Stärke

Still fährt sie dahin
Mit dem Auto durch leere Straßen
Wo sie niemand stört
In ihren Gedanken
Die in den letzten Stunden verweilen
Wo sie der Grausamkeit der Wahrheit
Ins kalte Auge blicken mußte

Infaust heißt das grausame Wort
Das der weiße Kittel benutzte
Den sie vor sich sah
Ohne den Blick zu heben
Zu den Lippen
Die ihr Leben zerstörten

Erst als ein Kind
Vor dem Auto über die Straße läuft
Kommt sie in das Jetzt zurück
Das grausam genug ist
Um zwei Leben zu zerstören

Das Herz ist ein Klumpen
Doch der Wille ist stark
Als sie auf das Pedal tritt
Und gegen die Mauer fährt
Die keinen Widerspruch dulden
Und ihrem Leben
Eine Krönung bringen

Nachtdienst

Langer Flur, grelle Lichter
Ein Mensch ganz allein
Andere haben föhliche Gesichter
Ich geh in ein Zimmer rein

"Auf den Mund", Tablette rein
Sonst hab ich heut nacht keine Ruh
Warum muß ich alleine sein?
Mir fallen gleich die Augen zu

Da, ich hab doch was gehört
Vorsicht, ich riskier den Blick
Zwei Mäuse hab ich gestört
Ich geh in die Küche zurück

Komisch ist es schon, das Gefühl
Ich allein auf weiter Flur
Und wenn ich in Gedanken wühl
Fällt mir Grusel ein- das nur!

Was ist da noch gleich passiert?
Auf einmal stehen Leute vor mir
Und haben rumgestiert
Gleich waren sie vor der Tür

Stell ich mal das Radio an
Das lenkt ab von all dem
Ob ich´s wohl vergessen kann?
Ich schreib halt ein Poem

Dann die Frau auf Zimmer vier
Wird sie die Nacht noch überleben?
Ich lausch vor ihrer Tür
Bals wird sie dem Tod gegeben

Sie atmet nur mehr flach
Ficht den Kampf sehr tapfer aus
Da wird ihre Nachbarin wach
Ich schick sie aus dem Zimmer raus

Routine-Arbeit wird getan
Sonst bleibt sie bis zum Morgen stehn
Anderes steht hinten an
So ist´s, man muß verstehn

Man hat für Alte keine Zeit
Man empfindet sie als Last
Auch Alte haben Eitelkeit
Das vergißt man in dem Trubel fast

Weiter geht´s streng nach Plan
Trauer ist da fehl am Platz
Persönliches steht hinten an
Sonst schafft man nicht die Hatz

Wie gern säß ich an ihrem Bett
Und hielte ihre Hand
Früher war sie ganz adrett
Weiß heut wie die Wand

Muß weiter nach der Viertelstund
Keine Zeit für solcherlei
Ich geh aus dem Zimmer und
Weiter geht die Raserei

Bin allein mit 50 Leut
Für alle da, hab keine Zeit
Noch schlimmer fast ist es heut
Wie schön wär´s doch zu zweit!

Ich eile weiter, immer weiter
So vieles ist zu tun
Dabei bleib stets heiter
Und wie schaff ich das nun?

Bald ist die Nacht vorbei
Einiges ist noch zu machen
Trotzdem steh ich dabei
Bei den Atemzügen, den flachen

Die Sonne geht schon langsam auf
Der Lebenswillen, der läßt nach
"Hör doch, wie ich schnauf!"
Schreit sie still mir nach

Kollegen sind morgens wieder da
Dienstübergabe, dann nach Haus
Erzählt wird, was nachts so war
Sie atmet still ihr Leben aus

 

Sie ist tot, wie schon lang erwartet
Für sie ist´s nun vorbei
Ein neuer Tag hat gestartet
Und ich bin noch dabei

Entrissen

Gedanken, dem innersten Herzen entsprungen

Voll Gefühl, der Seele zu eigen

In Schmerz und Trauer des Schicksal entwunden

Um einem Teil der Welt zu zeigen

Wie schwer manchmal das Herz in der Brust lastet

Wie sehr man vor Liebe und Innigkeit bebt

Zeigen, dass man dann niemals rastet

Und über all dem Weltlichen schwebt

 

Niedergeschrieben auf ein Blatt Papier

Worte nur, und doch voll durchdrungen

Vom Innersten, von Dir

Denn es ist Dir gelungen

In Worte und Sätze zu fassen

Was Deinem Herzen innewohnt

Worte, die zu Empfindungen passen

Erzählen, wie hoch doch die Liebe trohnt

 

Tinte, die bestand aus deinen Tränen pur

Schrieb nieder Worte und Schmerz der durchwachten Nacht

Für andere Zettel voll Zeichen nur

Haben sie für Dich eine andere Macht

Erinnerungen, wertvoller als Gold

Verziert mit dem Schleier der innigsten Liebe

Beschreiben sie ein Mädchen hold

Wer denkt da schon an Diebe?

