14.04.2006

 

Lilli saß traurig im Gras und weinte still vor sich hin, da sie die Nachbarskinder schon seid Jahren hänselten; angefangen vom rosa Schweinchen, weil ihre Mutter ihr bevorzugt rosa Kleidung anzog und sie etwas pummelig war, bis hin zum Feuermelder und Streuselkuchen, da sie rote Haare hatte und ihr Gesicht mit Sommersprossen bestückt war. Die roten Haare und die Sommersprossen hatte Lilli von ihren Vater, aber im Gegensatz zu ihr mochten ihn alle, zumindest kam das Lilli so vor.  Irgendwie sah er lustig aus mit seinen roten Haar, dass er strubbelig trug und die Sommersprossen gaben ihn ein jungenhaftes Aussehen und ihr Papa war Feuerwehrmann. Manchmal spielten sie gegen frühen Abend im Garten Feuerwehr, wenn es Zeit war die Blumen zu gießen. Das machte Lilli immer einen heiden Spass, doch mit der Zeit verging ihr dies, weil sie meistens die Kinder „Feuermelder“ in Gedanken noch hinter sich her rufen hörte. Ihren Eltern hatte sie nie etwas davon erzählt, dass sich die anderen Kinder über sie lustig machten, zumal sie es eh nicht mitbekamen, da ihre Eltern beide berufstätig waren und Oma, die während dessen auf sie aufpasste den Haushalt erledigte.

 

Nun saß Lilli ganz allein auf einer grossen Wiese, rieß Grasbüschel aus und rieb ihre rosa Hose damit ein. Warum konnte ihre Mutter ihr nicht mal was grünes zum anziehen kaufen?

„Warum weinst du denn?“ vernahm Lilli plötzlich eine Stimme hinter sich, doch sie vergrub ihr Gesicht zwischen den Händen und sagte nur: „Hau ab, lass mich in Ruhe!“ und weinte nur noch heftiger. Lilli spürte auf einmal, dass ihr irgendwas auf`s  Bein krabbelte und lugte zwischen ihre Finger. Sie dachte an einen Käfer oder so was, aber was sie sah liess ihre Hände sinken und traute ihren Augen kaum. Auf ihren Bein stand eine winzige Gestalt mit blonden, schulter langen Haaren, einem hübschen Gesicht und an ihren Rücken hatte sie Flügelchen. Lilli vergaß ihre Traurigkeit und fragte ungläubig „Wer bist du denn?“ „Ich heisse Nele und du?“ „Lilli, aber … ich meinte eigentlich was bist du?“ Nele lächelte und flatterte kurz mit ihren Flügeln, so dass sie kurz vom Boden abhob: „Wonach schaut es denn aus?“, und zwinkerte Lilli zu, „Ich bin eine Elfe. Sollen wir was spielen? Wie wäre es mit fangen?“ Lilli dachte nicht lange nach und sprang auf und rannte hinter Nele her, die vor ihr her flog. Und somit tollten sie den ganzen Nachmittag über die Wiese bis sie sich erschöpft und lachend ins Gras niederliessen. „Warum hast du eigentlich vorhin geweint?“, fragte Nele und Lilli`s zufriedener Gesichtsausdruck verschwand von einer Sekunde zur anderen. Sie erzählte Nele von den Gemeinheiten der anderen Kinder und wie sie sie „Rosa Schweinchen, Feuermelder und Streuselkuchen“ nannten. Dabei fing sie wieder an zuweinen und Nele hörte ihr die ganze Zeit zu. „Hmm“, machte Nele, „Wenn dich die Kinder wegen deiner Kleidung rosa Schweinchen nennen, dann sag doch einfach deiner Mutter, dass du auch gerne mal rote, blaue, grüne Sachen hättest und dass du rosa nicht ausstehen kannst. Ich denke sie weiss gar nicht, dass du rosa nicht magst.“ „Meinst du wirklich?“, fragte Lilli hoffnungsvoll. „Natürlich!“, meinte Nele mit einem gewinnenden Lächeln. Plötzlich erschrak Lilli, denn sie hatten ganz die Zeit vergessen und es dämmerte schon, sie verabredete sich mit Nele für den nächsten Tag wieder auf der grossen Wiese und lief schnell Heim, wo ihre Mutter schon mit dem Abendbrot auf sie wartete.

Später, als Lilli im Bett lag und ihre Mutter die Gute Nacht Geschichte beendet hatte fragte Lilli: „Du Mami, können wir, wenn du deinen freien Tag hast einkaufen gehen? Ich möchte neue Kleider haben … was rotes, blaues oder auch was grünes – egal was nur nichts was rosa ist, denn ich mag rosa nicht!“ Ihre Mutter schaute sie erstaunt an und wunderte sich doch sehr, da sie doch immer der Meinung gewesen war ihre Tochter liebte rosa … obwohl sie sich ins geheim einstehen musste, dass es doch wohl eher ihre Lieblingsfarbe war. Als sie dann auch noch den Grund von Lilli erfuhr, dass die Kinder sie wegen ihrer rosa Kleidung hänselten, ging sie zu Lilli`s Kleiderschrank hinüber und öffnete die Tür: „Oh je Lilli, in deinen Kleiderschrank befindet sich wirklich nur rosa. Ich fürchte wir werden dich somit nächste Woche neu einkleiden müssen und  du darfst ganz allein deine Kleidung aussuchen. Ist das OK für dich?“ Lilli strahlte über`s ganze Gesicht, nickte und warf sich ihrer Mutter um den Hals.

