1980 - 1990

 

 

Nr. 34 BRAVO
14 August 1986

BRAVO

02 Juli 1987

 

 

 

 

Unbekannte Zeitschrift

Februar 1988

 

 

     

       F A L C O µ MENDE / DE ROUGE

 

      ,,GEMMA INS STUDIO

              DES IS JO GEIL!“

                Im Studio der Frankfurter Produzenten Gunther Mende und Candy

                deRouge blüht derzeit der Wiener Schmäh. Nach ihren Erfolgen mit

                Jennifer Rush und Bonnie Bianco sucht nun auch Johann Hölzel

                alias Falco die Hilfestellung des Songschreiber- und Produzenten-

                Teams. Detlef Kinsler verfolgte die Zusammenarbeit.

 

Zum Produzieren sind wir ge-

kommen, weil die Nummern,

die wir zusammen geschrieben

haben, kein Schwein aufnehmen woll-

te.“ Während im Studio nebenan

noch an Playbacks für Austro-Super-

star Falco gefeilt wird, versucht

Gunther Mende (35) zu artikulieren,

warum er und Partner deRouge (36)

zu Deutschlands derzeit gefragstem

Produzenten-Team avanciert sind.

das Teamwork begann zu einer

Zeit, als Mende noch als Aµ R-

Koordinator (,,Im Klartext: Ich durfte

Kopien und Cassetten ziehen“) bei

CBS davon träumte, als Ex-Musiker

das Administrative wieder im kreati-

ver Arbeit verrauschen zudürfen.

Irgendwann (inzwischen mehr als

Zehn Jahre her) erfüllte man ihm

seinen Wunsch, richtete ihm mit ei-

nen bescheidenen Demo-Studio im

Haus ,,eine kleine Spielwiese“ (Men-

 

 

 

de) ein und ließ ihn alle Ruhe

werkeln.

Einer der ersten LPs, die Mende für

die CBS realisierte, war ein Album

der deutschen Popband Red Baron

-          mit Candy deRouge als Sänger

und Schreiber. Man blieb in Kontakt,

auch als Red Baron längst keinen

Vertrag mehr mit Mendes Brötchen-

geber hatten.

1980 wagte man gemeinsam den

Sprung ins kalte wasser. DeRouge

kündigte seiner Band, und Mende

verließ die CBS mit der Erkenntnis:

,,Es wird in der Branche nicht nach

Fähigkeiten oder Engagement gemes-

sen, sondern nach der Devise: Hat der

Mensch schon mal was gemacht, das

verkauft hat oder nicht? Qualität ist

folglich nur das, was in der Bilanz

unterm Strich stehen bleibt.“

Autorenteams und Produzenten,

so ist´s Usus, binden sich meist exklu-

 

 

 

 

siv an Musikverlage. Und sind dann

auch auf Gedeih und Verderb darauf

angewiesen, ob es in der Konstella-

tion zu konkreten Projekten und

Veröffentlichungen kommt oder

nicht. Vorschüsse sind meist schnell

Aufgebraucht, und ohne Veröffent-

lichungen und Verkäufe gibt es auch

keine Lizenzen, sprich Geld.

Wie es ist, quasi auf Eis gelegt zu

ein, erführen Mende/deRouge wäh-

rend einer zweijährigen Bindung an

einer Hamburger Plattenfirma: Eine

einzige LP erschein in diesem Zeit-

raum. Da leidest du schon, wenn

partout nichts passiert.“

Doch einer war da, der sich einer

ihrer Songs erinnerte, Der ließ dann

den Schlager ,,Die Fischer von Rho-

dos“ von einem gewissen Tommy Stei-

ner aufnehmen und konnte mit Genug-

tung verfolgen, dass die Singel

350. 000 Exemplare verkaufte ,,Von

Das Trio kommerzial (v.I.):

Mende, Falco, DeRouge. ,,Der

Hansi“, so Mende, ,,ist ein geiler

Typ. Der sagt:, Du Oaschloch,

i geh wieder ham.´So finde

ich das korrekte.“

 

da an waren wir aus dem Gröbsten

raus“ erinnert sich Mende.

Noch bevor sich der erste Geldre-

gen abzeichnete, waren die zwei bei

einem alten Kollegen vorstellig ge-

worden: Michael Stark, Geschäfts-

führer des Musikverlages CBS

Songs. Wir erklärten ihm: Tatsache

Ist, dass wir nichts zu fressen haben, wir

Stehen vor der Entscheidung, in unsere

alten Berufe zurückzugehen, wenn uns

Keiner Geld gibt.“

Kurz nach diesem ,,Betteltermin“

(Mende) sprach Stark seine neu ein-

gekauften Autoren auf eine Stimme

an, die ihn faszinierte, aber bislang

als Heidi Stern lediglich einen Flop

produziert hatte. ,,Ich spüre da was,

und wenn ihr das auch spürt, laß uns

dran arbeiten“, sagte er zu Mende/

deRouge: Die Geburtstunde des er-

folgreichen Teams Mende/deRouge/

Stark/Jennifer Rush.

