Iris Sinclair

 
VOLLMOND!

[Im Gebäudekomplex der Sunnydale Midnight Inc.]

Inzwischen ist auch schon der Besuch aus Los Angeles eingetrudelt. Zuerst kamen Cordy, Wes und Gunn mit Connor und Charlotte in der Familienkutsche, während sich Carol, Carmen und Charisma zusammen mit Lindsey und dem Vampir in Angel's Flitzer quetschten und es unterwegs wohl ziemlich lustig hatten, denn die lachten immer noch, als sie in Sunnydale ausstiegen.
Nun hat sich Alex zusammen mit den Zwillingen - unter dem Hinweis, es ginge um ihr 'Geheimprojekt' - erst mal kurz in ihr Zimmer verkrümelt.
Die anderen gehen schon mal in Anya's Penthouse bzw. auf die Dachterrasse, unterhalten sich und beginnen dabei auch schon mal beiläufig damit, bei Kerzenschein das Büffet zu plündern.

"Habt ihr nicht erzählt, Oz wäre wieder in Sunnydale?" erkundigt sich Cordy bei Willow und Tara, gleich nachdem sie den tollen Kuchen gelobt hat, von dem sie immer noch nascht.
"Oh, das ist eine lange Geschichte!" meint Willow und erzählt dann, dass Oz gestern vor lauter Panik die Flucht ergriffen hat... und dabei wohl geradewegs diesem Dämon in die Arme gelaufen sein muss. Und nein, ihnen ist das durchaus nicht egal... deshalb ist Govron heute Abend ebenfalls eingeladen und man geht davon aus, dass dieser auch Oz mitbringen wird.
"Das soll doch wohl ein Scherz sein!" erklärt Cordelia leicht entsetzt. "Ihr habt diesen widerlichen Dämon auch noch eingeladen?!"
"Das war Alex' Idee. Irgendwie hat sie wohl mit Anya was geplant." Willow hofft nur, dass der Plan funktioniert. Flüchtig muss sie bei dem Gedanken lächeln, dass Alex vor noch nicht allzu langer Zeit herumgetönt hat, dass nur kein Monster es wagen sollte, ihre Party zu stören - und nun hat sie höchstpersönlich so einen Fiesling eingeladen. Wegen Oz. Irgendwie mag sie ihn wohl wirklich. Oder zumindest mag sie Spike genug, dass sie nicht mit ansehen kann, dass der verliebte Vampir sich für den Rest seines Lebens Vorwürfe macht, weil er den Werwolf einfach so hat gehen lassen.
Cordelia nickt. Irgendwie sind sie ja sowieso immer auf alles gefasst, als könnte jeden Moment ein Monster hinter jeder Ecke hervorkommen... "Weisst du eigentlich irgendwas über dieses ominöse Geheimprojekt, das unsere Töchter da zusammen haben?" erkundigt sie sich nach einer Weile. Dieses geheimnisvolle 'Projekt' beschäftigt die Kinder ja geradezu schon Jahre und ist wohl so eine Art Hobby geworden. Na ja, sie werden ja wohl kaum im stillen Kämmerlein irgendwelche Geister oder Dämonen beschwören, oder?!
"Oh, keine Ahnung!" wehrt Willow lächelnd ab. "Aber ich schätze, dass gerade das wohl so interessant dabei ist: Dass es ein Geheimnis ist!"
Wenn sie wüssten, um was es bei dem 'Geheimprojekt' wirklich geht, stünden ihnen allen wohl die Haare zu Berge.

Als Alex - flankiert von Carol und Carmen (und man könnte sie fast für Drillinge halten, zumal sie alle drei schwarze Klamotten tragen) - sich wieder zu ihnen gesellt, wird natürlich endlich mal HAPPY BIRTHDAY gesungen. Und da man es sich doch nicht hat verkneifen können, eine grosse Geburtstagstorte aufzutischen, muss Alex natürlich auch noch Kerzen auspusten.
Na schön, Alex kann nicht behaupten, dass sie wirklich was gegen eine Geburtstagstorte hätte, schliesslich ist sie durchaus ein Schleckmaul und weiss Süsses zu schätzen... na von wem sie *das* wohl hat?!

