Hey ho, ching chang cho!


Wir wurden ja von allen Seiten gewarnt!

Krabi sei landschaftlich wahnsinnig toll, aber völlig überlaufen und eine der Gegenden, wo man aufpassen muß, daß einem keiner was in den Drink schüttet und anschließend ohne Hab und Gut irgendwo am Strand mit einem dicken Schädel aufwacht.


Trotzdem haben wir einen Flug von Bangkok nach Krabi gebucht, denn das ist der nächste Flughafen, wenn man nach Ko Lanta will. Soll zwar auch "Scheiße" (Originalzitat Irene, die wir in Burma kennengelernt haben) sein, aber wenn man zum Tauchen will – und das wollen wir auf alle Fälle - ist es ein Muß.

Laut Reno soll man neben den Similan Islands unbedingt auch "Hin Daeng" (Roter Felsen) und "Hin Muang" (Lila Felsen) von Ko Lanta aus betaucht haben und Renos Tips waren bisher alles Volltreffer!

So schlimm wird's wohl nicht sein, denk ich mir, die Ecke um Phuket, Phi Phi, Krabi und Lanta ist genauso populär wie Samui, Pha Ngan und Tao auf der Golfseite, aber ein bißchen Trubel kann ja zwischendurch auch ganz lustig sein.

So lustig war's dann leider doch nicht... Schon ein paar Stunden nach der Landung hab ich so die Schnauze voll, daß ich's gar nicht jugendfrei beschreiben kann!


Man muß sich das folgendermaßen vorstellen: Jeder, der einen Touristen dazu bringen kann, irgendwo Geld auszugeben, kassiert eine ganz ordentliche "commission" - eine Vermittlungsprovision. Und damit läßt sich's viel leichter und besser leben, als mit einem herkömmlichen Job. Da braucht es einen nicht wundern, wenn man alle 10 Meter von einem hilfsbereiten Menschen mit den Worten "Where you go, where you go" angesprochen wird. Nach den angenehmen und unaufdringlichen Menschen in Laos ist das ein ziemlicher Hammer.

Unser Sammeltaxi bringt uns nicht wie ausgemacht vom Flughafen zum Boat-Pier, sondern führt uns zu einer "Tourist Information", wo wir die Bootsüberfahrt nach Ko Lanta buchen sollen. Überall wo "Tourist Information" draufsteht, ist ein ganz normales Reisebüro drin. Freundlich aber bestimmt machen wir dem Fahrer klar, daß wir kein Ticket buchen, sondern zum Pier wollen. Es kostet ganz schön Kraft, nicht unfreundlich zu werden, aber wenn man nicht ruhig bleibt, kommt man in Asien garantiert nicht weit.


Auf der Überfahrt nach Ko Lanta geht's im selben Stil weiter. Ca. 10 Vermittler fahren im Boot mit und versuchen nacheinander, uns für ihre Bungalows auf Lanta zu begeistern. Sie belassen's nicht bei einer Präsentation ihrer Fotomappen, sondern kommen immer wieder, wenn man sich nicht festlegen will. Ich muß mich ganz schwer zusammenreißen, daß ich ihnen nicht ins Gesicht hupfe. Wir versprechen einem schließlich, uns "seine" Bungalows anzusehen, sobald wir das Tauchangebot in Ban Saladan, dem Hauptort, abgecheckt haben. Damit können wir den anderen sagen, daß wir schon was haben und genießen ein wenig Ruhe.

Unter Deck ist es so feucht und heiß, daß man kaum atmen kann und auf Deck wird man von der spritzenden Gischt der rauhen See durchnäßt. Gabi bleibt unter Deck, und ich wähle Zweiteres, bis ich vor lauter Salz auf meiner Brille nix mehr sehen kann.


