gedichte_2003

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© by _bored 

Zuflucht

deine arme
leg sie um mich
mach sie zu
mach alles zu
hinter mir
und um mich herum
stille all mein sehnen nach frieden
mit deinem schweigen
ein blick
und ich krieche tief
in deine seele
ein kuss reicht aus
um meinen atem
mein leben
in dich zu retten
mach sie zu
deine augen
leg dich zurück
schliesse deinen mund
begrabe meinen körper
unter deinem
gewähre mir nur einmal noch
zuflucht
am besten für die ewigkeit

+ + +



 

Propheten-Herbst

der herbst
scheint
über nacht gekommen
gelbe blätter
sprenkeln grünen rasen
die luft riecht nach feuchtem asphalt
und erde
nach tagelanger hitze
ein kühler wind
und wieder stürtz sich ein blatt vom baum
und schlägt auf
nein
ein vogel wars
und noch einer
eine windböe
treibt wolken heran
und lässt es regnen
tropfen und vögel
prasseln auf dächer und strassen nieder
ein auto fährt knapp an mir vorbei
regen- und blutspritzer greifen
nach meinem hosenbein
so still ist es geworden seit dem
über dem ort liegt ein unangenehmer geruch
und bei gedankenverlorenem schlendern
wirbeln bunte blätter und schwarze federn
gleichsam um meine füsse

+ + +

Herzlos

ich heb die hand
zur brust
und reiss es raus
das herz
ich schmeiss es auf den boden
ein, zwei schläge noch
umsonst
es schweigt
kein klagen mehr
weder wehmut
noch angst
rauschendes blut
in meinem kopf
blut an meinen fingern
gib mir die hand
schau mich nicht so an
es geht mir gut
mein herz
schlägt noch
musik spielt auf
von weit her
lass uns tanzen gehn

+ + +

AM ABGRUND

am abgrund gestanden
unter mir gähnende tiefe
aus der mich
eine stimme leise lockte
hinabgeblickt
mir schwindelte
und schwanden die sinne
kalt wars
und ein eisiger wind kam auf
ich fröstelte
eine böe
von hinten
riss mich hinfort
mein letzter gedanke
galt dir
schicksalsergeben
mit weitgebreiteten armen
und geschlossenen augen
hab ich auf den aufprall gewartet
doch er kam nicht
nach einer weile
einer ewigkeit
öffnete ich die augen
und stellte fest
zu fliegen
mein erster gedanke
galt dir
ich blickte um mich
wolken und himmel habe ich erwartet
sonne und sterne
doch fand ich mich wieder
am abgrund stehend
unter mir gähnende tiefe
aus der mich eine stimme
leise lockte
hinabgeblickt
lächelnd warf ich einen stein hinab
drehte mich um
und ging

+ + +

ANTICHRIST PSYCHOPATH

sag nur ein wort...
und meine seele wird gesund
du schweigst seit jahren schon
halte mir die andere wange
auch noch hin
und ich werde abermals zuschlagen
ich habe 1000 götzen
neben dir
ich bin so total kaputt
dass ich dir deinen jesus
ein zweites mal ans kreuz nageln würde
und ich sage nichts mehr
taten statt worte
eine todsünde noch
und
es
wird
frieden
haben

+ + +

INNERE LANDSCHAFTEN

I

frühlingsgefühle
ersterben in der kälte
wenn die sonne sich verzieht
und schneeregen fällt
auf graue dächer
und auf graue landschaften
meiner selbst
bunte blüten werden im keim erstickt
mitgerissen von
matschig trägen hängen aus erdmassen
meiner skepsis und allen zweifelns
rutschen sie in den abgrund
bleischwer und zäh wie kühle lava
morgen schon werde ich darüber laufen
froh über den festen boden
unter meinen füssen
fröstelnd und ohne frohsinn
meinen weg fortführend
ins risikolose
und farbberaubte irgendwas

II

eislandschaften
glasklar und steril
messerscharfer verstand
träume in eiszapfen gebannt
hab mir einen davon gepflückt
und in dein herz gerammt
und bin dabei selbst fast erfroren
kältekonservierte gefühle
rotes blut auf gleissendem weiss
abstrakte bilder auf eis
ein wandrer der vorrüber geht
legt ein schwarzes leintuch drüber
manche dramen
sind eben unerträglich
beleidigen jedes auge
das zu auch nur ein bischen
verstand führt
ich verstehe nichts mehr
reisse das tuch weg
und (er-) starre emotionslos

III

missgunst
im unglück
zu staub zerfallen
vom winde verweht
hinfortgetragen
verstreut in alle richtungen
partikel
welche sich in fremde augen nisten
ausgespült von tränen
fortgewischt von irritierten fingern
den frieden gestört
für einige sekunden
unbemerkt
durch poren feuchter haut gedrungen
ertrinkend in warmen blut
durch einen roten kreislauf zirkulierend
einen verstand gestreift
an einer herzwand verkantet
ein verzweifelter herzschlag
vielleicht noch zwei
vorbei
mit in den tod gerissen
unfähig glück gönnen zu können
zum hassen einerseits
und doch andrerseits
bedauenswert armseelig

+ + +

wehe dir
und oh wehe mir
gleiten wir doch ziellos durch
unsere jeweils ureigenen universen
auf der suche nach sinn
und wahrheit
verfangen in fragen
und in lügen verstrickt
fallen wir über den geist des anderen her
gierig wie haie die blut gerochen
verlieren wir uns im rausch
von eitelkeiten
und gelangweilter zerstreuung
dekadenz des geistes
im angesicht leerer herzen
getrieben von schmerz
und rache
von eitelkeit
und leidenschaften
stirn an stirn
respektloser stolz
in den augen der widerschein
unseres selbst
des bischen lebens
das noch in uns keimt
denn wir leben nicht mehr
wir sind
wie lange noch
wie lange

wehe dir
und oh wehe mir
wenn die zeit vorrübertreibt
und mit ihr unser leben
haltlos dem nichts verfallen
zu staub am ende
vom winde verweht
was bleibt
ist ein hauch
an erinnerung
in den köpfen anderer
doch auch sie verblasst

+ + +



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