The Story Of ...

Geschichten und Gitarren :
Schon ganz früh haben mich Gitarren interessiert - oder besser: fasziniert, was höchstwahrscheinlich an der Mandolinengitarre lag, die mir mein Vater hinterlassen hatte. Ich wußte zwar nicht, wie man das Gerät stimmt oder neue Saiten aufziehen mußte (noch nicht einmal, daß es überhaupt Ersatzsaiten gab), aber solange noch zwei "Drähte" vorhanden waren, klimperte ich auf dem Ding herum. Eines Tages hüpfte ich total übermütig auf unsere betagte Wohnzimmer-Couch, sodaß irgendetwas im Inneren zerbrach - leider ging dabei auch die alte Gitarre zu Bruch und war nur noch als Futter für unseren Holzofen zu gebrauchen ...
Bis zum Beginn meiner Lehrzeit musste ich ohne Klampfe auskommen, aber schon mein zweites Stiftsgehalt wurde zum größten Teil in eine E-Gitarre investiert (das erste - und die Gage für einen Ferien-Job - waren für eine kleine Stereo-Anlage von SABA reserviert). Meine allererste E-Gitarre war eine KENT * - wie ich heute weiß, war das wohl die Billig-Marke aus dem renomierten Hause HAGSTRÖM. Ob das Teil etwas taugte, kann ich nicht mehr sagen, aber sie sah einer FENDER Stratocaster ähnlich (obwohl sie nur zwei Pickups hatte), was schon mal sehr wichtig war. Und einmal spielte ein begabter Bekannter darauf das Intro von "I'm Going Home" von Ten Years After bzw. Alvin Lee - und das hörte sich echt geil an ...
* leider konnte ich nirgends ein Foto finden, das eine KENT Gitarre zeigt, die meiner ähnlich ist ...
Die KENT war gut genug, um damit erste Akkorde und Melodien zu lernen, aber auch um zu erfahren, wie so eine E-Gitarre aufgebaut ist. Voller Naivität wurde sie häufig zerlegt, umlackiert und wieder zusammen gebaut. Seltsamerweise hat sie mir das nie übel genommen und funktionierte immer tadellos. Ich besaß sie bestimmt 4 oder 5 Jahre, bis sie auf seltsame Art plötzlich für immer verschwunden war. Inzwischen gab es aber schon eine Nachfolgerin (neben der KENT, die aber meistens und zu Unrecht mit Mißachtung gestraft in der Ecke stand), die aus heutiger Sicht sicher auch nicht viel besser war, damals für mich jedoch die Erfüllung eines Traums - eine ES-335 Kopie von YAMATO in Rot ! Noch heute gehören derartige Gitarren für mich zu den Schönsten überhaupt, obwohl die YAMATO nicht wirklich eine Kopie war. Im Gegensatz zu einer echten ES-335 hatte sie einen geschraubten Hals, keinen Sustainblock und die Tonabnehmer sahen nur aus wie Humbucker ...
Die YAMATO spielte ich in den 70er Jahren bei den ersten Versuchen, eine Band auf die Beine zu stellen, und sogar noch in meiner Bundeswehrzeit (so unglaublich es auch klingen mag, dort wurden auch die kreativen Talente der Soldaten gefördert und unterstützt) setzte ich sie gelegentlich ein. Natürlich wurde auch sie zum Opfer meiner Bastel-Leidenschaft, und so stattete ich sich im Laufe der Zeit mit anderen Pickups und einem Bigsby-ähnlichen Tremolo aus. In der Zwischenzeit mußte auch nicht mehr unser altes Küchenradio (Marke Körting) als Verstärker herhalten, sondern ich hatte mir einen gebrauchten DYNACORD Eminent II 4-Kanal- Röhrenverstärker und eine ECHOLETTE Box zugelegt. Beide Teile werden übrigens noch benutzt und funktionieren einwandfrei. Die YAMATO allerdings stand noch jahrelang ausgeschlachtet auf dem Dachboden, bis ich sie bei Ebay anbot und sie noch verkaufen konnte -  ...
In den frühen 80ern betrat ich einen kleinen Musikladen in Wiesloch, um Plakate für eine Veranstaltung aufzuhängen und entdeckte dabei ein echtes Schätzchen - an der Wand hing eine FENDER "Telecaster Deluxe" , die wenige Tage darauf mein Eigentum wurde. Zum ersten Mal hatte ich eine wirklich sehr gute Gitarre und wäre beinahe zum richtigen FENDER-Fan geworden. Dieses verhinderte allerdings der Kauf/Tausch einer "echten" Stratocaster - für eine spanische Konzertgitarre plus 300.