Zwischendurch stelle ich fest, daß mir aus dem eingecheckten Fluggepäck der MiniDisc Player gefladert wurde. Irgendwer hat sich ganz schön Zeit genommen mit meinem Rucksack: Das Zahlenschloß ist weg, dafür ist die Tasche für den Discman noch da... Von jetzt an muß es halt auch ohne Musik gehen und die Reisediebstahlsversicherung wird sich über die in Thai abgefaßte Diebstahlsanzeige freuen (mein Geburtsjahr ist 2519 laut Thai Kalender):


Am Pier in Ban Saladan erwartet uns bereits ein riesiges Empfangskomitee. Es sind aber nicht etwa die lieben Insulaner, die uns mit einem Blumenkranz auf ihrem Eiland willkommen heissen wollen (So kennen wir das aus dem Traumschiff), sondern wieder unsere Freunde, die Touristenschlepper.

Auf der Insel ist momentan nicht viel los, da angeblich alle nach Ko Pha Ngan zur "Full Moon Party" abgehauen sind. Zwischen 8.000 und 20.000 Partyhungrige werden dort jeden Monat zu Vollmond 3 Tage lang zur berüchtigtsten Techno-, Drogen- und Alkohol-Dröhnung am Strand erwartet. Hoffentlich knallen sie sich so zu, daß sie den Weg zurück nicht so bald wiederfinden.

Wir schauen, daß wir uns schleunigst vom Pier verziehen, denn die Bungalowbesitzer sind ganz desperat auf der Suche nach Kundschaft...

Nachdem wir das Angebot aller 4 Tauchschulen auf Ko Lanta begutachtet haben, entschließen wir uns für 9 Tauchgänge in den kommenden 4 Tagen mit der deutschen Tauchschule. Jetzt sind wir bereit, uns die 200.- Baht – Bungalows des Keilers anzusehen. Er checkt uns ein Taxi - ein Moped mit Beiwagen, das uns dorthin bringen soll.

Eigentlich ist ja der schönste und ruhigste Platz der Insel ganz im Süden beim "Waterfall-Resort", aber das kommt für uns leider nicht in Frage, da sämtliche Tauchbasen ganz im Norden stationiert sind.

Nach einer halben Stunde Fahrt auf einer unheimlich staubigen und löchrigen Straße (es knirscht schon zwischen den Zähnen und wir hupfen in jedem Schlagloch auf unserem Beiwagen in die Luft, da er nicht gefedert ist) erreichen wir endlich ein Ressort - die Betonung liegt auf "ein", denn die Bungalows sehen denen, die wir auf den Fotos gesehen haben, überhaupt nicht ähnlich. Kein Wunder, wir sind ja auch im "Last Horizon" und nicht im "Sandy Beach" gelandet. Mit der Höflichkeit hat es jetzt ein Ende, das geht nun doch ein bißchen zu weit. Es wird schon langsam dunkel, wir sind schon mehr als reif für die Hängematte und dieser Typ bringt uns an den Arsch der Welt, um uns garagenähnliche Bungalows zu verhökern, damit er seine Kommission kassieren kann.

Wie wir dann endlich im "Sandy Beach" landen, besitzt der Fahrer die Frechheit, uns als seinen "Fang" zu präsentieren. Schon auf dem Moped merke ich, daß Gabi kurz vor dem Explodieren ist und als die 200.- Baht-Bungalows jetzt plötzlich 400.- Baht kosten (Er hat heute schon 4 Gäste vom Boot geködert und deshalb kosten die Hütten jetzt 400), ist das Faß endgültig voll! Mit ängstlichem Blick schau ich mich nach Gabi um: Gottseidank hält sie sich im Hintergrund, denn ich bin mir sicher, daß jetzt eigentlich die Fetzen fliegen müßten.

Immer schön ruhig bleiben, sag ich mir, und versuche, ihm in aller Ruhe zu erklären, warum man mit dem Verarschen von Touristen auf Dauer keinen Erfolg haben kann... Fruchten tut's freilich nichts. Er erklärt mir nur, daß das System hier halt so funktioniere und jeder commissions zahle, und außerdem ginge das Geschäft gut genug.

In dem Fall kann er ja getrost auf uns als Gäste verzichten.

