Sonntag, 04.08.02

Tag 26

Slowakei

Route:Bratislava-Modra-Smolenice-Vrbove-Piestany

Übernachtung: Campingplatz in Piestany für 120,- SKR

Zum Frühstück ins Zentrum der Stadt.Danach nochmal Rundgang durch die Altstadt.Sehr schön.Bratislava hat Charme.Wer hätte das gedacht.

 

In Bratislava

Nur die Touristen, die schon am frühen Sonntagmorgen in Horden da rumlaufen, die nerven ein wenig.

Aus der Stadt raus geht es mal wieder nur über eine Autobahn.Aber auch die ist für Radfahrer freigegeben und ich kann auf einem breiten Seitenstreifen fahren.

Bis Modra war das Streckenprofil weitestgehend flach, dann aber gings den ganzen Tag lang über saftige Hügel.Auf und ab.Hoch bei ca. 5-6 Km/h.Dann stürzt man wieder hinunter mit mehr als 50 Km/h.So ging das heute bestimmt 15 mal.Ganz schön steil teilweise, manchmal auch um die 20%.Aber damit hab ich hier gerechnet.Kein Problem.

Der Himmel war heute den ganzen Tag bedeckt, bei ca.19-20°C.Sehr angenehm zum radeln.

Durch die „kleinen Karpaten" ging es heute, die sich hauptsächlich immer links von mir befanden.Trotzdem muß man natürlich einige Hügel hinauf....

 Die kleinen Karpaten

Der Zeltplatz ist soweit in Ordnung.Ich habe meine mobile Kunststoff-Behausung so hingestellt, daß ich 2 Bänke und einen Tisch zu Verfügung habe.Und da mach ich dann meine Kochsession.Es gibt heute mal was ganz außergewöhnliches:Nudeln.Dazu eine Bolognesesoße aus Ungarn.Aber die schmeckt leider überhaupt nicht.

Die zwei Budweiser aus der Dose, die ich danach trinke, stimmen dann aber wieder einigermaßen versöhnlich.

Tageskilometer: 105,40

Gesamtkilometer: 2567

Ø: 17,5

 

Montag, 05.08.02

Tag 27

Slowakei / Tschechien

Route:Piestany-Trencin-Nemsova-Grenze Slowakei/Tschechien-Brumov Bylnice

Übernachtung: Sportclub „Topas" in Brumov Bylnice für 200,- TKR

Mit dem Frühstück hatte ich heute ausgesprochenes Glück.Im"Art Jazz Cafe" in der Fußi-Zone von Piestany gab`s ein richtiges Frühstück.Dort hänge ich bis 11.00 Uhr ab.

Dann raus auf die Straße.Besser gesagt:In den Wind.Dieser ewige Gegenwind.Ich komme mir langsam vor, wie bei einem Dauertest im Windkanal.Doch mein CW-Wert ist ziemlich schlecht, denke ich.

Mehr als 16 Km/h sind nicht drin, wenn man sich nicht verausgaben will.Ich habe überhaupt nicht die Absicht, mich zu verausgaben und nach einer Stunde hechelnd am Straßenrand zu stehen.

Also schön.Geduldig.Doch irgendwann ist die Geduld am Ende.Ich habe jetzt seit Italien Gegenwind.Aber ich habe neulich von zwei Leuten gehört, die sind die Panamericana von Süd nach Nord gefahren.Die hatten 2 Jahre lang Gegenwind.Also.Bleib locker.

Ich bin lustlos heute.Nach 2600 Kilometern ist im Moment die Luft raus.Das ist vielleicht normal, denke ich.Ich muß aber weiter.Treten, treten.

Was ich vom letzten Jahr aus dem Baltikum kannte, das habe ich heute auch wieder erleben dürfen:Das blöde Geglotze.

Die Leute glotzen mich an, als ob ich der „Fred vom Jupiter" wäre.Hat dich ein Augenpaar erstmal erfasst, verfolgt es dich, bis du irgendwann am Horizont verschwunden bist.Die Blicke folgen dir, so wie ein Verfolgerscheinwerfer einem Popstar folgt, der auf der Bühne hin und her hampelt.

