Folge 9: Daddy Long Legs – 24.08.02 Gifhorn, Altstadtfest:

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Rittis Feierbend:

Keine zwei Wochen nach dem M´era Luna Festival in Hildesheim war ich wieder für euch unterwegs und habe mich auf das Altstadtfest zu Gifhorn begeben, um euch eine Band vorzustellen, von der Ihr in den kommenden Monaten mit Sicherheit noch einiges hören werdet. Die Rede ist von den Daddy Long Legs, einer Sechsköpfigen Truppe aus dem Niedersächsischen Celle, die bereits seit einigen Jahren mit stetig wachsendem Erfolg auf deutschen Bühnen zuhause ist und mit einer Mischung aus irischem Folk, mittelalterlichen Klängen und modernen Rockelementen ein Publikum aus den unterschiedlichsten Schichten anspricht.

Bevor die „Party“ (so stand es auf dem Banner, welches am Bühnenrücken prangte) am heutigen Vorabend beginnen konnte, dauerte es dann allerdings noch ein ganze Weile. Dies lag jedoch weniger daran, dass ich ausnahmsweise mal überpünktlich an der hinreichend geräumigen Bühne stand, sondern eher an dem Umstand, dass sich in diesem Moment mit den „Chicago Blues Gangster“ immer noch so etwas wie eine Vorband darauf verlustierte. Das Ganze sah dann etwa so aus, dass sich mehrere betagte Herren reichlich unmotiviert vor knapp 20 umherstehenden Leuten damit ihre Rentenkasse aufbesserten, die Gifhorner Altstadt mit seltsamem Gedudel zu beschallen. Als das Trauerspiel nach knappen 10 Minuten mit den Worten „So, wir hör´n ´nu auf, wollen den Zeitplan nich´ auseinander bringen. Wart´n dolles Publikum!“ ein Ende gefunden hatte, begann sich das eigentliche Drama erst zu entwickeln:

Mit der stoischen Ruhe eines Mitt-sechzigers auf Kaffeefahrt schleiften die „Blues Gangsters“ ihre paar Habseligkeiten von der Bühne und schafften es mit spielerischer Leichtigkeit den geplanten Zeitrahmen vollkommen aus den Fugen geraten zu lassen. Erst mit über 10-minütiger Verspätung war die Bühne dann frei um von den Daddy Long Legs in Beschlag genommen zu werden. Diese machten sich dann auch zügig daran ihre beiden Schlagzuge auf die Bühne zu schaffen und mit den sonstigen Aufbauten zu beginnen. Hierbei stellte sich dann das Fehlen einer Rampe als echter Timekiller heraus, da so ziemlich jedes Teil einzeln über eine kleine Treppe hinauf geschafft werden musste. Währenddessen verdingte sich Geigerin Irina schon mal damit, den bandeigenen Merchandisingstand zur Bühnenlinken herzurichten und einem offensichtlich eingeweihten Herrn die Abläufe zu erklären. Kurz darauf war dann der vergleichsweise rustikale Changeover vollbracht und nach kurzem Soundcheck konnte es endlich los gehen.

Leider waren da schon 25 Minuten der angekündigten Showtime verstrichen (laut Bandpage 19:00-20:45) und so musste sich Irina erst einmal über das offene Mikro beim Soundmixer erkundigen, wann denn nun Zapfenstreich ist. Da sich scheinbar keine Verlängerung der Spielzeit herausschlagen ließ, legten die Daddy Long Legs dann ohne weiteren Kommentar los und begannen ihre leicht reduzierte Show mit einer lockeren Aufwärmübung  des aktuellen Albums 2nd Birth, dem Titel „Food For Thought“.

Da sich zu diesem Zeitpunkt nur recht wenige Zuschauer vor der Bühne eingefunden hatten, die offenkundig zum harten Kern der Fans zählten, wirkte das ganze zunächst ein wenig eigenartig. Verglichen mit dem Auftritt in ihrer Heimatstadt Celle, den ich vor etwa einem Jahr gesehen hatte, herrschte hier erst mal eine wahre Geisterkulisse. Doch was nicht ist, kann ja noch werden, dachte sich die heute um ihren Bassisten dezimierte Band und machte unverdrossen weiter. Mit „Meanderings“ und dem Hit „Life under Bridges“ folgten dann auch gleich 2 Hämmer, die für erste Bewegung sorgten. Allmählich füllte sich dann auch der Platz vor der Bühne und aus 4 Grufties (ja so welche waren auch da) und 20 Hausfrauen wurden plötzlich 100, 150, 200 und mehr Leute, die gespannt auf das warteten, was ihnen noch geboten werden sollte.