Wir schultern unsere Rucksäcke und quartieren uns im Nebenressort um 600.- Baht in einem sehr schönen Bambusbungalow mit tadellosem Bad und Blick auf Strand und Sonnenuntergang ein.

Sobald die Hängematten auf der Veranda montiert sind, ist die Welt wieder in Ordnung. Morgen noch ein bißchen eingewöhnen und relaxen am Strand und dann geht’s endlich wieder auf langersehnte Tauchstation.

Die Damenwelt an Bord ist außer sich vor Verzückung über meinen Taucheranzug: Camouflage-Muster in knalligen Gelb-, Türkis-, Lila- und was weiß ich noch was für unglaublichen Tönen zieren meinen Neoprenkörper. Zugegeben, es ist nicht der schönste, aber dafür auffälligste Anzug und der einzige, mit langen Ärmeln. Die Fische hat's nicht weiter gestört und ich bin froh, denn mir wird sogar in dem 30° warmen Wasser nach einer halben Stunde kalt.

Vor jedem Tauchgang werden uns beim Briefing die goldenen Regeln eingebleut: Nicht tiefer als 30m, nicht länger als 60min, der 2. Tauchgang nicht tiefer als der erste, bei 5m Tiefe 3min safety stop einhalten, mit 50 bar an die Oberfläche, im Buddy-System tauchen, nix angreifen, nix mitnehmen, nix dalassen und nicht in die Leihanzüge pinkeln...

Es ist bereits unser 14. Tauchgang in Thailand und dementsprechend routiniert und cool gehen wir's an.

Ich verstehe nicht, wie aus der wasserscheuen Gabi, die früher höchstens einmal eine Zehe ins Wasser gehalten hat, in so kurzer Zeit ein Fisch hat werden können.

Wir werfen uns ins glasklare Wasser und lassen uns hinter Georg, unserem wiener Tauchguide, kopfvoraus auf 30m hinab.

Eine herrliche Ruhe umschließt einen sofort. Einziges Geräusch sind die Luftblasen, die aus dem eigenen Regler Richtung Wasseroberfläche steigen und ein seltsames, leises Knistern, das wahrscheinlich vom Wasser stammt, das gegen den Fels geworfen wird. Ich versuche, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, da ich immer doppelt so viel Luft verbrauche wie Gabi.

Doch bald schon hab ich auch das wieder vergessen, denn die bunte Welt des Korallenriffs zieht mich in ihren Bann. Die Welt außerhalb des Wassers existiert nicht mehr, zu viel gibt es zu erkunden – kleine Dinge und ganz große. Wohin der Blick im eingeschränkten Blickfeld der Taucherbrille auch wandert, gibt es neue, aufregende Dinge zu entdecken: farbenprächtige Fischschwärme, die in Wogen von jagenden Makrelen und Thunfischen auseinandergetrieben werden, bunte Einzelgänger und andere, die immer in Pärchen anzutreffen sind, manche scheu, andere wagen sich keck bis ans Glas der Taucherbrille heran.

Besonders angetan haben's mir die leuchtend orange-weiss-schwarzen Clownfische, die sich zwischen den schützenden Armen der Seeanemonen verstecken. Wenn man in ihre Nähe kommt, verlassen sie die Anemone und schwimmen direkt vors Gesicht, wo sie einen dann erwartungsvoll ansehen. Geht man zurück, verschwinden sie wieder in der Anemone.

Andere wiederum sehen eher seltsam aus, wirken wie aus einer prähistorischen Zeit, mit langen Tentakeln, spitzen Stacheln und hervorstehenden Augen.

Der Bufferfish hat einen dicken, grauen Körper und riesige, dunkle Glubschaugen. Er sitzt ruhig unter einem Felsvorsprung und beobachtet mich ebenso gespannt wie ich ihn.

Manche haben giftige Tentakel, einige verändern ihre Farbe und sind kaum zu entdecken, wenn sie regungslos auf einem Stein hocken. Einige sind sehr neugierig, angriffslustig ist aber nur der Giant Trigger Fish, wenn er versucht, mit seinen spitzen Zähnen sein Revier zu verteidigen. Man wird ihn leicht mit einem Schlag mit der Flosse los, sollte ihn aber immer im Auge behalten.

