Bedeutung in Deutschland
Die Tollwut ist eine seit Urzeiten bekannte Krankheit, die sowohl Säugetiere als auch Vögel befallen kann. Die erste Erwähnung im Codex Eshnunna wird auf zweitausend Jahre vor der Zeitwende datiert. Sie ist eine lebensbedrohliche, durch Viren ausgelöste Infektionserkrankung, die durch Speichel, Blut und Schweiss eines erkrankten Menschen oder Tieres übertragen wird. Die europaweite Bedeutung dieses Nichtproblems wird sofort klar wenn man erfährt dass in Deutschland jährlich 1-3 Menschen daran erkranken. Angesichts dieser erschreckenden Zahl von Opfern muss doch wohl jeder einsehen, warum für Millionen € die Landschaft mit sinnlosen Warnschildern "Tollwutbezirk" verschönt wird und die einheimischen Füchse als angebliche Urheber dieser "Seuche"  vergast, vergiftet, in Fangeisen verstümmelt und angeschossen werden müssen. Für die Volksgesundheit ist uns doch wirklich keine Dummheit zu schade. Im Jahr 2001 nutzte man das Nichtthema Tollwut wieder mal zum Stopfen des Sommerlochs. Dafür muss man doch Verständnis haben. Das Ungeheuer von Loch Ness wurde schon in zu vielen Sommern aufgewärmt.

Bedeutung in Amerika
In den USA sind es 3,1 Fälle pro Jahr, gemittelt über 1991-2000. In Argentinien 1 Fall in 3 Jahren. Also genauso nichtexistent wie in Deutschland.

Bedeutung in Asien
Völlig anders, und tatsächlich ernst, ist die Situation in China und Indien, wo jährlich 5.000 bzw 15.000 Fälle geschätzt werden. Vielleicht sollte man unsere hässlichen Warnschilder im Rahmen der Entwicklungshilfe einfach dorthin schicken.

Infektion
Das Tollwut-Virus gehört zu der Gruppe der zylindrisch geformten RNA-Viren, der sogenannten Rhabdo-Viren. Die Infektion erfolgt durch virushaltigen Speichel, der bei einem Biss oder einer Hautabschürfung durch die verletzte Haut in den Körper des Opfers gelangt. An der Infektionsstelle vermehren sich die Viren erst in den Muskelzellen, dann wandern sie über die Nerven in das Gehirn, wo sich eine weitere Vermehrungsphase anschliesst. Von dort aus gelangen sie in die Speicheldrüsen, in die Bauchspeicheldrüse und die Haarbalgdrüsen, wo sie sich wiederum vermehren und mit dem Sekret (Speichel, Verdauungssekret, Schweiss) abgegeben werden.

Inkubationszeit
Durchschnittlich 1-3 Monate liegen zwischen Infektion und dem Auftreten der ersten Symptomen, in Extremfällen auch 10 Tage bis 10 Monate. Die Dauer der Inkubationszeit hängt stark von der Virusmenge und der Entfernung der Eintrittswunde vom Gehirn ab. Bei Kopfwunden ist mit kürzerer Inkubationszeit zu rechnen als zB. bei Verletzungen an Armen und Beinen.

Symptome beim Menschen
Wir unterscheiden drei Stadien:

1) Prodromalstadium

Fieber, uncharakteristische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit, Brennen, Jucken und vermehrte Schmerzempfindlichkeit im Bereich der Bisswunde

2) Exzitationsstadium (" rasende Wut")

Angstgefühle, Unruhe, Krämpfe der Schluckmuskulatur, die durch das Schlucken ausgelöst werden. Dadurch Angst zu trinken und Speichelfluss aus dem Mund, um ihn nicht schlucken zu müssen. Abwechselnd aggresiver und depressiver Gemütszustand, Wasserscheu: die optische oder akustische Wahrnehmung von Wasser führt zu Unruhe und Krämpfen, die sich auf die gesamte Muskulatur erstrecken können.

3) Paralyse ("stille Wut")

Nachlassen der Krämpfe und der Unruhe, fortschreitende Lähmungen, Tod. Unbehandelt führt die Tollwut in allen Fällen zum Tode (Lethalität 100 %), zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem tödlichen Ausgang liegen max. 7 Tage.

Symptome beim Tier
Heutzutage steht in Deutschland die Stille Wut im Vordergrund, das heisst das 2.Stadium des Humanbildes wird übersprungen. Durch Wegfall dieser Aggressionsphase ist natürlich auch die Ansteckungsgefahr für Tier und Mensch noch geringer geworden.

Diagnose
Die Diagnose erfolgt beim Menschen durch den direkten mikroskopischen Nachweis von Virus im Speichel oder in den Haarfollikeln. Beim Tier wird der Virusnachweis nur am Gehirn, dh. nach Tötung gestellt.

Therapie
Die Therapie mit Tollwut-Hyperimmunserum muss möglichst sofort (max 7 Tage) nach Kontakt mit tollwutverdächtigen Menschen/ Tieren begonnen werden. Nach Ausbruch der Krankheit wirkt keine Therapie mehr. Der tödliche Ausgang kann dann nur noch mit apparatemedizinischen Mitteln (künstliche Beatmung etc) hinausgezögert werden. Die Behandlung erkrankter Tiere ist in Deutschland illegal.

Vorbeugung beim Menschen
Die Impfung ist sicher angezeigt bei überzeugten Asientouristen oder Personen die diesen Erdteil beruflich öfter aufsuchen müssen. In Deutschland ist das Risiko einer Impfreaktion vielfach höher als das praktisch nicht vorhandene einer Infektion. Der Impfstoff wird in drei Injektionen verabreicht, eine Auffrischimpfung sollte ein Jahr später erfolgen.

Vorbeugung bei Hund und Katze
Die Tollwutimpfung bei Haustieren ist manchmal aus juristischen Gründen erforderlich (Auslandsreisen, Tierpension) oder wird allgemein zur Beruhigung des Tierhalters vorgenommen. Die Impfung wird bestens vertragen. Von daher haben wir keine medizinischen Bedenken. Der Impfling erhält einen hübschen Impfausweis in dem sich auch der nächste Impftermin nachlesen lässt.
Juristisch ist die Impfung erst 30 Tage nach Behandlung gültig und hält 365 Tage an. Diese Fristen sind vor allem bei der Urlaubsplanung zu beachten.
Die Erstimpfung erfolgt bei der Katze und beim Hund ab 12 Wochen. Dann bitte jeweils vor Jahresablauf auffrischen.
Der Hundebesitzer bzw die -besitzerin erhält nach bestandener Impfung natürlich auch gerne eine der entzückenden Tollwut-Anhänger fürs Halsband (des Hundes).

 

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