Hey ho, oder wie der Thai zu sagen pflegt: Sawasdee kap!

Da staunt ihr, was? Unser Thai ist inzwischen schon beinahe perfekt! Genaugenommen können wir eigentlich nur grüßen und "Danke" sagen, aber das reicht ja auch wohl. Die Sprache ist nicht zum derlernen, jedenfalls nicht aus Büchern!

Die heutige Folge von Expedition Robinson sollte eher "Gestrandet" heißen, denn das umschreibt genau unseren geistigen Zustand auf der Insel Wai.

Nicht, daß unser Geist einen Komplettabsturz erlitten hätte, nein, nein, ganz im Gegenteil. Alles, was ich damit sagen will ist, daß ich für meinen Teil die Seele erstmals so richtig baumeln lassen konnte. Wenn ihr euch das Foto anseht, versteht ihr vielleicht, was ich meine:




Es handelt sich hierbei um ein freihändiges Selbstportrait, das - obwohl von einer leider eher bescheidenen Qualität - wohl am besten ausdrückt, warum mir dieser Platz in den letzten beiden Wochen so sehr ans Herz gewachsen ist.

Das schönste daran ist, daß man sich nicht dem Streß aussetzen muß, jeden Augenblick so gut wie möglich zu nützen, wie bei jedem anderen Urlaub, wenn man immer im Hinterkopf hat, daß es nach ein paar Tagen - oder seien es Wochen - schon wieder zu Ende ist. Da dies jedoch erst der erste Abschnitt unserer Reise ist, können wir ihn so lange dauern lassen, wie's uns gefällt oder bis uns fad wird.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob uns jemals fad werden könnte, jedenfalls nicht, solange wir noch ungelesene Bücher haben.

Morgens hält es mich nicht lange im Bett, denn zu reizvoll ist der Gedanke an das wunderbare Frühstück... außerdem trifft man sich bei den Mahlzeiten auf einen Tratsch mit den übrigen Insulanern - untertags sieht man ja kaum jemanden, da sich die paar Leute auf der "großen" Insel in alle Richtungen verteilen.

Die einen bleiben gleich in ihrer Hängematte, andere begeben sich auf einen der beiden Dschungelpfade (kurze oder lange Tour) und verbringen den Tag auf der anderen Seite der Insel entweder am Sunset Point oder am Small Sandy Beach. Wieder andere bleiben gleich bis zum nächsten Mahl im "Restaurant" (ein paar Holzsteher mit einem Strohdach drauf) sitzen, zwei versuchen sich beim Fischen und mehr Leute gibt's hier ja gar nicht.

Wir verbringen die Zeit zwischen den Mahlzeiten genauso wie die anderen, meistens hab ich ein Buch dabei oder schau nur so von meinem Platz aufs Meer hinaus und träume vor mich hin, bis mich die Müdigkeit überkommt und ich auf ein Stündchen ein Nickerchen machen muß.

Zu Sonnenuntergang kommt dann (sofern der Wellengang es zuläßt) das Paradise Boat, was aus 2 Gründen eine aufregende Sache ist: Erstens bringt es die frischen Lebensmittel und zweitens müssen die Neuankömmlinge (falls überhaupt wer kommt) zwangsweise an meiner Hängematte vorbei und von mir begutachtet werden. Größtenteils sind es Langzeitreisende, die genau wie wir die Ruhe vor dem Pauschaltourismus suchen, oder es sind Sextouristen, die alleine mit ihren Thai-Frauen ankommen und auch während ihres Aufenthalts einen gewissen Abstand zu den anderen halten.

Einmal nur haben sich 2 junge Piefke verirrt und vergeblich Ausschau nach Action, Party, Musik und Weibern gehalten.

Nach der Frischfleisch-Parade wird's wieder Zeit für das Abendessen und Gespräche über das Leben und das Reisen (viele haben gute Tips und interessante Geschichten auf Lager).

