kaufnixtag

Mein erster Kauf-Nix-Tag

 

Noch heute schwelge ich in nostalgischen Erinnerungen an meinen ersten Kauf-Nix-Tag. Den gab es damals in den 80er noch nicht offiziell, daher begingen wir, ein paar Friedensbewegte und Ökos mit Anhang, den Kauf-Nix-Tag am Heiligabend. Wir packten ein paar Songtexte, dadaistische Gedichte und Wasserpistolen ein und zogen theatralisch geschminkt und verkleidet in die City unseres westdeutschen Städtchens, dass Besuchern häufiger die Bemerkung entlockt, dass der Krieg wirklich schlimme Folgen hatte. Im Krieg ist hier zwar keine Bombe explodiert, am Kauf-Nix-Tag gab es aber ernsthafte Befürchtungen.

 

Zunächst konnten wir mit unserer Show niemanden so richtig vom Hocker reißen.  Selbst der Gröni Song „Ich kauf mir was, kaufen macht soviel Spaß“ konnte die gestressten Last-Minute-Weihnachts-Geschenke-KäuferInnen nicht zu einem Innehalten und wirklich aufrichtigen Nachdenken über das zum Konsumterror verkommene Fest der Liebe anregen. Vielleicht hätten wir als verkleidete Weihnachtsmänner pädagogisch wertvollere Erfolge erzielt, schließlich wurde der Weihnachtsmann der Legende nach ja 1931 von Coca-Cola erfunden.  Die Weihnachtsmannkostüme benutzten wir aber nach einem in unser WG im Konsens getroffenen basisdemokratisch legitimierten Grundsatzbeschluss nur für Sommer-Aktionen.

 

Das aus unserem heiligen Kauf-Nix-Tag dennoch was wurde verdanken wir allein Heino. Nicht dass jemand nun denkt, wir wären wirklich soweit gegangen Heino-Songs ins Programm aufzunehmen. Uns war schon damals bewusst, dass auch Spontis eine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung tragen. Skrupellos waren damals allein die Kapitalsten, die heute dabei sind sich große Verdienste um den Kauf-Nix-Tag zu erwerben.

 

Passend zum Heiligenabend wurde in unserer Town ein super Einkaufsmarkt eröffnet. Heino sollte zur Feier des Tages ein Ständchen bringen. Das wiederum rief die Punkis und Heavis auf den Plan. Schon Stunden vor dem Auftritt fieberten sie im Supermarkt Heino entgegen. Niemand wollte den Gig verpassen. Eine Innenstadtbelebung von der mancher Bürgermeister heute nur träumen kann. 

 

Zum Glück gab es aber zu jener Zeit noch Vinyl. Statt den Laden zusammenzuschlagen, wie es sich für anständige Punkis und Heavis gehört hätte,  benutzten sie die ausliegende Heino-Covers als Kopfbedeckung, wodurch sie etwas Zwergenhaft erschienen, und stimmten in unseren Gott-Song „Einmal um die ganze Welt und die Taschen voller Geld“ ein. 

 

Der Geschäftsführung muss an im Nachhinein zu Gute halten, dass Deeskalationsstrategien damals noch nicht zur Grundausbildung des Einzelhandelskaufmanns gehörten. Sie verlor die Nerven und sagte den Heino Auftritt ab.  Erboste Fans reagierten ihre Wut an einer unschuldigen Telefonzelle ab.

 

Aus lauter Verzweiflung über die misslungene Bescherung beschwerten sich die Enttäuschten höflich in standgemäßer Form einer Bombendrohung beim Supermarkt. Der wurde geräumt, die Straße abgesperrt. Und sieh da, die Menschen versammelten sich und hielten inne. Nun sei die Zeit gekommen sie endlich zu bekehren, dachten wir. Die Polizei unterstützte uns nach Kräften und tauchte wirklich effektvoll die Straße, unser Bühne, wie wir annahmen, in schönstes Sireneblau. Die Menschen fanden aber kein Zugang zu uns. Wahrscheinlich lag es daran, dass wir weder Revoluzzer, noch Rock-And-Roller noch Gewerkschafter waren. Wir sollten doch arbeiten und wir sollten doch nach drüben gehen meinten sie. Vor die Entscheidung gestellt, welcher dieser beiden charmanten Ratschläge wir denn nun befolgen sollten, entschieden sich die Menschen dafür, uns ausgerechnet am Heiligenabend nach drüben schicken zu wollen.

 

Das bleib uns dann dank einer Festnahme durch die Polizei netterweise erspart. Eine Rentnerin schlug noch wild mit ihren Porreestangen gegen die Minna und prophezeite uns: „Ihr werdet euer gerechten Strafe nicht entgehen“. Sie sollte recht behalten.

 

Wieder erwarten wurde Rot-Grün durch die Bundestagswahl 2002 erneut zur Regierungsbildung befähig und bedankte sich dafür mit der Aktion „Jeder Tag ist Kauf-Nix-Tag“. Und das mitten im Kapitalismus. Das hätten wir uns damals nicht träumen lassen. Dank an alle Neoliberalisten dieser Welt! Je weniger wir konsumieren, desto mehr schonen wir die Umwelt. Allerdings ist die Aktion noch etwas halbherzig, da sie nur zukünftige Empfänger des Arbeitslosengelds 2 zum Bessern bekehrt. Aber dass mit der Massenarmut scheint ja auf dem besten weg. Wir müssen jetzt nur noch die Gewerkschaften entmachten, die in ihrer ewigen engstirnigen Gestrigkeit den Massenkaufkraftverlust als volkswirtschaftliche Bedrohung statt als einmalige Chance begreifen. Helfen Sie uns dabei. Unterstützen Sie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft! Werden Sie Botschafter der Initiative. Wir brauchen Menschen wie Sie, die wissen: In Zukunft werden wieder Werte gefragt sein. China ist schon so Rot wie der Weihnachtsmann!

 

Jeder Tag ist Kauf-Nix-Tag!

 

 

Josua Vogelbusch

Weststr. 15

42555 Velbert

 

Tel./Fax 02052-6468

E-Mail: Josua c/o gmx.fr

Aw von alles für alle 27.11.2004 13:54:

Steal something day
eine etwas sympathischere variante als die verzichtsideologie des "konsumkritischen" buy-nothing-day ist der steal-something-day, siehe link.

Homepage:: http://www.infoshop.org/news5/steal2000.html

 

Weblinks zum Kauf-Nix-Tag:


 http://de.wikipedia.org/wiki/Kauf-Nix-Tag

Wie alle Artikel kann dieser Artikel bei Wikipedia übe de Kauf-Nix-Tag ergänzt werden. Bei Wikipedia können auch neue Artikel angelegt werden. http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite


 http://www.adbusters.org Adbusters.org (engl.)  (mit Weihnachtsmann!)

 http://buynothingday.narra.de
buynothingday.narra.de (deutsch)

 http://www.buynothingday.co.uk buynothingday.co.uk (engl.)

 http://www.bndjapan.org www.bndjapan.org (Jap./engl.)

 http://www.bdidut.com/ www.bdidut.com (Israel)

 http://www.antipub.net/ www.antipub.net (Frankreich)



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