Das nervt.Einmal hat einer so blöde geglotzt, daß ich den Spieß umgedreht und zurückgeglotzt habe.Die Fernglas-Geste hab ich ihm gemacht und die Zunge rausgestreckt.Bäähhh...

In Trencin will ich noch etwas Geld tauschen.In der OTP-Bank dauert das eine geschlagene halbe Stunde,obwohl ich dort der einzige Kunde bin.

Der Security-Mann hat seinen Platz normalerweise draußen, auf dem Flur.Als ich die Bank betrete, wechselt er seine Position und steht die ganze Zeit in der Tür.Er beobachtet mich.Unauffällig.Mit meinem Kopftuch, den Radhandschuhen und der dicken Lenkertasche unter dem Arm komme ich ihm wohl suspekt vor.Sehe ich etwa aus wie ein Bankräuber?Vielleicht sollte ich mich mal rasieren....

Wenig später, immer noch in Trencin, frage ich fünf verschiedene Personen nach dem weiteren Weg nach Nemsova.Aber alle fünf gehen einfach weiter und schütteln den Kopf.Nanu?Was ist denn hier los?

Der sechste will auch gerade einfach weitergehen.Ich schreie ihn zurück.Ich brülle ihn an.Auf englisch.Was das soll?Ich bin Fremd hier und frage nach dem Weg!Ich scheiße ihn zusammen.Was für eine beschissene Stadt das sei.Und siehe da:Plötzlich kennt er den Weg.

Bratislava war freundlich, weltoffen und einfach nett.Aber die slowakische Landbevölkerung geht mir irgendwie auf den Sack.

Also biege ich in Nemsova Richtung Grenze ab.Ich muß sowieso nach Ostrava.

Tschechien erreiche ich, nachdem ich mich über einige saftige Hügel schleppte, wenig später.

Das Zimmer hier im „Topas"-Sportlub in Brumov Bylnice ist in Ordnung.Hinter dem Haus gibt es einige Tennisplätze.Zu dumm nur, daß ich meine Sandplatz-Tennisschuhe nicht dabei habe...

200,- Kronen für ein Zimmer ist im Grunde unschlagbar, wenn man bedenkt, daß ich für den stinkigen Campingplatz in Jesenice 177,- Kronen bezahlen mußte.200,- Kronen sind nichtmal 7,-Euro.

Im Restaurant fresse ich noch Wiener Schnitzel mit Pommes und Salat.Dazu gibt`s 3 Pivo, frisch vom Faß.Ich bezahle weniger als 6,- Euro dafür.Unglaublich.Wie machen die das nur?Die muß sich doch verrechnet haben...

Wenn man sowas tolles am Abend erwischt, also ein Bett, eine Dusche, ein gutes Essen und ein paar Bierchen, dann ist der Tag eigentlich gerettet und alles wieder in Ordnung.

Ich habe feststellen müssen, daß ich schon wieder eine Menge nutzlosen Kram mit mir herumschleppe.Kaffee,Zucker,Reis und was weiß ich noch alles.Ich hab` bisher dreimal selbst Kaffee gekocht.Das kann man vergessen.Und der Fleecepullover bleibt nächstes mal auch zu Hause.Es sei denn, es geht zum Nordkap oder so.

Tageskilometer: 90,53

Gesamtkilometer: 2657

Ø: 16,6

 

Dienstag, 06.08.02

Tag 28

Tschechien

Route:Brumov Bylnice-Vsetin-Valasske Mezirici-Novy Jicin-Pribor-Ostrava

Übernachtung:Hotel „Polsky Dum" in Ostrava für 500,- TKR

Von Brumov Bylnice bis Hor.Lidec mal wieder knackige Hügel.Ich hab`für 15 Kilometer über eine Stunde gebraucht.Da kommt man ins Zweifeln.Die nächsten 35 Kilometer waren aber geschenkt.