Um 21.30h wird die letzte Runde ("last order")eingeläutet, bevor sich jeder in seine Hütte zurückzieht und um ca. 22.30 der Generator ausgeschaltet wird. (Wir privilegierten dürfen noch im Schein meiner geliebten LED-Taschenlampe lesen, doch die Erschöpfung vom harten Tagesgeschehen läßt uns nur noch ein paar Seiten.

Daß jetzt aber kein falscher Eindruck entsteht: Perfekt ist das Leben auf Ko Wai keinesfalls. Nach ein paar Tagen hat sich die angenehme in eine ziemlich steife Brise verwandelt, mit Schaumkronen auf dem Meer und angeblich 2 - 3 m Welle auf der Überfahrt zum Festland! Der Wind läßt die Temperatur deutlich kälter erscheinen, sodaß wir manchmal unsere komplette Panier übereinander anhaben, um in der Hängematte nicht zu frieren. Das Wasser ist zwar immer noch gleich warm, zum Schnorcheln aber doch zu unruhig und aufgewühlt.

Hätten wir nur 2 Wochen Urlaub gehabt, wäre ich wahrscheinlich etwas enttäuscht gewesen. So jedoch genießen wir das Inselleben so sehr, daß wir uns nicht und nicht aufraffen können, Ko Wai zu verlassen. Es steht uns ja jederzeit frei, unsere Sachen zu packen und gen Norden zu reisen, wo das Wetter um diese Jahreszeit schon besser ist. Wir haben hier anscheinend genau den Wind erwischt, der den NW-Monsun einleitet und somit die "kühlere" und trockene Luft aus dem Norden bringt.

Das war schlußendlich auch die einzige Möglichkeit, wie wir uns dazu entschließen konnten, "unserer" Insel den Rücken zu kehren. Wir würden ein paar Wochen im Norden abwettern, dann unser Visum für Thailand in Burma um 1 Monat verlängern und in den bis dahin hoffentlich witterungsmäßig angenehmen Süden zum Tauchen zurückkehren.

Ansonsten würden wir vielleicht heute noch hier sitzen... (wie einige andere, die bereits seit 4 Wochen hängengeblieben sind).

Tagelang hatten wir unsere Abreise hinausgezögert - nur noch ein letzter Tag - und nicht einmal das "private bathroom" war mehr ein Thema, obwohl wir bei unseren Wanderungen um die Insel festgestellt haben, daß es tatsächlich noch ein zweites "Resort" an einem anderen Strand und Hütten mit Bad und Dusche gibt, aber dort ist es längst nicht so romantisch wie in unseren einfachen Holzhütten. Dort haben sie doch glatt Tischtücher auf den Tischen und noch dazu aus Plastik!

Wieder zurück in Bangkok trifft uns der Schlag der lauten, großen Stadt noch viel härter als bei unserer Ankunft aus Wien. Der Lärm und der Dreck sind kaum erträglich für unsere Gemüter, die endlich zur Ruhe gekommen sind. Man schaltet komplett auf Sparflamme und dann das!

Der Taxifahrer fährt mit 100 Sachen auf der Gegenfahrbahn durch die Stadt, weil diese gerade frei ist und weil der Taxameter nur die zurückgelegte Distanz verrechnet und nicht die Zeit... Ich hab 2 Wochen lang kein Auto mehr gesehen und wenn einmal ein Boot vor "meinem" Strand vorbei gefahren ist, hab ich das schon als Störung empfunden.

Wir vertreiben uns die Tage in der hektischen Metropole mit den atemberaubenden Sehenswürdigkeiten, die es in Bangkok zweifellos gibt (da kann sich Schönbrunn im hintersten Winkel verstecken!). Dafür gibt's hier aber auch keinen Ort außer dem eigenen Hotelzimmer oder den buddhistischen Tempelanlagen, wo man all dem Trubel auf ein Stündchen entkommen könnte. Kein ruhiger Gastgarten oder Kaffeehaus in Sicht (falls Reno einen guten Tip diesbezüglich für unseren nächsten Zwischenstopp in Bangkok hätte, wären wir sehr glücklich!).