Und es wurde geboten: Unermüdlich wurden Nummern wie „Psychopath“, „13/4“  oder „Wolf“ abgefeuert, die Live noch um einiges mehr Power haben als aus der Konserve. Dieses liegt vor allem daran, dass die Drumparts mit 2 Schlagzeugen dargeboten werden und so um einiges mehr Schub entwickeln können. Stellenweise lieferten sich die beiden Schlagzeuger Timo Lischka und Running Wild-Klopphengst Matthias Liebetruth ein regelechtes Duell, das zu späterer Stunde auch noch eindrucksvoll in Szene gesetzt werden sollte.

Zunächst nutzte aber Sänger Marco Bock eine Songpause dazu dem heißgelaufenen Duo hinter sich ein Kaltgetränk der Marke Hopfen zu organisieren um dann mit „To your Heart and mine“ einen Song anzustimmen, bei dem ich persönlich immer an den Film Titanic denken muss. Warum nur?!?

Mit der Coverversion „Cuts you up“ verließen die Langbeine dann fürs Erste ihr aktuelles Album und bewegten sich schnurgerade auf eines der Highlights der Show zu: dem Song „One Day we Die“. Dieser wird auf dem kommenden DLL-Album zu finden ein und konnte mich voll und ganz überzeugen. Nachdem sich die Band in den vergangenen Jahren bereits mehr und mehr in Richtung Gothic-Szene entwickelt hatte, setzt „One day We Die“ den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Obwohl Stromgitarren weiterhin ein Tabuthema sind, erinnerte mich der treibende Beat und die eingängige Folkmelodie schon sehr an Subway to Sally und vergleichbare Bands ohne jedoch identisch zu klingen. Dafür sorgte nicht zuletzt Mathias Janke, der als instrumentalisches Multitalent mit Akkordeon, Flöten und Saiteninstrumenten den ganzen Abend über immer wieder für Kontraste sorgte.

Ähnlich wie „One Day we die“ konnte auch der zweite neue Song „Kiss Goodbye“ durch sein nicht zu leugnendes Hitpotential voll überzeugen. Dieser folgte kurz auf „Come what may“, welches zum Gepflegten Schwung des Tanzbeines einlud. Ohnehin hatte sich mittlerweile die Stimmung deutlich verbessert und der Platz vor der Bühne war achtbar gefüllt. Damit einher ging ein durchweg lebhaftes Treiben auf der Bühne, das bei einsetzender Dunkelheit nun auch durch die Lightshow unterstützt wurde. Mit „Swimming out undressed“ kündigte Sänger Marco dann den vorerst letzten Song des Abends, sowie das unbestrittene Markenzeichen der Band an: „Drumcity“, das „Doppeldrumsolo  mit der Lizenz zum Knüppel!“.

Entsprechend druckvoll ging es dann auch los als Irina, Mathias und Marco von der Bühne schlichen um Timo und Matthias das Feld zu überlassen. Gute 5 Minuten droschen die beiden munter drauflos, bis Matthias sein Kloppofon verließ um es gegen ein sichtlich leidgeprüftes Ölfass einzutauschen, dass er fortan lauernd umtanzte und unter großem Beifall mit zwei Scheiten immer feste traktierte. Auf jeden Fall ein Highlight, doch noch lange nicht das Ende, denn nun stiegen die anderen Drei wieder auf die Bühne und läuteten mit Black Sun das Finale, bestehend aus „Hocus Pocus“ und „Hab einst auch ich...“ ein, bevor mit dem Abba-Cover „Voulez-Vous“ eine ebenso überraschende, wie stimmungsvolle Zugabe den Auftritt beschloss.

Am Ende bleibt festzuhalten, dass die Daddy Long Legs heute einen wahren Arbeitssieg für sich verbuchen konnten. Trotz flauer Kulisse steckten sie nicht auf und erspielten sich Stück für Stück ein Publikum, dem sie eigentlich schon seit längerem zu entwachsen begonnen haben. Davor muss man erst einmal den Hut ziehen. Darüber hinaus sind mir von diesem Konzert vor allem die neuen Stücke angenehm im Gedächtnis geblieben. Sie gaben einen tollen Vorgeschmack auf das im November/Dezember 2002 erscheinende Album der Band, auch wenn die meisten Besucher am heutigen Abend wohl wenig damit anfangen konnten. Mir in jedem Fall hat dieser Feierabend eine Menge Spaß bereitet und ich kann nur jedem empfehlen den Daddy Long Legs möglichst bald einen Besuch abzustatten,

euer Ritti.

 


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