Während Alex und die Zwillinge gerade mit Giles und Wes irgendwas deklamieren, das verdächtig Lateinisch klingt, gesellt sich Xander zu Cordelia, um mit ihr anzustossen. "Auf unsere genialen Töchter!" erklärt er lächelnd - und sie lächelt spitzbübisch zurück und lässt ihre Kristallgläser mit dem Champagner gegeneinander klirren, bevor sie wieder zum wunderschönen Vollmond hoch starrt.
Xander, der frühere Loser, war nicht gerade eine Leuchte in der Schule und konnte deshalb nicht auf die Uni gehen. Cordelia war zwar Cheerleader und Miss Perfect, doch dabei nicht unbedingt als Intelligenzbestie verschrieen. Und trotzdem sind ihre Kinder (besonders diejenigen, die ihre dunkle Haar- und Augenfarbe geerbt haben, wie eben Alex und die Zwillinge) wundersamerweise irgendwie genial - mit Intelligenzquotienten, die so manchen Nobelpreisträger vor Neid erblassen lassen könnten... und die mit verstohlenen Seitenblicken auf Xander oder Cordy nicht selten als 'völlig aus der Art geschlagen' angesehen werden.
Allerdings hat Cordelia, trotz ihrer oft flapsigen Art, schon immer viel Emotionale Intelligenz besessen... und das ist ihr nicht nur zugute gekommen, als sie die Visionen von Doyle 'geerbt' hat, sondern später auch bei ihrer Rolle als Alpha-Wölfin bei Angel Investigations. Der Vampir mag sich vielleicht für den Chef halten... doch alles hört auf ihr Kommando. Sie ist die Herrin des Hauses. Oder anders ausgedrückt, was vielleicht noch mehr zählt, sie ist die Mutter und ihr Wort ist Gesetz. Und Xander... ist immer noch eine süsse Sahneschnitte.
"Sag mal, Cordy, hat die eine da etwa ein Veilchen? Carol? Carmen?" Er sieht die Zwillinge viel zuwenig, um sie wirklich auseinanderhalten zu können, zumal die beiden meist extra immer im Partnerlook rumlaufen und somit Verwechslungen geradezu provozieren.
"Carmen. Es hat vor zwei Tagen wieder eine Prügelei gegeben. Jemand hat Charlotte dumm angemacht. Also haben sich die Zwillinge eingemischt. Du hättest mal ihre Gegner sehen sollen...  Nicht umsonst haben sie den Spitznamen: das Duo Infernale!" Cordy seufzt kurz, kann sich aber irgendwie ein Grinsen nicht verkneifen.
"Passiert sowas häufig?" erkundigt sich Xander und dankt im Stillen wieder mal Gott dafür, dass Alex sich nicht ständig rumprügeln muss. Auf dem Handballfeld sind ihre Schmetterbälle gefürchtet, doch ansonsten ist sie doch eigentlich recht harmlos... es sei denn, sie trainiert mit einem Pflock gegen Spike und der passt mal einen Moment nicht auf...
"Dass Charlotte dumm angemacht wird, oder dass Carol und Carmen sich prügeln?" Cordy lächelt kurz. "Es kommt immer seltener vor. Manche Weissen Idioten ziehen Charlotte damit auf, dass ihr Vater schwarz ist, manche Farbigen Idioten ziehen sie damit auf, dass ihre Mutter weiss ist. Man sollte meinen, dass es sowas heutzutage nicht mehr gäbe... aber Idioten sterben wohl nie aus. Doch langsam hat es sich rumgesprochen, dass Charlotte zwei grosse Schwestern hat, die ziemlich rabiat werden können. Wenn sie so weiter macht, legt sie allerdings bald selber jeden auf die Matte, der ihr dumm kommt... Sie ist ziemlich talentiert, aber das wundert wohl niemand. Wenigstens bleibt Charisma von dummen Anmachen verschont."
Charisma ist süss und niedlich. Man *muss* sie einfach gern haben. Ihr ehemals blondes Haar ist in den letzten zwei Jahren noch mehr abgedunkelt und hat fast schon Lindsey's Farbe angenommen. Allerdings nennen es die Zwillinge bei ihr nicht etwa strassenköterbraun, sondern wischiwaschidunkelblond.
"Und was ist mit Connor?" erkundigt sich Xander weiter, der sich manchmal wirklich fragt, wie Cordelia mit fünf Kindern zurechtkommt. Er hat mit Alex allein schon alle Hände voll zu tun; so kommt's ihm jedenfalls vor, obwohl seine Tochter ja noch nicht mal mit ihm unter einem Dach wohnt, ausser gelegentlich besuchsweise. "Stottert er immer noch etwas?"
"Wenn er aufgeregt ist, schon noch. Aber es wird besser. Seit Carol und Carmen mal ein ernstes Wörtchen mit seinen neuen Klassenkameraden gesprochen haben, wagt es wohl niemand mehr, sich deswegen über ihn lustig zu machen..."
Xander wünschte sich, er hätte in seiner Jugend auch solche grossen Zwillingsschwestern gehabt. Andererseits hat irgend so ein Psychologenfritze ja offenbar vermutet, Connor könnte gerade angefangen haben zu stottern, *weil* er so geniale Schwestern hat und sich ihnen gegenüber fast schon minderwertig vorkommen könnte oder sowas in der Art. Cordy hat das natürlich als ausgesprochenen Bockmist abgetan, denn Connor hängt sehr an seinen Schwestern, was sogar Lorne bestätigt; und da traut sie einem grünhäutigen Dämon mit rubinroten Augen mehr als irgendeinem dahergelaufenen Schulpsychologen, der meint, er verstünde was von Kinderseelen. Und daheim stottert Connor ja auch fast gar nicht, weshalb sie eine ganze Weile gar nicht richtig gemerkt haben, dass es da womöglich ein Problem gibt. Tja, eben, wenn er mit fremden Leuten sprechen muss... dann liegt die Stotterei wohl eher daran, dass er so schüchtern ist.
Bei Wesley war's früher gerade andersrum: Er hat als Kind oft zu stottern angefangen, wenn sein Vater mit ihm geredet hat... Tja, bei solchen Storys wundert es wohl niemanden, dass die Kinder ihrem Grossvater damals keine Träne hinterhergeweint haben. Bei Rosie's Beerdigung waren sie da schon weitaus trauriger, obwohl sie die auch kaum richtig kennen lernen konnten...
"Was grinst du denn so?" meint Cordy schliesslich, nachdem ihr Champagnerglas schon leer ist, und sie muss lächeln, als Xander nun fast schon etwas schuldbewusst zusammenzuckt.
"Ach... ich hab nur daran gedacht, dass es doch irgendwie komisch ist. Früher haben wir hier in Sunnydale heimlich rumgeknutscht... und heute unterhalten wir uns über unsere Kinder." Er sieht sie an und muss zugeben, dass sie immer noch hinreissend aussieht, eine der schönsten Frauen, die er kennt. Da könnte er unter Umständen durchaus mal wieder in Versuchung kommen... "Bereust du es?"
"Was denn?"
"Na... äh..." druckst er herum. "Dass wir mal zusammen waren."
"Wir *waren* nie richtig zusammen!" protestiert Cordelia lachend, als ob das heute noch eine Rolle spielen würde. Wenn sie sich hier so umsieht, hat hier fast schon jeder mit jedem irgendwie mal rumgemacht. "Aber ich bedaure es keineswegs, dass wir damals rumgeknutscht haben. Wir waren jung und es war schön. Auch wenn ich damals noch eine ziemliche Zicke war und das wohl gar nicht so richtig zu schätzen wusste... Du bist ein guter Küsser."
Xander wird rot und schlägt die Augen nieder. "Du aber auch!" gibt er das Kompliment zurück.

