G.K. Chesterton

Tolkien und C.S. Lewis gehörten zu einem Freundeskreis, der sich die "Inklings" nannte. Geistiger Ahnherr der Inklings war das Genie G.K. Chesterton, bekannt durch seine Father Brown Geschichten. Aber er hat noch viel mehr geschrieben, stets mit brillantem und witzigem Esprit. Sein Hauptwerk "Orthodoxie" beschreibt seinen Weg zum Glauben und die Gründe, die ihn dazu brachten. Die Lektüre ist ein Genuss. Chesterton war ein Meister der Aphorismen und des Paradox. Hier einige Kostproben:

"Es hat sich bei der Erörterung von Streitsachen die gedankenlose Unsitte eingeschlichen, von diesem oder jenem Glauben auszusagen, dass er sich für ein Zeitalter schicke und für ein anderes nicht mehr. So gäbe es Dogmen, die für das zwölfte Jahrhundert glaubwürdig seien und für das zwanzigste nicht. Es lässt sich ebensogut sagen, dass gewisse Philosophien sich für den Montag, nicht aber für den Dienstag eignen. Warum nicht auch, dass die eine Weltanschauung um halb vier Uhr am Platze sei, für halb fünf aber nicht. Was ein Mensch glaubt, hängt von seiner Philosophie ab, nicht aber von der Uhr oder vom Jahrhundert."

"Nur die katholische Kirche kann den Menschen retten vor der vernichtenden und erniedrigenden Sklaverei, ein Kind seiner Zeit zu sein."

"Geburt und Tod jeder Häresie (Irrlehre) sind immer gleich: Ein ungesunder und unausgeglichener Katholik nimmt einen Gedanken aus dem tausendfältigen Gedränge der katholischen Ideen; und er verkündet, dass ihm an dieser einen katholischen Idee mehr liege als am ganzen Katholizismus. Er nimmt sie mit sich in die Wildnis, wo die Idee ein Standbild wird und das Standbild ein Götzenbild. Dann, nach einem Jahrhundert oder zwei, wacht ein Nachkomme plötzlich auf und entdeckt, dass das Idol ein Idol ist; und bald darauf, dass die Wildnis eine Wildnis ist. Ist er ein gescheiter Mann, dann nennt er sich einen Narren. Ist er ein Narr, dann nennt er sich einen Anhänger von 'Entwicklung' und 'Fortschritt'."

"Das Mittelalter war ein Zeitalter der Lehre; unser Zeitalter ist eines der Vorurteils. Eine Lehre ist ein bestimmter Standpunkt, ein Vorurteil ist eine Richtung. Nun ist eine Richtung immer weit phantastischer als ein Plan. Ich würde die urälteste Karte der Straße nach Brighton einer allgemeinen Weisung, mich links zu halten, vorziehen."

"Man spricht oft von Dogmen, als wenn sie Zeichen von der Langsamkeit und Beharrlichkeit des menschlichen Geistes wären, tatsächlich aber sind sie Merkmale geistiger Schnelligkeit und leuchtender Ungeduld. Ein Mensch wird seine Meinung mystisch ausdrücken, wenn er keine Zeit verlieren kann, sie rationalistisch auszudrücken. Dogmen sind nicht dunkel und geheimnisvoll; ein Dogma ist eher ein Weltziel - wie ein plötzliches Leuchten, das sich auftut über einer ganzen Landschaft."

"Aus irgendeinem merkwürdigen Grunde besteht die fixe Idee, es sei liberaler, nicht an Wunder zu glauben, als daran zu glauben. Warum, weiß ich nicht, und niemand kann mich hierüber belehren. Unerklärlicherweise gilt immer jener Priester als 'großzügig' oder 'freisinnig', der wenigstens bestrebt ist, die Zahl der Wunder zu vermindern; und nie einer, der bestrebt ist, sie zu vergrößern. Immer jener Mensch, der so frei ist, die Auferstehung Christi zu bezweifeln; nie einer, der so frei ist, zu glauben, dass seine eigene Tante aus dem Grab erstanden sei (...) Einzig die neue Theologie ist altmodisch genug, Wunder immer noch abzulehnen. In Wirklichkeit aber hat die Vorstellung, sie sei 'frei', Wunder zu verneinen, nichts zu tun mit deren Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit. Es ist ein lebloses, stures Vorurteil, dessen ursprüngliches Auftreten und dessen Anfänge nicht in der Gedankenfreiheit lagen, sondern ganz einfach im Dogma des Materialismus. Der Mensch des neunzehnten Jahrhunderts lehnte nicht deshalb die Auferstehung ab, weil sein liberales Christentum ihm daran zu zweifeln gestattete. Er glaubte nicht daran, weil sein gestrenger Materialismus es ihm verbot (...)
Von der Wirklichkeit und Offensichtlichkeit des Übernatürlichen will ich später reden. Hier befassen wir uns nur mit folgendem eindeutigem Punkt: dass so weit die liberale Idee der Freiheit in der Diskussion um die Wunder jeder Partei zugebilligt werden muss, sie offenkundig auch auf die Seite der Wunder gehört. Reform oder (im einzig erträglichen Sinne) Fortschritt bedeutet einfach die fortschreitende Herrschaft des Geistes über die Materie. Ein Wunder bedeutet einfach die bereits vollendete Herrschaft des Geistes über die Materie. Wenn man das Volk speisen will, so kann man es zwar für unmöglich halten, das durch ein Wunder in der Wüste zu tun - aber man kann es nicht unliberal finden. Wenn einem wirklich an einem Meeraufenthalt für arme Kinder gelegen ist, so kann man es nicht für unliberal halten, dass sie auf fliegenden Drachen dorthin befördert würden; man kann es höchstens für unwahrscheinlich halten. Liberalismus bedeutet nur die Freiheit des Menschen. Ein Wunder aber bedeutet die Freiheit Gottes. Man kann bewusst das eine von beiden leugnen, aber man kann dieses Nein nicht einen Triumph der liberalen Idee nennen."

"Die Rätsel Gottes sind befriedigender als die Lösungen der Menschen."

Hier gibt es ein kurzes, interessantes Infovideo über Chesterton.

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