Mende: ,,Endlich waren wir in der

Glücklichen Lage, mit unserem Mate-

Rial nicht mehr hausieren gehen zu

Müssen, sondern hatten nun mit Jenny

Ein potentes Medium für unsere Seele

-          the rest is history!”

Gunther (und da spricht einfach

Für Candy mit) macht keinen Hehl

Aus seinem Bekenntnis zu Pop und

Kommerz, Wir haben zu das ausge-

sucht, um Geld zu verdienen. Irgend-

welche Ansprüche auf Kunst haben wir

nie gehabt.“

Der eigene Geschmack bleibt

Trotzdem nicht außen vor ,,Wohlbe-

Finden, Harmonie und Schönklang

Sind ja nun nichtunbedingt Begriffe,

die man mit Gewalt aus der Musik

verdrängen muß. Gerade dese Faktor-

ren hatten ja auch viel mit Jennifer

Rush zu tun. Und gespart mit ihrer

Stimme hat das ja offensichtlich bei

Millionen Menschen was ausgelöst.“

Erfolge , u. a. zwei Rush-LPs

an der Spitze der deutschen Charts,

ein Singlehit in Großbritannien,

machte die Macher ,,zu recht ein

bisschen Stolz“. Und selbst Leute, ,,die

uns früher nicht mal mit dem Hintern

angeguckt haben, kannten uns plötz-

lich“ Aber die Jungs steckten so tief

in ihrer Arbeit, bekamen so viele

Angebote, dass sie den Erfolg, ob nun

Positiv oder negativ, gar nicht so

Recht mitbekamen.

Aus ihrem Trott wurden sie just in

dem  Moment gerissen, als sie eine

weitere Erfahrung dieses Geschäfts

machen mussten: Daß es so was wie

Loyalität in dieser Branche nicht

gibt. Entgegen dem ungeschriebenen

gesetz ,,Never Change A Winning

 

Die wohlverdiente Pause. Doch

Nach Falco steht mit Helen Schei-

Der schon der nächste Kandidat im

Terminplan von Mende/deRouge.

 

Team“ schielte die inzwischen zum

Star avancierte Jennifer Rush ohne

Scham nach Amerika. Und nach

,,Starproduzenten“.

,,Wir sind da durch viele Gespräche

sehr verunsichert worden“, wagt

Gunther noch mal einen Blick zu-

Rück in die Geschichte, die er für sich

Längst abgeschlossen hat. ,,Im Endef-

fekt haben wir sämtlichen Erfolg Jen-

nys Stimme und der Plattenfirma zu-

geschrieben und haben gar nicht mehr

an unser Matrial und unsere Produk-

tionen als mitverantwortlich für den

Erfolg geglaubt. Und das ist eigentlich

schon sehr pervers.“

Inzwischen haben sie trotz Kolle-

genschelte von Jennifers neuem Pro-

Duzenten Harold Faltermeyer) die

Genugtuung (falls ihnen überhaupt

Danach war), dass die Rush trotz

Elton John in England nichts mehr

Bewegt hat.

Dafür konnten sich Mende/de-

Rouge in anderen Kooperationen be-

weisen. Mit ,,Miss You So“ und Bon-

nie Bianco. Und sogar mit der längst

abgeschriebenen Sally Oldfield –

zwei Stimmen, die unser Team faszi-

nierten. ,,Nur wegen den Dollars würd-

den wir keinen Auftrag annehmen; das

muß künstlerisch und menschlich

schon stimmen.“

Mit Falco ist ihnen, ,,eine echte

Überraschung“ (Mende), zum ersten

Mal einen etablierten Künstler angebo-

Ten worden, nachdem sie bislang fast

Immer Aufbauhilfe leisten mussten.

,,Das hat uns ungemein gefreut. Das ist

was anderes. Und der Hansi ist ein

geiler Typ. Das ist die reine Bauchnum-

mer. Der kommt, spürt, sieht und sagt:

,Geh´heast, du Oaschloch, i geh wie-

der ham´oder Gemma, Oida, gemma

ins Studio, des ist jo  geil“ So

finde ich es korrekt.“

 

                                                                                                          



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