"Dawn?!" meint gerade Wes etwas ungläubig, nachdem Giles ihm leise flüsternd erzählt hat, was in den letzten Tagen noch so alles passiert ist...
"Ja, Dawn." Wie zum Beweis zeigt er seine Handgelenke, an denen noch ein paar verblassende blaue Flecken zu sehen sind.
"Ach du meine Güte!" Wes überlegt sich, dass er es bislang immer für einen Witz gehalten hat, wenn Riley und Graham mal andeuteten, dass ihre 'Affairen' mit der Jägerin nicht unbedingt auf die feine englische Art zustande gekommen waren. Aber offensichtlich scheint Buffy's niedliche kleine Schwester manchmal ja wirklich ziemlich brutal zu sein. Dabei sieht sie doch heute noch so unschuldig aus, als könnte sie kein Wässerchen trüben, was schon so manchem Dämon zum Verhängnis geworden ist.
Auch heute Abend hat Dawn wieder Luke und Robby dabei und sieht wie eine völlig harmlose Mutter von zwei kleinen Kindern aus, die ihre lieben Kleinen nun bald ins Heiabettchen bringt... wer käme schon auf den Gedanken, dass sie sich sogar über ihren Wächter hermacht.
Aber wenn Wes daran denkt, wie eine durchgeknallte Faith *ihn* mal gefoltert hatte, da kann Giles mit Dawn eigentlich noch von Glück reden... zumal es ja gewissermassen für einen guten Zweck war. Faith. Wie lange hat er schon nicht mehr an sie gedacht. Na ja, immerhin ist sie lange tot, also weshalb sollte er sich über sie noch den Kopf zerbrechen... und sofort wieder anfangen zu grübeln, wie er doch damals als Wächter total versagte...
"Eigentlich war ich nie wirklich Dawn's Wächter... auch wenn ich gerne so getan hab", erklärt Giles seufzend - und Wes kommt es so vor, als hätte Giles gerade seine Gedanken gelesen und will ihn nun daran erinnern, dass Faith und Buffy ihn ja nie wirklich als Wächter akzeptiert hatten. - "Also so gesehen... und trotzdem."
Na schön, er hat sich inzwischen ja schon ziemlich beruhigt, doch er knabbert immer noch daran, dass Dawn ihn so behandelt. Okay, Riley und Graham haben ja sogar erst nach ein paar Monaten erfahren, was eigentlich los war. Er weiss jetzt schon, dass es wirklich geklappt hat mit Amanda. Doch Dawn will nichts davon wissen, dass er irgendwas damit zu tun hat. Anders als Willow damals, die Xander gewissermassen etwas teilhaben liess und ihn sogar mit zum Ultraschall nahm und all sowas, ist Dawn diesbezüglich eher von der geheimniskrämerischen Sorte... und sowohl Riley als auch Graham erfuhren nicht nur recht spät von den Schwangerschaften, sondern auch erst im nachhinein von der Geburt ihrer Söhne; denn Dawn wollte keine Männer dabei haben und brachte ihre Kinder sowieso auch nicht etwa im Krankenhaus auf die Welt, sondern in Anya's Whirlpool. Und so wie bei Luke und Robby soll es wohl auch bei Amanda laufen. Wenn es nach Dawn ginge, könnte er jetzt ruhig für fast ein Jahr Urlaub auf einer einsamen Insel machen und erst wieder auftauchen, wenn sie mal wieder einen Babysitter braucht. Obwohl sie genug Babysitter hat und ihn nicht mal dafür braucht... Eigentlich könnte er wohl wirklich hingehen, wo der Pfeffer wächst, und Dawn würde es kein Bisschen stören, denn weder will sie Alimente noch irgendwelche Einmischungen.
"Wie war es eigentlich, als du Vater geworden bist, Wesley?" fragt Giles und kommt sich selber irgendwie komisch vor, dass er den jüngeren Mann sowas fragt.
"Oh... die Panik ist eigentlich erst ausgebrochen, als wir erfahren haben, dass es Zwillinge werden!" antwortet Wes. "Cordelia hat uns alle ganz schön auf Trab gehalten mit ihren seltsamen Gelüsten. Und ich habe gelernt, Fussmassagen zu geben, obwohl ich manchmal bei dem Gedanken daran, Vater zu werden, so nervös war, dass mir die Hände gezittert haben. Als später Connor unterwegs war, da war es schon nicht mehr so schlimm. Bei Charlotte waren wir schon ziemlich gelassen. Und bei Charisma waren wir geradezu schon ganz cool."
Giles fragt sich, ob das wohl tröstlich ist oder nicht. Na ja, immerhin ist die Situation im Hyperion sowieso etwas anders.
"Aber bei Dawn ist es wohl etwas anders..." meint nun auch Wes. "Sie ist eine Jägerin. Sie ist Anya's Freundin... Sie ist Dawn."

Nachdem Angel nun lang und breit über die Geschichte mit Oz und diesem Govron informiert worden ist, weiss er endlich, warum Spike heute so schrecklich nervös ist. Er legt seinem Kumpel mit den gebleichten Haaren aufmunternd einen Arm um die Schulter.
"Ich weiss noch nicht mal mit Sicherheit, ob Oz überhaupt noch lebt! Vielleicht hat dieser Govron ihn ja aus Wut schon totgeschlagen..." murmelt Spike geknickt. "Und alles nur, weil ich zu blöd war, um Oz aufzuhalten."
Lindsey kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Noch nie hat er Spike so emotional erlebt, ihm muss ja wirklich einiges an diesem Oz liegen. Ein Werwolf. Seltsamerweise hat Lindsey es bislang noch nie persönlich mit einem Werwolf zu tun gehabt. Jedenfalls nicht, dass er wüsste!
"Anya's Krähen haben ihn zwar gesehen... doch so wie Govron ihn rumschleifte, war Oz wohl mindestens bewusstlos. Vielleicht... Verdammt, ich weiss auch nicht!" Mit leicht zitternden Fingern zündet er sich einen Joint an und inhaliert den Rauch tief in seine toten Lungen.
Obwohl Anya was von einem Plan gemurmelt hat, macht ihn der Gedanke, dass heute Nacht Govron noch hier aufkreuzt, total nervös. Und dass man ihm eingeschärft hat, er solle sich dann gefälligst zurückhalten, ist nicht unbedingt dazu angetan, seine Laune zu heben oder ihn zu beruhigen. Wie soll er ruhig bleiben, wenn Govron womöglich Oz mit sich rumschleift wie einen Hund an der Leine?! Wenn jemand Oz an die Leine nehmen dürfte... dann bestimmt nicht dieser Govron, der ihn beim Pokerspiel gelinkt hat!
"Heute ist Vollmond und Alex feiert ihren 13. Geburtstag. Heute Nacht ist alles möglich. Ich bin sicher, dass alles gut geht!" Angel versucht, möglichst zuversichtlich zu klingen - und Lindsey doppelt nach: "Ja, genau! Oz kommt bestimmt frei!"
"Danke, Freunde..." murmelt Spike und knuddelt sie beide ab.
Dass Spike ihm dabei noch nicht mal an den Hintern tätschelt, beweist Lindsey, dass es Spike mit diesem Oz wohl irgendwie richtig ernst sein muss, denn sonst lässt dieser Vampir doch keine Gelegenheit aus, an jemandem rumzugrabschen. Aber nun ist er wirklich besorgt... und Lindsey findet das irgendwie rührend.