Die Giant Moray, eine dunkelbraune Moräne mit 15 cm Durchmesser und gut 2m Länge, hockt in einem Loch und hält mit weit aufgerissenem Maul mit scharfen Zähnen Eindringlinge fern.

Die Korallengärten sind gewaltig. In allen Formen und Farben uebersäen sie den Fels. Die feingliedrigen Fächerkorallen haben einen Durchmesser von bis zu 2 Metern und sind so filigran, daß es mich wundert, wie sie den starken Meeresströmungen widerstehen können.

Auf einer Tiefe von 17m tauchen wir in eine Höhle, steigen langsam auf, machen unseren Sicherheitsstop auf 5m und tauchen dann an die Wasseroberfläche auf. "The Dome" genannt, erhebt sich über uns ein großes, stalaktitbehangenes Gewölbe. Einziger Zugang ist der, durch den wir gekommen sind und von dort unten dringt auch der türkisblaue Lichtschein herein. Wir können die Regler aus dem Mund nehmen und uns in unseren luftgefüllten Jackets am Rücken liegend durch die Höhle treiben lassen.

Nachdem wir "The Dome" auf dem gleichen Weg wieder verlassen haben, entdecken wir eine ca. 1,5 m große Wasserschildkröte, die sich elegant neben uns von der Oberfläche zum Meeresgrund gleiten läßt. Ich muß mich schwer zusammenreißen, daß ich ihr nicht wieder nach unten folge.

Nach jedem Tauchgang wird schnatternd besprochen, was man unter Wasser so gerne gesagt hätte. Auch das gibt dem Tauchen einen besonderen Reiz. Man ist auf einige Handzeichen beschränkt, dabei würde man am liebsten vor Verzückung ein lautes "Wooow" herausschreien.

Nach jedem Tauchgang gibt’s was zu essen, denn jeder ist hungrig und durstig, als hätten wir tagelang nichts mehr bekommen.

Nach Sonnenuntergang machen wir uns für den 3. Tauchgang des Tages bereit – ein Nachttauchgang. Nicht so ganz Gabis Fall, bei unserem ersten auf den Similans war sie eher unentspannt und läßt es seither lieber bleiben.

Ich hingegen liebe die besondere Stimmung beim Nachttauchen. Es ist irgendwie aufregend und gleichzeitig noch ruhiger und entspannter.

Umgeben von einem Schwarzen Loch konzentriert man sich auf die kleinen Dinge, die man im sehr engen Lichtstrahl der Taschenlampe erkennen kann. Es bewegt sich eigentlich nicht viel, denn die meisten Fische verstecken sich unter einem Felsen und schlafen schon. Andere sind tagsüber kaum zu sehen, da sie erst in der Nacht aktiv werden. Garnelen kriechen aus ihren Löchern, Tintenfische und Sepias sind auf der Jagd, Krebse und Kleingetier wagen sich hervor.

Wenn wir unsere Lampen ausschalten und unsere Hände langsam durchs Wasser bewegen, leuchtet der phosphoreszierende Plankton wie grüne Glühwürmchen auf und tanzt um uns herum.

Ein 2m-Leopardenhai – gelb mit schwarzen Punkten – liegt noch immer am selben Fleck im Sand, an dem wir ihn schon am Nachmittag beim 2. Tauchgang schlafend in aller Ruhe beobachten konnten.

Plötzlich schreckt er auf, wahrscheinlich haben wir ihn mit unseren 38W-Halogenlampen gestört, und hält direkt auf Georg, den Divemaster, zu. Georg heizt ihm seine Lampe direkt ins Gesicht. Der geblendete Hai dreht kurz vor ihm ab und kommt jetzt in meine Richtung. Was der Divemaster macht, kann kein Fehler sein, also halte ich ihm auch meine Lampe entgegen. Er kommt immer näher, ich kann ihn schon fast mit der Hand berühren. Das ist jetzt aber genug, denk ich mir, so genau wollte ich ihn auch wieder nicht sehen. Bevor ich mir noch überlegen kann, wie ich meine Strategie jetzt ändern soll, dreht er knapp vor mir ab und schwimmt ins Schwarz hinaus.

