das-erbe-saurons

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Diese Geschichte ist meinerseits MORANI gewidmet, denn mit Ihr habe ich sie erdacht. Den ersten Teil habe ich noch alleine aufgeschrieben, und darum diese Widmung. Morani, melo i anar síla bain na le!      Nandriel Laurifea

            

Dies ist meine persönliche "Herr der Ringe" -Fortsetzung! Ich schreibe sie zusammen mit meiner besten Freundin Morani, es ist ebenfalls auch Ihre Fortsetzung.Ihr müsst allerdings wissen, das diese Story nicht direkt an das Buch angrenzt. Die Geschichte beginnt sozusagen da, wo die Cassetten aufhören...also im Grunde ohne den Anhang im Buch!!! Viel Spaß damit!!!

 

Über den Ringkrieg

Während des Ringkrieges zog eine Gruppe von Personen aus, um den Meisterring, den alles beherrschenden Ring Saurons für immer zu vernichten. Diese Gruppe nannte man:

„Die Ringgemeinschaft“, oder auch „Die Gefährten“. Sie bestand aus neun Personen, ausgewählte aus den vier freien Völkern: Elben, Menschen, Zwerge und Hobbits. Das Vorhaben gelang, der Ring konnte von den Hobbit Frodo und dessen Freund Sam im Feuer des Berges Orodruin vernichtet werden, das Feuer, in dem der Ring geschmiedet worden war. Zwar musste auf dieser Fahrt viel gekämpft werden, und viele Freunde verloren ihr Leben dabei, doch letzten Endes hat sich alles zum Guten gewandt.Die Gemeinschaft ist eng befreundet geblieben, und in Mittelerde hat sich alles zum besten gewendet. Man hatte vermutet, dass das Land ohne den Ring verblassen und verschwinden würde, doch dies geschah nicht. Mittelerde wurde schöner denn je. 

 

Über Saruman und seine Frau

Der Zauberer Saruman war eigentlich der Oberhaupt des Rates der Zauberer. Während des Ringkrieges verfiel Saruman jedoch der Macht des Ringes, und half nun Sauron, in dem er in Isengard Okrs züchtete, die das Tageslicht aushalten konnten.

Lange vor dem Ringkrieg, vielleicht zu der Zeit, als Bilbo Beutlin gerade den Ring fand oder  wahrscheinlich sogar noch früher, hatte Saruman eine Elbin zur Frau. Sie war aus dem Volk Galadriels. Ihr Name war Luva und weil sie die Stunde vor dem Hellwerden so liebte, gab man ihr den Elbennamen „Amaurea“, was „Morgendämmerung“ bedeutet. Luva aber war eine Elbin die wie alle Elben die Fähigkeit besaß, weit in die Ferne blicken zu können. So sah sie vorraus, das Saruman der Macht des Ringes verfallen würde, und sie entschied sich, wieder zu Ihrem Volk zurückzukehren. So erfuhr Saruman niemals, das Luva zu dieser Zeit ein Kind von ihm erwartete. Als die Zeit der Geburt gekommen war, spürte sie, das es für das Kind besser war, nicht im Stamm der Elben geboren zu werden. So bat sie Gandalf den grauen um Hilfe. Dieser brachte sie fort, zu einem Hof nahe bei Bree. Die Leute die da wohnten waren einfache Bauern, und hatten noch nie eine Elbin gesehen. Sie waren so entzückt, das sie sich gerne um Luva kümmern wollten, wenn Gandalf weiterziehen musste.

Als es dann soweit war, und Luva ihr Kind bekommen sollte, hatte diese plötzlich eine Vision. Sie sah, das es zwei Kinder waren, zwei Mädchen, und das sie viel Kraft brauchen würden, um das zu bestehen, wofür sie ausersehen waren. Luva war nun so in Angst um ihre Kinder, das sie all ihre Elbenkraft auf die beiden Kinder übertrug. Dies allerdings hatte Luvas Tod zur folge. Das Bauernpärchen bedauerte ihren Tod sehr, und weil sie gar nichts für Luva hatten tun können, wollten sie die Kinder bei sich aufnehmen. So überließ Gandalf die beiden Mädchen dem Bauernehepaar, kam aber regelmäßig zu besuch, und von Anfang an sagte er den Mädchen, das er ihr Vater sei.

 

Über Sarumans Töchter

Die beiden Mädchen wuchsen schnell, denn sie waren ja beide Halbelben. Von Anfang an waren sie so Grundverschieden wie Feuer und Wasser. Zwar glichen sich ihre Gesichter wie ein Spiegelbild einem glich, doch waren ihre Haare von Unterschiedlicher Farbe, die eine silbern,fast eisig, die andere Dunkelblond. Auch die Augen waren unterschiedlich. Blau die Augen der einen, und silbern die Augen der anderen, ebenso wie ihre Haare, und ebenso kalt.Der Hauptunterschied lag jedoch in ihrem Wesen. So gutherzig wie die Blonde war, so böse und kaltherzig war die andere. Die machte besonders Gandalf sorgen, der Sarumans böse Seite in seiner einen Tochter wiederfand. Darum beschloss er, den beiden von Saruman, ihrem Vater, zu erzählen. Die eine Tochter nahm die gut auf, sie fand es nicht schlimm, das Gandalf nicht ihr richtiger Vater war. Die andere jedoch, deren Herz von Anfang an kalt wie Stein war, wurde sehr wütend, denn sie hätte lieber bei ihrem bösen Vater gelebt. Darum ging diese Tochter fort von dem Hof, das war zur zeit des Ringkrieges. Sie ging direkt nach Mordor.

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1.
Im neuen Isengard

Gandalf der Zauberer saß in seinem Haus in Neu-Isengart. Er hatte es sich in seinem Sessel bequem gemacht, und steckte die Nase, wie so oft in seine Bücher. Immer wieder verwunderten Ihn die Dinge, die geschehen waren, und wie sich alles entwickelt hatte. Manchmal langweilte es Ihn direkt ein wenig, das jetzt, nachdem der Ring vernichtet, und der Krieg vorbei war, alles so ruhig und friedlich war. Die Abenteuer hatten Ihm Spaß gemacht. Gewiss- sein Haus hier, nahe dem Fangorn Wald, das er im Gedenken an den alten, guten Saruman „Neu-Isengard“ genannt hatte, war schön, und erholsam und entspannend, und all das. Aber wie schon gesagt. Manchmal ersehnte sich sogar Gandalf der Zauberer ein bisschen Gefahr herbei. Gandalf stand von seinem Sessel auf, und trat ans Fenster. Draußen war alles schön. Die Sonne schien, und das einzige Geräusch waren die Vögel in den Bäumen. Gandalf starrte eine Weile aus dem Fenster. Dann aber ballte er plötzlich die Hände zur Faust, und knurrte in seinen Bart hinein:

„Dieser Frieden ist ja unerträglich. Also ich muss jetzt unbedingt Baumbart besuchen. Vielleicht hat er ja ein paar Neuigkeiten. Ich bin schließlich ein Zauberer, und kein Bauer.“

Gandalf holte seinen Hut, seinen Mantel und seinen Stab, und trat an die Luft. Er schloss die Tür hinter sich, drehte sich dann langsam um, und vor Schreck wäre ihm beinahe der Stab aus der Hand gefallen. Vor Ihm stand ein großes, knorriges Etwas, mindestens so groß wie sein Haus, mit Armen und Beinen, die wie Zweige aussahen!

„Baumbart“, Gandalf fluchte.

„Wie kannst Du mich nur so erschrecken? Und wie schaffst Du es, Dich so an mich ranzuschleichen?“

Das riesige Geschöpf schüttelte seineÄste, und lachte.

„Hom,hom. Da hast Du Dir auf Deine erste Frage gleich selbst geantwortet. Ich schlich mich an Dich ran. Und wie das geht? Man bewegt sich leise, passt auf wo man hintritt, und...“

„Schon gut!“ Gandalf unterbrach den Ent. Denn Baumbart war ein Ent. Ein Hüter der Bäume, und Ihr Hirte.

„Welch ein Zufall, Baumbart. Ich wollte gerade zu Dir kommen.“

Baumbart sah Gandalf schweigend an. Dann aber sagte er:

„Zufall? Ich glaube nicht an Zufall. Aber Du ja eigentlich auch nicht, oder? Ich denke, Du hast gespürt, das Du zu mir kommen solltest. Etwas zu spät“, Baumbart schmunzelte

„Ich bin schon hier.“

„In der Tat.“ Gandalf sah auf den großen Ent. Dann aber besann sich Gandalf, und sagte:

„Und warum bist Du hier? Und wieso hätte ich das spüren sollen?“

Der Ent beugte seine Äste ein Stückchen zu Gandalf hinunter.

„Du bist unruhig, nicht wahr? Du hast das Gefühl, mal wieder etwas erleben zu wollen. Aber ich sage Dir, Gandalf, in Wahrheit ist das nur die Vorahnung auf die Dinge, die bald wieder passieren werden!“

Gandalf sah Baumbart überrascht an.

„Was für Dinge sollen denn wieder passieren?“ Plötzlich hatte er das Gefühl, aufgeregt wie ein Kind zu sein, das ein Geschenk bekam. Dafür schämte er sich.

Baumbart aber sah Ihn an, und lachte wieder.

„Haha,hom, hom. Ich wusste schon, das Dir das gefallen würde, Gandalf, alte Sturmkrähe. Nun denn, dann hör mir mal sehr gut zu. Der Wind und die Vögel haben Nachrichten zu mir gebracht. Sehr schlechte Nachrichten. Man hat wieder böse Schatten in Mittelerde gesehen. Ganz nahe bei Minas Tirith. Es geht das Gerücht um, der alte Feind sei wieder einmal erwacht, und versucht nun erneut, einen Weg zu finden, Mittelerde zu beherrschen.“

„Sauron?“ Gandalf runzelte die Stirn.

„Aber das ist unmöglich. Der eine Ring ist zerstört, und somit auch seine Macht!“

Baumbart streckte seine Zweige wieder in den Himmel.

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„Nun, einen Zauberer wie Dich sagen zu hören, das etwas unmöglich sei, wundert mich.´Das böse findet immer einen Weg´ so heißt es doch, nicht? Vielleicht ist Sauron wirklich für immer fort. Vielleicht aber auch nicht. Wer kann das alles schon so sicher wissen. Aber ich sage Dir Gandalf, allein die Vermutung darüber ist es wert, danach zu forschen. Und wenn Du auch nur herausfindest, warum da diese Schatten sind.“

Gandalf starrte lange Zeit in die Luft. Dann sagte er:

„Natürlich hast Du Recht, Baumbart. Und selbstverständlich werde ich mich darum kümmern. Ich denke, ich werde ersteinmal nach Bruchtal reiten, und mit Elrond reden. Wenn ein neuer Schatten über Mittelerde liegt, wird auch er es spüren. Und wenn dem so ist, werden wir uns überlegen, wie wir weiter vorgehen, um alles herrauszufinden. Ich danke dir, Baumbart. Soll ich dich benachrichtigen lassen, wenn wir etwas finden?“

Baumbart nickte.

„Ohja, hom. Ich würde gerne erfahren, was so vor sich geht.“

„In Ordnung. Ich werde Dir Botschaft senden. Nun muss ich ein wenig Wegzehrung für die Reise packen, Baumbart. Bis Bald“

Gandalf verschwand in seinem Haus.

Der Ent stnd noch eine Weile, und schmunzelte in seine Zweige hinein.

„Tjaha. Der kann es ja gar nicht abwarten, weg von hier zu kommen. War Ihm wohl langweilig, so ganz ohne Dinge, um die er sich kümmern konnte. Dann kam ich ja genau richtig,hom hom,hahaha!“ Baumbart drehte sich langsam herum, und marschierte seines Weges.

Gandalf indes war in seinem Haus am überlegen, was er für den Ritt nach Bruchtal brauchte.

„Meinen Stab, meinen Mantel, meinen Hut, und die Landkarten, man weiß nie wann man sie brauch. Und etwas zu essen. Tja,das reicht. Mit mehr bist Du damals auch nicht gereist“, Gandalf sprach zu sich selbst.

„Und natürlich Schattenfell. Ich werde Ihn gleich herpfeifen, und hoffen, das er in der Nähe ist.“

Schattenfell war das Pferd von Gandalf, oder vielmehr war Gandalf der Mensch von Schattenfell, denn er war der Herr der Pferde. Er war der schnellste, stärkste und klügste unter den Pferden in ganz Mittelerde.

„So“, sagte Gandalf.

„Nun bin ich fertig.“ Gerade wollte er aus dem Haus gehen, um nach Schattenfell zu pfeifen, da hörte er Hufgetrappel. Überrascht fragte Gandalf sich, ob es Schattenfell war, und ob auch er etwas spürte. Denn Tiere wissen ja fürgewöhnlich noch eher um die Dinge die vorgehen, als Menschen. Gandalf trat aus seiner Tür. Es war wahrhaftig Schattenfell.

„Schattenfell, mein Freund. Hast Du gespürt, das ich dich rufen wollte, oder sind die Dinge schon wieder so dringend, das Du gleich kommen musstest?“

Das Pferd antwortete nicht, war jedoch sehr unruhig. Es trabte zu Gandalf herrüber, und stubste Ihn mit seiner Schnauze an.

„Ich soll aufsteigen? Nun dann scheint tatsächlich etwas vozugehen, wie? Nun denn“,

Gandalf sprang auf Schattenfells Rücken.

„Trage mich zu Elrond, mein Guter.“

Schattenfell zögerte keine Sekunde, und gallopierte los.

Und so, auf Schattenfells Rücken dachte Gandalf:

„Siehst Du, alter Narr. Man darf sich Abenteuer halt nicht einfach so wünschen. Das Schicksal hat es wohl nicht gerne, wenn man erst Frieden haben will, und sich dann über die Ruhe beschwert.“ Gandalf lachte. „Aber ich habe es ja so gewollt! Na los doch, Schattenfell, schneller! Es gibt wieder Dinge, die getan werden müssen !“

Und wie der Wind, düste Schattenfell über die Hügel.

 

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2.

Die Ankunft in Bruchtal

Gandalf war fast drei Wochen die lange Nord-Süd-Straße Richtung Eriador geritten, und war dann nach rechts abgebogen, um am Ufer der Lautwasser entlang zu reisen, bis er die Furt von Bruchtal ereicht hatte. Es war eine lange, aber ereignislose Reise gewesen, jedoch hatte Schattenfell sich geeilt, als würde es um sein Leben gehen. Gandalf war sich nun fast sicher, das etwas im Gange war. Noch unbemerkt, und nur von den feinfüligsten Wesen Mittelerdes erspürt. Auch an der Lautwasser entlang hatte er nocheinmal fast drei Wochen gebraucht, bis er in Bruchtal, bei Elronds Elbenvolk, angekommen war, und doch hatte Elrond ihn noch nicht erwartet. Jedoch hatte Elrond gewußt, das Gandalf kommen würde. Ein untrügliches Zeichen dafür, das sich tatsächlich wieder etwas verändert hatte, in Mittelerde. Als er nun mit Elrond durch die Hallen Bruchtals ging, schwiegen beide erst eine Weile. Dann aber ergriff Elrond das Wort.

„Du hast es also auch gespürt, Gandalf. Schneller, als ich vermutet habe, aber das ist gut. Noch wissen wir nicht, was vor sich geht. Die Tiere berichten von Schatten, die erschienen sind. Doch was sie zu  bedeuten haben- noch sehen wir es nicht.“

Gandalf nickte, und berichtete dann, das er es Baumbart verdanke, so früh kommen zu können, denn er habe ihn darauf hingewiesen.

„Und wie sollen wir Deiner Meinung nach die Sache angehen?“ Gandalf sah Elronds Gesicht an, das seit ihrer letzten begegnung nicht einen Tag gealtert war. Dies war nichts ungewöhnliches, schließlich war Elrond ein Elbe. Elrond setzte sich auf eine der Bänke aus Stein, an denen sie gerade im Begriff waren, vorbeizugehen. Er dachte nach, dann sagte er:

„Da wir nicht wissen, um was es hier geht, schlage ich vor, eine Erkundungsreise zu machen, mit Leuten, die schon einmal eine solche Reise gemacht haben.“

Gandalf war erstaunt. Er zog seine buschigen weißen Augenbrauen überrascht in die Höhe.

„Du rätst mir allen ernstes, die Ringgemeinschaft noch einmal loszusenden?“

„Die Ringemeinschaft wird es nicht sein. Es gibt keinen Ring mehr. Aber es werden Gefährten sein. Und zwar Gefährten, die einander kennen und vertrauen.“

Elrond stand nun wieder auf, und ging weiter durch die Hallen. Gandalf blieb hinter ihm stehen.

„Ist das denn nötig? Steht es schon so schlimm, das selbst ein so erfahrener Elbe wie ihr mir rät, gleich eine so starke Gemeinschaft zu senden.?“ Gandalf kam jetzt hinter Elrond hergeeilt. Dieser blieb stehen, schaute sich zu Gandalf um, und sagte dann:

„Was nötig ist, und was nicht, das ist es, was wir nicht wissen, Gandalf. Vielleicht ist es nichts. Vielleicht sind es nur Geister und Erinnerungen von damals, die über die dunklen Berge gekommen sind. Vielleicht ist es aber auch etwas anderes, etwas schlimmeres. Und wenn es das ist was die Tiere sagen, sind wir alle wieder in Gefahr. Wenn es also nichts ist, dann betrachte diese Reise als ein Wiedersehen mit alten Freunden. Aber wenn es doch etwas ist...“

„...dann können wir es im Keim ersticken. Ja, ich habe verstanden, was Du meinst, Elrond, aber warum, ausgerechnet die damalige Gemeinschaft? Nur weil sie sich kennen? Das ist kein Grund.“ Gandalf stand jetzt direkt vor Elrond.

„Du spürst etwas, nicht war?“ Gandalf sah Elrond fest in die Augen. Es fällt sogar Zauberern schwer, Elbenblicken lange stand zu halten, aber Gandalf hatte darin schon eine gewisse Übung.

„Du vermutest etwas, Elrond. Nun, sag mir bitte, was es ist.“

Elrond schwieg nun wieder eine Weile. Dann aber sprach er:

„Du hast recht, Gandalf. Es ist dieses Gefühl. Selbst für Elben nur eine vage Vermutung, aber da ist etwas in Mittelerde, das nicht gut ist. Und wir sollten nicht lange warten, um dem nachzugehen“

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Gandalf sah nun weg von Elrond, und hinauf in die hohen Bäume. Sie waren grün, und groß, und schön, und alles war friedlich. Die Vögel sangen, und es schien alles gut zu sein.

„Dein Wort, Elrond, ist mir genug, um zu tun, was Du für richtig hälst. Wenn man sich hier umsieht, scheint alles gut zu sein. Doch so oft trügt der Schein, und ich würde es mir nicht verzeihen, wenn ich letzten endes tatsächlich zu lange gewartet hätte, um noch etwas hätte tun zu können. Darum werde ich morgen früh aufbrechen, um die Gemeinschaft zu benachrichtigen. Es wird nicht einfach sein, sie alle zusammen zu bekommen.“

„Darum werde ich Dir dabei helfen Gandalf. Bis zum Volk der Waldelben im Düsterwald ist es nicht weit, und ich weiß, das sich Legolas momentan dort aufhält. Aber der Weg nach Ithilien zu Aragorn ist weit, und auch zu Dain am Erebor ist es ein Umweg. Darum lass mich Elladan und Elrohir ausschicken. Elladan werde ich nach Ithilien senden, und Elrohir zu Dain, um dort Gimli zu benachrichtigen. Elrohir kann Dich so eine Weile begleiten.“

Gandalf nickte.

„Ich danke Dir, mein Freund. Ich bin überrascht, das alle in der Nähe sind. Warum ist Legolas denn nicht in Ithilien?“

Elrond lächelte.

„Nun, auch unter den Elben besucht man ab und an seine Verwandten, Gandalf. Vielleicht sogar öfter, als die Menschen, nur sind die Abstände länger.“

„Ein Scherz aus Deinem Mund habe ich lange nicht gehört. Aber ich muss sagen, das es mir sehr gut tut, mal wieder andere Stimmen ausser Vögel und Bäume zu hören.“

Nun lachte auch Gandalf, und Elrond lachte eine Weile mit ihm. Dann aber wurde Elrond wieder ernst.

„Gandalf, ich habe das Gefühl, Du solltest ausser der Gemeinschaft noch jemanden mitnehmen. Ich weiß nicht warum, aber ich denke, das Du sie brauchen wirst.“

„Sie? Wen meinst Du mit Sie? Wenn Du an Arwen denkst, sie wird mitkommen, ob Du es willst, oder nicht. Wenn Aragorn uns begleitet wird sie nicht noch einmal zurückbleiben.“

Elrond schaute zu Boden.

„Ja, ich weiß. Aber ich habe nicht über Arwen gesprochen. Ich sprach über jemanden, der Dir näher ist. Ich weiß, Du willst sie schützen und fernhalten von allem bösen, Aber ich weiß auch, das sie sehr mächtig ist, Gandalf, oder zumindest mächtig sein wird, wenn die Zeit reif ist. Bitte hör auf meinen Rat, und nimm sie mit auf die Reise.“

Gandalf dachte einen kurzen Moment darüber nach, über wen Elrond redete. Dann aber  wusste er, wer gemeint war.

„Ich soll Nandriel mitnehmen?“

„Ja, Nandriel. Es ist Zeit für die vergessene Tochter, aus ihrer verschwiegenen Welt herauszukommen, und endlich bekannt in Mittelerde zu werden. Ich weiß- Ich weiß, Gandalf, sie ist für Dich wie Deine eigene Tochter, aber vertraue mir, und nimm sie mit Dir.“

Gandalf schwieg. Das war nun wahrhaftig eine Überraschung. Damit hatte er nicht gerechnet. Aber er wusste auch, das Elrond niemals etwas ohne Grund sagte. Darum nickte er wieder, und sagte dann schließlich:

„Gut, so sei es. Dann werde ich morgen mit Elrohir zusammen nach Düsterwald reiten. Dort werden wir Gimli, Aragorn und Arwen erwarten. Mit ihnen werde ich sprechen, und sehen, wie wir weiter vorgehen. Wahrscheinlich werde ich die drei zusammen mit Legolas ins Auenland schicken, und ich selbst werde nach Bree reiten, um mit Nandriel zu reden. Aber ich will nicht zu weit vorrausgreifen. Man weiß nie was einem dazwischen kommt.“

„Gut“, Elrond ging nun mit schnelleren Schritten durch die Halle.

„Ich werde meine Söhne benachrichtigen. Ihr solltet in aller Frühe von hier aufbrechen.“

Elrond verließ die Halle, und ließ Gandalf allein zurück.

„Kaum hat etwas angefangen, schon steckt man wieder mitten drin!“ Dann verließ auch Gandalf die Halle, um sich nach der Reise etwas auszuruhen.

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3.

Nach Düsterwald

Wie angekündigt war Gandalf bereits früh am morgen wach, und Reisefertig. Elronds Sohn Elladan war bereits nach Ithilien aufgebrochen um Zeit zu sparen. Nun trat Gandalf vor die Hallen Bruchtals, und Elrohir erwartete Ihn bereits.

„Guten Morgen, Elrohir. Einen Elben an pünktlichkeit und tatendrang zu übertreffen ist mir wahrhaftig noch nie gelungen. Sag, wie lange wartest Du schon auf mich?“

„Sei gegrüßt, Gandalf. Ich warte noch nicht lange. Ich hatte heute morgen schon einige andere Dinge zu tun. Aber nun freue ich mich, ein Stück mit Dir reiten zu können. Selbst für mich, den Herrn der Elben-Pferde ist dies ein seltenes Vergnügen.“ Elrohir lachte Gandalf an.

„Ein Elbenlachen am morgen ist ein guter beginn für eine Reise. Wollen wir aufbrechen?“

Gandalf lachte nun ebenfalls.

„Ja, lass uns aufbrechen. Du brauchst Schattenfell nicht herbeizupfeifen. Er hat die Nacht mit unseren Pferden verbracht. Da kommt er schon, und er bringt auch mein Pferd Faiglindra mit sich!“ Die beiden Pferde kamen herangelaufen. Elrohirs Pferd war so weiß wie Schnee, und es hatte eine Mähne, die wunderschön war, und lang bis zu den Pferdeknien. Es verdiehnte seinen Namen zurecht, denn „Faiglindra“ bedeutete „Die Langhaarige“.

Gandalf und Elrohir saßen auf, und der Ritt nach Düsterwald konnte beginnen. Zuvor aber kam Elrond noch einmal hinaus, um Gandalf zu verabschieden.

„Mach es gut, Gandalf. Mögen unsere befürchtungen sich nicht bestätigen.“

„Mach auch Du es gut, Elrond. Hoffe auf alles was gut ist!“

Und damit ritten Gandalf und Elrohir los.

Von Bruchtal aus mussten die beiden den hohen Pass der Nebelberge überqueren. Dies gelang ihnen ohne Hindernisse,und sie brauchten auch nur neun Tage. Als sie auf dem Weg durch die Furt zur Alten Waldstraße waren, begannen die beiden ein längeres Gespräch, über ein Thema, das Gandalf auf dem Herzen lag.

„Sag mir, Elrohir, wird Dein Vater nun bald in den Alten Westen ziehen?“

„Er spricht davon, Gandalf. Er ist sich noch unschlüssig. Unschlüssigkeit ist selten für Elben, aber mir scheint, als könne er sich noch nicht so recht trennen, von Bruchtal, und all denen, die hier sind.“ Elrohir sah zu Boden, und es lag bedrücktheit in seiner Stimme. Gandalf überlegte.

„Wenn Elrond fort geht, seid ihr, Du und Elladan die Herren von Bruchtal. Gedenkt ihr, hier zu bleiben, oder wollt ihr ebenfalls fort?“

„Mein Bruder und ich wollen auf jeden Fall bleiben. Zwar gibt es viele Elben, die Herren über Bruchtal sein könnten, es ist gleich, wer es sein wird. Trotzdem wird alles anders sein, wenn Vater fortgeht. Zuviele Geschichten hat er miterlebt.“

„Die habt ihr auch miterlebt“, warf Gandalf ein.

„Das ist richtig. Und doch ist es nicht das gleiche.“ Elrohir nickte, als würde er sich selbst zustimmen.

„Ich verstehe was Du meinst. Auch mir würde Elrond fehlen. Aber ich sage Dir, auch Du und Dein Bruder wären bald genauso bekannt, und beliebt wie Dein Vater. Man würde zu Euch kommen und rat suchen. Man würde an euch glauben.“ Gandalfs Stimme war fest und überzeugend. Er sah Elrohir noch eine Weile an, und dann schwiegen sie eine Zeit lang, bis er und Gandalf die Furt durchquehrt hatten.

„Wenn wir uns eilen erreichen wir noch heute Abend das Haus von Beorn. Nachdem wir nun schon wieder lange unterwegs sind, können wir uns dort mal ein wenig ausruhen.“

Elrohir sah zu Gandalf hinüber.

„Weiß Beorn, das wir kommen?“

„Nein. Aber er hat mir einmal gesagt, ich sein jederzeit willkommen. Und bevor wir in den Wald kommen, brauchen wir eine Pause.“

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„Warum?“ Elrohir sah erstaunt aus.

„Nun, ich weiß nicht, in welchem Zustand die Waldstraße ist, und wie gefährlich sie geworden ist, jetzt, wo alle bösen Geschöpfe frei handeln können.“ Gandalf wirkte besorgt.

„Du meinst die Spinnen? Ich denke nicht, das sie uns was anhaben können. Ich bin ein Elb, und habe die Macht, den Zauber der Straße wirken zu lassen.“

„Ja, aber wirkt denn der Zauber überhaupt noch? Durch die Vernichtung des Ringes sind viele Dinge anders geworden. Nicht schlechter, aber anders.“ Gandalf dachte an Bilbo Beutlins Bericht vom Düsterwald. Damals war der Hobbit zusammen mit einer Schar Zwergen ausgezogen, um den Einsamen Berg von Smaug dem Drachen zu befreien. Auf dem Weg dorthin kamen sie in jenen Wald, und waren damals von einer Horde Spinnen, jede so groß wie ein Pony, überfallen worden. Bilbo konnte sie dank eines Tricks befreien, und doch waren sie nun schon so vom Weg abgekommen, das sie beihnahe verhungert wären, hätte nicht der Waldelbenkönig sie gefangen genommen. Damals waren Elben und Zwerge noch verfeindet.

„Wollen wir hoffen“, sagte Gandalf, nachdem er seine Gedanken aus der Ferne zurückgeholt hatte,

„Wollen wir hoffen, das noch alles so ist, wie damals“

Die beiden eilten sich, und schafften es, das Haus von Beorn noch vor dem Dunkelwerden zu erreichen. Es wurde allerdings schon etwas dämmerig, als sie den langen Weg entlang ritten, um zum Haupteingang des Hauses zu gelangen. Beinahe kam es Gandalf vor wie damals, als er die Zwerge und Bilbo bis hierher begleitet hatte, denn auch jetzt standen einige Pferde und andere Tiere links und rechts von ihnen, und dann liefen die Pferde plötzlich fort. Beorn war ein Freund der Tiere, er konnte mit ihnen reden, und lebte mit ihnen. Ausserdem war er ein Fellwechsler, das bedeutete, das er nur manchmal ein Mensch war, und zu anderen Zeiten war er ein großer Bär. Die Pferde, die nun losgelaufen waren, kündigten ihm nun die Besucher an.

Gandalf und Elrohir ritten etwas langsamer, und schon sah Gandalf, wie sich die Tür auftat, am Haus. Beorn stand nun vorne, und redete mit seinen Tieren. Als sie näher kamen, kan Beorn auf sie zu.

„Na, das ist ja mal eine Überraschung. Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das da Gandalf auf diesem herrlichen Pferd. Und wen bringt er da noch mit sich?“

„Du täuscht Dich nicht, Beorn. Hier ist Gandalf, und es ist eine Freude, Dich einmal wiederzusehen. Und was meinen Begleiter angeht, es ist Elrohir, der Sohn Elronds aus Bruchtal.“ Gandalf saß ab, und ließ Schattenfell zu den anderen Pferden laufen. Elrohir tat es ihm nach, und sein Pferd schien sich über die Gesellschaft von Beorns Pferden zu freuen.

„Nun denn. Besuch aus Bruchtal hatte ich noch nicht, da scheint es mir passend, das Du von dort jemanden mitbringst. Und ich hoffe, Du hast nicht wieder eine Schar Zwerge und Hobbits irgendwo versteckt.“ Beorn lachte herzlich, und sagte dann noch:

„Seid willkommen. Ich denke, das ihr über Nacht bleiben wollt? Nun, dann werde ich wohl für ein wenig essen sorgen müssen. Aber ich bitte Euch, kommt herein! Und Du Gandalf, erzählst mir sicher auch, warum ihr hier seid.“

„Gewiss!“ Gandalf nahm seinen Beutel und seinen Stab, und trat durch die Tür in Beorns Haus. Es war noch genauso gemütlich wie damals, und auch diesmal brannte ein warmes Feuer im Kamin. Sie setzten sich an den langen Tisch, und während Gandalf zu erzählen begann, weswegen sie gekommen waren, wurde von den Tieren zu essen und zu trinken gebracht. Als Gandalf geendet hatte, stärkten sie sich, und dann lud Beorn sie ein, mit ihm am Feuer zu sitzen. Diese Ruhe gonnten sie sich gerne. Als sie so saßen, ergriff Beorn das Wort, um etwas zu den geschehnissen zu sagen.

„Nun, Gandalf, wenn das was ihr befürchtet wahr sein sollte, dann wird es wieder Krieg geben. Mein Haus, meine Tiere und auch ich hatten Glück. Wir haben auch vom letzten Krieg nicht viel mitbekommen, und ich hoffe, das es auch diesmal so sein wird.“

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Er sah zu Gandalf, und dann zu Elrohir, und dann in das Kaminfeuer.

„Nicht das ihr mich falsch versteht. Ich bin gerne bereit zu helfen, und mein Sohn Grimbeorn würde sicherlich mit den Beorningern in den Krieg ziehen.“

„Ich danke dir Beorn, aber ich hoffe nicht, das es nötig sein wird. Du und Dein Sohn, ihr habt andere Dinge zu tun. Selbst wenn es Krieg geben sollte, denke ich nicht, das ihr beteiligt sein werdet. Aber ich danke Dir dafür, das Du uns im Ernstfall helfen würdest.“ Gandalf nickte Beorn zu. Sie schwiegen wieder eine Weile. Das Feuer knisterte, und das flackernde Licht malte Schatten und Figuren an die Wände aus Holz. Dann sagte Beorn.

„Ihr seid nun also auf dem Weg zu Thranduil? Wenn ihr mir sagt, wann ihr aufbrechen wollt, werde ich euch noch etwas verpflegeung mitgeben.“

„So früh wie möglich,“ sagte Elrohir.

„Wir wollen die Hallen des Waldelbenkönigs so schnell es geht ereichen.“

„Gut. Dann werde ich Euch Verpflegung für sechs Uhr bereitlegen, und dann da sein, um Euch zu verabschieden.“

Gandalf, der durch die beruhigende Stimmung schon dabei war in den Schlaf zu gleiten, öffnete die Augen, und sah Beorn an.

„Beorn, sag mir, weißt Du wie es immoment um die Alte Waldstraße steht? Ist sie noch so wie früher?“

Beorn überlegte einen Augenblick. Dann sprach er:

„Ich habe nicht gehört, das sie sich Verändert hat, aber ich habe das Gefühl, als sei sie stiller geworden.“

„Stiller? Was meinst Du damit“, fragte Gandalf ihn.

„Nun, es sind meinen Ohren nach zu folge nicht mehr so viele dunkle Geräusche zu hören. Und es kommen jetzt öfter Wanderer, die in den Wald hineingehen, und sogar auch noch hinauskommen.“

„Es scheint also nicht mehr so gefährlich zu sein?“ fragte Elrohir.

