nordan

Gogelhatz Nordan

Kühl schmiegte sich der harte Boden an seine Wange und alles um ihn her war dunkel
als er langsam zu sich kam. Nur noch einen Moment liegen bleiben, noch wollte er nicht
aufstehen. Ganz langsam aus der Dunkelheit auftauchen, die noch seinen Geist umschlossen
hielt. Und dann war er da ein pochender Schmerz durchflutete seinen Schädel und es kam
ihm vor als würden seinem Kopf zehntausend Schmiede gegen einen göttlichen Amboss
schlagen. Nachdem die erste Schmerzwelle ein wenig nachließ, begann er langsam sich aufzurichten.

>>Mein Kopf<<, stöhnte er auf, als die nur leichte Bewegung seine Gedanken erneut mit sengendem

Schmerz hinfort spülten und er wieder keuchend auf den Boden sank. >>Magdaran ben Duridan,

was ist passiert<<, murmelte er und versuchte erneut sich aufzurichten. Dieses Mal, als er auf

den Schmerz gefasst war gelang es ihm, so dass er sich mit dem Rücken an eine Felswand

gelehnt hinsetzten konnte. Angenehm kühl war die Wand und sie beruhigte ein wenig seinen

pochenden Schädel. Im gleichen Maße wie der Schmerz in seinem Kopf nachließ merkte er,

dass ihm auch alles Andere wehtat. Er spürte jeden Knochen, jeden einzelnen steif gewordenen

