Serienkiller

Spätesten seit dem ich das Schweigen der Lämmer gesehen und später dann gelesen hab, übt das Thema auf mich eine gewisse Faszination aus. - Warum genau, kann ich nicht sagen, vielleicht, weil es erschreckend ist, daß Menschen zu solchen Taten fähig sind, vielleicht aber auch, weil solche Serienkiller nicht dumm sind.

Definition

Ein Serienkiller, tötet dreimal oder öfter an unterschiedlichen Orten, mit zeitlichen Abständen. Somit wird jeder Mord zu einem Einzelfall. Jedoch kann ein Serienkiller durchaus mehrere Opfer gleichzeitig töten. - Er wählt sich jedoch seine Opfer gezielt aus - im Gegensatz zum Massenmörder.
Massenmörder bringen alles um, was ihnen vor die "Nase" kommt!

Fälle aus Deutschland

1. Fall

Paul Ogorzov, der S - Bahn - Vergewaltiger

Die Motive des Mannes, der in den 40er Jahren in der Umgebung von Berlin sein mörderisches Unwesen trieb, liegen wohl in erster Linie in einer geradezu fanatischen Sex- und Rachsucht begründet. Der achtundzwanzigjährige Bahnarbeiter Paul Ogorzov, verheirateter Vater zweier Kinder, neigte dazu, fremde Frauen zu belästigen, in der Hoffnung, sie zur Intimität überreden zu können. Es war eine wahrhaft rüde Art, die er dabei an den Tag legte. Eines Tages im Sommer 1940 trat er in der Nähe der S-Bahn-Station Rummelsburg im Osten Berlins wieder einmal auf eine junge Frau zu und sprach sie an. Als sie sich von ihm abwenden wollte, hielt er sie am Arm fest und drängte sich gegen sie. Die Frau wehrte sich, schrie lautstark um Hilfe, und einige Männer, die sich im Garten eines nahegelegen Hauses aufhielten, stürzten herbei und schlugen Ogorzov brutal zusammen. Es sollte mehere Tage dauern, bis Ogorzov soweit genesen war, daß er sein Bett wieder verlassen konnte. Diese schmerzhafte Zeit der Untätigkeit verbrachte er damit, wüste Rachepläne zu schmieden, die sich im Sinne seines ausgeprägten Sexualtriebs gegen die Frauen im allgeimeinen richteten und ihn schließlich zum vielfachen Mörder werden ließen.

Wenige Wochen später, am Abend des 20. September, saß ihm während einer S - Bahn - Fahrt zwischen Rummelsburg und Karlshorst in einem ansonsten menschenleeren Waggon die Sprotlehrerin Frieda Lausche gegenüber. Ogorzov sah eine erste Gelegenheit gekommen, seine Absichten in die Tat umzusetzten. Die Wut über die erlittene Demütigung stieg in ihm hoch, er sprang auf, zerrte die völlig überrachte Frau zur Tür, die er mit dem anderen arm aufriß, und stieß sie bei voller Fahrt hinaus. Nun war Frieda Lausche aufgrund ihres Berufes sportlich sehr gut trainiert, und nur diesem Úmstand war es wohl zu verdanken, daß sie die Attacke unverletzt überstand. Es gelang ihr, sich im Sturm abzurollen, sie stand auf, säuberte ihre Kleidung und marschierte auf der Stelle zur Polizei, um den Unbekannten anzuzeigen. Die Polizisten aber waren nicht gewillt, der Geschichte der Frau auch nur den geringsten Glauben zu schenken. Sie konnten keinerlei Kampfspuren an ihr entdecken, und wo auch sollte denn das Motiv liegen, das einen fremden Mann zu dieser merkwürdigen Tat getrieben haben sollte? So waren die Beamten zwar bereit, ihre Anzeige halbherzig aufzunehmen, ließen die Angelegenheit ansonsten aber auf sich beruhen, Ein Fehler, den sie noch bitter bereuen sollten.
   Nur zwei Wochen späterwurde die Leiche der Kriegswitwe Gerda Dietrich in ihrem Häuschen in einer kurz vor dem Bahnhof Rummelsburg gelegenen Laubenpieperkolonie gefunden. Sie war niedergeschlagen und mit mehreren Messerstichen in die Magengegend getöten worden.
Die Polizisten vermuteten, sie habe einen Einbrecher überrascht, der sie daraufhin niedergestochen habe, und sahen keinerlei Verbinung zu dem geschilderten Erlebnis der Frieda Lausche. Weitere sieben Tage später, am 3. Dezember, wurde eine Leiche der zweiundzwanzigjährigen Matilda Hollesch kurz vor dem Bahnhof Rummelsburg neben den Gleisen aufgefunden. Ein Schlag  auf den Hinterkopf hatte sie getötet, anschließend wurde sie vergewaltigt. Und es sollte nur wenige Stunden dauern, bis ganz in der Nähe ein weiteres Opfer des unbekannten S - Bahn - Mörders neben den Gleisen gefunden wurde.
Auch die zwanzigjährige Postangestellte Irmgard Frank hatte einen Schlag auf den Kopf umgebracht, und ihre Verletzungen deuteten daraufhin, daß sie aus dem fahrenden Zug gestoßen worden war.
   Als am frühen Morgen des 22. Dezember eine weitere Frau, die Haufrau Maria Bahr, mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen und aus der S - Bahn geworfen wurde, entschloß sich die Berliner Polizei, unauffällig bewaffnete Beamtinnen in Zivil als Lockvögel die betroffene Strecke zwischen Rummelsburg und Karlshorst abfahren zu lassen. Zunächst allerdings ohne Erfolg. Denn am 3. Januar 1941 schlug der Unbekannte ein weiteres Mal zu und schubste eine junge Kinoplatzanweiserin aus dem Zug. Wie durch ein Wunder überlebte die Frau den Sturz und kam mit Hautabschürfungen und Prellungen davon. Die dreiundzwanzigjährige Telefonistin Sonja Marke aber hatte weniger Glück. Ihr Körper wurde nur wenige Stunden nach dem so glimpflich verlaufenen Anschlag tot neben den Gleisen gefunden.
   Die Polizei hatte noch immer nicht die geringste Spur, bis sie sich am 20. Februar plötzlich berechtigte Hoffnungen machen konnte, den Killer endlich gefaßt zu haben. In den Blutspuren eines weiteren Opfers, der dreizigjährigen Arbeiterin Lisa Novak, die vergewaltigt, erschlagen und aus dem Zug geschleudert worden war, fanden sich die Fußabdrücke des einschlägig vorbestraften Sexualtäters Richard Bauer. Er Bestritt energisch, die Tat begangen zu haben, beteuerte immer wieder, rein zufällig in der Dunkelheit über die Leiche gestolpert zu sein.
Er wurde aber als ein erster Verdächtiger in Untersuchungshaft genommen und erst wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem einige Gleisarbeiter am Morgen des 3. Juli 1941 neben der Bahnstrecke auf die Leiche einer Frau namens Olga Opell gestoßen waren. Die Polizei selbst hatte Bauer ein Alibi verschafft und mußte ihren Irrtum eingestehen.
    Kommissar Wilhelm Lüdtke aber, einer der erfolgreichsten Berliner Kriminalisten der damaligen Zeit, hatte seit geraumer Zeit einen weiteren Verdächtigen im Auge. Der Bahnhofsvorsteher von Rummelsburg hatte unlängst einem seiner Beamten gegenüber zugegeben, daß der in seiner Station beschäftigte Bahnangestellte Paul Ogorzov, mit dem ihn eine lose Freundschaft verband, mehrmals auffällige Neugier gezeigt und sich bei ihm nach seinem Wissen über den aktuellen Ermittlungsstand der Mordkommision erkundigt habe. Noch hatte Lüdtke nichts gegen ihn unternommen, hatten doch Ogorzovs Kollegen auf Anfrage ausgesagt, der Mann sei zu den jeweiligen Tatzeiten im Bahnhofsgebäude seiner Arbeit am Telegraphen nachgegangen. Nach dem Mord an Olga Opell aber erhielt die Polzei einen anonymen Hinweis. Paul Ogorzov war dabei beobachtet worden, wie er zum fraglichen Zeitpunkt aus der Station geschlichen, über einen Zaun geklettert und fortgegangen war. Nun wurde er zum Verhör vorgeladen, wo er sich damit herauszureden versuchte, er habe eine Geliebte in der Nähe, die er heimlich besucht habe. Tätsächlich konnte er auf ein Mädchen verweisen, das seine Aussage lückenlos bestätigte. Die Polizisten aber entdeckten Blutspuren an seinem Arbeitskittel und ließen nicht locker. Lüdtke konfrontierte ihn mit Aussagen mehrerer Frauen, die von einem Mann seiner Beschreibung sexuell belästigt worden waren.
Ogorzov gab diese "Kleinigkeit! zu, machte aber den Fehler, den Tatort mit einer Stelle zu verwechseln, an der kürzlich ein Mädchen vergewaltigt worden war, dem anschließend die Flucht gelang. Lüdtke ließ die Zeuginen vorladen, es kam zu einer Gegenüberstellung, und Ogorzov wurde einwandfrei identifiert, wobei das so knapp dem Tode entgangene Mädchen einen Mantel mit extraweitem Kragen erwähnte, den Ogorzov am fraglichen Tage getragen habe.
Bei der anschließenden Hausdurchsuchung wurde der Mantel gefunden. Ogorzov gestand nun auch die Vergewaltigung, geriet aber unter dem Druck des Verhörs mehr und mehr durcheinander und verwechselte zum zweiten Mal einen Tatort, als er die Laubenkolonie erwähnte, in der die Leich der Gerda Dietrich gefunden worden war. Kommisar Lüdtke nutzte den fraglichen Zustand seines Hauptverdächtigen, von dessen Schuld er nunmehr restlos überzeugt war, und präsentierte ihm die zerschlagenen Schädel einiger seiner Opfer. Ororov brach zusammen und gestand, der gesuchte S - Bahn - Mörder zu sein, Als er sich wieder in der Gewalt hatte, berichtete er mit auch im Nachhinein noch erregter Stimme, welch sadistisches Vergnügen es ihm bereitet habe, die entgeisterten Frauen aus der S - Bahn zu stoßen. Und wie ees ihm schon bald nach einer Steigerung der Grausmkeit verlangt habe, und er dazu übergegangen sei, die Frauen zu vergewaltigen und zu ermorden.
    Nach einer nur eintägigen Gerichtsverhandlung wurde Paul Ogorzov am 21. Juli 1641 zum Tode verurteilt.
Das Urteil wurde am folgenden Tag vollstreckt.