„Anscheinend. Oder aber es sind nur Leute hineingegangen, die sich gut schützen konnte. Aber genug davon. Ich habe keinen Zweifel, das Ihr, Herr Elrohir, und Gandalf unbeschadet durch den Wald gelangen. Aber es ist nun spät. Wollt ihr nicht schlafen?“

„Ja, das sollten wir.“ Gandalf stand auf, und auch Elrohir erhob sich. Beorn klatschte in die Hände, und da kamen auch schon einige Tiere, und brachten weiche Lager aus Stroh und Gras, die sie nahe am Feuer platzierten, damit die Gäste nicht frieren müssen. Gandalf legte sich hin, und glitt sogleich in einen erholsamen Schlaf. Elrohir saß noch eine Weile da, und beobachtet Beorn, wie er mit den Tieren sprach, und dies und das erledigte. Zwar hatte er schon von Beorn gehört, aber er war trotzdem erstaunt, über die art, wie er mit den Tieren umging. Obwohl Elrohir ein Elb war, gab es nicht viele andere Völker, die so mit Tieren umgingen, wie die Elben selbst. Nach einer Weile legte auch er sich schlafen, und beide, Gandalf und auch Elrohir schliefen entspannt, und wachten rechtzeitig und erfrischt auf. Beorn hatte, wie angekündigt, etwas Verpflegeung bereitgestellt, und Gandalf und Elrohir nahmen es dankbar an. Beorn begleitete sie nach draußen, wo ihre Pferde schon warteten, und sie schienen genauso erfrischt wie sie selbst. Gandalf und Elrohir saßen auf, und verabschiedeten sich von Beorn. Dann ritten sie auf die Öffnung des Waldes zu, und gelangten so auf die alte Waldstraße. Der Wald war noch immer dunkel, und obwohl es Tag war, sah man kaum die Hand vor Augen. Aber man sah auch sonst nicht viel. Hin und wieder vernahmen die beiden ein geräusch, das aber sehr weit fort zu sein schien. Aber keine Spur von den Schrecken, die damals hier im Wald gewesen waren. Nun gut, die beiden hielten sich strengstens auf dem Pfad der Straße, aber auch hier hatte Bilbo damals die furchtbaren Insektenaugen, die Augen der Riesenspinnen, gesehen. Doch Gandalf und Elrohir blieben davon verschont. So ritten sie die Straße so lange sie konnten, und machten dann eine kurze Rast, um zu besprechen.

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„Wir sind nun so weit auf der Straße geritten, wie es geht. Nun müssen wir uns entscheiden, ob wir es wagen, quer durch den Wald zu gehen, oder ob wir den Wald umrunden, wofür wir mindestens zwei Wochen brauchen würden.“ Gandalf saß auf dem Boden, und aß ein wenig von Beorns Verpflegung. Elrohir überlegte.

„Ich denke, wir können durch den Wald hindurch gehen. Die umrundung dauert einfach zu lange. Quer hundurch brauchen wir höchstens fünf Tage.“

„Im Grunde sind wir nicht so in Eile. Aber wir haben ein schlechtes Gefühl, wenn wir unnötig Zeit verlieren, nicht wahr? Also schön, lass es uns wagen. Ich hoffe, wir brauchen unsere Kräfte nicht.“

Gandalf stand auf. Die beiden machte sich wieder auf den Weg, und bogen nun ab. Hinein in den Düsterwald.

Der Ritt war nicht leicht, überall war Gestüpp, und die Bäume satnden dicht an dicht, so das sie beide nach einer Weile absaßen, und die Pferde hinter sich laufen ließen. Jedoch trafen sie nicht eine Spinne. Der Wald war leer. Vollkommen still, und düster, und nicht ein lebenszeichen von irgendwas. Nur einmal, während einer Rast, huschte eine Maus vor ihnen davon.

So ritten und rasteten sie sechs Tage, denn durch die dichten Bäume brauchten sie diesen Tag länger. Am sechsten Tag öffnete sich der Wald vor ihnen, und sie merketen, das sie durch die Umwege etwas vom Weg abgekommen waren.

„Dort liegt der Waldfluss, der in den langen See fließt, Gandalf.“ Elrohir zeigte nach vorne.

„Wir müssen uns rechts halten, und dort, wo der Fluss aus dem Wald herrauskommt, sollten wir ihn überqueren. Denn dann brauchen wir nur noch geradeaus gehen, und kommen zur Halle Thranduils.“

„Dann lass uns so gehen, Elrohir.“ Gandalf stieg nun wieder auf Schattenfell.

„Aber ich fürchte, wir werden erst spät in der Nacht ankommen. Lass uns eilen, damit wir den Fluss noch bei Licht überqueren können!“

Elrohir nickte, und sprang ebenfalls wieder auf sein Pferd. Sie ritten nun ohne Pause, und erreichten den Fluss tatsächlich noch vor der Dunkelheit. Der Fluss war an dieser Stelle nicht tief, nur etwas stürmisch, aber kein Problem für Schattenfell und das Elbenpferd. Sie durchritten ihn, und machten eine kurze Rast am anderen Ufer.

„Nun haben wir es fast geschafft.“ Elrohir sah in die Richtung, in die sie gehen mussten.

„Ich denke, bei unserer geschwindigkeit werden wir noch etwa vier Stunden brauchen. Du hast Recht, Gandalf, wir werden bei Nacht ankommen.“

Gandalf nickte.

„Dann lass uns weiterreiten.“

Sie machten sich ein letztes mal auf den Weg.

Es war wirklich schon sehr dunkel, als sie am Tor des Elbenkönigs ankamen. Von den Wachen wurden sie angerufen, aber nachdem sie ihre Namen genannt hatten wurden sie schnell hinein gelassen. Die Pferde wurden ihnen abgenommen, und sie wurden in die große Halle begleitet. Der König sollte erst über ihr kommen benachrichtigt werden, denn so gehörte es sich. So setzten sich Gandalf und Elrohir vor die Halle, und Gandalf fragte elrohir, wann er weiter zum Erebor ziehen wollte.

„Ich werde morgen aufbrechen.“

„Früh, nehme ich an!“ Gandalf schmunzelte.

„Ja, früh. Wenn ich schnell reite, werde ich auch nicht lange brauchen, und schnell mit Gimli wider hier sein.“ Elrohir wollte noch etwas sagen, da ging die Tür der Halle auf, und ein Elb kam heraus. Er war in grün und braun gekleidet, und hatte helles Haar.

„Gandalf! Welche Freude Dich hier zu sehen! Und Du, sei auch du gegrüßt, Elrohir, Elronds Sohn!“

Der Elb kam auf sie zu, und umarmte beide, Gandalf und Elrohir! Es war Legolas, der Sohn des Elbenkönigs Tranduil, ein treues Mitglied der Ringgemeinschaft!

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4.

Besprechung mit Legolas   

Gandalf war froh, Legolas zu sehen. Es war lange her, seit sie sich das letzte mal gesehen hatten. Legolas war nachdem der Ring vernichtet war, mit Gimli dem Zwerg durch Mittelerde gewandert. Danach war er nach Ithilien gezogen, und lebte in der nähe von Aragorn. Manchmal besuchte er jedoch den Erebor, wo Gimli zuhause war, oder den Düsterwald, indem ja sein Vater der König der Waldelben war. Gandalf lachte.

„Du siehst gut aus Legolas. Du bist wirklich und wahrhaftig ein Elbenprinz.“

Gandalf betrachtete ihn. Legolas war schön, wie alle Elben, jedoch leuchteten seine Augen heller, gleich so, als wären es zwei Sterne. Legolas war ein äusserst fähiger Bogenschütze, und er bewegte sich so leise un anmutig, das selbst andere Elben manchmal mühe hatten, ihn zu bemerken. Jetzt stand er vor ihnen, ebenfalls lachend.

„Ich danke Dir, Gandalf. Auch Du siehst gut aus. Es scheint sehr belebend zu sein, nahe beim Fangorn zu wohnen. Sag, wie geht es Baumbart?“

„Es geht ihm gut, und er lässt alle Freunde grüßen. Jedoch ist dies leider kein Freundschaftsbesuch.“ Gandalf sah ernst aus, und auch der Gesichtsaudruck von Legolas veränderte sich.

„Das dachte ich bereits. Um mich zu besuchen hättest Du nicht die Gesellschaft von Elrohir benötigt, wenn es sicher auch eine sehr angenehme Gesellschaft ist. Sag, Elrohir, was machst Du hier?“

Elrohir sah Legolas ernst an. Dann sagte er:

„Ich kam mit Gandalf, um im Auftrag von ihm und meinem Vater morgen nach Erebor zu reisen. Dort soll ich Gimli benachrichtigen, und mit ihm zusammen wieder hierherkommen.“

„Gimli?“ Legolas sah erstaunt aus.

„Ich freue mich, ihn zu sehen, jedoch denke ich, das der Grund, der ihn herführen soll ihn weniger freuen wird, ist es nicht so?“

„Das ist leider richtig“, Gandalf sah nun bedrückt aus.

„Aber lasst uns das nicht hier im stehen besprechen. Legolas, lass uns Deinen Vater begrüßen, und dann irgendwo in Ruhe reden.“

Legolas nickte, und so gingen sie, um König Thranduil ihren Besuch abzustatten. Der König hieß sie willkommen, und so gingen sie dann in einen kleinen Saal, um zu besprechen. Legolas ließ etwas zu essen und zu trinken bringen. Dann setzte er sich. Und wartete, das Gandalf zu erzählen begann.

„Nun Legolas, der Grund aus dem ich hier bin, ist nicht erfreulich. Vor eineiger Zeit kam Baumbart zu mir, und berichtete, das die Tiere unruhig geworden wären. Ausserdem sind am Rande des alten Mordors, und in der nähe von Minas Tirith dunkle Schatten gesehen worden. Schon geht das Gerücht um, Sauron ist wieder zurückgekehrt, und versuche nun aufs neue, Mittelerde in seine Finger zu bekommen.“

Erschrocken schwieg Legolas eine weile. Dann sagte er:

„Allein schon die Gerüchte über eine solchen Sache sind böse Nachrichten. Aber der eine Ring ist doch vernichtet, und Saurons Macht mit ihm!“

Gandalf nickte. Dann sagte er:

„Ja, der Ring ist vernichtet. Doch können wir sicher sein, das auch all seine Macht damit fort ist? Können wir uns dessen wirklich sicher sein? Wir wissen, der dunkle Herrscher hat auch schon vor dem Ring existiert.“

„Ja. Doch bannte er all seine Macht in den einen Ring, und so ist es nur logisch, das er vernichtet wurde, mit seinem Ring. Wir alle sahen Mordor untergehen.“ Legolas blickte zu boden. Gandalf schwieg einen Moment. Dann sagte er:

„ Wir sahen, wie Mordor vernichtet wurde. Doch wissen wir, was noch dort blieb? Böse Geschöpfe gibt es auch ohne Sauron. Vielleicht sogar tatkräftiger als vorher, denn es gibt

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niemanden mehr, der sie kontrolliert. Und auch schlechte Dinge gibt es noch in Mittelerde. Das böse entsteht durch Hass, Machtgierde, Eifersucht und Feindschaft. Und glaub mir Legolas, nicht alle Wesen haben das begriffen. Es wird immer jemanden geben, der mächtiger sein will als alle anderen.“

Legolas stand auf, und ging zu einem der schmalen Fenster, die den Saal erhellten.

„Das zu hören ist ein großer Schock für alle. Und was hast Du jetzt vor zu tun, Gandalf?“

Gandalf stand ebenfalls auf, und ging zu Legolas hinüber.

„Elrond und ich haben beschlossen, eine Erkundungsreise zu machen, und zwar nach Minas Tirith, und wenn es sein muss, auch nach Mordor hinein. Wir sind der Ansicht, das wir in dieser Angelegenheit lieber ganz sicher gehen sollten. Ich bin hier, um die Gemeinschaft nocheinmal auf eine Fahrt zu schicken.“

„Das sind wahrhaftig große Pläne für ein Gerücht. Doch stimme ich dir zu. Wenn es wirklich Sauron ist, sollten wir so schnell wie möglich handeln.“

„Dann wirst Du uns begleiten?“ Gandalf sah erleichtern aus.

„Das werde ich.“ Legolas nickte.

„Aber nun sag mir, wie werden wir weitergehen, wenn Gimli hier ist?“

„Nun“, Gandalf setzte sich wieder.

„Ich hatte eigentlich vor, hier in Düsterwald auf Aragorn zu warten, der von Elrohirs Bruder Elladan benachrichtigt wird. Aber ich denke, das wir drei, Du, Gimli und ich, bereits ins Auenland aufbrechen sollten. Elrohir, wärest Du bereit, hier auf Deinen Bruder und Aragorn zu warten, und ihnen Nachricht zu bringen, das wir im Auenland auf ihn warten?“

Elrohir nickte.

„Das werde ich. Dann kann ich mit meinem Bruder zusammen zurückkehren, das wäre eine Freude für mich.“

Legolas setzte sich ebenfalls wieder.

„Dann hast Du also vor, auch die Hobbits mitzunehmen. Du willst tatsächlich die ganze Gemeinschaft zusammenrufen? Und wer wird für Boromir gehen?“

„Nun, ich denke, das Arwen es sich nicht nehmen lässt, mitzukommen. Ausserdem wird es wahrscheinlich noch eine zehnte Person geben.“

„Wer wird das sein?“ Legolas sah Gandalf fragend an.

„Verzeih mir, Legolas, aber darüber möchte ich jetzt noch nicht reden. Nur soviel, das es jemand ist, den ich sehr gut kenne, und dem ich vertraue. Trotzdem würde ich diese Person lieber nicht mithineinziehen. Aber da Elrond mir geraten hat, das... aber ich rede zuviel. Verzeih mir nocheinmal, das ich jetzt nicht mehr sagen möchte.“ Gandalf sah Legolas entschuldigend an. Doch Legolas nickte nur, und sagte:

„Es ist nicht schlimm, das Du nicht erzählen willst. Ich weiß, das ich von Dir erfahre, was ich muss, wenn die Zeit da ist. Ich vertraue Dir, Gandalf.“

„Dann ist mein Herz erleichtert. Doch nun sei mir nicht böse, wenn ich gerne etwas schlafen möchte. Ich bin es anscheinend noch nicht wieder gewohnt, so lange auf dem Pferderücken zu verbringen!“ Gandalf lachte. Legolas lächelte ebenfalls.

„Natürlich, Gandalf. Ihr seid meine Gäste, und ich werde euch eure Zimmer zeigen.Kommt, folgt mir!“

Sie folgte Legolas durch die Gänge und Wege des Elbenpalastes. Dann gelangten sie zu zwei Zimmern, die vom König immer für Gäste freigehalten wurden. Gandalf und Elrohir, betraten je eines, und legten sich beide gleich auf die weichen Betten. Gandalf schlief sofort ein, wurde aber von Träumen geplagt, die wie böse Vorahnungen auf Dinge waren, die passieren würden. Auch Elrohir spührte diese Dinge, und sie beide hatten das Gefühl, das diese Gerüchte und Geschichten doch gefährlicher waren, als sie alle es jetzt im Augenblick ahnten.

 

 

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5.

Gimli erreicht Düsterwald

Gandalf hatte zehn Tage bei Legolas verbracht, und sie warteten zusammen auf die Rückkehr Elrohirs, der Gimli mit sich bringen sollte. Sie hatten viel überlegt und geredet, doch langsam wurde Gandalf unruhig. Immer wieder rechnete er die Wegtage zusammen, die man bis nach Erebor brauchte. Legolas beruhigte ihn.

„Sie liegen noch gut in der Zeit, Gandalf. Wenn sie ohne Hindernisse durchgekommen sind, müssten sie heute Abend ankommen.“

„Ich weiß, ich weiß, Legolas, aber um die beiden mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Ich habe das Gefühl, die Zeit rennt uns davon. Es ist, als würde ein Phantom über uns schweben, von niemandem gesehen, nur gespürt, und sich erst zeigend, wenn es zu spät für uns ist.“

Gandalf schaute wirklich sehr besorgt aus. Er stand mit Legolas auf der Terasse eines Turmes, der aus dem Höhlenpalast des Elbenkönigs herrausragte, und in der Höhe ungefähr gleich war mit den Bäumen des Waldes um sie herum. Dieser Turm wurde von den Elben hier „Kenkoa“ genannt, was „sehendes Haus“ bedeutete. Der Turm war zwar nicht besonders hoch, jedoch war er genau richtig, um den Wald zu beobachten, und das taten Waldelben nun eben besonders gerne und lange. Das Gandalf hier war, hatte den Grund, das man von hier aus sehen konnte, wer den  Weg vom Tor hinab geritten kam. Jedoch wurde es derweilen ein wenig kühl, und so trat Gandalf, nicht ohne ein letztes in Richtung Tor zu sehen, mit Legolas ins innere des Turmes. Als sie jedoch eintraten, ertöhnte vom Tor her der Ruf eines Vogels, dies war der Geheimruf, den die Elben benutzten, wenn jemand das Tor passieren wollte. Gandalf stürmte zurück auf die Terasse, und schaute auf den Weg hinab. Legolas war ihm gefolgt, und tat es ihm gleich. Sie sahen ein Pferd den Weg heraufkommen, und auf dem Pferd saßen zwei Gestalten, die eine groß, und hochgewachsen, die andere klein, und vor der ersten sitzend.

„Sie sind es!“ Gandalf stürmte wieder in den Turm hinein, und lief die Treppen hinunter.

„Komm schon, Legolas, sie sind es!“

Legolas eilte hinter Gandalf her.

„Sie sind früher als erwartet. Sie scheinen glatt und ohne Schwierigkeiten durchgekommen zu sein.“ Legolas lief mit Gandalf durch die große Halle, und dann hinaus durch die Türen.

Elrohir hatte die Gestalt vor sich gerade abgesetzt, und diese strich sich ihre Kleidung zurecht, und stützte sich auf die Axt, die jetzt zum Vorschein kam. Sie schaute nach oben, und blinzelte in die Sonne, die hier vor den Toren schien.

„Gimli!“ Gandalf rief die Gestalt, und diese wandte den Kopf, und als sie Gandalf sah, kam sie freudig auf Ihn zu.

„Gandalf! Welch eine Freude Dich zu sehen.“

Gandalf beugte sich zu dem Zwerg hinunter, und umarmte ihn, dann sagte er:

„Gimli ich freue mich ebenfalls. Es ist lange her. Geht es Dir gut?“

„Mir geht es prächtig, Gandalf. Nur etwas durchgeschüttelt, von dem langen Galloppieren, bin ich. Und das alles, ohne zu wissen, was los ist. Dieser zugeknöpfte Kerl von einem Elben sagte mir kein Wort!“ Gimli grummelte ein wenig, und deutet auf Elrohir.

„Ich sehe, Du hast Dich nicht verändert, mein lieber Freund Gimli“, sagte Legolas, der nun hinter Gandalf hervortrat.

„Legolas! Sei gegrüßt, und noch einmal: Welch eine Freude!“ Gimli trat auf den Elben zu, und umarmte auch ihn. Dann aber sagte er:

„Nun bei aller Freude kann ich mir aber denken, das ich nicht zum vergnügen so in Eile hierhergebracht wurde. Oder hattet ihr solche Sehnsucht nach mir?“ Gimli grinste.

„Hat Elrohir Dir wirklich nichts erzählt?“ fragte Gandalf ihn.

„Nein! Der kam nur an, und sagte, das mich in Düsterwald eine dringende Nachricht erwartet, und das ich so schnell es geht aufbrechen sollte. Nun, also brach ich auf, oder vielmehr brach er mit mir auf.“

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„Nun“, sagte Gandalf.

„Ganz so eilig wie es Dir vorgekommen ist, scheint es scheinbar nicht zu sein. Doch dessen sind wir uns ungewiss.“

„Nun erzählt schon!“ In Gimlis Augen glom eine gewisse Neugier auf.

„Das werden wir. Aber lasst uns reingehen.“ Gandalf ging nun in die Halle zurück, und Legolas und Gimli folgten ihm. Wieder gingen sie in den Raum, in dem sie auch schon mit Legolas geredet hatten, und Gandalf erzählte noch einmal, was er wußte. Und Gimli reagierte genau wie Legolas. Er war erschrocken, aber er wollte auf jeden Fall Mitglied der „neuen Gemeinschaft“ sein, wie Gandalf sie jetzt schon nannte.

„Nun denn, wann werden wir ins Auenland aufbrechen?“ fragte Gimli am ende.

„Wir könnten sofort aufbrechen, wenn es notwendig ist.“ Sagte Legolas.

„Reisefertig wären wir und unsere Pferde in wenigen Minuten!“

Gandalf winkte ab. War er doch vorhin noch so in Unruhe gewesen, so schien er jetzt gelassen und entspannt.

„Nein, ich denke, morgen wird reichen. Bis ins Auenland ist es weiter als nach Bruchtal, und wir sollten alle erfrischt sein. Und ich denke, das Du noch etwas Erfrischung brauchen kannst, Zwerg, ganz zu schweigen von etwas zu essen und zu trinken nehme ich an.“

„Das wäre in der Tat nicht schlecht. Ich habe nicht darauf geachtet ob dieser Nachrichten, jedoch höre ich meinen Magen jetzt ganz deutlich rufen!“ Gimli strich über seinen Zwergenbauch.

„Nun, so lasst uns essen.“ sagte Legolas, und die drei speisten zusammen mit Elrohir an der Tafel des Elbenkönigs. Dieser war überaus erfreut, einmal den Weggefährten kennenzulernen, von dem Legolas schon so oft berichtet hatte. Als Gimli jedoch erwähnte, das er der Sohn von Gloin war, wurde der König auf einmal ganz ruhig, und schien fast ein wenig beschähmt, soweit Elben eben beschämt wirken können. Zuerst wusste Gimli gar nicht, was geschehen war, doch dann viel ihm ein, das sein Vater ja damals zusammen mit Bilbo Beutlin hier gewesen war, unter der Leitung von Thorin Eichenschild. Der Elbenkönig hatte die Zwerge damals gefangen genommen. Anscheinend erinnerte auch der König sich jetzt daran, und der Gedanke, das ein Sohn jener Zwerge jetzt einer der besten Freunde seines eigenen Sohnes war, schien ihm Kopfschmerzen zu bereiten. Darum stand Gimli auf, und trat vor den König. Sehr geschickt sprach er nun zu Thranduil, so, das es für alle nichtwissenden wie eine Schmeichelrede klang, aber in den Ohren derer, die die Geschichte kannten, wusste man, das es eine Vergebung war.

„Nun, mein Ehrenwerter Herr Elbenkönig, ich wollte endlich einmal sagen, das all die alten Tage nun vergessen sind, und ich möchte für alle Zwerge mal erwähnen, das wir uns glücklich schätzen, wieder mit den Elben befreundet sein zu dürfen!“ Gimli verneigte sich vor König Thranduil, und setzte sich dann wieder. Der König sah nun nicht mehr bedrückt aus. Er sah Gimli freundlich an, und sagte dann, so das alle es hören konnten:

„Ich danke Euch, Gimli Gloinssohn! Eure Worte bedeuten mir viel. Zum dank möchte ich Euch nun sagen, das Ihr in diesen Hallen immer willkommen sein werdet. Kommt, wann immer es Euch beliebt!“

Gimli verneigte sich noch einmal vor dem König. Legolas, der die tiefere beudeutung der Worte verstanden hatte, und die alte Geschichte kannte, wandte sich zu Gimli und sagte:

„Klug gesprochen, mein Freund. Ihr habt genau die richtigen Wörter und die richtige Tonart gewählt, um zu meinem Vater zu sprechen. Besser hätte auch ich es nicht gekonnt.“

„Du schmeichelst mir, Legolas, aber ich danke Dir. Ich hielt es für Notwendig, Deinem Vater zu zeigen, das Zwerge nicht immer so Nachtragend sind, wie man sagt.“ sagte Gimli zu ihm.

„Du tatest gut daran. Nun ist Thranduil Dir ewig freundlich gesinnt. In den Hallen eines Elbenkönigs zu jeder Zeit willkommen zu sein, ist ein großes Geschenk!“ mischte Gandalf sich in die Unterhaltung. Gimli nickte.

„Das ist es, und ich bin sehr stolz darauf.“

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Nachdem Essen, legten sich alle hin, um zu schlafen, und um erfrischt die Reise ins Auenland beginnen zu können.

 

Am morgen wollte Gandalf vor der Reise noch einmal zu König Thranduil, um sich für die Gastfreundschaft zu bedanken. Als er in die Halle eintrat, erwartete der König ihn bereits.

„Gandalf. Ich dachte mir schon, das Du noch einmal zu mir kommst.“

„Ich wollte mich für Eure Gastfreundschaft und versorgung bedanken, Thranduil!“

„Nur das?“ der König trat auf Gandalf zu.

„Das glaube ich nicht. Mein Sohn erzählte mir von den Dingen, die geschehen, oder auch nicht geschehen. Ich denke, das Du auch hier bist, um meine Hilfe zu erbitten.“ Der König lächelte.

„Ihr hättet Hellseher werden sollen. Ja, ich bitte um hilfe. Aber nicht, wie ihr vielleicht denkt. Ich brauche keine Begleitung ins Auenland, und auch keine Elben Deines Volkes, die die neue Gemeinschaft begleiten.“ Gandalf sah den König ernst an. Dieser aber stich sich mit der Hand über sein langes Haar, und fragt dann nachdenklich:

„Was wünscht ihr dann von mir? Welche Hilfe könnte ich Euch noch geben?“

Gandalf ging ein paar Schritte durch den Saal. Dann sagte er:

„Wenn es tatsächlich noch einmal zum schlimmsten kommt, brauchen wir alle Freunde und Verbündeten. Ich bitte Euch darum, Euch bereit zu halten, wenn es auch eine lange Zeit dauern wird, bis ihr wieder von uns hören werdet. Aber seid auf das schlimmste gefasst.“

„Du meinst Krieg, Gandalf? Du glaubst, es wird Krieg geben? Es sind doch bis jetzt nur Vermutungen und Gerüchte.“

„Ja. Doch wir wissen, das alle Geschichten eine wahre Wurzel haben. Und wenn diese war ist, dann wird es Krieg geben.!“

Der König schwieg eine Zeitlang. Dann aber sagte er.

„Nun denn. Natürlich werden wir euch helfen, und mit euch kämpfen. Wir werden bereit sein Gandalf, und auf Deine Nachricht warten, ob gut oder schlecht!“

„Ich danke Dir. Dann werden dies jetzt meine Abschiedsworte. Lebt wohl, König des Düsterwaldes, mögt ihr friedlich leben, so lange es geht.“

Nachdem Gandalf diese Worte gesprochen hatte, wollte der König etwas darauf antworten, doch bevor er dazu kam, ging die Tür zur Halle auf, und Legolas und Gimli traten ein, um sich ebenfalls zu verabschieden. Dies taten sie, nachdem der König Gandalf geantwortet hatte.

Legolas sprach als erster:

„Vater! Ich bedauere, das mein Besuch diesmal so kurz ausgefallen ist. Ich gebe Dir mein Wort, das ich nach dieser Fahrt eine länger hier sein werde, um Zeit mit Dir zu verbringen.“

Der König lächelte, und sagte:

„Das will ich hoffen, mein Sohn. Aber gräme Dich nicht wegen der kürze Deines Besuches. Wir haben noch genug Zeit, für den Grund wegen dem ich Dich einlud“                        Gandalf und Gimli schauten Legolas verwirrt an. Sie hatten nicht gewusst, das Legolas auf Wunsch seinens Vaters in Düsterwald gewesen war. Sie hatten angenommen, er sei zu besuch gekommen. Doch der Grund schien pivat zu sein, denn sonst hätte Legolas sicher etwas erzählt. Darum verabschiedete sich nun Gimli vom Elbenkönig.

„Herr, ich möchte euch nocheinmal für euer Angebot danken, Eure Hallen jederzeit besuchen zu können.“

Der König nickte, und verabschiedete alle miteinander. Dann verließen die drei die Hallen des Elbenkönigs. Gimli wurde hinter Legolas aufs Pferd gesetzt, Gandalf schwang sich auf Schattenfells Rücken, und ihre Reise ins Auenland begann.

 

 

 

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6.

Die Reise und die Überraschung bei Tom Bombadil

Gandalf, Legolas und Gimli hatten eine lange Reise vor sich. Für die durchquehrung des Düsterwaldes benötigten sie fünf Tage. Gandalf fragte Legolas nach den Spinnen, und dieser erklärte ihnen, sein Vater hätte berichtet, das alle Spinnen sich vor einiger Zeit auf einer Lichtung des Waldes zusammengetan hatten, und gemeinsam den Wald verlassen hatten. Dies kam Gandalf sehr merkwürdig vor. Der Wald hatte den Spinnen immer alles geboten, was sie zum leben gebraucht hatten. Dunkle Bäume für ihre Netze, kleine Tiere, die in diese Netze gingen, und die düstere und stickige Luft, die der Düsterwald an den behausungen der Spinnen bot. Warum also waren sie fortgegangen? Auch Thranduil und die Waldelben hatten darüber nachgedacht, waren aber zu keinem schluss darüber gekommen. Im nachhinein war es ja auch so, das die Spinnen nicht sonderlich vermisst wurden. Trotzdem war es sonderbar, und Gandalf wurde das Gefühl nicht los, das noch etwas größeres dahinter steckte.

Für den Weg von der Alten Waldstraße bis nach Bruchtal brauchten sie zwei Wochen. Sie kamen gut durch, und in Bruchtal machten sie nur kurz halt, um Elrond zu berichten, das Elrohir zusammen mit seinem Bruder zurückkehren würde. Daraufhin ritten sie sogleich weiter. Als sie nach zwei weiteren Wochen an der Wetterspitze rasteten, an der damals auch schon Aragorn mit den Hobbits gerastet hatte, konnte Gimli seine Neugier nicht länger verstecken, und fragte Legolas, warum er zu seinem Vater kommen sollte. Gandalf schallt Gimli, denn man mische sich werder in die Angelegenheiten von Zauberern, noch in die von Elben, das sollte er doch wissen. Aber Legolas winkte lächelnd ab.

„Ich habe schon darauf gewartet, das Gimli mich das fragt. Ich wusste, er wäre neugierig. Das hat er wohl von den Hobbits übernommen!“

„Und gibst Du mir eine Antwort, Legolas?“ fragte Gimli.

„Da ihr meine Freunde seid, tue ich es, denn es sind tatsächlich sehr private Elbendinge. Mein Vater wünscht, das ich heirate!“

Da sie so etwas nun am wenigsten erwartet hatten, schauten beide, Gimli und auch Gandalf, Legolas mit großen Augen an.

„Na das ist eine Nachricht. Angenehmer als die anderen immoment.“ sagte Gandalf, und musste sich setzten.

„Das mag für Euch so stimmen. Aber nicht für mich.“ Legolas schaute ein wenig bedrückt.

„Warum?“ Gimli war immer noch überrascht.

„Heirat ist doch eine schöne Sache.“

„Ja, das ist sie. Allerdings nur, wenn man auch jemanden hat, den man heiraten möchte.“

Legolas war nun bereit, seinen Freunden alles zu erzählen.

„Soll das heißen, das Du jemanden heiraten sollst, den Du nicht willst?“ warf Gimli verwirrt ein. Doch Gandalf schüttelte hierzu den Kopf und sagte:

„Nein, das soll er ganz sicher nicht, Gimli. Das ist nicht die Art der Elben. Ich denke, das Legolas sich nun jemanden suchen soll, ist es nicht so?“

Legolas nickte.

„So ist es.“

„Tja, nun,“ Gimli druckste herum.

„Ich bin zwar kein Elb, und ich will auch nicht sagen, das ich weise bin, aber dumm bin ich auch nicht.“ Gandalf und Legolas schauten Gimli verwirrt an, sie wussten nicht worauf er hinaus wollte.

„Was ich sagen will ist ganz einfach, das ich das Problem nicht verstehe.“ Gimli sah Legolas fragend an.

„Nun, mein Freund. Für einen Menschen scheint es ob ihrer kürzeren Lebensdauer einfacher zu sein, eine Gefährtin zu finden, doch wir Elben sind sehr wählerisch. Es ist schwierig für uns, den zu finden, der zu einem gehört, und den das Schicksal bestimmt hat. Wenn man dies aber geschaft hat, so bleiben Elben für den Rest ihres Lebens zusammen.“

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Gandalf nickte.

„Es stimmt. Elben können nur mit der Person zusammen leben, für die sie bestimmt sind. Und ich kann mir denken, das es nicht einfach ist, diese Person zu finden. Denn es ist nicht gesagt, das es ebenfalls ein Elb sein muss! Doch ich finde, wir haben nun genug darüber geredet. Mit der Zeit wird es sich finden, Legolas, glaub mir. Vielleicht sogar eher, als man manchmal denkt. Aber wollen wir nicht weiterreiten?“

Die beiden stimmten zu, und so machten sie sich wieder auf den Weg.

Von der Wetterspitze ritten sie auf der großen Oststraße. Nach gut fünf Tagen kamen sie in Bree an, jedoch wollte Gandalf von hier aus noch einen Umweg machen. Er wollte über den Grünweg abbiegen, und in Richtung des Alten Waldes reiten. Dies hatte natürlich einen Grund; Gandalf wollte Tom Bombadil besuchen, einen Freund von ihm und den Hobbits.

Damals waren die vier Hobbits auf ihrer Reise bei ihm vorbeigekommen, und hatten eine Weile bei ihm gerastet. Tom Bombadil war neben Baumbart eines der ältesten Wesen in Mittelerde, wenn er auch wie ein Mensch aussah. Über ihn hatte der Ring keine Macht gehabt, und er hatte sich nicht in den Krieg eingemischt, er hatte keinen Schaden davon getragen, nein, es schien, als wäre Tom jemand, der hier in Mittelerde lebte, ohne jedoch wirklich dabei zu sein, oder vielleicht war er so sehr dabei, das er ausserhalb von allen  Geschehnissen stand. Jedenfalls wusste er immer was vorging, und darum wollte Gandalf ihn besuchen, und ihn fragen. Wenn es einer etwas spürte, dann er. So ritten sie nocheinmal sechs Tage, und erreichten das Haus von Tom Bombadil. Das Haus lag an einem See, und vor dem Haus lag eine schöne Rasenfläche, teilweise nur grün, teilweise mit Blumen bepflanzt.        Auf der Grasfläche vor dem Haus aber, standen drei Ponys. Das eine kannte Gandalf. Es war Plummpel, das Pony von Tom selbst. Die anderen beiden kannte Gandalf nicht. Doch wunderte er sich darüber.

„Es scheint als hätte Tom besuch. Das ist selten. Aber kommt, Tom wird auch uns empfangen. Er hat gerne Gäste!“

Gandalf, Legolas und Gimli ritten bis zum Haus, und saßen dann ab. Dann gingen sie zur Tür des Hauses, und Gandalf klopfte mit seinem Stab dagegen. Nach einer weile wurde die Tür geöffnet, und Golbeere stand vor ihnen, die Frau von Tom Bombadil. Sie war schön, und ihr Haar schimmerte wie Gold, aber es bewegte sich, als wäre es Wasser aus einem Fluss. Und genau das war Goldbeere. Eine Tochter der Wasserfrau, eine Flussnixe, die nun ihrer Liebe zu Tom wegen an Land lebte. Goldbeere grüßte sie, und ließ sie hinein, dann rief sie in ein anderes Zimmer hinein, zu Tom, das er noch mehr Gäste bekommen habe, Gäste, die ihn verwundern wurden.

Die drei Freunde warteten, und dann kam Tom aus dem Zimmer herraus.