Chinatown ist der Wahnsinn, aber hat uns beide so geschafft, daß wir danach direkt mit dem Taxi zur Massage fahren müssen. Morgen gibt's noch sehr zeitig den "Floating Market", den wir unbedingt sehen wollen und dann nix wie raus hier!

Das Ticket nach Yangoon ist schon gebucht und das Visum bekommen wir morgen Vormittag.

Burma oder Myanmar, wie es sich jetzt nennt, soll uns von all dem Trubel erlösen – dort, wo die Zeit angeblich vor 100 Jahren stehengeblieben ist, und Esel und Fahrräder noch den Verkehr bestimmen. Nur das Essen soll nicht so toll sein...

2 kleine Geschichten bin ich euch noch schuldig: Das eine ist die Geschichte von Steve und Steven, den beiden Engländern, die keine mehr sein wollen. Wir haben uns sehr gut verstanden und viel miteinander geplauscht. Der Maler Steve ist weitgereist und hat schon an so manchem Ort der Welt seine Bilder gemalt. Der andere, der Musiker, ist eigentlich gar kein Musiker sondern ein alter Hippie, der die letzten 10 Jahre EDV-Berater für Schulen in Südengland gewesen ist und die Nase so gestrichen voll hatte, daß er sich von Steve überreden ließ, seine Freundin und den Job an den Nagel zu hängen und mit ihm nach Asien zu gehen. Ganz schön mutig, wenn man bedenkt, daß er nur für 2-3 Monate Geld hat und dann gerne von seiner Gitarre leben würde (kleines Problem dabei: er ist zu schüchtern, vor Publikum zu spielen).

Die 2. Geschichte handelt von 2 dummen Österreichern, die sich in Bangkok einen super Doppelseidenschlafsack nähen lassen wollten - zum Schnäppchenpreis versteht sich - weil der klimatisch ein Wahnsinn sein soll: Bei Hitze kühlend und bei Kälte wärmend. Warum also in Wien ein Vermögen ausgeben, wenn man's hier doch viel günstiger haben kann - und dann noch maßgeschneidert...

Sie gingen also in der fremden großen Stadt zu einem Schneider, und der wollte ihnen den Schlafsack nur ums gleiche Geld wie in Österreich machen, weil die Seide so teuer sei. Die beiden sind gleich zum nächsten Schneider, den sie nach harten Verhandlungen dazu bringen konnten, ihnen den Seidensack in 2 x 2.5m zu machen - zum halben Preis und aus 100% chinesischer Seide, hat er geschworen.

In ihrer ersten Nacht auf Ko Wai fragte er seine Freundin, ob sie nicht auch finde, daß die Seide recht schwitzig sei? Sie hätte gerade dasselbe gedacht, sagte sie, und ob er nicht ein Feuerzeug bei der Hand habe? Ja klar, antwortete er, und schon schmolz die Seide am Saum dahin. Seither schwitzen sie glücklich und zufrieden in ihrem nagelneuen Nylonsack um 1.000 Schilling. Den Schilling gibt's eh nimmer lang, sagten sie sich, aber der Plastiksack wird noch in 1000 Jahren wie neu sein - und 100% bügelfrei.

 

Jetzt reicht's aber für heute! In den nächsten 2 Wochen werdet ihr wahrscheinlich nix von uns hören, weil in Burma Internet verboten ist und es zwar ein GSM Netz gibt, die aber mit A1 keinen Roamingvertrag wollen.

Ich danke ich euch für eure Emails (außer dem langhaarigen Typen, von dem ich noch nie was gehört hab - schäm dich, ich hoffe, du hast eine gute Entschuldigung!). Ich freu mich immer wahnsinnig, wenn ich was Neues aus der Heimat erfahre!!!

Liebste Grüße (noch) aus Thailand,

Clemens & Freitag

 

         

© clemenslechner 2002


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