Quelle: Serienmörder im Europa des 20. Jahrhunderts; Jens Haberland; Seite 73 - 80

2. Fall

Adolf Seefeld - ein ungelöstes Rätsel

   Weit verstreut im norddeutschen Raum lagen die Orte, an denen in den 30er Jahren sechs Jungen tot aufgefunden wurden. Und doch deutete einiges darauf hin, daß sie mysteriösen Todesfälle in einem unmittelbaren Zusammenhang standen. Bis auf einen Jungen waren sie alle in Kiefernschonungen entdeckt worden, sie alle hatten den unter Kindern damals so beliebten Matrosenanzug getragen, und wie die untersuchenden Medizinier feststellten, wies keiner von ihnen auch nur die geringsten Spuren von Gewaltanwendungen auf. Vielmehr erweckten alle sechs  Jungen den Eindruck, als seinen sie in einen tiefen Schlaf gesunken und nicht wieder erwacht. Esr nachdem im Februar 1935 gleich zwei Jungen aus Schwerin im Abstand von nur einer Woche als vermißt gemeldet worden waren, machte sich die örtliche Staatsanwaltschaft die Mühe, diese unaufgeklärten Todesfälle aufzulisten und miteinander zu vergleichen. Am 18. November 1933 war der zehnjährige Ernst Tesdorf in einem Wäldchen bei Ludwigslust gefunden worden, der ebenfalls zehnjährige Alfred Praetorius am 4. Januar 1934 in der Nähe von Rostock, der neunjährige Hans Korn am 15. Februar 1934 bei Lübeck, der fünfjährige Arthur Dill sowie der sechsjährige Edgar Dittrich am 16. Oktober 1934 in der Nähe von Neuruppin und schließlich der siebenjährige Günther Tieke am 29. Oktober 1934 nahe Oranienburg. Da die zuständigen Ärzte keinerlei Anzeichen einen unnatürlichen Todesursache gefunden hatten, waren die Fälle nicht weiter untersucht worden. Im Vergleich aber waren die Parallelen unübersehbar, und der Schweriner Staatsanwaltschaft setzte sich sofort mit Kriminalrat Hans Lobbes, dem Leiter der Berliner Mordkommission in Verbindung, um ihm über seine Entdeckung zu berichten. Dort wiederum waren drei weitere vergleichbare Fälle aktenkündig. In den Wäldern um Potsdam waren Spaziergänger auf den nur scheinbar schlafenden achtjährigen Wolfgang Metzdorf gestoßen, den elfjährigen Erwin Wischnewski hatte man in der Nähe von Brandenburg tot aufgefunden, und den zwölfjährigen Knut Gnirks bei Wittenberge.
   Mitte März 1935 dann schien es, als habe man den Täter gefaßt. Ein vierzigjähriger Handelsreisender war von Zeugen in der Nähe einiger Fundorte gesehen worden. Er wurde in Untersuchungshaft genommen und mit den Anschuldigungen konfrontiert, woraufhin er sich in seiner Zelle erhängte. Aber Lobbes mußte schnell einsehen, daß der wahre Täter weiter auf freiem Fuß war, als nämlich kurz darauf der elfjährige Gustav Thomas aus Witenberge von seinen verzweifelten Eltern als vermißt gemeldet wurde. Zuletzt war der mit einem Matrosenanzug bekleidete Junge in Begleitung eines etwa sechzigjährigen, schwarzgekleideteten Mannes mit breitem Filzhut gesehen worden, und wenige Tage später wurde er in einer Kiefernschonung tot aufgefunden. Und wieder gab es keinerklei Anzeichen für für einen gewaltsamen Tod. Die Beschreibung des Verdächtigen wurde zur Fahndung ausgeschrieben. Bald meldete sich die Polizei von Bad Doberan, um Lobbes mitzuteilen, daß bei ihnen Anzeige gegen einen Mann namens Adolf Seefeldt erstattet worden war, weil er einen Jungen angesprochen und vergeblich versucht hatte, ihn in eine nahegelegene Kiefernschonung zu locken. Er trage die beschriebene Kleidung, sei ein Uhrmacher, der auf der Suche nach Arbeitsaufträgen von Ort zu Ort ziehe, und habe Bad Doberan leider schon wieder mit unbekanntem Ziel verlassen.
   Adolf Seefeldt aber war der Polizei durchaus bekannt, hatte sie doch eine dicke Akte über von ihm begangene Straftaten vorliegen. Vor fünfundsechzig Jahren als das jüngste von neun Kindern geboren, hatte er von klein auf unter der Aggressivität seines Vaters zu leiden gehabt, einem trunksüchtigen Maschinenbauer, der bis zur Scheidung in ständigem Streit mit der Mutter, die sich gerne außer Haus mit anderen Männern vergnügte. Als sein Vater zum zweiten Mal geheiratet hatte, war er bei seiner verhaßten Stiefmutter untergebracht worden, hatte sich widersetzt und war früh zum Herumtreiber geworden. Im Alter von zwölf Jahren hatte er seine ersten homosexuellen Erfahrungen gemacht, als er von zwei älteren Männern verführt worden war. Mit fünfzehn dann landete er wegen sexuellenb Missbrauchs eines achtjährigen Jungen erstmals im Gefängnis, wo er mit seinem Kot spielte, an Lähmungen und nervösen Zuckungen litt und schließlich durch einen psychiatrisches Gutachten für schwachsinnig erklärt wurde. Nach seiner Entlassung verübte er zahlreiche weitere Sexualdelikte an Kindern, wurde immer wieder erwischt und verbrachte einen großen Teil seines Lebens in Gefängnissen oder Irrenhäusern. Anhand eines Fotos, das sich in der Polizeiakte fand, konnte die Fandung nach den mutmaßlichen Kindermörder nun entscheident intensiviert werden. Jeder Streifenpolizist in Nordeutschland trug das Bild Seefeldts bei sich, Suchtruppe durchstreiften die Wälder, und im April wurde Seefeldt schließlich im Dörfchen Wutzetz von einem aufmerksamen Polizisten erkannt und festgenommen und zu Kriminalrat Lobbes nach Berlin überführt.
Von Lobbes persönlich verhört, wies Seefeldt zunächst jede Schuld weit von sich. Als ihm der Kriminalrat aber das Notizbüchlein präsentierte, das die Polizei bei seiner Festnahme in seinem Rucksack gefunden hatte und das sich als eine Art Fahrtenbuch des Wanderarbeiters erweisen sollte, aus dem zweifelsfrei hervorging, daß Seefeldt in allen Fällen in der Nähe der Fundorte der Leichen unterwegs gewesen war, rand er sich schließlich zu einem Teilgeständnis durch. Er gab zu, alle zehn Kinder in den Wald gelockt, und sich an ihnen vergangen zu haben.
    Am 16. Februar 1935, einem kalten, verschneiten Samstag, hatte er den Jahrmarkt in Schwerin aufgesucht. Einen Ort, an dem er sich, wie er wußte, unauffälig im allgemeinen Trubel bewegen und nach einem hübschen Jungen umsehen konnte. Und wenn das Kind dann auch noch einen Matrozenanzug tragen würde, wäre der Reiz vollkommen. Tatsächlich, als Seefeldt an der Reitbahn vorüberkam, stieg soeben ein Junge im blauen Kostüm, das Seemannskäppchen auf dem vor Aufregung geröteten Kopf, von einem der stoisch ihre Bahn ziehenden Esel. Seefeldt ging auf ihn zu, sprach ihn an, erzählte ihm, daß er seine Liebe zu Tieren teilte, und gewann auf diese Art schnell das Vertrauen des Kindes. Der Kleine erzählte ihm, wie sehr er sich ein eigenes Tier wünsche. Als Seefeldt den Vorschlag machte, ihm dabei helfen zu wollen, ein Kaninchen zu fangen, willigte der elfjährige Junge, der sich inzwischen als Hans-Joachim vorgestellt hatte, begeistert ein und folgte Seefeldt in den nahegelegenen Wald. Ein Kaninchen aber sollte Hans-Joachim nicht zu Gesicht bekommen. Als er nach einer ausgiebigen Wanderung klagte, er sei so schrecklich müde, rollte Seefeldt eine Decke auf dem Waldboden aus und riet ihm, sich ein wenig auszuruhen. Laut Seefeldt sei Hans-Joachim dem Rat gefolgt, sei bald darauf eingeschlafen, und er selbst habe den Wald wieder verlassen. Genauso sei es mit all den anderen Jungen gewesen, was genau er mit ihnen im Wald angestellt habe, darüber wollte er nicht sprechen, ermordet aber habe er keinen einzigen, das lasse er sich nicht anhängen.
    Trotzdem hatte Lobbes keinen Zweifel, den Mörder der Kinder vor sich zu haben. Weitere Fälle ermordeter Jungen wurden aufgerollt, und am 21. Februar 1936 wurde Adolf Seefeldt, nachdem ihn die Gestapo verhört und er unter grausamen Folterungen gestanden hatte, zwölf Jungen vergiftet zu haben, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
    Führende Gutachter aber wie der erfahrene Berliner Toxikologe Prof. Brüning sollten später bestreiten, daß der rätselhafte Tad des Jungen mit einer Vergiftung zu erklären sei, da diese mit schmerzhaften Krämpfen verbunden sei, die man in Ausdruck und Haltung der Leichen hätte feststellen müssen. Andere wiederum beharrten auf ihrer Hypotheste, Seefeldt habe die Jungen erwürgt, was sich angesichts der Tatsache, daß keinerlei Würgermale festgestellt wurden, ebenso unwahrscheinlich klingt. So ist die Frage, auf welche Weise Adolf Seefeld mindesten zehn Jungen getötet hat, als ein für immer ungelöstes Rätsel in die Kriminalgeschichte eingegangen.