Später erfahre ich, daß der Leopardenhai ein reiner Planktonfresser ist und nicht einmal Zähne im Mund hat...

Das letzte große Tauchabenteuer unserer Reise steht unmittelbar bevor. Nach 3-stuendiger Bootsfahrt erreichen wir die berühmten Tauchplätze "Hin Daeng" (Roter Felsen) und "Hin Muang" (Lila Felsen). Hin Daeng ist mit roten Weichkorallen bedeckt und ragt an drei Stellen etwa einen Meter aus dem Wasser. Hin Muang ist mit lila Weichkorallen bewachsen und ragt bis etwa 12m unter die Wasseroberfläche.

Der Platz ist nicht nur wegen des Fischreichtums und der Korallen berühmt, sondern die Taucher aus aller Welt kommen speziell hierher, weil man manchmal den riesigen Manta Ray oder die ebenso großen Walhaie zu Gesicht bekommen kann.

Beim Tauchbriefing rät uns Georg, auch hin und wieder mal einen Blick hinaus ins Blau zu riskieren, denn da tummeln sich die Mantas – sollten sie grad vorbeikommen.

Ich bin ganz aufgeregt, das Riff ist atemberaubend und so viele Fische hab ich noch nie auf einem Haufen gesehen. In Gedanken bin ich aber permanent beim Manta Rochen. Ich dreh mich alle 10 Sekunden vom Riff weg und starre angestrengt hinaus ins endlose Meer. Leider ist die Sicht heute nicht so toll .

Beim 2. Tauchgang um Hin Muang haben wir ganz schön mit der Strömung zu kämpfen, aber es lohnt sich: Wir biegen um eine Ecke und sehen riesige Fischschwärme, die, gejagt von großen Makrelen, Giant Barracudas und Thunfischen, in alle Richtungen auseinandergetrieben werden – ein sagenhaftes Schauspiel.

Wir tauchen langsam zurück Richtung Seil, an dem wir uns in der Strömung langsam nach oben hanteln können.

Ich werfe noch einmal einen Blick hinaus ins Blau und glaube, einen dunklen Schatten gesehen zu haben. Zunächst halte ich es für eine Wahnvorstellung im Tiefenrausch, doch dann erkenne ich ganz deutlich zwei Mantas mit 4 bis 5 Metern Spannweite auf uns zukommen. Ich schreie aus voller Kehle in meinen Regler, um Gabi und Georg darauf aufmerksam zu machen. Die beiden Mantas zeigen uns ihre weißen Bäuche, gleiten majestätisch mit langsamen Schlägen durchs Wasser, drehen ab und verschwinden wieder in der Weite des Ozeans. Das ganze Gastspiel dauert nur kurz, aber ich bin vor Aufregung ganz aus dem Häuschen! Ich kann überhaupt nicht fassen, daß die beiden ausgerechnet während unseres 38 minütigen Tauchgangs hier aufgetaucht sind.

Schon seit Wochen rede ich von den Mantas, die wir auf Ko Lanta sehen werden, aber daß wir sie auch wirklich zu Gesicht bekommen, hab ich keine einzige Sekunde zu hoffen gewagt. Ich schwebe im siebten Himmel... Ein wahrlich würdiger Abschluß unserer 27 Tauchgänge in Thailand. Jetzt fällt der Abschied nicht mehr so schwer.

Aber noch ist es nicht so weit. Wir haben noch gute 2 Wochen vor uns, bis es zurück nach Bangkok geht.

Und die wollen wir genauso verbringen, wie unsere Reise begonnen hat: Noch einmal so richtig die Seele baumeln lassen, auf einer ruhigen, kleinen Insel, bevor uns dann wieder der Alltag einholt. Nicht mehr von einem Ort zum anderen ziehen, sondern schön langsam wieder seßhaft werden. Herumgezogen sind wir in den letzten Monaten ja genug.