Muskel. Er musst anscheinend eine Weile bewusstlos gewesen sein. >>Bei den Niederhöllen,
was ist nur passiert, wo bin ich hier eigentlich?<<, fragte er sich erneut und schaute sich langsam
um, immer darauf bedacht, nach Möglichkeit keine neue Schmerzwelle auszulösen. Er befand
sich anscheinend in einer Art Felsnische, aber wo er war, wusste er nicht und er konnte sich
beim besten Willen nicht erinnern, wie er dorthin gekommen war. Das schrieb er freilich erstmal
seinen Kopfschmerzen zu, die Erinnerung würde schon wiederkommen. Am wichtigsten war es
nun erstmal etwas Kraft zusammeln und dann zu versuchen aufzustehen, er konnte hier ja nicht
schlecht bleiben. Weil er sich im Moment noch nicht traute, sich richtig zu bewegen, suchte er
die Felsnische etwas genauer mit den Augen ab. Was er sah, war eine Feuerstelle, die schon
seid einiger Zeit kalt sein musste, soweit er es auf die Entfernung sagen konnte. Abgesehen
davon lagen einige Dinge herum, ein Messer und etwas Brot, ein Rucksack, eine Decke und
ein paar Felle. Dann war da noch ein weißer Sack, in dem er ein Zelt vermutete. Ansonsten,
lagen nicht weit von ihm, ein paar Waffen, von denen ihm vor allem eine Streitaxt, die an der
Wand lehnt, ein vertrautes Gefühl gab. Er runzelte leicht die Stirn und schaute an sich herab.
Er musste wohl ein Krieger oder so etwas sein, denn er trug eine recht schwere Rüstung, die
aus einem Kettenhemd und einigen Plattenteilen bestand. >>Himmel, ich werde wohl wieder
den Rost wegschrubben müssen<<, murmelte er nachdenklich, doch dann hielt er inne.
Anscheinend war er es gewohnt, dass er Rost von der Rüstung entfernte, sonst hätte er es
wohl kaum gesagt. Es verwirrte ihn ein wenig, doch bestätigte es auch seinen Verdacht, dass
seine Erinnerung wohl bald zurückkommen würde. >>Hm, eigentlich kann ich auch gleich
damit beginnen den Rost von der Rüstung zu schrubben, das lockert vielleicht etwas meine
Muskeln.<<, murmelte er und machte sich daran, die Plattenteile abzulegen und bewegte sich
langsam zu dem Rucksack, in dem er sein Werkzeug vermutete. Dabei stellte er sehr unangenehm
fest, dass er wirklich schon eine Weile hier gelegen haben musste, denn seine Hosen klebten an
seinen Beinen und ein übler Geruch stieg ihm in die Nase. >>Verdammt, ich muss mich unbedingt
waschen.<<, knurrte er angeekelt, dachte aber bei sich, das es wohl besser war, zuerst die Rüstung
zu reinigen, weil er sich sonst gleich danach noch mal waschen müsse. Und so machte er sich
ächzend und knurrend an die Arbeit. Dabei fand er auch einen kleinen Stapel Holz und zündete
zunächst ein Feuer an, an dem er dann sein Werk verrichtete. Während der grobe Schwamm, mit
dem er den Rost von seiner Rüstung schrubbte und seine Finger langsam von Rost und Öl schwarz
und braun zu färben begannen und er über das hartnäckige Zeug schimpfte, das seine Rüstung
bedeckte ebbten die Kopfschmerzen zu einem dumpfen Pochen ab, das er mit ein wenig Mühe
ignorieren konnte. Auch seine Muskeln bekamen langsam ihr Beweglichkeit zurück. Nur die
Knochen wollten keine Ruhe geben. Aber das schlimmste bei all dem war, je mehr der Schmerz
nachließ, um so schmutziger fühlte er sich und um so mehr ekelte er sich vor sich selbst und der
Gestank, der von seinem Beinkleid aufstieg, rief einen leichten Würgereiz in seinem Magen und
seiner Kehle hervor. Doch all das ignorierte er störrisch, erst die Rüstung wieder in Ordnung
bringen, dann konnte er sich darum kümmern. Er hoffte nur im Stillen, das es einen Bach oder
etwas Ähnliches in der Nähe gab, wo er sich würde waschen können. Nach einiger Zeit, fiel ihm
etwas auf, was er bisher nicht wirklich wahrgenommen hatte, und zwar warum es so dunkel war,
denn die Sonne fing langsam an die Welt außerhalb der Felsnische zu erhellen und er kniff mit
schmerzverzerrtem Gesicht die Augen zu, als ihm das Licht wie glühende Dolche in die Augen
stachen und die Kopfschmerzen erneut aufflammen ließen. Doch er hatte es fast geschafft, er