„Gandalf. Das ist wirklich wunderlich. Und auch einen Elben, und einen Zwerg hast Du mitgebracht. Nun, das sind gleich drei wunderliche Sachen. Und heute morgen bekam ich schon einmal einen wunderliche Besuch. Wunderlich sogar für Dich, Gandalf. Aber kommt doch herein, und begrüßt meine anderen Gäste. Ich denke, ihr kennt sie bereits!“

Die drei folgten Tom in sein Wohnzimmer, dort standen drei Sessel, und in zweien davon saßen zwei kleine Gestalten, kleiner noch als Gimli, mit behaarten Füßen. Überrascht stand Gandalf nun vor ihnen. Auch Legolas und Gimli hatte es die Sprache verschlagen. Sie konnten vor lauter staunen gar nichts sagen. Dann aber sprangen die kleinen Gestalten auch die Beine, und kamen freudig zu ihnen gelaufen.

„Gandalf, Legolas, Gimli! Wenn das keine riesig, große Überraschung ist!“ rief die eine laut, und warf sich Gandalf stürmisch in den Arm. Die andere der beiden, umarmte den noch immer sehr überraschten Gimli, und danach, begrüßten sie Legolas.

„Meriadoc Brandybock, und Peregrin Tuk! Ihr habt Recht! Das ist eine große Überraschung, und über alle maßen erstaunlich ist es auch. Welch ein Zufall!“ brachte Gandalf nun hervor. Nun hatte auch Gimli die Sprache wiedergefunden.

„Merry und Pippin!” sagte er .

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Sie waren alle sehr überrascht, sich ausgerechnet hier zu treffen. Merry und Pippin waren zwei der Hobbits aus dem Auenland, die damals zur Gemeinschaft gehört hatten. Diese beiden sollten auch mit, auf die neue Reise. Nachdem man sich ausgiebig begrüßt hatte,  setzten sich alle, und Gandalf berichtete von neuem, was er wusste, und warum sie hier waren. Die Hobbits waren allerdings nicht so angetan von der Aussicht, wieder auf solch eine Reise zu gehen. Sie hatten noch genug vom letzten Mal. Jedoch waren sie bereit mitzukommen, wenn auch Frodo und Sam zusagen würden, die beiden anderen Hobbits. (Die Hobbits waren sich sicher, das Frodo ebenfalls genug hatte, von Abenteuern!)

Gandalf jedoch lächelte, und sagte dann:

„Nun, ihr beiden, ich werde Frodo schon überreden!“

Die beiden Hobbits waren sich ihrer nun schon nicht mehr so ganz sicher, denn Gandalf war schließlich ein Zauberer, und wer weiß, wie das Frodo beeinflussen würde.

„Aber sag mir, Gandalf“, fragte Merry ihn,

„Warum seid ihr nun hier, bei Tom?“

„Weil ich Toms Meinung von der Sache hören wollte.“

Tom, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, sprach nun:

„Tja, Gandalf, ich kann Dir fast nur das sagen, was Du schon weißt. Es ist etwas im Gange. Ich spüre es wie alle anderen feinfüligen Wesen Mittelerdes. Doch ob es nur ein Schatten von damals ist, oder wirklich eine neue Gefahr, kann selbst ich nicht sagen.“

„Das ist hart. Ich hatte gehofft, erfahren zu können, ob die eile, die wir als wichtig empfinden Notwendig ist.“ Gandalf schien enttäuscht.

„Nun, so rate ich Dir etwas, Gandalf. Es ist garantiert nicht schlecht, so schnell wie möglich herauszufinden, um was es sich handelt. Selbst wenn es nichts schlimmes ist- es hätte aber trotzdem etwas sein können.“

„Ja, so überlegen und denken alle. Den gleichen Rat erfahre ich von jedem. Mir scheint, wir sollten ihn befolgen. Schnell herrausfinden, was es ist, und dann handeln, wenn nötig, oder eben nicht.“

Einen Zeitlang schwiegen alle, wie so oft in letzter Zeit. Alle bedrückte dieses Thema. Dann sagte Tom:

„Nun, es ist noch nicht dunkel. Bis dahin sind es noch gut zwei Stunden. Wenn ihr keine Zeit verlieren wollt, dann brecht gleich auf. Bis ins Auenland könnt ihr es vor dem dunkel werden schaffen. Bis nach Hobbingen und bis zu Frodo nach Beutelsend, sind es noch ungefähr zwei Tage. Ihr könnt aber auch einen Tag ruhen, und morgen losgehen!“

Die Hobbits empfanden diese Lösung als besser, Gandalf und die anderen jedoch wollten lieber gleich aufbrechen. Merry und Pippin drohten sogar, das sie gar nicht mitreisen würden, wenn sie nicht wenigstens einen Tag bleiben konnten, wo sie doch auch gerade erst angekommen waren. Als Gandalf aber nur mit einem gleichgültigem:

„Dann eben nicht!“ antwortete, packten die beiden ihre Sachen, und folgten den anderen nach draußen. Denn im Grunde ihres Herzens waren sie längst Abenteurer geworden, und eigentlich freuten sie sich darauf, nocheinmal mit ihren Freunden reisen zu können.

Draußen, packten Merry und Pippin ihre Sachen in ihre Satteltaschen, und stiegen auf.

Verwundert sah Gandalf auf die reitenden Hobbits.

„Wann habt ihr reiten gelernt, meine lieben?“ fragte er sie.

„Och, das war damals, als wir nach hause gekommen waren. Irgendwie fehlten uns die Momente, wo wir bei jemandem mit im Sattel gesessen hatten. Darum dachten wir uns, lernen wir mal reiten, dann vermissen wirs nicht so“,gab Pippin zur antwort. Und Merry warf ein:

„Mich wundert, das Gimli es nicht auch gelernt hat!“ Daraufhin lachten alle, ausser Gimli.

„Ich bin nun mal kein Reiter“, knurrte er.

Die Gemeinschaft, die nun wieder ein Stück gewachsen war, machte sich auf, um Frodo in Beutelsend aufzusuchen.

                      

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7.

Die Gemeinschaft wird vollständiger

Tom Bombadil hatte recht. Bis nach Beutelsend brauchten sie zwei Tage. Als Frodo damals losgezogen war, um den Ring zu vernichten, hatte er Beutelsend verkauft. Niemand im Auenland hatte gedacht, er würde zurückkommen. Als er aber nun doch kam, freuten sich die Hobbits, wenn sie auch nicht genau wussten, was sie davon halten sollten. Jedoch fanden sie, das Frodo wieder in Beutelsend leben sollte, und so mussten die Hobbits, die nun dort lebten wieder ausziehen, sehr zu ihrem Leidwesen. Als sie nun in Hobbingen ankam, war dort noch immer alles so wie damals, als Gandalf Frodo besucht hatte. Die Sonne strahlte freundlich auf die Täler, und schnell hatten sich viele Hobbitkinder gesammelt, die Gandalf erkannt hatten, und den Gefährten neugierig hinterherliefen. Als sie bei Beutelsend angekommen waren, hielten sie ihre Pferde und Ponys an, und saßen ab. Im Garten vor der Haustür ertönte das Klicken einer Schere.

„Das Geräusch kommt mir bekannt vor. Das erinnert mich an etwas.!“ schmunzelte Gandalf.

„Samweis Gamdschie! Hier sind viele Besucher, die gerne zu Deinem Herrn Frodo wollen! Also hör auf die Hecke zu schneiden, und hebe Deinen Kopf!“

Das klicken im Garten verstummte abruppt. Dann kam aus dem Garten eine kleine, rundliche Gestalt zum Vorschein.

„Gandalf, oder ich will verdammt sein!“ Sam sprang aus dem Garten hinaus, und kam auf die Besucher hinzu.

„Und da schau einer an, sogar Herr Gimli und Herr Legolas sind da. Und Merry und Pippin

aus Bockland! Welch ein Andrang...!“

„Du solltest Dich lieber später wundern, und glaub mir das wirst Du auf jeden Fall! Doch nun sag mir, ob Herr Frodo da ist“, sagte Gandalf.

„Ja Herr Gandalf, er ist da. Er wird wohl gerade Tee trinken. Da kommt ihr gerade richtig.“

„Gut, Sam, dann leg die Schere beiseite, und komm mit uns herein. Auch Du sollst hören, was  wir zu berichten haben, dann musst Du nicht wie sonst am Fensterbrett lauschen!“

Sam wurde rot im Gesicht, und legte seine Schere beiseite, dann trat er zur Haustür, und öffnete sie.

„Herr Frodo! Herr Frodo, seid ihr hier?“ rief Sam in das Haus hinein.

Aus den hinteren Teilen der Hobbithöhle ertönte ein Geräusch.

„Ja, ich bin hier hinten, Sam. Warum schreist Du so? Haben die Pflanzen Blattläuse bekommen?“ man hörte ein Lachen.

„Nein Herr Frodo. Hier ist besuch für Euch. Viel Besuch, und etwas sonderbar ist er auch!“

Zuerst schwieg die Stimme. Dann fragte sie:

„Wer ist es denn?“

„Das solltet ihr lieber selbst sehen. Und ihr solltet sie lieber selbst begrüßen. So wie ich diese Herren kenne, ist zumindest einer beleidigt, wenn Du es nicht tust“, rief Sam zurück.

Von hinten waren nun Schritte zu hören. Dann guckte wieder eine kleine Gestalt um die Ecke.

Und sobald sie die Gefährten erkannt hatte, leuchteten ihre Augen auf, und sie sprang mit einem Satz nach vorne.

„Ohh!“ brachte sie hervor, aber sonst sagte sie nichts. Da trat Legolas hervor, und sprach Frodo als erster an.

„Na, Frodo! Willst Du uns nun richtig begrüßen, oder bleibt es bei Deinem überraschten „Ohh“ ?“ Er beugte sich zu Frodo hinunter, und lächelte ihn freundlich an.

Frodo schaute noch eine weile, aber dann besann er sich. Er war nicht stürmisch, sondern ging langsam und ruhig zu jedem der Freunde, begrüßte sie, und wechselte ein paar Worte mit ihnen. Nur bei Gandalf machte er lange halt, sah ihn an, und umarmte ihn dann.

„Gandalf. Ich habe mich schon oft gefragt, wann Du mich einmal wieder besuchst! Alles ist so lange her, oder zumindest scheint es, als wäre es lange her. Aber bitte. Kommt doch herein. Sam soll uns frischen Tee kochen.“

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Die Freunde traten ein, und setzten sich. Sie redeten eine Zeitlang über Dinge die sie getan hatten, in den letzten Jahren. Dann aber sagte Frodo:

„Nun, Gandalf. Wann brechen wir auf?“

Überrascht sog Gandalf die Luft ein.

„Du weißt, warum wir hier sind?“

„Ich weiß nichts“, sagte Frodo.

„Aber ich bin nicht dumm. Glaubst du wirklich, Gandalf, das Du hier nach langer Zeit einfach so zu besuch auftauchen kannst, zusammen mit den damaligen Gefährten, und ich mir nichts dabei denke? Nein, Gandalf. Du willst, das wir zusammen etwas tun, nicht war?“ Frodo schwieg eine weile. Dann sagte er:

„Nun? Was ist es, das wir tun sollen?“

Gandalf lächelte. Er hatte Frodo wieder einmal unterschätzt.

„Nun, Frodo, ich muss zugeben, das habe ich nicht erwartet. Aber Du hast natürlich recht. Wir sind hier, weil wir zusammen etwas tun sollen. Vorrausgesetzt, Du willst mit uns gehen. Denn diesmal, ist es Deine freie Entscheidung. Aber wenn Du nicht mitkommen willst, dann bitte ich Dich doch darum, das wir eine Weile Deine Gäste sein dürfen.“

„Warum?“ Frodo war überrascht.

„Weil wir noch nicht vollständig sind. Wir warten noch auf die anderen Mitglieder der Gemeinschaft.“ antwortete Gandalf.

„Die anderen Mitglieder? Du meinst...Du meinst Aragorn? Aragorn ist auf dem Weg hierher?

Der König kommt hierher?“ Frodo war nun noch überraschter.

„Ja. Aragorn, und vielleicht auch Frau Arwen.“

Bei der Erwähnung dieses Namens blitzte es in den Augen von Sam auf, der gerade dabei war, den Tee einzugießen. Seine Augen leuchteten, wie in einer schönen Erinnerung versunken.

„Frau Arwen!“ Sam lächelte.

„Frau Arwen ist auf dem Weg hierher?“ er konnte es nicht glauben. Die schöne Tochter von Elrond, die Elbin, die sterblich geworden war, weil sie Aragorn, den König Ithiliens, geheiratet hatte. Die Königin war auf dem Weg ins Auenland!

Die anderen schwiegen. Dann sagte Frodo:

„Nun. Dann erzähl, Gandalf. Warum seid ihr hier?“

Und Gandalf erzählte. Von dem Bericht Baumbarts, und den Gerüchten, von den Ängsten und Ahnungen die sie alle hatten, und von dem, was Elrond, Thranduil, und auch Tom Bombadil ihnen geraten hatten. Frodo hörte schweigend zu, bis alle gesagt hatten, was sie davon hielten. Als er sogar bei Merry und Pippin bemerkte, das sie diese Reise gerne machen wollte, begann er verhalten zu lächeln, und grinste zu Sam hinüber.

„Na, was meinst Du, Sam. Sollen wir nocheinmal mit dieser Gesellschaft reisen?“

Sam dachte anscheinend ernsthaft über diese Frage nach. Dann sagte er:

„Nun, Herr Frodo, ich würde schon gerne mal wieder etwas durch die Gegend reisen. Aber das Ziel gefällt mir eigentlich gar nicht so recht. Minas Tirith ist gut, aber schon wieder nach Mordor? Auch wenn es da jetzt vielleicht nicht mehr so gefährlich ist, so ist es doch trotzdem noch Mordor. Und denk an Deine Hand, Herr Frodo!“

Frodo streckte seine rechte Hand vor sich aus. Er betrachtet seine Finger. Es waren nur vier. Einen Finger hatte er verloren. Als er damals den Ring ins Feuer hatte werfen sollen, hatte er versagt. Aber zum Glück aller beteiligten war da noch Gollum. Jenes Wesen, das vor Bilbo Beutlin den Ring gehabt hatte, und nun Frodo begleitet hatte, zuerst als Führer, und dann heimlich, zu den Feuern des Orodruins. Und in dem Moment, wo Frodos Wille versagte, sprang Gollum aus einer dunklen Niesche, und bis Frodo den Ring mitsamt den Ringfinger ab. Danach, stürzte er in das Feuer. Nun betrachtet Frodo seine vier Finger. Dann sagte er:

 

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„Nun, ich denke, wir gehen mit. Auch ich sehne mich wieder nach einem Abenteuer, oder zumindest mal wieder nach anderen Ländern. Und es gibt keinen Gollum mehr, der mir den Finger abbeißen kann!“ Er lachte zu Sam hinüber.

„Wann soll Aragorn ankommen?“ fragte er nun Gandalf.

„Nun, ich hoffe, in den nächsten Tagen. Diesmal hast Du genug Zeit, Dich vorzubereiten, Dich und Sam. Ich hoffe, Du kannst auch Merry und Pippin noch etwas helfen, denn wir überraschten sie, als sie Tom Bombadil besuchten, und vielleicht brauchen sie noch ein paar Dinge.“

„Sie haben Tom besucht? Ganz allein?“ Er wandte sich an die beiden Hobbits.

„Ihr habt Tom besucht? Ihr seid freiwillig von zu Hause weggegangen?“

„Nicht gegangen“, sagte Pippin.

„Wir sind geritten!“ Er sah Frodo stolz an.

„Ihr habt reiten gelernt? Na wenn das nicht eine Nachricht ist. Zwei Hobbits, die reiten lernen, und freiwillig durch die Gegend ziehen! Kein wunder, das ihr mit auf diese Reise wollt. Eure Abenteuerlust scheint großer zu sein als meine!“

„Hobbits sind doch immer wieder für wunder gut“, sagte Gimli nun.

„Wenn man Abwechslung braucht, sollte man ins Auenland fahren, um zu erkunden, ob es die Hobbits von früher noch gibt. Mir scheint, sie ändern sich täglich!“

„Ihr habt recht, Gimli“, sagte Legolas.

„Hobbits waren und bleiben ein wunderliches Volk. Sogar für mich ist es schwer, sie einzuschätzen. Wenn ich heute behaupte, das alle Hobbits von nun an immer Reiter sein werden, dann werden sie morgen früh damit beginnen, zu lernen wie man mit dem Bogen umgeht!“

„Keine schlecht Idee, Herr Legolas“, sagte Merry.

„Das könntet ihr uns wirklich einmal beibringen.“

Die Gemeinschaft lachte herzlich, und die Stimmung war nun gelassen und freundlich. Nun waren sie schon fast alle beisammen.

 

In den nächsten Tagen warteten sie auf Aragorn, und Legolas brachte den Hobbits tatsächlich ein wenig bei, wie man mit dem Bogen umging. Jedoch war der Bogen von Legolas etwas zu groß für die Hobbits, so das er versprach, ihnen, wenn er wieder einmal im Düsterwald war, Bogen anzufertigen, die ihrer Größe entsprachen, und auch Pfeile dazu. Über dies freuten sich die Hobbits ganz ausserordentlich, so das sie fragten, ob sie auch etwas für Legolas tun könnten. Zwar kam es den Hobbits komisch vor, einem Elben solch eine Frage zu stellen, aber Legolas hatte tatsächlich etwas, um das er sie bat.

„Ihr Hobbits seid ganz Aussergewöhnliche Geschöpfe. Darum erbitte ich etwas von euch, das euch im Augenblick seltsam vorkommen mag. Aber es mag eine Zeit kommen, in der ich von Euch eine ehrliche Antwort, und sogar einen Rat erbitte. Wollt ihr mir das gewähren?“

Die Hobbits waren sehr geschmeichelt, ob dieser ungewöhnlichen bitte, und natürlich sagten sie ja zu ihr. Auch rätselten sie die ganzen weiteren Tage, was Herr Legolas wohl damit gemeint hatte. Ein Elb wollte rat von Hobbits?

 

Nach vier Tagen war es soweit. Aragorn kam in Beutelsend an, und mit ihm kam Arwen. Sie alle freuten sich, die Freunde wiederzusehen. Auch wusste Aragorn bereits von Elladan und Thranduil und Elrond, bei denen sie gewesen waren, worum es ging, so das Gandalf nicht noch einmal berichten musste. Nun war die Gemeinschaft beihnahe vollständig. Die anderen wussten nicht, wer noch mitkommen sollte, und sie konnten es sich auch nicht denken, da sie die Person nicht kannten. Aber Gandalf wollte darüber auch nichts sagen. So kam es, das Gandalf alleine aufbrach, um diese Person zu benachrichtigen. Die anderen sollten losreiten, und an der Gabelung zwischen Auenlandweg und Grünweg warten. Und so brachen die Gefährten endgültig auf.

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8.

Die Fremde

Die Gemeinschaft war nun vier Tage greist, und hatte nun die Weggabelung erreicht. Hier warteten sie nun. Sie nutzten die Zeit, um sich noch etwas miteinander zu unterhalten. Sie plauderten lange, und alle hatten Freude an diesem Wiedersehen, wenn auch der Grund vielleicht nicht so erfreuhlich war. Aragorn, Legolas und Gimli unterhielten sich lange Zeit, und die Hobbits umringten Arwen, und sie erzählte einige Elbengeschichten, und auch einige Dinge aus Ithilien, und Minas Tirith. Dann fiel Frodo auf, das Aragorn und Arwen ja einen riesigen Umweg gemacht hatten. Sie kamen aus Minas Tirith, und jetzt waren sie alle auf dem Weg dorthin. Aber Arwen schüttelte nur leicht den Kopf.

„Nun, sicher war es ein weiter Weg. Aber er war bestimmt von nutzem, und wenn vielleicht auch nur, das ich alte Freunde und meinen Vater besuchen konnte. Ausserdem konnte ich  so endlich einmal das Auenland besuchen. Aber wir sind vor allem so gereist, weil wir ja noch nicht genau wussten, wie unser Weg uns weiterführt.“

„Aber Herrin, ihr wusstet doch den Grund als ihr ankamt!“ sagte Sam.

„Ja, aber wir kamen einen anderen weg, als den, den wir nun zurücknehmen. Und auf diesem Wege mögen uns nun hinweise begegnen. Denn dort stehen die Stätten des damaligen Feindes.“

„Die Stätten des damaligen Feindes? Welche meint ihr?“ fragte Frodo.

„Ich glaube, ich weiß es, Frodo!“ warf  Merry ein.

„Ich glaube, Frau Arwen meint Isengard! Ist das richtig?“

„Ja, das ist richtig. Dort werden wir vorbeikommen, und halt machen.“

„Saruman ist doch damals nach dem Ringkrieg ins Auenland geflüchtet, stimmt das?“ fragte Pippin. Er und Merry hatten das von Tom Bombadil, mit dem sie teilweise auch über die alten Geschichten geredet hatten.

„Das ist richtig.“ Arwen nickte.

„Dort wurde er von Grima Schlangenzunge umgebracht! Aber lasst uns doch von etwas anderem reden, wir...!“ Arwen brach ab, und schwieg.

„Was habt ihr, Herrin?“ fragte Frodo.

„Die anderen dort sehen jemanden kommen!“ antwortet sie. Sie schauten herrüber, und sahen, das Aragorn, Legolas und Gimli auf den Weg vor ihnen schauten. Nun sahen auch die Hobbits den Weg entlang, und dort kam ein Reiter auf sie zu. Als er näher kam, verlangsamte er sein Tempo, bald trabte das Pferd, und kam dann in ruhigen Schritten bei ihnen an. Der Reiter trug anscheinend Elbenkleidung, denn auf jeden Fall war es ein Elbenmantel, der weit über den Körper des Fremden hing. Er hatte die Kapuze hochgeschlagen, so das sein Gesicht nicht zu erkennen war. Aragorn rief ihn an.

„Wer seid ihr, und warum verhüllt Ihr Euer Gesicht? Seid ihr ein Elb? So braucht Ihr Euch nicht zu verstecken, denn hier ist ebenfalls ein Elb!“

Der Fremde antwortete nicht, stieg jedoch von seinem Pferd hinab. Er bewegte sich geschmeidig und schnell, und eindeutig auf Elbenart. Darum sprach nun Legolas:

„Ihr seid doch ein Elb. Warum zeigt Ihr Euch nicht? Wir haben nichts böses im Sinn!“

Der Fremde trat einige Schritte auf sie zu. Dann legte sie langsam ihre Kapuze zurück, und wie verwundert waren die Gefährten, als sie das Gesicht einer schönen Frau zum Vorschein kommen sahen. Dann sprach sie, sanft, und mit melodischer Stimme, wie es sonst nur bei Elben klang.

„Ich bin Nandriel. Die letzte, die Eurer Gemeinschaft noch fehlte. Wundert Ihr Euch? So gebe ich Euch noch mehr Grund dazu: Ich bin fürwahr eine halbe Elbin, und halb bin ich eine Maiar. Denn ich bin die Tochter von Gandalf!“

Staunen verbreitete sich unter den Gefährten. Das war etwas, womit sie im Leben nicht gerechnet hatten. Gandalfs Tochter?

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„Schwer zu glauben sind Deine Worte, fremde Herrin!“ sagte Aragorn nun.

„Wenn Ihr Gandalfs Tochter seid, warum wissen wir nicht von Euch? Das Ihr eine halbe Elbin seid ist nicht zu übersehen. Aber warum kennt Euch kein anderer Elb? Zwei sind sogar hier. Legolas, wie schon erwähnt, und hier ist Arwen Abendstern, Elronds Tochter. Keiner von den beiden scheint Euch jemals gesehen zu haben. Und wo ist Gandalf? Brach er doch alleine auf, um den letzten unserer Gefährten mitzubringen. Wenn Ihr dieser Gefährte seid, wo bleibt dann Gandalf?“

Nandriel wies mit dem Finger in die Richtung, aus der sie gekommen war.

„Dort kommt er!“ sagte sie.

Alle sahen in die Richtuns, und sahen den Reiter, der nun auf sie zukam.

„Ich bin vorraus geritten. Gandalf hielt das für keine Gute Idee, doch ich wollte die Gemeinschaft ohne ihn kennenlernen. Bitte, vergebt mir, und seid mir nicht böse. Ich war neugiereig, und auch gespannt!“

„Gespannt, worauf?“ fragte Legolas nun. Er sah sie an, und auch sie bemerkte ihn nun, und blickte ihn ihrerseits an. Und nun sah er ihre Augen, leuchtend wie seine eigenen, zwei Sterne, die auf die Lichter zweier anderer Sterne antworteten. Und etwas geschah. Noch schwach, noch nicht auszumachen, aber tief im Herzen dieser beiden, regte sich etwas!

Es schien, als hätten die sie lange so gestanden, aber es war ihnen nur so vorgekommen. Dann antwortete Nandriel.

„Gespannt auf die Personen, von denen Gandalf mir schon so viel berichtete. Ich kenne Eure Geschichten, und jede Eurer Taten, und es ist fast, als wäre ich schon lange bei Euch, und doch kenne ich euch nicht. Darum freute sich mein Herz so sehr auf die Freunde, die ich nun endlich sehen durfte.“

Sie alle sahen sie an. Keiner sagte etwas. Dann aber trat Arwen vor, und sprach:

„Ich glaube Euch. Ihr habt ein reines Herz, und ich fühle, das ihr frei seid, von allem bösen. Darum heiße ich Euch willkommen, Nandriel, die ich nicht kenne. Willkommen in der Gemeinschaft, der auch ich erst seit kurzem angehöre!“

Nandriel verneigte sich.

„Ich danke Euch, Arwen, Königin von Ithilien.“ Erwiederte sie. Dann schaute sie die anderen Mitglieder der Gemeinschaft nacheinander an, und stellte sich ihnen nocheinmal vor. Den vier Hobbits schenkte sie ein Lächeln, das sie alle, aber vor allem Sam, erröten ließ. Vor Aragorn kniete sie nieder, und erbat sich die Ehre, den König von Ithilien grüßen zu dürfen. Aragorn nahm den Gruß an, und es schien, als habe er all seine Zweifel über sie verloren. Auch vor Legolas verneigte sie sich, war er doch ebenfalls von königlichem Blut. Auch Legolas nahm Ihren Gruß an. Als sie nun zu Gimli kam, und auch ihn grüßen wollte, kam er ihr zuvor, und sprach:

„Herrin, vergebt mir, wenn ich dies sage, aber ich finde Euch wundervoll.“ Dabei lächelte er.

Nun war es Nandriel, die vor Überraschung rot wurde, und sich abneigte. Dann erwiederte sie:

„Ich danke euch vielmals, Gimli Gloinssohn. Und ich grüße nun auch Euch!“

Gandalf, der schon eine weile angekommen war, hatte das ganze beobachtet. Dann sagte er:

„Nun, ich sehe, sie hat Euch alle schon bezaubert!“ er schmunzelte. Überrascht sahen die Gefährten zu ihm herüber. Sie hatten nicht gemerkt, wie er angekommen war. Dann sahen sie ihn alle fragend an. Sie erwarteten eine Erklärung.

„Zurecht erwartet Ihr, das ich euch nun die Lösung dieses Rätsels anvertraue. Doch verzeiht mir bitte, wenn ich Euch noch nicht alles sagen kann. Nur soviel: Nandriel spricht die Wahrheit. Sie ist meine Tochter. Wenn sie auch nicht von meinem eigenem Blut ist. Aber mehr möchte ich nicht sagen. Sie wird die Gemeinschaft begleiten, und ich denke, das Ihr sie mögen werdet.“ Erklärte Gandalf. Er setzte sich an das Feuer, das die Gefährten entfacht hatten. Arwen kam zu Ihm, und sagte:

„Das ist also die letzte der Gemeinschaft. Nun, sie hat ein vollkommen reines Herz!“

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„Ja“, sagte Gandalf.

„Das hat sie. Und mit diesem reinem Herz zieht sie alle in ihren Bann. Sie ist Dir sehr gleich, Arwen Abendstern. Sie ist schön und sanft wie Du es bist. Ihr beide vermögt allein durch ein Lächeln Freude zu schenken!“

„Ja, ich spüre es. Sie ist eine Halbelbin, wie ich es war, aber Ihr Herz ist vollständig Elbisch, während meines auch ein wenig menschlich schlägt.“ Sie legte die Hand auf Ihr Herz, und blickte zu Aragorn.

„Ja, aber Du hast nicht ganz Recht. Sie verhält sich so Elbisch, das sie manchmal sehr Menschlich wirkt. So wie vorhin. Sie wollte Euch unbedingt sehen, und darum ließ ich sie vorreiten. Ich hielt es auch gar nicht für schlecht, Euch erst einmal so aufeinander treffen zu lassen. So konntet Ihr Euch selbst ein Bild von Ihrem Herzen machen.“ Gandalf sah zu Nandriel herüber, die mit den Hobbits plauderte.

„Ihre Seele leuchtet und glänzt wie gold. Es ist schwer, den Blick von Ihr zu wenden“, sagte Arwen.

„Wie bei Dir, Arwen Abendstern!“ erwiederte Gandalf, und stand auf.

„ Ich werde nun Schattenfell und den anderen Pferden erklären, wie wir weiter reisen wollen.“

Er ging zu den Pferden hinüber. Aragorn, Legolas und Gimli standen ebenfalls dort. Sie betrachteten das Pferd, auf dem Nandriel gekommen war.

„Nun,“ sagte Gandalf.

„Bestaunt Ihr Silberwind?“

Aragorn nickte und antwortete:

„Ein wunderschönes Pferd. Hast Du es Nandriel geschenkt?“

„Nein. Silberwind ist einer der drei Kinder Schattenfells!“

„Ein Meara?“ Legolas staunte.

„Dann kann man wohl nur sagen, das Schattenfell Ihn Nandriel gegeben hat, nicht wahr, Gandalf?“

„Ja, so ist es in der Tat beinahe gewesen. Der erste Sohn Schattenfells wurde von den Dienern Saurons geraubt. Wer weiß zu welchem Zweck. Vielleicht, um Saurons Schlachtross zu werden, aber ein Sohn Schattenfells wäre eher gestorben, als das zu erdulden. Darum denke ich, das Nachtherz tot ist. Der zweite Sohn Schattenfells wurde schon im Fohlenalter zu Nandriel gebracht. Warum Schattenfell das wollte, weiß ich nicht. Aber die beiden sind nun Freunde, für ihr ganzes Leben.“

„Und was ist mit dem dritten Sohn?“ fragte Gimli

„Der dritte Sohn, mein lieber Gimli, ist eine Tochter. Und Wolkenmähne wurde von Schattenfell nach Rohan gebracht, und ist nun das Pferd von Èomer. Wahrscheinlich wollte Schattenfell, das Èomer auch weiterhin so wundervolle Pferde züchten kann, wie eh und je!“

Gandalf redete mit den Pferden. Dann wurde auch er einmal neugiereig.

„Gefällt Sie Euch?“ fragte er die drei, die sich nun unterhielten, und dabei ab und zu hinüber zu Nandriel und Arwen schauten, die miteinander redeten.

Aragorn antwortete als erster:

„Eine große Überraschung hast Du uns da gemacht, Gandalf. Aber sei beruhigt. Mir erscheint sie ehrlich und gut. Sie scheint zur Gemeinschaft zu passen.“

Auch Gimli sagte nocheinmal, das er sie als wundervoll empfinde. Nur Legolas schwieg. Ihm gingen die zwei Sterne nicht mehr aus dem Sinn, und er überlegte, was sie bedeuteten. Gandalf sah Legolas an, dann sagte er:

„Nun, Legolas, mir scheint, es gibt Dinge, die sind wohl wirklich vorbestimmt!“ er lächelte. Dann sagte er zu allen:

„ Lasst uns nun schlafen, und morgen aufbrechen!“ Alle stimmten zu, und legten sich schlafen. Nur Legolas überlegte noch lange, was Gandalfs Worte bedeuteten.

Und Nandriel, die neben dem Feuer ruhig schlief, träumte von Sternen.  

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9.

Der Orthanc

Am morgen machten sich die Gefährten, die ja nun vollständig waren, auf den Weg. Die lange Reise auf der Suche nach Hinweisen und Schatten sollte die Gemeinschaft zuerst zum alten Isengard führen, indem noch immer der Orthanc stand, groß, schwarz, und unverändert seit Saruman in damals verlassen hatte. Man sagt sich, die Seele Isengards wäre noch immer dort, und noch immer wäre sie besudelt, denn das lidlose Auge hatte Isengard zu lange Zeit im Blick gehabt.

Die meisten der Gemeinschaft waren schon einmal dort gewesen. Hier hatten Aragorn, Legolas und Gimli damals die verlorenen Hobbits Merry und Pippin wiedergefunden, Gandalf hatte Isengard oft besucht, war Saruman doch damals der weiseste der Zauberer gewesen. Arwen hatte Isengard ebenfalls schon gesehen, sie kam auf ihrer ersten Reise nach Ithilien dort vorbei, und die Düsternis schreckte sie sehr. Frodo, Sam und auch Nandriel würden Isengard nun zum ersten mal sehen. Wärend ihrem Ritt erzählte Gandalf ihnen von Isengard, hauptsächlich auf bitten von Frodo und Sam hin, denn Nandriel kannte die Geschichte bereits so gut, wie sie anscheinend auch über alles andere der Gemeinschaft bescheid wusste. So löste sie Gandalf sogar zeitweise ab, und beantwortete die Fragen der Hobbits an seiner statt. Nach Isengard würden sie ungefähr vier Wochen brauchen, es war jetzt eine Woche vergangen, seit sie die Gabelung am Grünweg verlassen hatten. Sie ritten nun die Nord-Süd-Straße Richtung Dunland. Die Reise führte durch flaches Land, weite Ebenen, die größtenteils wild und leer waren, nur hin und wieder kamen sie an ein paar einsamen Höfen vorbei. Nandriel schaute sich alle genau an, als würden sie ihr bekannt vorkommen. Anscheinend viel diese Beobachtung den anderen auf, so das Gimli, der mit Legolas ein ganzes Stück hinter ihr ritt, zu ihr nach vorne rief:

„Kennt ihr die Gegend? Ihr seht sie so sehr interessiert an!“

Nandriel lächelte, und ließ Silbermähne etwas langsamer gehen, um nach hinten zu Gimli zu gelangen.

„Nein“, sagte sie.

„Ich kenne bis jetzt nur Bree, und die Gegend beim alten Wald, mitsamt Tom Bombadil. Ansonsten kenne ich Mittelerde nur aus Gandalfs Berichten. Ich sehe mir diese Höfe so genau an, weil sie dem Hof, auf dem ich lebe sehr ähnlich sehen. Anscheinend sind Bauern überall der gleichen Meinung was Häuserbau betrifft!“

„Ihr seid Bäuerin? Also nehmt es einem Zwerg wie mir bitte nicht übel, aber da passt ihr nun wirklich nicht hin!“ Gimli runzelte entrüstet die Stirn. Nandriel lächelte wieder.

