"Ich pfeife auf falsche Freunde"

 

Gloria Estefan ist eine Frau, die sagt, was ihr nicht paßt. Engagiert und erfrischend unkompliziert

Mit höllischem Lärm zischt ein Rennboot vorbei, nur drei Meter vom Ufer entfernt. Ein Paparazzi auf Wasserski gibt sein Bestes. Objekt seiner Begierde: Gloria Estefan, zu Hause in ihrem Garten auf Star Island, einer Insel vor Miami. Die 39jährige Sängerin richtet sich kurz auf und lächelt spöttisch. Dann läßt sie ihren grazilen Körper wieder auf den Diwan sinken. Nach 43 Millionen Plattverkäufen hat sich die gebürtige Kubanerin an den Rummel gewöhnt. Nichts kann sie aus der Ruhe bringen. Nichts, außer Emily, ihrer fast zweijährigen Tochter.

Sie haben schon einen 16jährigen Sohn. War die kleine Emily ein Wunschkind?

Oh ja! Ich wollte unbedingt eine Tochter haben. Und dafür habe ich viel getan! (Jahrelang machte sie nach dem Sex einen Kopfstand, um die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.) Emily bringt nach 18 Jahren Ehe ein ganz neues Miteinander. Mein Sohn Nayib ist zur Zeit ein richtig Halbstarker. Ich muß echt kämpfen, damit er mich ernst nimmt. Als er wegen eines fiesen Streiches von der Schule flog, haben mein Mann und ich ihn zu fünf Wochen Straßenbauarbeiten verdonnert, jeden Tag von 6 bis 15 Uhr.

Sie leben abgeschirmt und streng bewacht – wie ihre Nachbarn Madonna, Gianni Versace und Sylvester Stallone. Fühlen Sie sich hier wohl?

Wenn meine Batterien leer sind, brauche ich einfach Abstand. Bei meinem Mann ist das anders. Emilio ist ständig unterwegs. Er fährt täglich nach Miami, dort besitzen wir ein Hotel und das Restaurant "Larios" am Ocean Drive. Auch Nayib verschwindet oft von der Insel. Das finde ich wichtig, weil er sehen muß, daß das Leben in dieser luxuriösen Idylle nicht alles ist und daß es vor allem nicht unbedingt glücklich macht!

Sind Sie denn unglücklich?

Nein, wie könnte ich! Aber ich kenne viele Promis, die sich in ihrem goldenen Käfig verkriechen und immer einsamer und unglücklicher werden. Durch die Kinder bleiben wir am Boden.

Emilio ist Ihr Mann, Komponist und Produzent. Wie trennen Sie Privates von Geschäftlichem?

Das klingt kitschig, aber das Geheimnis unseres Erfolges ist Liebe. Klar gibt’s mal Zoff, aber wir respektieren uns. Ich bewundere Emilio für seine Ruhe und Gelassenheit. Er flippt nie so aus wie ich.

Hat er denn keine Schwächen?

Emilio ist etwas zerstreut. Neulich sollte ich nach einer Gala vor der Halle auf ihn warten, während er den Wagen aus der Tiefgarage holen wollte. Kaum zu glauben, aber der Kerl merkte erst zu Hause, daß er mich vergessen hatte!

Was halten Sie von Liaisons wie der zwischen Madonna und ihrem Bodyguard?

Als ich Madonna neulich traf, habe ich ihr gesagt, wie problematisch ich die Verbindung finde. Wer weiß, warum er wirklich mit ihr zusammen ist? Geht die Liebe schief, bleibt das Kind auf der Strecke. Ich bin froh, daß ich Emilio schon seit der Uni kenne, als an Berühmtheit nicht zu denken war. Aber Madonna weiß sicher, was sie tut. Ich bin eben nicht so ein lockerer Typ.

Wie schützen Sie sich vor falschen Freunden?

Meine Freunde habe ich aus der Zeit, als ich kein Star war. Als es mir schlechtging, hat sich gezeigt, wer zu mir hält. Und wer sich nur mit klugen Tips ins Rampenlicht drängen will. Auf solche Typen kann ich gut verzichten.

Sie hatten 1990 einen Unfall mit Verdacht auf Querschnittslähmung. Vor kurzem rammte ein Jetski-Fahrer Ihr Boot. Er kam dabei ums Leben. Haben diese Schicksalsschläge Sie verändert?

Und ob! Sie haben mir gezeigt, daß Erfolg wirklich zweitrangig ist. Eine intakte Familie ist das Allerwichtigste. Der größte Schatz, den ich besitze.

Wie denken Sie als Exil-Kubanerin über Fidel Castros Terror-Regime?

Ich fühle mich hilflos gegenüber sinnloser Gewalt. Im Frühjahr ließ Castro ein Sportflugzeug mit politischen Gegnern abschießen. Es waren gute Freunde von uns, die starben. Leute, die ohne Aggressivität gegen Mißstände protestierten. In Kube darf man Kritik nicht äußern. Wirkungsvoller Protest ist kaum möglich.

Wofür machen Sie sich denn stark?

Ich mische mich in Dinge ein, die ich ungerecht finde. Kümmere mich um Straßenkinder, gebe die Ticketerlöse der laufenden Tour an karitative Projekte. Lethargisch bin ich jedenfalls nicht. Ich sorge mich nicht nur um mein Konto und meine Fingernägel.

 

Tourdaten: 3.11. Frankfurt; 4.11. Oberhausen; 6.11. Berlin; 7.11. Hamburg.

 

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