Quelle: Serienmörder im Europa des 20. Jahrunderts; Jens Haberland; Seite 125 - 129

 

<<< Karl Denke

3. Fall

Der Kanibale

    An einem Sonntag, dem 21. Dezember 1924, wanderte der arbeits- und wohnungslose Steinbauer Vincenz Olivier durch die schlesische Kleinstadt Münsterberg. Er klingelte an den Türen und bat um etwas Geld oder auch etwas zu essen. Hier und da bekam er eine Kleinigkeit zugesteckt, aber den meisten Menschen ging es in diesen Jahren der Armut und des Hungers selbst viel zu schlecht, um auch nur eine Kleinigkeit entbehren zu können. Nachdem ihm eine freundlich Passantin zwei Groschen zu gesteckt hatte, verwies sie ihn an einen Mann in der Teichstraße Nr. 10 am Rand des Städtchens. Papa Denke sei ein guter Mann, erklärte sie Olivier. Selber arm, aber immer bereit zu geben. Dort sollte er es ruhig einmal versuchen. Olivier zögerte nicht, machte sich voller Hoffnung auf den Weg und klopfte kurz darauf an Karl Denkers Tür. Ein kleiner kräftiger Mann mit geflegtem Schurbart, etwa sechzig Jahre alt, das schüttere Haar ergraut, öffnete ihm die Wohnung, hörte sich sein Anliegen an und bat ihn zugleich mit einem liebenswürdigen Lächeln hinein. Er sitze gerade am Mittagstisch, und der Herr möge sich doch zu ihm setzten und mit ihm speisen. Ob ihm denn gepökeltes oder vielleicht doch gekochtes Fleisch lieber sei, wurde Olivier  noch von dem netten Herrn gefragt. Man kann sich seine Überraschung und Vorfreude wohl vorstellen, wenn man bedenkt, daß ein Kilo Fleisch in den Zeiten der grenzenlosen Inflation mindestens eine Milliarde Mark kostete! Nachdem die beiden ausgiebig gespeist hatten, bat Denke seinen Gast um einen kleinen Gefallen. Er habe einen Brief zu schreiben, was ihm aufgrund seines Gelenkrheumas aber sehr schwer falle. Wenn er im diktieren dürfe, vielleicht wäre der Herr so nett ...
    Olivier erklärte sich gerne bereit, schob den Teller beiseite, und Denke reichte ihm Papier und Bleistift und lief hinter seinem Rücken auf und ab, offensichtlich auf der Suche nach den richtigen Worten. "Adolf, du dicker Wanst", begann er schließlich, und Olivier konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Er vermutete einen Scherz, drehte sich um und bekam so noch rechtzeitig mit, wie eine Spitzhacke auf ihn niedersauste. Er riß denh Kopf zur Seite, wurde schmerzhaft an der Schläfe getroffen, sprang auf und riß Denke die Hacke aus der Hand.
Dann rannte er in Panki zur Tür, Denke versuchte ihn festzuhalten, wollte ihm die Hacke wieder abnehmen, aber da hatte Olivier die Tür schon geöffnet und schrie aus vollem Hals um Hilfe. Zwei junge Männer, die im Treppenhaus unterwegs waren, eilten herbei, woraufhin sich Denke in seine Wohnung zurückzog und die Tür hinter sich schloß. Befragt, was denn los sei, antwortete der völlig verwirrte Olivier, der alte Mann habe ihn umbringen wollen. Er zeigte ihnen die Spitzhacke, dann auch das Blut an seinem Kopf, aber es nütze nichts. Die Männer glaubtenihm kein Wort. Papa Denke sei ein braver Mann, der tue doch keiner Fliege etwas zu leide. Aber Oliver blieb stur, und schließlcih erklärten sich die beiden bereit, ihm in Denkes Wohnung zu folgen, um die Sache aufzuklären. Karl Denke aber war vorbereitet. Er habe den Bettler verköstigt, und der habe ihn zum Danke bestehlen wollen, behauptete er. So habe er sich mit der Hacke zu Wehr setzten müssen. Die Geschichte erschien den Männern plausibel. Sie packten Vincenz Olivier an den Armen und zerrten ihn zur örtlichen Polizeistation. Auch dort wurde ihm keinerlei Glauben geschenkt. Papa Denke sei ein anständiger Bürger, der sich noch nie etwas zu Schulden kommen lassen. Am nächsten Tag wurde Vincenz Olivier vor Gericht gestellt und wegen Bettelns und Landstreicherei angeklagt. Er wehrte sich verzweifelt gegen die Verurteilung, beteuerte immer wieder seine Unschuld, und schließlicfh gelang es ihm, den Richter zu überzeugen. Karl Denke wurde verhaftet. Während die Polzei noch demit beschäftigt war seine Wohnung zu durchsuchen, fand man Karl Denke nur wenige Stunden nach seiner Verhaftung tot in einer Zelle auf. Er hatte sich aus seinen Hosenträgern eine Schlinge geknüpft und sich am Fenstergitter erhängt.
So blieb es ihm erspart, mit den grausigen Funden in seiner Wohnung konfrontiert zu werden. Was die Beamten dort entdeckten mußten, waren Fässer voller gepöckeltem Fleisch. In anderen Kübeln war das noch rohe Fleisch als die Brust und das Gesäß eines Mannes zu erkennen, in verschiedenen Töpfen schwamm Fett. Dazu wurde ein Beil gefunden und eine Sage, mehrere Fleischmesser, eine Waage, etliche Kleidungsstücke unterschiedlicher Größe, verschiedene Ausweise von Wanderarbeitern und registierten Bettlern und ein Notizbuch, in dem Karl Denke insgesammt dreißig Mordtaten penibel mit Tatzeit, Namen, Berufen, Geburtsdaten und Gewicht der Opfer notiert hatte. In zwei Blechbüchsen fanden sich 420 menschliche Zähne. Der herbeigerufene Mediziner stellte zweifelsfrei fest, daß es sich bei dem gefundenem Fleisch ausnahmslos um Menschenfleisch handelte. Insgesamt 480 männliche Körperteile, ausgekochte Knaochen, Rippen und Schädel wurden entdeckt, und plötzlich fanden sich sehr schnell mehrere Einwohner Münsterbergs, denen schon seit längerem aufgefallen war, daß der als armer, aber doch rechtschaffener Bürger geltende Karl Denke nicht nur Unmengen von Fleisch zu sich genommen, sondern auch des öfteren Eimer voller Blut in den Gully geschüttet und immer wieder riesige Fleischmengen in den Schuppen hinter dem Haus getragen habe, in Zeiten, in denen sich die meisten Menschen überhaupt kein Fleisch mehr leisten konnten. Auch sei es des öfteren diese ekelerregende Aasgeruch aus Denker Fenster gedrungen, und einer seiner Nachbarn behauptete nun plötzlich, Denke habe einmal versucht, ihn zu erwürgen. Die Beweislage lies keinen anderen Schluß zu, als daß Denke mindestens dreißzig Mäner verschiedenen Alters ermordet, zerstückelt und zum großen Teil gekocht und selber verzehrt, beziehungsweise seinen Gästen aufgetischt hatte.
    Karl Denke wurde als der dritte Sohn einer Bauerfamilie geboren und wuchs in geordneten Familienverhältnissen auf. Von äußerst niedriger Intilligenz, hatte er große Schwierigkeiten, sich zu artikulieren, und wurde nicht nur von seinen Mitschülern, sondern auch von seinen Lehrern verspottet und gedemütigt. Ss haßte er die Schule verständlicherweise, zog sich mehr und mehr in sich selbst zurück, wurde zum wortkargen Außenseiter mit ausgeprägten autistischen Zügen. An eine Berufsausbildung war nicht zu denken, und so half er nach nur wenigen Schuljahren im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern. Nachdem Vater und Mutter innerhalb kurzer Zeit verstorben waren, lebte er für eine Weile bei seinen Geschwistern, die wenig Verständnis für den "Idioten" aufbrachten und schließlich erfolglose Anstrenungen unternahmen, ihn entmündigen zu lassen. Nun endgültig vereinsamt, bezog er die Einzimmerwohnung in der Teichstraße, lebte von Körbeflechten und erwarb sich den Ruf eines fleißigen zurückhaltenden Mannes, den man niemals wütend erlebte, der vielmehr gütmüig und jederzeit hilfsbereit galt. Wenn man über ihn spottete, dann allein wegen seiner ungeheuren Freßsucht, die mit einem vollkomenen Mangel an menschlicher Zuwendung durchaus zu erklären wäre. Wie dieser Mann aber zu Kanibalen werden konnte, darüber haben sich eine ganze Reihe von Psychologen den Kopf zerbrochen. So vermutete Dr. Pietrusky in Kalr Denke einen debilen Psychopathen, den sexuelle Perversion zum Mörder habe werden lassen. Als Belg für seine These führte er an, daß man konservierte Brustwarzen und Genitalien bei ihm gefunden hatte und beendete seinen ausführlichen Kommentar mit den Worten: " Hier der duldsame, friedfertige gutmütige alte Sonderling, dort die mordgierige Bestie ... Nach allem aber werden wir in Denke nicht das verabscheuungswürdige Ungeheuer sehen müssen, sondern einen Unglücklichen, der nach Gestezen seines Daseins Kreise vollenden mußte."