Und doch schlichen sie herbei

Rissen das Herz Dir aus der Brust

Mit ihrer elenden Narretei

Begannen sie den großen Frust

 

Worte auf Papier nur mögen es sein für all die

Die fähig sind zu solch einem Mord

Schnelles Geld ohne jegliche Poesie

Doch du meintest es Wort für Wort

Ein Teil Deiner Seele wurde Dir herausgefetzt

Du weintest jede Silbe, so wie sie war

Man hat Dich bis in das Innerste verletzt

Eine Wunde, die besteht für immerdar

 

Lieber *****, ich nehm Dich in den Arm

Für Tränen brauchst Du Dich nicht zu schämen

Ich bete, dass man sich deiner erbarm

Und wir den Rucksack wieder bekämen

 

Schmerz 

Ein tiefes schwarzes Loch
Man kann gar nicht anders, als hineinzufallen
Und keiner, der Dir raushilft
Keiner da, der Dich versteht
Ganz tief unten liegst Du
In Deinem eigenen Blut
Blut des Leidens und der Verzweiflung
Blut der Scham und der Schande
Warum sind alle um Dich fröhlich?
Wissen sie nicht, daß die Welt krank ist?
Daß sie Monster hervorbringt?
Monster, die Dich in die Einsamkeit treiben
Die Dich ersticken lassen an ihrer Grausamkeit
Die sich nicht kümmern
Daß Du jung bist und zerbrechlch
Ein Vergnügen war es für ihn
Der Atem heiß, Schweiß auf der Stirn
Der verzückte Blick läßt Dich nicht los
Jahrelang
Du stinkst nach diesem Peiniger
Und keine Seife der Welt wäscht sie herunter
Die Schuld, die Du Dir gibst.

Scham

Er ist so heiß, der Schmerz
Der in ihr steckt
Zerreißt das Herz
Das keine Gefühle mehr weckt
Wo ihr die Kälte das Blut in den Adern gefrieren läßt
Weil keiner da ist sie zu halten
Hassend jeden, der sie nicht verläßt
Einsamkeit wird den Tag gestalten
Trost ist hier vergebens
Hingegeben an einen  Stein
Voll des jungen Lebens
Der sie kein Mädchen mehr sein läßt
Glück der ersten Liebe wird niemlas erfahren
Von der jungen Frau hinter harten Augen
Denn überall lauern Gefahren
Die den letzten Funken aus ihr saugen
Der sie noch ein Mensch sein läßt
Fühlt sie sich doch allein und kalt
Als hätte sie von ihr Besitz ergriffen, die Pest
Und macht sie schon vor der Zeit alt.

Nur die Zeit

Schmerzen tief im Inneren
Ein Würgereiz Tag und Nacht
Wunden, die zu heilen verneinen
Gefühle, die schon im Entstehen sterben
Fröhlichkeit chancenlos in ihrer Pracht
Kummer, der die Seele zu ersticken droht
Uund diese kleine zarte Pflanze
Die sich schüchtern leise Hoffnung nennt
Traut sich nicht, ihre Knospen auszustrecken
Aus Angst, zertreten zu werden
Wer kennt den Ausweg aus dem Dunkel dieser Finsternis?

Nur die Zeit.....

Juliane

Ich hatte einen Traum

Ich träumte, ich war ein kleines Mädchen
In armen Verhältnissen aufgewachsen
Mußte immer bei der Arbeit helfen
Aber ich wurde geliebt von meinen Eltern

Ich träumte, ich war eine junge Frau
Mußte schwer arbeiten die ganze Zeit
Hatte eine Familie zu ernähren
Aber ich wurde geliebt von meinen Lieben

Ich träumte, ich war eine Frau in den besten Jahren
Meine Kinder nahmen mich bei sich auf
Denn mein geliebter Mann war gestorben
Ich half im haushalt und hütete meine Enkel
Von denen ich geliebt wurde

Ich träumte, ich war eine alte Frau
Und erlitt einen Schlaganfall
Vom Krankenhaus kam ich in ein Heim
Denn ich konnte meinen Kindern  nicht mehr helfen
Meine Familie kam mich ganz selten besuchen
Aus Frust begann ich zu essen
Es ließ mich Sorgen vergessen, ich liebte das Essen

Ich träumte, es geschah etwas in meinem Gehirn
Als ich aus dem koma erwachte, lag ich in einem Bett
Ich konnte mich nicht mehr bewegen
Und niemand hörte, was ich sagte
Krankenschwestern spritzten Nahrung über einen Schlauch direkt in meinen Magen
So wurde mir die letzte Liebe meines Lebens genommen

Es war ein schrecklicher AlbtraumIch erwachte mit einem Schrei,
den niemand hörte
Und sah neben meinem Bett eine Schwester,
die gerade die Spritze mit nahrung aufzog.