Als schliesslich eine Krähe auf Anya's ausgestrecktem Arm landet und der Alpha etwas zuzuflüstern scheint, geht ein Raunen durch die Menge. Anya lässt die Krähe wieder davonfliegen und wendet sich zu den anderen: "Govron ist unterwegs. In fünf Minuten wird er hier sein. Mit Oz im Schlepptau. Lasst euch nichts anmerken. Es verhandelt sich besser, wenn er nicht merkt, *wie sehr* wir eigentlich an Oz interessiert sind."
"Verhandeln?!" jappst Spike etwas ungläubig. "Ist das etwa dein genialer Plan?! Du willst ihn *kaufen*?!"
"Das ist zumindest Plan A. Ihn freikaufen." Anya sieht den Vampir scharf an. "Halt dich zurück, Spike! Es könnte ziemlich unangenehm werden, wenn Govron wütend wird... und Xander will doch hier bestimmt nicht schon *wieder* alles renovieren!"
Xander nickt eifrig. "Verhandeln klingt doch gut!" Immerhin hat er sich die Seite über Govron inzwischen ebenfalls angesehen und fände es äusserst beunruhigend, hier einen Kampf mit diesem Dämon zu provozieren.
Willow und Tara bringen derweil schon mal hektisch die Servierwagen mit den Süssigkeiten ins Apartment rein, während sie dafür die starken Alkoholika rauskarren, die wohl eher nach Govron's Geschmack sein dürften.

Als Govron schliesslich am Haus ankommt, klettert er an der Feuerleiter zur Dachterrasse hoch... und wirft, oben angekommen, Oz achtlos wieder auf den Boden, der an einer Kette hängt, die an einem stählernen Würgehalsband befestigt ist.
"Da bin ich!" erklärt Govron und streckt seine 220cm Körperlänge. Entweder ist er hier auf einer Beerdigung gelandet oder das muss so eine Art Grufti-Party sein, denn alle tragen schwarz. Da es zum Teil jedoch ziemlich aufreizende schwarze Kleider mit viel Decolleté sind, scheidet eine Beerdigung wohl aus. Nur eine Frau trägt ein schillerndes goldfarbenes Kleid und leuchtet damit geradezu heraus. Das muss Anya sein, die Alpha jenes Netzes, das sich schon über die ganze Welt spinnt. Ein Dämon in Menschengestalt. Oh, pardon, sie bevorzugt ja den Ausdruck Dämonia!
"Willkommen, Govron!" erklärt Anya und setzt ein strahlendes Lächeln auf, obwohl sie diesen Dämon wirklich abscheulich findet. Nicht nur wie er aussieht, sondern vor allem, wie er Oz behandelt, der mit glasigem Blick auf dem Boden sitzt und unentwegt die Nase hochzieht und schwer schluckt. Er muss furchtbar verprügelt worden sein, ein Wunder, dass er sich überhaupt noch rühren kann. Bis auf einen Fetzen, den er sich als Lendenschurz um die Hüften geschlungen hat, ist er nackt. Abgesehen von der schweren Kette natürlich, deren Ende Govron locker in der Hand hält. "Wie ich sehe, hast du deinen Sklaven mitgebracht. Ein Werwolf. Interessant..."

