Urlaub mit Hindernissen


 

Oktober 1999. Es war schon ziemlich matschig draussen. Aber für mich wieder die ideale Jahreszeit, um mein geliebtes Kreta wiederzusehen.

Dieses Jahr war es etwas anders. Ich wollte meiner Mutter Kreta einmal vorstellen. Sie kannte es nur vom Video, aus meinen Erzählungen, von den Ansichtskarten. Und so machte ich ihr bereits im Februar den Vorschlag, einmal mitzukommen. Sie hatte bisher noch nicht viel Zeit mit Reisen verbracht.

Gesagt, getan. Ich buchte ein Hotel bei Mallia. Nun geht, wegen der vielen Touristenburgen nicht gerade mein Geschmack - aber es sollte für die schon etwas ältere Mama bequem sein.

Doch dann kam das Entsetzen: 4 Tage vor Abflug erhielt ich die Information, mein Hotel würde eher schliessen. Ich hatte nun die Wahl, entweder ich storniere oder ich buche um. Mir wurde es ganz schlecht.

Es war Donnerstag, 22.30 Uhr! Ein langer Arbeitstag und 6 Stunden in der Abendschule lagen hinter mir. Am nächsten Tag sollte ich mich in einer Deutsch-Klausur mit Thomas Mann auseinandersetzen.... Es wurde eine unruhige Nacht.

Am nächsten Tag telefonierte ich noch einmal mit dem Veranstalter. Es war wirklich nicht so prickelnd, wie ich dabei feststellen musste. Aber der Veranstalter erwies sich als sehr großzügig, was die Umbuchung betraf. So bekamen wir ein komfortables 4*-Hotel, eine Clubanlage, in der Nähe von Ferma.
 

Ich schluckte die Clubanlage - ich mag diese grossen Häuser nicht. Ferma, ok. Ich wurde entschädigt, da ich in die Nähe von Ierapetra, meinem Lieblingsplatz, reisen würde. Aber nun blieb die Frage: Wie beweglich ist Mama?

Auch hier spielte das Schicksal wieder einen Streich. Wir waren gerade 3 Tage auf der Insel, wo sich Mama bei einem Tagesausflug nach Santorini das Knie verstauchte. Da es Gott sei Dank keine ernsthafte Verletzung wurde, brauchte sie nicht das Bett zu hüten oder gar den Urlaub abzubrechen. Aber in ihrer Fortbewegung war sie schon eingeschränkt. Das schmeckte mir irgendwie alles nicht so richtig. Erst das Hotel an der Nordküste passé, wo die Möglichkeit für viele Ausflüge bestand. Dann die Geschichte mit dem Bein.

Jetzt überwand ich all meine Scheu vor den Fahrkünsten auf Kreta. Ich begab mich zu Rainer seiner Autovermietung in Ierapetra und lieh mir für 10 Tage einen Kleinwagen.

Der nächste Schritt sollte nach Mallia gehen, wo Thalia, eine Freundin, ein Reisebüro betreibt. Hier buchte ich alle möglichen und wichtigen Ausflüge für meine Mama. Sie sollte ja schließlich etwas von der Insel sehen und vor allem auch Wissenswertes erfahren.


Dass ich an diesen sog. Ausflugstagen sie bis nach Agio zum Bus brachte und dann auch wieder abholte (es gab leider keine passende Übereinstimmung zum guten Liniennetz), hatte den Vorteil, dass ich mich in dem Inselfahrstil übte und auch so unbeschwerte Tage verbringen konnte.


Die Moral an dieser Episode: Der Urlaub begann mit sehr vielen Hindernissen. Doch ohne diese Hindernisse hätte ich mich selbst nicht getraut, mir auf Kreta einen Wagen anzumieten. Ich hatte schlichtweg Angst vor dem Unbekannten. Und gleichzeitig habe ich so viel Neues entdeckt und erfahren, dass ich im Nachhinein nicht mehr böse auf den so übelen Start war.

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"Der/die Esel auf Kreta"  

"Wo sich Herz und Seele die Hand geben, da ist Kreta"

"Augenblick(e) - Erinnerungen und Gegenwart" 

"Der mediterrane Tick"

"Die Kraft des Meeres"     

"Lebensbaum/-traum"

 "Tsampika oder Tsampikos?"

"Warum? - Der Weg nach vorn."  Das Gedicht gehört zur Rubrik "(Ge)Wissen".

"Für einen lieben Menschen"   Das Gedicht gehört zur Rubrik "(Ge)Wissen".

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