Quelle: Serienmörder im Europa des 20. Jahrhunderts; Jens Haberland; Seite 130 - 134

 

<<< Jürgen Bartsch bei seiner Festnahme

4. Fall

Das Goldkind

"Natürlich hatte ich den Wunsch, die Vorstellung, von zu Haus fortzugehen, einfach weglaufen zu müssen. Was mich hauptsächlich davon abhielt,war, um es frei heraus zu sagen, mein sogenannter 'Generalplan', den ich mir ohne den Stollen einfach nicht mehr denken konnte. Er war einfach einen Teil, ein großer Teil meines Lebens geworden, wenn man es unbedingt Leben nennen will."
                                                                                                              Jürgen Bartsch

   Jürgen Bartsch wurde am 6. November 1946 in den Städtischen Krankenhausanstalten in Essen geboren. Seine Mutter, Anna Sadrozinski, litt zu der Zeit an Tuberkulose und verstarb kurz nach der Entbindung. Das Kind, das zunächst den Namen Karl-Heinz erhalten hatte, verbrachte als Folge dieser von Anfang an unglücklichen Umstände das erste, so entscheidend prägende Lebensjahr unter hoffnungslos überlasteten, zur liebevollen Zuwendung kaum fähigen Schwestern im Krankenhaus, bist sich schließlich doch noch Adoptiveltern für ihn fanden. Das Fleischerehepaar Bartsch, das kinderlos geblieben war, nahm den Jungen in ihr Haus im Städtchen Langenberg auf, aber viel Zeit hatten sie nicht für ihn übrig, da das Geschäft ihre ganze Energie beanspruchte. So hielt sich Jürgen, wie er nun genannt wurde, überwiegend bei seiner Großmutter auf. Im Alter von elf Jahren wurde er in ein Heim nach Rheinbach abgeschoben und ein Jahr später dann auf ein katholisches Internat in Marienhausen geschickt, wo er, während er mit einer fiebrigen Erkältung das Bett hütete, vom Chorleiter, einem Pater Pütlitz, sexuell mißbracuht wurde. Jürgen fühlet sich einsam, den Mitschülern unterlegen, war kontaktscheu, wurde gehänselt und verlacht, bis er schließlich seine Verzweiflung nicht länger ertrug und gemeinsam mit einem Schulkameraden namens Detlef davonlief. Sie marschierten einen unbeobachteten Bahndamm entlang, als Jürgen, dem seine homosexuelle Veranlagung seit längerem bewußt war, daß zwanghafte Verlangen packte, den Freund vor einen herannahenden Zug zu stoßen, um sich anschließend an der Leiche zu vergehen. der ahnungslose Detlef aber konnte den Schubs im allerletzten Moment abwehren. In Landenberg angekommen, hatten Jürgens Pflegeeltern zu seiner grenzenlosen Enttäuschung keinerlei Einsehen mit ihrem "Goldkind", wie sie ihn zu nennen pflegten, und schickten ihn zurück ins Internat. Sehr viel später würde Jürgen Bartsch sagen: "Es gibt wenige Eltern, die ihr Kind so sehr liebten, so sehr ins Herz geschlossen haben. Doch die richtige, die helfende Liebe, die ein Kind braucht, die konnten sie mir nicht geben.". Eine schwere Infektion von Hirnnerven und Rückenmark, die sich Jürgen im Alter von vierzehn Jahren zugezogen hatte, versträkte seine Inrovertiertheit. Sein zuvor durchaus vorhandener schulischer Ehrgeiz ließ schlagartig nach, und mit Beendigung der achten Klasse nahmen ihn die Eheleute Bartsch wieder bei sich auf, ohne der Veränderung des Jungen auch nur Beachtung zu schenken. Jürgen erlernte wiederwillig den Beruf des Metzgers, da er aber laut eigener Aussage außerstande war, die Tiere zu schlachten, da sie ihm leid taten, wenn sie ihn aus ihren großen Augen treuherzig anschauten, und er den Anblick des Blutes nicht mochte, stand er bald nur noch hinter dem Ladentresen und kümmerte sich um den Verkauf. Diese Beschäftigung ermöglichte es ihm dem jungen Mann, der von den Kunden später als ein freundlicher und gutgelaunter Verkäufer beschrieben wurde, immer wieder kleinere Geldbeträge beiseite zu schaffen, mit denen er gleichaltrige Jungen für ihre Bereitschaft zum homosexuellen Verkehr entlohnte. Schnell abber sollte er feststellen, daß es vor allem jüngere Knaben waren, die ihn besonders reizten. Kurz nach seiner Rückkehr nach Landenberge hatte Jürgen unterhalb der auf einem Hügel gelegen Siedlung "Glaube und Tat", zu der das Haus der Familie gehörte, einen ehemaligen Luftschutzbunker entdeckt. Gerne hatte er sich in seiner Freizeit hierher zurückgezogen, hatte Kerzen angezündet und sich sicher und geborgen gefühlt. Nun aber lockte er immer öfter kelien Jungen in den Stollen und zwang sie unter Schlägen und Drohungen zum Sex. Gewalt und Macht bedeutetem ihm Lustgewinn, und es war nur eine Frage der zeit , bis er die Brutalität weiter steigern würde.
    Am 18. Juni 1966 sprach der mittlerweile neunzehnjährige Jürgen Bartsch in Wuppertal - Elberfeld den fünfzehnjährigen Peter Freese auf der Straße an und erzählte ihm, er sei Detektiv und auf der Suche nach gestohlenen Diamanten. Wenn Peter ihn dabei unterstütze, könne er sich fünfzig Mark verdienen. Zunächst aber spendierte Bartsch dem Jungen in einem nahegelgenen Lokal eine Mahlzeit und nutze die Gelegenheit, um ein Taxi zu rufen. die anschließende Fahrt führte die beiden nach Langenbergen, wo Bartsch dem Jungen den Luftschutzbunker zeigte und erklärte, hier irgendwo seien die Diamanten verborgen. Dann schob er Peter hinein, entzündete eine Kerze, und als sie einen tief im Inneren gelegenen Seitenstollen erreicht hatten, stürtze sich Bartsch auf sein entsetztes Opfer, schlug und trat ihn, riß ihm die Kleider vom Leib, warf sich auf ihn, bemühte sich vergeblich ihn zu vergewaltigen, mißhandelte ihn weiter, fesselte ihn schließlich und ornanierte über ihm. Nachdem er den wimmernden Jungen erklärt hatte, er sei bald zurück, und dann würde er ihn töten, verließ Bartsch den Stollen, fuhr nach Haus, aß zu Abend, schaute gemeinsam mit den Eltern fern und legte sich schließlich zu Bett, nicht ohne den Wecker auf Mitternacht gestellt zu haben. Als er aber spät in der Nacht zum Bunker zurückkehrte, um, wie er es sich genüßlich ausgemalt hatte, den Jungen bei lebendigem Leibe aufzuschneiden, war Peter verschwunden. Irgendwie hatte er es trotz seiner Verletzungen geschafft, an die Kerze heranzurobben, die Fesseln über der Flamme durchzubrennen und zum nahegelegenen Haus zu laufen, dessen Bewohner sofort die Polizei alarmierten.
    Beamte einer Sonderkommision der Kripo in Essen, die noch immer vergeblich mit den Fällen mehrerer verschwundener Jungen beschäfftigt waren, durchsuchten den Stollen und stießen auf vier entsetzlich zugerichtete , zerstückelte und zum Teil ausgeweidete Kinderleichen, die bald darauf als die der beiden zwölfjährigen , 1965  verschwundenen Ulrich Kahlweiß und Rudolf Fuchs und die des schon seit vier Jahren vermißten, damals achtjährigen Klaus Jung identifizeiert wurden. Die Polizei bat die Bevölkerung um Hinweise, die zur Ermittlung des unbekannten Täters führen könnten. Zwei Tage darauf meldete sich ein Mann aus Langenberg und berichtet, der Polizei, sein Sohn Frank sei vor 5 Jahren von dem Langenberger Metzgerssohn Jürgen Bartsch in den erwähnten Bucker gelockt, bedroht, geschlagen und sexuell mißbraucht worden. Schon damals habe er den Mann angezeigt, die Polizei aber habe Bartschs Version von einer harmlosen Prügelei geglaubt und ihn laufen lassen.  Nachdem die Kripo den aktenkundigen Vorfall überprüft hatte, wurde Jürgen Bartsch auf der Stelle festgenommen.
    Es dauerte nicht lange, und er gestand freimütig, die vier Jungs ermordet zuhaben. Er wisse, daß er schwere Schuld auf sich geladen habe, aber ein innerer Zwang, ein unkontrollierbarer Trieb sei stärker als er selbst gewesen. Mehrere psychiatrische Gutachten erklärten Bartsch für voll verantworlich für seine Taten, und so wurde er am 15. Dezember 1967 wegen vierfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Jürgen Bartsch ging in Revision, und am Endedes zweiten Prozesses, am 6. April 1971 wurde das Urteil in zehn Jahre Jugendstrafe und seine Einweisung in die geschlossene Abteilung des Landeskrankenhauses Eickelborn umgewandelt. Aus der Heilanstalt schrieb er verzweifelte Briefe, in denen er sich über die mangelhaften Therapieversuche beklagte. Sein Trieb sei nach wie vor überwältigend und von den schrecklichsten Phantasien geprägt. Nach mehreren Selbstmordversuchen beantragte Jürgen Bartsch schließlich seine Kastration. Der Antrag wurde bewilligt und der Eingriff von Dr. Josef Hollerbeck vorgenommen. Der achtundfünfigjährige Chirug verwendete den falschen Verdampfer am Narkosegerät, und die daraus resultierende Überdosis des Narkosemittels führte am 28. April 1976 zum Tade von Jürgen Bartsch.

Quelle: Serienmörder des 20. Jahrhunderts;  Jens Haberland; Seite 135 - 143

 

<<< Fritz Haarmann

5. Fall

"Warte, warte nur ein Weilchen ..."