Ko Muk soll die auserwählte Insel sein. Laut Lonely Planet hat Muk außer der "Emerald Cave" nur einen häßlichen Strand zu bieten, mehrere Reisebekanntschaften preisen die Insel jedoch als Paradies schlechthin.

Wir werden ja sehen... falls das nix ist für uns, bleibt ja immer noch die ebenfalls vielumschwärmte Insel Ko Ngai, nur eine halbe Bootsstunde von Ko Muk entfernt.

Erst einmal müssen wir nach Ko Muk kommen und buchen eine 2stuendige Bootsfahrt dorthin. Gutes Service ist sein oberstes Gebot, meint der Vermittler, bei dem wir unser Ticket kaufen. Als wir am Pier eintreffen, sieht das gute Service freilich das Vorausbuchen eines Bungalows in einer "Tourist Information" vor. Wir hatten noch nie ein Problem, einen Bungalow vor Ort zu finden und wollen uns auch diesmal erst einmal auf der Insel umschauen, den besten Platz finden oder gegebenenfalls gleich wieder verschwinden.

Aber so geht das natürlich nicht... Ohne Buchung im Voraus geht gar nichts, denn dann würden uns die Muker nicht mit einem Longtailboat erwarten und wir hätten keine Möglichkeit, zur Insel zu gelangen. Unser Boot könne dort nicht anlegen, denn Ko Muk habe keinen Landungssteg. Wir sollen doch lieber nach Ko Kradan fahren, denn die haben einen solchen und zahlen wahrscheinlich auch eine ordentliche "commission". Es ist also unmöglich, nach Ko Muk zu kommen. Erst als ich den Fahrpreis zurückverlange und ihnen klarmache, daß wir auf jeden Fall dorthin fahren und dann halt den Weg per Bus über das Festland einschlagen, geht’s plötzlich doch.

Wir besteigen ein "4 Island"-Tagestourboot – Ko Ngai, Ko Kradan, Ko Muk und Ko Rok – bezahlen nur die Hälfte von dem, was die restlichen Passagiere ablegen und sind gespannt, wie wir denn nun auf unsere Insel gelangen würden.

War alles erstunken und erlogen, wie sich herausstellt: Ko Kradan hat gar keinen Landungssteg, dafür hat Ko Muk deren zwei. Trotzdem landen wir direkt am "Charlie Beach", fahren einfach auf den Sand und springen mit unseren Rucksäcken von Bord.

Von einem häßlichen Strand kann gar keine Rede sein, der liegt auf der anderen Seite der Insel. Der Strand ist genau das, was wir gesucht haben. Nur zwei Ressorts und jede Menge Bäume am Strand, wo wir unsere Hängematten spannen können.

Hier verbringen wir unsere letzten beiden Wochen mit Abhängen am Strand, stundenlang im bacherlwarmen Wasser planschend (sogar Gabi!), schnorchelnd, lesend in der Hängematte und natürlich essend... Beim Essen trifft man sich ja schließlich, lernt nette Menschen aus aller Welt (und aus Österreich) kennen (liebe Grüße an Elsbeth und Roland), die einiges an Geschichten von ihren Reisen auf Lager haben. Unsere imaginäre Liste an Ländern, die wir unbedingt noch besuchen müssen, erhält stetig Zuwachs: Afrika, Australien, Neuseeland, die Südsee, Korea, China, Mexiko, und und und...

Beim Essen finden sich auch Gruppen, die sich die Kosten für ein Longtailboat für verschiedene Ausflüge teilen wollen.

Wir besuchen alle umliegenden Inseln, schnorcheln am phantastischen Korallenriff von Ko Kradan, sind begeistert von der Aussicht auf die 100 m senkrecht aus dem Meer aufragenden Felsen vor Ko Ngai, fahren zweimal zum Fischen raus und fangen neben kleineren Fischen für Tom Yam (Fischsuppe) auch einen großen Barracuda für den Grill.

