Dorfes und die Lebensqualität
der Bewohner wesentlich verbesserten.
Nach dem plötzlichen Ableben von Bürgermeister Franz am 21.6.1959
wurde Friedrich Wasmuth zum ersten und auch
letzten hauptamtlichen Bürgermeister von Simmershausen gewählt.
Am 31.10.1969 stimmte die Gemeindevertretung einstimmig
dem Zusammenschluss zur Großgemeinde Fuldatal zu,
der am 1.1.1970 vollzogen wurde.
Gedenkstätte Zuschlags-Ruhe
Nicht nur den erholungssuchenden Wandersleuten wird ein imposanter Gedenkstein
mit kleiner Erinnerungstafel im Simmershäuser Wald über der Fuldaschleife nahe
der Reinhardswaldschule möglicherweise schon einmal aufgefallen sein.
Diese Stätte „Zuschlags-Ruhe“ genannt, ist einem Mann gewidmet, der unmittelbar
vor dem Beginn des 20. Jahrhundert einen geradezu visionären Gedanken verfolgte.
Er träumte davon, kulturelle Großveranstaltungen in freier Natur zu organisieren.
Die dortige fantastische Kulisse in diesem Simmershäuser Waldgelände „Altes Gehege“ mit Blick
über die Fuldaschleife zum Gut Kragenhof war hierzu seiner Ansicht nach wie geschaffen dafür.
Es blieb jedoch bei der Idee Professor Friedrich Zuschlags, die er seinerzeit als Patient
des damaligen Sanatoriums im Schocketal – der heutigen Reinhardswaldschule
im Jahre 1900 entwickelt haben soll, einen Ort für „Deutsche Nationalspiele“ zu schaffen.
Die Erinnerung hierzu wird durch den eingangs erwähnten Gedenkstein,
als romantische Grotte gestaltet,
mit einer Hinweistafel aus Marmor wachgehalten. Diese wurde vor einiger Zeit
mutwillig von unbekannt zerstört
kürzlich von Armin Mantel, einem Mitarbeiters des Bauhofes
der Gemeinde Fuldatal, als Holztafel neu erstellt und von den Simmershäusern
Heinz Knüppel und Uwe Vondermühl angebracht. In der Nähe der Gedankstätte
befindet
sich übrigens eine Schutzhütte mit Holzbänken und Tischen,
die ebenfalls
zum Verweilen einlädt.
Der Wassererlebnispfad Fuldatal bietet in einem überschaubaren Naturraum
eine große Anzahl
verschiedener Lernorte, um eine wirkliche Beziehung zur Natur herzustellen.
Vor Ort lassen sich unterschiedlichste Aktivitäten von der spielerischen Erfahrung bis
zur wissenschaftlich orientierten Untersuchung erleben.
Ein handelnder, spürbarer Umgang mit dem Element Wasser ist möglich. Die Natur kann über
alle Sinne erfahren werden. Probleme werden experimentell gelöst. Möglichkeiten
der Wassernutzung
und des ganzheitlichen Gewässerschutzes sind zu erkunden. Die Vielzahl von Erlebnismöglichkeiten
verdeutlicht die vernetzten ökologischen Zusammenhänge der Lebensräume im und am Wasser und
vermittelt auf diesem Weg Sachkompetenz.
Herzlich willkommen sind alle, die selbständig mit Kindern, Jugendlichen oder
Erwachsenen arbeiten,
sich als Pädagogen fortbilden wollen oder sich bisher noch nicht "an’s Wasser"
getraut haben.
Erlebnisbeispiele:
1.Lebensraum Bäche
Kindern und Erwachsenen naturnahe Bäche näher bringen und sie für die Bedürfnisse von
bedrohten Arten sensibilisieren.Wir gehen an den Bach,in den Bach, und den Bach entlang,
um zu sehen, wer dort lebt, wo er lebt und was er so alles tut!
2.Lebensraum Quelle
Da sich in direkter Nähe zum Wassererlebnishaus auch mehrere Quellen unterschiedlicher
Ausprägung befinden, können diese Biotop-Typ umfassend erfahren werden.
3.Tümpel und Teiche
Stilles Wasser, aber mächtig viel los!
Finden wir die Gelbrandkäfer, Molche und Wasserspinnen?
4.Im Wasserlabor
Können Wasserproben einmal genauer unter die Lupe genommen werden.
5.Dämme bauen, Wasser stauen, konstruieren und probieren:
In der Wasserwerkstatt und an der Wasserspielanlage werden Boote oder Wasserräder gebaut.
6.Können wir eine Quelle nachbauen?
Wie finden wir den Wassererlebnispfad?
Das Wassererlebnishaus - das Zentrum des Wassererlebnispfades - erreichen Sie
mit Öffentlichem Personennahverkehr über die Linien Straßenbahn 7, 3 und Bus 33, 34 ,41
bis "Ihringshausen-Kirche" oder weiter bis "Schocketal" und dann fußläufig oder
mit dem Fahrrad über das Schocktal und den Junghecksweg in Fuldatal-Simmershausen
oder über die Friedhofstraße und die Reddeln in Fuldatal-Ihringshausen.Info
und Kontakt über: 34233 Fuldatal, Junghecksweg 9
Wüstungen im Raum von Fuldatal