„Und wohin gehöre ich Deiner Meinung nach, Gimli?“

„Na, zu den Elben! Ihr solltet im schönen Lórien leben, und Ihr solltet dort singen, und tanzen!“ Er nickte bestimmend, und sah sie überzeugt an. Sie schaute ihn an, und überlegte eine Weile. Dann sagte sie:

„Nun, Gimli, dann lass Dir gesagt sein, das ich wirklich niemals die Bauernarbeit gemacht habe. Und das obwohl ich es wollte. Wenn ich auch Gandalf meinen Vater nenne, so bin ich doch die meiste Zeit bei einem Bauernehepaar aufgewachsen, die mich aufnahmen, nachmeiner Geburt. Die beiden haben mich immer gelehrt, hilfsbereit und fleissig zu seim, aber sie haben mich nie richtige Arbeit machen lassen!“

„Dann waren sie schlaue Bauern. Mit Sicherheit wussten sie, das ihr Elbin seid, und sie hatten eine gewisse Ehrfurcht vor Euch!“ Nocheinmal nickte Gimli. Dann interessierte ihn noch etwas anderes:

„Verzeiht mir, Herrin, aber darf ich Euch fragen, wie alt ihr seid? Ich nehme an, jenes Bauernehepaar ist wohl schon...“ Er brach ab. Er wusste ja nicht, ob schmerzliche Erinnerungen mit ihren Pflegeeltern verbunden waren.

„Verstorben?“ Nandriel sah Gimli an, um ihm zu zeigen, das er ruhig darüber reden konnte.

                                                                                               

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„Das ist richtig. Sie starben bereits vor gut Einhundertsechzig Jahren. Und um zu meinem Alter etwas zu sagen, nun, ich bin wohl noch sehr jung, zumindest für eine Halbelbin. Ich lebe seit Zweihundertfünfzig Jahren. Keine lange Zeit.“ Sie wollte Silberwind wieder nach vorne treiben, doch da stellte Legolas, der bis jetzt nur zugehört hatte, ihr noch eine Frage.

„Wer war Eure Mutter? Ich denke mir, sie war die, die den Elben angehörte!“

Hier aber schwieg Nandriel, sie sah zu Gandalf, der vor ihnen ritt, und sich nun umdrehte. Er schüttelte unmerklich den Kopf. Nandriel blickte nun zu Boden. Dann antwortete sie:

„Ja, meine Mutter war Elbisch. Aber mehr darf ich nicht über sie sagen. Verzeiht mir!“

Sie gab Silberwind auf elbisch eine Anweisung, und das schöne Pferd lief sogleich nach vorne. Erst neben Gandalf, der ihr zunickte, und dann weiter nach vorne zu Frodo und Sam. Diese beiden ritten gemeinsam auf einer lieben, geduldigen grauen Stute mit dem Namen Selda. Diese hatte von Schattenfell die anweisung, die beiden ja nicht fallen zu lassen.

Nandriel begann nun ein Gespräch mit den Hobbits. Gimli und Legolas blieben zurück.

„Na, das war aber ein netter Reinfall, Freund Legolas. Und da sagt man immer, Elben wären feinfühlig.“ Gimli grinste in seinen Bart hinein. Legolas aber war sehr erstaunt.

„Nun, Gimli, Man kann so feinfühlig fragen, wie man will, wenn die Frage selbst mit stacheln besetzt ist, wird man sich immer stechen! Aber ich verstehe nicht, warum es schlimm ist, über die Mutter zu sprechen. Eine Mutter sollte man ehren, und nicht verschweigen!“

„Ich denke unsere neue Gefährtin hat noch einige Geheimnisse mehr, als nur ihre Mutter.“ Gimli runzelte wieder die Stirn.

„Da magst du Recht haben. Und auch die Sterne gehen mir nicht aus dem Sinn!“ sagte Legolas nachdenklich.

„Sterne? Wovon sprecht ihr denn bloß mein Freund? Was haben Sterne jetzt damit zu tun?“

Gimli war nun verwirrt. Legolas aber, sah ihn einen Augenblick lang an, und dann, als ob er sich jetzt erst bewusst wurde, das er laut gesprochen hatte, sagte:

„Oh, entschuldigt, Gimli. Ich habe wohl mit mir selbst gesprochen!“  Nun war Gimli noch verwirrter als vorher.

„Mit euch selbst gesprochen, wie? Ihr, der sonst nicht mehr Worte macht als notwendig, sprecht mit euch selbst. Nun, ich glaube, Gandalf hat Recht. Irgendetwas ist wohl im Gange!“

Dann schwiegen beide. Weiter vorne unterhielte sich Gandalf mit Aragorn. Da der König in Minas Tirith lebte, war es interessant zu erfahren, was er über die Gerüchte wusste. Und in der Tat konnte Aragorn von einigen seltsamen Dingen berichten.

„Ja, die dunklen Schatten habe ich selbst gesehen. Sie sehen aus, wie ein großer Vogel, der seinen Schatten von hoch oben auf die Erde wirft. Dich wenn man in die Lüfte schaut, sieht man nur den Himmel. Ausserdem berichten Reisende, die durch Ithilien ziehen, das am Rande des Landes, wo das Gebirge es von Mordor trennt, merkwürdige Geräusche zu hören sind.“

„Geräusche?“ Gandalf sah Aragorn an.

„Was für Geräusche?“ Aragorn überlegte kurz.

„Nun, es klingt wie eine bewaffnete Armee, die über eine harte Straße wandert, und man hört Schreie, die wie Befehle von Haptmännern klingen. Doch wenn man den Geräuschen nachgeht, ist da nirgends etwas, auch dann nicht, wenn man scheinbar mitten darin steht.“

„Und die Schreie zu dunkelsten Stunde nicht zu vergessen!“ sagte Arwen.

„Manchmal wache ich nachts auf, und dann sind da Schreie. Immer in der Stunde, in der die Nacht zum Tage wird. Es klingt nicht menschlich, nein, es... es klingt, als würde das Land selbst schreien, als hätte es schmerzen. Es kommt aus allen östlichen Richtungen, aber niemals aus Westen.“ Arwen beendete ihren bericht. Aragorn nickte.

„Die hörte ich ebenfalls. Aber am schlimmsten sind die rufenden Gesichter. Ich selbst sah sie noch nicht, und auch Arwen nicht. Wohl aber Faramir und Èowin, und ihnen glaube ich ihre Worte. Sie sagen, das manchmal die Gesichter von Boromir, Denethor und auch Theoden auftauchen, und sie versuchen sie zu rufen, und etwas zu sagen, aber man versteht es nicht. Die Gesichter sehen verängstigt aus, und so, als wären sie in großer Gefahr.“

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Gandalf sah sehr erschrocken aus, als er das hörte. Und auch die anderen Gefährten waren still geworden, und hatten Aragorns Berichten Gelauscht.

„Das zu hören ist ein Schlag für mich“, sagte Gandalf. Er sah bedrückt aus.

„Hört sich nicht gut an“, flüsterte Sam seinem Herrn zu. Frodo nickte, und schüttelte auch gleich wieder den Kopf.

„Nein, das hört sich gar nicht gut an, Sam.“

„Aber was können wir denn gegen diese Dinge tun?“ fragte Merry.

„Wir wissen doch gar nicht, woher sie kommen!“ Aragorn schaute zu dem Hobbit herüber, in dessen Augen nun ein gewaltiger Schreck stand.

„Nein, Merry, Du hast Recht, wir wissen gar nichts! Aber wir sind ja auch unterwegs, um das herrauszufinden. Vielleicht hat ja der Orthanc einen neuen Herren, der seine bitteren Scherze mit uns treibt. Um das herrauszufinden, sind wir auf dem Weg nach Isengard. Aber das ist nur eine Vermutung, wie alles, immoment. Und wir werden auch Faramir und Èowin noch besuchen, die nun auf dem Emyn Arnen wohnen. Davor aber wollen wir auch zu Èomer, der ja nun der Herr der Mark ist. So sieht unsere Reise aus. Isengard, Rohan, Minas Tirith, Emyn Arnen. Diese letzte Station liegt am nächsten an den dunklen Bergen. Von dort an sehen wir weiter.“

„Wie lange brauchen wir noch bis Isengard, Gandalf?“ fragte Merry.

„Nun, wir kommen gut voran. Ich denke, wir werden noch zwei Wochen benötigen.“ Antwortete Gandalf.

„Puh“, stöhnte Pippin.

„Das ist ja noch ewig. Da wird mir ganz langweilig, so immer geradeaus, ohne irgendwelche änderungen.“

„Nun schau sich einer diesen Hobbit an! Obwohl er es war, der sich damals am Palantir aus Isengard die Finger verbrannt hat, ist ihm langweilig, wenn er einfach nur dahinreiten muss. Nun, Pippin, wenn Dir so langweilig ist, dann zähle die Haare Deines Ponys, oder fange meinetwegen an zu singen!“ schalt Gandalf zu dem Hobbit herrüber. Pippin schaute ein wenig beschämt auf seine Hände. Doch dann kam ihm Sam zu hilfe. Dieser fand die Idee mit dem singen nämlich gar nicht schlecht!

„Oh ja! Lasst uns ein Lied singen! Ein fröhliches Reiselied! Das ist eine sehr gute Idee, Herr Gandalf. Weißt Du nicht ein gutes, Herr Frodo? Du hast doch so viele schöne vom alten Bilbo, oder auch selbstgemachte!“ Frodo nickte. Dann begann er ein Lied, das seit seiner Rückkehr sehr bekannt war, zumindest bei den Hobbits, und auch die anderen konnten schnell mitsingen.

„Quer durch Mittelerde reisen wir,

sind weit fort schon von zuhaus!

Immer weiter, so scheint es mir,

trägt unser Gang uns raus.

 

Trägt uns durch Wald und Gebirge,

und auch Fluss wird überquehrt!

Doch wir wandern voller Würde,

machen vor dem Ziel nicht kehrt.

 

Doch wo ist bloß unser Ziel?

Wir kennen´s ja noch  nicht!

Denn unser Weg ist nur ein Spiel!

Und kein Ende ist in Sicht!“

 

 

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Das Lied gefiel allen Gefährten, denn es hatte etwas so unbesorgtes, und es kam ihnen vor, als wäre ihre Reise tatsächlich bloß eine Fahrt, die ohne Ziel war, frei und ungebunden, und die kein Ende nahm, bis man halt einfach stehenblieb. Darum sangen sie es noch einmal, und dann begann Merry ein kleines Gedicht aufzusagen, und dann wusste Pippin noch eines, und so verbrachten sie die Zeit.

Die Tage der Reise zogen dahin. Nach ein zwei Tagen waren Berge in Sicht gekommen, die jetzt schon sehr nahe waren. Dies waren die Enden des Nebelgebierges. Sie mussten diese Ausläufe umrunden, denn Isengard lag wie ein Kessel, umrundet von den letzten Berghängen. Sie ritten noch gut vier Tage am Isen entlang. Sie kamen an einer Brücke vorbei, die hinüber über diesen Fluss führte, doch sie wechselten das Ufer nicht. Merry und Pippin erklärten Frodo und Sam, das dies die Pforte von Rohan sei. Sie waren sehr stolz, das sie es noch wussten. Damals waren sie mit Baumbart von jener Flussseite nach Isengard gekommen.

Frodo schien weit vor sich einen aufrechtstehenden Felsen zu sehen. Dunkel und schwarz, aber irgendwie sehr gleichmäßig und aufrecht. Am ende des vierten Tages erkannte Frodo, das es kein Felsen war. Das musste der Orthanc sein. Finster und stumm ragte er vor ihnen auf, und selbst Nandriel sagte nichts, da der Turm so unwahrscheinlich bedrückend wirkte.

Frodo war es, der seinen Mut zusammen nahm, und fragte.

„Ist er das? Ist das der Orthanc?Er sieht aus wie ein Felsen!“

„Ja“, sagte Gandalf.

„Das ist der Orthanc. Und er sieht so aus, weil er aus den Felsen herausgerissen wurde!“

Schweigend sah die Gemeinschaft hinunter, in den Kessel, den Isengard bildete.

„Also!“ sagte Aragorn.

„Reiten wir hinunter!“ Er trieb sein Pferd an, und ritt voran. Die anderen folgten ihn. Gimli fühlte sich gar nicht wohl.

„Diese Gegend ist jetzt noch beunruhigender als damals. Es ist so still. Als wir das erste mal hier waren, hatte man das Geräusch von abfließendem Wasser in den Ohren, und da waren Vögel. Zwar nur Krähen, Sarumans Diener, aber es gab Lebenszeichen. Aber nun ist es hier wie ein Grab.“

„Ihr habt Recht, Freund Gimli“, antwortete Legolas.

„Sogar in Moria waren damals mehr Geräusche als jetzt hier sind. Dieser Ort ist jetzt wie ein Grab. Hier ist nichts. Nicht einmal Vögel und Mäuse wollen hier noch wohnen!“

Die Gefährten ritten weiter hinab. Langsam hatten sie den Boden des Kessels erreicht. Die Erde war trocken, aber nicht staubig. Nein sie war... sie war eher gar nicht. Anders konnte es selbst Gandalf nicht sagen. Diese Erde war nur noch ein Belag. Es gab keine Tiere mehr, die dort wohnten, nicht einmal Insekten. Und im ganzen Kessel fanden sie nicht eine Pflanze. Sie ritten bis an den Rand Orthancs. Gandalf saß ab.

„Da wir uns hier sowieso einige Zeit gründlich umsehen müssen, können wir auch glei hier rasten. Es ist kein freundlicher Ort mehr, aber er ist trocken. Da ich denke, das ihr alle den Orthanc einmal von innen sehen wollt, sollten wir erst etwas essen, und dann alle zusammen hineingehen.“

„Hälst Du es nicht für gefährlich im Orthanc? Du willst uns wirklich alle hineinlassen?“ fragte Merry erstaunt, und ihm entwischte ein Seitenblick auf Pippin, der neben ihm stand.

„Nicht das da noch mehr solcher Kugeln rumliegen, die uns in Gefahr bringen. Ausserdem: Sollte nicht jemand hier draußen wache halten?“

Gandalf nickte.

„Nein, Ja, und Ja“, sagte Gandalf, und schmunzelte.

„Ich denke nicht, das es gefährlich für Euch ist, im Orthanc. Wir sollten ihn uns zusammen anschauen, weil ich denke, das verschiedenen Leuten verschiedene Dinge auffallen. Für die Wache werde ich Schattenfell und Silberwind bitten, ein wenig aufzupassen. Und was die „Steine“ angeht: es ist nicht sehr wahrscheinlich, das Saruman zwei Palantiri besessen hat. Dann hätte er sich Sauron nicht so lange entziehen können, nachdem wir hiergewesen sind.“

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Die Gefährten aßen ein wenig, und dann stiegen sie die Stufen hinauf zum Orthanc. Die großen Türen standen offen. Merry zögerte nocheinmal.

„Meinst du wirklich, das es ungefährlich ist, Gandalf?“ fragte er.

„Ich denke, das uns nichts passiert, ausser vielleicht, das wir etwas staub abbekommen. Denn sie doch, dieses Stück Land ist verlassen. Vollkommen leer. Tot, könnte man fast sagen. Aber nun kommt, nur Mut.“ Sie traten durch die Türen hindurch, dann sagte Gandalf noch:

„Ich möchte euch bitten, auf alles zu achten, was uns dienlich sein könnte, und uns vielleicht hilft, egal, wie unwichtig es euch erscheint!“ Die Gefährten nickten, und dann sahen sie sich Orthanc an. Die Halle, in der sie standen, war dunkel, und es ging weit, weit nach oben.

„Wie hoch ist eigentlich der Orthanc?“ fragte Sam. Aragorn, der neben ihm stand, antwortete.

„Er ist Einhundertfünfzig Meter hoch!“

„Da...da fällt man ganz schön tief...“stotterte Sam.

„Und da ganz oben hatte Dich Saruman gefangen, richtig, Gandalf?“ Gandalf nickte.

„Ich zünde eine Fackel an!“ sagte Gimli.

„Ich bin zwar Dunkelheit gewohnt, aber diese dunkelheit hat eine Kälte an sich, die anders ist, als Höhlenkälte.“ Er holte eine der Fackeln aus seinem Beutel, und strich sie an der Wand Orthancs entlang. Sie entflammte, und ein heller Schein erhellte den Raum, und ließ ihre Schatten lang und verzerrt an den Wänden aufflackern. Fast schon hätten sie alle die Dunkelheit wieder gehabt, aber wenigstens war der Anblick der Fackel hell und vermittelte das Gefühl von Wärme. Arwen, die neben Nandriel stand, flüsterte zu ihr:

„Fühlst du das auch? Hier gibt es etwas, das in der Luft ist, und sie so schwer macht, als wäre sie wie Sirup. Ich habe probleme zu atmen.“

„Ja“, antwortete Nandriel.

„Ich merke es. Es ist kalt, und so, als würde immer Zugluft hereinkommen, und doch ist die Luft still, als würde jeder den Atem anhalten!“

„Als wäre alles tot.“ Legolas hatte hinter den beiden gestanden, und sprach nun.

„Und auch rieche ich nichts. Nicht einmal uns selbst. Es ist als würden wir von diesem Turm verschluckt. Und genau wie draußen gibt es keine Geräusche.“

„Doch!“ sagte Arwen.

„Doch ich höre etwas. Da...da sind...da ist ein Stöhnen, und ächzen. Hört ihr es nicht?“

„Nein, ich höre es nicht, aber... ich fühle etwas. Da ist noch immer etwas in diesem Turm. Etwas, das hier ist, und doch weit fort. So als wäre es nur in...“ Legolas unterbrach Nandriel.

„...In der Luft!“ sprach er ihren satz zuende. Alle drei nickten. Aragorn, der weiter vorne mit Frodo und Sam ging, strich mit der Hand über die Wände. Sie waren eiskalt, und insgesamt war es tatsächlich im Turm kälter als draußen. Aber da war noch etwas.

„Gandalf, sagtest du nicht, die einzige Gefahr sei Staub?“ Aragorn rief zu Gandalf herüber.

„Aber hier ist nirgendwo Staub. Der Turm ist so glatt und sauber, als würde er jeden Tag neu geputzt und lackiert werden!“ Gandalf fuhr nun ebenfalls mit der Hand an der Wand entlang. Er nickte nachdenklich.

Pippin aber viel noch etwas anderes auf. Aus Neugierde rief er laut hinauf zur Turmspitze.

„Haallooo!“ Er hatte erwartet, das Gandalf ihn dafür schelten würde, wie damals in Moria, als er etwas in den Brunnen hatte fallen lassen. Doch merkwürdigerweise reagierte keiner auf ihn. Nur Merry neben ihm sah ihn entgeistert an.

„Das ist doch...!“ setzte Merry an.

„Ja“, sagte Pippin dazu.

„Ich habs auch gemerkt. Keinerlei Echo. Dieser Turm schluckt nicht nur unseren Geruch, sondern auch unsere Worte, wenn wir lauter reden. In dieser normalen Tonlage versteht man aber alles. Das ist sehr merkwürdig, nicht, Gandalf?“

Gandalf drehte sich zu Pippin herum. Er überlegte noch immer.

„Merkwürdig? Ja...Der Orthanc ist mir noch rätselhafter geworden als vorher. Er... er scheint mir aufgewacht zu sein.“

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„Aufgewacht?“ Sam sah Gandalf entsetzt an.

„Meint ihr, der Turm lebt?“ frösteld trat er ein Stückchen von den Wänden weg.

„Nein. Leben tut der Turm nicht. Nicht so wie wir „leben“ meinen. Aber er ist aus einem Felsen entstanden, und scheinbar scheint der Fels, der so lange Zeit geruht hat, unter Sarumans Zauber, sich nun besonnen zu haben. Doch scheinbar zu spät. Er war zu lange Orthanc, um wieder Felsen zu sein. Und der Stahl und das Eisen hier drinnen hält ihn gefangen.“

„Ich verstehe kein Wort!“ sagte Sam.

„Aber ich!“ sagte Gimli.

„Der Orthanc wollte wieder Felsen werden, nachdem Saruman fort war, aber er ist nur noch rechtzeitig erwacht, um sich sterben zu sehen.“

„Der Turm stirbt?“ Frodo schaute die Wände herauf.

„Aber ihr sagtet doch, er sehe aus wie immer!“

„Nun“, sagte Aragorn.

„Er sieht aus wie immer, aber er fühlt sich nicht an wie vorher!“

„Und das erklärt auch das Ächzen und stöhnen.“ Sagte Arwen traurig.

„Ja, jetzt fühle ich sogar Schmerz und qual!“

„Es erklärt überhaupt nichts.“ Gandalf hockte sich auf den Boden, und strich mit der Hand über die kühle Fläche.

„Nein, es erklärt gar nichts. Ein Felsen Ächzt nicht, und er stöhnt auch nicht. Solange er lebt und wächst, verschiebt er sich, und poltert manchmal ein wenig. Wenn er stirbt, wird er kleiner, und Erde schiebt sich über ihn. Aber er gibt keinen Laut von sich. Auch nicht der Orthanc, obwohl er so lange Zeit ein Zauberturm war. Nein. Etwas hält diesen Turm wach, beim sterben. Und dieses Etwas lässt ihn auch stöhnen!“ Gandalf schwieg eine Weile. Dann sagte er:

„Lasst uns nach oben gehen, auf die Zinnen von Orthanc. Schauen wir, wie es aussieht!“

Sie erkletterten den Turm. Sie traten hinaus, auf die Fläche, die oben auf dem Turm war, und schauten. Sie sahen das kahle Isengard. Verlasse, leer. Sahen Die Ränder der anderen Felsen. Und sie sahen die vielen Höhlen und Schächte, in denen Sarumans Mienen gewesen waren.

Und da viel ihnen noch etwas auf. Die Höhlen waren lang und groß gewesen, aber waren sie nicht über Isengards Ränder hinaus gegangen. Nun aber setzten sich die einbuchtungen fort. Sie mussten vorhin ganz nah an einer davon vorbeigeritten sein. Auch in Rohan setzten sich die Schächte fort.

Merry äusserte eine Befürchtung.

„Ob da jemand weitergegraben hat?“

Keiner sagte darauf etwas. Dann aber antwortete Aragorn.

„Das denke ich nicht. Solche gewaltigen Schächte könnten auch Orks nicht seit damals geschaft haben.“

„Vielleicht war es das Wasser.“ Sagte Gimli.

„Es konnte doch sein das es das ganze Erdreich fortgespühlt hatt!“

„Nein“, Gandalf schaute hinunter.

„Dann, Gimli wäre es ein einziges, großes Loch. Aber dies sieht aus wie viele Höhlen. Als wären sie schon immer dort gewesen.“

„Können wir jetzt wieder gehn, Herr Gandalf? Ich habe langsam genug von diesem Turm.“

Sam zupfte Gandalf am Mantel.

„Ja, lasst uns gehen!“ sagte Gandalf. Sie stiegen wieder hinab in den Turm, und traten hinaus, ins Licht.

„Ich denke nicht, das wir noch mehr erfahren, als wir herausgefunden haben.“ Gandalf schloss die Tür des Orthancs hinter sich.

„Wir brauchen nicht noch einmal hinein. Und auch sonst soll diesen Turm niemand betreten. Versuchen wir ihm soviel Frieden zu schaffen, wie wir vermögen.“

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Gandalf verschloss die tür mit einem Zauber. Dann gingen sie hinab zu den Pferden. Gandalf setzte sich aud die Erde.

„Und was haben wir nun heraugefunden,Gandalf?“ fragte Gimli.

„Nun. Das ist schwer zu sagen. Aber wenn Du mich so fragst, so muss ich antworten, das alles, was wir hier im Orthanc gesehen haben, die anderen Dinge unterstützt.“

„Ein sterbender Turm ist ein Beweis dafür, das Sauron wiederauferstanden ist? Na das ist ein wirklich toller Beweis! Da bleibt keine Frage offen!“ sagte Gimli sarkastisch.

„Ich habe gesagt, es unterstützt, nicht es beweist, und das ist ein großer Unterschied. Und Nein, ein sterbender Turm alleine ist nicht das was ich meinte. Es ist die Art wie er stirbt. Er ist wach, und er ächzt, und er stöhnt, wie unsere sechs Elbenohren uns berichteten. Dahinter steckt etwas böses, und es wäre ein großer Zufall, wenn dieses Ereignis nicht mit den anderen Ereignissen zu tun hat.“

„Und was tun wir nun, Gandalf?“ fragte Nandriel.

„Weitersuchen. Wir werden hier übernachten, und morgen nach Rohan weiterziehen. Bis Edoras brauchen wir gut eine Woche. Auf dem Weg dorthin sollten wir uns diese Höhlen einmal angucken. Aber jetzt lasst uns ein Feuer machen, und etwas essen. Lasst uns ein Lager aufschlagen.“

„Gandalf!“ Aragorn kam zu ihm.

„Ich würde mir die Schächte dort am eingang Isengards gerne jetzt schon einmal anschauen.“

„Ja, ist gut, ich werde mit Dir gehen.“ Erwiederte Gandalf.

„Ich werde auch gehen.“ Arwen kam zu ihnen herüber.

„Gut“, sagte Gandalf.

„Aber die anderen bitte ich, sich um das Lager zu kümmern.“ Gandalf, Aragorn und Arwen gingen zu den Schächten. Sam schüttelte den Kopf.

„Also ich finde, Frau Arwen sollte nicht zu diesen bösen Ork- Schächten gehen. Aber wenigstens seid ihr hier, Frau Nandriel. Soll ich etwas für uns alle kochen? Gimli ist bestimmt so nett, und macht mir ein Feuer!“ Er stand auf, um sein Kochgeschirr zu holen.

Gimli war bereits dabei, Feuer zu machen, und Merry und Pippin breiteten bereits ihre Decken aus. Legolas schaute erst Gimli zu, aber dann ging er zu Nandriel herüber. Er setzte sich neben sie, und sagte dann:

„Ich möchte Euch um Entschuldigung bitten!“

Nandriel sah ihn überrascht an.

„Warum?“ fragte sie ihn.

„Nun, weil ich Euch ohne Erlaubnis nach eurer Mutter fragte. Ich konnte mir nicht vorstellen, das es etwas ist, das nicht gesagt werden darf!“

Nandriel lächelte ihn an.

„Darum braucht ihr euch nicht zu entschuldigen, Herr. Seid beruhigt. Es war nicht meine Entscheidung. Ich hätte es euch erzählt. Aber Gandalf scheint die Zeit noch nicht für reif zu halten.“ Sie sah ein wenig traurig aus. Dann blickte sie ihn an, und wieder sah sie dieses leuchten.

„Sterne.“ Sagte sie. Legolas sah sie schweigend an.

„Ja.“ Antwortete er. Dann stand er auf, und ging zu Gimli hinüber.

Gandalf und die anderen kamen zurück, hatten aber nichts besonderes entdeckt. Die Gefährten setzten sich um das Feuer, und aßen von dem, was Sam ihnen gekocht hatte.

Danach legten sie sich nieder, und hielten abwechselnd Wache. Schlafen konnte keiner von ihnen, sie alle spürten nun das Leid Orthancs, und als es ganz dunkel geworden war, erschien es ihnen, als sei der Turm ein Riese, der gezwungen wurde, an diesem Platz zu stehen. Erst als der Morgen graute, und der Schatten Orthancs nicht mehr wie ein schwarzes Loch in der Welt schien, schliefen sie noch ein paar Stunden.

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10.

Die Schächte unter der Erde

Am Morgen war die Gemeinschaft in bedrückter Stimmung. Der Orthanc hatte die ganze Nacht den Zauber des Leidens verströmt, so das keiner so richtig geschlafen hatte. Nun wollten sie nach Rohan aufbrechen, genauergesagt nach Edoras, wo der Herr der Mark, König Éomer seinen Sitz hatte. Auf Ihrem Weg wollten sie die merkwürdigen Schächte einmal genau ansehen. So ritten sie aus dem Kessel Isengards heraus, und als der Orthanc hinter ihnen wieder verschwand, schienen alle erleichtern zu sein. Als sie dann durch die Pforte von Rohan ritten, schien ihnen plötzlich die Sonne enrgegen, und von der Düsternis Isengards sah man nun nichts mehr. Von der Pforte bis nach Edoras würden sie ein gute Woche brauchen.

Sie ritten auf dem Weg, aber neben ihnen folgte dem Weg einer der Schächte aus Isengard. Gandalf hielt an. Er saß ab von Schattenfell, und trat an den Schacht heran. Er sah hinab. Im hellen Licht der Sonne konnte man weit hinein sehen, doch gab es nicht viel, was sich zu sehen lohnte. Nur Felsen, Geröll und Erde.

„Das ist wirklich sehr seltsam.“ Gandalf strich sich mit der Hand über seinen Bart.

„Diese Klüfte sehen aus, als wären sie schon immer hier gewesen! Doch vor dem Ringkrieg gab es dergleichen nirgends, ausser in Isengard.“

Aragorn kam heran, und schaute nun ebenfalls. Er dachte nach, das sah man deutlich.

„Wie hat Saruman die Schächte Isengards geschaffen, Gandalf?“

„Er hat die Orks graben lassen, und sich eines Zaubers bediehnt, der den Fels weich werden ließ. Doch hat er es immer auf Isengard begrenzt gehalten, da es sonst allen sofort aufgefallen wäre, was er getrieben hat. Obwohl...am ende musste er darauf ja nicht mehr achten. Aber da waren ihm die Schächte auch nicht mehr von nutzen.“

„Bist Du sicher Gandalf? Die Ents haben Isengard mit Wasser gefüllt. Felsen kann es in so kurzer Zeit nicht wegspülen, aber wenn Saruman seinen Zauber in den Felsen gegeben hat, so ist das Wasser unterirdisch vielleicht weiter gekommen, als nur bis zu Isengards Grenzen!“ Aragorn sah Gandalf an.

„Aber wofür?“ Gandalf runzelte die Stirn.

Gimli, der am meisten von Felsen und Erde verstand, mischte sich ein.

„Aber Gandalf, das liegt doch klar vor Augen! Das ergiebt einen Sinn, ja! Saruman war sogar sehr schlau, wenn er das wirklich getan hat!“

Die Gefährten schauten Gimli erstaunt an.

„Nun Gimli, dann kläre uns auf! Ich kann mir nicht denken, was Saruman damit bezwecken wollte!“ sagte Gandalf.

„Nun, als die Orks kamen, zauberte er den Felsen weich, so daß das Wasser weiter floss. So konnte das Wasser schneller abfließen, als man sich das gedacht hatte. Als wir fortgingen, damals, stand noch alles unter Wasser!“ Gimli unterbrach, und sah sie alle mit leuchtenden Augen an.

„Versteht ihr denn nicht? Wir haben uns gefragt, wie Saruman den Ents entkommen konnte, und hier liegt doch die Antwort! Als Baumbart Isengard kontrollierte, war das Wasser schon abgeflossen, schneller als gewöhnlich. Und Saruman war fort!“ Gimli sah in die Runde. Aber Gandalf hatte ihn jetzt verstanden.

„Natürlich! Wie konnte ich nur so dumm sein! Niemals wäre Saruman an den Ents draußen vorbeigekommen! Er ist durch einen der Tunnel geflüchtet! Wer weiß, wo er durch sie überall hingelangen konnte! Und im Auenland wurde er dann durch einen dummen Zufall von Grima überwältigt, der ihm gefolgt war! Wie konnte ich sowas übersehen? Ich Narr! Dabei war die Lösung vor meinen Augen!“

„Nein, Gandalf, das war sie nicht!“ Aragorn ergriff nun wieder das Wort.

„Niemand hätte das damals herausfinden können, denn diese Schächte waren damals nicht offen! Doch als Saruman fort war, ist wohl auch der Felszauber vergangen!“

Gandalf nickte.

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„Ja! Das ist er! Was für ein Zauber. Ich habe ihn unterschätzt. Dieser Zauber war so weitreichend, das er das ganze erdreich unterspült hat. Und nun stürzt alles in sich zusammen. Die Löcher sind zu gewaltig. Saruman hat gewaltige Wunden in die Erde geschlagen, die keiner mehr zu heilen in der Lage ist!“ Traurig schaute er noch einmal hinab. Dann sagte er:

„Lasst uns weiter reiten. Wir werden sehen, wie weit sich diese Verletzung hinzieht.“

Die Gefährten ritten weiter. Nach zwei tagen ritten sie an Helns Klamm vorüber, und Aragorn, Legolas und Gimli berichteten Frodo und Sam nocheinmal die Geschichte von damals, die Schlacht um die Hornburg! Die anderen hörten zu, Gandalf ergänzte manchmal etwas, aber er hatte auch die gegend im Auge, denn noch immer tauchten die Schächte auf, wenn auch nicht so groß und so oft. Dies war ein Zeichen dafür, das der Zauber hier schon schwächer gewesen sein musste, und die erde noch gesünder war. Nach weiteren zwei Tagen waren die Schächte verschwunden, so das Gandalf und die anderen etwas aufatmeten. Die Zerstörung dieses Zaubers schien gewaltig gewesen zu sein, doch nun schien sie ein ende zu haben. Sie ritten weiter, nocheinmal drei Tage, und erreichten Edoras zur Mittagszeit. Die Torwachen erkannten sie schnell, und freudig wurde Ihnen das Tor geöffnet. Pferdehüter kamen herbei, und baten sie , Ihnen die Pferde zu übergeben, denn sie erkannten Schattenfell, und wussten auch, wer die anderen Ankömmlinge waren. Vor Aragorn verneigten sie sich, ebenso vor Arwen. Merry grüßten sie wie einen alten Freund, denn er war ein Ritter von Rohan, und trägt seit damals das Horn der Mark. Sie wollten Sie wollten nun hinein in die Burg, doch da öffneten sich bereits die Türen, und ein Mann kam heraus. Er war groß und kräftig. Seine Haare waren kurz und von heller Farbe. Mit schnellen Schritten kam er auf sie zu, ausserdem winkte er freudig, und lachte. Als er bei ihnen war, sprache er als erster.

„Wilkommen, Freunde! Verzeiht, das ich so vollkommen unehrenhaft erscheine, aber meine freude über Euer hiersein hat es mir unmöglich gemacht zu warten!“

Die Gefährten lachten, und begrüßten Éomer, den König von Rohan! Niemanden störte die Freude des Königs, und alle waren fröhlich, und redeten. Merry verneigte sich vor Éomer, und legte sein Schwert, und das Horn vor seine Füße.

„Herr, hier ist ein Ritter Rohans, der lange fort war. Für seine Untreue schämt er sich, darum kniet er nun hier, und bittet um Verzeihung!“ Merry sah den König an. Dieser schmunzelte.

„Steht auf, Ritter Meriadoc! Für nichts braucht ihr Euch zu schämen, und untreu wart ihr gewiss am wenigsten. Ich vertraue euch, und ihr seid mit Sicherheit einer meiner treusten Gefährten! Nun nehmt Euer Schwert und das Horn, das ihr mit Würde tragt!“ Merry tat es, und stand auf. Nun wandte sich Éomer an Gandalf.