- Mark konnte ich diese Strat ergattern, und sparte damit gut einen Tausender gegenüber dem regulären Preis. Fender hatte damals eine Art "Aufpreis"-Politik, bei der man zwar schon relativ preiswert zu einem Original kommen konnte, aber auch auf vieles verzichten musste. Das Tremolo z.B. kostete extra, und auch der One-piece-marple-neck schlug kräftig zu Buche. Einfarbig lackierte Bodys waren das Billigste, Sunburst-Lackierungen (damals sehr in Mode) lagen im mittleren Bereich und schön gemaserte Natur-Korpushölzer ziemlich teuer. Meine Strat hatte alles, was gut und teuer war - nur eines nicht : Charakter ! Im Gegensatz zur "Deluxe"-Tele klang die Stratocaster nach nichts, und es machte irgendwie auch keinen Spaß, darauf zu spielen - es wollte einfach kein Feeling aufkommen, und so stand sie meistens ungespielt herum oder lag im Koffer. Also habe ich sie bald darauf wieder verkauft. Übrigens: aus dem kleinen Musikladen in Wiesloch wurde später das "SESSION" in Walldorf ...
Seit den späten 70ern spielte ich regelmäßig in verschiedenen Bands, allerdings bestand keine einzige der Formationen dauerhaft. Zunächst mal besetzte ich die Stelle des Bassisten (als Handwerkszeug kaufte ich eine YAMATO Jazzbass-Kopie, die im Gegensatz zur o. g. Gitarre sehr gut war) in der BIG BAND '75, die sich gerade von der Tanzkapelle zu einer Jazz-Rock-Band mauserte. Allerdings änderte sich außer den Songs nur wenig - man coverte von nun an nicht mehr die EGERLÄNDER oder MAX GREGER, sondern versuchte sich an Stücken von CHICAGO oder BLOOD, SWEAT & TEARS. Mit recht mäßigem Erfolg, und die Schwierigkeiten, ca. 20 Musiker unter einen Hut zu bringen, gab es nach wie vor - es wurde mehr Zeit damit verbracht, die Noten zu ändern als Musik zu machen. Irgendwann war das Maß voll - die Big Band '75 wurde endgültig aufgelöst und eine neue Band auf die Beine gestellt (natürlich - wie immer - mit teilweise den gleichen Leuten). Damit stand die Ur-Formation von BRASSIVE SMILE und es ging sofort in eine völlig neue Richtung - es wurde nur noch Selbst-Komponiertes gespielt, wild improvisiert und ich lernte dabei eine Menge (z.B. Noten lesen). Allerdings "rockte" mir das alles zu wenig und ich verlor nach und nach immer mehr den Spaß daran. Ich wurde allerdings bereits "gefeuert", bevor ich erklären konnte, daß ich weder an wildem Free Jazz noch am Bass-zupfen richtigen Spaß hatte ...
Mit der JOLLY GARDENER BAND (mit Mario Finger [drums], Pit Schneider [bass] und Herrmann "Emerson" Schüler [guitar] klappte es zunächst ziemlich gut - innerhalb eines halben Jahres stand ein komplettes Programm. Wir traten bei einem kleinen Festival als Vorgruppe von POKER (Ex-KIN PING MEH, später teilweise GRÖNEMEIER-Band) und WILFRIED (ein NDW-Star aus Österreich) auf, gaben ein paar Club-Konzerte und kamen durchweg sehr gut an. Problematisch wurde es erst, als uns Herrmann Schüler verließ, weil ihm die Live-Auftritte einfach nicht lagen. Wir mussten das akzeptieren und suchten nach geeignetem Ersatz - allerdings funktionierte es weder mit einem neuen Gitarristen, noch mit einem Keyboarder. Leider ließen wir uns dann auf einen Kompromiß ein, der Folgen haben sollte. Mit Uwe Frey (guitar/vocals) und Jürgen Bauer (guitar) kam dann ein "untrennbares Pärchen" zur JOLLY GARDENER BAND, das auch sofort das Kommando übernahm. Die alten Stücke wurden fast komplett gestrichen und ich mehr oder weniger zum Keyboarder "degradiert" (obwohl ich kaum mehr als einige Akkorde auf den Tasten drücken konnte), und durfte - auf Anordnung unseres neuen Chefs Jürgen B. - nur noch selten und ganz leise Gitarre spielen. Es machte mir keinen Spaß mehr - trotzdem gab ich die Hoffnung nicht auf, daß es wieder besser werden würde. Wir spielten in der neuen Besetzung sogar noch einen Gig mit POKER beim Festival des Kreisjugendamts in Lorsch. das aber wegen fast vollständiger Abwesenheit des Publikums auch nicht zu unserem großen Durchbruch führte. Natürlich war dieser Flop nicht unsere Schuld, aber als es Pit Schneider danach echt zu blöde wurde und er uns verließ, hätte ich ihm eigentlich folgen sollen, aber ich machte trotzdem weiter ...

