Nackt und wunderschön tauchte sie aus dem Meer auf. Die Fluten trugen sie in einer Muschelschale an den Strand der Insel Zypern. Als sie an Land ging, erblühten unter ihren Füßen duftende Blumen und Kräuter. Die Göttin der Liebe und der Schönheit, Aphrodite, war geboren.

Aphrodite oder Venus, wie sie bei den Römern genannt wurde, war sinnlich, verführerisch und schamlos. Ihre erotische Ausstrahlung machte sogar wilde Tiere zahm: Bären, Wölfe und Löwen suchten ihre Nähe und lagen friedlich zu ihren Füßen. Für Liebe und Leidenschaft war die Göttin immer zu haben. Wenn sie sich einen Mann angeguckt hatte und ihn umgarnte, wollte er nur noch das Eine und das sofort - egal ob es sich dabei um einen Gott oder einen gewöhnlichen Streblichen handelte.

Das Geheimnis von Aphrodites unwiderstehlicher Anziehungskraft war ein Zaubergürtel, den sie am Leibe trug. Die magische Kraft dieses mit Liebessymbolen bestickten Gürtels ließ den Liebhaber vor Verlangen und Wollust vergehen und schenkte seinen Lenden Kraft ohne Ende. In Aphrodites Armen wurde jeder Mann zum Supermann und die Liebe mit ihr zu einer Symphonie der Lust...

...Diese Geschichte hat sich so natürlich nie abgespielt, aber sie wiederholt sich wie jeder Mythos immer wieder. Selbst einigen großen Männern der Weltgeschichte hat so manche Venus aus Fleisch und Blut zeitweise den Verstand geraubt.

Von leidenschaftlicher Liebe haben die Menschen zu allen Zeiten geträumt. Die alten Griechen pilgerten zu Tempeln der Aphrodite, um die Göttin zu verehren und ihre Gunst zu erbitten. Sie brachten Pflanzen und Opfergaben dar, deren Eigenschaften den sinnlichen Wesen der Aphrodite entsprachen: liebliche Kränze aus Rosen und Myrten, duftende Kräuter wie Rosmarin, Basilikum und Minze, Schalen mit aromatischen Gewürzen und Granatäpfel, dazu turtelnde Tauben, fruchtbare Hasen, kraftvolle Stiere. Alle diese Liebesgaben gelten heute noch als Mittel, um Lust und Potenz zu steigern. In Erinnerung an die Göttin werden sie Aphrodisiaka genannt.

Auch wir bringen der Aphrodite immer noch Opfer. Ganze Industriezweige wie die Modebranche oder die Kosmetikindustrie leben von Frauen und mittlerweile auch Männern, die alles tun, um verführerisch zu wirken. So wie früher die Opfergaben auf dem Altar, landen heute große Scheine in den Kassen von Friseuren, Schönheitschirurgen und Sexshops.

Erotische Anziehungskraft definiert sich aber nicht nur über das Aussehen. Frauen mit üppigen Formen, glänzendem Haar und einem ebenmäßigem Gesicht ziehen zwar die meisten Blicke auf sich, die optischen Signale beschäftigen aber nur einen Teil der Lustzentrale im menschlichen Gehirn. Um den Wunschpartner zu betören, muss man auch noch ein paar andere Register ziehen: Wirklich raffinierte VerführerInnen setzen das ganze Arsenal der Sinnlichkeit ein. Und damit sind wir dem Geheimnis der Aphrodite wieder auf der Spur: sie attackierte ganz gezielt alle fünf Sinne. Vor einem Rendezvous ließ sie sich von ihren Dienerinnen baden und mit kostbaren Ölen salben. So fühlte sich ihre Haut samtweich an und verströmte einen betörenden Duft. Mit sanfter Stimme gurrte sie ihren Opfern Liebesworte ins Ohr. Und als Vorgeschmack auf die sinnlichen Freuden reichte sie ihnen das klebrige, rote Fleisch eines Granatapfels.

Was wir heute von der Liebesgöttin erbitten sollten, ist etwas mehr Zeit. Keine Zeit zu haben bedeutet Stress, und der verträgt sich nicht mit Erotik. Wenn die Menschen früher im Heiligtum der Aphrodite Opfer brachten und Feste feierten, kamen sie wahrscheinlich schon deshalb in Stimmung, weil sie sich mit allen Sinnen intensiv auf das Thema Liebe konzentrierten. Auf Stress reagiert der Körper immer noch wie in der Steinzeit, als der Mensch bei Gefahr lediglich die Wahl hatte, um sein Leben zu rennen oder zu kämpfen. Alle Funktionen die nicht die Muskelkraft unterstützten, werden zurückgefahren. Dazu gehört auch die Tätigkeit der Verdauungs - und Fortpflanzungsorgane. Wer auf der Ebene der Körperfunktionen quasi ums Überleben kämpft - und das ist bei negativem Stress immer der Fall - hat für Lust und Liebe einfach keine Kapazitäten frei. Umgekehrt macht Entspannung für Sinnesreize empfänglich. Haut und Geschlechtsorgane sind gut durchblutet, die Botenstoffe der Erregung haben freie Bahn und bringen den Schaltkreis der Lust in Gang.

Liebe und Sexualität werden schon lange nicht mehr im Tempel der Göttin, sondern in High-Tech-Palästen der Wissenschaft verwaltet. Aphrodites Zaubergürtel wäre heute mit so nüchternen Begriffen bestickt wie Orgasmushormon, Sexgen oder Partnersuchmuster. Der Zauber der Aphrodisiaka kann uns die geheimnisvolle Seite des Lebens und der Liebe wieder ein Stückchen näherbringen. Gewürze, Aromen und duftende Essenzen regen die Sinnlichkeit an. Und diese ist die wichtigste Vorraussetzung für die Liebe. Wer ein raffiniertes Liebesmahl zubereitet oder duftende Öle mixt, sollte also nicht verbissen auf den Orgasmus seines Lebens hinarbeiten, sondern die Vorbereitungen als Vorspiel zum Vorspiel genießen. Denn, wie es in Asien heißt: Der Weg ist das Ziel ... :-)

 

 

 

 

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