Wir fahren zum Festland, um im Internet die neuesten Nachrichten über die Olympischen Spiele in Salt Lake downzuloaden (Vielen Dank für die unermüdliche Berichterstattung an Matthias) und sind wie immer in freudiger Erwartung, wer uns wohl geschrieben hat und was wir in der Heimat so verpassen.

Unser Nokia Communicator verweigert uns leider seit Anfang Februar seinen Dienst und wir leiden unter großen Entzugserscheinungen. Deshalb gibt’s auch die letzte Episode von Expedition Robinson @ Co erst jetzt mit etwas Verspätung...

Unter der Führung des "Piraten" (wir nennen ihn so, weil er fast keine Zähne mehr im Mund und einen wuscheligen Lockenkopf hat) besteige ich gemeinsam mit Sebastian aus Deutschland und den beiden Amerikanern Dave und Claudia den Urwald hinter unseren Bungalows. Schweißüberströmt erreichen wir den höchsten Aussichtspunkt der Bucht. Von den vielen Affen und Pythons, die hier leben, bekommen wir leider nichts zu Gesicht. Dafür machen wir wahrscheinlich zu viel Krach.

Dafür können wir die Affen direkt hinter unseren Bungalows entdecken. Wenn wir ganz ruhig in unseren Hängematten liegen, trauen sie sich nachmittags auf die Palmen, wo sie von den Früchten naschen. Sie sind sehr scheu und verschwinden sofort, wenn wir versuchen, uns anzuschleichen.

Zeitig in der Früh wollen wir die sagenhafte "Emerald Cave" besuchen, stehen extra um 7 Uhr früh auf, damit wir mit unserem Longtailboat noch vor den hunderten Tagesausflüglern dort sind. Sie liegt ja nur um die Ecke, aber trotzdem sind wir zu spät: Ein riesiges Kreuzfahrtschiff hat draußen geankert und bringt gerade im Pendelbetrieb hunderte Japaner in Schwimmwesten zum Eingang der Höhle.

Wir machen sofort Kehrt, wollen mittags noch einmal unser Glück versuchen. Und das haben wir, denn gerade, als wir ankommen, verlassen 5 Boote den Eingangsbereich.

Gemeinsam mit den beiden Franzosen, mit denen wir gekommen sind, schwimmen wir in das kleine Loch im Fels.

In der dunklen Höhle leuchtet das Wasser unter uns in einem kräftigen Grün-türkis – daher auch der Name "Emerald Cave". Mit einer Taschenlampe bewaffnet schwimmen wir ca. 5 Minuten durch einen finsteren Tunnel, der je nach Ebbe und Flut weiter oder enger ist.

Am Ende der Höhle erscheint langsam ein schwacher Lichtschein, wieder in dieser türkisen Farbe.

Wir schwimmen aus der Höhle und können unseren Augen kaum trauen: vor uns liegt ein paradiesischer, kleiner Sandstrand in der steil einfallenden Mittagssonne, rundherum umgeben von 70m senkrecht aufsteigenden Felswänden, die mit herunterhängenden Pflanzen und Lianen bewachsen sind. Einziger Zugang hierher ist die Höhle, durch die auch das Wasser hier herein gelangt ist.

Jules Vernes oder Steven Spielberg hätten es sich nicht besser ausdenken können. Ich liege am Rücken im spiegelglatten Wasser, genieße die absolute Ruhe, die nur vom dumpfen Dröhnen der Brandung aus der Höhle und von Vogelgezwitscher "gestört" wird und blicke in die unglaublichen Felswände über mir. Jederzeit könnte ja ein Flugsaurier im blauen Himmel auftauchen. Es zieht aber nur ein Weißkopfadler majestätisch und ohne viel Aufwand seine Kreise über uns.

Wir können nicht meckern... Die Zeit ist nicht an uns wie im Nu vorübergezogen, sondern wir konnten fast jede Minute unserer Reise bewußt in vollen Zügen genießen und allerhand Erlebnisse in uns aufsaugen.