The Jolly Gardener Band, 1981

v.l.n.r.: Peter "Pit" Schneider (bass)

Hermann "Emerson" Schüler (guitar)

Roland Proske (guitar)

Mario Finger (drums)

 

In dieser Zeit baute ich mir selbst eine neue Gitarre - sie war bereits in Lorsch einsatzbereit, allerdings war sie damals noch weiss lackiert. Ich hatte mir einen Bausatz von ROCKINGER (damals gerade an den Start gegangen und in Zeiten des Guitar-Tuning-Booms sehr erfolgreich) gekauft und ihn in Molly's Schreinerei zusammengebaut. Rein schreiner-technisch gesehen wurde es ein Erfolg, allerdings fehlte mir noch grundlegendes Wissen über den Gitarrenbau - z.B. achtete ich überhaupt nicht auf die richtige Gewichtsverteilung und mein Werk litt unter arger Kopflastigkeit. Auch die Form (ich hatte die Kopie einer Firebird geplant, aber keine Vorlage) gelang nicht so besonders. Ansonsten war es eine gut bespielbare Klampfe, die dank der beiden alten GIBSON Humbucker, die ich günstig ergattern konnte, auch noch richtig gut klang. Da aber der Auftritt in Lorsch für längere Zeit mein letzter gewesen sein sollte, kam der Rockinger-Eigenbau nie wieder zum Einsatz und landete als Dekoration an der Wand. Vor einiger Zeit habe ich die Tonabnehmer wieder entfernt, um sie bei Ebay (für ordentlich Kohle) zu versteigern. Seither wartet die Gitarre auf ihr Comeback ...
Die JOLLY GARDENER BAND gab es noch einige Monate - der neue Bassist war Uwe's kleiner Bruder Thorsten Frey, der allerdings gar nicht so recht in die Band passen wollte. Das änderte sich auch nicht, als ich wieder zum ersten Gitarristen in der Band aufstieg - Jürgen Bauer war nach einem schweren Autounfall für Monate außer Gefecht gesetzt, und er ließ uns am Krankenbett wissen, daß er nach seiner Genesung eine neue Formation (die später kurz als NERVOUS BREAKDOWN in Erscheinung traten) gründen wolle. Das löste gleichermaßen Bedauern und Freude aus, hatte aber nur zur Folge, daß die JOLLY GARDENER BAND sang- und klanglos verschwand - das Projekt schlief einfach ein ...
Irgendwann in dieser Zeit kaufte ich eine gebrauchte HONDO Stratocaster Kopie, die irgendwie "ratten-scharf" aussah - der Korpus (schwarz) war komplett chremefarben eingefasst und hatte kein Body-Shaping (wie nennt man das auf deutsch ? auf der Korpus-Rückseite gab es z. B. keine Aussparung für den Bierbauch !). Im Stile der Super-Strats besaß sie nur einen Pickup, einen schwarzen Bill Lawrence und ein verstimmfreies Rockinger-Tremolo. Es war eine tolle Rock-Gitarre, an der mich nur der Hals störte - ein ungewöhnlich flaches Griffbrett und eine potthässliche Kopfplatte dämpften meine Spielfreude. Irgendwann konnte ich dann aber einen echten Strat-Hals von SCHECTER ergattern, der in jeder Beziehung perfekt passte ...
In den folgenden Jahren traten Gitarren in meinem Leben etwas in den Hintergrund - ich spielte zwar immer noch zuhause vor mich hin, aber ich widmete meine Freizeit auch begeistert den Damen. Nur einmal - als ich noch von einer Reunion der Jolly Gardener Band träumte - war die Verlockung so groß, daß ich im üblen Schneegestöber nach Heppenheim fuhr, um mir ein Instrument anzuschauen, daß in der Zeitung angeboten worden war. Es handelte sich um eine sehr seltene HOYER H-7000 Doubleneck, die dermaßen edel aussah, daß ich ohne Zögern die verlangten 950.- D-Mark aus der Tasche zog und das feine Teil den anderen Interessenten vor der Nase wegschnappte. Darunter war übrigens auch mein Ex-Jolly Gardener Band-Kollege Jürgen Bauer, hahaha ...