Auch nach der dritten Flasche Schnaps weigert sich Govron immer noch beharrlich, trotz Anya's Charme, seinen Werwolf zu verkaufen.
Spike muss all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht zu Oz zu laufen, der apathisch auf dem Boden kauert, vor sich hin schnieft und noch nicht mal richtig zu bemerken scheint, was eigentlich um ihn herum passiert; der Vampir kann riechen, dass der Werwolf blutet. Auch Willow und Tara juckt es gewaltig in den Fingern, denn er scheint in so erbärmlichen Zustand zu sein, dass er durchaus daran sterben könnte, wenn er nicht behandelt wird; irgendwie scheint es ihnen verdächtig danach auszusehen, als hätte er Kopfverletzungen, womöglich sogar einen Schädelbruch, und vielleicht sonst noch innere Verletzungen.
"Würdest du um ihn spielen?" erkundigt sich Anya nach einer Weile mit verführerischem Lächeln und geht damit zu Plan B über.
"Spielen?" wiederholt Govron... und spitzt die Ohren. Doch dann erkennt er scharfsinnig: "Du könntest mit deinen Kräften mogeln!" Dann fügt er hinzu: "Warum bist du überhaupt so scharf auf ihn? Er ist ein völlig abartiger Werwolf, der ständig Yoga-Scheiss und sonstwas gemacht hat, um sich nicht zu verwandeln. Sieh doch, es ist Vollmond und trotzdem liegt er hier in seiner menschlichen Gestalt!"
Anya bleckt die Zähne und verzieht die Lippen zu einem diabolischen Lächeln. "Ich stehe auf abartige Sachen! Darum habe ich auch einen Vampir mit Seele in meiner Sammlung..." Sie deutet flüchtig auf Spike, der eine finstere Miene zieht. "Und mein Patenkind wünscht sich schon lange einen Werwolf."
"Dein Patenkind?"
"Alex." Anya winkt und Alex tritt näher, wobei sie sich alle Mühe gibt, nicht offen zu zeigen, dass sie Govron widerwärtig wie nur was findet.
"So sooo..." Govron lächelt - oder zumindest soll diese Grimasse, bei der ihm stinkender Atem entweicht, wohl ein Lächeln darstellen. "Na dann soll *sie* um ihn spielen!"
Alex zuckt die Schultern. "Okay!"
Xander bleibt fast das Herz stehen, als er nun beobachtet, wie sich Alex - seine süsse kleine Alex - zu diesem Monster an den Tisch setzt. Willow neben ihm hat unwillkürlich seinen rechten Arm ergriffen, als wollte sie ihn daran hindern, gleich loszustürmen und sich mit Govron anzulegen. Und Giles verstärkt links seinen Händedruck. Wie hat doch Anya vorhin noch so schön gesagt: Während der Vorstellung bitte Ruhe auf den billigen Plätzen! Und man hat ihnen allen gesagt, sie sollen schwarz tragen, weil man sich damit eine kleine Sehschwäche des Dämons zunutze macht, denn wenn man sich so 'getarnt' nicht bewegt, wird Govron (der durch die ganzen Duftkräuter hier wohl schon weitgehend seines Geruchssinnes beraubt ist) auch kaum noch was sehen können, sondern nur verschwommene Schatten... Na ja, und ausserdem steht Alex auf schwarzen Grufti-Look...
Nach einigem Hin und Her einigt man sich auf ein Würfelspiel... und auf Spike als Einsatz, falls der Dämon gewinnt. Der Vampir schluckt trocken, verzieht jedoch keine Miene.
Govron fängt an und würfelt gut. Dann folgt Alex... *Alle halten den Atem an!* und sie würfelt noch besser! Was ein besonders erleichtertes Lächeln auf Spike's Gesicht zaubert...
Govron sieht sie giftig an und ist offenbar ein schlechter Verlierer. "Du bist ja ein richtiges Glückskind..."
"Es ist Vollmond!" meint Alex mit verschwörerischem Lächeln. "Und ich feiere heute meinen 13. Geburtstag. Selbstverständlich bin ich ein Glückskind!"
"Du hast Geburtstag?! Deinen Dreizehnten?!" Nun schaut Govron Anya giftig an. "Das ist Betrug!" wettert er. "Das gilt nicht!"
"Papperlapapp, natürlich gilt das!" erklärt Anya und hat sich drohend erhoben, auch wenn sie Govron kaum bis zur Brust reicht. "Gib ihn her!"
Govron hat sich ebenfalls erhoben und knurrt nun wütend. "Ihr wollt einen Werwolf? Ihr sollt einen Werwolf bekommen!" Mit diesen Worten deutet er mit den Fingern auf Oz, worauf sowas wie Blitze aus seinen Fingerspitzen kommen und den Mann zu seinen Füssen durchzuschütteln beginnen.
Oz brüllt wie am Spiess... und dann beginnt die Verwandlung. Ihm wächst in Sekundenschnelle ein Fell, an seinen Fingern erscheinen Klauen... na der ganze Zauber eben, während er immer wieder von Govron's Elektrischen Ladungen gequält wird. Als die Metamorphose abgeschlossen ist, liegt jedoch keine zappelnde Monstermässige Wolfsmenschgestalt auf dem Boden, sondern einfach ein panischer Wolf, der an der Halskette zerrt und sich dabei schier selbst erwürgt. Er jault schmerzerfüllt auf, als ihn ein neuer Blitz aus Govron's Fingern trifft.
Endlich stellt sich Anya diesem unwürdigen Schauspiel in den Weg, die Hände erhoben, als wollte sie als Verkehrspolizistin eine Dampfwalze zum Anhalten zwingen. "Lass das!"
"Sonst was?!" höhnt Govron und sieht sich um, doch alles ist verschwommen und ausser der goldglänzenden Anya und dem an seiner Kette zerrenden Wolf kann er keine Gestalten mehr unterscheiden, weil sich niemand rührt. Verdammt sollen sie alle sein, das war eine Falle! Wütend ballt er die Hände zu Fäusten und holt damit zu einem besonders heftigen Elektrischen Schlag aus, der selbst einen Vampir auf der Stelle grillen würde.
Anya reflektiert auf irgendeine Art diesen gewaltigen Blitz, so dass die Energie auf den Dämon selbst zurückfällt und diesen zu Boden schleudert.
Da dabei endlich die Kette losgelassen wird, hetzt der panische Wolf nun auf die Person zu, deren Geruch nach Leder und Zigaretten ihm am vertrautesten ist, wo er sich das letzte Mal gut gefühlt hat, um dort Schutz zu suchen... und er rennt Spike geradezu über den Haufen, als er ihn anspringt.
"Himmel, Anya kann ja spiegeln wie eine Gewitterhexe!" entfährt es Angel derweil leise, noch ehe er darüber nachdenken kann. Er hat zwar schon gehört, dass Anya ihre Feinde oft mit ihren eigenen Waffen zu schlagen pflegt, doch er hat sie noch nie in Aktion gesehen und deshalb auch nicht gewusst, dass sie diesen Trick drauf hat... Carol und Carmen, die hinter dem Vampir in Deckung gegangen sind, werfen sich daraufhin einen bedeutungsvollen Blick zu.
"Lass das!" wiederholt Anya und funkelt Govron nun böse an, der immer noch auf dem Boden liegt... und vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben wirklich Angst hat, weil er an jemanden geraten ist, der womöglich stärker ist als er selbst, obwohl die Frau im goldenen Kleid mit dieser Menschlichen Gestalt doch eigentlich so harmlos aussieht. "Du hast verloren, wir haben gewonnen. Sieh es ein!"
"Schon gut!" erklärt Govron leicht panisch und rappelt sich hoch. Dann flüchtet er mit einem Satz über die Brüstung der Dachterrasse, schlägt unten hart auf und rennt davon in die Dunkelheit.

Nachdem Govron weg ist, wendet sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder Oz zu... oder vielmehr dem immer noch vor Schmerzen jaulenden und wimmernden Wolf in Spike's Armen, aus dessen Nase nun langsam dunkles Blut quillt.
Da Spike durch die Wucht des Aufpralls auf seinem Hosenboden gelandet ist, greift ihm Angel nun unter die Arme, um ihm auf die Beine zu helfen, ohne dass er den Wolf dabei loslassen müsste. Spike folgt daraufhin Anya, Willow und Tara, die ihn nun ins Apartment hineinwinken... ins Badezimmer, um genau zu sein.