    In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg war Hannover, eine wie ganz Deutschland von Armut und Hunger gezeichnete Stadt, zu einem Zentrum der Kriminalität, der Schwarzmärkte und der Prostitution geworden. Von überall strömten Mneshcne herbei, ohne Arbeit und ohne Wohnung, aber in der Hoffnung, dem noch großeren Elden und der Aussichtslosigkeit ihrer ländlichen Herkunft zu entkommen. Im Jahre 1924 macht zu allem Überfluß auch noch das Gerücht von einem Serienmörder die Runde. Am Ufer der Leine waren fünf menschliche Schädel gefunden worden, und kur darauf schleppten im Morast spielende Kinder einen Sack mit menschlichen Knochen zur Straße hinauf. Man vermutete zunächst, hier hätten sich einige Medizinstudenten ein üblen Scherz erlaubt, aber bei genauerer Untersuchung der Funde stellte man fest, daß noch einige Fleischreste an den Knochen hingen, die ansonsten mit einem scharfen Gegenstand fein säuberlich abgekratzt worden waren. Die Polizei suchte die Umgebung der Fundorte ab und hatte nach kurzer Zeit nicht weniger als fünfhundert zerstückelte menschliche Körperteile gesammelt, die, wie die medizinische Untersuchung ergab, zu insgesamtz einundzwanzig Körpern junger Männer gehörte, von denen der jüngste zum Zeitpunkt seines Todes gerade einmal um die elf Jahre alt gewesen war. Bald meldeten sich erste Zeugen, die behaupteten, einen Mann dabei beobachtet zu haben, wie er einen großen Sacke in die Leine geschleudert habe, während andere einen Mann von vergleichbarer Erscheinung beschrieben, der sich regelmäßig am Bahnhof herumtreibe und junge Männer abschleppe. Vierzig bis fünfzig Jahre alt, mittelgroß und rundlich, besonderers Erkennungszeichen ein typisches Bärtchen unter der Nase. In den Kreisen der Polizei herrschte blankes Entsetzen.Als der Verdächtige identifiziert wurde, handelte es sich doch um niemand anderen als einen ihrer inoffizillen Mitarbeiter, Fritz Haarmann, der gemeinsam mit einem ihrer Offiziere ein Detekitivbüro names Lasso agentur betrieb. Würde sich der Verdacht erhärten, konnte das reichlich peinlich werden. So beschlossen einige höhere Beamte, zunächst einmal zwei junge Polizisten aus Berlin auf Haarmanns Spur zu setzen und ihn beschatten zu lassen.
    Am 23. Juni 1924 erschien Haarmann auf einer Wache und beschwerte sich darüber, daß man dort einen fünfzehnjährigen Jungen namens Kurt Fromm festhielt, weil er mit gefälschten Papieren aufgegriffen wordemn war. Nach seinem Verhältnis zu Haarman befragt, erzählte der Junge, er habe einige Nächte in Haarmanns Wohnung verbracht, und dort mehrmals homosexuellen Verkehr mit ihm gehabt, wobei es vorgekommen sei, daß Haarmann ihm ein Messer an den hals gehalten und ihn grinsend gefragt habe, ob er sich fürchte. Nun nahm die Polizei auch Fritz Haarmann in Gewahrsam, durchsuchte seine schäbige, kleine Wohnung in der Neuen Starße Nr. 8 und fand jede Menge Blutpuren sowie einige Kleidunsstücke, die aufgrund der Größe keinesfalls Haarmann selbst gehören konnten, darunter ein Hemd des vermißten sechzehnjährigen Robert Witzel. Fritz Haarmann wurde ins Kreuzverhör genommen, bestritt aber eisern, einen Robert Witzel zu kennen, und beharrte auch nach Tagen noch auf seiner Erklärung, daß er sich ein Zubrot als Altkleiderhändler und ein weiteres als Schlachter verdiente, und überhapt leide er immer wieder unter ganz fürchterlichen Nasenbluten.
    Am nächsten Tag, einem Dienstag, dem 24. Juni, wurde in der Feldmark Garbsen am Ufer der Leineein Kopf gefunden und von Georg Witzel, Roberts Vater, als der seines Sohnes identifiziert. Wie es der zufall wollte, kam dem Ehepaar Witzel beim Gang durch die Polizeistation ein junger Mann entgegen, dessen Jacke und Weste von der entgeisterten Frau Witzel als Kleidungsstücke ihres Sohnes erkannt wurden. Auf ihre Fragen hin berichtete der Träger, ein junge namens Theodor Hartmann, der Sohn von Haarmanns Vermieterin , habe Haarmann die Sachen für fünf Mark abgekauft. Er könnte sich erinnern, in den Taschen die Ausweispapiere eines Robert Witzels gefunden zu haben. Die aber habe er längst zerrissen.
    Fritz Haarmann wurde aus seiner Zelle geholt und mit der neuen Beweislage konfrontiert, woraufhin er zusammenbrach und gestand, mehrere junge Männer wärend des Beischlafes ermordet zu haben. Es sei einfach über ihn gekommen. Irgendein krankhafter Zwang habe ihn dazu getrieben, ihnen in die Gurgel zu beißen und sie zu erwürgen. So sei er selbst es gewesen, der der Polizei einen anonymen Hinweis auf den illegalen reisenden Kurt Fromm gegeben habe, aus purer Angst er könnte ihm eines Tage das gleiche antun.
    Nach einigen weiteren Tagen des intensiveren Verhörs, während dessen Haarmann immer wieder abwechselnd von Weinkrämpfen und heftigen Wutausbrüchen geschüttelt wurde, führte er die Beamten schließlich an den Tatort seines letzten Verbrechens, ein abgelegens Baugrundstück, wo er ihnen das Skelett seines letzten Opfers, des sechzehnjährigen Eric de Fries zeigte. Auf die Frage, wieviele Männer er insgesamt ermordet habe, antwortete Haarmann mit einem Achselzucken: "Vielleicht dreißzig oder vierzig ...". Nach einigen Wochen der fortgesetzten Vernehmung hatte die Staatsanwaltschaft genügend Beweise gesammelt, um Fritz Haarmann wegen siebenundzwanzigfachem Mordes vor Gericht zu stellen.
    Friedrich Heinrich Karl Haarmann wurde am 25. Oktober 1879 als das jüngste von sechs Kindern geboren. Sein Vater, der pensionierte Bahnarbeiter Karl Friedrich Haarmann, war ein gewalltätiger Mann, der dem Alkohol verfallen warund seinen von der Mutter verwöhnten Sohn wegen seiner feminien Züge nicht ausstehen konnte. Seine Frau Johanne, geb. Claudius, hatte ein bescheidenes Vermögen, eine kleine, durchaus florirende Zigarrenfabrik, mit in die Ehe gebracht, was ihren undankbaren Mann aber nicht daran hinderte, sich vor ihren Augen mit Prostituierten zu vergnügen.