musste seine Rüstung nur noch einölen, dann konnte er sich auf die Suche nach etwas Wasser
machen. Bei dem Gedanken an Wasser bemerkte er auch wie ausgedörrt seine Kehle war.
Himmel wie konnte ihm das nur entgangen sein, seine Stimme war ja auch ganz brüchig
deswegen. Er griff neben seinen Rucksack, wo sich seine Feldflasche befand, doch bei dem
ersten gierigen Schluck, musste er würgen und das Wasser das er eben getrunken hatte,
kam mit einer ordentlichen Portion Galle wieder zum Vorschein. >>Verdammt, bist du denn
ein Grünling du alter Narr, lass dir gefälligst Zeit.<<, schimpfte er mit sich selbst, nachdem
das Keuchen abgeebbt war und versuchte erneut etwas zu trinken, aber diesmal wesendlich
vorsichtiger. Das Wasser war schal geworden und ein wenig muffig, außerdem war es bei
weitem nicht genug, um seinen Durst zu stillen, aber es kam ihm vor wie der Met der Könige
und somit leerte er die Flasche. Eine kurze Zeit später, versuchte er sich aufzurichten, wobei
er das Gesicht verzog und zuckte zusammen, als dabei all seine Gelenke lautstark knackten.
Nun gut, vielleicht kam es ihm auch nur so vor, aber für ihn hörte es sich wie brechende
Baumstämme an. Schließlich hatte er es doch geschafft und wankte auf wackeligen Beinen
zum Ausgang der Nische in der er sich befand und wahrhaft, keine vierzig Schritt von ihm
entfernt, plätscherte ein Bach munter einen Berghang hinab und obwohl er wegen dem hellen
Tageslichte die Augen zusammenkneifen musste und sie zugleich mit der Hand beschattete,
traf ihn der Anblick des Baches, wie er so im Sonnenlicht glitzernd sich durch Geröll und
Grasbüschel windend den Hang hinunter stürzte und ein wenig weiter unten ein Nadelwald
zu erkennen war. Es war einfach wunderschön, das konnten ihm auch seine Kopfschmerzen
nicht nehmen. Er atmete tief, wenn auch rasselnd ein und rümpfte die Nase, weil ihn immer
noch eine Wolke des Gestanks einhüllt. >>Ja ich denke ich sollte mich nun besser waschen.<<,
Brummte er und ging noch mal kurz in die Nische zurück, um die Axt zu holen, er sehnte
sich zwar nach einem Bad, aber er wollte dabei auch nicht wehrlos sein. Als sich seine
Hand um den Griff schloss, überkam ihm ein Gefühl, dass diese Axt zu ihm gehörte, ein
Teil von ihm war, doch als er sie anheben wollte, protestierten, die geschundenen Muskeln
in seinem Arm und seiner Schulter. Er stöhnte kurz und setzte dann noch mal an. So ging
er schließlich, die Axt geschultert, auch wenn der Schaft nun schmerzhaft auf seine Muskeln
drückte leicht wankend zum Bach und ließ sich mit einem Plums ins Wasser fallen. Es war
eiskalt und ließ ihn direkt aufkeuchen, doch nach einem Moment, nachdem der Schock
abgeklungen war, war es nur noch angenehm. Der Länge nach im seichten Bach liegend,
die Axt neben sich auf dem Ufer, spülte das kalte Wasser die Kopfschmerzen und die
Übelkeit hinweg und er schloss einen Moment die Augen um es einfach zu genießen,
es war wunderbar. Nach einigen Augenblicken des Genusses, öffnete er wieder die
Augen und setzte sich auf, um seine Kleider abzustreifen, was sich als gar nicht so
einfach erwies. Nach einigen Versuchen und mehrfachem angeekeltem Aufstöhnen,
als es an die Hose ging, hatte er es denn doch geschafft. Mit vor Ekel verzogenem Gesicht,
begann er zunächst seine Hose zu waschen, wobei er darauf achtete, dass er oberhalb der
Strömung saß, so dass ihm der ganze Dreck nicht entgegen schwimmen konnte. So saß
er eine geraume Weile im Bach, bis er seine Kleider und sich selbst ordentlich gereinigt
und zur Sicherheit noch mal mit Kies aus dem Bach abgeschrubbt hatte. Auch nachdem
er damit fertig war, saß er noch im Bach und schaute zu, wie das Wasser seinen Weg an
ihm vorbei suchte und in kleinen Strudeln und mit leisem Gluckern an ihm vorbei strömte.
Er versank regelrecht darin und schließlich war er weggetreten und begann leise zu singen.
Seine Stimme wurde dunkler und die Worte die er sang hätte er wohl selbst nicht verstanden,
wenn er es denn mitbekommen hätte.