Lindsey steht immer noch starr vor Schreck da, bis Angel ihn auf die Wange küsst und ihm auf die Schultern klopft. Seit er damals in White's Geheimlabor mit Elektroschocks buchstäblich mehrfach zu Tode gefoltert wurde, hat er ein seltsames Verhältnis zu Strom... und die Blitze, die aus den Fingern dieses Dämons kamen, diese Elektrischen Funken, mit denen Oz gequält wurde; das hat äusserst unangenehme Erinnerungen geweckt, um es mal milde auszudrücken.
"Es ist vorbei..." murmelt Angel und meint damit nicht nur Govron, sondern auch alles andere, was Lindsey wohl gerade wieder überfallen hat. Nach einer festen Umarmung ist dieser dunkle Schatten aber zum Glück aus den Augen seines Gefährten wieder verschwunden und er atmet tief durch.
"Wie geht's Oz?" erkundigt sich Lindsey, um irgendwas zu sagen.
"Anya, Willow, Tara und Spike kümmern sich um ihn."

Auf dem Badezimmerfussboden hat Oz inzwischen wieder seine Menschliche Gestalt angenommen, während die anderen um ihn herum knien. Er zittert wie Espenlaub und wird immer noch von Krämpfen geschüttelt. Nicht nur aus der Nase läuft ihm Blut, auch aus der Schnauze äh aus dem Mund. Als erstes macht Anya endlich mal die Kette ab bzw. das stählerne Würgehalsband.
Willow legt sanft die Hände auf seinen Kopf und sieht (dank ihrer Hexensinne, die aber auch gerne Röntgenblick genannt werden) ihren Verdacht bestätigt: die Schädeldecke ist angeknackst.
Nach einem Blickwechsel legt Anya ihre Hände auf Willows und mit vereinten Dämonischen Hexen-Kräften heilen sie diesen Bruch... nun ist es gewissermassen nur noch eine Gehirnerschütterung.
Trotzdem hat Oz noch Schmerzen, denn schliesslich ist sein ganzer Körper geschunden.
"Hier!" meint Tara und bringt eine grosse Thermoskanne voll Kräuter-Tee.
"Hä?!" Spike sieht sie etwas verständnislos an.
"Desinfizierender Kräutertee... zur inneren und äusseren Reinigung!" erklärt Willow. "Behandle ihn so lange damit, bis nichts mehr blutet. Danach ein warmes Bad zur Entspannung, um seine Muskeln zu entkrampfen."
"Kannst du ihm nicht erst mal etwas Morphium gegen die Schmerzen geben?" fragt Spike. Gutes altes Morphium. Zwar gibt es inzwischen bestimmt tonnenweise andere 'modernere' Schmerzmittel, doch Morphium ist immer noch das erste, was dem Vampir in den Sinn kommt.

"Und, was ist mit ihm?" erkundigt sich Alex schon ganz hibbelig und sieht Angel fragend an, der Richtung Badezimmer lauscht.
"Er ist wohl ziemlich schlimm dran, scheint es jedoch zu überleben!" antwortet der Vampir und sieht daraufhin in allen Gesichtern sowas wie Erleichterung.
Lindsey, Gunn und die Kinder haben zwar Oz vorher nie kennengelernt, doch nachdem die Nachricht die Runde gemacht hat, dass Daniel Osbourne wieder in Sunnydale aufgekreuzt wäre, hat Cordelia natürlich mal wieder von den guten alten Zeiten erzählt, als der Werwolf auch zur Scooby-Gang gehörte... und damals mit Willow ging - was wieder mal ungläubiges Erstaunen ausgelöst hat, obwohl sie das nicht zum ersten Mal gehört haben; doch die Kinder scheinen sich irgendwie auch nur schwer vorstellen zu können, dass ihre Mutter früher mal mit Xander rumknutschte, dass Angel mal was mit einer Jägerin hatte oder dass Anya mal eine Weile ein gewöhnlicher Mensch und Xander's Freundin war.

Während schon die ganze Zeit über an Oz' oberflächlichen Kratzern, Schrammen und Blessuren rumgetupft wird, hat man ihm mit vereinten Kräften auch schon einen Einlauf verpasst. Zum Glück ist Oz noch so weggetreten, dass er von der ganzen Prozedur kaum was mitbekommen hat, sonst wäre es ihm sicherlich unendlich peinlich gewesen. Jedenfalls ist erst beim dritten Mal kein Blut mehr gekommen...
Nun spült man ihm den Mund aus und bringt ihm mit Tricks und Kniffen sogar dazu, richtig zu gurgeln. Was er danach ausspuckt, sieht mehr nach Blut als nach Kräutertee aus. Er muss auch wieder würgen... doch da er längst nichts mehr im Magen hat, kommt nur bittere Galle, durch die Verletzungen in Mund und Rachen rot gefärbt.
Spike ist wegen der Schmerzen seines Lieblings zu geschockt, um durch das Blut wirklich erregt zu sein; es macht ihn vielmehr wütend. "Warum hast du Govron laufen lassen?!" flüstert er leise zu Anya. "Ich würde diesen Kerl am liebsten erwürgen! Was hat er ihm nur angetan?!"
"Es hätte sehr hässlich werden können... besser, wenn er einfach weg ist." Anya legt dem Vampir besänftigend eine Hand auf die Schulter. "Aber keine Angst... weit wird er nicht kommen."
Spike wiederum hält Oz von hinten umarmt und beugt sich mit diesem zusammen gerade wieder übers Waschbecken. Es kommt immer noch Blut aus dem Mund. Dafür hat das Nasenbluten aufgehört. Nochmal wird Oz von dem Kräutertee eingeflösst... und er schluckt es diesmal einfach runter. Na ja, schadet wohl auch nicht. Gleich darauf muss Oz aber erneut würgen und spuckt alles wieder aus. Immer noch blutig. Wer weiss, wie viel Blut Oz auf diese Weise schon verloren hat...
Willow öffnet seufzend Oz' Mund und versucht zu erkennen, wo denn hier eigentlich die Wunde ist, doch irgendwie kann sie nicht viel sehen.
Spike dreht Oz in seinen Armen dann kurzerhand herum, so dass er ihm ins Gesicht sehen kann, und fängt dann an, den halb bewusstlosen Mann zu küssen und mit seiner Zunge seinen Mund zu erforschen. "Die Mandeln!" erklärt er danach und verzieht schmerzlich das Gesicht, als würde es ihm selber wehtun. "Irgendwie scheinen sie halb abgerissen zu sein!"
"O oh..." Willow fasst sich kurz an die Stirn und überlegt. "Trag ihn runter in die Praxis. Ich werde ihm die Mandeln mit dem Laserskalpell entfernen."
Spike starrt sie einen Augenblick ziemlich entsetzt an und scheint sich erst wieder daran erinnern zu müssen, dass Willow nicht nur sowas wie Kräutermedizin betreibt, sondern notfalls auch chirurgisch tätig ist. Dann nickt er, hebt Oz hoch und folgt Willow und Tara in den Lift, der sie nach unten in die Praxis bringt.

