Liebeskummer
Kurz nach der Trennung regiert noch die Hoffnung
"Man liebt immer zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung", wusste Honore de Balzac. Wie weh diese Erinnerung tun kann, davon erzählen etliche Bücher, Gedichte und Lieder. Die Lücke führt bei vielen zu körperlichem und seelischem Leid - Depressionen, Appetitverlust, Unruhe und Schlafstörungen sind Symptome eines "Liebeskranken".
Wenn Liebeskummer krank macht
Ein geliebter Mensch verlässt uns und wir können es nicht ändern. Je mehr wir unser Leben um den anderen herum aufgebaut haben, desto mehr stürzt plötzlich alles in sich zusammen. Das gilt für ältere Menschen nach einer langen Ehe ebenso wie für junge Paare. Gemeinsame Gewohnheiten, Zukunftspläne, Sicherheit, Wärme und Geborgenheit lösen sich mit einer Trennung schlagartig in Luft auf.
Nur Menschen, die sich bereits in der Beziehung innerlich vom Partner gelöst haben, können nach der Trennung relativ ruhig bleiben. Für alle anderen ist die Zeit danach die Hölle. Solange sie die Trennung verleugnet haben, gab es etwas, worauf sie sich konzentrieren konnten: Die Hoffnung auf die Rückkehr des Partners. Nachdem die nun zerschlagen ist, kann der seelische Schmerz über den Verlust so stark sein, dass er sogar körperlich krank macht.
Einige greifen sogar zu Alkohol und Schmerzmitteln
Liebeskranke weinen sich die Augen aus dem Kopf, haben Magen- und Kopfschmerzen, Herzrasen und fühlen sich unendlich leer. Einige greifen jetzt zu Alkohol und Schlafmitteln, andere spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen. Jeder verspürt seinen eigenen Schmerz. Verlassene sehen sich als Opfer und glauben ein anderer müsse kommen, um sie zu erlösen.
Liebeskranke sollten sich viel Zeit zum Trauern nehmen
Doch der Partner ist kein Heilmittel für unsere Schmerzen. Wenn er nur aus Mitleid zurückkäme, hätte der Liebeskranke nichts gewonnen. Wenn er sich mit dem Geliebten versöhnte, bevor er gelernt hätte, ohne den anderen glücklich zu leben, würde er in ständiger Angst vor einer neuen Trennung leben. Ziel hingegen sollte es sein, die Abhängigkeit von dem anderen abzubauen; zu lernen, sich selbst genug zu sein, damit später in neuen Beziehungen nicht wieder dieselben Ängste vor dem Alleinsein hochkommen.
Die Trauer weicht: Der Verlassene orientiert sich neu
So viele Tränen sind geweint und doch kommt der andere nicht zurück. Wir haben den Gedanken an eine Wiedervereinigung aufgegeben. Die Verbitterung nimmt langsam ab. Die Weinkrämpfe und Sehnsuchtsattacken werden seltener. Psychologen nennen das die Phase der Neuorientierung. Wer es soweit schafft, hat das schwierigste Stück hinter sich: Ab jetzt geht es aufwärts.
Das Leben bekommt wieder Farbe
Der Verlassene sollte es sich jetzt gut gehen lassen: Was ist es, das der Partner ihm gegeben hat, was vermisst er, was kann er sich auf andere Art verschaffen? Er pinselt seine Wohnung, kauft sich was Schönes, geht zum Friseur und trifft sich wieder mit Freunden. Das Leben bekommt langsam wieder Farbe: Der Liebeskranke kann schon wieder herzhaft lachen. Selten zwar, aber immerhin. Natürlich wird nichts den Partner ersetzen können, aber er nimmt sein Leben wieder selbst in die Hand.
Dies ist der Zeitpunkt, um alles das zu tun, was Spaß macht und Kraft zurückgibt:
Es reift ein neues Selbstwertgefühl
Die Psychologen beschreiben diese Phase der Neuorientierung als eine Zeit, in der Verlassene beginnen, Frieden mit der Vergangenheit und mit sich selbst zu schließen. Sie entwickeln ein Selbstwertgefühl, das vom Expartner unabhängig und losgelöst ist. Loslösen heißt nicht, den anderen zu vergessen. Loslösen heißt vielmehr, ohne heftige Gefühlsausbrüche an die Vergangenheit denken zu können und sie als wertvolle Erfahrung zu schätzen.
Drei Jahre nach der Trennung: Offen für Neues
Menschen brauchen nach einer Trennung rund drei Jahre, bis sie ihre Wut auf den Expartner aufgeben haben, das zeigen psychologische Studien. Nach dieser Zeit haben viele große Angst vor einer neuen engen Beziehung. Sie befürchten, wieder dieselbe Erfahrung zu machen und den Trennungsschock nochmal erleben zu müssen. Das Vertrauen zu anderen Menschen ist tief gestört.
Dieses Gefühl erleben insbesondere Menschen, die ihrem Expartner für Ihre Gefühle - ihren Kummer, Schmerz und ihre Wut - die Schuld geben. Sie sehen sich als Opfer und sind deshalb ihren Gefühlen ausgeliefert. Nur, wer es schafft, allein zufrieden und glücklich zu leben, wird eine Trennung akzeptieren und sich auf neue Bindungen einlassen können. Der Expartner wird dann auch nicht vergessen, sondern geht ohne Groll und Hass in die eigene Erinnerung ein. Die gemeinsame Zeit gehört zum eigenen Leben - aber eben zur Vergangenheit, nicht zur Zukunft.
Der Liebeskummer hat stark gemacht
Wer es bis dahin geschafft hat, kann stolz sein: Er kann tief durchatmen und einen Blick zurück ins Tal werfen. Eine Trennung ist keine Strafe für persönliches Versagen. Sie ist oft die einzige Möglichkeit, eine selbstzerstörerische Partnerschaft zu lösen.
Aber auch in einer neuen Beziehung wird es wieder Risiken geben: Jeder Mensch, der sich emotional bindet, kann erschütternde Gefühle erleben, kann enttäuscht und verlassen werden. Wer aber vor diesen Gefahren zurückschreckt, wird das wunderbare Gefühl verpassen, die Vergangenheit als wichtige Erfahrung verarbeitet zu haben. Der Link 9426 nicht gefunden. -->Liebeskummer hat stark gemacht. Jede Entscheidung steht jetzt offen: auch die, sich neu zu verlieben.