 

Als er wieder zu sich kam, stellte er erschrocken fest, dass die Sonne schon seit einiger
Zeit ihren Zenit überschritten haben musste. Verwirrt schaute er sich um. Wo war die Zeit
geblieben, eben waren es doch noch ein paar Stunden bis zum Mittag, wie konnte es sein,
dass auf einmal der halbe Tag rum war. Selbst seine Kleider, die er auf das Bachufer gelegt
hatte, waren anscheinend schon lange trocken und abgesehen von seinem steifen Nacken,
waren auch all die Schmerzen weg. In Gedanken über all das versunken, stand er auf, rieb
sich mit seiner Tunika ab und kleidete sich dann wieder an, um dann dem kurzen Pfad zu
der Felsnische zu folgen. Die Axt lag nun auch wieder wie selbstverständlich auf seiner
Schulter und er bemerkte sie kaum noch, sie hatte wie von allein ihren Platz wieder
eingenommen. Immer noch in Gedanken versunken und sehr verwirrt packte er seine
Habe zusammen, legte seine Rüstung an, wobei die Riemen von den Schulterplatten ihm
doch arge Probleme bereiteten und verließ schließlich mit all seinem Gepäck die Nische
und steuerte den Wald an, wobei er unterwegs noch seine Feldflasche am Bach ausspülte
und sie mit frischem Wasser füllte, bevor er seinen Weg fortsetzte. So wanderte er lange
Zeit durch die Gegend, erst den Berghang hinunter in den Nadelwald und dort dann einigen
kleinen Trampelpfaden folgend. Unterwegs schloss er immer wieder kurz die Augen und
atmete tief durch und nun, da er sauber war, durchströmte die reine Luft ihn und er kam sich
so frei vor, dass es selbst seine Nachdenklichkeit, wegen der fehlenden Zeit verscheuchte.
Aber pausenlos hatte er das Gefühl, dass etwas fehlte, er konnte nicht sagen was es war
oder auch nur, wie er darauf kam, aber irgendwas Wichtiges hatte er vergessen. Dieses
Gefühl wurde so stark, dass es sogar das Gefühl der Freiheit, dass die Natur ihm gab,
überlagerte. Und schließlich blitzte es in ihm auf und mit einem Schlag, blieb er stehen, als
wäre er gegen eine Wand gelaufen und wankte einen Moment. Es war sein Leben was
fehlte, grade als er versuchte über seine Vergangenheit nachzudenken, weil er sich immer
noch wunderte, was er dort gemacht hatte, stellte er fest, das ihm alles fehlte, er wusste
nicht wer er war, was er gemacht hatte, warum er hier war, oder woher er kam, es war
alles weg, sein ganzes Leben, nicht mal ein Name war ihm geblieben. Geschockt ließ er
sich auf einem Baumstumpf nieder und legte den Kopf in die Hände, nachdem er seinen
Helm abgesetzt hatte und schloss die Augen. Er suchte nach Erinnerungen, doch was er
fand, verwirrte ihn noch mehr, als wenn er nichts gefunden hätte. An seinem geistigen
Auge zogen Bilder von Wesen vorbei, die anscheinend nicht menschlich waren, sie
wechselten die Gestalt, er sah sie durch riesige Wälder ziehen und sich unter einem
gigantischen Baum versammeln, wo sie dann mit sonderbaren Flöten, die wie Wanderstäbe
aussahen eine wunderschöne Melodie spielten, die man aber irgendwie nicht fassen konnte.
Dann wechselten die Bilder und er sah andere Wesen und einen großen grausamen Krieg,
aus dem schließlich nur noch eines dieser Wesen hervorging und in seinem Kopf hallte ein
Name, >>Gogelhatz,<<, sprach er ihn leise aus. Das alles verwirrte ihn, und er wusste,
dass es nicht seine Erinnerungen waren. >>Magdaran ben Duridan, was ist das?<<, fragte
er sich selbst, doch dann wurde er still. >>Magdaran ben Duridan?<<, fragte er verwundert,
>>Ich kann's kaum glauben?<<, nun war er vollends verwirrt, woher kannte er diese
Worte und warum wusste er was sie bedeuteten? Es blitzten auch noch andere Worte
dieser Art in seinen Gedanken auf, diese hingegen verstand er nicht, er wusste nicht was
sie zu heißen hatten, noch woher sie kamen, oder er sie kannte. >>Was bei den Niederhöllen
ist bloß mit mir geschehen<<. murmelte er verzweifelt und blickte auf. Er konnte das alles
nicht verstehen, was war passiert, wieso konnte er sich nicht an seine Vergangenheit oder
seinen Namen erinnern, und warum waren da diese Erinnerungen die nicht seine waren?
Was hatte das zu bedeuten. Allmählich neigte die Sonne sich dem Horizont zu und es kam
ein leichter Wind auf, der seine langen Haare und seinen Bart leicht wehen ließen, doch
noch blieb er sitzen und dachte nach. Er bemerkte nicht einmal, wie nur wenige Schritte
von ihm entfernt ein Reh kurz stehen blieb, um ihn zu mustern und dann weiter zu laufen.
Doch als das Reh wieder ins Unterholz sprang und dabei ein Rascheln verursachte,
wurde er davon aus seinen Gedanken gerissen und richtete sich auf. Grimmig zog er
seine Augenbrauen zusammen und ein entschlossener Funke blitzte in seinen Augen
auf. >>Ich denke, ich werde jemanden suchen müssen, der mir hilft herauszufinden,
was geschehen ist.<<, knurrte er und machte sich dann daran wieder aufzustehen,
hielt aber noch einmal kurz inne. >>Bis ich wieder weiß, wie mein Name ist, sollte
ich mir einen anderen ausdenken.<<, brummte er nachdenklich und wieder blitzte
der Name von dem Wesen aus der fremden Erinnerung wieder auf. >>Ja, solange
bis ich mich erinnern kann, bin ich von nun an Gogelhatz. Gogelhatz Nordan.<<,
sagte er entschieden, stand endgültig auf und folgte weiter dem Trampelpfad,
entschlossen seine Vergangenheit zu finden, egal welchen Weg er dafür auch gehen musste.



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