Schulanekdoten
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Anekdoten aus meinem Lehrerleben

Sögel 1961: Im Erdkundeunterricht einer 5. Klasse (Thema: Besonderheiten in Deutschland) hatte ich über die Wartburg, die hl. Elisabeth, ihren Gemahl, der an einem Kreuzzug teilnahm, und auch über den Aufenthalt Martin Luthers dort gesprochen. Bei einer späteren schriftlichen Abfrage schrieb ein Mädchen:

"Auf der Wartburg wohnte die hl. Elisabeth. Ihr Mann hieß Martin Luther, und der mußte mal wohin."

So wurde von dem Mädchen ein altbayrischer Einödhof beschrieben: "Die Leute in Bayern haben Steine auf dem Kopf und rundherum einen Balkon."

Da ich erst 1 Jahr im Dienst war, lag der Fehler sicher bei mir.

Sögel 1962: Schulchor, ca. 60 Mädchen vom 7. bis 9. Schuljahr, Samstags 5. Stunde, wir singen 3stimmig. Es klopft an der Klassentür, eine ältere Dame, mir unbekannt, war in den 2. Stock gekommen, gibt mir 20,- DM und sagt: "Ihr habt so schön gesungen, kaufen Sie den Mädchen ein Eis!"

Eisten bei Sögel 1964: Einklassige Schule, 1. – 8. Schuljahr. Ich vertrete einen erkrankten Kollegen.

Plötzlich schreit ein Junge: "Krüskes Sugen!" Im Nu ist die Schule leer. Nach einer halben Stunde kommen die Kinder zurück und sagen ganz stolz: "Wir haben sie wieder." Sie hatten die ausgerissene Sau wiedereingefangen.

Holsten-Mündrup 1968: Seit geraumer Zeit werben sogen. "ältere" Studenten für Zeitungen und Zeitschriften. Einige hatte ich schon abgewimmelt. Es klopft an der Klassentür. Dietmar H. springt auf, öffnet die Tür und kommt wieder: "Herr Lühker, da ist wieder so’n Kerl". Ich sage spontan: "Ich nehme keine Zeitschrift!"

Antwort: "Ich wollte mich nur kurz vorstellen, ich bin der neue Schulrat." (SAD Drees)

Wellendorf 1972: Religionsstunde im 4. Schuljahr. Eine Styroporplatte an der Klassendecke hat ein kleines Loch. Während ich von Mose und seinem Ärger mit den Israeliten (Goldenes Kalb usw.) erzähle, bemerke ich eine Bewegung an dem Loch. Ich schaue unbeachtet öfter hin. Das Loch wird größer. Ich sehe das Näschen einer Maus. Plumps, fällt sie nach unten und rennt durch den Raum. Alle Kinder stehen blitzschnell auf Tischen und Stühlen. Es gelingt mir, die Maus in die Enge zu treiben und mit einem Handtuch einzufangen. Im feierlichen Zuge wird sie nach draußen gebracht und an der Hecke in Freiheit gesetzt.

Kloster Oesede 1982: Die 4. Klassen machen ihre obligatorische Altstadtbesichtigung in Osnabrück. Nach dem Besuch des Rathausesfff beginnt es zu regnen. Wir retten uns unter die Überdachung vor der Stadtbücherei. Es ist gerade Zeit zum Frühstücken. Auch einige Stadtstreicher haben dort Schutz gesucht. Plötzlich kommt einer auf mich zu, gibt mir einen Zehnmarkschein mit den Worten: "Ihre Kinder sind so lieb und artig, kaufen Sie ihnen etwas Schönes dafür!" Leicht angetrunken weigert er sich vehement, das Geld wieder zurückzunehmen.

Anmeldung der Schulneulinge: Bei dieser Gelegenheit versuchte ich immer, mit den Kleinen ins Gespräch zu kommen. Ich stellte ihnen z. B. die Frage: "Weißt du auch schon, wie dein Papa heißt?" In den meisten Fällen kam eine ähnliche wie die folgende Antwort: "Ja, Onkel Karl-Heinz." Auf die Frage "Hast du denn auch noch Geschwister?" bekam ich oft eine entsprechende Antwort wie die folgende: "Nein, aber zwei Brüder."

Werpeloh bei Sögel: In diesem kleinen Ort, 3 km von Sögel entfernt, gab es bis zum Anfang der 60er Jahre eine ältere Lehrerin, unverheiratet wie früher üblich, die allgemein im Dorf "Tante Columba" genannt wurde. Sie war nicht nur in der 2klassigen Schule (Jahrgang 1 – 8) eine anerkannte und verehrte Person, nein, sie investierte auch ihre ganze Freizeit in das Dorfleben (Kommunion- u. Firmunterricht, Ausrichtung dieser Feiern, Säuglingsberatung, Büchereiverwaltung usw. usw.).

Eines Tages wurde sie von einer Schülerin gefragt: "Häs du gar kien Kiend?" "Nein," antwortete sie, "wo sollte ich denn damit hin, ich habe ja euch." "Ach, dat könntest du ja hier inne Schoule achter de Taofeln schuwen."

(Peter Kleine-Böse, der damalige Schulleiter in Werpeloh hat mir das erzählt, als er nach seiner Pensionierung noch 13 Wochenstunden bei uns in Sögel unterrichtete.)

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