HOYER H-7000 6/12-String Doubleneck

Das ist die Hoyer H-7000, von der oben die Rede ist - die Fotos sind zwar nicht allzu groß, aber ich denke man kann sehen, daß sie sehr aufwändig gebaut ist. Das hat leider auch Auswirkungen auf ihr Gewicht (fast 8 kg) und damit auf die Bespielbarkeit. Nach einer gewissen Zeit "zieht" sie am Gurt und man glaubt fast, daß sie Zentner-schwer sei - als ich die VENTURA entdeckte, hoffte ich, daß diese Doubleneck leichter sei und habe die Hoyer an einen Sammler verkauft. Leider war das nicht der Fall - die Ventura bringt auch gut 7 kg auf die Waage, hat aber doch einige Vorteile (z.B. Stimmstabilität) und bin sehr zufrieden damit.
In den nächsten Jahren hielt ich mich mit Gitarrenkäufen sehr zurück, liebäugelte höchsten mal der ein oder anderen Klampfe - und vermied es, ständig im SESSION herumzuhängen. Selbst in der ersten Borderline-Phase begnügte ich mich mit den vorhandenen Gitarren. Erst kurz vor Ende des letzten Jahrtausends und noch vor der Borderline-Reunion packte es mich mal wieder und legte mir eine  SEBRING  ES-335-Kopie zu. Leider war dieser Kauf nicht unbedingt mein bester - die Sebring ist zwar eine echte Schönheit, finde ich, aber nur sehr bedingt einsetzbar. Es reicht gerade noch, um damit zuhause leise herumzuklimpern, aber im Proberaum oder auf der Bühne geht - dank der Neigung zu Rückkopplungen - gar nix. In der Zeit, in der ich nicht in einer Band spielte, legte ich mir einige Keyboards zu, weil ich mich ja immer noch mit Musik (via Midi am PC) beschäftigte. Erst als ich dann wieder häufiger auf der Bühne stand, gab es Neuzugänge (u.a. die MARTINEZ, die wegen ihrer Vielseitigkeit eine ideale Ergänzung war). Mit Ebay erschloss sich dann plötzlich eine ganz neue Welt - nie zuvor gab es ein so großes Angebot an gebrauchten Gitarren. In den Läden fand man nur gelegentlich mal was, und im "Sperrmüll" musste man gezielt suchen - bei Ebay aber stolperte man regelrecht darüber ...
Als Fan der alten Klassiker (und deren Kopien) kommt man jedoch und zum Glück irgendwann einmal an einen Punkt, an dem man alles hat. Natürlich könnte man beim Sammeln ins Detail gehen (Strats in allen Farben oder unterschiedliche Paulas), aber soweit geht der Wahnsinn dann doch nicht - als es schon beinahe zu viele Gitarren waren, standen nur noch eine Jazzmaster und eine Ovation Breadwinner auf meiner Wunschliste. Nachdem ich auch diese beiden gestrichen hatte, war ich eigentlich zufrieden - bis ich dann von dieser neuartigen Line 6 Variax hörte. Von ihrer Optik her war sie sicher kaum eine Traum-Gitarre, aber die Fähigkeit gleich 25 Traumteile soundmäßig perfekt simulieren zu können, reizte mich doch sehr. Ich nutzte die Gelegenheit zum Antesten, und stellte fest, daß die Variax zumindest das Problem "Akustik-Gitarre auf der Bühne" lösen konnte. Jeder Gitarrist weiß, daß es schwierig ist, einen guten Live-Sound mit der Akustischen hinzukriegen - und geeignete Klampfen (z.B. von Ovation) sind ziemlich teuer, besonders wenn man bedenkt, daß man sie nur für wenige Songs braucht. Mit der Variax dagegen hat man unterschiedliche Akustik-Sounds sofort parat, und muß noch nicht einmal die Gitarre zu wechseln. Fazit : schön ist sie nicht, aber irre praktisch ...
Nachdem sich im Laufe der Zeit etwa 35 bis 40 Gitarren aller Art angesammelt haben, tendiere ich im Moment eher dazu, mich von einigen Instrumenten, die weitgehend ungenutzt und als Deko herumstehen, zu trennen. Fällt nicht immer leicht, aber ich sehe ein, daß es wenig Sinn macht, fünf Strats zu besitzen - lieber nur eine, aber eine gute. Die habe ich zwar, aber die anderen 4 gibt's z. Zt. immer noch, hmm - eine Telecaster habe ich aber bereits verkauft. Ok, ich konnte es mir nicht verkneifen, eine ORVILLE Les Paul (sowas wie GIBSON, Made in Japan) und eine PAUL REED SMITH Standard 24 zu kaufen - beides hervorragende Instrumente, und ich habe es auch nicht im Geringsten bereut ...

So, das wär' dann mal alles zu meinen Gitarren - sollte noch die ein oder andere Frage dazu offen sein, dann mailt mir oder nutzt die Kontakt-Möglichkeit ...

 



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