„Nun, Gandalf, ich freue mich, das ihr alle mich besuchen kommt. Lange schon wollte ich selbst durch Mittelerde reisen, und meine Freunde besuchen. Doch fand ich nicht die Zeit. Und nun sehe ich, das sogar der König von Ithilien sich diese Zeit einfach genommen hat.“

Gandalf sah Éomer traurig an.

„Fürwahr, Éomer, die Zeit genommen haben wir uns alle. Doch leider ist diese Reise nicht freiwillig. Höre, wir kommen aus düsteren Gründen, und verließen Isengard vor einer Woche. Aufgemacht haben wir uns wegen Schatten und Gerüchten, doch vertiefen sie sich bereits, schneller als gedacht!“ berichtete Gandalf. Éomer sah erschrocken aus.

„Aus Isengard?  Niemand war mehr dort, seit damals. Und von was für Schatten sprecht ihr?“

Während sie sprachen, gingen sie hinein in die Burg, hinein in die goldene Halle Meduseld. Gandalf und die anderen berichteten alles, was sie bisher wussten, aber auch die neuen Erkenntnisse über Saruman erzählten sie Éomer. Dieser nickte hierbei.

„Wir dachten uns schon, das diese böse Krankheit der Erde aus Isengard kommt. Wir können sie nicht aufhalten, und sie schreitet fort und fort!“

„Sie schreitet fort?“ Aragorn schaute erschrocken zu Éomer.

„Aber auf dem Weg hierher schien es, als würde es langsam weniger, und hier ist nichts mehr zu sehen, von den dunklen Schächten.“

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„Das ist richtig, aber der Schein trügt. Wir haben lange dabei zugesehen, wie die Erde starb. Die Schächte fressen sich immer weiter voran. Hier ist noch nichts zu sehen, aber unterirdisch besteht dieses Land ebenfalls schon aus Höhlen. Wenn es nicht aufhört, wird Rohan in diesen Schächten versinken.“ Berichtete Éomer besorgt.

„Aber Warum habt ihr es mir nicht schon einmal früher mitgeteilt. Vielleicht hätte ich schoneinmal etwas tun können.“ Gandalf fuhr Éomer an. Dann sah er zu Boden. Er überlegte

scheinbar, ob er etwas tun könnte. Dann sagte er:

„Ich weiß nicht, welchen Zauber Saruman benutzt hat, aber ich will versuchen einen Weg zu finden, um der Erde zu helfen. Sag mir, Éomer, wie weit ziehen sich die Höhlen durch die Erde?“  Éomer dachte nach, und sagte dann:

„Im Augenblick enden sie an den Grenzen Ostfolds. Dort kommen sie durch eine riesige Höhle zur Oberfläche! Wie weit sie in andere Richtungen reicht, weiß ich nicht.“

„Gut“, Gandalf nickte.

„Wenn wir weiterreiten, sollten wir uns diese Höhle auf jeden Fall ansehen. Ich muss mir das Erdreich dort anschauen. Éomer, beschreibe uns genau, wo die Höhle liegt. Und ihr anderen, haltet Euch aufbruchbereit. Ihr wisst, das wir noch heute weiterreiten wollen.“

Èomer sah überrascht Gandalf an.

„Ihr wollt schon wieder fort? Ich hatte gehofft, ihr bleibt eine Weile!“

„So leid es mir tut, mein Freund, aber wir kamen nur, um Euch zu benachrichtigen. Ausserdem erbitten wir hilfe von euch, sollten sich unsere Befürchtungen bestätigen. Wenn es zum Krieg kommt, brauchen wir jeden Freund!“ Ernst schaute Gandalf auf Éomer.

„Meine Unterstützung habt Ihr gewiss!“ stimmte Éomer zu.

„Das ist gut. Nun, zeige mir den Weg zu der Höhle.“ Gandalf ging mit Éomer, der zu einem Tisch ging, und darauf eine Karte ausbreitete, die er aus einem Schrank genommen hatten. Er zeigte Gandalf den Weg, und auch Aragorn sah sich die Karte an. Die anderen Gefährten warteten. Als Éomer mit Gandalf und Aragorn zurückkam, war gut eine halbe stunde vergangen. Gimli wurde langsam ungeduldig, und fagte darum Gandalf, ob sie nun wieder aufbrechen würden. Gandalf nickte.

„Ja. Wir müssen nun aufbrechen, bevor es dunkel wird. Wir müssen noch ein gutes Stück reiten, bevor wir Rast machen können. Wir werden bis zu dieser Höhle wieder gut eine Woche brauchen. Allerdings müssen wir dann an der Grenze Ostfolds ein kleines Stück durch einen Wald reiten, um an die Felsen des diesseitigen Gebirges zu kommen, denn dort hat die Höhle ihre Öffnung! Also, Freunde, lasst uns aufbrechen.“

Sie alle gingen durch die Hallen Éomers, und verließen die Burg. Draußen ließ Éomer die Pferdehüter rufen. Nach kurzer Zeit brachten diese die Pferde. Éomer begrüßte Schattenfell.

„Sei gegrüßt, Fürst der Mearas. Hast Du Deine TochterWolkenmähne besucht? Wie ich sehe, begleitet auch einer Deiner Söhne diese Fahrt. Sagt mit, wer von Euch reitet Silberwind?“

„Ich bin die, die von Ihm getragen wird!“ Nandriel trat hervor. Éomer sah sie an.

„Richtig. Ihr seid neu in der Gemeinschaft. In all der Aufregung hat man mir nicht die Zeit gelassen, viel mit Euch zu reden, nicht war? Ihr seid Elbin? Dann seid Ihr sicher eine Freundin von Frau Arwen, und seid mit Ihr gereist?“ fragte Éomer sie.

„Nein. Ich bin zwar jetzt eine Gefährtin von Arwen, aber ich kam nicht mit Ihr. Niemand ausser Gandalf kannte mich vorher. Er war es, der mich mit auf die Fahrt nahm.“

„Nun, so muss er viel von euch halten. Ich wünsche euch Glück, Herrin. Die Reiterin eines Mearas muss etwas besonderes sein.“ Nandriel nickte, und verneigte sich. Dann saß sie auf. Éomer verabschiedete sich von allen anderen. Dann verließ die Gemeinschaft Edoras, und machte sich auf zu jener Höhle, von der Éomer berichtete.

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11.

Die Falle in der Höhle

Die Gemeinschaft ritt gut eine Woche, bis sie zu dem besagtem Wald an er Grenze Ostfolds kamen. Sie ritten in den Wald hinein. Er war hell, und man konnte ihn gut mit dem Pferd durchquehren, da es Pfade und Gänge gab, die breit genug waren. Jedoch war der Wald ungewöhnlich still. Man hörte nicht einen Vogel, nur das Geräusch der Zweige, wenn der Wind sie hin- und herbewegte. Als sie gut drei Stunden durch den Wald geritten waren, kamen sie an den Rand des Waldes. In gut zehn Metern Abstand sahen sie die Höhle, von der Éomer gesprochen hatte. Sie beschlossen, hier am Waldrand zu rasten, und die Höhle morgen zu erkundigen, denn es dämmerte bereits. Darum schlugen sie ein Lager auf, und sie wählten die Wachreihenfolge aus. Sam kochte wieder etwas gutes, und so saßen sie dann alle um ein warm flackerndes Feuer herum, und erzählten ein paar Geschichten. Später legten sie sich schlafen, und Nandriel, die die erste Wachschicht erhalten hatte, saß in ihre Decke gehüllt dort, und sann ihren eigenen Gedanken nach. So vertieft war sie in diese, das sie nicht bemerkte das Legolas neben sie gekommen war, und sich zu ihr gesetzt hatte. Erst als er sie nun ansprach, wurde sie seiner gewahr.

„Herrin, Ihr seid sehr abwesend. Ihr habt mich nicht einmal bemerkt, als ich neben Euch stand. Wenn ihr müde seid, so lasst mich die Wache für Euch übernehmen, und schlaft ein wenig!“

„Nein, ich bin nicht müde, und ich werde auf Wache bleiben. Doch danke ich Euch für das Angebot, Herr!“ Sie sah in an, und lächelte. Und dann, als sie ihn so ansah, lächelte auch er, nur ganz leicht, und unmerklich zwar, doch Nandriel sah es, und ihr Herz wurde warm.

„Was ist mit Euch Herr? Seid ihr gar nicht müde? Wollt ihr denn nicht ruhen?“ fragte sie.

„Nein, ich bin nicht müde, darum ruhe ich auch nicht. Ich dachte mir, so kann ich euch etwas Gesellschaft leisten. Aber wenn ihr meine Anwesenheit nicht wünscht, werde ich gehen!“ er sagte dies leise, und fast flüsterte er. Nandriel schweig eine Weile. Dann aber lächelte sie wieder, und antwortete.

„Doch, Herr, ich freue mich über Eure Anwesenheit. Eure Gesellschaft ist eine große Ehre für mich. Ich bitte Euch, erzählt mir doch etwas!“ Sie sah ihn an, doch als sie nun wieder in seine Augen blickte, bemerkte sie wieder dieses Leuchten, und scheinbar ohne Grund wurde ihr Herz schwer. Darum schaute sie fort. Legolas jedoch hatte das gleich gespürt wie sie, doch er wandte sich nicht ab, sondern blickte sie weiterhin an. Dabei schien er nachzudenken.  Dann sagte er:

„So sei es. Ich werde euch etwas erzählen, Herrin, doch zuvor sagt mir, warum ihr den Blick so oft von mir wendet. Ertragt ihr meinen Anblick nicht?“ Nandriel hatte das Gefühl, fast so etwas wie schmerz in seiner Stimme zu hören, oder zumindest Enttäuschung. So sah sie ihn wieder an, und sprach:

„Nein, Herr. Aus diesem Grund sehe ich nicht fort von euch, denn Euer Anblick ist schön. Ja, Ihr seid schön und edel, und ich sehe aus ehrfurcht fort von Euch, denn ihr seid ein Prinz! Ich habe nicht das recht, euch so lange anzusehen!“ sie wandte den Blick wieder ab von ihm. Doch Legolas streckte seine Hand aus, berührte damit ihr Kinn, und zog es ein wenig zu sich hin, so das sie in sein Gesicht schauen musste. Er sah ihr in die Augen, und sagte dann:

„Ich weiß noch nicht, was es bedeutet, aber ich weiß, das Ihr dasselbe seht, was ich sehe, wenn wir uns anblicken! Darum will ich, das Ihr mich anschaut, solange Ihr wollt, Herrin, wenn auch ich Euch anschauen darf!“  Dann zog er seine Hand zurück, und sah eine Weile in die Dunkelheit hinein. So überrascht war Nandriel von dem, was er getan hatte, das sie ihre Hand hob, und an ihr Kinn faste. Ihr Herz hatte bei seiner Berührung einen Sprung gemacht. Sie dachte über seine Worte nach, und dann sagte sie:

„Nun Herr, wenn ich Euch ansehen darf, so sollt auch Ihr mich ansehen, so oft und solange Ihr wollt!“ als sie dies gesagt hatte, drehte er sich wieder zu ihr um.

„Das erfreut mich Herrin. Dann lasst mich nun etwas erzählen, wie Ihr es gewünscht habt!“

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Nandriel nickte. Sie streckte ihre Beine ein wenig, und machte es sich bequem, um ihm zuzuhören. Legolas begann zu reden, und sie lauschte seiner Stimme, und nahm alles auf, was er ihr erzählte. Dabei aber war sie sehr wachsam, bemerkte jedes Geräusch, und jede Bewegung nahmen ihre Augen war, und wenn es auch nur die Zweige im Wind waren. Als ihre Wache nach zwei Stunden beendet war, übernahm Sam seine Wache, doch Nandriel verspürte noch immer keine Müdigkeit, so das sie Legolas bat, sich mit ihr nocheinmal eine Weile ans Feuer zu setzen. Er freute sich über diese Bitte, und so saßen sie, und auch Nandriel erzählte nun. Nach einer Weile holte Legolas einen kleinen Beutel hervor. Er öffnete ihn, und Nandriel konnte in der Dunkelheit kleine Brocken erkennen, doch wusste sie nicht, was es war. Legolas reichte ihr den Beutel, und fragte:

„Mögt ihr Waldnüsse, Herrin? Nun, wenn ja, so biete ich Euch hier welche an. Es sind große Nüsse aus dem Düsterwald. Keine besseren werdet ihr je schmecken!“

Nandriel war wieder überrascht. Legolas verhielt sich anders als sonst. Er war irgendwie fröhlicher, und auch gesprächiger. Das er ihr nun etwas von seinem Essen anbot, war etwas völlig aussergewöhnliches für sie. Darum antwortete sie:

„Das ist sehr nett von Euch, Herr. Doch solltet ihr Euer Essen lieber sparen. Vielleicht braucht ihr es ein anderes mal!“

„Nein, Herrin. Glaubt mir, ich bin gewiss nicht leichtsinnig. Dies Essen nahm ich für zwischendurch mit, und wenn die Anderen wach wären, würde ich auch ihnen etwas anbieten. Doch sie schmecken frisch am besten. Also nehmt nun ruhig etwas!“ Er hielt den Beutel noch näher an sie heran. Nandriel zögerte noch kurz, dann aber nahm sie sich eine der Nüsse, und biss ein Stück davon ab. Sie schmeckten würzig, und doch süß, und waren beim kauen weich auf der Zunge. Nandriel schloss die Augen, um den Geschmack besser wahrnehmen zu können.

„Sie schmecken euch?“ fragte Legolas.

Nandriel öffnete die Augen, und sagte:

„Ja, sie sind köstlich. Ich danke euch.“ Legolas gab ihr noch eine, und packte dann den Beutel fort.

„Wenn unsere Reise beendet ist, Herrin, dann seid Ihr von mir eingeladen, den Düsterwald zu besuchen. Und wenn Ihr wollt, gehen wir zusammen Waldnüsse sammeln, für Euch, Herrin!“

Nandriel wurde verlegen. Der Prinz des Düsterwaldes lud sie zu sich ein? Warum tat er das nur? Sie schaute zu Boden, und konnte sich nicht überwinden ihn anzusehen. Aber sie antwortete:

„Ja, Herr, das würde ich sehr gerne tun.“

Legolas nickte ihr zu, dann stand er auf, und ging zu seinem Schlafplatz. Nandriel legte sich hin, und versuchte zu schlafen, doch zuerst fand sie keine Ruhe. Die ganze Zeit über hörte sie seine Stimme, und seine Worte. Dann aber, als sie nocheinmal daran dachte, das er sie eingeladen hatte, wurde ihr ganz warm ums Herz, und schließlich fiel sie in einen ruhigen Schlaf.

 

Arwen hatte die ganze Zeit wach in der Nähe von Nandriel und Legolas gelegen, so das sie ihr Gespräch gehört hatte. Sie hatte nicht lauschen wollen, soetwas lag ihr fern, wo sie doch selbst eine Elbin gewesen war. Doch hatte sie es nicht übers Herz gebracht, die beiden zu stören. Arwen dachte über die Worte nach, die sie gehört hatte. Und dann, nachdem sie etwas überlegt hatte, begann sie zu lächeln, und Freude überkam ihr Herz. Anscheinend hatten sich diese beiden, Legolas und Nandriel, ineinander verliebt, es aber noch nicht begriffen, sie hatten ihre Herzen noch nicht verstanden. Aber Arwen hatte ganz deutlich die Sanftheit in ihren Stimmen gehört. Bald schon würden die beiden sich finden. Arwen lachte leise in die Dunkelheit hinein. Dann versuchte sie einzuschlafen, und ihr Herz war erfreut.

Zwei Stunden vor Sonnenaufgang wurden sie alle von Gandalf geweckt, der gerade Wache hatte. Er hatte ein merkwürdiges Geräusch gehört, das scheinbar immer näher kam. So waren

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alle schnell auf den Beinen, und horchten. Gandalf berichtete, was er gehört hatte.

„Es war eine Art wispern und rascheln, wie von Papier, das gegeneinander gerieben wird. Anders kann ich es nicht beschreiben. Allerdings habe ich das Gefühl, als würde ich das Geräusch kennen!“ Er nahm seinen Stab, und ließ ihn hell aufleuchten, um das Licht des Feuers zu unterstützen. Als das Licht die Dunkelheit so ein wenig mehr verdrängte, sahen die Gefährten zwischen den Bäumen viele Schatten. Jeder ungefähr so groß wie ein Hobbit, und alle waren dunkel und schnell, und sie huschten rund herum um ihr Lager. Da erkannte Legolas, was es war.

„Spinnen!“ rief er. Gandalf fuhr herum zu ihm, und starrte ihn an. Dann sagte er:

„Spinnen- Natürlich! Darum kam mir das Geräusch bekannt vor! Ich hörte es nicht selbst, aber ich erinnerte mich an die Erzählungen von Bilbo!“ Gandalf sah jetzt wieder in die Dunkelheit hinter den Bäumen.

„Es sind die Spinnen aus Düsterwald!“ sagte Legolas.

„Hierher sind sie also gegangen.“ Gandalf grübelte.

„Aber warum nur?“  Gandalf schien ihre missliche Situation vergessen zu haben.

„Etwas muss sie hierher gezogen haben. Aber was nur? Was könnte eine Horde Spinnen dazu bewegen, ihren Jahrelangen Wohnort zu verlassen, und hierher zu kommen?“  

Sam Gamdschie fand, das jetzt nicht die Zeit für grübeleien war, darum stieß er Gandalf an, und sagte:

„Ich will Euch ja nicht stören, Herr Gandalf, aber vielleicht wäre es besser, später über warums und wies nachzudenken. Ich denke, wir haben ein ziemliches Problem!“

Schon wagten die ersten Spinnen sich heran, und traten aus dem Schatten heraus. Sie waren abscheulich. Ihre Facettenaugen blitzten im Schein des Feuers, ihre Beine waren lang und behaart. Und es waren viele. Bis jetzt hatten es erst drei gewagt, ins Licht zu kommen, aber sie zählten gut zwanzig weitere Schatten im Dunkel der Bäume. Eine besonders mutige Spinne seilte sich von einem Baum direkt über Gimli ab. Sie bezahlte mit ihrem Leben dafür, denn Gimli kreischte ein wenig panisch, und riss seine Axt hoch, und schlitzte der Spinne den Bauch auf. Doch als sei dies das Zeichen zum Angriff gewesen, stürzten sich die Spinnen nun auf die Gefährten, und griffen sie mit ihren Kieferzangen an. Die Gefährten begannen zu kämpfen. Gandalf, der sich besonnen hatte, ließ Blitze zucken, und erschlug so alles, was ihm zu nahe kam. Aragorns Schwert mähte die Spinnen wie eine Sense das Korn, und auch die Hobbits wehrten sich tatkräftig, indem sie den wiederlichen Achtbeinern eben diese verkürzten und abschlugen. Legolas, Nandriel und Arwen schossen mit Ihren Elbenbögen, und die Spinnen vielen wie Blätter von den Bäumen. Doch so viele Spinnen sie auch töteten, es schienen doppelt soviele wiederzukommen. Gimli, der mit dem Gesicht zur Höhle stand, rief zu den anderen:

„Nun, Freunde, wir wollten die Höhle erkundigen! Mir scheint, jetzt ist der beste Augenblick dafür! Dort haben wir den Rücken frei, und dann kann uns von vorne keine Spinne mehr gefährlich werden. Dafür sind wir zu stark!“ Er schaute zu Gandalf hinüber. Dieser zögerte einen Moment. In eine nicht erforschte Höhle zu flüchten war ein Risiko.Doch dann nickte Gandalf.

„Mir scheint, wir haben keine andere Wahl. Also, in die Höhle, Freunde, Ziehen wir uns zurück.“

Sie kämpften sich gemeinsam heran an die dunkle Öffnung im Felsen. Von hinten griffen die Spinnen noch immer an, jedoch in richtung Höhle flüchteten sie. Dann hatten sie es geschafft. Sie waren in der Höhle. Gandalfs Stab erleuchtete sie, und man sah, das sie nicht sehr hoch war, aber scheinbar weit in die Erde herein führte. Am Höhleneingang griffen immer noch Spinnen an, jedoch nur vereinzelt, als wüssten sie, das sie so keine Chance hatten, die Gemeinschaft zu überwältigen. Dann, plötzlich, waren alle Spinnen verschwunden. Keine war mehr zu sehen.

„Sie sind weg!“ Pippin schaute zur Höhle hinaus, und trat einen Schritt nach draußen. Doch

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Gandalf zog Pippin rasch zurück in die Höhle, und keinen Augenblick zu früh. Von oben kam plötzlich etwas dunkles, und stürzte auf den Fleck, auf dem eben noch Pippin gestanden hatte.

„Puh...“ das war alles, was Pippin jetzt herausbrachte. Gandalf sah ihn streng an, sagte jedoch nichts. Aber er sammelte einen Stein auf, und warf ihn hinaus aus der Höhle. Sofort stürzten sich vier Spinnen darauf, die aus dem Wald herausgesprungen kamen! Merry war entsetzt.

„Sie sind also noch da. Jetzt sind wir hier gefangen. Ihr dachtet wohl, sie würden weiter angreifen, bis keine mehr übrig ist, aber scheinbar sind diese Viecher gar nicht so dumm, wie man denkt. Nun lassen sie uns nicht fort, bis wir vor Hunger sterben, richtig, Gandalf?“

Der Zauberer überlegte eine Weile. Dann aber sagte er:

„Nun, ich glaube, du hast nur zur Hälfte recht. Wenn die Spinnen uns wirklich als Nahrung wollten, würden sie uns weiter angreifen. Aber anscheinend wollten sie uns hier drinnen haben. Doch warum nur?“

„Ich glaube, Pippin hat Recht! Die wissen, das wir zu stark für sie sind, hier drin, und darum warten sie nun, bis wir hierdrinnen verrotten.“ Sam runzelte missmutig die Stirn.

Alle schwiegen, und sahen sich etwas in der Höhle um. Plötzlich begann Arwen zu zittern, und dann sie rief:

„Da kommt etwas! Etwas ist dort hinten, in der Dunkelheit!“ sie wies mit dem Finger in eine Richtung. Auch die Gefährten bemerkten jetzt eine Bewegung im inneren der Höhle. Sie hielten ihre Waffen wieder einsatzbereit. Nun hörten sie auch etwas. Da war dieses rascheln, wie vorher bei den Spinnen, doch klang es wie nur ein einziges Wesen. Und dann begann es zu stinken. Es roch erbärmlich nach Tot und Verwesung. Dann erglühte im hinteren Teil der Höhle ein einziges, fahles Licht. Das Licht eines riesigen Auges! Und dann konnte man auch den Körper erkennen. Er war mindestens dreimal so groß wie die anderen Spinnen. Hinter dem Kopf, indem nur das eine Auge leuchtete, sah man einen aufgequollenen Leib. Das fürchterliche Geschöpf ging ein wenig ungleichmäßig, und dann konnte man sehen, das ein Bein nur zur Hälfte vorhanden war. Voller Entsetzten starrten die Gefährten auf den Schrecken, der nun vor ihnen stand. Frodo und Sam erkannten sie, und aller Mut wich aus Ihren Herzen.

„Kankra!“ Sams Schwert fiel ihm aus der Hand. Frodos Atem stockte. Dann sagte er:

„Aber Sam...wie...wieso lebt sie noch? Sie müsste doch tot sein!“ Sam hob sein Schwert wieder auf.

„Nun ja, das haben wir gedacht, Herr! Ich sah sie flüchten, in ihre Höhle bei Cirith Ungol, aber sterben sah ich sie nicht. Und nun ist sie hier!“ Er tat mutig ein paar Schritte auf das Ungeheuer zu, und hob sein Schwert!

„He, Du Scheusal! Kennst Du mich noch? Dein Auge habe ich Dir ausgestochen!“

Kankra zischte, doch sie wich nicht zurück. Sie merkte sich nicht, wer ihr was angetan hatte. Sie rächte sich an jedem für all ihren Schmerz. Doch sah sie das erhobene Schwert, und das stellte eine Gefahr da. Darum zischte sie. Aber sie musste zeigen, das sie überlegen war. Darum hob sie eines ihrer Beine, und stellte es einen Schritt weiter nach vorne. Und das Schwert wich zurück.

Sam machte einen Sprung nach hinten, als Kankra sich bewegte. Scheinbar ließ sie sich nicht einschüchtern. Das Ungeheuer setzte sich nun in Bewegung. Erst langsam. Sie machte einen Schritt auf den Höhleneingang zu. Gandalf aber wusste plötzlich, wie das alles gedacht war.

„Eine Falle!“ schrie er.

„Es ist eine Falle! Die Spinnen handeln auf  Ihren Befehl! Darum sind sie hier. Kankra hat sie zu sich gerufen! Sie haben uns hierher getrieben, weil sie wussten, das wir hier in der Falle sitzen würden! Sie haben uns genau da, wo sie uns haben wollte! Läuft, läuft zum Eingang, und versucht euch freizukämpfen!“ Gandalf lief bereits auf die Höhlenöffnung zu. Doch es war zu spät. Während Gandalfs schreien hatte sie geahnt, das ihr Plan durchschaut war, und so sprang sie mit einem riesigem Satz, direkt von die Höhlenöffnung, und versperrte den Gefährten den Weg. Aus! Die Falle war zugeschnappt. Kankra saß vor ihnen, und zischelte

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sie an. Aragorn trat einen Schritt nach vorne!

„Lasst uns den Weg freikämpfen! Wenn Kankra geschlagen ist, werden die Spinnen nicht den Mut haben, uns noch wieder anzugreifen!“ Er richtete sein Schwert nach vorne! Arwen jedoch berührte seinen Arm, und sagte:

„Nein! Wir dürfen sie nicht einfach töten! Ich kann mit ihr reden! Sie wird uns durchlassen müssen, denn sie steht nicht mehr im Dienste Saurons. Sie muss nun Achtung haben, vor anderen Wesen!“ Arwen trat auf Kankra zu, die noch immer reglos in der Höhlenöffnung saß. „Was hast Du vor, Arwen?“ rief Gandalf zu ihr.

„Du kannst nicht mit Ihr reden! Auch wenn sie nun nicht mehr in Saurons Dienst ist, sie ist noch immer ein böses Geschöpf. Das war sie schon immer! Sie ist doch nicht nur eine Spinne, und Du weißt das Arwen! Sie ist eine Lichtfresserin! Und nun, wo sie frei ist, kann sie tun, was sie will. Niemand befiehlt ihr mehr!“ Gandalf gestikulierte heftig, und redete auf Arwen ein. Diese jedoch wollte das nicht hören.

„Ich glaube an das Leben in ihr! Sie will leben, und darauf hat auch sie ein Recht! Mann muss jedes Geschöpf achten. Wenn ich ihr sage, das Sauron sie vielleicht wieder versklaven wird, dann muss sie uns verstehen!“ Arwens Stimme war verzweifelt, und voller Trauer. Nandriel trat zu ihr, und legte ihr die Hand auf die Schulter! Leise sprach sie nun zu Arwen.

„Spürst Du nicht Ihren Hass, Arwen? Ich spüre ihre bösen Gedanken ganz deutlich. Sie hat keine Achtung vor uns, oder irgendwelchen anderen Lebewesen. Nicht mal ihre eigene Gattung verschohnt sie. Sie riecht nur unser Blut! Verschwende Deine Kraft nicht an ihr!“

Arwen sah nun zu Boden. Es schien, als würde sie einsehen, das es keinen Sinn hatte, mit Kankra reden zu wollen. Arwen sah auf das fürchterliche Geschöpf, das noch immer stand, wo es vorher war. Kankra wartete. Sie brauchte nicht anzugreifen, das hatte nur zur Folge, das der Weg hinter ihr frei wurde. Nein, sie wartete, bis man sie angreifen würde, und dann würde sie gewiss ein gutes Essen bekommen!

Arwen schaute Kankra noch immer an. Dann, plötzlich, rannte Arwen auf  Kankra zu.

„Ich muss es versuchen, das bin ich jedem Lebewesen schuldig!“ schrie sie zu den anderen!

„Arwen, nein!“ Aragorn lief hinter ihr her! Die anderen waren zuerst regungslos vor Schreck, doch dann liefen auch sie hinterher.

Arwen hatte bereits begonnen, mit Kankra zu reden. Sie hatte die Arme erhoben, und sprach mit leisen Elbenworten auf sie ein. Kankra zischelte. Sie verstand nicht so recht, was da vor sich ging, doch hatte sie plötzlich Bilder im Kopf, die wohl passieren würden, wenn sie diese Menschen nicht gehen lassen würde. Die Bilder in ihrem Kopf wurden zu Worten, die sie mehr schreckten, als das, was sie gerade gesehen hatte. Es waren Elbische Worte, und Kankra spürte den Schmerz, den sie auslösten, tief in ihrem inneren. Alles kam von diesem Weibchen, das dort vor ihr stand. Kankra hatte das Gefühl, zur Seite weichen zu müssen, und langsam, Schritt für Schritt, gab sie den Weg frei. Arwens Zauber hatte gewirkt! Die Gefährten nutzten die Chance, und alle flohen aus der Höhle. Draußen waren noch immer Spinnen, doch da ihre große Herrin zurückwich, taten sie es ihr gleich. Als letztes verließ Aragorn die Höhle, und Arwen ging nach ihm. Sie löste ihren Zaubern und folgte Aragorn.

Kankra war plötzlich wieder frei. Kein Drang hielt sie mehr, keine Worte bannten sie, aber sie fühlte noch den Schmerz, den man ihr zugefügt hatte. Sie zischte, und kreischte, und lief dann auf das Weibchen zu, das nur wenig weit von ihr entfernt war.

Aragorn nahm eine Bewegung aus den Augenwinkeln war, und fuhr herum! Da war Kankra, und kam direkt auf Arwen zu! Noch bevor es Aragorn schaffte, Arwen zu warnen, war Kankra auch schon bei ihr, und bohrte ihr von hinten ihre Spinnenkiefer in den Rücken. Wütend warf  Kankra den Kopf hoch, und riss dabei Arwen mit in die Höhe! Schmerz und Überraschung stand in den Augen Arwens. Dann waren Aragorn und die Gemeinschaft bei Kankra, und griffen sie zusammen an. Voller Wut schlug Aragorn auf Kankras Leib ein, und stach ihr große Wunden. Gimli hackte ihr mit seiner Axt jedes einzelnde Bein ab. Nandriel und Legolas schossen Pfeil über Pfeil in ihren Körper. Doch Kankra weigerte sich zu sterben.

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Nun hieben auch die Hobbits mit ihren Schwertern auf  Kankra ein. Dann kam Gandalf. Er hob die Arme, und ließ einen gewaltigen Blitz herabfahren, direkt in Kankras Leib hinein.

Endlich wich das Leben aus ihr. Sie zischte noch ein letztes Mal, und dann verlöschte Kankras Auge für immer.

Aragorn lief zu Arwen, die von Kankra fallen gelassen worden war. Sie regte sich nicht, und in ihrem Körper klaffte ein einziges, großes Loch.

„Arwen!“ Aragorn nahm ihren Körper in die Arme. Die Verletzung war absolut tötlich. Aber noch war Leben in ihr. Arwen hustete, öffnete die Augen, und spuckte Blut. Sie wollte etwas sagen, doch Aragorn legte einen Finger auf ihre Lippen!

„Nicht reden! Alles...Alles wird gut!“ In den Augen Aragorns glänzten Tränen. Arwen jedoch schüttelte leicht den Kopf. Dann schluckte sie schwer, und sagte:

„Es tut mir so leid, Liebster. Ich wollte an das Gute glauben. Verzeih mir, ich habe einen großen Fehler gemacht! Jetzt muss ich dich alleine lassen.“

„Nein, alles wird gut, hörst du nicht? Du wirst wieder gesund!“ Tränen fielen nun von den Wangen Aragorns, hinab auf Arwens Gesicht. Arwen aber lächelte.

„Nein, ich schwinde schon. Meine Seele will schon fort, doch habe ich noch einige Dinge zu sagen! Ich...muss...mich beeilen! Aragorn...vergiss niemals, das ich dich sehr geliebt habe, und immer lieben werde! Aber trauere nicht zu lange um mich!“ Aragorn weinte. Dann schrie er sie an:

„Sei ruhig! Ich will das nicht hören! Ich will das nicht...“ die letzten Worte gingen in seinem Schluchzen unter. Arwen hob eine Hand, und strich über sein Gesicht. Sanft wusch sie seine Tränen fort.

„Arwen Abendstern wird man bald nur noch aus Liedern kennen. Aber ich werde in Deinem Herzen bleiben, Aragorn. Und Du weißt, in jeder Dunkelheit entzündet sich früher oder später ein Licht!“ Dann sah sie zu den Gefährten, die betroffen um sie herum standen. Sie nahm noch einmal all ihre Kraft zusammen, und sagte:

„In... dieser Gemeinschaft sind...zwei, die sich sehr lieben werden...wenn sie sich erkannt haben...ich wünsche ihnen ein langes Leben...und...Glück...und Frieden!“ Sie wandte sich ein letztes mal zu Aragorn, und flüsterte so, als sei sie schon weit fort:

„Ich muss...nun gehen...Ich...liebe...Dich!“ dann schloss Arwen ihre Augen, und starb.

Niemand konnte ein Wort sagen, und so hörte man lange Zeit nur das weinen Aragorns. Dann aber sagte er unter Tränen:

„Arwen Abendstern! Kein Herz aus dieser Gemeinschaft wird dich je vergessen, und auch alle anderen werden lange trauern, und lange wird die Zeit sein, ehe unser lachen wieder vollkommen glücklich sein kann, denn Dein Leuchten hat uns verlassen. Ein großer Stern in unserem Leben ist erloschen!“ Aragorn stand auf, und ging ein paar Schritte fort, von der Gemeinschaft. Nun weinten auch die anderen, und sagten Arwen noch Abschiedsworte, flüsterten ihr ins Ohr, wie sehr sie geliebt wurde, und das sie niemals vergessen würde, und dann verzweifelten sie alle, und schwiegen wieder!

Als sie lange so gestanden hatten, den Hobbits war es wie Jahre vorgekommen, traten Pippin und Merry zu Gandalf herüber. Sie hatten in dieser dunklen Stunde etwas auf dem Herzen.

„Was passiert mit Frau Arwen, Gandalf? Wir lassen sie doch nicht hier?“ voller Entsetzen schüttelte Merry sich.

„Nein, Pippin.“ Gandalf antwortete ruhig, doch klang seine Stimme schwach und alt, in diesem Moment.