Früher hab`ich gedacht:Ein Kilometer, bei dem es bergab geht, das ist ein geschenkter Kilometer, weil du nichts dafür tun mußt.Heute denke ich anders:Ein Kilometer,der flach ist und bei dem dich der Wind nicht allzusehr nervt, das ist auch ein geschenkter Kilometer.

Aber vielleicht ist jeder Kilometer, den du mit dem Rad zurücklegst, ein geschenkter Kilometer.Wir wollen es nicht übertreiben.Am Ende ist dann auch noch jeder Tag, an dem du nicht stirbst, ein geschenkter Tag...

Jedenfalls lief es ganz gut bis Valasske Mezirici.Dann wieder hügelig bis Novy Jicin.

Die Straße nach Pribor war die Hölle.Autobahn.Diesmal ohne Seitenstreifen.Aber für Radfahrer freigegeben.Ich fühle mich gestreßt.Sowas macht einen ganz schön fertig.Aber wenn du erstmal auf so einer Rennbahn hängst, dann kommst du da schwer wieder runter.Also(Augen zu und)durch.

Die City von Ostrava zu erreichen ist auch nicht so ganz einfach.Endlose Kilometer, rumgekurve.

Ach ja:Wer in Ostrava mit seinem Fahrrad an einer Bushaltestelle anhält, um die Leute, die dort auf den Bus warten nach dem Weg zu fragen, der muß damit rechnen, daß er getötet wird.

Und zwar vom herannahenden Bus.Bei mir fehlten 2 Zentimeter, und er hätte mich erwischt.Ich schiebe danach mein Rad vor und erkläre dem Busfahrer, daß 2 cm Sicherheitsabstand normalerweise nicht ausreichen.Ich kann mir kaum vorstellen, daß der Fahrer so exakt weiß, wo sein Bus rechts zu Ende ist.Er muß es in Kauf genommen haben, mich zu treffen.

Im Hotel „Polsky Dum"in Ostrava haben sie für mich ein Sonderangebot.Ich kriege ein Zimmer unter dem Dach.Das Klo und die Dusche befinden sich im Treppenhaus.Das Mobilar hat Jugendherbergsniveau.Für mich ist es der reinste Luxus.

Ich habe es mir in den letzten Tagen ganz schön gutgehen lassen.Aber was ist schon „gutgehen lassen"?

200 Meter entfernt eine Pizzeria.Eine Pizza Hawai und ein Pivo schweben auf meinen Tisch.In der Nähe soll es einige Pubs mit „young people" geben.Keinen Bock.Ich finde, ich sehe beschissen aus.

Warum ich beschissen aussehe?Keine Ahnung.Ich hab` irgendwie nicht die passenden Klamotten für sowas dabei.Meine Mütze ist schon seit 2 Wochen total verdreckt und überhaupt.Beim Gehen habe ich wohl auch schon einige Koordinationsprobleme.Nach 28 Tagen radfahren kann ich kaum einen Fuß vor den anderen setzen und geradeaus laufen.Scheißegal.Oder vielleicht auch nicht.

Also ab auf`s Zimmer, Tagebuch schreiben.Zwei Flaschen Bier aus der Slowakei hab ich den ganzen Tag mit mir herumgeschleppt.Die werden jetzt gewichtsoptimiert, also geleert.

Manchmal muß ich echt erstmal nachdenken, in welchem Land ich überhaupt gerade bin.Total verwirrend.Jeden Tag woanders...

Tageskilometer: 121,05

Gesamtkilometer: 2778

Ø: 18,6

 

Mittwoch, 07.08.02

Tag 29

Tschechien / Polen

Route:Ostrava-Bohumin-Grenze Tschechien/Polen-Raciborz-Kozle-Bus nach Opole-Siolkowice Stare

Übernachtung: Bei Zaks Eltern in Siolkowice Stare

So einen Wind habe ich überhaupt noch nicht erlebt.Von der Seite, von vorne.Unglaublich.Ja, sind wir denn hier in Patagonien, oder was?Wind und Hügel.Eine tolle Mischung.