    Fritz, der seinen Vater schon sehr bald zu hassen gelernt hatte, spielte am liebsten mit Puppen, hatte aber acuh großes Vergnügen daran seine Schwestern zu fesseln, bis sie ihm verschnürt und hilflos zu Füßen lagen. Noch im Kindesalter litt er an einer schweren Meningitis, und wie sich bei einer Untersuchung seines Gehirns nach seinem Tod herausstellen sollte, dürfte die Krankheit sowie ein heftiger Schlag auf den Kopf, den er während seiner Schulzeit abbekommen hatte, zu dauerhaften, den Charakter nicht unwesendlich beeinflussenden schäden geführt haben.
    Im alter von siebzehn Jahren wurde Haarmann beschuldigt, mehrmals Kinder in Hausflure oder Keller gelockt  und sich ihnen unsittlich genährt zu haben. Ein ärztliches Gutachten verschwieg die Menigitis, beschrieb die attestierte Idiotie als angeboren, und Haarmann wurde in Hildesheim eingewiesen. Nach mehreren Ausbruchsversuchen wurde er ins besser gesicherte Stadtkrankenhaus von Hannover verlegt, bald darauf wieder zurück nach Hildesheim, und von dort gelang ihm schließlich die Flucht. er konnte sich in die Schweiz absetzte, wo er für eine Weile auf einer Werft arbeitete, bevor er schließlich unerkannt nach Hannover zurückkehrte. Im Jahre 1900 lernte Haarmann ein Mädchen namens Erna kennen. Die beiden verlobten sich, aber als Erna feststellte, daß sie von ihm schwanger war, hatten sich ihre Wege schon wieder getrennt. Haarmann trat seinen Dienst in der Armee an, wo er durchaus als ausgezeichneter Soldat gelobt wurde, bis er während eines Gewaltmarsches Schwindelanfälle bekam und über heftige Kopfschmerzen klagte. Nach einer eingehenden Untersuchung durch den Militärarzt wurde Haarmann zum zweiten Male Schwachsinn bescheinigt, und er wurde aus der Armee entlassen.
    Züruck in Hannover hatte Haarmann sein erstes homosexuelles Erlebnis, nachdem ihn der vierzigjährige Adolf Meil auf dem Rummelplatz angesprochen und zu sich eingelanden hatte. Die beiden wurden ein Paar und sollten über viele Jahre hinweg, bis zu Meils Tod im Jahre 1916, in Verbindung bleiben.
   Nach einer kurzen Zeit der Beschäftigung als Hilfsarbeiter in einer Farbenfabrik ging Haarmann dazu über, sich mit Einbrüchen und Diebstählen über Wasser zu halten, die ihm schließlich die erste von vielen Gefängnisstrafen einbrachten. Nachdem er die Haft verbüßt hatte, half er gelegentlich bei einer Desinfektionsfirma aus, die sich darauf spezialisiert hatte, den Angehörigen soeben Verstorbener einzureden, deren Räume benötigten eine besonders gründliche Säuberung. Nebenbei setzte Haarmann seine Karriere als Einbrecher fort, und als er 1918 wieder einmal aus dem Gefängnis entlassen worden war, war der Erste Weltkrieg vorbei. Haarmann fand seine Situation vor, die wie prädestiniert schien für seinen weiteren Werdegang. Er engagierte sich auf dem Schwarmarkt, dessen Mittelpunkt der Hauptbahnhof war, freundete sich mit Prostuierten, Zuhältern und Ganoven an und nutze seine Kontakte, um der Polizei immer wieder hilfreiche tips zukommen zu lassen, bis er von ihr als eine Art inoffizieller Mitarbeiter angesehen und entsprechend honoriert wurde. Gleichzeitig war die Bahnhofsgegend der ideale Ort, um junge Männer anzusprechen, die hier täglich in großer Zahl orientierungslos strandeten. Sobald Haarmann einer der Neuankömmlinge gefiel, versprach er ihm eine Mahlzeit und ein Bett für die Nacht, Nicht wenige waren bereit den verlangten Preis, die gegenseitige orale Befriedigung, zu bezahlen. Konnten sie doch nicht ahnen, welch ungeheure Lust es ihrem Gastgeber bereitete, seinem Sexualpartner im Moment der höchsten Erregung in die Luftröhre zu beißen. Manche seiner Opfer sind erstickt, anderen hatte er die Gurgel regelrecht druchgebissen.
    Im Jahre 1919 lernte Fritz Haarmann einen hübschen jungen Mann namens Hans Grans kennen. Hans hatte beobachtet, wie Haarmann einem Jungen zwanzig Mark zugestekt hatte, und obwohl er keine besonderen homosexuellen Neigungen verspürte, bot er sich nun selber an, ein paar Mark zu verdienen. Es bleibt unklar, warum Hans am Leben blieb, aber die beiden sollten sogar Freund werden. Und als Hans eines Tages unangemeldet in Haarmanns Wohnung platzte und Haarmann dort über eine Leiche gebugt vorfand, änderte auch dies nichts an ihrem Verhältnis. Vielmehr ging Grans nun dazu über, Haarmann mit bereitwilligen jungen Männern zu versorgen, wofür dieser ihn mit Fleisch und Zigaretten für den lukrativen Handel auf dem Schwarzmakrt entschädigte. Ob es sich dabei neben Pferdefleisch auch um das Fleisch seiner Opfer gehandelt hat, ist nie eindeutig bewiesen worden.  Haarmanns Vermieterin aber würde später aussagen, daß ihr immer ein lautes Klopfen und Hämmern aus seiner Wohnung an die Ohren gedrungen sei, und eine Nachbarin behauptete sogar, Haarmann habe ihr eines Tages einige Fleischknochen angeboten, die sie nicht annahm, da sie ihr zu hell erschienen seien.
Auch wenn Haarmann diesen Verdacht bis zuletzt energisch von sich wies, so hatte der Volksmund doch längst seine feste Meinung bebildet. Über viele Jahre hinweg würden die Kinder in den Straßen nun die berühmt gewordenen Zeilen singen: "Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Haarmann auch zu dir, mit dem kleinen Hackebeilchen, und macht Hackefleisch aus dir..."
    Am 4. Dezember 1924 wurde der Prozeß gegen Fritz Haarmann eröffnet, und nach veirzehn Verhandlungstagen und der Vernehmung von mehr als 130 Zeugen wurde Haarmann zum Tode durch Enthauptung verurteilt. Der wegen Mitwisserschaft und Behilfe angeklagte Hans Grans kam mit einer zwölfjährigen Haftstrafe davon. Amfrühen Morgen des 15. April 1925 wurde das Urteil gegen Fritz Haarmann vollstreckt.