Ein Anruf

So schnell war es gegangen
Ein paar sekunden nur
Um ein ganzes Leben zu beenden
Und ein anderes zu verändern
Zuerst voller Freude
Schon bald ein Wiedersehen
Dann am anderen Ende
Eine fremde Stimme
Es war nur ein kurzer Moment
Ohne Schmerzen, gleich zu Ende
Doch Schmerzen ohne Ende
Bedeutet der kümmerliche Rest
Des Lebens, das diesen Namen nicht verdient
Bedeutungslos sind Sonnenschein und Melodie
Keiner ist da um sie zu teilen
Alles war schnell gesagt
Gefühle bewußt unterdrückt
Keine zwei Minuten haben sie gesprochen
Und doch eine ganze Welt verändert
Die sich nie wieder drehen wird

Seifenblasen

Große Hoffnungen sind dahin
Wenn Zweifel zur Wahrheit werden
Erwischt zu werden
Wie ein Jugendlicher auf seinen ersten Schritten
Die Freiheit der Erwachsenen zu kosten
Erniedrigend ist es für beide
In die Rolle gedrängt der Enttäuschten
Wo doch so gerne Stolz die Brust erfüllen würde
Und dabei böse zu sein unmöglich macht
Gegenüber dem anderen, völlig zerknirscht
Ein Blick, der sich entschuldigt
Eines großen Mannes und eines Kindes zugleich
Von der Mutter, der großen Liebe, entdeckt
Beim ersten bewußt angestellten Streich
Nicht nachdenken wollen über Folgen und Fragen
Und eigentlich nicht böse sein wollen
Viel zu groß sind Liebe und Respekt
Doch anderes ist gar nicht möglich
Denn Ermutigung und Nichtweiterdenken würden folgen
Es wär doch nur ein so kleiner Schritt
Den ein ganzer Mann nicht zu gehen vermag
Und beinah daran zerbricht

Lieber Tod

Lieber Tod, halt doch ein
Sieh doch, du raffst hinweg
Leben um Leben, mehr als man versteht
Täglich packst du Lebewesen mit deiner kalten Klaue
Täglich, stündlich, minütlich, jede Sekunde
Lebewesen, verstehst du, sie wollen leben
Und andere übersiehst du einfach
Schließt sie aus, aus deiner kalten Umarmung
Läßt sie älter werden als sie alt werden wollen
UNd packst an ihrer Stelle fünf
Die zusammen das Alter nicht erreichen
Der Person, die schreit nach deiner Gnade
Deren Herz vor Kummer in kleine Stücke zerspringt
Und deine Hand doch nicht ergreifen kann
Lieber Tod, Menschen voll Liebe raffst du dahin
Und läßt ausgesaugte Wesen stehen
Ist es Willkür, die dich vorantreibt
Oder verfolgst due inen gewissen Plan
Den ein Sterblicher nicht zu verfolgen vermag
Lieber Tod, streck doch deine Finger aus
Nach denen, die sie ergreifen wollen
Und laß ab von denen, die sich duckend verstecken
Doch was versteh ich schon, lieber Tod
Was versteh ich schon von deinen Motiven Die aus unserer Sicht ungerecht erscheinen mögen

Das bist nicht du

Warum bist du im Krankenhaus?
Dort hast du nichts verloren
Nicht weiße Mäntel und grüne Kittel sind deine Farben
Sondern rote Liebe, blauer Himmel und gelber Sonnenschein
Du liegst im Isolationszimmer sagen sie
Das kann doch gar nicht sein
Du liebst die Menschen und sie lieben dich
Isoliert, das paßt nicht zu dir
Das bist nicht du

Du bist nicht krank, kannst es nicht sein
Denn du bist so stark
Hast den viel zu frühen Tod deines Mannes überwunden
Und das Aufziehen von sechs Kindern bewältigt
Stets war dein Kopf stolz erhoben
Du kannst jetzt nicht da liegen
Schwach und voller Fieber
Das bist doch gar nicht du

Es heißt, der Krebs gewinnt langsam die Oberhand
So ein Schwachsinn, wirklich wahr
Du hattest immer die Oberhand
Von den größten Problemen hast du dich nicht brechen lassen
Sogar den Verlust deiner Brust hast du verkraftet
Und die Krankheit deines Herzens besiegt
Und jetzt sowas Kleines dich besiegen?
Das bist doch nicht du!

Ganz schwach und mies drauf sollst du sein
Aber nein, dir gehört das Lachen!
Als man das erste Mal Krebs diagnostizierte
Hast du dem Schicksal ins Gesicht gelacht
Allein das schon hat dich geheilt
Du warst stets tapfer und hast dich nicht gebeugt
Du liegst jetzt nicht darnieder wie eine alter kranker Mensch
Nein, das bist doch niemals du
Das kannst nicht du sein

 

Du darfst es nicht sein....

 


 

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