The 69 Eyes - Paris Kills:



       6,5 / 10 Punkten
Disc Facts:

Label: The All Blacks

Spieldauer: 42:12

Tracklist:
-Crashing High
-Dance D´Amour
-Betty Blue
-Grey
-Radical
-Don´t turn your back...
-Stigmata
-Forever More
-Still Waters run deep
-Dawn´s Highway

WWW: 69eyes.com


Man mag ja von Finnischen Rockbands halten was man will, eines kann man ihnen keinesfalls absprechen: kommerziellen Erfolg. Ob nun Nightwish, Him oder Apocalyptica, Finnische Bands haben sowohl im eigenen Lande wie international mittlerweile einen Namen gemacht und sind mit Ihren Alben kaum noch aus den vorderen Chartregionen wegzudenken. Neben den Grossen dreien aus dem Land der Lappen und Rentiere gibt es allerdings auch immer noch Bands wie beispielweise die 69 Eyes, die bisher nur im eigenen Land zu höheren Ehren gelangten und dem großen internationalen Erfolg noch hinterher laufen.
Jene 69 Eyes haben sich jedoch bei den Arbeiten an ihrem neuen Album Gedanken gemacht, wie sie diesen Umstand ändern können. Dabei herausgekommen ist „Paris Kills“, ein Longplayer der unter der strengen Prämisse „Wir machen jetzt Gothic for the Masses“ genau den Nerv der zahlreichen Anhänger von Ville Valo und Konsorten treffen soll.

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie sich „Gothic for the Masses anhört. Im Falle der 69 Eyes lässt sich das folgendermaßen beschreiben: Man nehme das Vorgängeralbum „Blessed be...“ greife dessen Hits „The Chair“, „Gothic Girl“, „Brandon Lee“ und „Framed in Blood“ heraus, drehe sie zweimal durch den Mixer, reduziere das Tempo um ein fünftel und fertig ist das Massenprodukt.

OK, ganz so einfach funktioniert „Paris Kills“ dann doch nicht, selbst wenn sich einem immer wieder der Eindruck aufdrängt, dass genau jenes Rezept die Basis für die zehn neuen  Songs darstellte. Denn abgesehen von einigen Einlagen mit dem Techno-Drumcomputer bieten die 69 Eyes nichts wirklich neues. Stattdessen macht sich ein süßlicher Modergeruch über den Stücken breit, der einem ständig das Gefühl vermittelt sie an anderer Stelle schon mal  gehört zu haben. Songs wie „Betty Blue“, “Dance D´amour” oder “Still Waters run deep”, wären somit auf „Blessed be...“ kaum als Fremdkörper aufgefallen.

Generell gibt es zwischen „Blessed be...“ und „Paris Kills“ herzlich wenige Unterschiede: Wo das Vorgängeralbum noch etwas unentschlossen zwischen Gothic-Rock und Gothic-Pop umherpendelte schlägt sich Paris Kills eindeutig auf die poppige Seite, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt:

Während auf der Habenseite ein homogeneres Gesamtbild zu Buche schlägt und man vor allem bei den ruhigeren Stücken „Grey“ und „Radical“ eine deutlich intensivere Atmosphäre bestaunen darf, wartet auf der anderen Seite ein kleiner Schlag ins Kontor: Mangelnder Abwechslungreichtum macht sich breit wenn die Finnen Hit auf Hit herunterspulen. Zu ähnlich ist schlichtweg das Strickmuster nachdem die Songs funktionieren: Ein Refrain hier, eine Strophe dort, dazu fast immer der selbe uninspirierte Allerweltsbeat und einer nette Ohrwurmmelodie. Zusammen mit der bewusst zahnlos gehaltenen Produktion, bei der die Gitarrenparts eindeutig zu kurz kommen, entwickelt sich „Paris Kills“ schnell zum Langweiler. Da hilft es leider auch wenig, dass Sänger Jyrkie69 im Vergleich zu „Blessed be...“ noch tiefer und hingebungsvoller ins Mikro schmachtet. Zwar kann er mit seinem Genuschel kurzfristig für Lichtblicke sorgen, spätestens aber nach dem dritten Song ist auch sein Zauber größtenteils verflogen.

Textlich geht es auf „Paris Kills“ wiederum ambivalent zur Sache: Während Betty Blue oder Dance D´Amour mit durchaus bildhaft geschildertem „Ich liebe dich, du liebst mich“-Trallala das Gehör umsäuseln, zeigen „Grey“ und „Don´t turn your back on Fear“, dass die 69 Eyes entgegen ihrer düsteren Ausstrahlung eine himmlische Freude daran haben, bekannte Gothic-Klischees durch den Kakao zu ziehen: „Don´t turn your back on Fear“ zum Beispiel erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich zum finsteren, furchterregenden hingezogen fühlt und an Halloween ihren Mann kennenlernt, heiratet und sich später wieder von ihm trennt. An sich wäre dieses Lied völlig harmlos, wenn nicht am Ende der Satz „Kleine Miss Spookiness, war ich dir nicht gruslig genug?“ stünde, womit der Song zum Rundumschlag für alle Gothics avanciert, die sich selbst und ihre Lebensart eventuell ein wenig zu ernst nehmen. Hier sammeln die 69 Eyes ein paar Comedy-Pluspunkte.

Nichtsdestotrotz bleibt „Paris Kills“ aber ein Album, das nach „Blessed be...“ vorhersehbar war. Ohne mit der Wimper zu zucken folgen die 69 Eyes dem von Ville Valo und Konsorten eingeschlagenen Weg und legen ein chartkompatibles Album vor, dass ebenso berechnet wie ausrechenbar wirkt. Getreu dem Motto, „Ich klone meinen Hit bis er nimmer jitt“ bekommt man 10 glattpolierte Düster-Pop-Songs aufgetischt, die nur selten daran erinnern, dass die 69 Eyes eigentlich mal eine Rockband waren. Und auch wenn die Songs für sich genommen allesamt überzeugen können, wirken sich über die Dauer des Albums schlichtweg einfallslos und langweilig. Etwas mehr Einfallsreichtum wäre selbst im Angesicht kommerzieller Hintergedanken sicher möglich und wünschenswert gewesen.

Somit bleibt am Ende festzuhalten, dass sich „Gothic for the Masses“ zwar nett anhört und gut verkaufen lässt, künstlerisch jedoch einen Offenbarungseid darstellt. Zu viele Köche verderben den Brei und zu viele Selbstkopien „killen Paris“. Dafür kann und darf es nicht mehr als....

6,5 / 10 Punkten geben!

derRitter



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