Quelle: Serienmörder des 20. Jahrunderts; Jens Haberland; Seite 146 - 154

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6.Fall

Peter Kürten - Der Sadist von Düsseldorf

    Im Jahre 1929 eine schier endlose Serie von sexuellen Gewalttaten und Morden Düsseldorf und Umgebung in Angst und Schrecken, und die sich häufenden Meldungen über weitere Opfer hielten ganz Deutschland und seine Nachbarländer in Atem.
    Am 3. Februar war eine Frau mittleren Alters auf ihrem Weg nach Hause spät am Abend von einem Mann mit einem Messer überfallen und mit veriunzwanzig Messerstichen lebensgefährlich verletzt worden. Am 13. Februar fand man in einer Straße im Stadtteil Flingerndie Leiche eines fünfundvierzigjährigen Mechanikers, dessen Körper zwanzig Stichwundenaufwies. Um am 9. März gegen neun Uhr am Morgen entdeckten einige Männer auf dem Weg zur Arbeit die Leiche eines achtjährigen Mädchens  unter einer Hecke am Rande der Kettwinger Straße, ebenfalls in Düsseldorf-Flingern. Aufgrund einer Vermißtenmeldung vom Vortag wurde die Kleine schnell als Rosa Ohlinger identifiziert. Wie ihre Mutter zu Protokoll gab, war Rosa am Nachmittag bei einer Freundin zu Besuch gewesen. Als es gegen sechs Uhr dunkel zu werden begann, hatte die Fre3undin Rosa zum Aufbruch gemanht, und Rosa hatte erklärt, sie werde einen bekannten Fußfad als Abkürzung benutzen. Alles sprach dafür, daß der Täter ihr dort aufgelauert und sie mit dreizehn Messerstichen getötet hatte. Anschließend versuchte er, die Leiche mit Paraffin zu verbrennen. Kleidung und Haare waren größtenteils versengt, aber der Körper war unversehrt geblieben. Die wenigen Samenspuren in der Vagina und auf der geschlossenen Unterhose sowei der nur etwa einen Zentimeter bereite Riß im Jungfernhäutchen des Mädchens brachten den untersuchenden Mediziner zu dem Schluß, daß der Mörder sein Ejakulat mit dem beschmierten Finger eingeführt haben mußte.
    Zwischen März und Juli wurden vier Frauen hinterrücks überfallen und bis zur Bewußtlosigkeit gewürgt, Ende August wurde eine junge Frau während eines Rundganges über einen Jahrmarkt im Ortsteil Lierenfeld durch einen Messerstich in den Rücken leicht verletzt. Das Gleiche passierte einem Mädchen namens Annie Goldhausen auf einem Spaziergang und einem Mann namens Gustav Kornblum, der zum Zeitpunkt des Überfalls auf einer Parkbank gesessen hatte.
    Am 24. August schließlich wurde die Bevölkerung endgültig aufgeschreckt, als die Leiche zweier Kinder, der fünfjährigen Getrude Harmacher und der vierzehnjährigen Louise Lenzen, in einem Schrebergarten unweit der elterlichen Wohnung gefunden wurden. Beide waren erwürgt worden, und der Täter hatte ihnen die Zungen herausgeschnitten. Noch am selben Sonntagnachmittag wurde eine Kellnerin namens Getrude Schulte auf der Straße nach Neuss durch sieben Messerstiche lebensgefährlich verletzt, weil sie sich den Annäherungsversuchen eines fremden Mannes verweigert hatte.
    Bis Peter Kürten, ein siebenundvierzigjähriger Eisengießer, schließlich am 24. Mai 1930 verhaftet wurde, hatte er ein weiteres Kind erstochen, zwei Frauen mit einem Hammer erschlagen sowie mehrere Frauen mit einem Hammer schwer verletzt und andere bis zu Bewußtlosigkeit gewürgt. Am 14. Mai sprach er eine junge Frau an, die ihm erzählte, daß sie ohne Arbeit und festen Wohnsitz sei. Er nahm sie mit in sein Zimmer in der Mettmanner Straße 71 und bedeutete ihr, daß er gerne Sex mit ihr hätte. Maria Butlies lehnte dies ab und drängte darauf, die Wohnung wieder zu verlassen. Kürten versprach ihr, einen anderen Schlafplatz für sie zu finden, und so fuhr man gemeinsam mit der Straßenbahn zum Worringerplatz und von dort bis zu Grafenberger Wald, spazierte durch die Wolfsschlucht, und als die letzten Häuser außer Sicht waren, packte Kürten das Mädchen unvermittelt am Hals und würgte sie, bis sie schließlich nachgab und Kürten gewehren ließ. Wie Peter Kürten später erklären sollte, hatte er sie anschließend laufen lassen, weil er in der Straßenbahn in Begleitung des Mädchens von einem Bekannten gesehen worden war. Am Mittwoch, dem 21. Mai aber sah er beim Blick aus dem Fenster, wie Marie Butlies vor dem Haus in der Mettmanner Straße stand und zu seiner Wohnung hinaufsah. Kurze Zeit darauf kam sie mit einem Polizisten zurück, und beide unterhielten sich mit Frau Wimmer, Kürtens Vermieterin. Kürten stahl sich zum Hinterausgang hinaus, holte seine Frau an deren Arbeitsstelle ab und gestand ihr sein Erlebnis in der Wolfsschlucht und daß man ihm nun wohl eine Vergewaltigung anhängen werde.
    Während der folgenden heftigen Auseinandersetzung erzählte er ihr, er sei der gesuchte Mörder von Düsseldorf. Seine Frau glaubte ihm kein Wort, bis er ihr alle Einzelheiten seiner Taten geschildert hatte. In der folgenden Nacht lief Kürten ziellos durch die Straßen, und am nächstn Morger holte er ein paar Sachen aus der gemeinsamen Wohnung und bezog ein Zimmer in der Adlerstraße. Seine Frau aber brach verständlicher Weise unter der Last der grausamen Wahrheit zusammen und ging zur Polizei. Sie informierte die Beamten darüber, daß sie sich für den nächsten Tag, den 14. Mai, mit ihrem Mann zu einem Treffen in der Nähe der Rochuskirche verabredet habe. Die Kirche wurde umstellt und Peter Kürten wurde verhaftet, als er seiner Frau entgegenging.
    Während seiner anschließenden Vernehmung gestand Kürten nicht nur die Morde und Verbrechen des Jahres 1929, sonder schilderte dazu ungefragt eine unendliche Kette von Morden, Vergewaltigungen, Überfällen und Brandstiftungen, die er seit 1899 verübt hatte. Peter Kürten wurde 1883 in Köln - Mühlheim geboren. Sein Vater, von Beruf Eisengießer, war ein schwerer Alkoholiker und extrem gewaltätig. Die dreizehnköpfige Familie war sehr arm und lebte zeitweilig in einer Ein-Zimmer-Wohnung, in der laut Kürten eine sexuell ständig überhitzte Atmosphäre herrschte. Eine seiner Schwestern habe ihm wiederholt Avancen gemacht, aber er habe den Inzest mit einer andern vorgezogen, da sie ihm attraktiver erschien: Einer Schwester, die regelmäßig vom Vater vergewaltigt wurde. Auch war Kürten immer wieder Zeuge, wie sein Vater sturtzbetrunken nach Hause kam und seine Mutter mit Gewalt zum Geschlechtsverkehr zwang. Im Alter von acht Jahren riß Peter Kürten von Zuhause aus und übernachtete für einige Zeit in ausrangierten Möbelwagen. Wieder zurück, geriet er in Kontackt mit einem sadistischen Hundefänger, der im gleichen Haus lebte und ihm beibrachte, die Hunde zu masturbieren. Laut Kürten entdeckte er sein sadistisches Vergnügen erstmals, als er dem Mann dabei zuschaute, wie er die Tiere quälte. Nach seiner eigenen Aussage verübte Kürten seinen ersten Mord im Alter von neun Jahren. Er schubste einen kleinen Jungen in den Rhein und tacuhte einen zweiten, der seinen Freund zu Hilfe kommen wollte, solange in die Fluchten, bis beide ertrunken waren. Als er zehn Jahre alt war, lief er zum zweiten Mal von Zuhause fort und schlug sich als Dieb durchs Leben. Er fing an, junge Mädchen zu überfallen und verübte seine ersten Vergewaltigungen, sobald er die Geschlechtsreife erlangt hatte. Im Alter von vierzehn Jahren entdeckte er es, wieviel Lust es ihm bereitete, wenn er es mit Schafen trieb und sie gleichzeitig erwürgte. Scließlich wurde er bei einem Einbruch ertappt und wanderte für zwei jahre ins Gefängnis.. Anschließend lebte er mit einer weit älteren Prostituierten zusammen, der seine Quälereien entgegen kamen. Seinen ersten "erwachsenen" Mord verübte Kürten, wie er behauptete, 1899, als er ein Mädchen vergewaltigte, erdrosselt und im Grafenberger Wald zurückließ. Ihre Leiche wurde allerdings nie gefunden.
    Peter Kürten wurde am 23. April 1931 zum Tode durch die Guillotine verurteilt. Das Urteil wurde am Morgen des 2. Juli vollstreckt. Nach einem letzten Wunsch befragt, sagte Kürten, er wünsche sich nur, er bekäme mit, wie sein eigenes Blut in den Eimer rauschte, da ihm dies mit Sicherheit noch einmal ein intensives Vergnügen bereiten würde.

