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Der Text ist dem Buch "Borderline" (E. Rahn 2002)entnommen, da hier zusätzlich nähere Erläuterungen zu den einzelnen Kriterien angegeben werden.

 

Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität prägen dieses Störungsbild. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und manifestiert sich in den verschiedenen Lebensbereichen.

Mindestens 5 der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

1. Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.

Erläuterung:

Die Fähigkiet, allein sein zu können, ist von der inneren Sicherheit abhängig. Dabei spielt die Fähigkeit eine Rolle, die nicht anwesenden Personen "im Herzen zu tragen". Häufig geschieht das mit Hilfe von Übergangsobjekten (etwa Bilder, Erinnerungen, Erwartungen). Gelingt die Ausbildung dieser "inneren Objekte" nicht, stellt sich ein Gefühl der Ein-samkeit ein.

2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Ent-wertung gekennzeichnet ist.

Erläuterung:

Zwischenmenschliche Bindungen entwickeln sich im Spannungsfeld von Sicherheit und Entwicklung. Beziehungen folgen damit immer einer Dialektik, also einer Abfolge von Widersprüchen. Damit wird die Lebendigkeit der Bindung erhal-ten. Bindungen sind auch unterschiedlich intensiv, abhängig davon, welche Funktion diese Bindung hat. Die Kontinuität von Bindungen ist von der grundsätzlichen Akzeptanz der obern erwähnten Dialektik abhängig, denn in jeder Beziehung tauchen nach einer Zeit Widersprüche und Störungen auf. Diese Störungen könne dann nur durch "Verhandlungen" aufgelöst werden, womit die Beziehung dann immer wieder neu definiert wird.

3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.

Erläuterung:

Die Identität bildet sich im jungen Erwachsenenal-ter heraus und ist das Ergebnis von Suche und Entscheidung. Die Identität ist eng verbunden mit dem Selbstbild. Das Selbst-bild setzt sich aus einer Stellungnahme (so bin ich) und einer Bezugnahme (im Verhältnis zu anderen) zusammen. Das Selbstbild ist ständigen Veränderungen unterworfen, wobei das Gefühl der Sicherheit (Selbstbewußtsein, Selbstvertrauen) Grundlage dafür ist, dass Entwicklungsschritte vollzogen wer-den können (Selbstfindung).

4. Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, Fressanfälle etc.)

Erläuterung:

Die Seele produziert fortlaufend Impulse, von denen nur ein Teil mit Hilfe eines Motivs in sinnvolles Handeln umgesetzt werden kann. Andere Impulse müssen hingegen kontrolliert und sicherlich auch abgewertet werden. Geling die Kontrolle nicht, dann können unnütze oder gar gefährliche Impulse nicht unterdrückt werden. Eine Impulskontrollstörung ist dann die Folge. Impulshandlungen haben eine große Chance, wieder aufzutreten, wenn mit der Handlung Abbau innerer Spannungen gelingt, etwa durch Substanzmissbrauch. Hier besteht die Gefahr, dass die Handlungen damit konditioniert wird, also immer wahrscheinlicher wird und zunehmend eintritt.

5. Wiederholte suizidale Handlugen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.

Erläuterung:

Wiederholte Suizidgedanken und suizidale Handlungen sind ein großes Problem für Betroffene, zumal sich diese Gedanken häufig insbesondere in Stress-Situationen passiv aufdrängen. Sie heften sich dabei oft an innere Spannungszustände, wobei die Vorstellung entsteht, dass dieser Spannung nur durch Suizid entgangen werden kann. Ähnliches gilt für das selbstverletzende Verhalten. Viele Betroffene berichten, dass allein dadurch eine Reduktion innerer Spannung gelingt. Dies kann fast den Charakter einer Sucht bekommen. Die Selbstverletzungen sind weniger mit dem Erleben von Schmerzen verbunden als vielmehr mit einem Gefühl der Erleichterung. Die Wirksamkeit des selbstverletzenden Verhaltens hängt stark mit der Aus-schüttung körpereigener Morpine (die sogenannten Endorphine) zusammen.

Ein Problem des selbstverletzenden Verhaltens ist das dabei entwickelte Schamgefühl, denn häufig treffen diese Verhaltens-weisen bei den Betroffenen selbst, aber auch bei anderen auf Ablehnung. Das Schamgefühl kann dann zur Folge haben, dass die Konsequenzen verborgen werden. Die Verstärkung des Gefühls der Einsamkeit ist wiederum die Folge.

6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung etwa hochgrade episodische Dysphorie (Freudlosigkeit), Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich nur Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern (*schön wär´s)

Erläuterungen:

Stimmungswechsel sind bei Menschen die Regel, wobei immer innere und äußere Bedingungen die Stimmung prägen. Instabilität der Stimmung, insbesondere dann, wenn Gründe für die Stimmungswechsel nicht erkennbar sind, führen jedoch zu einer weitreichenden Verunsicherung.

7. Chronisches Gefühl der Leere.

Erläuterung:

Das Erleben resultiert immer aus inneren und äußeren Reizen. Ein Vehikel innere Reize ist die Erinnerung, die ja im Grunde eine Form der Erzählung ist. Die Erinnerung ruft aber auch die Emotionen zurück, die mit der Erinnerung verbunden sind. Problematisch sind daher, Erinnerungen, die mit negativen Ge-fühlen gekoppelt sind. Um sich davor zu schützen, schalten viele Betroffene die inneren Reize aus und werden damit umso abhängiger von äußeren Reizen.

8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z.B. Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen.)

Erläuterung:

Emotionen spielen im Umgang mit anderen eine sehr große Rolle. Sie haben dabei den Charakter von Grundeinstellungen und Ergebniserwartungen. Sie helfen in der Regel dabei, in Situationen angemessen und zielgerichtet zu reagieren, weil durch Emotionen Verhaltensprogramme aktiviert werden, die eine schnelle und sichere Reaktion ermöglichen. Angst beispielsweise siganlisiert Gefahr, Wut Kampfbereitschaft etc. Emotionen sind aber nur dann hilfreich, wenn sie passen und angemessen sind, weil sonst erhebliche Störungen in den sozialen Beziehungen folgen.

9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.

Erläuterung:

Die Borderline Störung ist sicherlich keine Variante der paranoiden Psychose ! Trotzdem treten im Rahmen dieser Störung gehäuft paranoide Symptome auf. Damit ist eine Wahrnehmung gemeint, bei der eine Vielzahl von Reizen der Umgebung in einer bestimmten Form auf die eigene Person bezogen werden. Einfache Formen solchen Denkens sind etwa Ideen wie "Alle haben etwas gegen mich", "Ich werde von den anderen kritisch beobachtet" etc. Verstärken sich solche Befürchtungen, so können Ideen wachsen wie "Man sieht mir meine Störung an, die anderen wollen mit Übles oder verfolgen mich" etc. Dissoziative Symptome sind mit Einschränkungen als Tagträume zu umschreiben. Dabei kann die Realitätskontrolle abhanden kommen.

 

So, wer bis hierhin durchgehalten hat, ohne Stress-Symptome zu entwickeln ist echt gut *g*

Dieser Kommentar musste jetzt sein, weil mich selbst die Kriterien immer wieder voll mit der Nase drauf stoßen. Und ich ticke ja immer so, erst mal nen krassen Spruch bevor jemand merkt, dass mich etwas echt berührt *grmpf*

 

 

 

 

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