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Interview vom 23.07.02, nach dem Sieg der Etappe nach Les Deux Alps

 


(c) by Olivier Chabé www.fotovelo.com

 

 

  Woran hast du nach Deinem Sieg gedacht?

Das Erste, was mir in den Sinn kam, waren die Opfer, die ich für diesen Erfolg gebracht habe. Das viele harte Training in meiner Heimat, auf der Straße, aber auch auf der Bahn. 

  Wie erklärst du dir Deinen großen Rückstand in der Gesamtwertung auf den Leader?

Radsport ist keine Mathematik. Die Tour zu gewinnen, ist sehr schwierig. Andererseits ist es besser, ein oder zwei Etappen zu gewinnen, als 4. oder 5. im Gesamtklassement zu werden. 

 Warum hast du dich bekreuzigt, als du durchs Ziel   gefahren bist?

Ich bin sehr gläubig, so wie meine Familie und viele meiner Landsleute. Wir brauchen eine höhere Macht: Gott.Dank Gottes Hilfe und der vielen Opfer, von denen ich gesprochen habe, konnte ich diese Etappe gewinnen. 

  War die Flucht geplant?

Nachdem ich am Ventoux 15 min verloren hatte, habe ich nur noch an diese Etappe gedacht. Ich hatte einige Zweifel, ob die Flucht gelingt. Die erste Möglichkeit gab es bei Kilometer 60. Ich war geduldig und habe zweimal attackiert: Erst mit Sörensen, dann mit Aerts. Später sagte ich mir: das kannst du schaffen und ich fuhr das Ding wie ein Einzelzeitfahren. 

  Ist bei den nächsten Etappen eine erneute Flucht drin?

Bei einem erneuten Ausreißversuch wäre die Situation eine ganz andere. Der Rest des Feldes würde anders reagieren als heute. Ich spiele im Gesamtklassement jetzt eine andere Rolle. Jetzt muss ich meine Renntaktik mit Vicente ( Belda, Sportlicher Leiter) besprechen.

  Hattest du,nachdem du am Ventoux soviel Zeit verloren hattest, freie Hand?

Heute lief alles wie geschmiert. Als ich am Ventoux soviel Zeit verloren hatte, war ich sehr enttäuscht. Das Podium war in so weite ferne gerückt und nach all der harten Arbeit in den letzten Monaten, war es für mich schwer, das zu akzeptieren. Andererseits setzte das auch Kräfte frei und Fluchversuche wurden einfacher. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Ausgleich. 

  Wirst du jetzt der beste Kolumbianer, der je eine Tour bestritten hat?

Es ist schwer, Protagonist einer Tour zu sein. Herrera z. B., er war sehr viel anders als ich, ein großartiger Kletterer. Ich bin kraftvoller und außerdem ein guter Roleur. 

  Was denkst du über Armstrong?

Er ist der beste Radprofi der Welt. Es ist sehr schwer, ihn zu schlagen. 

  Was kannst du mir über die beiden Etappensiege sagen?

Die Freude darüber war immer dieselbe. Aber das Umfeld war jedes Mal anders. Als ich das EZF gewonnen hatte, feierte ich mit Vicente im Bus. Wir schrieen und jauchzten, als hätte Kolumbien ein Tor im Fußball - WM - Finale geschossen. Bei einem EZF gibt es nur dich und die Uhr. Bei einer Bergetappe spielen viel Faktoren eine Rolle: Glück, Kraft und Mentalität. 

  War es für dich ein Vorteil so wenig Rennen vor der Tour bestritten zu haben?

Es stimmt, ich hatte nur 16 Renntage im Sattel, als ich zur Tour kam. Aber ich fühlte mich mental gut 

  Ich denke mal, mit dir ist das Lächeln zu Kelme zurückgekehrt?

Es ist sicher wahr, dass wir schwarze Zeiten hinter uns haben. Aber nun sind wir entschlossener denn je.

Quelle:www.esciclismo.com

 
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Interview vom 23.10.02 mit Marca

Ich möchte weg von Kelme

 

Zeitfahrweltmeister Santiago Botero ist zur Zeit, obwohl er einen noch laufenden Vertrag mit Kelme hat, einer der gefragtesten Radprofis der Welt. Teams wie Telekom, Quick Step, Ullrichs neuer Arbeitgeber CSC, sowie einige italienische Mannschaften, bemühen sich um ihn für den Fall, das er aus dem laufenden Vertrag aussteigen kann.

Ist deine Zukunft jetzt etwas klarer ?

Nein, aber diese Woche muß ich eine Entscheidung treffen. Alles hängt davon ab, ob ich den Vertag mit Kelme lösen kann oder nicht, denn bevor das nicht geklärt ist, kriege ich keine konkreten Angebote.

Der Chef von Kelme, Pepe Quiles, hat Dir letzte Woche eins gemacht.

Das stimmt, er hat mir einen Drei-Jahres-Vertrag angeboten, der war aber schlechter dotiert als die der anderen Teams.