Quelle: Serienmörder im Europa des 20. Jahrhunderts; Jens Haberland; Seite 172 - 179

Link zum Peter Kürten:
http://www.wodka-apfelsaft.de/kuerten.htm

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7. Fall

Schmidt, Wolfgang - " Bestie von Beelitz" oder der "Rosa Riese"

Zwischen Oktober 1989 und April 1991 ermordete Wolfgang Schmidt fünf Frauen und ein Baby in der Umgebung von Potsdam und Beelitz. Am 24. Oktober 1989, kurz vor der deutschen Wiedervereinigung, stieg er nachts im brandenburgischen Deetz in einen Bungalow ein, erwürgte dort eine 50 Jahre alte Frau und verging sich an der Leiche. Ein halbes Jahr später erdrosselte  Schmidt, der mittlerweile als Landarbeiter arbeitete, die 55 Jahre alte Christina N. auf einer Müllkippe in der Nähe des Dorfes Ferch, ebenfalls in Brandenbrug. Wieder befriedigte er sich an der Leiche. Bereits zwei Monate später, im Juli 1990, attackierte er eine Spaziergängerin, die den Anschlag glücklicherweise überlebte. Im Mai 1991 vergewaltigte Schmidt die 34 Jahre alte Inge F. in einem Waldstück bei Potsdam. Sie wurde Schmidts drittes Mordopfer. Neben der Leiche fand die Polizei Damenunterwäsche, die nicht der Ermordeten gehörte.
    Die Frauen in den brandenburgischen Dörfern reagierten mit panischer Angst auf die Morde der "Bestie von Beelitz", und Einzelhändelr meldeten Rekordumsätze beim Verkauf von Gaspistolen. Die ausdrückliche Warnung der Polizei, die allen Frauen dringend davon abriet, allein durch die Waldgebiete in der Umgebung von Potsdam zu gehen, erreichten nicht alle: Am 23. März 1991 überfiel Schmidt die russische Artzfrau Tamara P. in einem Waldstück in der Gegend von Beelitz, erdrosselte die Faru mit ihrem eigenen BH und schmetterte den Körper ihres drei Monate alten Säuglings Stanislav so lange gegen eine Baum, bis das Kind tot war. Auch hier hinterließ Wolfgang Schmidt Slips, Blusen und Rocke am Tatort. In den Wäldern von Potsam patrouillierten Polizisten in zivil, während eine 50 Mann starke Sonderkomission fieberhaft Hinweise auswertete.
    Am 5. April 1991 attakierte Schmidt zwei spielende Mädchen, beide zwölf Jahre alt. Er verletzte die Kinder mit einerm Messer, doch sie konnten fliehen. Wenig später drang er in das Hau der Rentnerin Talita B. ein, ermordete die Frau und beging nekrophile Handlungen an der Toten. Nachdem die beiden Mädchen eine Taterbeschreibung abgegeben hatten, die, wie sich später herausstellte, haargenau auf Schmidt zutraf, hing zeitweilig an jeder Bushaltestelle in Brandenburg eine Phantomzeichnung des Mörders.
    Schließlich gelang es zwei Joggern Schmidt zu stellen, nachdem ihnen der über 1,90 Meter große Mann im Wald aufgefallen war, der einen BH über dem T-Shirt trug und onanierte.
    Wegen seiner auffallenden Körpergröße wurde der nekrophile Sexualmörder in den Zeitungen als der "Rosa Riese" oder "Bestie von Beelitz" bezeichnet. Der bekannte psychiatrische Sachverständige Wilfried Rasch kam zu dem Ergebnis, daß Schmidt sich zwar über die Schwere seiner Taten im klaren gewesen sei, ging aber dennoch davon aus, daß bei dem sechfachen Mörder eine vermindete Schuldfähigkeit vorliege. Dem schloß sich der 1. Strafsenat des Potsdamer Landgerichtes an und verurteilte den 26 Jahre alten Wolfgang Schmidt am 30. November 1992 wegen sechsfachen Mordes und zwei Mordversuchen zu 15 jahren Haft. Schmidt wurde in eine psyiatrische Anstalt eingewiesen.

Quelle: Lexikon der Serienmörder; Peter&Julia Murakami; Seite: 161 - 163

Links zu Wolfgang Schmidt:
http://bz.berlin1.de/naris/jubel/020927/rosariese.html
http://50jahre-deutschland.bild.de/90iger/91/politik/06/06.html

 

 

 

Links zum Thema:
http://www.verbrechen.net/
http://www.leichenberg.de/
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/33565/
http://www.wodka-apfelsaft.de/serienkiller.htm
http://home.t-online.de/home/stephan.harbort/Serienmoerder1.htm
http://home.t-online.de/home/stephan.harbort/Serienmoerder1.htm
http://members.chello.at/fcz/fcz07.htm
http://www.mayhem.net/Crime/cannibals1.html <<< diese Seite ist leider nur auf englisch

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