esstoerungen
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... und das Drama nahm seinen Lauf.....

 

Lange habe ich mich um diese Seite gedrückt. Oft habe ich mich gefragt, warum ich mich an dieses Thema nicht rantraue. Ich bin froh, dass dieses Kapitel meines Lebens der Vergangenheit angehört. Mir geht es heute oft nicht gut, aber ich glaube, dass ich selbst nicht mehr ermessen kann, wie schlecht es mir zu dieser Zeit ging. Eine Zeit, die sich um nichts anderes drehte als Essen.

 

Ich finde es unglaublich schwierig, eine Gradwanderung zwischen "Lebensbericht" und "keine Anleitung geben wollen" hinzukriegen. Auf der einen Seite möchte ich, dass Ihr wisst, was wirklich abgegangen ist, auf der anderen Seite möchte ich um alles in der Welt vermeiden, gefährdeten Personen einen weiteren Einstieg in die Welt dieses Abgrunds zu geben. Aber ich werde nun all meinen Geist zusammen nehmen und dieser Gradwanderung begegnen.

 

Wie fing es an? Ich erinnere mich, dass sich von einem Tag zum anderen in meinem Kopf das Ziel festsetzte "Und ich werde in diesem Urlaub nicht so viel zunehmen wie meine Freundin". Es war wei eine Erleuchtung - ich hatte endlich ein konkretes Zeil, auf das ich hinleben konnte. Und all meine Kraft begann von da ab genau da hinzufliessen. Unaufhörlich und mit einer Kraft, die mich ganz und gar ausfüllte. Ich denke, ich war damals 13 und es war Frühling.

 

Bis zum Sommer hatte ich einige Kilos abgenommen und der Wahn des Körperkults hatte mich voll erfasst. Nichts war in meinem Kopf zu finden, was mir selbst klar machte, O.K. Du hast es geschafft, Du hast abgenommen. Ich hatte nur Augen für meine immer noch viel zu dicken Oberschenkel.

 

Die nächste Wende kam, als ich mit meiner Klasse ins Landschulheim fuhr und meiner Klassenlehrerin natürlich sofort auffiel, dass ich mich dem Essen verweigerte. Ihr Ansatz war (leider) etwas kurzsichtig und bestand darin, mich zu einer vollen Mahlzeit zu "zwingen". Ich aß und die Folgen waren absehbar: mir war k*tz*b*l . Aber ich hatte "Glück im Unglück", meine männlichen, 14 jährigen, naiven Klassenkameradin kümmerten sich um die Angelegenheit und diskutierten lebhaft, wie man einer Übelkeit Abhilfe verschaffen könnte. Die endgültige Lösung hieß w*rm*s S*lzw*ss*r tr*nk*n. Es wirkte. Zu gut. Es ebnete mir den direkten Weg in die Bulimie.

 

Von diesem Tag an verbrachte ich 5 Jahre mit nichts anderem als Hausaufgaben und Essen und *rbr*ch*n. Ich möchte diese Jahre nicht weiter ausführen. Sie waren grauenhaft. Wichtiger ist mir, nicht betroffenen ein Bild davon zu machen.  Ein Bild von diesm Leid, dass eigentlich kaum in Worte fassbar ist.

 

Wenn das Lebenswichtigste zum Feind geworden ist 

 

Die Hoffnung - jeden Morgen - alleine aufstehen zu können, um dem Feind wenigstens alleine entgegentreten zu können

 

Die Hoffnung, jedem sozialen Ereignis, das mit Essen zu tun hat, aus dem Weg gehen zu können

 

Die Gewißheit, das immer wieder ein Tag kommen wird, an dem dies nicht möglich sein wird

 

Das bedrückende Gefühl der totalen Isolation, da sich Deine Welt nur um Dich und um den Verrat an anderen dreht

 

Die Abscheu, wenn Dir der Mülleimer, in dem ja noch was sein könnte, wichtiger ist als Deine Beziehung

 

Der bemitleidenswerte Vorsatz "Morgen ist Schluß damit"

 

Die ausgeklügelte Kalkulation, wann kann ich was essen und in welcher Kombination, dass ich auch t*tsicher am Ende der Attacke alles wieder los bin

 

Das Danach, die schlimmste Selbstkonfrontation des Lebens:

ein Gesicht, verquollen, verbraucht, hilflos, blickt Dich im Spiegel an, eine erstickte Träne, ein unterdrückter Schrei, der im Nichts verhallt, ein Blick auf die Hände, zerschunden, bl*t*nd, zitternd. Ein Körper, gebeugt, der sich ins Bett schleppt. Ein Geist, beruhigt, ausgebrannt, leer, der sich bekreuzigt, den Tag "überlebt" zu haben und zum Glück nicht kapiert, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist.

 

 

 

 

 

..... ich wünschte, ich könnte diese Seite so gestalten, wie die anderen, mit viel Kraft und Mut, mit viel wissen über Selbsthilfe und den entsprechenden Links. Überrascht habe ich mich selbst, dass mir dies nicht möglich ist. Tief sitzt die Wunde und hart ist der Kampf. Zu froh bin ich, diese Zeit hinter mir gelassen zu haben. Ich hoffe, ich konnte einen Einblick geben für alle die, die keinen Bezug dazu haben. Ich wünsche mir, dass wenigstens diejenigen ihre Liebsten ein wenig besser verstehen können, denen eine Einsicht bisher verwehrt blieb.

 

Ich schließe alle Betroffenen in meine Gedanken ein. Ich weiß, dass ich Euch mit dieser Seit nicht weiterhelfen werde, außer dass Ihr Euch nicht so alleine fühlt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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