"Was ist los?!" fragt Alex, als Anya wieder auf die Dachterrasse kommt und sich ein Kuchenstück mit reichlich Cognac übergiesst.
"Mandeloperation", murmelt Anya mit vollem Mund und kann deutlich sehen, dass man es ringsherum wohl für einen ausgesprochen seltsamen Zeitpunkt hält, einem halbtot geprügelten Werwolf ausgerechnet die Mandeln rausnehmen zu wollen. "Offene Wunde im Rachen... und *darum*!" Sie macht eine vage Handbewegung, zuckt die Schultern und stopft sich ein neues Kuchenstück in den Mund.
"Aber er wird wieder gesund?" vergewissert sich Alex. Immerhin ist Oz jetzt gewissermassen *ihr* Werwolf, schliesslich hat sie Govron beim Würfeln geschlagen... na ja, aber so eng wird das hier ja sowieso nicht gesehen.
"Ja, ich denke schon!" erklärt Anya und lächelt.
Alle atmen erleichtert auf... und machen sich nun ohne schlechtes Gewissen wieder über das Essen her. Schliesslich ist das hier immer noch eine Party, verdammt nochmal!
"Weisst du noch, damals, als..."
Es werden alte Geschichten erzählt und man schwelgt in Erinnerungen, wobei die Kinder aufmerksam die Ohren spitzen, denn vielleicht erfahren sie ja mal ein paar Details, die sie noch nicht kennen.

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Die Mandeloperation ist erfolgreich verlaufen und es hat aufgehört zu bluten. Eigentlich sollte ein narkotisierter Mensch nach so einem Stress einfach ruhig liegen bleiben... doch was ist in diesem Fall schon normal?! Oz' Muskeln zucken trotz Narkose immer noch durch die Nachwirkungen von Govron's Blitzen...
... also trägt Spike ihn vorsichtig auf seinen Armen wieder rauf in Anya's Apartment, wo im Whirlpool bereits ein Bad eingelassen worden ist, ohne jedoch die Sprudelei anzustellen.
Spike zieht sich kurzerhand ebenfalls aus und steigt mit Oz in die Wanne, wo er ihn festhält und aufpasst, dass er nicht ertrinkt. Mit einem Schwamm und blossen Händen streicht und streichelt der Vampir über den immer noch gelegentlich zuckenden Körper, der sich im warmen Wasser jedoch schon bald merklich entspannt.

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Als Oz langsam zu sich kommt, fühlt er sich seltsam... und es dauert eine Weile, bis er dahinterkommt, dass dies wohl daran liegt, dass er im Wasser ist. Einen Augenblick nach dieser Erkenntnis, keimt unwillkürlich Panik auf, doch dann wird ihm klar, dass er wohl nicht in unmittelbarer Gefahr schwebt, einfach zu ertrinken, denn er wird gehalten. Jawohl, irgendjemand hält ihn von hinten umschlungen, so dass sein Kopf auf jemandes Schulter gebettet ist. Spike! Und der Vampir streichelt gerade seine Wange, weil er wohl gemerkt hat, dass er aufgewacht ist.
"Hi!" murmelt Spike mit sanfter Stimme. Er weiss nicht, an was sich Oz überhaupt noch erinnern kann. Vermutlich fragt er sich gerade, was in aller Welt er wohl hier in Anya's Whirlpool macht...
"Wa..." will Oz anfangen zu fragen, doch da merkt er, dass sein Hals doch ziemlich weh tut und er offenbar völlig heiser ist.
"Nicht reden, Oz..." flüstert Spike und haucht ihm von hinten einen Kuss auf die Wange. "Du warst übel zugerichtet und wir haben dich wieder etwas aufgepäppelt. Willow musste dir die Mandeln rausoperieren, weil es so geblutet hat."
"Oh..." Oz erinnert sich irgendwie wieder ein Bisschen... dunkel und verschwommen... Govron. Vollmond. Blitze... und seine Verwandlung zum Werwolf. Langsam dämmert es ihm, dass das wohl *hier* gewesen sein muss. Oh mein Gott, auf Alex' Geburtstagsparty! Und alle haben ihn so gesehen... Noch hat er die Augen gar nicht aufgemacht, doch nun rinnen ihm ein paar Tränen über die Wangen.
"Schhhhhh..." raunt Spike ihm leise ins Ohr. "Es wird alles wieder gut. Govron ist weg und wird uns wohl nie wieder belästigen. Du bist frei, Oz!" Er streichelt wieder über seine Wange und fügt dann hinzu: "Tut noch was weh?"
Oz will schon den Kopf schütteln, als ihn sein schmerzender Schädel zum stöhnen bringt.
"Du musst dich noch schonen. Gehirnerschütterung!"
Ach was, wirklich...
"Wir müssen langsam aus dem Wasser raus, Schätzchen... du bist ja schon ganz aufgeweicht..."
Oz gibt einen unwilligen Laut von sich. Er will sich nicht bewegen, das tut nur weh! Ganz ruhig hier liegen, in Spike's Armen, das hört sich doch ganz gut an. Zwar fragt er sich, warum Spike ihn nach all dem noch im Arm hält und so lieb zu ihm ist, aber vielleicht ist es ja auch nur ein Traum... und dann will er auf keinen Fall aufwachen.
"Doch, Schätzchen. Wir sind auch ganz vorsichtig..."
Wir?! Oz versucht die Augen zu öffnen, doch das Licht schmerzt in seinem Hirn, als würde jemand ein Messer in seinen Kopf bohren.
"Ganz ruhig, Oz!" erklärt nun Willow's sanfte Stimme. "Versuch dich zu entspannen... wir machen das schon."
Oz fühlt, wie er hochgehoben und dabei aus dem schönen warmen Wasser gezogen wird. Man wickelt ihn in ein kuscheliges vorgewärmtes Badetuch so gross wie die USA... und irgendwann scheint er wieder in Spike's Armen zu liegen und von ihm mit federnden Schritten irgendwohin getragen zu werden. Wenn Spike das macht, wird es schon in Ordnung sein...