Scheint ,als hätte Dich das Angebot nicht überzeugt.

Nein, im Moment bin ich sicher, dass ich nicht für mehrere Jahre unterzeichnen will.

Du möchtest  nicht bei Kelme bleiben?

Ich möchte gehen, ich brauche einen Klimawechsel, ich suche neue Motivation in einem neuen Team...Ich bin jetzt seit sieben Jahren bei Kelme und ich möchte jetzt ein anderes Team kennenlernen.

 Aber Kelme scheint die  750000  Euro, die sie für eine vorzeitige Vertragsauflösung haben wollen, nicht reduzieren zu  wollen.

Sie haben meinem Manager zu verstehen zu geben, dass sie zu einer Einigung bereit wären, weil ihnen klar ist, das ich nicht soviel aufbringen kann. 750000 Euro, da müsste ich fahren bis ich 60 bin. 

Wenn die Ablösesumme nicht bezahlt wird, wie willst Du dann aus dem Vertrag rauskommen?

Ich suche nach einer Möglichkeit, Kelme zu verlassen, nach anderen Alternativen. Aber wenn es am Ende so kommt, dass ich das eine Jahr noch bleiben muß, dann bleibe ich halt und das, das weiß ich mit Sicherheit, wird meine Arbeit nicht beeinflussen.

Löst das Team solchen Wiederwillen aus?

Das ist es nicht, nein. Ich bin Kelme dankbar und habe ein gutes Verhältnis zu meinen Mannschaftskameraden und den Technikern, aber ich denke, die Zeit für eine Luftveränderung ist erreicht, das ist alles. Und deshalb: wenn ich das Jahr noch bleiben muß, dann bleibe ich eben. Bald endet mein Vertrag und ich bin frei für eigene Entscheidungen. Sollte die kommende Saison für mich schlecht verlaufen, werde ich natürlich nicht mehr so gute Angebote erhalten. 

Und es wäre nicht besser, das Angebot von Kelme anzunehmen und für weitere drei Jahre zu unterschreiben?

Auf diese Weise geht es schon lange. Immer wieder soll ich einen besseren Vertrag als im laufenden Jahr erhalten. Ich glaube das die Zeit gekommen ist, da sie mich nach meinem tatsächlichen Wert bezahlen sollten. Denn im Gegensatz zu dem was sie immer behaupten, war mein Gehalt nie erstklassig.

Sind die Probleme mit Kelme ökonomischer Art?

Nicht nur ökonomisch, es verletzt mich auch, das sie mir sagen, das ich kein Werbeträger bin, wie zum Beispiel Oscar Sevilla. Ich möchte, das sie mich nach meinen Ergebnissen bewerten, und ich will nicht länger der Hässliche ( die Schande) des Teams sein. 

Was meinst Du denn damit?

Da möchte ich jetzt nicht näher drauf eingehen.

Aber Kelme hat doch auch gute Seiten. Du weißt nicht, was Dich in einem anderen Team erwartet.

Sicher, aber es gibt im Leben Momente, da muß man auch mal was riskieren. Ohne diese Momente wäre ich jetzt nicht hier. Vor vielen Jahren hätte ich in Kolumbien bleiben können, aber ich entschied mich zu Kelme zu gehen, für 40000 Peseten ( 240 Euro ) im Monat. Vielleicht muß ich jetzt wieder ein Risiko eingehen, wenn ich mich verbessern will. 

Wann wird entschieden, ob du bei Kelme bleibst oder zu einem anderen Team wechselst?

Nächste Woche gehe ich vielleicht bis Januar nach Kolumbien. Bis dahin hätte ich gern schon einiges geklärt. Ich werde noch nicht das Team nennen, in dem ich fahren werde, aber wenigstens die Richtung, in die ich mich in Zukunft bewege, sagen können.

Ist das Deine alleinige Entscheidung, oder berätst Du Dich auch mit Deiner Frau, Deiner Familie, Deinem Manager ?

Ich muß alle hören. Viele wollen, dass ich das Team wechsle, aber ich grüble noch, was das beste für mich ist. Ich will, das sie mich so schätzen, wie ich es verdient habe, weil ich nicht glaube das ein Niemand  drei Etappen bei der Tour gewinnt, und ihnen ,gemeinsam mit meinen Teamkollegen, geholfen hat, die Mannschaftswertung bei der Tour zu gewinnen, dazu drei zweite Plätze bei der Vuelta. Ich bin neun große Landesrundfahrten gefahren und nie vorzeitig ausgestiegen. Ich habe alles für die Mannschaft gegeben und ich würde dafür  gern  etwas Wertschätzung erfahren. Deshalb verletzt es mich, wenn sie mir sagen, das ich kein Werbeträger sei. 

Nach dem WM-Titel werden sie Dich in Kolumbien mit offenen Armen empfangen.

Ja, weil Weltmeisterschaften sind ja nichts alltägliches. Montoya, der Formel1-Pilot, und ich, wir sind in unserem Land jetzt die Bezugspersonen im Sport.

Quelle:Marca

 

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