„Das würde Aragorn niemals zulassen. Wir nehmen sie mit nach Minas Tirith. Aragorn wird sie tragen wollen, und ich werde dafür sorgen, das ihrem Körper nichts geschieht, und das sie so bleibt, wie sie ist. Sie soll aussehen, als ob sie schläft, bis wir ihr ihre ewige Ruhe geben können! Man wird einen Boten zu Elrond schicken müssen. Das wird ein schwerer Schlag für ihn.“ Gandalf schaute zu Aragorn hinüber. Legolas, der ebenfalls noch voll Tauer war, kam zu Gandalf, und sagte mit leiser Stimme:

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„Ich empfinde großen Schmerz über den Tod Arwens, und ich würde gerne eine Zeitlang nur trauern. Aragorns Herz muss erfüllt sein von Verzweiflung. Er liebte Arwen mehr als sein leben.“ Legolas sah Gandalf an, dieser nickte. Dann wandte Legolas den Kopf, und schaute Nandriel an, lang, und nachdenklich. Sein Blick war schwer zu deuten, aber Nandriel wandte den Blick nun nicht mehr ab, sondern sah Legolas sbenfalls an. Und dann, völlig unerwartet, wurde den beiden in ausgerechnet dieser Stunde der Trauer klar, das sie einander liebten. Arwen hatte sie gemeint, als sie sagte:“In der Gemeinschaft sind zwei, die sich sehr lieben werden...“ Und als sich ihnen nun dies offenbarte, waren sie verwirrt, und wandten ihre Blicke voneinander ab. Doch sie wussten, von nun an würde diese Fahrt für sie beide anders sein, denn in all der Dunkelheit und Trauer, waren plötzlich ihre Sterne erstrahlt!

Dann überkam sie wieder die Trauer, und die Gemeinschaft beschloss, solange zu trauern, bis Aragorn zu ihnen kommen würde, und bereit war mit ihnen weiterzuziehen. Darum schwiegen und weinten sie noch lange, und als Aragorn endlich zu ihnen kam, war bereits der neue Morgen da. Aragorn schaute in die Gesichter der Gemeinschaft, dann hob er Arwens Körper auf, und sagte:

„Lasst uns Arwen nun so schnell wie möglich nach Minas Tirith bringen, und diesen Ort verlassen. Niemals will ich ihn wiedersehen!“

Und so sammelte die Gemeinschaft ihr Gepäck auf, das von den Spinnen unberührt gelassen wurde, und Gandalf pfiff nach Schattenfell, der die Pferde von der Gefahr fortgebracht hatte. Nun kam er, zusammen mit den anderen, und ging auf Aragorn zu. Er berührte Arwen mit seinen weichen Pferdelippen, und dann wieherte er laut, und alle Pferde wieherten mit ihm, und es klang traurig. Dann aber , als Aragorn auf sein Pferd steigen wollte, kam Schattenfell nocheinmal, und stellte sich vor ihn. Aragorn wandte sich um, zu Gandalf.

„Was möchte er, Gandalf?“ Gandalf kam herüber, und strich mit den Fingerspitzen über Schattenfells Rücken. Dann sagte er:

„Er bittet Dich darum, Dich und Arwen tragen zu dürfen.“

Aragorn nickte, und so schwang er sich auf Schattenfells Rücken, und Gandalf reichte ihm Arwen herauf. Die anderen stiegen ebenfalls auf, Gandalf saß nun auf  Feuerhuf, dem Pferd von Aragorn. Schattenfell gallopierte los, und schnell, lief er. Fast zu schnell für die anderen, doch gaben sie alle Kraft die sie hatten, um mitzuhalten. Schon nach kurzer Zeit kamen sie wieder an die Grenze von Ostfold, und überquehrten diese. Nun waren sie im Land Anórien, und sie ritten den ganzen Tag ohne große Pause. Sie hielten nur Abends, um den Pferden eine Pause zu geben, denn sie selbst hatte keine Muße für eine längere Rast. Hunger hatte keiner von ihnen, zwingen mussten sie sich, auch nur den kleinsten Bissen herunter zu bekommen.

Aber auch die Pferde wollten nur so kurz wie möglich ausruhen, so das sie nur eine Woche brauchten, bis der weiße Turm von Minas Tirith vor ihnen auftauchte. Nun machten sie keine Pause mehr, und spät am Abend kamen sie endlich an, müde waren sie, und unendlich traurig. Die Bediensteten Aragorns kamen heran, und sie fragten, ob die Herrin schlafe. Wie bleich vor Schrecken wurden sie alle, als sie erfuhren, das die Königin tot war! Und es brach Wehklagen aus in Minas Tirith, und man hängte die schwarze Fahne aus, was bedeutete, das das Königshaus in Trauer war. Aragorn verließ die Gefährten ohne ein weiteres Wort, und zog sich zurück in seine Gemächer. Keiner verübelte ihm dies.

Die anderen Gefährten wurden von Kammerfrauen zu verschiedenen Zimmern geführt, und sie alle ließen sich auf die Betten fallen, und keiner nahm sich die Zeit, sich erst noch Schuhe oder Kleidung auszuziehen. Sie sanken in tiefen Schlaf, und schliefen erschöpft beihnahe drei Tage lang, ohne ein einziges mal aufzuwachen.

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 12.

Entscheidungen und Trauer

Nach drei Tagen Erschöpfungsschlaf erwachte der Hobbit Frodo als erster. Er setzte sich in seinem weichem Bett auf, und sah sich ein klein wenig verwirrt um. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war. Aber dann, als er ein Blick aus dem Fenster warf, durch das rechts von ihm die Sonne schien, erinnerte er sich. Denn draußen leuchtete der weiße Turm.

„Minas Tirith!“ Frodo seufzte. Dann ließ er sich wieder in die Kissen gleiten. Aber müde war er nicht mehr.

„Wie lange habe ich wohl geschlafen?“ fragte er sich. Er seufzte nocheinmal. Dann stand er auf. Er wollte sich nach seiner Kleidung umsehen, merkte dann aber, das er noch alles anhatte. Darum ging er zut Tür, öffnete sie, und trat auf den Gang hinaus. Es war still in der Burg. Er wanderte durch lange Gänge, und durchquehrte einige Türen. Durch Zufall erreichte er die Küche, und trat ein. Hier waren einige Menschen auf den Beinen. Frauen, die Gemüse wuschen, und welche, die in großen Töpfen auf loderndern Feuern etwas kochten. Frodo bemerkte plötzlich, wie hungrig er war, als er so in den Küchendüften schnupperte. Und als wäre das ein Zeichen gewesen bemerkte ihn jetzt eine der Frauen. Sie legte ihre Kelle fort, mit der sie in einem der Töpfe gerührt hatte, und kam lächelnd auf Frodo zu.

„Guten Tag, mein junger Herr. Ist also endlich einer von Euch aufgewacht! Ihr seid der erste.“

Sie tätschelte ihm die Schulter. Ihre Hände waren groß und voller Schwielen, aber ihre Berührung war angenehm und freundlich. Frodo lächelte zu ihr hoch.

„Wie lange habe ich denn geschlafen?“ fragte er. Die Frau überlegte einen Moment.

„Nun, fast drei Tage lang. Kein wunder, das Euer erster Weg in die Küche führt. Ihr müsst ja ganz ausgehungert sein. Soll ich Euch ein Frühstück machen? Seit ihr angekommen seid, hat niemand mehr Gefrühstückt. Alle sind in trauer!“ Die Frau sprach mit Frodo, als wäre er ein Kind, und sie strich ihm übers Haar, doch er ließ es sich gefallen.

„Ich hätte gern ein Frühstück. Doch bitte sagt mir doch Euren Namen, gute Frau, und leistet mir Gesellschaft. Ich mag nicht alleine essen, wenn alles so schlimm ist!“

Die Frau nickte freundlich mit dem Kopf.

„Ich bin Megan, die erste Frau der Küche. Und ich glaube, ich brauche Euch gar nicht Gesellschaft zu leisten- seht, da hat es noch jemanden in die Küche gezogen!“ Frodo schaute zur Tür, und vermutet, Sam zu sehen. Doch wie verwundert war er, als er Gimli in der Tür stehen sah!  Der Zwerg schaute ein wenig verkniffen drein, aber Frodo dachte sich, das er selbst wohl auch so aussah. Gimli trat auf Frodo zu, und sagte:

„Hallo mein Freund. Bin ich also nicht der einzige, der wach ist. Wer ist sonst noch auf?“

„Bis jetzt keiner, aber mir scheint, das heute wohl noch ein paar wach werden!“ Frodo ging zu einem Tisch herüber, den Megan ein wenig freigeräumt hatte, und setzte sich.

„Wollt ihr mit mir Frühstücken, Gimli?“

 Der Zwerg schlurfte ebenfalls zu dem Tisch herüber, und setzte sich. Dann nickte er.

„Ja, das ist eine gute Idee. Wirklich Lust habe ich nicht zu essen, doch mein Magen sagt mir, das es sein muss! Wie lange sind wir schon hier? Mir scheinen es Jahre zu sein.“

„Nun, nicht ganz.“ Sagte Frodo, und lächelte leicht.

„Wir haben drei Tage geschlafen!“ berichtete Frodo. Gimli sah ihn erstaunt an. Dann sagte er:

„Also, dann finde ich, ist es genug. Wir sollten auch die anderen wecken.“ Er stand auf, und ging zur Tür. Frodo sah sich zu Megan um, die noch mit allem möglichem beschäftigt war. Nun schaute sie ihn an.

„Geht nur, Herr. Bringt alle Eure Freunde mit. Ich werde Euch in der Zeit ein gutes Frühstück bereiten!“ Frodo nickte, und ging hinter Gimli her. Die beiden weckten zuerst die übrigen Hobbits. Merry war schon wach gewesen, und folgte nun Frodo und Gimli. Sam und Pippin wollten schon in die Küche vorgehen. Gimli weckte Legolas, und Legolas sollte Gandalf wecken, denn sie fürchteten, der Zauberer könnte schlecht gelaunt sein, wenn man ihn so aus dem Schlaf reisse, wie es Hobbits und Zwerge zu tun pflegten. Doch Gandalf war ebenfalls

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schon wach, und döste nur ein wenig, als Legolas eintrat. Gandalf schickte die vier fort. Nandriel und Aragorn wollte er selbst wecken. So gingen Frodo, Gimli, Merry und Legloas in die Küche. Megan hatte bereits allerlei auf den Tisch gestellt, und Sam und Pippin taten sich schon daran gütlich. Frodo schalt die beiden.

„Also wirklich, wir sind so freundlich, und wecken Euch, und ihr fangt einfach ohne uns mit Frühstück an!“ Sam hörte einen moment mit kauen auf, und sagte:

„Verzeiht, Herr Frodo, aber ich hatte einen solche Hunger! Da konnte ich nicht abwarten!“

Frodo lachte.

„Schon gut, Sam.“ Die vier setzten sich hinzu, und nach kurzer Zeit kam Nandriel, und setzte sich ebenfalls zu ihnen.

„Wo ist denn Gandalf?“ wollte Pippin wissen. Nandriel antwortete ihm.

„Er redet noch mit Aragorn. Der König wollte nicht mit uns essen. Ich sagte zu Gandalf, er solle Aragorn vielleicht lieber noch ruhen lassen! Aber Gandalf meint, es sei besser für alle, wenn er nicht alleine in seinem Zimmer ist.“ Gimli nickte zu Nandriel herüber.

„Er hat recht. Aragorn ist der König, und das hat leider den Nachteil, das er nicht nur für sich selbst da ist. Er muss nun stark sein, und zwar stark für ein ganzes Volk!“

Legolas schaute betroffen auf den Tisch.

„Das ist eine mächtige Bürde. Sogar für jemanden, der so stark ist wie Aragorn.“ Dann schwiegen sie, und aßen still. Nach einiger Zeit, sie konnten nicht sagen, wie lange sie so ganz ohne Worte aßen, ging die Tür auf, und Gandalf kam mit Aragorn herein. Sie sagten nichts, doch lächelten sie alle, und waren froh, das er gekommen war. Megan kam zu ihm, und verneigte sich, so wie auch alle anderen der Küchenfrauen. Dann sagte sie:

„Herr, es tut so gut, Euch zu sehen! Ich bitte euch, wünscht euch zu essen was ihr wollt, und ich werde es mit freuden für Euch kochen!“ Aragorn aber sah sie nur schweigend an, dann aber lächelte auch er, und bedeutete Megan, sie möge sich aufrichten.

„Es ist schon gut, Megan. Zwar verspüre ich keinen Appetit, noch nicht, doch ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein Frühstück macht, wie ich es immer mit der Königin genommen habe!“ dann setzte er sich zu seinen Freunden, sah sie an, und sprach dann.

„Nun. Wie geht es Euch, Freunde?“ Das war alles, was er sagte. Und keiner wusste, was er darauf sagen sollte. Darum schwiegen sie, und sahen nur auf ihre Teller. Aragorn aber blickte von Gesicht zu Gesicht, und am ende sah er lange Gandalf an. Dann sagte er:

„Vielleicht ist es kein guter Zeitpunkt, doch muss ich es sagen, denn auch wenn dieses Unglück mein Herz in einen Abgrund stürzt, die Aufgabe, wegen der wir losgezogen sind, steht noch vollkommen am Anfang.“ Überrascht sahen die Gefährten ihn an, und plötzlich sahen sie alle seine Stärke. Dann aber, wie ein Schatten, zog sich wieder Düsternis über Aragorns Gesicht, und er sagte:

„Doch seid mir nicht böse. In Anbetracht der Dinge werde ich nicht weiter mit euch reisen! Mein Volk braucht seinen König in dieser Stunde mehr denn je, ich kann nicht einfach weiterfahren!“ 

Gandalf, der so etwas bereits erwartet hatte, sagte:

„Nun Aragorn, ich habe bereits geahnt, das du so eine Entscheidung triffst. Doch lass Dir gesagt sein, das keiner von uns weiterreisen wird, ehe Arwen nicht zu ihrer letzten Ruhestätte gebracht wurde!“ Aragorn sah Gandalf an.

„Aber Gandalf, ich habe noch nicht einmal Elrond benachrichtigt, und bis er hier ist, wird es mindestens vier Wochen dauern!“ er schaute zu Boden. Gandalf aber schüttelte den Kopf.

„Nein, das wird er nicht. Er ist bereits auf dem Weg, denn ich sandte einen Vogel, der die großen Adler um Hilfe zu bitten sollte, und nun ist Elrond bereits auf dem Weg. Ich denke, da sie sich sehr eilen, sind sie morgen bereits hier, mit Elrond, und allen Elben, die Trauern wollen. Ich denke, sie bringen sogar den Herrn und die Herrin des Waldes!“

Gandalf sah Aragorn an.

„Arwens letzte Ruhestätte soll doch hier in Minas Tirith sein, nicht wahr? Nun ich denke, sie

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wird ihre letzte Reise in ungefähr drei Tagen machen können. Solange werden wir bleiben.“

Gandalf sagte nun nichts mehr, und auch Aragorn schwieg. Dann nickte er, und sagte:

„Gut. Nun, so will ich allen Bescheid sagen, und mein Volk benachrichtigen. In drei Tagen soll Arwen Abendstern zur ewigen Ruhe geschickt werden.“ Er stand auf, und ging. Die Anderen saßen noch eine Weile, manchmal unterhielten sie sich leise, aber meistens schwiegen sie, und dann, nacheinander zogen sie sich alle wieder zurück, und hangen ihren düsteren Gededanken nach.

 

Wie Gandalf gesagt hatte, trafen Elrond und seine Söhne, sowie viele seines Volkes am nächsten Tag ein. Und am späteren Nachmittag kam Gwaihir, der Fürst der Adler, zusammen mit Landroval, seinem Bruder, und brachten Celeborn und Galadriel, die Herrscher Loriens.

Einen Tag später kamen aus Emyn Arnen Faramir und Éowyn, und am drietten Tag traf auch Éomer ein. Dieser war sehr bedrückt, er fühlte sich schuldig, weil er sie zu dieser Höhle hatte gehen lassen. Doch Aragorn trat zu ihm, und sprach mit ihm.

„Es ist nicht Deine schuld, Éomer. Du konntest nicht wissen, welcher Schrecken dort lauerte. Mach Dir keine Vorwürfe.“

So trauerten die Freunde gemeinsam, und am dritten Tag wurde Arwen zur Ruhe getragen. Die Elben sangen Klagelieder, die die Menschen von Gondor nicht verstanden, doch berührten die Worte so stark ihr Herz, das ihnen allen die Tränen über die Wangen liefen, und so trauerte das ganze Land, und jedes Jahr begannen die Menschen an diesem Tag wieder zu weinen, denn sie erinnerten sich an die schönen Elben und ihr wehklagen, und an die Königin von Gondor. Dieser Tag wurde seither in Gondor „Arya el Dim“ genannt. Dies hatten die Menschen von den Elben, und es bedeutet: „Tag der Traurigkeit“.

 

Einen Tag nach der Trauerfeier trafen sich die Gefährten in der Halle des Königs. Nun wollten sie über ihren Weg beraten. Aragorn blieb bei seinem Entschluss. Er wollte nicht mit der Gemeinschaft reisen.

„Freunde, ich kann nicht fort aus meinem Land. Nicht jetzt, nach so kurzer Zeit. Ich werde bleiben, hier in Minas Tirith!“ Die Andren schwiegen betreten. Sie hatten gehofft, er würde seine Meinung ändern.

„Nun, wir müssen Deine Meinung akzeptieren, Aragorn. Doch müssen wir beraten, wie wir anderen weiter vorgehen. Trotz allem können wir die Reise nicht einfach abbrechen, und die Aufgabe vergessen. Also? Wie sollen wir nun weiterreisen?“  Gandalf schaute in die Runde.

Nandriel antwortete als erste.

„Ich habe bereits mit Faramir und Éowyn gesprochen. Sie haben mir von ihren Visionen erzählt. Ich denke, wir sollten nach Emyn Arnen reiten, und versuchen, einen der Geister zu sehen, die ihnen erscheinen.“ Die anderen stimmten zu. Gandalf nickte.

„Gut. Dann reisen wir also als erstes weiter nach Emyn Arnen. Der Weg ist nicht weit, wir werden in gut einem Tag dort sein. Wollen wir gleich morgen reiten?“

Die Gefährten stimmten zu. Sie wollten fort von der Trauer, und so ernst ihre Aufgabe auch war, nun sahen sie in ihr auch ein wenig Ablenkung. Jedoch schmerzte es sie, das Aragorn nicht mit ihnen gehen wollte. Gandalf versuchte noch mehrmals, ihn umzustimmen, doch vergebens. So brach die Gemeinschaft, die jetzt nur noch aus acht Personen bestand auf nach Emyn Arnen. Aragorn verabschiedete sie am Tor von Minas Tirith, und als Frodo sich umsah, sah er, wie Aragorn stand, und ihnen hinterhersah. Seine Gestalt wurde immer kleiner, und auf einmal fand Frodo, das er sehr verloren aussah. Minas Tirith ragte hinter ihm auf, groß, und leuchtend, und schien den König zu verschlucken. Da hielt Frodo sein Pferd an, und auch Sam, der bei ihm saß sah sich um. Schon wollte Frodo zurückreiten, doch da rief ihn Gandalf, und Frodo war hin und hergerissen, denn er wollte Aragorn nicht verlassen, aber er wollte auch die Gemeinschaft nicht enttäuschen. Dann sprach Gandalf leise zu ihm:

„Sei nicht traurig, Frodo. Wir können nicht ändern, was geschehen ist, und wir können im

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Augenblick nichts weiter für Aragorn tun.“ Frodo spürte, wie ihm eine Träne über das Gesicht lief, dann fragte er:

„Dürfen wir ihn denn jetzt einfach so alleine lassen? Oh, das scheint so grausam, Gandalf!“

Gandalf sah den Hobbit mitfühlend an, und antwortete:

„Es scheint grausam, aber wir müssen seinen Wunsch akzeptieren. Und jetzt weine nicht länger, Frodo. Zuviele Tränen wurden schon vergossen!“

Es war ein kurzer Ritt, tatsächlich nur einen Tag lang, und dann erreichten sie Emyn Arnen, und wurden von Faramir, dem Truchsess aus Gondor, der das Land verwaltete, solange Aragorn nicht da war, schon erwartet.Faramir war ein hochgewachsener, starker Mann, mit langen, schwarzen Haaren, und einem schönem Gesicht. Neben ihm stand Éowyn, die Schwester von Éomer aus Rohan, seine Frau. Die Gefährten setzten sich zusammen, und erzählten Faramir ersteinmal alles, was sie wussten. Faramir hingegen, der ja ganz nahe an den Grenzen Mordors lebte, erzählte nocheinmal von seinen und Éowyns Erlebnissen.

„Es begann damit, das Èowyn eines Nachts erwachte, und mich dann weckte. Sie sagte, sie höre Stimmen, und sie kämen ihr bekannt vor. Ich sagte, sie würde wohl träuman, aber dann hörte ich sie auch. Es waren Stimmen, doch verstand ich nicht, was sie sagten. Und auch mir kamen sie bekannt vor. Und dann kamen die Gesichter. Ich sah Boromir, meinen toten Bruder, und er war es, der zu mir Sprach. Doch ich verstand noch immer nicht. Es schien, als redete Boromir, doch etwas, das mir seiner Stimme sprach, ließ andere Worte herauskommen. Es war entsetzlich. Und dann seine Augen! Sie waren starr vor Angst! Und Éowyn erlebte dasselbe. Nur sah sie nicht Boromir, sondern Theoden, ihren König. Dies wiederholt sich nun jede Nacht, und wir sind schon ganz verzweifelt. Wir können nicht schlafen. Wir warten jede Nacht, bis die Erscheinungen kommen, und dann versuchen wir, sie zu verstehen.“

Èowyn, die zugehört hatte, sagte nun auch etwas:

„Manchmal, wenn man ganz genau hinhört und hinsieht, dann erkennt man trauer in ihren Gesichtern. Sie wollen uns etwas mitteilen. Ich wünschte, ich könnte sie verstehen, die Worte, die sie sagen.“ Éowyn schlug die Hände vors Gesicht. Faramir legte sanft eine Hand auf Ihre Schulter.

„Kannst du uns helfen, Gandalf?“ fragte Faramir nun.

Gandalf dachte nach.

„Nun, ich möchte mir diese Gesichter auf jeden Fall ansehen, soweit das möglich ist. So wie es sich anhört, werden wir alle jemanden anderes sehen, jemanden der uns nahe stand, aber tot ist. Darum sollte sich jeder darauf vorbereiten, damit es kein zu großer Schock ist. Dafür wollen wir den Rest des Tages nutzen. Ich will aufbleiben, und mit Faramir und Éowyn warten, und jeder der mit warten will, soll sich auf alles gefasst machen. Ich werde mit einem Zauber versuchen, diesen Spuk einzufangen, und dann wollen wir sehen, ob wir seine Worte verstehen.“

Alle wollten dabei sein, und so saßen sie, und versuchten an alle Personen zu denken, die ihnen erscheinen könnten, um vorbereitet zu sein. Dann gingen sie alle in das Schlafgemach von Faramir und Éowyn, und begannen zu warten.

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13.

Die Botschaft aus dem Totenreich

Die Stunden des wartens verrannen langsam. Draußen wurde es finster, und es waren keine Sterne zu sehen, denn Wolken hingen vor ihnen. Sie saßen, doch redeten sie wenig, nur dann und wann ein paar Wörter. Je länger die Stunden sich hinzogen, desto größer wurde ihre Furcht vor dem, was sie sehen würden, und die Stimmung wurde immer bedrückter. Irgendwann sagte Faramir:

„In ein paar minuten beginnt die Stunde um Mitternacht. Haltet euch bereit, denn meistens sind die Stimmen dann gekommen!“ Die Gefährten nickten. Still warteten sie weiter. Dann aber hörte Legolas mit seinen Elbenohren plötzlich etwas, und kurz darauf hörten es auch die anderen.

„Sind es die Stimmen?“ fragte Gandalf Faramir.

„Ja, sie sind es. Sie kommen!“ Er setzte sich neben Frau Éowyn, und legte einen Arm um ihre Schulter. Sie alle hörten ein seufzen und jammern, dann wurden es Worte, die geweint und geschrieen wurden, aber keiner Verstand sie. Und dann kamen die Gesichter. Groß waren sie, groß, und ihre Umrisse leuchteten, und sie füllten den ganzen Raum, und entsetzen überkam jeden der Gefährten, denn sie sahen Menschen, die sie einmal gekannt und geliebt hatten, und diese Menschen riefen zu ihnen, und flehten, und schienen zu bitten und zu betteln. Doch sie verstanden nicht ein einziges Wort. Und in den Gesichtern standen Angst und Panik, und noch lauter und heftiger wurden die Stimmen, lauter als Faramir und Éowyn sie je erlebt hatten, vielleicht, weil nun so viele Geister da waren, und sie nun jeden einzelnd hörten. Die Mauern um sie herum erzitterten, und selbst Gandalf war bleich vor Schrecken. Merry und Pippin hatten sich auf den Boden geworfen, und die Arme über den Kopf gelegt, sie wollten nichts mehr sehen! Frodo stand noch, jetzt Hand in Hand mit Sam, doch waren ihre Gesichter weiß wie Schnee, und sie konnten sich nicht rühren. Als Nandriel es nicht mehr aushielt, drohte sie zu kippen, und zu boden zu stürzen, doch schnell war Legolas bei ihr, und fing sie sanft auf. Sie klammerte sich an ihn, und er hielt sie. Nun trat Gandalf einen Schritt nach vorne, und richtete seinen Stab gegen die Erscheinung. Er murmelte einige Wörter, und dann leuchtete die Stabspitze auf, und Faramir glaubte, eine Art Netz zu sehen, die sich über das Gesicht stürzte. Dann ächzte die Erscheinung, und Gandalf rief zu ihr:

„Hört Ihr Geister aus dem Totenreich! Viele seid ihr, und ihr wollt uns etwas mitteilen! Aber wir verstehen nicht Eure Sprache, darum müsst ihr einen finden, der sich noch erinnert, und der noch nicht lange fort ist, aus dem Leben! Und dann soll dieser kommen, und mit uns reden, und dann werdet ihr keine Qualen mehr leiden müssen!“

Und als seine letzten Worte verklungen waren, verstummten all die Stimmen, und die Gesichter gingen fort, aber es blieb ein helles Licht, und wie ein Fenster zu einem anderen Ort sah es aus. Alle Gefährten wagten es nun, wieder zu schauen. Sie blickten in das Licht, und langsam wurde wieder ein Gesicht deutlich, das Gesicht einer Frau diesmal, strahlend und schön. Und nun sahen alle dasselbe Gesicht. Sie erkannten die feinen Züge, die klaren Augen, und Ihr schwarzes Haar. Es war Frau Arwen! Und als alle sie ansahen und still waren, da sprach sie mit geisterhaften Stimme zu ihnen:

„Hört ihr Lebenden, seht ihr Lebenden! Hier ist der Geist Arwens, der nun für alle anderen spricht. Und so lautet unsere Botschaft: Neues Unheil kündigt sich, neue Dunkelheit steigt auf! Hinter dem, was damals böse war, liegt noch mehr, und neu soll gemacht werden, was vernichtet wurde! Noch immer lebt der böse Schatten, und bleiben kann am Ende nur, was schon immer geblieben ist! Um zu siegen müsst ihr den neuen Schatten zum Licht bringen! Aber hütet euch vor dem Spiegelbild! Das ist die Botschaft, die Warnung und der Rat, den die Geister bringen wollten!“

Dann verblasste das Gesicht Arwens, und dann verging die Erscheinung, und das Leuchten. Erschöpft sank Gandalf in sich zusammen, und auch die anderen ließen sich zu Boden sinken.

Und fürs erste wagte niemand ein Wort zu sagen.

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14.

Der neue Weg der Gemeinschaft

Als Gandalf un die anderen sich ein wenig erholt hatten, setzten sie sich wieder zusammen. Düstere Worte hatten die Geister gesprochen.

„Nun haben wir etwas, das ich gewiss nicht haben wollte!“ sagte Gandalf.

„Nun haben wir eine Prophezeihung! Das ist etwas, das schwierig und gefährlich zugleich ist!“

Pippin konnte sich nicht vorstellen, was Gandalf meinte.

„Aber wieso denn das, Gandalf? Eine Prophezeihung hilft einem doch, ans Ziel zu kommen!“

Gandalf sah Pippin an, und sagte dann:

„Ja, aber sie ist nur hilfreich, wenn man sie genau versteht! Doch wenn man nur eine Sache falsch denkt, scheitert man! Und ich kann diese Worte noch nicht verstehen, und du wahrscheinlich auch nicht, oder, Pippin?“ Pippin schüttelte den Kopf.

Sie hatten die Worte aufgeschrieben, und nun lagen sie auf einem Tisch. Gimli schaute auf den Zettel.

„Eines wissen wir jetzt aber mit Gewissheit! Es gibt tatsächlich noch immer einen Feind, der dunkle Herrscher scheint noch nicht vernichtet.“

„Nun, Gimli, mit Gewissheit können wir gar nichts sagen, aber ich stimme Dir zu. Es gibt einen Feind. Und unser Weg scheint uns direkt nach Mordor zu führen. In der Prophezeihung steht: „Hinter dem, was damals böse war, liegt noch mehr“ das kann nur heißen, das in Mordor noch immer das böse herrscht!“ Gandalf schaute düster. Auch Legolas machte sich Gedanken über die Worte.

„Aber wieso „hinter“? Das ist sehr weitgreifend. Und was ist mit dem Spiegelbild gemeint?“

Hierbei aber schaute Gandalf zu Nandriel, und sein Blick war ernst und besorgt. Und Nandriel blickte zurück, und ihre Augen waren bekümmert.  Doch sagten sie nichts.

Gimli, der schon die ganze Zeit über die Worte nachsann, sagte:

„Prophezeihungen sind immer ein wenig wie ein Puzzel. Man hat erst nur wenige Teile, und erst, wenn man alle gefunden hat, sieht man das ganze Bild. Also müssen wir die Teile suchen gehen!“

Gandalf sah Gimli an, und nickte.

„Ja, wir hatten ja schon befürchtet, das wir tatsächlich nach Mordor hinein müssen. Nun, wenn alle mit diesem Weg einverstanden sind, so sollten wir morgen aufbrechen, und nach Minas Morgul reisen, der Stadt der Ringgeister. Sie ist nur zwei Tage entfernt.“

Alle stimmten zu, nur Frodo und Sam schwiegen. Sie hatten Mordor bereits einmal gesehen, und der Schrecken von damals saß noch immer tief in ihnen. Sie hatten diese düstere Gegend nie wiedersehen wollen, und nun sollten sie freiwillig dahin zurückkehren? Aber sie hatten ja keine andere Möglichkeit, sie mussten hinein, um nach Hinweisen zu suchen. Also stimmten sie zu.

„Wer hätte das gedacht, nicht, Herr Frodo? Das wir diese Gegend noch ein zweites mal sehen müssen! Nur gut das es diesmal keinen Gollum gibt, und keinen schweren Ring.“ Sagte Sam leise zu Frodo. Dieser nickte leicht mit dem Kopf.

„Ja,Sam, das ist wahrhaftig ein Glück! Und- diesmal gehen wir mit all unseren Freunden! Diesmal werden wir nicht allein sein. Und verstecken müssen wir uns auch nicht!“

So beschlossen sie also, am nächsten Morgen nach Mordor zu reisen.

Faramir ließ ihnen ihr Gepäck neu richten, und sorgte auch dafür, das sie neuen Proviant bekamen. Dann sollten sie noch eine Nacht schlafen, und alles war ruhig in dieser Nacht, denn kein Geist besuchte mehr Emyn Arnen, und Faramir und Éowyn schliefen tief, und lang. Am Morgen waren die Gefähten früh wach. Sie verabschiedeten sich von Faramir und Éowyn, und diese bedanketen sich, und wünschten der Gemeinschaft Glück. Keiner wollte an den Weg denken, der jetzt vor ihnen lag, und so versuchten sie, sich fröhlich zu unterhalten, als sie aus dem Tor herausritten. Am Ende des Weges jedoch, der nach Emyn Arnen führte,

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wartete jemand auf sie, und als sie näher ritten, sahen sie einen stolzen, großen Reiter, der aufrecht im Sattel saß, und ihnen winkte! Und dann erkannten sie ihn. Es war Aragorn!

Frodos Herz machte einen Sprung, und er trieb sein Pferd an, so das Sam sich festhalten musste, und galloppierte auf Aragorn zu.

„Aragorn!“ rief Frodo seinen Freund. Er hielt an, und stand nun vor ihm, und blickte in sein stolzes Gesicht, das immer noch ernst war. Die anderen kamen heran, und hielten ebenfalls. Sie warteten darauf, das Aragorn etwas sagte. Dieser aber lächelte zuerst nur. Dann sagte er:

„Nun, meine Freunde. Hier bin ich wieder. Und ich werde mit euch reisen. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, Euch alleine ziehen zu lassen, nicht, nachdem ich Frodo beobachtet hatte, wie er litt, als wir Abschied nahmen! Also sagt mir, wie unser Weg nun aussieht!“

Gandalf ritt zu Aragorn herüber. Er sah nachdenklich aus.

„Wir reiten nun nach Minas Morgul. Direkt hinein nach Mordor!“

Aragorn schien nicht überrascht.

„Ja, wir haben uns ja schon gedacht, das unser Weg dorthin führt. Doch woran habt ihr dies entschieden?“ Gandalf sah Aragorn lange und nachdenklich an. Dann sagte er:

„Wir bekamen eine Nachricht. Eine, die sich keiner von uns gewünscht hätte. Wir haben eine Prophezeihung. Und fast scheint es, als wäre es Schicksal gewesen, das Du nicht dabei warst, denn der Bote der Nachricht hätte dich vielleicht alle Kraft gekostet.“

Und dann erzählten sie von ihrem Treffen mit den Geistern, und von der Nachricht, die der Geist Arwens gebracht hatte. Und Aragorn hörte still zu, und sein Gesicht wurde grau und fahl. Dann sagte er:

„Wahrhaftig, wenn ich bei euch gewesen wäre, ich wüsste nicht, ob ich es ertragen hätte! Ich denke, ich wäre wahnsinnig geworden. Es sieht wirklich so aus, als ob mich das Schicksal davor bewahren wollte. Und darum gehen wir nun also nach Minas Morgul. Und sag mir, Gandalf, was hoffen wir dort zu finden?“

„Ich wünschte, ich wüsste es, Aragorn. Wir suchen nach einer Nadel im Heuhaufen. Nach irgendeinem noch so kleinem Hinweis, der uns weiter bringt, und uns hilft. Wenn wir in der Geisterstadt Gorgoroth nichts finden, dann müssen wir nach Barad- Dur, ob wir wollen, oder nicht. Irgendwo muss es in Mordor einen Hinweis geben, der uns zumindest hilft, die Prophezeihung zu verstehen. Mehr können wir immoment nicht hoffen.“ Gandalf schaute etwas verzweifelt drein. So ritten die Gefährten, die nun wieder vereint waren, in Richtung Schattengebirge, indem es einen Weg hinein nach Mordor gab. Doch trotz der bösen Gegend, in die sie ritten, waren sie nun wieder etwas fröhlicher, und sie redeten und sangen sogar ab und zu. Als sie eine Rast machte, bat Aragorn Sam darum, wieder etwas zu kochen, und Sam war erfreut, und tat es gerne. Er bat Nandriel, vielleicht ein paar Kräuter zu suchen, sie wüsste doch mit Sicherheit ein paar gute. Und Nandriel wollte gerne ein paar für ihn finden. Legolas bat darum mit ihr gehen zu dürfen, und so gingen sie über ein paar Hügel, und suchten. Als sie einige gute Kräuter gefunden hatten, und Nandriel zurückgehen wollte, hielt Legolas sie zurück. Er stand neben ihr, und schaute in die Ferne. Man konnte die Lichter von Emyn Arnen, und sogar die von Minas Tirith sehen, denn es war ein klarer Tag, und nur ein leichtes Windchen wehte durch die leicht Hügelige Landschaft, in der sie gerade waren. Legolas sagte nichts, drehte sich nun aber zu ihr um, und nahm Nandriels Hand. Seine Hand war warm, und seine Berührung sanft und weich. Sie sahen sich an, im stummen Einverständnis standen sie da, und keiner der beiden wagte etwas zu sagen. Sie lächelten sich zärtlich an, und dann ließ er ihre Hand wieder los, und sie kehrten zurück zu ihren Freunden.