Man beobachtet, wie ein halbnackter Spike einen völlig eingewickelten Oz vorsichtig aus dem Bad trägt und von Willow und Tara zum Lift geführt wird. Man bringt den geschwächten Werwolf ein Stockwerk tiefer in die Wohnung der Hexen, damit er sich da erst mal ausschlafen kann...
... während Anya's Apartment immer noch von den Gästen belagert ist. In Anya's grossem Bett liegen nun sämtliche Kinder und dazu noch Cordelia, die sich eigentlich nur mal fünf Minuten ausstrecken wollte und dann prompt eingeschlafen ist, worauf die Zwillinge ihre Mutter sorgsam zugedeckt haben. Und ringsherum haben es sich auch alle anderen gemütlich gemacht, schliesslich liegen genug Decken und Kissen herum... und durch die immer noch offene Terrassentür weht ein laues Lüftchen herein und sorgt für Pfadfinderlager-Stimmung. Da einige der Kerzen schon heruntergebrannt sind, wird es langsam aber sicher immer dunkler... na ja, richtige Lagerfeuer-Atmosphäre eben.
Auch Angel sieht Spike hinterher, wie sich nun die Lifttür hinter ihm schliesst. Abgesehen vielleicht von Drusilla hat er noch nie gesehen, dass Spike so rührend besorgt um jemanden war.
"Er mag ihn wohl wirklich, was?" flüstert Lindsey, der sich an Angel gekuschelt hat und von diesem unter ihrer Wolldecke sanft gekrault wird... und zwar auf die beruhigend-einschläfernde Art.
"Sieht ganz so aus."
"Ist doch irgendwie süss... hätte ich ihm früher fast nicht zugetraut. Ich meine, er war immer so... so... *Spike* eben!" murmelt Xander - worauf ihm Giles, Riley und Graham ebenfalls zustimmen, während sich Wes und Gunn bei dem Thema lieber in Schweigen hüllen, denn ihnen hat Angel's alter Freund ja höchstselten an den Hintern gefasst.
"Ach, ihr habt doch keine Ahnung!" meint dagegen Anya, die eine schlafende Dawn im Arm hält. "Der gute alte Spike hat es vielleicht nie so gezeigt, doch er hatte schon immer eine empfindsame Seele..."
"Auch als er noch gar keine Seele hatte?" wendet Xander etwas zaghaft ein. Eigentlich mehr aus alter Gewohnheit als aus irgendeinem anderen Grund.
Anya verdreht kurz die Augen. "Klugscheisser!" murmelt sie leise.
"Spike hat es schon immer gemocht, wenn da jemand war, um den er sich kümmern konnte", erzählt nun Angel drauflos, noch bevor er weiss, was er da tut. Obwohl Spike schon ewig nichts mehr von der Verrückten gehört hatte, war er doch beispielsweise auch immer noch irgendwie schwer betroffen, als Angel ihm erzählte, was mit Drusilla in England passierte und dass er ihr das Genick brach und ihr Holz durchs Herz trieb. Angel hat mit Darla und Drusilla also sowohl Sire als auch Childe getötet... nur Spike ist noch übrig. Guter alter Spike. Vielleicht hat er ja nun in Oz auch endlich einen Gefährten gefunden so wie er mit Lindsey. "Er ist ganz in Ordnung."
"Stimmt, er ist eigentlich ganz in Ordnung..." stimmt Xander zu. Okay, er lästert zwar viel über ihn, doch eigentlich findet er den Kerl ja ganz sympathisch. Und ohne diesen exzentrischen Vampir wäre es in Sunnydale wohl ein wenig langweiliger, denn wer würde sonst allen an den Hintern grabschen und immer wieder für Stimmung sorgen?
Willow und Tara kommen wieder und erzählen leise, dass sie Oz und Spike in ihr Bett gepackt hätten.
Alex ist noch wach und krabbelt nun von Anya's Bett runter, um sich zwischen Willow und Xander zu kuscheln, denen wiederum Tara und Giles jeweils den Rücken wärmen. "Das war ein toller Geburtstag!" flüstert sie und gähnt dann ausgiebig.

Oz gibt mit jedem Atemzug immer noch vor Schmerzen ein leises Wimmern von sich, dessen er sich gar nicht bewusst ist. Sein Körper fühlt sich immer noch an wie gerädert, auch wenn er alles irgendwie nur wie durch Watte mitbekommt. Aber Spike ist hier bei ihm... das ist gut. Alles ist gut.
Spike kann das gar nicht mehr mitansehen und das leise Gewimmer zerreisst ihm schier das Herz - und so träufelt er ihm schliesslich etwas von den Morphin-Tropfen ("Für den Notfall!") auf die Zunge, worauf Oz schliesslich ruhiger wird sogar irgendwann einschläft.

DER TAG NACH DER VOLLMOND-NACHT

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B.B. / Oktober 2002

Kleine Anmerkung: 
Auf einer Party im Wald hatten welche einen kleinen Hund dabei, der wohl irgendwann aus Versehen an einen unter Strom stehenden elektrischen Weidezaun geraten ist... jedenfalls hat das Biest gequietscht wie am Spiess und ist natürlich schnurstracks in Panik zu seinen Herrchen gelaufen, um sich trösten zu lassen. Na ratet mal, zu was mich *das* wohl inspiriert hat... *sadistisch-grins*