GLORIA ESTEFAN

EIN STÜCK AMERICAN DREAM

Preisfrage: Was haben Gloria Estefan und Julio Iglesias gemeisam? Nein, Fans, beruhigt euch: Die First Lady des Latin Pop singt kein Duett mit dem King des Schmusesongs.

Die richtige Antwort: Gloria und Julio werden beide von Miamis bekanntestem Produzenten, Emilio Estefan, betreut. Der kubansche Einwanderer, der mit seinen Schützlingen Julio Iglesias, José Luis Rodriquez und später auch Pia Zadora rasch zu einem der Großen des Musikbusiness im Süden der USA aufsteigen sollte, entdeckte das Energiebündel Gloria 1975 für die achtköpfige Latin-Formation Miami Sound Machine, die er gerade gegründet hatte. Mit poppig angehauchten, eingängigen Melodien machten Gloria und die Miami Sound Machine den spanischen Sound hitparadentauglich. Die explosive Mischung aus Latin und Dancefloor-Pop überzeugte auch das amerikanische Publikum außerhalb Miamis, das im allgemeinen für spanische Musik eher schwer zu begeistern war.

1986 hatten Gloria und die Miami Sound Machine dann mit "The Eyes Of The Innocent", einer Auskopplung aus dem gleichnamigen Album, auch in Europa ihren ersten Hit. Damit war das Eis gebrochen und der Weg für die traumhafte Karriere der Latin-Band und ihrer Sängerin frei: Aus dem zweiten Album "Primitive Love" wurden allein drei Hit-Singles ausgekoppelt; aus dem kurz darauf erschienenen dritten Album "Let It Loose" (das mit mehr als fünf Millionen verkaufter Exemplare allein außerhalb der USA und der Auszeichnung "Album des Jahres" die bisher erfolgreichste Platte der Gruppe blieb) stürmten sogar vier Songs die Charts. Miami Sound Machine waren auch die erste Band seit gut sechs Jahren, die innerhalb eines Jahres zwei LPs auf Platz eins der britischen Charts brachte. Zum großen Teil verdankte die Band diesen Riesenerfolg dem Charisma ihrer temperamentvollen Sängerin. Und Gloria schrieb obendrein auch alle Songs – unter Mithilfe ihres Produzenten und (inzwischen) Ehemanns Emilio Estefan. Ihr Temperament, das ihre kubanische Abstammung verrät, und ihre ausdrucksvolle Stimme verliehen Hits wie "1-2-3", "Rhythm Is Gonna Get You", "Dr. Beat", "Conga" und "Get On Your Feet" das gewisse Etwas. Und in gefühlvollen Balladen wie "Can’t Stay Away From You" oder "Here We Are" münzte sie ihre ganz persönlichen Gefühle, Träume und Empfindungen in herrliche Pop-Songs um.

Mit dem Album "Cuts Both Ways" setzte Gloria Estefan, die im Alter von sechs Monaten mit ihrer Mutter nach Miami eingewandert war, ihren internationalen Erfolg fort. Zusammen verkauften sich ihre drei LPs allein in den USA bisher mehr als acht Millionen Mal. Die Dancefloor-Pop-Welle schwemmte Gloria Estefan zu Beginn ihrer Laufbahn in die Charts, und heute gilt sie mit ihrer Band als erfolgreichste Vertreterin des Latin-Pop. Krönung ihrer Traumkarriere: 1989 wurde Gloria zur "Songschreiberin des Jahres" nominiert.

Doch während ihrer Welttournee wurde jäh aus dem Traum ein Alptraum: Im März 1990, auf dem Weg zu einem Konzert in der Nähe von New York, wurde Glorias Tourbus gerammt und sie selbst dabei schwer verletzt. Nach mehreren Operationen mußte der sonst immer aktive Wirbelwind dann den ganzen Sommer mit Ruhe und Erholung verbringen. "Der Unfall, durch den ich mein Leben hätte verlieren können, hat mich ziemlich verändert," sagt Gloria heute. "Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken und bin dadurch ruhiger geworden. Mein Sohn, mein Mann und meine Musik haben mir über die schwerste Zeit hinweggeholfen." Ruhiger ist auch ihr jüngstes Album "Into The Light" ausgefallen – und es kommt fast ohne den Latin-Beat aus, mit dem Gloria Estefan und de Miami Sound Machine in den vergangenen Jahren ihre größten Erfolge feierten. In den vorwiegend ruhigen Songs hat die Sängerin und Songwriterin ihre Gedanken über Liebe und Familie, das Schicksal und ihre kubanische Herkunft ausgedrückt. "Ich kann mich zwar an Kuba nicht erinnern", sagt sie, "aber es ist trotzdem meine Heimat. Es ist ein Gefühl, als würde man jemanden lieben, die man noch nie gesehen hat. Auftreten würde ich allerdings nie dort – das käme mir vor wie ein Frevel – meinem Vater gegenüber." (Zur Erinnerung: Glorias Vater, der in Kuba als Freiheitskämpfer im Gefängnis saß, wollte sich in Amerika seinen Traum von Freiheit erfüllen. Er meldete sich zur US-Army – und fiel im Vietnam-Krieg.) Für Gloria hat sich der "American Dream" von Freiheit und Karriere dagegen erfüllt: Sie gehört heute zu den gefragtesten amerikanischen Sängerinnen überhaupt. Zuletzt gezeigt hat sich das auf ihrer Deutschland-Tour im Mai: Die Hallen für Glorias Konzerte waren allesamt ausgebucht.

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