Sie aßen, und den anderen fiel auf, das Legolas nun immer in der nähe von Nandriel saß. Doch ahnten sie noch nichts, nur Gandalf sah manchmal zu Legolas, und lächelte.

Dann brachen sie wieder auf, und am Ende des Tages konnten sie das Schattengebirge sehen, die dunkle Mauer, hinter der Mordor lag. Nun begann ihr neuer Weg.

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 15.

Minas Morgul

Sie reisten gut zwei Tage, dann erreichten sie die Ausläufe des Schattengebirges. Es ragte dunkel und drohend vor ihnen auf, obwohl es Tag war, und die Sonne freundlich schien. Sie standen vor dem Pass, der nach Mordor hineinführte. Es war der gleiche Weg, den Frodo damals genommen hatte. Jedoch war der Pass jetzt nicht nur durch eine waghalsige Kletterpartie zu durchquehren. Nach der Zerstörungsmacht durch den Ring hatte sich ein Pfad gebildet, den man gut auf dem Pferd bereiten konnte. Die Gemeinschaft stand eine Weile still vor dem Weg, der nun vor Ihnen lag. Dann trieb Gandalf Schattenfell an, und sie ritten hinein nach Mordor.

Eine ganze Weile ritten sie schweigend. Dann sagte Gandalf:

„Am Ende dieses Passes liegt Minas Morgul. Die Festung der Ringgeister. Und dieser Ort ist unser erstes Ziel.“

„Und was werden wir dort suchen?“ Aragorn dachte schon lange darüber nach.

Gandalf überlegte. Dann sagte er:

„Genau weiß ich das auch nicht zu sagen, wie konnte ich? Doch ich hoffe, wir werden so etwas finden, wie Aufzeichnungen, Schriften, oder etwas in der Art. Etwas über Pläne des dunklen Herrschers.“

Die Gefährten dachten darüber nach. Schließlich sagte Frodo:

„Aber, sollten wir solche Dinge nicht vielleicht lieber in seiner Festung  suchen? Warum sollten wir soetwas hier finden?“

„Nun, die Ringgeister und Nazgul waren seine engsten Diener. Sie mussten über seine Pläne bescheid wissen. Darum sollten wir hier suchen.“ Antwortete Gandalf.

Frodo nickte. Das war einleuchtend. Er wandte sich zu Sam.

„Na, Sam. Kommt uns alles bekannt vor hier, nicht? Obwohl alles anders ist, ist es doch noch gleich.“

Sam nickte, und blickte etwas düster, aber er sagte nichts. Er sah die Gegend um sich herum ganz genau an, als suche er nach Gefahren. Sam sorgte sich. Nach Mordor zu reiten, um darin herumzuschnüffeln, das war ja schon schlimm genug. Aber das es so einfach werden würde, das gefiehl ihm nicht. Mordor war schließlich Mordor, und nicht irgendein Land Mittelerdes. Er war lieber auf der Hut.

Spät am Abend erreichten sie das Ende des Pfades. Das Gebirge teilte sich. Vor Ihnen tat sich eine Weite Ebene auf. Die Ebene von Gorgoroth. Rechts von Ihnen, etwas unterhalb des Pfades stand sie- Die Festung der Ringgeister- Minas Morgul. Dunkel, voller Schatten und Unheilvoll, aber nicht ein bisschen beschädigt!

„Lasst uns an den Mauern der Festung rasten, bis morgen früh. Ich möchte lieber nicht in der Finsternis in einem solchem Ort Dinge suchen.“ Sagte Gandalf. Alle stimmten zu. So rasteten sie, und warteten auf den Morgen. Es schien Jahre zu dauern, bis die Dunkelheit wieder verging, und es Tag wurde. Die Gefährten packten Ihre Sachen zusammen, und gingen auf das Tor Minas Morguls zu. Gerade als Merry das Tor berühren wollte, stürzte Sam vor, und zog Ihn rasch davon weg. Die Gefährten sahen ihn verwirrt an. Sam aber sah zu Frodo herüber, streckte die Hand aus, und wies nach oben. Dann sagte er:

„Weisst Du noch, Herr? Die Wächter!“

Frodo sah nach oben, und erkannte, was sam meinte. Er erinnerte sich.

„Ja, die stummen Wächter. Sie sind immer noch da. Aber bewegen tun sie sich nicht mehr. Die schwarze Magie dieser Festung wirkt nicht mehr, Sam!“

„Bist du Dir sicher, Herr? Wir sind hier, um herauszufinden, ob noch immer etwas böses da ist. Vielleicht war es nicht mehr da- aber jetzt...?“ Sam schaute nachdenklich nach oben.

Gandalf nickte.

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„Sam hat recht. Er hat gut überlegt. Und immerhin waren er und Frodo die einzigen, die schon mal hier waren. Wir wollen vorsichtug sein. Ich werde die Tür mit einem Zauber öffnen. Tretet zur Seite.“ Gandalf hob die Arme. Er murmelte einige Worte, und klopfte dann mit seinem Stab gegen die Tür. Zuerst tat sich nichts. Dann begann die Tür zu leuchten, und schob sich langsam auf. Die Gefährten traten ein. Heute wie damals strahlten die Nachtschwarzen Wände der Festung einen kranken Glanz aus, der die Wände aussehen ließ, als seien sie nass. Die Mauern waren hoch, mindestens drei Meter, und glatt, als wären sie nicht gemauert, sondern geschnitten.Vor Ihnen lag eine Art Hof, der ebenso aus glatten Steinen bestand, wie die Mauern. Langsam und vorsichtig gingen sie darüber. Es waren merkwürdige Geräusche, die nun zuhören waren, als Ihre Stiefel auf dem glatten Boden aufsetzten. Es klang, als wären sie in einer Höhle unter der Erde, und es war, als wäre ein Echo zu hören. Vor Ihnen sahen sie trotz des Tageslicht nur Dunkelheit. Dann, als sie weitergingen, tat sich vor Ihnen plötzlich, und wie aus dem nichts, ein hoher, dunkler Turm auf, der rechts und links in zwei düsteren Gebäuden endete.

„Was für ein böser Ort.“ Legolas schaute sich um, und Schmerz stand in seinen Augen, ausgelöst durch den Zorn dieses Platzes. Auch Nandriel spürte dies, war sie doch auch halb Elbisch, und sogar Aragorn schauderte, denn er war bei den Elben aufgewachsen, und auch er hatte von einem entfernten Elbischen Vorfahren Elbenblut in sich.

Die Türen zu diesem Gebäude standen offen. Die Gefährten traten ein. Vor Ihnen war ein Gang, der genauso aussah wie der Boden im Hof. Er war nicht lang, und so folgten sie ihm. Am Ende bog er nach rechts ab. Der Gang verlief hier weiter, machte Biegungen, zweigte mal links, mal wieder rechts, aber niemals gab es Gabelungen. Sie wussten nicht, wie lange sie diesem Gang folgten. Waren es Minuten, Stunden, oder beriets Tage? Sie verloren das Gefühl für die Zeit, liefen weiter und weiter, doch der Gang wollte kein Ende nehmen. Er schien sich durch die gesamte Festung zu ziehen. Aber nirgendswo gab es Fenster, oder Licht, nur das unheimliche leuchten der Mauern. Endlich, nach langer Zeit, so schien es, blieb Gandalf stehen, und sagte:

„So kommen wir nicht weiter. Lasst uns kurz ausruhen.“

Sie setzten sich auf den glatten Boden, und berieten. Pippin sprach als erster:

„Diese Festung ist ein einziges Labyrinth. Sie besteht nur aus Gängen. Wie konnte man hier bloß leben?“ Gandalf schmunzelte.

„Eine gute Frage, Pippin. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr sehe ich, das Deine Frage auch gleichzeitig die Antwort ist.“

„Wie meinst Du das?“ fragte Pippin verwirrt.

„Du fragtest, wie man hier leben kann. Und genau das ist es. Hier wurde nicht gelebt. Dies ist die Festung der Nazgul. Sie brauchten nichts, ausser das hier- ein paar Gänge, damit sie umherirren konnten, wenn sie in ihrem vermoderten Körpern steckten, oder Körperlos waren. Geister brauchen keine Möbel! Und einen großen Hof, damit sie Platz für ihre ruhelosen Pferde und die schwarzen Flügelboten hatten. Mehr nicht.“

„Aber dann werden wir hier nichts finden!“ mischte sich Merry ein. Gandalf nickte.

„Ja. Und ich wünschte, wir hatten früher darüber nachgedacht. Aber selbst dann hätten wir herkommen müssen. Denn wir konnten uns ja niemals sicher sein. Aber nun wissen wir, das wir hier nichts finden. Darum lasst uns gehen. Wir sollten nicht länger hier bleiben.“

Die Gemeinschaft war damit mehr als einverstanden, und so folgten sie dem Gang nun wieder zurück, in die andere Richtung. Es schien, als wäre der weg zurück noch länger, als vorher. Endlich tat sich vor Ihnen die Halle auf. Froh waren sie, und sie wollten schon zur Tür laufen, als Gimli plötzlich sagte:

„Das ist nicht die gleiche Halle wie vorher!“

Alle blieben stehen, und sahen sich um. Und tatsächlich erkannten sie nun, das dies nicht der Eingang war. Die Halle war größer, und an der Wand, wo eigentlich die Tür hatte sein sollen, erkannten sie beim näheren herantreten einen großen Sitz.

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„Also doch Möbel!“ sagte Pippin.

Der Sitz war ebenso dunkel und glatt wie Wände und Böden. Je näher sie herankamen, desto größer schien er zu werden. Er hatte eine Sitzfläche, und eine hohe Lehne, aber keine Armstützen. Als sie alle davorstanden, hob Gandalf seinen Stab, und mit einem Stirnrunzeln berührte er den Sitz. Sofort, als der Stab gegn den Sitz stieß, erlosch jegliches Licht, das von den Wänden ausging. Einzig und allein der Stuhl vor Ihnen stahlte hell. Und auf seiner Lehne erschien plötzlich ein Bild. Erst nur Umrisse, dann wurde es immer deutlicher, ein kreisrunder, fahl leuchtender Mond zeichnete sich ab, und in seiner Mitte zeigte sich ein grausiger Totenkopf!

Gandalf zog den Stab weg, und das schaurige Blid erlosch. Die Wände erleuchteten wieder.

„Pippin hatte zweimal recht mit seinen Fragen. Diese Festung ist ein Labyrinth! Ausserdem hatte auch Sam recht. Es liegt noch immer ein Zauber auf ihr. Denn wir nahmen den gleichen Gang, und gelangten doch hierher. Ich denke, alle Gänge führen hierher. Wir sind im Mittelpunkt von Minas Morgul!“

„Und was ist der Mittelpunkt, Gandalf?“ fragte Merry nun.

„Es schien, als hast Du gewusst, was Du machen musstest, als Du mit Deinem Stab den Sitz berührtest!“

Gandalf sah Merry an und nickte.

„Ja. Gewusst habe ich es nicht, aber ich ahnte es, als ich den Sitz dort sah. Es ist ein Thron, Freunde. Wir sind im Saal des Königs!“

Merry schauderte.

„Der König, Gandalf? Der... der Herr der Ringgeister? Ja, natürlich... jetzt erinnere ich mich! Das auf dem Thron war sein Zeichen, nicht? Das Zeichen seiner Flagge!“

Gandalf nickte.

„Ja, so ist es. Das Zeichen des Hexenkönigs. Und nun haben wir ein Problem.“

Er drehte sich herum, und schaute in den Saal.

„Aus welchem Gang sind wir gekommen?“ Die anderen sahen sich nun ebenso um, und erstarrten. Drei Wände ragten vor Ihnen auf. Rechts, links, und direkt vor Ihnen. Und aus jeder Wand kamen drei Gänge. Einer war so dunkel wie der andere. Keiner wies einen Unterschied auf. Die Gänge waren identisch. Auf den Gesichtern der Hobbits machte sich ein Anflug von Angst breit. Gandalf ging von Gang zu Gang, und leuchtete mit seinem Stab hinein. Legolas schaute nach Ihren Fußspuren. Aber es war nichts zu sehen. Mutlos ließen sie sich auf den Boden sinken, und überlegten.

„Wir müssen einen Weg probieren.“ Sagte Aragorn.

„Ja.“ Gimli nickte.

„Wir haben ja keine Wahl. Hierbleiben können wir schlecht.“

„Aber welchen Gang wollen wir nehmen?“ fragte Nandriel. Sie schaute von einem Gang zum nächsten.

„Keiner dieser Gänge weißt irgendwelche Zeichen auf.“

„Dann müssen wir halt einfach irgendeinen nehman, bis wir den richtigen gefunden haben.“ Sam grübelte. Dann erhellte sich sein Gesicht.

„Wir könnten einen Faden nehmen, Ihn festbinden, und dann losgehen. Dann sehen wir, welchen Gang wir genommen haben, wenn wir wieder hier ankommen!“

Die Gefährten starrten Ihn an. Gandalf lächelte, und schüttelte den Kopf.

„Die Idee ist gut, aber ich bezweifle, das wir einen Faden haben, der lang genug ist. Nein, wir müssen einen anderen Weg finden. Wir sollten...“ Gandalf brach ab, und hob den Kopf.

„Habt Ihr das gehört?“ fragte er.

Die Gefährten lauschten. Dann hörten sie ein rauschen und pfeifen. Es kam von der Wand hinter dem Thron. Gandalf stand auf, und ging zu der hinteren Wand. Er ging an ihr entlang, betrachtete sie genau, und sagte dann:

„Was wir hören ist Wind. Aber ich bin mir sicher, das die Wand keinen durchlass hat.“

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„Wie können wir dann Wind hören?“ fragte Merry.

Gandalf suchte weiter die Wand ab.

„Es ist Geisterwind, wie alles hier Geisterhaft ist. Ich denke, es gibt eine verborgene Tür, eine magische Tür, und durch diese weht der Wind!“ Dann hob Gandalf wieder seinen Stab, und berührte damit die Wand. Sofort wurde es wieder dunkel im Saal, und nur die eine Wand leuchtete noch. Ein paar Meter rechts von Ihnen aber bildeten sich plötzlich Linien auf der wand, wie vorher schon auf dem Thron, Ein riesiges Tor erschien, und in der Mitte prangte das Zeichen des Geisterkönigs. Das Tor ähnelte ein wenig dem Tor zu den Moria- Mienen, sah aber lange nicht so freundlich aus. Die Gefährten schöpften Hoffnung, doch Gandalf sank in sich zusammen.

„Ein Losungswort- Tor! Das ist bitter. Wir können uns nicht einmal im entferntesten vorstellen, welches Wort die Ringeister benutzten, um dieses Tor zu benutzen. Und selbst wenn wir es wüssten, so könnten wir es nicht aussprechen, denn es sind mit Sicherheit unheilige Mordor- Worte.“

„Also wieder zurück zu den Gängen und den Fäden.“ Sagte Sam. Mutlos setzte er sich wieder zu Boden, und starrte auf das Tor. Alle anderen standen noch immer mit dem Gesicht zur Wand, und schienen zu überlegen. Gandalf nahm seinen Stab von der Wand weg. Das Tor verblasste. Sie schwiegen. Dann hörten sie wieder den Wind wehen, lauter als vorher, und plötzlich hörten sie Schritte! Sie fuhren herum! Die Schritte hallten durch den ganzen Saal, und durch jeden der Gänge, aber es war niemand zu sehen. Dann jedoch fuhr ein sehr echter Luftzug durch den Raum, kalt und dunkel, und mit Ihm wehte ein kleines Ding. Hell leuchtete es, und langsam schwebte es zu Boden, und blieb dort liegen. Dann verschwand der Wind, und auch die Schritten waren nicht mehr zu hören.

„Wa... was war da... das?“ Zitternd und stotternd brachte Pippin diese Frage hervor. Gandalf trat einen Schritt nach vorne.

„Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“ Er ging auf das Ding zu, das nun auf dem Boden der Halle lag. Er betrachtete es von oben, als würde er abschätzen, ob es gefährlich ist. Dann beugte er sich hinunter, und hob es auf.

„Vielleicht solltest Du das besser nicht anfassen!“ Sagte Frodo schaudernd.

Gandalf aber reagierte gar nicht auf ihn. Entgeistern starrte er auf das, was er in den Händen hielt. Es schien, als könne er nicht fassen, was er sah.

„Was ist es?“ fragte Aragorn, und trat auf Gandalf zu. Auch die anderen kamen heran.

„Es... es ist...!“ Gandalf suchte nach Worten. Dann besann er sich.

„Es ist ein Stückchen Pergament! Papier, wie von einer Schriftrolle! Erstaunlich!“

Trotz der unheimlichen Situation musste Merry grinsen.

„Habt Ihr etwa noch nie ein Stück Papier gesehen, oder warum könnt ihr es nicht fassen?“ sagte er. Gandalf sah auf, und schaute ihn grimmig an.

„Es ist wahrhaftig nicht die Zeit für Späße, Merry. Aber ich erkläre es Dir, weil Dein Hobbitverstand wohl zu klein dafür ist: Davon abgesehen, das ein Stück Papier an diesem Ort  bereits ungewöhnlich genug ist, kommt noch hinzu, das auf diesem Stück etwas geschrieben steht. Und zwar in Elbisch!“

„Elbisch?“ riefen beinahe alle gleichzeitig!

„Was steht auf dem Papier, Gandalf?“ fragte Gimli.

„Das ist das nächste sonderbare. Es ist scheinbar nur eine aneinanderreihung von Buchstaben, mal groß, mal klein. Schaut!“ Gandalf gab das Stückchen herum. Sie schauten es sie an. Es war ungefähr so groß wie ein mittelgroßes Blatt eines Baumes, und es schien abgerissen zu

sein, denn es hatte Rissspuren an drei Seiten, nur eine war gerade. In handschriftlichen, Elbischen Buchstaben stand da etwas, das übersetzt so lauten würde:

AnKhDwInAkReUvHoAd

Keiner der Freunde konnte sich einen Reim daraus machen. Gandalf nahm das Stück zurück,

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 und strich mit den Fingern darüber. Überrascht zog er sie zurück, und starrte auf sie. An seinen Fingerspitzen sah man schwarze Flecken. Aragorn sah Gandalfs Finger, und sagte:

„Frische Tinte? Aber das ist doch unmöglich.“

Gandalf schüttelte verwirrt den Kopf.

„In diesem Land halte ich nichts für unmöglich, aber Du hast Recht, Aragorn, es ist sehr seltsam. Diese Buchstaben wurden erst vor ganz kurzer Zeit geschrieben. Anscheinend waren die Schritte, die wir gehört haben wohl keine Geistererscheinung. Irgendjemand war hier, und hat dieses Stück Papier hergebracht.“

Pippin schauderte.

„Und wer war das? Vielleicht sind diese Worte ein böser Zauberspruch, der uns töten soll!“

Nandriel sah sich das Papier in Gandalfs Hand genau an. Sie überlegte, dann bat sie Gandalf:

„Darf ich das Papier einen Augenblick haben?“

Gandalf nickte, und gab es ihr. Nandriel nahm es in die Hand, und strich sanft mit den Fingerspitzen darüber. Sie schloss die Augen, und summte kurz ein paar Töne. Dann öffnete sie ihre Augen wieder, und sagte schließlich:

„Nein, ich denke nicht, das es ein böser Zauber ist. Es sind Elbische Buchstaben. Keiner, der hier einmal gelebt hat, hätte Elbisches schreiben können. Ausserdem fühle ich, das die Schrift von einer Hand geschrieben wurde, die nicht böse ist. Ich glaube, jemand wollte uns helfen.“ Sie gab Gandalf das Papier zurück. Dieser dachte darüber nach, und sah auf das Papier. Die anderen grübelten.

„Wer sollte uns ihr helfen!“ brummte Sam. Und Merry warf ein:

„Sam hat recht. Es hätte uns doch dann jemand folgen müssen. Und wenn es jemand ist, der hier lebt, würde der uns bestimmt nicht helfen.“

Aragorn schwieg, und sagte:

„Ich kann mir nicht vorstellen, das uns jemand helfen wollte. Dann hätte sich diese Person doch zeigen können!“

„Wenn es jemand ist, der hier lebt, spielt er uns vielleicht nur einen Streich!“ sagte Gimli.

Nur Legolas blickte vom einen zum anderen, und sagte dann:

„Auch ich kann es mir schlecht vorstellen, aber ich weiß auch keine Erklärung dafür, das es Elbische Buchstaben sind, die wir hier, in Mordor treffen!“

Gandalf hatte nichts gesagt. Er hatte sich der Mauer zugewandt, und starrte auf das Papierstück. Dann, auf einmal, hob er mit einem Ruck die Arme, und rief laut:

„AnKhDwInAkReUvHoAd!“

Erschrocken fuhren die Gefährten zu ihm herum. Frodo rief:

„Warum hast Du das gemacht, Gandalf?“

Aber Gandalf sah nun starr auf die Mauer! Dann wurde es wieder dunkel, und die Wand leuchtete wieder! Das Tor erschien, und langsam, ganz langsam schoben sich die Türen auf, und der Weg nach draußen war frei!

Sie konnten es kaum glauben. Aber sie zögerten keine Sekunde, und liefen hinaus aus der finsteren Halle. Und kaum waren sie alle draußen, da schloss sich das Tor schon wieder! Sie blickten sich um. Sie standen auf dem Hof, vor dem Eingangstor. Aber von außen war das Tor nicht mehr zu sehen. Erleichtern setzte sich Gandalf auf den Boden, und seufzte. Die anderen taten es Ihm gleich, und sahen ihn fragend an. Nach einiger Zeit sagte Gandalf:

„Nandriel dachte, jemand wollte uns helfen. Das einzige, was uns in dieser Situation helfen konnte, war ein Ausgang. Wenn es also eine hilfe sein sollte, konnten diese Buchstaben nur das Losungswort sein. Zu etwas anderem waren sie nicht nützlich. Darum habe ich es probiert. Nun, es scheint, Nandriel hatte Recht. Jemand wollte uns helfen.“

Aragorn blickte skeptisch.

„Es ist seltsam, das jemand, der das Losungswort von einem Tor in Minas Morgul kennt, uns helfen will! Das ist schwer zu glauben!“

Gimli nickte.

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 „In der Tat. Diese Person würde ich gerne mal sehen!“

Gandalf nickte. Dann schaute er nach oben, in den Himmel, und rief:

„Wo immer Du bist, und wer immer Du bist, und was auch Deine Absichten sind, wir danken Dir für Deine Hilfe!“ Dann wandte er sich an die Gemeinschaft.

„Lasst uns gehen. Ziehen wir weiter, bevor es Nacht wird. So lange, wie wir gedacht haben, waren wir wohl doch nicht hier!“

Sie gingen auf das Tor zu, als plötzlich ein lauter Schrei ertönte, der aus dem Turm Minas Morguls kam! Dann begann die Erde zu beben, und wieder hörte man einen Schrei, er klang grausam und wütend.

„Vielleicht sollten wir lieber gehen!“ sagte Pippin zaghaft.

Gandalf aber schrie:

„Lauft!“ und rannte bereits zum Tor. Die Gefährten folgten ihm, und erreichten das Tor. Doch zu spät. Das Tor flog mit einem krachen zu. Im gleichen Moment begannen die Wachtürme der Mauern von Minas Morgul sich zu bewegen. Sie fingen an sich zu drehen, als wären sie Köpfe, die auf den Türmen saßen. Sie drehten sich herum, und dann begann es im inneren der Türme zu leuchten. Eine Weile passierte gar nichts. Aber dann, und wie ein plötzlicher Gewittwersturm zuckten Blitze aus den Türmen, genau auf die Gefährten zu. Sie warfen sich auf den Boden. Aber sie konnten nicht liegenbleiben. Schon zuckten weitere Blitze, und so sprangen sie auf, hetzten mal hierhin, mal dorthin, doch gab es hier keinerlei Schutz. Schon rannten Merry und Pippin auf die Eingangshalle zu, doch Gandalf schrie:

„Nein, geht nicht wieder hinein! Ich fürchte, wir werden dann nicht mehr herausgelassen! In dieser Festung steckt mehr leben, als wir ahnen konnten! Versucht, den Blitzen zu entkommen! Ich versuche, uns zu helfen!“ Gandalf floh vor einem der Blitze, und sprach dann schnell einige Zauberworte. Ein blaulichen Leuchten entstand über ihm, welches immer größer wurde!

„Schnell, zu mir, kommt her!“ schrie Gandalf!

Alle hetzten zu ihm. Als sie bei ihm waren, schwang Gandalf seinen Stab, und das blaue Leuchten breitete sich wie eine Kuppel über ihnen aus. Die Blitze prallten daran ab. Erleichtert atmeten die Gefährten auf, aber Gandalf blickte ernst.

„Wir müssen uns sehr schnell etwas einfallen lassen, ich kann diesen Schild nicht ewig halten!“ sagte er.

„Die stummen Wächter! Sie sind erwacht!“ sagte Sam. Frodo nickte düster. Dann aber schien ihm etwas einzufallen!

„Sam, wir haben doch auch die stummen Wächter von Cirith Ungol bezwungen! Du... Du hast meine Phiole benutzt, erinnerst du Dich? Weißt du die Worte noch, Sam?“

„Ja, Herr, ich weiß sie noch, aber wir haben die Phiole nicht!“

Frodo grinste.

„Doch, hier ist sie! Ich habe sie immer bei mir, Sam! Hier, nimm sie, und lass es uns probieren!“ Er gab Sam die Phiole.

Die Phiole war ein Geschenk der Elbenherrin Galadriel gewesen, und sie hatte ihnen mehrmals das Leben gerettet. Darum wollte Frodo niemals mehr ohne sie sein!

„Beeilt euch!“ Auf Gandalfs Stirn bildeten sich bereits Schweißperlen. Die zwei Wächter schienen stärker als früher zu sein. Sam streckte die Phiole in die Höhe, murmelte die Elbenworte! Die Phiole erleuchtete in weißem Licht, und strahlte hinauf zu den Wächtern. Und es wirkte! Die Wächter erstarrten, und rührten sich nicht mehr. Stille trat ein. Gandalf ließ den Zauber erschöpft fallen. Es schien, als seien sie in Sicherheit.

Dann aber bebte die Erde wieder, und das Schreien ertönte wieder. Und plötzlich wurde das Schreien zu einem Brüllen, das lang und hasserfüllt erklang.Und aus der Festung Minas Morguls stieg plötzlich ein Schatten empor, flog hoch in die Luft, und landete dann auf dem Turm. Der riesige Schatten neigte den Kopf, und blickte mit rotglühenden Augen böse auf sie herunter.

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16.

Der Mith

Gandalf starrte hinauf. Das Wesen, das nun aus den Mauern Minas Morguls erschienen war, saß direkt vor Ihnen. Es war riesig, aber ausser den roten Augen konnte man von ihm nichts erkennen ausser einem dunklem, grauen Schatten.

„Du meine Güte!“ stöhnte Merry, und stellte sich vorsorglich hinter Aragorn.

„Gandalf, was ist das?“

Gandalf schaute sich noch immer das unheimliche Wesen an.

„Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ein solches Wesen ist mir völlig unbekannt. Was meinst du, Legolas?“

Legolas schüttelte den Kopf.

„Ich habe dergleichen noch nie gesehen, und auch nichts darüber gehört.“

„Es...es scheint nicht...sehr nett zu sein...!“ Frodo schüttelte sich.

„Was machen wir jetzt? Es sieht nicht aus, als würde es uns vorbeilassen.“

Gandalf zögerte nicht lange.

„Zurück. Lauft zurück in die Festung. Wir haben keine Wahl.“

Die Gemeinschaft setzte sich sofort in Bewegung, und lief los, doch im selben Augenblick brüllte das Wesen, und kam auf sie zu!

„Es greift an!“ Aragorn schrie nach vorne.

„Läuft weiter!“ Gandalf blieb stehen, und stellte sich dem Wesen entgegen. Er war bereits dabei, einen Zauberspruch zu sprechen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, und ihn zur Seite schob.

„Geh zu den anderen, Gandalf. Du bist viel zu erschöpft, um dieses Wesen zu besiegen!“

Aragorn stellte sich vor Gandalf, und zog sein Schwert.

„Ich werde es aufhalten!“

„Narr!“ Gandalf blickte zornig auf Aragorn.

„Meinst du denn, Du könntest dieses Wesen mit einem Schwert besiegen? Das wäre Selbstmord, ehe Du auch nur Dein Schwert hättest heben können! Nein! Ich bin der einzige, der eine Chance hat! Geh zurück!“

Aragorn rührte sich nicht. Das Wesen kam immer näher. Dann stieß Aragorn Gandalf zu Boden, und lief auf das Wesen zu!

„Nein!“ Gandalf sah ihm entsetzt nach.

„Gandalf, ich habe einmal geschworen, euch alle entweder mit Leben oder Tod zu beschützen, und das gedenke ich auch weiterhin zu tun!“ Er hob sein Schwert, und er und das Wesen schnellten aufeinander zu!

Entsetzt sah die Gemeinschaft, wie das unaufhaltsame zu passieren schien. Aragorn schien sich Opfern zu wollen, um sie alle zu retten. Stumm, als wären sie alle ohne Sprache und unfähig etwas zu tun, das scheinbar gegen das Schicksal war, standen und sahen sie. Doch dann brach etwas den Bann.

„NEIN!“ Nandriel schnellte nach vorne.

„WIR KÖNNEN DAS NICHT ZULASSEN!“ Sie wollte laufen, wollte Aragorn helfen, doch dann hielt sie jemand fest. Starke Arme schlossen sich von hinten um ihren Körper, und an ihrem Ohr erklang eine vertraute Stimme.

„Es ist zu Spät. Wir können ihm nicht mehr helfen. Er wird nun kämpfen, und entweder wird er überleben oder für uns sterben! So war seine Entscheidung!“

Nandriel versuchte, sich aus den Armen von Legolas zu befreien, aber sie konnte nicht. Ihre Kraft verließ sie.

„Nein, nein, bitte nicht!“ Tränen füllten ihre Augen. Was nun vor ihr geschah konnte sie nicht mehr sehen. Sie hörte die anderen, wie sie zu Aragorn schrien, um ihm nur irgendwie helfen zu können. Legolas hielt Nandriel noch immer fest. Dann zuckte er zusammen.

„Er schafft es nicht!“

                                                                                                                 Seite 55

Ein Entsetzenslaut ging durch die ganze Gemeinschaft. Aragorn lag am Boden, entwaffnet, und scheinbar Bewusstlos. Das Wesen setzte zum letzten Schlag an. Etwas, das wohl scheinbar seine Klaue war, fuhr herunter, und...

Eine Ruf erklang, und das Wesen hielt inne. Laute, vielleicht Worte wurden geschrien, und das Wesen reckte den Kopf in die Höhe!

„Dort oben!“ Gimli zeigte auf einen der Hohen Felsen, die um Minas Morgul herum standen.

Alle schauten hinauf. Dort stand, scheinbar nur aus Schatten bestehend, ein Reiter. Das Pferd war Nachtschwarz, und sehr groß, und die Gestalt darauf schien schlank und hochgewachsen. Aber sie war vollstandig in schwarzen Stoff gekleidet, und das Gesicht war verhüllt.

Wieder schrie die Gestalt etwas in Richtung des furchtbaren Wesens. Das Wesen grollte und knurrte. Dann riss es etwas auf, was ein Maul sein konnte, und brüllte hinauf zu dem Reiter. Es sah aus, als würde das Wesen angreifen wollen. Aber dann erhob es sich plötzlich in die Luft, flog weit hinauf, und stürzte dann mit einem wütendem Kreischen wieder hinunter, und verschwand in der Festung. Die Gefährten beobachteten dies staunend. Dann sahen sie wieder hinauf zu dem Fels. Aber der Reiter war fort.

Frodo fasste sich als erster, und stürmte nach vorne.

„Aragorn! Aragorn!“ Er lief auf seinen Freund zu, und ließ sich neben ihm auf den Boden fallen.

„Aragorn! Bist du verletzt? Sag doch was!“ Frodo rüttelte Aragorn an der Schulter, und tatsächlich rührte sich dieser, und schlug die Augen auf. Da liefen auch die anderen zu ihm hin, und umringten ihn. Gandalf kniete sich hin, und sah in Aragorns Augen.

„Du bist nicht verletzt?“

Aragorn setzte sich auf.

„Nein. Nur ein Schlag auf den Kopf. Nicht sehr Heldenhaft, wenn ihr mich fragt!“

„Wir fragen aber gar nicht erst, du Narr!“ Gandalf versuchte ernst zu sein, aber auch er war so erleichtert, das ihm das nicht ganz gelang. Merry kam hinter Gandalf hervor.

„Wer oder was war denn das eben?“

Gandalf half Aragorn auf die Beine. Er schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Aber es waren dunkle Mordor- Worte, die dieser Reiter sprach. Er sagte etwas von „Mith“. Das heißt Nebelgeist. Und da dieser „Mith“ auf ihn hörte, muss er wohl hier aus Mordor kommen.“

„Wollte er uns denn helfen?“ fragte Pippin.

„Auch das weiß ich nicht. Aber ich kann das eigentlich nicht so recht glauben. Wahrscheinlicher ist, das es ein bloßer Zufall war. Vielleicht war dieses Wesen ein ausgerissener Diener des Reiters, und er hat es nur des Gehorsams wegen zurückgerufen.“

„Es war kein Reiter.“ Nandriel sah nachdenklich zu den Felsen hinauf, wo die dunkle Gestalt aufgetaucht war. Die anderen schauten sie Überrascht an.

„Was meinst Ihr, Herrin?“ Sam, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte, mischte sich nun ein.