Am nächsten Nachmittag erzählte Lilli Nele mit leuchtenden Augen, dass ihre Mutter tatsächlich nicht wusste, dass sie rosa nicht mag und dass sie einkaufen gehen würden. Anschließend rannten sie wieder um die Wette und lachten und tobten auf der grossen Wiese herum. So verging der Frühling wie im Fluge. Nele zeigte Lilli wie man Gänseblümchenkränze machte und erzählte ihr manchmal Geschichten. Nele konnte so wunderbare Geschichten erzählen und sie  wusste so viel. Wenn sie z.B. von den vielen rennen hungrig wurden, zeigte ihr Nele im nahe gelegenen Wald, wo man Beeren finden konnte, die essbar waren und erklärte ihr wie die einzelnen Pflanzen und Bäume hießen. Lilli blühte in dieser Zeit förmlich auf. Endlich hatte sie eine Freundin und zwar nicht irgend eine Freundin, denn Nele war ja eine Elfe. Und durch das ständige fangen spielen war Lilli nun nicht mehr pummelig, was ihr aber gar nicht so auf fiel.

Als sie wieder einmal über die Wiese sausten fuhren die Nachbar Jungen auf ihren Fahrrädern vorbei und einer schrie: „Hallo Streuselkuchen!“ Abrupt stoppte Lilli und sah ihnen traurig nach. Nelle flatterte vor ihren Gesicht und fragte: „Was ist denn Lilli?“ Missmutig liess sich Lilli ins Gras plumpsen: „Na sie nennen mich Streuselkuchen wegen meiner Sommersprossen, ich hasse meine Sommersprossen!“, und eine Träne kullerte Lilli die Wange herunter. „Wieso das Lilli? Du hast doch gar keine Sommersprossen, sondern Elfenküsse und das ist was ganz besonderes.“, meinte Nele lächelnd und wischte ihr die Träne ab. „Wieso Efenküsse?“, fragte Lilli erstaunt. „Nun ja“, meinte Nele: „Immer wenn du dein Gesicht ins Gras steckst oder auch an eine Blume riechst ist immer irgendwo eine Elfe versteckt, die dir einen Kuss gibt und somit entstehen dann deine Sommersprossen, welche aber Elfenküsse sind. Das weiss nur eigentlich niemand.“ Nach diesen Worten flatterte Nele hoch und küsste Lilli genau auf ihre Nasenspitze „So“, sagte Nele, „Wenn du nachher zu Hause bist schaust du mal in den Spiegel und du wirst sehen, dass du nun genau auf deiner Nasenspitze einen Elfenkuss hast. Wenn sie noch ganz frisch sind wirkt es so, als wenn sie leuchten. Sie sind was ganz besonderes, weil es Elfenküsse sind.“ Mit diesen Worten erhob sich Nele in die Luft und flatterte davon. Lilli fasste sich an ihre Nase und ging eben falls nach Hause. Und tatsächlich, als Lilli später in den Spiegel schaute sah sie eine Sommersprosse mitten auf ihrer Nasenspitze, die sich von den anderen hervor hob.

 

Wie an jeden Tag wartete Lilli auf  Nele auf der grossen Wiese, doch Nele erschien nicht. Als ihr die Zeit zulange wurde suchte sie die Wiese ab und rief  Nele`s Namen, aber es war nirgends eine Spur von ihr zu entdecken. Lilli setzte sich ins Gras und begann einen Gänseblümchenkranz zu flechten, bis plötzlich eine Horde Kinder auf die Wiese gerannt kam und ein Junge im vorbei gehen „Hallo Streuselkuchen!“, rief. Lilli sprang auf und schrie zurück: „Ich bin kein Streuselkuchen und meine Sommersprossen sind auch keine Sommersprossen, sondern Elfenküsse!“ und um ihre Worte zu unterstreichen stampfte sie mit einen Fuss auf. Die Kinder hielten alle in ihren Spiel inne und starrten Lilli an. Ein Mädchen mit langen braunen Haaren fragte: „Wieso Elfenküsse?“ Und da fing Lilli an die Geschichte von den Elfenküssen zu erzählen und während sie erzählte versammelten sich die Kinder um Lilli und lauschten gebannt ihren Worten. Von da an nannte niemand mehr Lilli einen Streuselkuchen, weil es ja schließlich Elfeküsse waren und somit was ganz besonderes war. Und Lilli fand nach und nach immer mehr Freunde, mit denen sie auf der Wiese fangen spielte oder aber auch Geschichten erzählte, die sie von Nele gehört hatte und die Kinder hingen an ihren Lippen, denn sie kannte so wundervolle Geschichten.

Als sie an diesen Tag nach Hause kam und wie ein Wirbelwind ins Haus flitze, fragte sie ihren Vater Freude strahlend: „Weißt Du eigentlich, dass unsere Sommersprossen gar keine Sommersprossen sind, sondern Elfenküsse?“, und sauste auf ihr Zimmer. Ihr Vater schaute ihr erstaunt nach und dachte: „Elfenküsse …“

 und fasste sich nach denklich an seine Nasenspitze.

 

 

Das schnell gedachte Wort
ist lange noch nicht schnell geschrieben

by Sterntaler771178

 

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