 In Südpolen, an der Grenze zu Tschechien

Ich überwinde meinen Ehrgeiz und meinen Stolz und besteige in Kozle den Bus nach Opole, mit umsteigen in Krapkowice.Das Fahrrad und das Gepäck wird einfach zwischen die hintersten Sitzreihen geklemmt.Die Busfahrer haben nichts dagegen.42 Kilometer mit dem Bus, na und.Die fahre ich von mir aus morgen zum Frühstück ab.

 Im Bus von Kozle nach Opole

Ab Opole dann lockeres radeln, das letzte Stück bis Siolkowice Stare.Dort treffe ich mich mit Zak.Ich rufe schon am Zaun:"Hallo, hier kommt das tote Huhn!...".Unser Codewort.Es hätte ja sein können, daß er mich nicht wiedererkennt.Schließlich hab ich einiges an Gewicht verloren.

Zak kenne ich vom „Bikefreaks-Forum".Wir trafen uns zum ersten mal im Mai beim Radlertreff am Edersee und später dann auch noch, zum Beispiel beim Berliner „Bikefreaks-Stammtisch".Das letzte Stück von hier aus bis Berlin wollen wir zusammen radeln.

Für mich ist es, wie wenn ich zu Hause ankommen würde.Wir gehen essen, trinken Bier und quatschen.Die halbe Familie von Zak ist da.Total nett.

Morgen ist Ruhetag, und dann brechen wir gemeinsam auf in Richtung Berlin.

Tageskilometer: 103,11

Gesamtkilometer: 2882

Ø: 18,4

 

Donnerstag, 08.08.02

Tag 30

Polen

Ruhetag in Siolkowice Stare

Übernachtung: Bei Zaks Eltern in Siolkowice Stare

Die Mücken nerven uns.Zak geht nachts um vier mit der Fliegenpeitsche umher.In unserem Zimmer unter dem Dach ist es heiß, weil die Fenster geschlossen sind.Klar, wegen der Mücken.Diese kleinen Nervensägen.

Ansonsten genieße(n) ich (wir) einen tollen Tag.Nach dem Frühstück geht es raus auf die Felder zum Brombeerpflücken.Danach pflegen wir nochmal die Räder.Anschließend gibt es ein oppulentes Mittagsmahl.Zum Nachtisch:Eis mit heißen Brombeeren und Sahne.

Seit Tagen habe ich ein ständiges Hungergefühl.Ich könnte dan ganzen Tag lang ohne Pause essen.Hier bei Zak werde ich ordentlich durchgefüttert.Ich schaufle soviel in mich hinein, daß es mir schon fast peinlich ist...

Nach dem Mittagessen fahren Zak und ich noch ein bißchen in der Umgebung umher, auf holprigen Pisten.Russisches Denkmal.20.000 Soldaten starben hier, weil die deutschen den Fluß unter Strom gesetzt hatten damals.

 Russisches Denkmal

Zurück nach Hause.Es gibt Brombeerkuchen.Das Paradies auf Erden.

Danach sortieren wir noch unser Equipement.Ich packe eine große Tüte voll mit nutzlosem Kram zusammen.Dann werfen wir einen Blick in unsere Landkarten.

Meine Vorstellung, daß wir gemütlich entlang an der Oder Richtung Berlin tuckern, die wird schnell über den Haufen geworfen.Nein.Sowas finden wir langweilig.Wir nehmen den Weg durch die Berge Südpolens.Richtig rein in die Hügel.

Nach dem anschließenden Abendessen fühle ich mich wirklich satt.An dieser Stelle sei nochmal ganz herzlich „Danke" gesagt!Ich habe mich sehr wohl und wie zu Hause gefühlt.

 V.r.n.l.:Zaks Eltern,Zak und ich

Tageskilometer: 21,04

Gesamtkilometer: 2903

Ø: 14,8

                  

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