Krone
Sonntag 20 September 1998 |
FALCO PRIVACY
Lebenslust. Uns böser Witz gegen des Lebens.
,,Falco Privacy“. Das Buch, in dem Falcos Mutter
Texte. Intim, aber für Voyeure.
Ein Buch wie eine Kostba- re Schatulle, die man Behutsam öffnen muß. Erinnerungen aus dunkelro- Tem Samt, verwoben mit traurigem Flor. Seltsames Licht, wie nicht ganz irdisch, das dunkle Gedanken in Hoffnung taucht. ,,Privacy Falco“ Er hätte das Buch gemocht. Weil es das Buch ist von den Bildern und Gefüh- len, die seiner Mutter geblie- ben sind. Privacy Falco; Ansichten eines Kindes. Genau die Bil- der, die in Millionen anderen Alben auch kleben: Kind sein in den ganzen frühen sechziger Jahren. Kurze Haare, artiges Gesicht, brav zugeknöpfte Pyjamas und das schaue Lä- cheln Unter wilden bunten Häuptlingsfedern beim Kinder- fasching. So haben alle Kinder ausgeschaut. Aber Falco war anders. Starke Mutter, schwieri- ges Kind. Kein Vater da, und vermisst.Verhältnisse, die man klein nennt. Weil sie keine großen Sprünge und Keine großen Gedanken er- lauben. Ein Gedanke, der ganz früh die Grenzen sprengte: Musik. Musik, die Geniale Übersetzung für Ge- danken, die nicht einmal Worte hatten. Falco Privacy; natürlich Haßte er die Schule und die Enge Und alles Gewöhnliche überhaupt. Millionen wären dem auch gerne entkommen. |
Drum haben Millionen das So geliebt, was er sang. Rück- Sichtslos genial. Der Sound- track der Freiheit Für alle, die auch nicht daheim bleiben wollten, aber mußten. Falco Privacy; der Teil, der öffentlich wurde. Der ,,Kom- missar“ und ,,Amadeus“ und Amerika. so viel Geld ver- dient, dass ihm selber schwin- delig wurde. Geld verdirbt
---------------------------------------- Keine konnte ihn, fertigmachen, Falco , nur von Falco besiegt --------------------------------------- den Charakter, sagte er. Mit gebleckten Zähnen, stark und verwundbar. Von kein- em hat er sich fertigmachen lassen. Von keinem außer von sich selbst. Falco Privacy; behutsame Mutter sie haben kann. Kei- ne degoutanten Labor-Ana- lysen, keine Blutwerte aus der Stunde des Todes. Aber echtes Herzblut in schrillen Lebenskizzen: Gefühle und Reime, mit Tinte schlampig Auf Papier gefetzt. Ganz dunkle Töne In ein paar Wor- ten. Dann wieder lichterlohe Lebenslust. Böser Wortwitz gegen klebrige Lebenslügen. Und manchmal ein genialer Gedanke, in nächtlichem Nebel vor Erschöpfung nicht mehr zu Ende gedacht. Falco Privacy; die Ge- |
schichten von seinen Höhen und Tiefen und vom jähen Ende kennen wir alle irgend- wie. Letzte Flucht aus der Dunkelheit der Heimat in die Sonne. Die Dunkelheit aus Angst und Alkohol Und uner- bitterlichem Drag nach oben. Wohin noch , wenn ei- ner schon ganz oben war? Zurück an den Start, in die Niederungen des gewöhnli- chen Lebens. Falco Privacy; das richtige Leben hat ihm grausen ein- geholt. Frauen, Finanzamt, fatale Irrtümer, falsche Freunde. Immer noch die Zähne blecken. Keine Nie- derlage zeigen. Keine per- sönliche Erinnerungen an ein Gespräch: Falco hatte gerade Erfahren, dass seine Tochter nicht seine Tochter ist. Kühl |
|
Seite1 |
|
|
|
und zynisch komm- entierte er die Geschichte. Übertraf mit bitterem Witz alle kommenden Schlagzeilen an Gemein- heit und Schadenfreude. Und litt in Wahrheit wie ein Hund. Falco Privacy; das ist kein geschöntes Denkmal Für ein- en großen Sohn. Es sind Bilder und Geschichten , die Falcos Mutter Die Wahrheit bedeuten. Über dieser Wahr- heit allerdings ist die Würde, die sie ihrem toten Sohn las- sen will. Falco private Aufzeich- |
nungen dem Buch sind Kei- ne Tagebuchnotizen für Voyeure. Es Sind die Wün- sche und Sehnsüchte, die ihn Auf dem Weg nach oben und auf dem Weg zurück in die Dunkelheit Leben, zwischen den Zeilen gelesen. Bitte, behalten Sie meinen Hans in guter Erinnerungen, schreibt Maria Hölzel in diesem kleinen Brief in ei- nem Buch. Sie hat des herausgege- ben, damit die Leuten diesen Hans ein bisschen besser ver- stehen. Ein Buch wie eine kostbare Schatulle. Falco würde es mögen Marga Swoboda |
Seite2 |
|