„Natürlich war es ein Reiter. Er war groß, schwarz und hatte ein Pferd!“

Nandriel lächelte.

„Ja, sicher. Aber das wollte ich damit nicht sagen.“

„Und was wolltest Ihr dann damit sagen?“ fragte Sam weiter.

„Ich wollte sagen, es war kein Mann, kein Reiter. Es war eine Reiterin. Diese Gestalt dort oben...war eine Frau!“

„Eine Frau?“ riefen die anderen überrascht.

„Ja, eine Frau. Und trotz der dunklen Mordor-Worte konnte ich keine Feindseligkeit in Ihren Worten spüren.“

Die Gemeinschaft schwieg erstaunt. Dann, nach einiger Zeit sagte Gandalf:

„Lasst uns weiterziehen. Wir sollten schnell von hier fortkommen. Unser nächstes Ziel soll nun Morannon sein. Das schwarze Tor“ 

Die Gefährten machten sich erneut auf den Weg.

Seite 56

 
17.
Begegnung am schwarzen Tor

Die Gemeinschaft zog nun Richtung Norden. Sie ritten fast die ganze Zeit über schweigend, und jeder grübelte über eigene Gedanken nach. Bis zum Morannon, dem Tor Mordors war es etwas eine Reise von einer Woche. Das Gelände war unwegsam und gefährlich, und oft mussten sie von den Pferden absteigen, und führen. Es gab nie etwas zu sehen. Auf Felsen folgte Wüste, und darauf wieder Felsen. Als sie den Pass, der zum Tor führte erreicht hatten, waren sie froh, aus dieser betrüblichen Endlosigkeit heraus zu kommen. Sie ritten nun durch das von Felsen umgebene Tal Udûn, in dem damals Melkor seine erste Festung bauen ließ. Auch hatte der Balrog lange Zeit hier seinen Posten, und bewachte das Tor.

Die Gemeinschaft erreichte Morannon, und beschloss zu rasten. Wenn Mordor auch ein ungemütlicher Ort war, so entschieden sie sich doch dafür, ersteinmal eine längere Pause zu machen, um Kräfte zu schöpfen. Sie sammelten Brennbares, und bekamen ein Feuer zu stande. Nach einer Stärkung wurden die Wachen für die Nacht eingeteilt. Obwohl es noch Nachmittag war, legten sich die Hobbits bereits schlafen. Gandalf und die anderen hatten sich zusammen gesetzt, und erzählten leise ein paar kleine Geschichten, um die bedrückende Anwesenheit Mordors für kurze Zeit vergessen zu können. Nach einiger Zeit meinte Gandalf:

„Es wäre gut, wenn zwei von uns sich ein wenig umsehen würden. Ich möchte nicht versuchen Kräfte zu sammeln, wenn ich mit bösen Überraschungen rechnen muss.“

Legolas sah sich um.

„Das kann ich tun. Ich werde mit Nandriel gehen, wenn es ihr recht ist. Die Gegend erscheint mir recht übersichtlich.“

Nandriel nickte, und erhob sich. Sie folgte Legolas.

Gandalf, Aragorn und Gimli schauten den beiden hinterher. Gandalf schmunzelte. Gimli fasste sich an den Bart und klopfte sich mit der anderen Hand auf die Schenkel. Dann schnalzte er mit der Zunge und sagte:

„Mir scheint, es gibt auch ein paar schöne Dinge auf dieser Fahrt!“

Gandalf nickte.

„Ja. In der Tat.“ Gandalf sprach nur kurz, und warf einen kurzen Blick auf Aragorn. Dann sagte er noch:

„Die beiden scheinen füreinander bestimmt zu sein.“

Gimli stand auf und hüpfte freudig auf und ab.

„Na, dann feiern wir wohl Hochzeit, wenn das hier vorbei ist was?“ Er lachte fröhlich.

"Und das "Problem" von Legolas mit seinem Vater wäre dann auch aus der Welt!" 

„Gimli!“ Gandalf sah den Zwerg ernst an, und deutete unauffällig zu Aragorn herüber. Gimli verstand, und setzte sich wieder hin. Aragorn jedoch lächelte nur.

„Schon gut, Gandalf. Ich freue mich für Legolas, denn Nandriel ist eine wundervolle Person. Und auch sie könnte wohl keinen besseren finden. Doch erinnert mich dieses Glück noch zu sehr an meinen eigenen Schmerz, als das ich schon wieder freudig lachen könnte. Verzeiht mir!“

„Es gibt nichts zu verzeihen.“ Gandalf nickte Aragorn zu.

„Lasst uns über andere Dinge sprechen!“

 Nandriel war Legolas gefolgt. Sie waren ein wenig herumgewandert, hatten aber noch kein Wort gesprochen. Legolas beobachtete die Gegend, und schien über irgendetwas nachzudenken. Nandriel setzte sich ein Stück entfernt von ihm auf einen Felsen. Sie wartete. Nach einer Weile begann sie, ihn zu beobachten. Es war schön zu sehen, wie er die Umgebung betrachtete. Wie er alles in sich aufnahm, und sich jede Begebenheit merkte. Nandriel lächelte und sagte:

„Hier ist nichts, was uns gefährlich werden könnte.“

Legolas nickte. Dann lächelte auch er, und setzte sich vor ihr auf den Boden.

„Sind wir fertig mit der Erkundung?“ fragte Nandriel.

Seite 57

„Ja.“ Legolas sah sie an.

„Dann können wir zurückgehen?“ Nandriel erwiderte seinen Blick.

„Nein.“ Er sah sie weiterhin an.

Nandriel war verwirrt.

„Nun...wenn das alles war,dann... dann hättet ihr mich doch aber gar nicht gebraucht!“

Legolas stand nun wieder auf, und wandte sich ab.

„Es sollten zwei von uns gehen.“ Er trat einen Schritt nach vorne.

Nandriel lächelte. Sanft fragte sie:

„Und war das der einzige Grund?“

„Nein!“ Legolas drehte sich nun wieder zu ihr um.

„Ich wollte euch in meiner Nähe haben!“ Er kam auf sie zu, und reichte ihr seine Hand. Nandriel ergriff sie, und stand auf. Sie waren sich nun sehr nahe. Legolas hob ihre Hand hoch, und küsste sie sanft. Er war ein Elb, aber sein Herz klopfte ebenso wie das eines Menschen, als er dies tat. Und es klopfte ebenso wie ihres. Legolas hob die andere Hand, und berührte sanft Ihr Gesicht. Er strich mit den Fingerspitzen über ihre Wangen. Dann sahen sie sich in die Augen. Langsam neigte Legolas das Gesicht. Dann schloss er die Augen, und berührte Nandriels Lippen mit den seinen. Auch sie schloss ihre Augen. Zärtlich, vorsichtig, war dieser erste Kuss, als könnte durch ihn etwas zerbrechen, das gerade erst entstanden war. Doch die beiden spürten die Zuneigung ihrer Herzen, die miteinander schlugen. Endlos schien dieser Augenblick gewesen zu sein. Endlos schien die Zeit, bis die beiden sich voneinander lösten.

Sie sahen sich wieder an, doch sie konnten jetzt kein Wort sagen. Überwältigt voneinander, konnten sie sich nur schweigen in die Augen sehen.

Auf einmal war da ein Geräusch hinter einem der Felsen hinter ihnen. In einer einzigen fließenden Bewegung schnellte Legolas herum und hatte auch schon einen Pfeil angelegt.

Er bemerkte, dass Nandriel zu selben Zeit das gleiche getan hatte, und kampfbereit Rücken an Rücken mit ihm stand. Vorsichtig beobachteten sie die Umgebung. Aber das Geräusch wiederholte sich nicht.

„Vielleicht war es nichts?“ Nandriel wollte den Bogen wieder sinken lassen. Legolas aber hielt sie zurück.

„`Nichts´ verursacht keine Geräusche!“ antwortete Legolas misstrauisch, und behielt weiterhin die Umgebung im Auge. Dann ertöhnte das Geräusch jedoch erneut, und gleichzeitig nahm Legolas eine Bewegung wahr. Dann ging alles ganz schnell. Eine völlig schwarz gekleidete Gestalt trat hinter den Felsen hervor. Es war der Reiter aus Minas Morgul!

Man konnte erkennen, dass er recht groß und schlank war, wobei der meiste Teil des Körpers in einen dunklen Mantel gehüllt war. Auch das Gesicht wurde von einer weiten Kapuze bedeckt, so dass man nicht viel erkennen konnte. Doch in der rechten Hand hielt er eine gefährlich aussehende Waffe - ein Zweililien!  Nandriel und Legolas starrten auf die furchtbare Mordor – Waffe. Ein Zweililien war eine Art Lanze, nur das sie an beiden Enden gefährlich war, denn an beiden Enden prangten scharfkantige Schneiden. Atemlose Sekunden verstrichen, wärhend Legolas sen Reiter nicht aus den Augen ließ. Nandriel jedoch ließ nun dennoch Ihren Bogen sinken. Sie trat einen Schritt auf die dunkle Gestalt zu.

„Wer bist Du?“ Nandriel sah der Person direkt dorthin, wo dunkle Schatten Ihr Gesicht verbargen. Schweigen. Dann – ganz langsam, als müsste die Gestalt erst noch überlegen, was sie tat, hob sie eine Hand, und griff nach ihrer Kapuze. Langsam zog sie diese von Ihrem Kopf. Als der Kopf der Gestalt zum Vorschein kam, entwich Legolas ein laut der Überraschung.

„Eine Elbe?“ Auch er ließ nun den Boden sinken.

Nandriel schritt auf die Fremde zu. Ihr Gesicht war zweifelos mit Elbischen Zügen versehen. Ihre Haare waren schwarz – so schwarz, das man das Gefühl hatt, in einen tiefen Schatten zu blicken. Ihre Augen waren von der gleichen duklen Tiefe, doch waren sie grün und es schien  Nandriel, als würden sie für kurze Zeit rot aufleuchten. Was war das für eine Person?

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“Sie ist nicht nur eine Elbin!” Nandriel sah der Fremden genau in Ihre seltsamen Augen.

„Sie ist mehr... viel mehr!“

Legolas sah sie verwundert an.

„Mehr?“ fragte er.

Nandriel nickte. Dann machte sie wieder einen Schritt von der Fremden weg.

„Wer bist Du, und was machst Du hier, in diesem Land, indem sonst niemand wagt zu sein?“

Die Fremde schwieg. Dann bildete sich ein Lächeln auf Ihren Lippen.

„Es ist mein Land!“

Nandriel und Legolas sahen sie überrascht an. Doch die Fremde lächelte nur noch einmal.

„Lasst Euch gesagt sein, das von mir keine Gefahr droht. Ihr habt recht! Ich bin Halbelbin, und noch viel mehr. Doch ich würde Euch niemals ein Leid zufügen.“

Legolas sah sie zweifelnd an. Dann aber sah er zu Nandriel und sagte :

„Sie spricht die Wahrheit. Ihr Herz ist nicht böse!“

Nandriel nickte.

„Ja,  ich spüre das auch. Aber in Ihrem Herz ist mehr, als wir sehen können. Lass Sie uns mit zu den anderen nehmen. Lass Gandalf über sie urteilen. Er wird wissen, was wirklich die Wahrheit ist!“

Legolas stimmte Ihr zu. So gingen sie zurück zu Ihrem Lager, und brachten die Fremde mit. Als die anderen sie kommen sahen, blickten sie überrascht auf die dritte Person, die mit Nandriel und Legolas auf die Gefährten zu kam. Gandalf stand sofort auf, und trat zu ihnen. Auch Aragorn kam herbei, denn er erkannte in der geheimnisvollen Fremden den Reiter wieder, der Ihm scheinbar vor dem Mith das Leben gerettet hatte. Gimli war bereits neben Legolas getreten, und schaute ebenso verwundert, wie die vier Hobbits, die sich jetzt noch um sie geschart hatten. Gandalf sah Nandriel an.

„Wer ist das?“

Nandriel wollte antworten, doch da kam Ihr die Fremde zuvor.

„Mein Name ist Morani!“ sagte sie. Ihre Augen wanderten schnell von einer Person zur anderen, und blieben dann bei Aragorn hängen.

„Ah!“ sagte sie. „Ihr lebt, und es geht Euch gut? Das erfreut mein Herz! Ihr wart sehr dumm, alleine gegen den Mith kämpfen zu wollen!“

Aragorn sah sie an, vermochte aber keinen Ton zu sagen. Wie gebannt starrte er die Fremde, die sich als Morani vorgestellt hatte an. Dann sagte Gandalf :

„Ihr habt uns also geholfen. Dafür danken wir Euch. Aber was tut Ihr hier, im Lande Mordor, und woher habt Ihr die Macht, jenes dunkles Geschöpf bannen zu können, welches uns in Minas Morgul angriff?“

Morani wandte nun Ihren Blick von Aragorn ab.

„Fragen, und Fragen. Auf alle kenne ich die Antwort. Doch Euch, das befürchte ich, werden sie nicht gefallen. Doch wenn ich Euch berichte wer und was ich bin, dann müsste Ihr versprechen, das Ihr, wenn Ihr über mich richtet, meine Hilfe für Euch bedenkt. Und ich habe Euch bereits zweimal geholfen!“

Verwundert schaute Gandalf sie an. Dann erhellte sich sein Blick.

„Das Losungswort für das Tor! Ihr habt es uns dort hinterlassen?“

Morani nickte.

„In der Tat, das habe ich!“

Gandalf sah Ihr noch eine Spur ernster ins Gesicht.

„Dann stellt sich mir gleich eine weitere Frage! Wie wusstet Ihr die Wege und das Losungswort der Festung des Hexenkönigs?“

Morani lächelte noch immer.

„Noch eine weitere Frage. Auch auf sie weiss ich die Antwort. Doch auch diese wird Euch nicht gefallen!“

Merry, der stumm zugehört hatte, schaltet sich nun ein.

Seite 59 

„Wie könnt Ihr dermaßen über uns urteilen ohne uns zu kennen? Sind wir nicht Hobbits, Elben, Zwerge, Zauberer und Menschen, die friedlich beisammen sitzen? Warum denkt Ihr, wir würden Euch ablehnen?“

Moranis Augen funkelten für eine kleinen Moment rot auf. Amüsiert beugte sie sich zu dem Hobbit herunter, und sah ihm tief in die Augen. Dann sprach sie :

„Ihr sprecht weiser als manch anderer, denke ich. Doch um Eure Frage zu beantworten : Vielleicht liegt es daran, wer ich bin, und wie ich gelebt habe. Ich kenn nicht viele andere Personen. Und um ganz ehrlich zu sein...“  Morani richtete sich wieder auf, und schaute von einem zum anderen.

„Ihr seid die ersten anderen, die ich treffe.“

Alle schauten sie schweigend an. Dann sagte Gandalf :

„Nun... wer immer Ihr auch sein mögt, im augenblick seid Ihr hier, bei uns. Darum erzähle uns bitte, wer Du bist, denn nur dann können wir sehen, ob es estwas gibt, über das wir an dir urteilen müssen oder nicht. Aber ich bitte Euch alle – lasst uns dazu an das Feuer gehen. Dieses Land ist kalt. Ich habe nicht vor, mir etwas anzuhören, während ich auf unbequemen Steinen stehe!“

Die anderen stimmten zu, und alle setzten sich um das Feuer. Es war dunkel geworden und Gandalf ließ das Feuer mit seinem Stab an Kraft gewinnen. Die Hobbits hatten sich zu dem Zauberer gesetzt, und schwiegen. Aragorn hatte sich ebnfalls zu Gandalf gesetzt. Nandriel saß bei Legolas und Gimli, und alle warteten ein wenig angespannt auf die Erzählungen der Fremden, die bei Ihnen am Feuer saß, als wäre sie schon ewig mit Ihnen gezogen. Nandriel schaute Morani an. Sie wirkte so fremd, als sei sie weder die Elbin, die sie äusserlich zu sein schien, noch sonst ein Wesen aus Mittelerde. Und trotzdem spürte Nandriel, das diese Fremde ein Teil Ihrer aller Reise sein würde, Nandriel wusste bereits jetzt,  das Morani von nun an mit Ihnen ziehen würde. In den Augen Moranis hatte sie etwas gesehen das Ihr vollkommen unbekannt war, und doch so vertraut, als würden sie sich schon ewigkeiten kennen. Und als Ihre Blicke sich trafen, spiegelte sich in Moranis Augen das Bild von Ihnen allen zusammen am Feuer, und jenes Bild brannte sich für alle Zeiten tief in Nandriels Herz, und sie erinnerte sich Ihr Leben lang an diesen Augenblick, so wie sie sich für alle Zeiten an den Kuss erinnern würde. Den Kuss den Legolas Ihr geschenkt hatte.

Und als Morani anfing zu erzählen, sah Nandriel Ihre Augen wieder rot aufleuchten.

 Seite 60

18.

Moranis Erzählung

„Es war im Jahre 1699, da ließ Sauron, der dunkle Herrscher eine Elbin aus Eriador entführen. Dies tat er nicht, um sie zu foltern und zu quälen, sondern weil er einen Erben haben wollte, dem er das Dunkle und böse überlasen konnte, sollte er wieder allen Erwartungen scheitern, und vergehen, so wie einst sein Herr Melkor vergangen war! Darum ließ er die Elbin zu sich bringen, denn wer könnte besser als Mutter geeignet sein, als eine Elbin. Die Unsterblichkeit und die Macht des Volkes der Erstegeborenen, gemischt mit seiner eigenen fürchterlichen Macht, würden einen Herrscher ergeben, der ganz Mittelerde das Fürchten leeren würde.

Doch alles kam ganz anders. Die Elbin, Ihr Name war Mirenya, wurde schwanger, doch gebar sie keinen dunklen König, sondern eine Tochter. Mit all Ihrer Elbenmacht bannte sie das dunkle Erbe in Ihr, und so wurde das Mädchen eine einzigartige Elbin, schön, gütig und  anders als alle anderen Elben Mittelerdes.

Sauron tobte vor Zorn, doch er gab nicht auf, es war Ihm gleich, ob Tochter oder Sohn, ob mehr Elbisch vom Aussehen oder mehr Dunkelheit. Und so sperrte er das Mädchen ein, und versuchte, die dunkle Macht in Ihr wieder hervorzuholen. Doch es gelang keinem seiner Dunklen Diener. Als der Ringkrieg damals begann, und Sauron wieder Gestalt annahm, da bekam er eine Verbündete. Sie kam von irgendwoher, auch sie hatte Elbische Züge, aber in Ihrem Herzen lag etwas dunkles. Sie wurde die Geliebte des dunklen Herrschers. Diese Fremde versuchte nun, die Tochter Saurons zu unterrichten. Doch vergeblich. In der Fremden steckte eine enorme Macht, das spürte das Mädchen, aber sie hatte die Kraft ihr zu wiederstehen. Doch die zeit drängte für Sauron. Er musste jemanden haben, der nicht zerstört werden würde, wenn der Eine Ring tatsächlich vergehen sollte. Darum versuchte er nun selbst, die Elbische und mittlerweile schon verhasste Tochter zu leeren. Doch auch ihm gelang es nicht. Kurz vor ende des Ringkrieges, als Sauron jedoch noch immer nicht die Gefahr wahrte, die ihm drohte, versuchte er es mit einer List. Er ließ Mirenya vor Ihre Tochter führen, und drohte dem Mädchen damit, Ihre Mutter zu töten, wenn sie Ihm nicht gehorchte. Doch die Tochter war nun schon erwachsen, und verstand die Dinge, die Ihre Mutter Ihr mit Ihrer Kraft geschenkt hatte. Und so unterdrückte sie den Zorn in Ihrem Herzen, den Zorn auf Ihren dunklen Vater, und sie vergaß all die dunklen Stunden und Qualen in Ihrem Gefängnis. Sie wandte einen mächtigen Verwirrzauber an, dem sogar Sauron unterlag, und flüchtete aus Saurons finsteren Hallen, hinaus in das Land Mordor.

Sauron erkannte wie mächtig dieses Mädchen war, das es vermochte Ihn zu tauschen. Und so überlegte er, wie er seine Erbin zurückholen konnte. Er versuchte Ihr aufzulauern, Sie zu erpressen, uns hetzte sie erbarmungslos durch sein dunkles Reich. Doch seine Tochter wiederstand. Sie durchreiste Mordor, immer auf der Suche nach etwas, das sie zu finden hoffte. Doch sie war immer allein. Nur das Pferd, das sie bei sich hatte, war bei Ihr. Es war ein Pferd, das wie Ihre Mutter entführt worden war, das hatte es Ihr erzählt. Sein Name war „Nachtherz“. Mit Ihm zog die Tochter Saurons nun quer durch Mordor, und auch nach Saurons Fall wagte sie es nicht, zurückzukehren. Viele Male stand sie vor dem großem Tor Morannon, und viele male sagte ihr eine Stimme : „Noch nicht!“ Und so zog sie weiter.

Viele Jahre später war sie abermals auf dem Weg zum Tor Mordors, doch dieses Mal war etwas anders. Sie war nicht allein. Sie beobachtete Fremde Personen, ein Gemisch aus verschiedenen Völkern – sie taten nicht gerade schlaue Dinge, hier in Mordor. Und so half sie den Fremden zweimal im verborgenen, und blieb unerkannt. Doch dann, genau am heutigen Tage, da traf fasste Sie sich ein Herz, und trat zu den Fremden hin. Die Fremden baten Sie, Ihre Geschichte zu erzählen, und so setzte sich das Mädchen mit ans Feuer, und erzählte...

Und sie stellte sich vor, als Morani. Morani, die Tochter Saurons!“

 

Um das Feuer herrschte schweigen. Verblüfft führten die Freunde sich geistig nocheinmal das

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vor Augen, was die Fremde ihnen da eben gerade erzählt hatte. Es war einfach unglaublich. Gandalf und Nandriel sahen sich an. Ein Teil der Erzählung hatte sie beide in Aufruhr gebracht, und sie geradezu alamiert. Sie starrten sich stumm durch das Feuer an, und schienen gedanklich zu kommunizieren.

Dies bemerkte Aragorn, und so brach er das Schweigen, und fragte :

„Gandalf...Nandriel... ist etwas?“

Gandalf wandte sich langsam zu Aragorn, und man konnte in seinen Augen Sorgen sehen. Doch er antwortete :

„Nein. Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur über diese unglaubliche Geschichte nachgedacht. Morani – Ist... ist das wirklich die Wahrheit? Es ist kaum zu glauben, was Du erzählst!“

Morani, die zuletzt auf den boden gestarrt hatte, hob den Kopf, und nickte.

„Ja. Alles ist wahr. Ich bin Morani, die Tochter Saurons. Ich kenne alles hier in mordor, und ich habe die Macht alles zu bezwingen, was es hier in Mordor gibt, und wieder gibt.“

Gimli horchte auf.

„Wieder?  Sagtet ihr Wieder?“

„Ja.“ Morani nickte nocheinmal.  „Nach dem Fall Saurons bin ich lange zeit durch Mordor gewandert, und da war nichts. Doch jetzt – da sind neue böse Geschöpfe, die einem auflauern. Sie sind dunkel, und irgendetwas scheint sie aufzuwecken!“

Aragorn blickte zu Ihr herüber.

„So wie der... wie sagtet Ihr... Mith?“

Morani sah Aragorn an. Es wr nur ein kurzer Blick, doch Aragorn meinte, ein seltsames leuchten in den Augen der Fremden zu erblicken. Sie war wirklich anders als alle anderen Personen, die Ihm begegnet waren. Nun...wenn Ihre Erzählung stimmte, war das kein Wunder. Morani sah nun wieder in die runde.

„Ja. Der Mith ist ein Geschöpf, das wiedererwacht ist.“

„Wiedererwacht?“ Gandalf schaute sie fragend an.

„Ich habe nie von einem solchem Wesen gehört.“

Legolas stimmte Ihm zu.

„Ich ebenfalls nicht. Ihr müsst euch irren, ein Geschöpf wie den Mith hat es früher noch nicht gegeben.“

Doch Morani lächelte wieder nur geheimnisvoll.

„Ihr hab recht ... und auch unrecht. Der Mith ist nichts neues, er ist wirklich wiedererwacht. Jedoch war er vorher etwas anderes.“

„Und was war er?“ fragte Frodo neugierig.

„Bevor er wiederkehrte war er nicht eins, wie er es jetzt ist. Er bestand aus mehreren Wesen. Doch als Sauron fiel vergingen diese Wesen mit ihm. Zumindest fast alles von Ihnen. Es blieben Reste. Und aus diesen Resten, die sich in Minas Morgul versteckt hielten, entstand der Mith. Denn da ist estwas in Mordor, das die Macht hat, alles böse und finstere wieder herbeizurufen, und wiederzubeleben.“

Frodo dachte kurz darüber nach. Dann sagte er :

„Der Mith ist aus Resten von anderen Wesen entstanden? Und diese Reste hausten in Minas Morgul? Dann muss er ein Ringgeist sein, nicht wahr?“

Morani sah Frodo überrascht an.

„Ja! Ja in der Tat, er ist das, was aus den Ringgeistern entstand, aus dem, was von Ihnen übrig blieb. Die neun Nazgul : Er Mûrator, Khamul, Dwar, Indur, Akhorahil, Ren, Uvatha, Hoarmurath und Adunaphel. Sie alle vergingen mit Sauron, doch Ihre gequälten Seelen blieben in Minas Morgul. Und von irgendwas wurden sie nun wieder erweckt.“

Gandalf hatte zugehört, und schmunzelte.

„Ich verstehe... Die Namen der Neun Ringgeister... Die jeweiligen Anfangsbuchstaben ergaben das Losungswort für das Tor in Minas Moragul, nicht wahr? Ihr habt uns also den Zettel geschrieben. Aber was bedeutet der erste Buchstabe? Da stand „An“ statt „Er“.“

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Gandalf sah Morani an. Diese dachte selbst kurz nach. Dann sagte sie :

„Das weiss ich nicht genau. Ich denke, um den Hexenkönig, den Herrn der Nazgul hervorzuheben, haben sie nicht von seinem Namen die Buchstaben genommen, sondern die Anfangsbuchstaben seines ehemaligen Reiches Angmar. Eine andere Erklärung wüsste ich nicht.“

„Das klingt logisch.“ Sam hatte das Bedürfnis gehabt, auch etwas zu sagen, obwohl er nicht viel von dem Verstand, was erzählt wurde. Ringgeistseelen? Neue Mächte und die Tochter Saurons? Das alles beschehrte Ihm zuviele unangenehme Gefühle in der Magengrube.

Nandriel lächelte Sam zu.

„Ja,  das tut es. Morani spricht in allem die Wahrheit. Sie tatsächlich die Tochter Saurons.“

Nun schwiegen alle wieder. Nandriel jedoch hatte noch eine Frage.

„Morani. Es gibt da etwas, das sehr wichtig ist.“ Sie richtete einen Blick auf Gandalf.

„Diese Elbin, von der Du gesprochen hast... die Elbin mit dem dunklem Herzen...wie hat sie ausgesehen, und wie war Ihr Name?“

Gandalf horchte nun interessiert auf, und wartete auf Moranis Antwort.

„Ich weiss nicht Ihren Namen, ich habe ihn nie gehört. Doch Ihr aussehen kann ich ein wenig beschreiben. Sie hatte sich immer in schwarz gehüllt. Sie trug immer Kleider mit weiten schwarzen Kapuzen. Doch darunter sah man trotzdem immer drei Dinge sehr deutlich. Ihre Elbischen Ohren, Ihre böse funkelnden Augen, die wie blanker Stahl zu sein schienen, und Ihre Haare, die so eisig und silbern waren, wie Ihre Augen!“

Sorgenvoll blickte Gandalf Nandriel an. Dann fragte er :

„Hast Du wirklich niemals Ihr Gesicht gesehen?“

Morani schüttelte den Kopf.

„Nein. Niemals. Nur Schatten konnte man erblicken, wenn man auf Ihr Gesicht sah. Alles andere konnte man erkennen, nur wenn man versuchte, in Ihr Gesicht zu blicken, dann war es wie ein dunkler Zauber, der es verbarg. Aber nun erlaubt mir eine Frage!“

Gandalf nickte.

„Was tut Ihr hier in Mordor?“ Morani sah von einem zum anderen. Wieder blieb Ihr Blick bei Aragorn hängen, und Ihre zweite Frage galt eher Ihm, als den anderen.

„Und warum tut Ihr so gefähliche und unüberlegte Sachen?“

Aragorn wich Ihrem Blick aus. Morani spührte tiefe Trauer um sich herum. Im Schein des Feuers sah sie, wie in den Augen der Halbelbin Tränen leuchteten. Der Elb der neben Ihr streckte seine Hand aus, und strich Ihr sanft über die Hand. Die tiefe Trauer bewegte Morani sehr, und sie bedauerte es, das sie noch von keinem den Namen wusste, auch hätte sie jetzt selbst gerne nach irgendeinem von Ihnen die Hand ausgestreckt, um Ihn zu trösten.

Als hätte Gandalf Ihre Gedanken gelesen, begann er nun zu berichten, wer sie waren.

„Wie nennen uns „Die neue Gemeinschaft“. Ich bin Gandalf, der Zauberer, auch Gandalf der Weisse genannt. Das dort drüben ist Aragorn, Arathorns Sohn, und König von Ithilien.“

Gandalf zeigte zu Legolas.

„Das ist Legolas, der Prinz der Waldelben aus Düsterwald. Der Zwerg ist Gimli, Gloins Sohn. Die Halbelbin ist Nandriel, meine Tochter. Die beiden Hobbits dort sind Meriadoc Brandybock, genannt Merry, und Peregrin Tuk, genannt Pippin.“

Er wies neben sich.

„Und dies hier ist Sam Gamdschie, mit seinem Herren Frodo Beutlin, dem Ringträger.“

Gandalf betonte das Wort Ringträger extra ein wenig. Er wollte wissen, wie Morani darauf reagierte. War sie wirklich die Tochter Saurons, so würde sie von Ihnen allen, ausgenommen von Nandriel, gehört haben. Und tatsächlich war Morani nun ebenso überrascht wie die Gefährten vorhin bei Ihrer Erzählung gewesen waren.

„Ihr... Ihr seid die Ringgemeinschaft? Gandalf, Frodo... Aragorn, der König?“

Sie staunte geradezu.

„Und was tut Ihr nun hier?“

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Nun übernahm Aragorn das Wort.

„Wir wurden zusammengerufen von Gandalf. Von vielen Menschen, die an den Grenzen Mordors leben hörte man dunkle Geschichten. Es seine wieder Schatten aufgetaucht, Geister und Finstere Dinge, die man nicht zu deuten wusste. Darum ritt ich mit Arwen, meiner Königin los, und traf mich mit den anderen der damaligen Gemeinschaft. Wir beschlossen, den Gerüchten der Leute, und den dunklen Vorahnungen Gandalfs nachzugehen, und bildeten so die neue Gemeinschaft. Ausserdem traf Nandriel auf uns, und Arwen ritt ebenfalls mit uns. Doch wehe! Arwen die Königin verlor Ihr leben, als wir in Isengard auf die Totgeglaubte Kankra trafen. Diese griff uns an, und Arwen versuchte sie zu bannen. Dies war Ihr Unglück. Sie wurde von der großen Spinne getötet. Sie starb in meinen Armen, und ich konnte nichts tun...“  Aragorns Stimme versagte. Morani spürte seinen Schmerz, und sie wünschte, sie könnte Ihn lindern. Nun erzählte Frodo weiter.

„Wir haben in Isengard, Rohan und Emyn Arnen nach hinweisen gesucht. In Emyn Arnen hatten wir Kontakt zu Toten, die uns etwas mitteilen wollten. Wir bekamen eine Prophezeihung, und darufhin beschlossen wir, nach Mordor zu gehen, und dort zu suchen, wo alles übel entstand, und wohl auch nun wieder entsteht. Wir wollten an jedem Ort suchen, der uns wichtig vorkam. Darum waren wir in Minas Morgul, und sind nun zum Morannon gezogen. Unser nächstes Ziel sollte Barad-Dûr sein.“  Frodo endete. Gandalf nickte.

„Ja. Das ist unsere Aufgabe.“

Morani dachte darüber nach.

„Dann ist es also schon so stark zu spüren, das etwas vorgeht?“

Die Gefährten sahen sie traurig an.

Innerhalb der bedrückten Stimmung musste Pippin plötzlich gähnen. Beinahe wäre er eingenickt, und erst jetzt bemerkte er, wie müde er war. Auch Merry begann zu gähnen.

„Das ist ansteckend Pippin!“ sagte er.

Gandalf schaute in die Runde.

„Die Hobbits haben ein untrügliches Gefühl dafür, wann es zu spät für ernste Unterhaltungen wird. Ich denke, wir sollten alle ein wenig schlafen.“

Die anderen stimmten zu. Doch Morani fragte :

„Darf ich mit Euch ziehen? Wenn Ihr nach Barad-Dûr wollt, so kann ich Euch über Wege führen, die sonst keiner kennt. Ausserdem hätte ich dann endlich Gesellschaft. Ich war sehr lange alleine.“ Sie sah zu Aragorn, der noch immer betrübt zu boden sah.

Die Gefährten sahen sich an. Merry und Pippin zucken mit den Schultern. Nandriel lächelte, dann sagte Gandalf :

„Nun, ich denke, wenn keiner etwas dagegen hat, könnt Ihr mit uns kommen.“ Gandalf sah sich fragend um. Keiner hatte etwas dagegen. Jede Hilfe konnten sie brauchen, in diesem Land, das so unfreundlich und böse war, wie sein damaliger Herrscher. Morani nickte dankbar. Dann stieß sie einen lauten Pfiff aus, und hinter den angrenzenden Felsen kam ein Pferd hervor. Es war Nachtschwarz, und es war ein wundervolles Tier. Sobald es jedoch ans Feuer gekommen war, blieb es stehen, und schaute sich neugierig um, bis sein Blick auf Schattenfell, und desse Sohn Silberwind, Nandriels Pferd fiel.

„Das ist mein Pferd Nachtherz!“ sagte Morani.

Das dunkle Pferd wieherte, und trabte freudig auf Schattenfell und Silberwind zu. Verblüfft beobachteten die Gefährten dies. Die Pferde schienen sich zu kennen. Da sprang Gandalf auf.  Er hatte sich bereits in Moranis Erzählung über den Namen gewundert, den das Pferd trug. Doch jetzt war es sicher. Das war Schattenfells entführter Sohn! Auch Nandriel sah dies.

„Sie... sie gehören zusammen – Nachtherz ist der Bruder Silberwinds!“

Die Gefährten lachten, dies war ein freudiger Zufall, und sogar Aragorn lächelte. Dies freute Morani, denn die Trauer in seinem Herzen hatte sie sehr belastet. Und mit diesem fröhlichem Wiedersehen legten sich alle ans Feuer, und ruhten alle ein wenig. Morgen würden sie mit Ihrer neuen, aussergewöhnlichen Gefährtin weiterziehen.

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