Wir sind von Krankheiten verschont geblieben (viele andere, denen wir auf unserem Weg begegnet sind, können das nicht von sich behaupten), sind uns nie gegenseitig auf den Wecker gegangen (viele andere, denen wir auf unserem Weg begegnet sind, können das nicht von sich behaupten), haben unsere mitgebrachten Regenponchos schon nach den ersten zwei Wochen verschenkt, da es in 4 Monaten insgesamt vielleicht 10 Minuten geregnet hat, haben uns immer sicher gefühlt und haben unser veranschlagtes Reisebudget trotz aller Versuche bei weitem nicht loswerden können (ein Shoppingaufenthalt in Bangkok steht uns ja noch bevor).

Kurzum – wir hatten das Glück auf unserer Seite!

Mit einem wehmütigen Auge werfe ich einen letzten Blick auf "unsere" Insel, bevor sie hinter dem Festland verschwindet.

Ich freu mich schon auf "dahoam" - in letzter Zeit haben wir uns immer öfter über die Heimat unterhalten und uns ausgemalt, wie das wohl werden wird, wenn wir zurückkommen, was sich alles verändert hat, wie wir uns verändert haben?

Ich kann euch jetzt schon verraten, was sich in unserer Abwesenheit verändert hat: Gar nix hat sich verändert! Es kommen zwar andere Geldscheine aus dem Automaten, es ist bei unserer Ankunft arschkalt, irgendwer hat aus dem Hauseingang den Lichtschalter gefladert (kein Witz!) und die Pflanzen in unserer Wohnung sind verreckt, aber ansonsten hat sich rein gar nichts verändert. Im Fernsehen läuft noch immer der selbe Schmarren und im Radio laufen die gleichen Lieder. Nicht einmal die Straße vor unserem Haus haben sie aufgerissen – oder vielleicht ist sie schon wieder zu? Vier Monate sind gar nichts, kann ich Euch sagen.

Ich hoffe nur, daß wir uns ein wenig im positiven Sinne verändert haben und noch lange von den Erinnerungen unseres Ausflugs aus dem Alltag profitieren können. Rein äußerlich sind wir ein bißchen brauner als sonst und ich hab 3 Kilo zugenommen...

Ich bin froh, daß ich die Erlebnisse in langen Berichten an Euch niedergeschrieben habe – man vergißt ja leider viel zu schnell! Trotzdem können sie nur einen Bruchteil dessen wiedergeben, was wir tatsächlich erlebt haben.

Ich wollte Euch mit meinen literarischen Ergüssen weder langweilen, noch die lange Nase zeigen, sondern viel mehr das Erlebte in meinem Kopf noch einmal durchleben und verarbeiten, gleichzeitig mit Euch in Kontakt bleiben und Euch mithilfe einer grandiosen neuen Technologie an unserem Leben in der Ferne teilhaben lassen. Vielleicht können wir ja auch den ein oder anderen zu einer Asienreise animieren?

Jetzt freu ich mich auf jeden Fall, daß ich gemeinsam mit den rund 1.000 Fotos eine ewige Erinnerung an unsere Zeit im Bücherregal stehen habe...

Bussi und bis bald,

Clemens & Gabi

 

 

Wir freuen uns auf...                       Wir vermissen schon jetzt...


nette Abende mit euch                              die freundlichen Asiaten

unser langes, kuscheliges Bett                 unsere Hängematten

das steirische Hochquellwasser               den täglichen Schluck Desinfektionswhisky

Pizza und Apfelstrudel                              Green Curry und Sticky Rice

saubere Wäsche aus dem Schrank         die salzige Badehose aus dem Rucksack

ein 39° heißes Schaumbad                       das 30° warme, türkisblaue Meer

gemütliche Fernsehabende                      traumhafte Sonnenuntergänge

geteerte Straßen                                       den heißen Sand zwischen den Zehen

Tiefschneehänge                                       Korallengärten

Plauderstündchen am Telefon                 nicht vom Nokia-Tune genervt zu werden

den Euro                                                      das billige Leben

neue Herausforderungen                         nicht zu wissen, welcher Tag grad ist


 

      

© clemenslechner 2002


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